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Saufnix  
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Dieses Thema hat 241 Antworten
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 Deine eigene Alkoholkarriere
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Gast ( gelöscht )
Beiträge:

31.07.2004 23:56
#196 RE: Die nächsten Schritte ... Zitat · Antworten

Hi Hoffnung,

"Ähh ... hmm ... Ich habe hier immer betont, dass ich in meinem Thread offen"

isja gut...werde nicht mehr dran zweifeln.

"Alles andere sind unterstützende Maßnahmen"

Schön, daß du das klar hast! Wer nach einer Therapie wieder säuft, sollte nicht die Therapeuten verantwortlich machen. Das sind nämlich auch keine Götter, sondern einfach nur Menschen, die einen Beruf gelernt haben und deshalb bestimmtes besser verstehen, als andere, die sich mit der Materie noch nie befaßt haben. Ein Therapeut findet im "Normalfall" nicht irgendeinen "Schalter" im Patienten, den er einfach aus-knipsen kann...
Statistisch erwiesen scheint, daß, _wenn du Alkoholiker bist_ und du nach Entzug im Biergarten wieder von Milchkaffee auf eeiin Weizen umschwenkst, peu à peu oder immédiatement wieder in der alten Sch* sitzt. Um beim Milchkaffee zu bleiben ist das entscheidende _dein_ Wille und Wissen um dich.

Hmm, war des jetz Klugscheiß? Denn tuts mir leid...

Es kommt, wie du's _willst_,
fallada

PS: AFAIK == as far as I know == soweit ich weiß; um Mitternacht schmeißt nexusboard alle wegen house-keeping == Hausputz (backup, index-recreation, was weiß ich) raus, deshalb ist mir meine Erstschrift verloren gegangen, weil ich nicht ins Unreine geschrieben hatte...


Adobe Offline




Beiträge: 2.561

01.08.2004 10:18
#197 RE: Die nächsten Schritte ... Zitat · Antworten

Hallo Hoffnung,

Deinen Bericht von der SHG habe ich sehr interessiert gelesen. So ungefähr ging es mir am Anfang auch. Man braucht schon etwas Zeit, um da so richtig aufzutauen. Auch entwickeln sich mit der Zeit private Kontakte und man lernt die Leute besser kennen. Ich finde heute noch die Kontakte sehr hilfreich.

Mach auf diesem Weg weiter, gut so

LG
Adobe


Hoffnung Offline



Beiträge: 276

01.08.2004 19:57
#198 RE: Die nächsten Schritte ... Zitat · Antworten

Hi Fallada,

STIMMT! ... Der einzige Mensch, der die Verantwortung für mich trägt, bin ich selber ... Aber auch das habe ich niemals bestritten ... oder?

Insofern sehe ich die Schuld für meine missliche Situation nur bei mir selber. Ich schreibe hier "Schuld" ... obwohl ich weiß, dass dies nicht der treffende Ausdruck ist ... da er eine Wertung beinhaltet ... "Ursachen" und/oder "Auslöser" wären wohl passendere Umschreibungen ...

Die Gründe für eine gescheiterte Behandlung bei den Therapeuten zu suchen, ist ein bequeme Variante des Selbstbetruges und der Selbstaufgabe ... da man durch diesen einfachen Schachzug die Eigenverantwortung an die Therapeuten abgibt ... Und das kann nicht funktionieren!!!
Allerdings gibt es verschiedene Qualitäten der unterstützenden Maßnahmen: gut - mäßig - schlecht ...
Die für einen selber geeignete "Hilfe-und-Stütze" zu suchen und zu finden ... und dann auch adäquat zu nutzen ... ist eine Form der Kunst ... und beinhaltet dabei ein gehöriges Stück an Egoismus.

Zum kritischen Thema: "Der freie Wille"

So wie du den eigenen Willen beschreibst, hast du natürlich recht. Dies ist die handelsübliche Interpretation des freien Willens ...
Aber ist der eigene Wille wirklich so "frei"? ... oder vielleicht doch nur eine große Illusion???
Der "freie" Wille wird geprägt ... von der Kultur, in der man aufwächst ... und von deren Geschichte ... von der Familie ... von sonstigen Umwelteinflüssen ... Der "freie" Wille strebt nach "geprägten" Zielen ... und er ist nur eine REAKTION(!) ... auf innere Bedürfnisse ... und auf äußere Reize ...

