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Saufnix  
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Dieses Thema hat 194 Antworten
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 Deine eigene Alkoholkarriere
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kapoen Offline



Beiträge: 393

14.10.2018 19:43
#151 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

@F10 2

kann ich gut nachvollziehen, dass Du nicht bereit warst der Spassbremse ideologisch zu unterfuttern. Und ganz klar bin ich bei Dir, wenn Du behauptest, dass Alkohol und Drogen auch Spass, Extase, Rausch und Sinnlichkeit bereitstellen. Sicherlich nicht nur reines Teufelszeug, wenn es einer nicht gerade übertreibt! Meine Frage, warum Alkohol und Drogen gesellschaftlich auch dämonisiert werden erklärt sich ja nicht nur aus ihrer zweifelsohne schädlichen, gesundheitsbedrohende Folgen. Extase, Rausch und Sinnlichkeit haben von je her auch schon immer gesellschaftliche Machtverhältnisse in Frage gestellt. Nicht von ungefähr lehrt uns die Religion im Auftrag auch der weltlichen Herrschaft das die Erde ein Jammertal ist und wir uns gefälligst damit abfinden sollen. Menschen, die Spaß und Freude am Leben gehabt hätten, hätten womöglich die Gefolgschaft verweigert, wenn mal wieder ein Durchgeknallter zur Schlacht aufgerufen hat. Kurz gesagt, zuviel Spaß, Lust und Freude verdirbt nicht zuletzt den Mächtigen die Suppe. In der Systemsprengende-und herrschaft-in-frage-stellende Wirkung berauschende Substanzen liegt wohl einer der Hauptursache daß die meisten Substanzen geradezu fanatisch verboten und dämonisiert werden.

Grüsse Kapoen


marimba Offline




Beiträge: 913

14.10.2018 19:45
#152 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

Zitat von F10 2 im Beitrag #147
Partyfeeling, Lebensfreude, Abenteuer, Kick, Rausch, Euphorie, Sensation Seeking scheint mal wieder KOMPLETT auszuschließen sein.
"Sex & Drugs & Rock´n Roll ist nur ein Fake von denen, die das gemacht haben, was ich immer wollte"

Du Nase, ich hab dich doch sogar explizit als Quelle für die Suchtkrank-durch-Lebensfreude-Option herangezogen. Siehe oben.
Zitat von F10 2 im Beitrag #149
Naja , es geht ja um die Entstehung der Süchte. Das die psychischen Deformationen während der Sucht auftreten, ist hier wohl nicht das Thema.
Das wissen wir alle aus eigener Erfahrung.

Die Frage: "Wie kommt man rein in die Sucht?" ausschließlich unter den Gesichtspunkten der ..hm ...psychischen Deformation zu betrachten, ist ja der eigentliche Knackpunkt

Ich weiß nicht ob ich für deine Argumentation überhaupt genug gesoffen habe, jedenfalls habe ich aufgehört bevor ich körperlich abhängig war, trotzdem habe ich keinerlei Zweifel daran, dass ich süchtig getrunken habe.
Ich kann bei mir auch keine psychischen Deformationen während der Sucht feststellen.
Nach allem was ich zu meiner Geschichte so in Erfahrung bringen konnte und worin ich mich bei Erklärungen von psychischen Dynamiken so wiederfinde, hatte ich einigermaßen schwierige Startbedingungen und das hat mein Leben maßgeblich geprägt und das tut es zum Teil heute noch.

