Danke für deine Zeilen ... Tja ... Die zwei Losungen der Anonymen Alkoholiker: "Heute trinke ich nicht" und "Das erste Glas stehen lassen" ... Ich habe die Losungen hier im Board kennengelernt ... und versuche(!) sie mittlerweile auch zu verinnerlichen.
Für das nächste Wochenende bin ich obtimistisch: Am Fr der Termin bei der ambulanten Suchttherapie ... und am Sa das Date bei der SHG ... An diesen beiden Tagen wird nicht mehr viel Platz und Raum in mir sein für den Suff ... Am Sonntag herrscht inneres-Alkohol-Verbot ... wegen der bevorstehenden Arbeit ... Und am Mo habe ich dann wieder mein vierzehntätiges Gespräch beim Psychologen ... Spätestens dann sehe ich klarer und deutlicher ... hoffe ich ...
du schreibst ...an diesen beiden Tagen wird nicht mehr viel Platz und Raum in mir sein für den Suff ...
welch grandioser Irrtum.
Mit dieser Form von Selbstbetrug habe ich mich lange Zeit unter Wasser gehalten. Was das Saufen angeht gilt der Marxistische Umkehrsatz: Das Bewußtsein bestimmt das Sein. Solange du mit dir diese kleinlichen Krämergedanken gönnst, hier ne dunkle Ecke, dort ne Unübersichtlichkeit, wird das ganze Leben kleinlich bleiben und krämerhaft.
Heldenhafte Nüchternheit sieht anders aus, lieber Hoffnung
nun blicke ich langsam durch. Soweit ich dich verstanden habe, trinkst du (bedingt durch deine momentan selbst auferlegte Kontrolle) ausschließlich Freitags. Ist das richtig so?
Habe ich dich richtig verstanden, dass du u.a. auch über eben diese Selbstkontrolle und das Tagebuch hier im Forum dazu kommen willst das "1.Glas" stehen zu lassen ?
Falls etwas mißverstanden wurde meinerseits, bitte ich dich, es richtigzustellen!
Ich finde es jedenfalls ganz ganz klasse, dass du schon einen Termin bei der Suchtberatung hast und dich auf den Weg machst in eine SHG!
Als ich mich auf den Weg machte war das genau an jenem Abend als die Deutsche Nationalmannschaft ihr 1.EM Spiel hatte. Ich suchte mir eine Frauengruppe einr SHG in einer anderen Stadt aus, dachte noch: alles guckt Fussball, die nicht!
Mit einem ungehörigem Kraftaufwand fuhr ich dahin und klingelte und klingelte und klingelte - niemand machte auf! Dann las ich auf einem Schild im gleichen Haus "Caritas",klingelte dort und dort machte mir jemand auf. Schon auf der Treppe kam mir ein wunderschönes Mädchen entgegen , die gerade von der "Caritas" kam. In der offenen Tür stand eine Frau und fragte mich: "Wollen Sie zu uns?", ich daraufhin : Nein, nein! Sie schloss die Tür und die gegenüberliegende war die Eingangstür der SHG, wo ich eingetlich hin wollte. NUR LEIDER MACHTE NIEMAND AUF! Ich stand ganz schön verlassen da, hatte aber nicht den Mut nochmals bei Caritas zu klingeln, wo ich doch es so nötig hatte aufgefangen zu werden.
Naja, was machte ich dann: Zum Glück hatte ich vorsichtshalber einen Internetausdruck mit allen Treffen und Zeiten der AAs in dieser Stadt ausgedruckt. Ich schleppte mich also mit letzter Kraft dort hin (per Auto) und klingelte. Man öffnete mir sofort! Ich bekam die letzten 10 Minuten des Meetings mit und ab da wußte ich meinen Weg. In diesen 10 Minuten ist soviel passiert in mir wie in meinem ganzen Leben bisher nicht, mit all meinen Selbstinszenierungen und "meinen wichtigen Fragen,die die Welt doch interessieren muß!".
In diesen 10 Minuten ist etwas ganz entschiedendes passiert - wo ich bis heute noch nicht hinter gekommen bin -und das brauche ich auch nicht, denn es ist ein "Geschenk", und das nehme ich gerne an - ohne drüber zu grübeln, denn es ist einfach zu "wertvoll".
Diese 10 Minuten, was da in mir passiert ist, habe ich angenommen und lasse es dabei. Erst war es ein Samenkorn, und ohne mein zutun ist es nun schon ein kleines Pflänzlein geworden - wenn ich mal bildlich spreche. Ich lasse dieses zarte Pflänzlein nun einfach wachsen - ohne Chemie!