In welcher Form man dann dieser "Bedürfnisbefriedigung" nachgeht, unterliegt natürlich so etwas wie einem eigenen Willen ... aber die Quelle dafür sind ganz simple Bedürfnisse ...

STOOOOOOOOOOOOOPP!!! ... Oje ... Jetzt wird es doch zu psycho-philosophisch ...


Mit willensschwankenden Grüßen ... Hoffnung


Hoffnung Offline



Beiträge: 276

01.08.2004 19:59
#199 RE: Die nächsten Schritte ... Zitat · Antworten

Hallo Adobe,

erneut DANKE für deine Ermutigungen!

Ja ... wie ich es oben schon beschrieben habe ... Ich empfinde SHG als eine neue Chance ... Kontakt mit "Gleichgesinnten" ... offen ... echt und ehrlich.

Ich werde in den nächsten Wochen noch weitere SHG besuchen ... auch um "meine" Gruppe zu finden ... Leider überschneiden sich viele Treffen mit meinen Arbeitszeiten.


LG ... Hoffnung


Hoffnung Offline



Beiträge: 276

01.08.2004 20:02
#200 RE: Die nächsten Schritte ... Zitat · Antworten

So, 01.08.04

- Meine depessive Erschöpfung: Sie hält auch am heutigen Sonntag an ... Ich lasse es geschehen ... denn jede ernsthafte Gegenwehr würde die Symptome verschlimmern ... Dieser depressive Rückzug ... in die Passivität und Isolation ... ich empfinde ihn an diesem Wochenende als meine Form der "Erholung" ...

- Tunnelblick: Als aktuelle Überlebensstrategie habe ich einen Tunnelblick entwickelt ... nur auf das nächste Ziel focussiert ... denn würde ich nach rechts oder links blicken ... käme es wohl zu meiner resignierenden Kapitulation vor all den kommenden Aufgaben.

- Suff: In den letzten Tagen habe ich kein Bedürfnis nach Alkohol.


Rosalie ( gelöscht )
Beiträge:

01.08.2004 20:50
#201 RE: Die nächsten Schritte ... Zitat · Antworten

Hoffnung,

ich hab mich bis jetzt zurück gehalten Dir was zu schreiben... Jetzt möchte ich Dir meinen Eindruck mitteilen.

Deine Gedanken drehen sich im Kreis.
Das ist typisch für Depressionen. All das was Du schreibst, kenn ich auch so ähnlich:
Und auch diesmal wieder ... Das alte Spiel ... Nach meinem gestrigen "Hoch" folgt der heutige Einbruch ... 9:00 ... Ich wache auf ... Apathie ... Antriebslosigkeit ... Meine innere Leere ... Die depressive Erschöpfung nach den letzten Wochen´... Meine heutigen Pläne ... ich werfe sie innerlich über Bord ... Handlungsunfähigkeit!

Das einzige was mir geholfen hat, aus diesem Kreislauf auszubrechen war laufen... loslaufen... unwichtig wohin... hauptsache erstmal loslaufen. Ich habe auch monatelang das Ei des Kolumbus gesucht und mich mit meinen Gedanken, die sich im Kreis bewegten in eine immer größere Isolation und Depression gebracht, bis ich -antriebslos war, eine inner Leere hatte, erschöpft war, mich nur noch verkriechen wollte und handlungsunfähig war.