Natürlich spielten "Partyfeeling, Lebensfreude, Abenteuer, Kick, Rausch, Euphorie" eine Rolle dabei, dass Drogenkonsum zu meinem Leben gehörte. Zum süchtigen Konsumenten wurde ich aber nicht auf Partys. Dort war ich zwar auch nie ganz nüchtern, die Euphorie und Lebensfreude habe ich da aber voll und ganz auf der Tanzfläche ausgelebt. Zum süchtigen Konsumenten wurde ich alleine zuhause in der Hängematte, weil ich von den Anforderungen des Lebens abseits der Tanzfläche überfordert war und "Kopf ausschalten" zu meiner Bewältigungsstrategie erkoren hatte. Führte in eine Sackgasse und meine Lust auf Lebensfreude und Abenteuer, der Anspruch mein Leben tatsächlich leben zu wollen und eine ausreichende Ausstattung an Resilienz hat mir wohl ermöglicht, dass ich da aussteigen konnte.

Was ich an deiner Theorie nicht ganz nachvollziehen kann ist, dass es ja schon ein Stück Weg ist von mal zu missbräuchlich zu süchtig zu körperlich abhängig trinken. Da geht doch die Lebensfreude auf dem Weg schon relativ früh verloren. Psychisch völlig in Ordnung und auf der Suche nach Lebensfreude, Abenteuer, Kick gehe ich doch einen Weg nicht weiter, wenn er mir nicht mehr liefert was ich mir erhoffe.

Warum hast du das gemacht?

Die Maus steht für den inner groove, für ne einwandfreie Sache, für den Wunsch, daß es einen so richtig erwischt.
aus Koppstoff von Feridun Zaimoglu


marimba Offline




Beiträge: 913

14.10.2018 19:53
#153 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

Zitat von kapoen im Beitrag #146

So gesehen müßte Alkoholismus dann auch nicht immer in rein inneren Ursachen begründet sein, sondern könnte auch seinen Anfang in permanente Überforderung und Selbstausbeutung nehmen. Wobei dann allerdings die Frage, warum jemand so agiert, damit natürlich auch noch nicht beantwortet ist!?

Also ich zähle Selbstausbeutung und permanente Überforderung durchaus zu inneren Angelegenheiten.

Die Maus steht für den inner groove, für ne einwandfreie Sache, für den Wunsch, daß es einen so richtig erwischt.
aus Koppstoff von Feridun Zaimoglu


marimba Offline




Beiträge: 913

14.10.2018 20:06
#154 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

Zitat von newlife im Beitrag #150
@marimba
Habe den langen Text von Correctiv gelesen und mir sind dabei Gedanken zur Tabakindustrie gekommen.(…)
Warum hat das damals funktioniert?

Das kann ich dir nicht sagen, lässt sich aber bestimmt recherchieren. Ich vermute, dass evtl. die Beweislast bei der Schädlichkeit von Tabak erdrückender und eindeutiger ist.
Tabakkonsum war vielleicht auch immer weniger verbreitet als Alkoholkonsum, sprich es war mehr Menschen egal wenn es da Verschärfungen gab.
Vielleicht waren auch die Gegner besser organisiert. Wie gesagt, keine Ahnung.

Die Maus steht für den inner groove, für ne einwandfreie Sache, für den Wunsch, daß es einen so richtig erwischt.
aus Koppstoff von Feridun Zaimoglu


Julia ( gelöscht )
Beiträge:

15.10.2018 19:21
#155 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

Irgendwie ist das ja ein weites Feld. Diejenigen, die sich selbst aus der Sucht befreien und in keine LZT gehen, oder sich die Diagnose F10.1 oder F10.2 nicht geben lassen, tauchen ja auch in keiner Statistik auf. Ich kenn mittlerweile viele Frauen und Männer, die ihren Weg aus der Sucht erfolgreich allein gefunden haben. Für sie kam es nie in Frage, sich öffentlich zu bekennen. Gar nicht aus Scham, sondern weil sie keinen Bock darauf hatten, auf dem Schachbrett dann verschoben zu werden. @Dirk, es ist nicht immer Scham. Manchmal ist es einfach Kalkül und wohlüberlegter Selbstschutz.


