20:15 ... Abendessen ... Eine lange Tafel für unsere Truppe ... Aufnahme der Bestellung ... Getränke??? Das war´s! ... In diesem Moment hatte ich für mich nur noch zwei Chancen ... Aufstehen und FLIEHEN ... oder SAUFEN ... Dazwischen gab es für mich nichts anderes mehr ...
Wässerchen bestellen? ... Essen?? ... dabei ein wenig Masken-Konversation treiben??? ... und dann Tschüss ... Hey Leute, ich will heute früh ins Bett????? Das riet mir in dieser Situation mein Verstand ... aber es wollte mir nicht gelingen! ... Abhauen-oder-Saufen ... schwarz-oder-weiß ... und sonst gar nichts!!!
Ich blieb sitzen ... und habe gesoffen!!! Integration-statt-Isolation! Das Bier nahm mir die Ängste! Die Depression wurde betäubt! Ich kam in die Gespräche ... und konnte sie sogar selber gestalten ... Nicht nur reagieren ... sondern auch agieren ... Ernste Gespräche ... offen ... echt und ehrlich ... Lustige Gespräche ... ich brachte andere Menschen zum Lachen ... und lachte auch selber!
Diese Arbeitsstelle habe ich noch nicht lange ... und die Truppe kannte bisher nur mein SCHUTZ-MASKEN-ICH ... ein merkwürdiger Kautz ... zwar nett ... fachlich kompetent ...und durchdacht ... aber auch distanziert ... scheigsam ... unnahbar ...
Bezüglich meiner Integration habe ich an diesem Abend viele Punkte gewonnen ... und mich dabei auch wohl gefühlt ... Jaaaa ... dieser Abend hätte für mich ewig dauern können!!!
Doch nun? ... Der nächste Tag ... Der nächste Entzug ... damit ich Montag wieder arbeiten kann ...
Verflucht! ... Diese "Herausvorderung" kam zu früh für mich ... oder zu spät ... ??? ...
ich les nu schon eine weile mit und möchte nun auch mal ein,zwei Worte sagen.
Zunächst einmal ist bei Dir wohl ein Schriftsteller verloren gegangen. Bist du dir eigentlich sicher,daß du beruflich im richtigen Universum bist?
Dann die Depris.Ich wusste gar nicht,daß Depressionen "wüten und toben" können.Ich habe immer gedacht,die machen sich durch Antriebslosigkeit und Desinteresse bemerkbar. Aber an Energiemangel scheinst du nicht zu leiden.Eher wohl an einer abgrundtiefen Abneigung dem gegenüber,was dein Leben zu sein scheint...
Und "Rückfälle" hast du dem Sinne auch nicht,denn du bist ja noch gar nicht trocken.Also mach dir deswegen nicht auch noch einen Kopp.
8:15 ... Ein Arbeitskollege weckt mich ... Frühstück Mein Blick in den Spiegel ... Ich sehe aus wie ausgekotzt ... wie ein Säufer halt ... Wie spät war es eigentlich in der letzten Nacht??? ... 3:00? ... 4:00? ... Keine Ahnung ...
9:15 ... Fortsetzung der Weiterbildung Noch halten sich meine Entzugssymptome in einem erträglichen Rahmen ... Ich kann den Beiträgen folgen ... und mich auch an der Diskussion beteiligen ... Kein Zweifel! ... noch schützt mich der Restalkohol!!!
12:15 ... Ende ... Verabschiedung ... untereinander ... Ich hasse das!!! ... und halte mich dabei zurück ...
14:15 ... Wir sind wieder zurück ... "Wir" ... Das ist "Die-Dreier-Kombo", die ungefähr zum gleichen Zeitpunkt bei dem Betrieb angefangen haben ... Noch ne Abschlusszigarette ... und ein Rückblickgespräch ...
15:00 ... back @ home
Fazit 1: Ich habe beruflich eine neue Chance ... Ich bin fachlich gefragt ... Daher wurde ich auch nicht mit einer Abmahnung oder Kündigung bedacht ... trotz meiner vielen Ausfallzeiten ... Eine NEUE Chance! ... Ich kann sie nutzen!! ... OHNE Alkohol!!!