Dann hab ich meinen inneren Schweinehund überwunden und bin losgelaufen... ohne weiter nachzudenken, ob das jetzt richtig ist oder nicht... und plötzlich spürte ich Lust... und plötzlich spürte ich Leben und lebendig sein... und zu dieser Welt gehören...
ich nahm wieder das Lächeln der anderen Menschen war, ich nahm die Vögel wahr, den Nebel, der morgens geheimnisvoll aufstieg, die Farben um mich herum, ich stieg aus dem Grau meiner Umwelt in eine bunte farbige Welt, die ja auch vorher da war, die ich jedoch nicht mehr wahrgenommen hatte...
Der erste Schritt, den Schweinehund zu überwinden, diese lästigen, immer sich im Kreis drehenden Gedanken war, diese durch visuelle Eindrücke zu ersetzen, mich zu erfreuen an den Dingen der Natur... an einem Igel, der durchs Gras schnüffelte... all das war plötzlich etwas wert, dass ich es sehen und beobachten durfte...

Ich bin keine Alkoholikerin, aber Depressionen kenne ich. Vielleicht ist es so, erst das erste Glas Alkohol stehen lassen und dann loslaufen... Mit Alkohol wirst Du wohl nur auf Krücken hüpfen, anstatt kraftvoll loszulaufen und irgendwann wieder zusammenbrechen. Lauf los und spring vom Karussel... es kostet nur eine kurze Überwindung, einen kurzen Ruck...am Anfang werden Dich Deine Beine nur schwer tragen, Du fühlst Dich vielleicht schnell erschöpft... läufts Du weiter, kannst Du vielleicht spüren wie das Lebeselixier durch Deine Blutbahnen fliesst und nach ein paar Tagen spürst Du vielleicht, wieviel Spass es macht zu laufen und diese bunte vielfältige wunderschöne Welt zu sehen und zu entdecken, ein Schmetterling, der auf einer wunderschönen Blume landet und daran saugt, eine Biene die den Honig aufnimmt, Kinder, die lachen... und Du versuchst alle positiven Dinge um Dich herum aufzusaugen und die negativn Dinge auszublenden und schöpfst Kraft daraus...

und fast alle hier auf dem Board hast wohl Du hinter Dir. Stell Dir einfach vor, wir stehen hier hinter Dir und feuern Dich an: "Lauf Hoffnung, lauf" und wenn Du von Deinem Lauf zurück kommst, dann sei Dir gewiss, des Lobes und Zuspruchs, den Du hier erhalten wirst (und auch in einer SHG sicher auch)

Viel Kraft
von Rosalie

[f1][ Editiert von Rosalie am: 01.08.2004 21:03 ][/f]


Hoffnung Offline



Beiträge: 276

02.08.2004 22:48
#202 RE: Die nächsten Schritte ... Zitat · Antworten

Hi Rosaline!

Ich renne los ...und das ganze Board ruft: "LAUF ... HOFFNUNG ... LAUF!" ... ???

JAAAAAAAAAAA! ... WAHRSCHEINLICH!! ... ICH GLAUB`S AUCH!!!



Aber nun ernsthaft: Ich verstehe schon, was du mit deinen Worten meinst ... LAUFEN ... einfach LOSLAUFEN ...
- Man kann es im wörtlichen Sinne nehmen ... Wandern und Joggen ... Naturerlebnisse ... Sehen ... Hören ... Riechen ... Fühlen und Spüren ... im Endorphinrausch ... Die Welt wahr-nehmen ... Die Welt auf-nehmen ...
- Man kann es auch im übertragenen Sinne begreifen ... Aufbruch ... Die eigenen Fesseln und Ketten sprengen ... Passivität und Isolation sind die Kardinalsymptome der Depression ... Durch Aktivität und durch den Kontakt mit anderen Menschen raubt man der Depression ihre Speerspitze ... Aufbruch zum Leben-und-Erleben!

Jedoch: Wenn solch eine mächtige depressive Welle wie an diesem Wochenende über mich zusammenbricht, habe ich keine Chance mehr ... Dann kann ich "es" nur noch zulassen ... Kapitulation ... mit der Gewissheit, dass auch diese Phase vorbei geht.

Und am heutigen Montag schon erscheint mir dieser depressive Zusammenbruch vom Wochenende in weite Ferne entrückt zu sein ... Ich kann es nicht mehr nachempfinden ... fremd ... ganz fremd ...
Die Depression ist ein Schutz- und Fluchtmechanismus ... der unwillkürlich und unbewusst anspringt ... und einen dann niederstreckt ... Diesmal war es meine Erschöpfung ... Psyche und Physis haben "dicht" gemacht!