kapoen Offline



Beiträge: 393

15.10.2018 20:14
#156 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

Mich persönlich stört es schon, dass Suchtkrankheiten bzw. ihre Ursachen einzig an den Individuen festgemacht werden. Entweder sind es seine Gene, oder sein soziales Umfeld (negative Vorbilder, "falsche Freunde" etc.) oder aber sein Psyche ist deformiert und gestört. Geselschaftliche Verhältnisse, Machtstrukturen, ungleich verteilte Bildungs- Aufstiegschancen, und vieles mehr, scheint alles keine Rolle bei der Ursachen von Süchte zu zukommen. Zum Beispiel möchte ich da das zunehmend größer werdende Problem der Suchtkrankheiten unter den älteren Mitbürgern anführen. Nicht nur absolut, sondern auch relativ ist eine starke Zunahme dieser Krankheiten innerhalb dieser Alterskohorten zu verzeichnen. Sind die jetzt alle plötzlich neurotisch oder sonstwie psychisch abnorm geworden? Wohl kaum, die Gründe dürften wohl in der zunehmenden sozialer Isolierung, Vereinsamung und auch finanzielle Not vieler unseren älteren Mitmenschen zu sehen sein. In Großbritanien hat man das Problem wohl schon eher erkannt und sogar schon politisch durch die Errichtung eines Ministerium gegen Einsamkeit reagiert. Was sich wie ein Aprilscherz anfühlen möchte, ist leider bittere Realität. Isolation und Einsamkeit, aber auch Arbeitslosigkeit, Überforderung im Job etc. kann Menschen psychisch labil, psychich krank machen! Ich denke es reicht nicht nur die Individuen zu therapieren, was nutz es zum Beispiel einen alten Menschen zu therapieren und anschließend wieder genau in die trostlose Umgebung zu entlassen, die ihm vormals haben scheitern lassen?

Grüsse Kapoen


Julia ( gelöscht )
Beiträge:

15.10.2018 20:32
#157 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

Zitat von kapoen im Beitrag #156
Mich persönlich stört es schon, dass Suchtkrankheiten bzw. ihre Ursachen einzig an den Individuen festgemacht werden.



Ist das so? Systemisch zu verorten (also nicht auf individueller Ebene) ist doch schon mal die omnipräsente Verfügbarkeit von Alkohol. Quasi rund um die Uhr für wenig Geld zu bekommen. (Supermärkte, Lokale, Tankstellen) und auch überall öffentlich zu konsumieren (aus Kanada kenne ich das beispielsweise nicht so).

Dass der Alkoholkonsum bei der älteren Generation steigt, ist seit vielen Jahren ein gesellschaftspolitisches Thema. Unsere Individualisierung, das Aussterben der Großfamilien etc. hat dazu geführt, dass heute viele alte Menschen trinken, aus Einsamkeit Auch viele ältere Frauen. Auch hier ist die Verfügbarkeit und der tiefe Preis von Alkohol sicher nicht gerade hinderlich. Das zunehmende Trinken bei gutgebildeten Frauen hat sich die letzten Jahre entwickelt. Sie trinken heimlich allein zuhause. Oft, um zu funktionieren in dieser irren Leistungsgesellschaft. Auch hier ist nicht das Individuum betroffen, sondern eine ganze Bevölkerungsschicht. In der Schweiz ist der Alkoholkonsum seit Jahren in der Bevölkerung erstmals rückläufig. Na ja, in Zürich ist ne Nase Koks mittlerweile auch billiger zu bekommen als ein Drink. (Schlechter Scherz, ist aber so). Das betrifft die junge und mittelalte Partypeople-Szene.

Während in der mittleren und älteren Generation höher Gebildete mehr trinken, ist es bei der jungen Generation nicht so. Da saufen viele. Mädchen und Jungs gleichermassen. Die Frage ist, wie sich dieser hohe Alkoholkonsum von jungen Menschen künftig in Sucht niederschlagen wird. Mir stellt sich die Frage, warum Alkohol a) nicht viel teurer wird, b) immer noch rund um die Uhr zu kaufen ist, und c) selbst von Politikern so verharmlost wird. Alkoholismus ist eine systemimmanente Sucht, daher sollte sie auch gesellschaftspolitisch angegangen werden.