Danke noch für deine PS.Wünsche, bitte sieh´es nicht persönlich, aber ich habe deine Beiträge wirklich abends gelesen, wenn ich nicht schlafen konnte. Ich nehme Anteil an deiner Sitation und wie gesagt finde es klasse, dass du so fleißig schreibst. Bitte nimm´mir nicht meine Einschlafhilfe das wäre fies von dir! Echt!
@ Michael:
ZitatGerade weil ich mich noch sehr gut erinnern kann, wie ich mich (jahrelang!!) selbst verarscht habe, gerade auch in der ersten Zeit meiner Trockenheit.
Kann dir nur recht geben !!! War bei mir genauso ! Hatte mich ebenfalls wie die meisten hier nur selbst "verar....".
Und ich war ja so groß und hatte die richtigen Fragen für die Welt und natürlich auch die Antworten....etc. etc. etc.
Liebe Grüße an alle und an Hoffnung und big hug
Bordeauxnixe
[f1][ Editiert von bordeauxnixe am: 27.07.2004 15:45 ][/f]
ZitatGerade weil ich mich noch sehr gut erinnern kann, wie ich mich (jahrelang!!) selbst verarscht habe, gerade auch in der ersten Zeit meiner Trockenheit
... auch ich möchte das unbedingt mit unterschreiben.
Und das das so ist, sah ich halt leider erst als ich nichts mehr trank, vorher machte ich mir nur etwas vor. Ich glaubte jahrelang ich hab das im Griff.
Darum vielleicht auch der Holzhammer : weil sich tatsächlich nur etwas ändert - im Kopf, die Lebenseinstellung - wenn man aufhört zu trinken !
du triffst es ziemlich genau mit deinen Worten ... Eine heldenhafte Nüchternheit sieht anders aus!
Mir ist wohl bewusst, dass ich mich in vielen Lebensbereichen selber verarsche ... DIE ALTEN GEWOHNHEITEN ... eingebrannt und eingestanzt ... Ich empfinde es als schwierig, sie für mich selber zu durchschauen ... und als noch schwieriger, sie dann zu durchbrechen.
Und auch wenn es mir wieder als Selbstmitleid ausgelegt werden sollte: Ich bin eine kleinliche Krämerseele ... Mir fehlt es bei vielen Situationen an Mut ... und auch an entsprechender Stärke ... um über meinen eigenen Schatten zu springen.
DANKE für die liebe Zeilen und die detaillierte Darstellung von "Dein erstes Mal"! ... Deine Worte geben mir Mut für den kommenden Samstag ...
Ach ja ... die kleine Einschlafhilfe ... Sie soll sich diesmal nur auf eine nüchterne Beantwortung deiner Frage beschränken:
Zum Suff bin ich durch meine Depressionen gekommen. Bier zur Betäubung meiner Depressionen ... Ich bin in den Sog dieser beiden engen Verbündeten geraten ... und konnte mich nicht mehr befreien ... Nun leide ich an beidem ... an Depressionen und an Alkoholismus ...
Dieses exzessive Saufen begann vor mehr als zwei Jahren ... alleine und zu Hause ... Die blauen Phasen wurden länger und länger ... die trockenen Phasen kürzer und kürzer ... Isolation ... Passivität ... Verwahrlosung ... Ein zwischenzeitlicher Psychiatrieaufenthalt ... "Schwere depressive Entgleisung mit sekundärem Alkoholabusus" ... und dann doch wieder der freie Fall ... Zuletzt sah es so aus, dass mein erstes Glas Bier gleichbeteutend damit war, dass ich für die nächsten 1-2 Wochen ... gelegentlich sogar für die nächsten 3-4 Wochen durchgesoffen habe ...
Wie ich schon erwähnte, war es zunächst pure Verzweiflung, die mich hier hat schreiben lassen ... Mein Verstand weiss, dass ich Alkoholiker bin ... und dass ich nur über die Trockenheit zurück zum Leben finde ... und doch unterliege ich immer wieder dem Suff ...
Dieser Sechs-Tage-Cyclus ... in dem ich mich momentan eingefunden habe ... ist nicht geplant ... Ich sage mir also nicht bewusst ... bis Freitag musst du durchhalten ... und dann darfst du dir wieder für einen Tag die Kante geben ... Es ist die Sucht in mir, die mich dann zum Alkohol treibt ... Und mit dieser Sucht richtig umzugehen ... habe ich noch nicht gelernt.
Die nächsten Schritte will ich gehen, weil mir bewusst ist ... dass es nur über die Abstinenz funktionieren wird ... das eigene Leben zu führen ... und doch werde ich dabei Rückschläge und Rückfälle erleiden ...