Mit lieben Grüßen ... Hoffnung


PS: Die Rückkehr zum Sport ... in dieser Form ... oder in einer anderen Variante ... ist und bleibt ein Ziel von mir ... Aber alles zu seiner Zeit ... step-by-step ...


Hoffnung Offline



Beiträge: 276

02.08.2004 22:54
#203 RE: Die nächsten Schritte ... Zitat · Antworten

Mo, 02.08.04: DREHE ICH MICH WIRKLICH NUR IM KREISE???

Drehe ich mich wirklich nur im Kreise? ... Befinde ich mich wirklich nur auf einer permanenten Karussellfahrt?? ... Finde ich tatsächlich nicht den Absprung von meinem Karussell??? ... ein Karussell, welches selber allmählich im alten Sumpfe untergeht und versinkt ...

Ich habe mir an diesem Abend die Zeit genommen, um mir meinen eigenen Thread durchzulesen ... vom ersten Tag ... bis heute ... diese 3 1/2 Wochen ...

Meine Gedanken und Gefühle dabei: Nein! Es ist nicht nur Karussell!!!
Mag mein Leben immer noch erbärmlich und jämmerlich sein ... Mag ich meine inneren Mauern immer noch nicht als Tellerrand erkannt haben ... Mag ich mich immer noch zu-genüge-und-noch-mehr im Kreise drehen ... so schreit doch eine Stimme in mir: "Nein! Es ist nicht alles `negativ´!!!"

Wenn ich mir tatsächlich das Recht einräumen sollte, einen langen und langsamen Weg vor mir zu haben ... den ich mit kleinen Schritten begehe ... und mir dabei auch Rückschläge und Rückfälle erlauben darf ... ohne mich dann selber innerlich zu zerfleischen ... sehe ich durchaus auch `positive´ Entwicklungen ...

Meine innere und äußere Situation ist zwar weiterhin beschissen genug ... ABER:

- Als ich hier anfing zu schreiben ... mit besoffenen Schädel ... war ich voller Verzweiflung.
Mein danach folgender Selbstentzug endete im depressiven freien Fall ... und zuletzt auch wieder im Suff ...
Ich war kurz davor meine beiden Arbeitsstellen zu verlieren ... als Folge meiner Sauferei.

- Mittlerweile sind meine alkoholischen Rückfälle weniger und kürzer geworden ... Momentan bin ich seit 10 Tagen ohne Alkohol ... und empfinde auch kein Bedürfnis danach.
Meine beiden Arbeitsstellen konnte ich im letzten Augenblick noch retten ... und habe dort wieder festeren Boden unter den Füßen ... Über manche Strecke finde ich sogar neue Freude an meinem Beruf.

- Meine realen Schritte in Richtung "Abstinenz" nehmen schärfere Konturen an: Mein Verfahren "Ambulante Rehabilitation Sucht" ist bei der Caritas angelaufen ... Es bedarf dabei noch etwas Zeit und Geduld ... und das Überwinden einiger büroktatischer Hürden ... Aber ich werde meine ambulante Therapie bekommen! ... Davon bin ich felsenfest überzeugt!!!
Ich habe inzwischen meine Hemmschwelle gegenüber SHG überwunden ... Und auch dieses Board sehe ich als einen positiven Entwicklungsprozeß an ... Die Menschen hier haben mir so manche wichtige Hilfe gegeben ... aber auch so manchen Arschtritt verpasst ... Es ist wie im richtigen Leben.

- Mein momentaner Tunnelblick ... ist ein effektiver Selbstschutz ... da er wirklich nur auf den nächsten Schritt focussiert ist ... im Hier-und-Jetzt!!!
Ich weiss um die Gefahr, wenn ich diesen Tunnelblick aufgebe ... und nach rechts oder links schaue ... Der Berg an realen Aufgaben, der mir dann bewusst wird, würde mich erdrücken.

- Meine Depressiven Einbrüche beschränken sich mittlerweile auf wenige Tage ... Schutz und Flucht ... vor der realen Welt ... Ich scheine dies noch zu brauchen.