Angler1975 ( gelöscht )
Beiträge:

15.10.2018 21:22
#158 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

Zitat von Julia im Beitrag #157

Während in der mittleren und älteren Generation höher Gebildete mehr trinken, ist es bei der jungen Generation nicht so. Da saufen viele. Mädchen und Jungs gleichermassen. Die Frage ist, wie sich dieser hohe Alkoholkonsum von jungen Menschen künftig in Sucht niederschlagen wird. Mir stellt sich die Frage, warum Alkohol a) nicht viel teurer wird, b) immer noch rund um die Uhr zu kaufen ist, und c) selbst von Politikern so verharmlost wird. Alkoholismus ist eine systemimanente Sucht, daher sollte sie auch gesellschaftspolitisch angegangen werden.


Da es eine systemimmanente Sucht ist, wird sie genau deswegen niemals gesellschaftspolitisch angegangen werden.

Eine kleine "Eigenstudie" zum Thema saufende Jugend:

In meinen jungen Jahren (16-24 Jahre alt) war ich (Gründungs-)Mitglied in einem Jugendclub.
Heute würde ich der Hälfte der damaligen Jungs die Diagnose F10.1 oder F10.2 stellen.
Aus meiner eigenen Erfahrung und was ich noch so mitbekomme...
Bei einem weiß ich´s ganz sicher!

Wir haben damals nicht nur gesoffen, aber Alk war am Wochenende immer reichlich mit dabei.
Fast alle zudem noch extrem sportlich unterwegs: Fußball, Tennis, Basketball, Volleyball, Radfahren, Laufen, ...
Einen Tag ohne Sport gab´s fast nicht, außer der Kater war zu groß.
War er aber in jungen Jahren noch nicht.

Je früher und regelmäßiger der Kontakt mit einer Droge besteht, desto höher die Suchtgefahr.
Meine ganz persönliche Erfahrung.

Mein Erstkontakt mit Alk war mit 12, mit 16 ging´s dann aber am Wochenende munter drauf los.

Neulich ein Gespräch im Supermarkt zwischen zwei 15- jährigen Jungs:
"...nemme lang, dann bin I 16 und dann wird gsoffa ohne Ende!"

Ich dachte noch: "Du weißt gar nicht, wie recht du hast!"

Bei mir HöhereMachtoderwasichdarunterversteheseidank mit Ende

LG ein dankbarer Angler


Julia ( gelöscht )
Beiträge:

15.10.2018 21:28
#159 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

@Angler: na, schaun wir mal, was der CSU-Absturz in Bayern so mit sich bringt. Vielleicht wird dem Bier ja künftig nicht mehr der Status "Grundnahrungsmittel" verliehen mit dem Argument, dass drei am Tag (die sprachen glaub von Maß) schon gesund seien


Angler1975 ( gelöscht )
Beiträge:

15.10.2018 21:35
#160 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

Zitat von Julia im Beitrag #155
Irgendwie ist das ja ein weites Feld. Diejenigen, die sich selbst aus der Sucht befreien und in keine LZT gehen, oder sich die Diagnose F10.1 oder F10.2 nicht geben lassen, tauchen ja auch in keiner Statistik auf. Ich kenn mittlerweile viele Frauen und Männer, die ihren Weg aus der Sucht erfolgreich allein gefunden haben. Für sie kam es nie in Frage, sich öffentlich zu bekennen. Gar nicht aus Scham, sondern weil sie keinen Bock darauf hatten, auf dem Schachbrett dann verschoben zu werden. @Dirk, es ist nicht immer Scham. Manchmal ist es einfach Kalkül und wohlüberlegter Selbstschutz.


https://www.youtube.com/watch?v=RZOvkteXrgc

Titel: Was können wir von Suchtkranken lernen, die ohne fremde Hilfe abstinent geworden sind ?