Mein Leben ... die Depression ... der Suff ... haben mich kritisch werden lassen ... mir selber gegenüber ... Früher habe ich mir nach jeder depressiven Phase geschworen: "Nie wieder tauchst du da hinab!" ... um dann doch irgendwann erneut im depressiven Sumpf zu landen ... Wenn ich heute also schreiben würde:"Ab jetzt trinke ich nie wieder Alkohol!" ... müsste ich lügen ... denn ich weiß es eben nicht ... Ich kann "es" nur für mich versuchen ... immer und immer wieder ... Daher betone ich auch immer, dass es ein langer und langsamer Weg sein wird ... ein Entwicklungsprozess ... mit eben diesen Rückfällen und Rückschlägen ...
Der verbale Holzhammer ... er kann sicherlich etwas bewirken!
Vielleicht braucht es gelegentlich diesen Hammerschlag ... um zu wecken ... wenn die Gefahr besteht ... dass der andere Mensch wieder in dem alten Sumpf versinkt ...
Aber der Schlag mit dem hölzernen Hammer kann auch das Gegenteil bewirken ... Der Gegenüber traut sich dann nicht mehr seine Fäuste runterzunehmen ... seine Offenheit schwindet ... oder er zieht sich ganz und gar zurück ...
Der richtige Umgang mit dem verbalen Holzhammer ... Ist es ein Handwerk? ... oder ein Kunstwerk???
Ín den letzten beiden Tagen stand die Arbeit im Vordergrund ... Dabei empfand ich phasenweise auch wieder Freude an dem Job ... Aber ebenso habe ich feststellen müssen, dass meine Konzentration doch noch recht schnell erlahmt ... Die Sauferei in den letzten Wochen und Monaten ... sie fordert ihren Tribut.
@ home: Erschöpft ... aber ohne Bedürfnis nach Alkohol
Am gestrigen Spätabend habe ich noch ein "Mail-Gespräch" mit einer Bekannten geführt. Ohne es bewusst zu wollen, habe ich dabei eine Zusammenfassung meines momentanen Standpunktes gegeben ... eine Form von innerem Fazit der letzten Wochen.
Ich setze diese Zeilen in mein "Tagebuch" ... als ein Zwischenfazit ... für mich! ... Dabei verletzte ich keine "Schweigepflicht" ... weil ich keine Namen nenne ... weil meine Bekannte das hiesige Board nicht kennt ... und weil das hiesige Board meine Bekannte nicht kennt.
"Hey ... Dann hast du ja ein SUPER-WOCHENENDE hinter dir! ... (...) ... WOW ... Leben-und-Erleben ... Eine Ekstase der positiven Gefühle!!!
Du beschreibst es selber ... Du hast das Leben-und-Erleben in dir ... und kannst es auch empfinden ... in seiner ganzen Palette ... von der tiefsten Traurigkeit ... bis zum höchsten Glück!
Ich bleibe dabei ... Das ist eine Begabung!!!
Aber wie damit umgehen? ... mit extremer Leidenschaft ... mit der Liebeskrankheit ... mit der Depression ... mit dem Suff ... ??? ... Da fragst du den "Richtigen" ... grins
Es stimmt schon, was du schreibst ... Wir haben gelernt das zu verleugnen ... was unser Herz verlangt! ... Nein ... schlimmer noch ... Wir haben es sogar vergessen!!!
Und dann gibt es solche Phasen, wie du sie oben beschreibst ... Phasen ohne Erwartungen ... Phasen ohne Hoffnungen ... und plötzlich kommt die revolutionäre Wendung ... unerwartet ... unerhofft ... Das ganze positive Leben-und-Erleben wird zur empfundenen Realität! ... Auch wenn diese positiven Empfindungen nur für einen bestimmten Zeitraum anhalten ... so bleiben sie doch die eigene Realität!!!
- Ich glaube, dass ist der erste Schlüssel zur Gesundung: Denken ... Fühlen ... Handeln ... OHNE jegliche Erwartungen-und-Hoffnungen!
Aber wie man das BEWUSST in sein Leben umsetzt ... frage bitte nicht mich.
- Der zweite Schlüssel ist eine Binsenweisheit: "SELBST-BEWUSST-SEIN" ... also sich SELBER bewusst sein! ... und "SELBST-WERT-GEFÜHL" ... also sich SELBER achten und lieben ... unabhängig(!) von den positiven und negativen Urteilen anderer Personen!
Und das ist ein aktiver Umlernungsprozeß ... der Jahre dauern kann ... vielleicht Jahrzehnte ... vielleicht sogar ein ganzes Leben ...