- Meine gedankliche und körperliche Belastungsfähigkeit ist noch deutlich reduziert ... Aber ist das ein Wunder? ... nach all den Wochen und Monaten der Sauferei?? ... nach all den Wochen und Monaten der Depressionen und Ängste???

- Und ... Da ist wieder ein Funken Glaube in mir ... der GLAUBE an meine EIGENE Person ...

Ja ... Da ist noch viel Erbärmliches und Jämmerliches in meinem Leben ... in mir ... und um mir herum ... Aber ich werde meine kleinen Fortschritte nicht unbeachtet lassen ... denn nur darauf kann ich aufbauen!!!


Rosalie ( gelöscht )
Beiträge:

03.08.2004 03:21
#204 RE: Die nächsten Schritte ... Zitat · Antworten

Hallo Hoffnung,

es ist nichts jämmerliches daran, wenn sich Gedanken im Kreis drehen, ich behaupte sogar, dass das fast jedem irgendwann mal so im Leben geht.

Es ist stets der erste Schritt, der uns vorwärts bringt... Manchmal macht man 1 Schritt nach vorn und zwei Schritte zurück. Dann kommt vielleicht der Punkt, wo man festen Boden unter den Füßen spürt und man geht stetig voran.

Wann hast Du das letzte Mal gelacht Hoffnung, so aus vollem Herzen?

Probiers doch mal mit laufen. Erst ein kleines Stück. Am nächsten Tag ein wenig mehr... etc. Das pustet Sauerstoff durch die Gehirnbahnen!

Du willst den Dingen durch Nachdenken auf den Grund gehen und vergisst vielleicht dabei zu leben?

Depressionen lösen sich meiner Erfahrung nach nicht mit Nachdenken...
Worin siehst Du denn den Sinn in Deinem Leben?

Ein wenig entsteht für mich der Eindruck, dass Du das alles kognitiv durchdringst und das wars dann. Du kannst es super theoretisch erfassen, nur den Schritt zur Umsetzung zum Handeln, zum leibhaftigen Erspüren des Lebens, den wagst Du nicht... weil Du ja alles verstehst, weisst wie es geht, weisst was gut oder nicht gut ist und es deswegen keinen Sinn ergibt, es zu tun?

Das Leben liegt vor Dir, Du musst es einfach nur aufheben.



Manchmal sind die Dinge so einfach und man macht sich das Leben einfach nur selbst schwer!

Grüsse
Rosalie

[f1][ Editiert von Rosalie am: 03.08.2004 3:27 ][/f]


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

03.08.2004 08:06
#205 RE: Die nächsten Schritte ... Zitat · Antworten

hallo Hoffnung,
über den (ersten aber entscheidenden) Berg bist du dann wenn du sagen kannst 'ich brauche nicht mehr zu trinken'. Da gab es für mich ein paar Unterscheide ob nun "ich kann" oder "ich darf" oder "ich will" oder aber "ich brauche" nicht mehr zu trinken. Endlich war diese allgegenwärtige entsetzliche Last von meiner Seele herunter. Zuvor kommt die bedingungslose Kapitulation vor dem Alkohol. Das hört sich vielleicht so dramatisch an, ist es aber gar nicht. Es ist weiter nichts als konsequent.
Ich konnte seinerzeit genau dann loslassen, als ich bemerkte dass mein noch so intensives Denken und Analysieren genau zu gar nichts führte als zur nächsten Trinkphase. Ich konnte daher in meinem allerinnersten bemerken dass ich tatsächlich Alkoholiker bin. Mit dem Kopf wusste ich dieses schon lange.
Und genau ab da ging und geht es mir gut, weil ich jetzt mit mir selber auskomme, und meistens ganz gut.
ich grüße dich, Max


Hoffnung Offline



Beiträge: 276

05.08.2004 00:12
#206 RE: Die nächsten Schritte ... Zitat · Antworten

Hallo Rosalie,

vorab vielen Dank für deine Antwort!

