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Saufnix  
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Dieses Thema hat 194 Antworten
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 Deine eigene Alkoholkarriere
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Virgil Hilts Offline




Beiträge: 247

12.10.2018 22:52
#136 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

Es bestätigt halt ein Stück weit mein Gesellschftsbild bezüglich dem Alkoholismus. Treffen kann es jeden, am häufigsten aber doch wieder die unterpreviligierten. Wie mit der Bildung, theoretisch kann jeder studieren unabhängig der sozialen Herkunft...Aber ist wieder ein anderes Thema.

Zukunftspläne habe ich unglaublich viele! Ein paar hab ich schon realisiert, vieles arbeite ich auf was liegen geblieben ist, einiges ist noch wirklich Zukunftsmusik.

Zur Zeit verkaufe ich einige Sachen über ebay die ich echt nicht mehr brauche. Konnte ich mich besoffen nie zu aufraffen. Das Geld geht dann direkt in meinen Oldtimer. Der hält mich von dummen Gedanken ab, irgendwas gibt's da immer dran zu machen und für viele kleine Repas muß ich mir Tricks überlegen oder im Netz recherchieren.

Im April steht die MPU an, hatte Mittwoch meine zweite Haarprobe abgegeben. Zu dem Thema wollte ich hier mal nen extra Thread aufmachen, wenn's in die "heiße Phase" geht, einfach als Hilfestellung weil ich es schwierig fand alle Infos zusammen zu bekommen.

Ne böse Baustelle sind noch meine Zähne, die kommen nach der MPU dran. Wegen panischer Angst vorm Arzt bin ich seit 10 Jahren nicht mehr da gewesen.

Im Sommer fahre ich dann hoffentlich mit meinem Sohn in den ersten Urlaub nur mit ihm zusammen. Die Kindsmutter hat schon ihr okay gegeben, wär auch vor einem Jahr noch undenkbar gewesen. Der ist jetzt 14, kennt natürlich meine Krankheit und trifft sich nun auch wieder gerne und häufiger mit mir.

Dann werd ich mich auf jeden Fall wieder politisch/sozial engagieren. War früher viel im Wendland in der Anti-Atom-Bewegung unterwegs und habe mich gegen Fremdenfeindlichkeit engagiert. Könnte mir auch gut vorstellen, das es in den Bereich Suchthilfe/Prävention geht, aber dafür will ich erstmal selbst richtig gesettelt sein.

Nen Job hab ich ja auch noch. Nach 4 Monaten Vollgas kann ich es da z.Zt. recht ruhig angehen lassen, das wird natürlich nicht dauerhaft so bleiben, das laß ich aber ganz entspannt auf mich zukommen.

Und ich mache auch manchmal gar nix, so wie heute. Terasse, Sofa, chillen, mit meiner Freundin kochen. Wenn mir morgen danach ist, fahre ich zur Veterama nach Mannheim... Aber das entscheide ich wirklich erst morgen.

Ich kann auch ohne Alkohol traurig sein. (Simon Borowiak)


kapoen Offline



Beiträge: 393

13.10.2018 07:10
#137 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

@Virgil Hilts

in wie weit und ob Suchtkrankheiten schichtabhängig sind, weis ich gar nicht so genau aber vermutlich ist es so. Jedenfalls gibt es einen eindeutigen statistischen Zusammenhang zwischen Schichtzugehörigkeit und Lebenserwartung. Letzteres wiederum hat was mit Lebensstil, Ernährung und Alkohol/Drogenkonsum zu tun. Demnach bewegen sich die Unterpriviliegierten weniger, essen mehr Fastfood und konsumieren häufiger und risikoreicher Alkohol, Drogen und Tabak. Vermutlich können sich die Wohlhabenden dank ihre Rescourcen ein Interessantes, schönes Leben viel eher erschliessen als die armen Schichten. Die müssen sich für wenig Geld abrackern den ganzen Tag und es bleibt wenig Zeit und Geld übrig sich kulturelle oder anderen teueren Hobbys zu widmen. Stattdessen gibts halt die ungesunde, künstliche Billigversion in Form von Alkohol, Drogen und Pillen.

Deine Herangehensweise ans trockene Leben scheint stimmig zu sein und hat Hand und Fuß. Die Theorie ist ja immer das eine, die Praxis das andere, aber auf der kommt es letzendlich entscheidend an! Ich glaube wir alle sind fähig schwierige, harte Lebensphasen durchzustehen und erfolgreich zu meistern. Wichtig war für mich persönlich immer (bis zum heutigen Tag) dass ich Perspektiven und Lebensziele entwickelt habe. Vieles lässt sich ertragen, so lange ich eine Vorstellung darüber habe, wie sich alles zum Guten wenden läßt und ich somit ein erfülltes, zufriedenes Leben erreichen kann. Meine Erfahrung ist, das Verlangen nach rauscherzeugenden Substanzen läßt in dem Maßen nach wie ich es schaffe mir ein halbwegs zufriedenes Leben aufzubauen.