Ich weiß nur, dass am Anfang die SELBST-BEOBACHTUNG steht ... sich SELBER beobachten ... wie man selber fühlt ... wie man selber denkt ... wie man selber handelt ... ohne jegliche Wertung ... nur Beobachten! ... Und das allein ist schon schwer genug!!!
- Den dritten Schlüssel habe ich schon mehrmals erwähnt: Depressionen ... Sucht ... Suff ... Liebeskrankheit ... Das sind innere Mächte, die größer und stärker sind ... als man selber! ... Dies "anzuerkennen" ist der erste Schritt ... Die Kapitulation vor der größeren und stärkeren Macht!!! Diese Erkenntnis ist nicht von mir ... Wie bereits erzählt, habe ich mich in letzter Zeit umgehört und umgelesen ... Es sind Erfahrungen von Menschen, die es gepackt haben ... die sich gelöst haben ... von der Depression ... oder vom Suff! "So lange du dagegen ankämpfst, wirst du verlieren!!!" habe ich häufig als Botschaft vernommen ... und ... "Erst wenn du den Kampf aufgibst ... den Kampf gegen diese stärkere und größere Macht ... wirst du eine Chance haben ... zu gesunden!!!"
Auch hier kann ich nur schreiben: Ich habe noch nicht die geringste Ahnung, wie ich das in meinen Empfindungen umsetzen soll und kann ...
- ABER ... Der allererste Schritt scheint mir wirklich die oben genannte BEOBACHTUNG-SEINER-SELBST zu sein ... ohne jegliche Wrtung ... Um für mich zu schreiben: Meine Gefühle erkennen ... sie betrachten ... sie beobachten ... ohne wertendes Urteil ... Nur Erkennen-und-Beobachten ... unter ACHTUNG meiner SELBST!
Na? ... und?? Was empfindest du jetzt??? Bin ich nun übertherapiert????? ... oder nicht?????
in dir kocht und brodelt es, in einer unberechenbaren Form. Dein Dasein ist ein Schattendasein und das Selbstmitleid gepaart mit Depressionen wird weiterhin dein ICH erdrücken, wenn du nicht endlich deine alkoholische Verpackung ablegst.
Du kannst noch soviel schreiben, lesen, hoffen, harren, bitten, glauben, denken, hören, sehen .......du wirst es mit Alkohol nicht begreifen......es ist und bleibt Selbstbetrug. Je länger du trinkst, desto härter wird der Aufprall aus deiner alkoholischen Traumwolke und die Konfrontation mit der Lebenslüge.
ZitatUnd auch wenn es mir wieder als Selbstmitleid ausgelegt werden sollte: Ich bin eine kleinliche Krämerseele ... Mir fehlt es bei vielen Situationen an Mut ... und auch an entsprechender Stärke ... um über meinen eigenen Schatten zu springen.
Erfordert es nicht viel mehr Mut und ist es nicht ein viel größerer Kraftaufwand in alten Verhaltensmustern zu verharren? Wohl wissend, dass nichts besser wird, sondern immer nur viel schlimmer?
Du bekämpfst Dich permanent selbst an zwei Fronten, da ist der Alkoholismus und die Depression, so lange wie Du diese beiden "Kriegsschauplätze" nicht als einen Teil Deiner selbst akzeptierst, wirst Du Dich weiterhin aufreiben.
es stimmt alles, was du mir schreibst! ... und dennoch ... auch das Sehen und Hören, auch das Lesen und Schreiben gehören zu einem Entwicklungsprozess dazu ... genau so wie das Denken und Fühlen ... genau so wie das Zweifeln ... ABER am Ende zählt nur das eigene reale HANDELN ... Wie könnte ich also deinen Worten widersprechen?
Es mag wieder mein Selbstbetrug sein ... aber im Augenblick empfinde ich es so, dass ich mich eher vom Alkohol entferne ... als dass ich mich erneut auf ihn zubewege ... Aber ebenso kann dies auch nur eine flüchtige Momentaufnahme darstellen ...
Zitat: "Du bekämpfst Dich permanent selbst an zwei Fronten, da ist der Alkoholismus und die Depression, so lange wie Du diese beiden `Kriegsschauplätze´ nicht als einen Teil Deiner selbst akzeptierst, wirst Du weiterhin aufreiben."
Stimmt! Du hast völlig recht!!! ... Den Alkoholismus und die Depression für mich SELBER akzeptieren und respektieren ... als einen Teil von mir ... Das allein ist die Basis ... Ich weiß das ... aber ... VERFLUCHT ... Ich versinke immer und immer wieder in diese inneren Kämpfe ... Ich brauche Zeit und Geduld ... für mich selber ... Es ist und bleibt ein Entwicklungsprozeß ... verstehst du?
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