Dieses "Jämmerlich-und-Kläglich" bezog sich auf mein reales Leben ... nicht nur auf meine Gedanken ... sondern auch auf meine "Gefühle" und mein Handeln. Ich habe dabei aber versucht zu betonen, dass ich bei mir mittlerweile auch positive Tendenzen erkenne.

Ja ... was ich hier niederschreibe ... sind Gedanken und "Gefühle" ... Das war auch mein erklärtes Ziel bei diesem Thread ... meine Entwicklung in Worten fest-zu-halten ... Deshalb habe ich "Das Tagebuch eines Säufers " hier begonnen.

Aber es sind nicht nur Gedanken und Gefühle, die ich hier beschreibe ... dahinter stecken auch meine Erfahrungen ... gestern - heute - morgen ...

Laufen: Du hast recht ... mit dem Laufen ... Ich kenne diese positive Wirkung des Ausdauersportes auf Körper und Psyche ... aber es ist bei mir kein Allheilmittel ... auch das kenne ich.
Bei meinen folgenden Worten besteht die Gefahr eines "Der will ja gar nicht wirklich ändern" ... Jedoch ... ich bin momentan an meinem obersten Limit angelangt ... Sport würde ich zur Zeit als Belastung empfinden ... und nicht als Entlastung ... Es wäre ein "Du musst" ... und kein "Ich will" ... Meine bisherigen Erfahrungen haben mir gezéigt, dass nur "etwas", das von INNEN heraus kommt, eine wirkliche Chance auf Bestand hat ... Daher habe ich dir auch geschrieben, dass die Rückkehr zum Sport momentan nur ein Fernziel für mich darstellen kann.

Wie "Loslassen" von der Depression???
Es sind und bleiben diese drei Punkte:
- Die eigene Kapitulation vor der Erkrankung = Wer gegen die Depression ankämpft ... verliert!
Auch hier scheinen sich Alkoholismus und Depressionen sehr ähnlich zu sein ...
- Aktivität = Handeln ...
- Der Kontakt mit anderen Menschen = Durch andere Menschen zu sich selber finden ...

Trotzdem gibt es Phasen, in denen ich immer noch der Depression unterliege ... Die Macht dieser Erkrankug ist größer und stärker als ich ... Sie kommt ... und streckt mich nieder ... Ich habe es immer noch nicht gelernt, mit solchen Sirtuationen umzugehen ...

Der "Sinn" des Lebens??? ... Leben-und-Erleben ... sich selber in Erfahrung bringen ... durch das eigene Handeln ... nicht nur Gefühle und Gedanken ... nicht nur Wissen ... sondern auch "Tun und Machen" ... Du hast also auch recht mit deinen Worten, die ich mal so übersetzen will:
"Nur Wissen ... ohne zu Handeln ... ist für den Arsch!!!"

Und es stimmt auch, wenn du schreibst ... dass ich dazu neige, alles kognitiv zu erfassen ... Aber auch das ist ein Symptom der Erkrankung ... Depression ist eine Gefühlserkrankung ... eine Vernichtungsmaschine der eigenen "wahren" Gefühle ... Welche Aus-Wege habe ich denn? ... Ich kann meine Gefühle DENKEN ... Da ich sie selber NICHT empfinde ... versuche ich sie in Gedanken zu fassen ... Ein Aus-Weg, den ich übrigens mit vielen anderen Depressiven teile ... "Ich denke meine Gefühle" ... Meinen Verstand hilft mir, nicht an dieser Gefühlsleere zu verrecken ... Er versucht diese Leere mit etwas anderem zu füllen.

Aber die Fähigkeit, meine "wahren" Gefühle zu erkennen ... sie wirklich als diese zu empfinden ... um dann auch zu ihnen zu stehen ... diese Fähigkeit entwickle ich nur in den seltesten Fällen ... Das einzige Gefühl, welches ich mir bewusst gönne, ist die Angst.

Hinzu kommt die GEWOHNHEIT ... im eigenen Denken ... im eigenen Fühlen ... im eigenen Handeln ...Diese alten Gewohnheiten zu durchbrechen ... innerlich und äußerlich ... ist der schwierigste Schritt. Er erfordert Mut ... Selbst-Bewusst-Sein ... Kraft und Energie ... Konsequenz und Disziplin.