17:30 ... und nun???
Fazit 2: Nun kommt mein nächste Entzug ... Damit ich Montag arbeiten kann ... Das alte Spiel ... immer und immer wieder ...
war gerade offline ... daher antworte ich erst jetzt ...
A-tens) Schrifftsteller??? ... JA! ... WAHRSCHEINLICH!! ... ICH GLAUBS AUCH!!!
B-tens) Es gibt bei mir zwei Formen der Depressionen.
- Einmal das, was du beschrieben hast ... Diese völlige innere Entleerung ... Der Tod bei vollem Bewusstsein ... Das Herz schläft noch ... Die Atmung funktioniert ... aber ansonsten geht NICHTS mehr ... Da ist nur noch diese innere Leere ... und sonst NIX ... Das ist die schlimmste Ausprägung der Erkrankung ... und zumindest hierbei bin ich froh, dass ich momentan nicht in einer solchen Phase stecke ... Denn dann könnte ich nicht einmal mehr schreiben ...
- Bei der anderen Form stehen die Ängste im Vordergrund ... Man ... ICH ... werde innerlich aufgefressen ... ausgehöhlt ... löse mich auf ... falle ... tiefer und tiefer ... wie auch immer ... Ich bemerke das ... bei vollem Bewusstsein ... und kann in diesem Moment trotzdem nichts unternehmen ... Ich funktioniere äußerlich ... irgendwie ... und meine äußere Maske ist dann mein einziger Schutz ... meine unnahbare "Ausstrahlung" ... ABER innerlich "wüten und toben" sie ... die Ängste und Depressionen ...
Es ist schwierig, dies mit Worten zu beschreiben ... Nein ... es ist sogar unmöglich ... Aber diejenigen, die selber daran leiden ... wissen(!), was ich damit meine ...
C-tens) Nein ... Trocken bin ich noch nicht ... Das stimmt! ... und ich stelle mich auch noch nicht sehr lange dieser Erkrankung Alkoholismus ... Daher gestatte ich mir bei diesem Thema auch noch "Fehler" ...
D-tens) Zitat: "Eher wohl an einer abgrundtiefen Abneigung dem gegenüber, was dein Leben zu sein scheint ..." Diesen Satz kann man so oder so verstehen ... Entweder ist er voller gehässiger Ironie ... oder er ist als ernsthafte Anmerkung gemeint ... ???
Es mag sein, dass meine geschriebenen Worte nach wütendem Aufbegehren klingen ... Ich selber empfinde es allerdings nicht so ... Und in meinem REALEN Leben ist von einem wütenden Aufbegehren nun wirklich NICHTS zu bemerken ...
Dass "mächtige" Konflikte in mir herrschen ... und ich mich dadurch selber blockiere ... habe ich nie bestritten ... oder?
Mit lieben Gedanken ... Hoffnung
PS: Das Wort "gehässig" war nur eine Wortspielerei ... mehr nicht ...
[f1][ Editiert von Hoffnung am: 25.07.2004 14:53 ][/f]
Die Entzugssymptome drängten sich dann am gestrigen Abend in den Vordergrund ... Es folgte eine beschissene Nacht ...
Die körperliche Komponente ist diesmal nicht so stark ausgeprägt wie beim letzten Mal ... Dafür zeigt sich aber die psychische Sucht in ihrer ganzen Macht und Stärke ... ALLES IN MIR SCHREIT NACH ALKOHOL ... Und wieder finde ich NUR eine Möglichkeit ... dagegen zu steuern .... mit der inneren Stimme meiner VERNUNFT ...
Doch mir ist dabei wohl bewusst, dass ich auf diesem Wege letztendlich doch wieder unterliegen werde ... So lange das "ICH-MUSS" ... und NICHT das "ICH-WILL" ... meine treibende Motivation bleibt, werde ich irgendwann doch wieder erschöpft zu Boden sinken ...