Grüsse Kapoen


marimba Offline




Beiträge: 913

13.10.2018 09:23
#138 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

Zitat von Virgil Hilts im Beitrag #136
Es bestätigt halt ein Stück weit mein Gesellschftsbild bezüglich dem Alkoholismus. Treffen kann es jeden, am häufigsten aber doch wieder die unterpreviligierten.

Zitat von kapoen im Beitrag #137
in wie weit und ob Suchtkrankheiten schichtabhängig sind, weis ich gar nicht so genau aber vermutlich ist es so.


Jein. Es wird offenbar weit mehr in höheren sozialen Schichten getrunken als in den niedriegeren. Jedenfalls wenn man die Erwachsenen betrachtet. Bei Jugendlichen ist es eher umgekehrt, aber die Unterschiede nicht so deutlich ausgeprägt.
Nachzulesen ist das hier auf Seite 32: https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/do...oppelseiten.pdf
Das sagt nun noch nichts über alkoholbedingte Krankheiten aus, die wohl insgesamt steigen, da fehlt aber in der genannten Publikation die Einteilung nach sozialem Status. Ich kann nur vermuten, das die Verteilung bei den alkoholbedingten Krankheiten grundsätzlich ähnlich ist, die Schwere und Zugang zu Hilfen sich aber ähnlich wie beim Gesundheitszustand insgesamt zugunsten der höheren Schichten verschiebt. Dazu habe ich jetzt aber keine Studie parat.

Die Maus steht für den inner groove, für ne einwandfreie Sache, für den Wunsch, daß es einen so richtig erwischt.
aus Koppstoff von Feridun Zaimoglu


kapoen Offline



Beiträge: 393

13.10.2018 11:11
#139 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

@Marimba

danke für die Infos, hätt ich so nicht gedacht, aber die Menge des Konsums sagen ja noch nichts über die Gründe aus.

Wenn wir aber davon ausgehen können, das gerade risikohaftes Trinken schichtunabhängig verteilt ist und gleichzeit auch ein Indikator für psychische Störungen und Defizite darstellt, wundert es dann doch, hätte ich diese Störungen aufgrund ungünstigere Randbedingungen viel stärker bei den schwächeren Schichten vermutet.

Möglicherweise tragen Statusfaktoren nichts zur Erklärung von Suchtkrankheiten bei, aber vielleicht haben die höher gebildeten Schichten ein ausgeprägteres Bewusstsein für Krankheitswert und Behandlung ihrer Sucht? So das sie letzendlich doch besser und gesünder mit Suchtkrankheiten zu recht kommen. Okay das ist alles Spekulation andieses Stelle, interessant wäre es allemal zu erforschen ob und welche Gründe zum Konsum in den veeschiedenen Schichten vorherrscht und ob die Krankheitsmuster, -verläufe auch ähnlich ablaufen oder sich hier spezifische Muster zeigen!?

Grüsse Kapoen


newlife ( gelöscht )
Beiträge:

13.10.2018 19:13
#140 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

In Kliniken bin ich auch auf Geschäftsführer und Banker getroffen. In SHG aber habe ich die noch nicht gesehen. Glaube einfach, dass Suchtkrankheiten in den 'oberen' Schichten noch mehr schambesetzt sind, so dass ein 'Outen' schier unmöglich erscheint.

Eine Aussage, wo es jetzt verbreiteter ist, möchte ich nicht treffen.


Iwan Offline



Beiträge: 121

13.10.2018 19:20
#141 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

Nur am Rande:
Man sagt nicht mehr Schicht, sondern "Milieu"
Hört sich auch irgendwie besser an...... egal welcher Zugehörigkeit

Viele Grüße
Iwan


F10 2 Offline




Beiträge: 4.674

13.10.2018 21:28
#142 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

Zitat von Iwan im Beitrag #141
Nur am Rande:
Man sagt nicht mehr Schicht, sondern "Milieu"
Hört sich auch irgendwie besser an...... egal welcher Zugehörigkeit

Viele Grüße
Iwan

Mittel-Milieu und Rotlicht-Schicht hört sich auch gleich ganz anders an

LG Doppelmilieu Malocher

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Auf MEINEM eigenen Weg kann mich keiner überholen.


Iwan Offline



Beiträge: 121

13.10.2018 22:57
#143 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

Zitat von F10 2 im Beitrag #142
Zitat von Iwan im Beitrag #141
Nur am Rande:
Man sagt nicht mehr Schicht, sondern "Milieu"
Hört sich auch irgendwie besser an...... egal welcher Zugehörigkeit

Viele Grüße
Iwan

Mittel-Milieu und Rotlicht-Schicht hört sich auch gleich ganz anders an

LG Doppelmilieu Malocher

Schicht hin oder her, bei mir ist jetzt "Schicht im Schacht"

Gute Nacht
Iwan


kapoen Offline



Beiträge: 393

14.10.2018 11:06
#144 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

@Iwan


Der Begriff der sozialen Schichtung ist sehr wohl noch in Gebrauch und sicherlich auch sinnvoll. Schichtung bzw. soziale Schichtung legen den Fokus auf gesellschaftlich oben oder unten stehend, wesentliche Unterscheidungs-bzw. "Klassenmerkmale" sind Einkommen, Vermögen, Besitz, Bildung etc.