Nein ... Das trifft nicht nur auf mich zu ... Die meisten Menschen befinden sich in einem Tiefschlaf ... gefangen in der eigenen Fessel der Gewohnheit ...


Zitat: "Das Leben liegt vor dir, Du musst es einfach nur aufheben"

Soll ich jetzt schreiben: "Ach so ist das! ... Klaro!! ... wird sofort gemacht!" ... ??? ... Du weißt, dass deine Worte richtig sind ... aber du weißt auch, dass es bei den meisten Menschen eine längere und langsamere Entwicklung erfordert ... um dies auch umzusetzen ... oder?`


Mit lieben Gedanken ... Hoffnung


PS No.1: Um Missverständnissen aus dem Weg zu gehen ... Ich bin kein emotionsloses Monster ... Ich empfinde meine wahren Gefühle "nur" als stark gedämpft ... wie von einem dichten Schleier umgeben. Diese totale innere Leere ... das sind die tiefsten Phasen der Depression.

PS No.2: Ich habe mir meine Antwort noch einmal durchgelesen ... Meine Worte klingen streckenweise böse ... Es ist aber nicht so gemeint ... okay?


Hoffnung Offline



Beiträge: 276

05.08.2004 00:14
#207 RE: Die nächsten Schritte ... Zitat · Antworten

Hallo Max,

dein Stufenschema trifft es so ziemlich genau:
Ich kann - Ich darf - Ich will - Ich brauche ... nicht mehr zu trinken!

- Ich kann ... Der Glaube an sich selber
- Ich darf ... Der innere Kampf ... gegen einen mächtigeren Gegner
- Ich will ... Die entscheidene Vorraussetzung
- Ich brauche ... Die innere Erleuchtung

Die bedingungslose Kapitulation vor dem Alkohol ... Wer dagegen kämpft ... verliert ... Auf diesem Board waren es deine Beiträge, in denen ich zum ersten Male davon gelesen habe ... Auch dass du es nicht als deine eigene Stärke empfindest, dich vom Alkohol gelöst zu haben ... Die Abstinenz als Konsequenz deiner abgrundtiefen Verzweiflung.

Ich stehe noch nicht mal am Fuße dieses Berges, den du beschreibst ...


Ich grüße zurück ... Hoffnung


Hoffnung Offline



Beiträge: 276

05.08.2004 00:16
#208 RE: Die nächsten Schritte ... Zitat · Antworten

Mi, 04.08.04

Die letzten zwei Tage standen im Zeichen der Arbeit ... auch am morgigen Donnerstag erwartet mich ein langer und harter Arbeitstag ... Momentan bewege ich mich am oberen Limit ... Körper und Psyche können noch nicht so, wie ich es will ...

Und doch ... ein erstaunliches Phänomen ... Heute war ich sehr lebhaft auf der Arbeit ... wie schon seit langer Zeit nicht mehr ... Kraft und Energie ... über viele Stunden ... Ich stellte mich freiwillig den Gesprächen ... und es war mehr als nur dieses "Dienst nach Vorschrift" ... Hier und da wagte ich sogar meine Form von Humor zu zeigen ... Meine inneren Ängste schlummerten dabei im Hintergrund ... und machten sich nur gelegentlich bemerkbar ... Doch wenn sie kamen ... setzte ich schnell meine äußere Maske auf ... cool und unnahbar ...und verkroch mich dabei innerlich in mein Schneckenhaus.


Leona M Offline




Beiträge: 307

06.08.2004 22:31
#209 RE: Die nächsten Schritte ... Zitat · Antworten

Hei hoffnung,

immer noch sitzen wir im selben boot, noch nicht so richtig nüchtern, von rückfällen erschüttert, aber mittlerweile soweit, dass der kontakt zur hilfe per fleisch und blut aufgenommen wurde und dieser weg weitergegangen wird.