Solange meine innere Botschaft von der Vernunft geprägt wird: "Ich MUSS trocken bleiben, damit ich in der nächsten Woche beruflich und privat nicht wieder untergehe" ... Und dabei das "Ich WILL trocken bleiben, damit ich mein berufliches und privates Leben in den Griff bekomme" nur eine untergeordnete Rolle einnimmt ... werde ich meinen Teufels-Kreislauf-Bergab nicht durchbrechen können ...
Ich verkrieche mich heute ... mit dem einzigen Ziel, diesen Sonntag zu überstehen ... irgendwie zu überstehen ... Ich traue mich nicht vor die Tür ... auch um der Gefahr aus dem Wege zu gehen, doch wieder zum Kiosk zu fahren ... um mir dann Bier zu besorgen ...
Hallo Gitti ... Deine Frage an mich lautete "Warum willst du trocken werden?" ... Nun gut ... Ich versuche eine Antwort zu geben ... auch wenn es mir heute schwer fällt:
Ich bemerke es wohl, dass mein "Leben" kontinuierlich bergab geht. Es gibt Phasen, in denen reiße ich mich zusammen ... tue und mache ... aber unter dem Strich geht es bergab mit mir ... Eine schleichende Entwicklung ... gnadenlos und unerbittlich ... die aber längst zu durchschauen ist ...
Depressionen und Suff ... Das sind meine beiden Erkrankungen ... Und beide stellen innere Mächte dar ... die stärker und größer sind ... als ich selber es bin ... Das es so ist, wiederhole ich hier immer und immer wieder ...
Warum will ich sie in den Griff bekommen? Wie will ich sie in den Griff bekommen???
Die Depression ist ein Schutz- und Flucht-Mechanismus ... der unwillkürlich und unbewußt einsetzt ... Auch den Alkohol empfinde ich als einen Schutz- und Flucht-Mechanismus ... den ich habe zur Sucht werden lassen.
Der Suff ist eine sehr schnelle Möglichkeit der Flucht ... ein paar Biere nur ... und die Betäubung ist da ... Aber diese Form der Flucht hält nicht lange an ... Schon am nächsten Tag werde ich vom realen Leben wieder eingeholt ... Und dann? ... Versuche ich mich dann meinem realen Leben zu stellen?? ... Oder saufe ich weiter???
Der Alkohol diktiert mein "Leben" ... über sehr große Abschnitte ... Ich sehe das Ziel TROCKEN als eine neue Chance an ... Das-Trocken-Bleiben ist der einzige Weg, um nicht wieder in meiner Sucht unter-zu-gehen ... Nur so werde ich die Möglichkeit haben, mein privates und berufliches Leben einigermaßen in den Griff zu bekommen ... Und nur so werde ich auch die Möglichkeit haben, meine depressive Erkrankung anzugehen ... denn bei akuter Alkoholproblematik ist keine wirkliche Psychotherapie möglich.
Suff und Depressionen ... Beide sind enge Verbündete, die sich gegenseitig verstärken ... Beide lassen mich in Passivität erstarren ... Beide führen zur Isolation ... Beide bewirken eine innere und äußere Verwahrlosung ... Und dennoch scheint noch ein Funken von Leben in mir zu sein ... denn ansonsten würde ich mich ja dem allen bedingungslos hingeben ... dem Suff ... der Depression ... der Passivität ... der Isolation ... der Verwahrlosung ...
Und ... letztendlich ... ist es auch der Wunsch des ICH-SELBER-SEIN ... ohne Suff ... und ohne Depressionen.
hallo Hoffnung, deine sehr schwungvollen Darstellungen gleichen sich immer so. Du solltest in dich gehen und zur Tat (der Abstinenz)schreiten, ich grüße dich, Max
Es scheint doch das zu werden, was du anfänglich angekündigt hast : die literarische, alkoholneblige und selbstdestruktive Nabelschau und tagebuchmäßige Szenierung deines Untergangs.
Jeden Tag schreibst du "hoffentlich überlebe ich diesen Tag" .... um am nächsten Tag wieder genau in der gleichen Situation zu sein.
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