Die Frage wird aber im Vortrag nicht beantwortet. Dafür interessante Untersuchungen zum Thema Selbstremission.


3 Mitglieder finden das Top!
Angler1975 ( gelöscht )
Beiträge:

15.10.2018 21:50
#161 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

Die CSU ist mir wurscht, aber sowas von.

Ich werde grün-schwarz regiert inklusive Alkoholverkaufsverbot zwischen 22 und 6 Uhr

"Früher" hab ich´s gehasst und bin schon mal 20 km über die "grüne Grenze" in den Freistaat zum nächtlichen "Drogenkauf" gefahren
Nüchtern allerdings!

Jetzt ist es mir egal


newlife ( gelöscht )
Beiträge:

15.10.2018 21:59
#162 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

Zitat
Dirk, es ist nicht immer Scham. Manchmal ist es einfach Kalkül und wohlüberlegter Selbstschutz.



Da wirst du sicher recht haben, Julia. Es hängt bei den Probanden der oberen Schicht auch viel mehr dran und die Außenwirkung hat eine ganz andere Tragweite, wie bei Otto-Normal-Bürger.

Inwieweit die aber nachhaltig trocken bleiben oder doch immer wieder mal ne Promi-Klinik mit Entgiftung und Einzeltherapie für Selbstzahler aufsuchen, wissen wir auch nicht. Da tropft auch kaum was durch.

Es zeigt sich ja schon, dass ein Großteil der Süchtigen einen gewissen Austausch mit Gleichgesinnten schätzen und der ihnen auch hilft. Ich selbst wollte und könnte so ganz ohne Reflexion auch nicht. Wie aber machen das die "Promis"?

Nur lässt sich wie immer im Suchtbereich nie etwas verallgemeinern. Es gibt wohl schon auch solche, die ganz allein "im stillen Kämmerlein" aufhören. Wie viele das sind, wissen wir aufgrund der hohen Dunkelziffer ohne Diagnosen nicht. Es wäre ja sogar denkbar, dass diese Personengruppe noch die Mehrheit stellt.

Viele wollen ja einfach keine Diagnose, aber trotzdem sind auch sie zugehörig und tragen womöglich noch mehr zum hohen Alkoholkonsum bei, wie so mancher Abhängige es mit Diagnose getan hat oder auch immer noch tut.

Das gesellschaftliche Umfeld erfordert tatsächlich gewisse Verhaltensmuster. Wäre Münchens OB Reiter jetzt ein Alki müsste er dennoch die Wies'n mit dem Faßanstich eröffnen. Er hätte keine andere Wahl. Tradition spielt hier die entscheidende Rolle, auch wenn er nur was vorgaukelt und selbst dann nur so tut, als ob er trinkt. Es wären sonst einfach nicht mehr die "gemütlichen Wies'n"

Schlimm, sowas. Solche Rituale, auch Geschäftessen, Empfänge und was weiß ich nicht alles gehört in diese Sparte.


Julia ( gelöscht )
Beiträge:

15.10.2018 22:17
#163 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

Zitat von Angler1975 im Beitrag #160
https://www.youtube.com/watch?v=RZOvkteXrgcTitel: Was können wir von Suchtkranken lernen, die ohne fremde Hilfe abstinent geworden sind ?Die Frage wird aber im Vortrag nicht beantwortet. Dafür interessante Untersuchungen zum Thema Selbstremission.