In den tiefen des web s fand ich folgendes sehr tröstliches wg. Depri + alk:

"Die Symptome von Depression und Alkoholmissbrauch sind oft die gleichen. Auch wenn du sagst, daß die Symptome nicht gelindert sind, hast du schon mal ein Problem weniger. Wegen der Symptome würde ich abwarten und den positiven Weg, den du beschritten hast, weitergehen. Bei einigen Symptomen von Alkoholmißbrauch kann es dauern, bis sie sich zurückbilden. Und genauso kann es sein, daß einige Symptome wirklich auf die Depression zurückzuführen sind. So ist es bei mir auch. Aber ich denke, wenn wir das eine geschafft haben, schaffen wir das andere auch noch. Meinst du nicht? :-)" (Depriforum)

Ja, geduldig sein, schlechte gefühle eine weile aushalten müssen, dem saufdruck etwas entgegensetzen, trigger-situationen in der anfangszeit meiden...

Nach 20 jahren alk-konsum lässt sich das nicht von heute auf morgen bewerkstelligen, im moment könnte mich der kleinste pups in den rückfall treiben, insofern umgehe ich die pupse, ich versuche es zumindestens.

Naja vor 10 tagen kam mal so ein ereignis, wg. Krankengeld, ärzten, ect und promt gluggerte ich mir die flasche wein weg. Meine selbstbeherrschung hat mich errettet, dass ich nach dieser flasche nicht noch zur tanke für nachschub gefahren bin... – puhhh, schweißabwisch...-

Ich setze viel hoffnung in die langzeit-thera, 3 monate meines lebens, die vielleicht eine nachhaltige wendung bringen. Klaro, göttinseidank, bekomme ich krankengeld für diese zeit und bin im moment sowieso joblos – eine andere situation, als bei dir.

Aber deinen weg finde ich genauso prima. Du gehst in SHG s, bist in einer beratung, rennst los und bemühst dich. Jo, wenns mit dem entschluss nichts mehr zu trinken getan wäre, wäre all diese berater wohl zimlich arbeitslos. Die werden bezahlt, also nerve sie und nimm sie in anspruch, gnadenlos (mache ich auch....).

Wenn du bei deinen arbeitgebern sowieso schon wg. Alk aufgefallen bist, WAS sollten sie dagegenhaben, wenn du jetzt was dagegen tun willst und dafür deine zeit brauchst? Und ihnen das auch ganz offen sagst? Wenn du schon sooo niedergesoffen und untragbar wärest, hätten sie dich schon längst rausgeschmissen. Wahrscheinlich rennst du offene türen ein und traust dich nur noch nicht loszurennen und klar tisch zu machen.


Drücke dir die daumen
und hoffe, du tust es auch für mich...
die leona


Hoffnung Offline



Beiträge: 276

07.08.2004 02:54
#210 RE: Die nächsten Schritte ... Zitat · Antworten

Hi Leona,

Danke für deine Zeilen!

Momentan möchte ich mich aber mit meiner Antwort kurz fassen ... wegen ... - siehe unten - ...

Klaro ... Depressionen und Alkoholismus sind sehr enge Verwandte ... und sie verstärken sich gegenseitig ... Das sind auch meine Worte ... immer und immer wieder ...
Mit meiner akuter Alkoholproblematik ist eine wirkungsvolle Psychotherapie zur Behandlung der Depressionen nicht möglich ... Also ist es ratsam, zuerst den Alkoholismus anzugehen ... schauen, was danach übrig bleibt ... um sich dann darum zu kümmern ... Da hast du recht!!!
Ich weiß das alles ... aber ...

Thema "JOB": Wegen Alkohol auffallen heißt in unserer Gesellschaft noch lange nicht, dass man Alkoholiker ist ... also werde ich meinen ruinösen Status mit Sicherheit nicht meinen Arbeitgebern verraten ... auch deshalb, weil dieses Geständnis nichts an meiner momentanen Situation ändern würde ...
Ich habe in meinem Job noch viel vor ... und möchte dabei noch vieles erreichen ... Das öffentliche Kainszeichen "Alkoholiker" würde mich dabei nur behindern ... Nee ... Keine öffiziellen Geständnissen zu meinem Alkoholismus!!!


Mit lieben Gedanken ... Hoffnung


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