Danke, Angler. Gerade angeschaut, also 35 Minuten (fast ganz). Tut gut, dass das was ich schon lange so empfinde, empirisch nachgewiesen wurde. "Die Selbstwirksamkeit, es allein schaffen zu wollen, ist ein ganz wichtiger Grund". Ich habe mich immer gefragt, warum das Leute in Abrede stellen. Daher habe ich mich erst 7 Monate nach der eigenen Trockenlegung hier angemeldet und geschrieben. Ich wollte nicht, dass mir andere sagen, was ich zu tun habe, weil ich tief in mir wusste, dass ich genau das richtige tue. Und, ich verstehe bis heute nicht, warum manche so daran festhalten, dass nur LZT und SHG das heilbringende Mittel zur Remission sein soll. Ich wollte das bewusst nicht. Wir Menschen sind so unterschiedlich. Vieles, was der Referent/Forscher im Video sagt, trifft genau auf mich zu. Selbstwirksamkeit, Autonomie, soziale Ressourcen vorhanden etc. Mir war bewusst, dass ich an dieser elendigen Sauferei verrecke, wenn ich nicht aufhöre. Der Schaden hat den Nutzen überboten. Mir musste niemand mehr aufzeigen, wofür es sich lohnt, trocken zu werden. Das wusste ich selbst. Und ich wusste, dass ich gesund werden wollte, frei und selbstbestimmt.

Ich möchte bis heute in keine SHG gehen. Kurzinterventionen reichen mir völlig. Ich mache eine Therapie und gehe zu Coachings. Beides ist nicht suchtbezogen. Dass ich mich reflektiere, weiss jede/r, der/die meine Beiträge hier liest.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich künftig eine SHG brauche. Wie gesagt, ich kenne mittlerweile viele Männer und Frauen, die sich selbst aus der Sucht befreit haben. Diese Kontakte pflege ich.

Nochmal danke fürs Video. Klasse!


6 Mitglieder finden das Top!
F10 2 Offline




Beiträge: 4.674

15.10.2018 23:30
#164 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

Zitat von marimba im Beitrag #152

Du Nase, ich hab dich doch sogar explizit als Quelle für die Suchtkrank-durch-Lebensfreude-Option herangezogen. Siehe oben.



Ich bezog mich auch nicht auf dein Posting, schöne Näsin. Sondern auf die Erwiderung von kapoen.

LG zotige Zitate zitierender Zappelphilip

_____________________________________________________________________________________
Auf MEINEM eigenen Weg kann mich keiner überholen.


newlife ( gelöscht )
Beiträge:

16.10.2018 07:37
#165 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

Hi Julia,

versteh ich absolut, was du schreibst. Jetzt könnte ich den Umkehrschluss ziehen und sagen, LZT und SHG brauchts dann ja gar nicht.

Mache ich aber nicht, denn ich halte beide Bestandteile des Suchthilfesystems für äußerst wertvoll.

Ich muss nur mich selbst angucken. Niemals hätte ich aufgehört. Alleine die Tatsache, dass ich endlich mal rauskam aus meiner Suffi-Bude in der ich nur noch ein qualvolles Dahinvegetieren erlebt habe, war äußerst wichtig. Nur der räumliche Abstand half bereits mal andere Gedanken in den Kopf zu bekommen. Sozialkontakte gingen mit Ausnahme des Arbeitsplatzes seinerzeit gegen Null. Ich hatte schon ne Menge mit mir zu tun und mir fehlte auch der Mut, mal was anzuleiern.

Es ist eben sehr individuell. Ich ziehe mir überall was raus. Gehe ja in eine SHG und ich bin froh, diesen Haufen Verrückter gefunden zu haben. Wir sind am Thema dran, mal ernst, mal flachsig aber immer emotional. Es kracht auch mal aber der Wertschätzung des Einzelnen in der Gruppe wird immer Rechnung getragen.

Hier im Forum bin ich scheinbar festgewachsen. Aus heutiger Sicht würde ich mich in keinem Suchtforum mehr anmelden, aber hier bin ich eben und bleibe es wohl auch. Inzwischen aber wohlüberlegt und mit ner gewissen Distanz. Gut finde ich, sich selbst in anderer sozialer Umgebung zu reflektieren. Ich habe es in meinem Thread ja am WE noch beschrieben. Das sorgt einfach für die nötige Balance und Ausgewogenheit.


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