Der Begriff Milieu hat wenig bzw. nur am Rande mit gesellschaftlichen Status einer Person zu tun. Hierbei gehts in erste Linie um Lebensstil- entwurf, ähnliche Wertvorstellungen, -haltungen. Diese Dimensionen lassen sich eher horizontal verorten (was aber jetzt nix mit dem Rotlichtmilieu zu tun hat!) hingegen Schichtzugehörigkeit hebt insbesondere aufsoziale Ungleichheit ab.

Dieser Begrifflichkeit ist auch nicht besonders wenig schön, sondern nur deutlich hinsichtlich gesellschaftlichen Realitäten

Grüsse Kapoen


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marimba Offline




Beiträge: 913

14.10.2018 11:23
#145 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

Zitat von kapoen im Beitrag #139
(…)aber die Menge des Konsums sagen ja noch nichts über die Gründe aus.

Meines Wissens sind die Gründe für Alkoholismus etwa eine 50/50 Angelegenheit aus genetischer Disposition und Sozialisation und ich halte das auch für plausibel. In Deutschland ist Alkoholkonsum, auch übermäßiger, in meiner Wahrnehmung, nach wie vor akzeptiert bis erwünscht. Das nennt sich dann Tradition und Kultur. Die 50% Sozialisation dürfte damit schon mehr als zwei Drittel der deutschen Bevölkerung einschließen.

Die individuellen Gründe warum Menschen sich in ein Stadium trinken in dem es zweifellos als Krankheit anerkannt wird, sind dann wohl tatsächlich individuell. In ganz vielen Fällen ist das Trinken sicher eine Art Lebensbewältigungsstrategie, die sich irgendwann verselbständigt. In anderen geht es vielleicht um Genuss und Lebensfreude und es verselbständigt sich genauso. Vielleicht haben die dann einfach Pech mit der Körperchemie, was weiß ich, da kann ich auch nur spekulieren. Ich habe jedenfalls getrunken um den Kopf auszuschalten, gehöre also zur Gruppe der Lebensbewältigungs-Strategen mit ungeeigneten Mitteln. F10 2 sagt er kennt eine Menge Leute aus der anderen Gruppe, kann gut sein, dass es die auch gibt.
Zitat von kapoen im Beitrag #139
Wenn wir aber davon ausgehen können, das gerade risikohaftes Trinken schichtunabhängig verteilt ist(…)

Na, gerade das ist es ja wohl nicht. Nach den oben verlinkten Daten ist riskanter Alkoholkonsum bei Erwachsenen von hohem Sozialstatus deutlich verbreiteter als im mittleren und niedrigen Sozialstatus. Für mich klingt das auch plausibel, deshalb hatte ich gestern auch nach der Verteilung von Alkoholismus in der Bevölkerung gegoogelt, weil ich Zweifel an der Richtigkeit eurer Einschätzung dazu hatte.

Kleine Randbemerkung noch: Ich habe jetzt den Begriff Sozialstaus aus der Publikation übernommen, statt von Schichten zu sprechen. Den Begriff "Milieu" kenne ich aus der Sozialforschung und z.B. im Zusammenhang mit der Definition von Zielgruppen für Werbung. Das ist aber etwas anderes als der soziale Status.
Zitat von kapoen im Beitrag #139
(…) und gleichzeit auch ein Indikator für psychische Störungen und Defizite darstellt, wundert es dann doch, hätte ich diese Störungen aufgrund ungünstigere Randbedingungen viel stärker bei den schwächeren Schichten vermutet.

Für die psychischen Defizite/Störungen stimmt das laut wikipedia auch, die treten überwiegend in jungen Jahren und mehr bei niedriegem Sozialstatus als bei hohem auf. Ich vermute, dass bei hohem sozialem Status schlicht die Auswahl an Bewältigungsstrategien höher ist, auch Wissen und Zugang zu Therapien etc.. Man kompensiert psychische Defizite vielleicht eher durch Statussymbole oder den Ge-/Missbrauch von Macht der mit höherem sozialem Status möglich ist.
Dass im höheren Sozialstatus viel mehr riskant getrunken wird hat vielleicht auch damit zu tun, dass man es sich leisten kann. Nicht nur materiell sondern auch, weil man wahlweise mehr Freizeit hat ergo mehr gesellschaftliche Anlässe/Verpflichtungen die selten ohne Alkohol ablaufen oder man seine Arbeitszeit mit Geschäftsessen und -reisen, Kongressen, Veranstaltungen etc.pp. verbringt und je nach Umfeld in dem man sich da bewegt auch wieder gesellschaftlichen/statusbedingten Zwängen ausgesetzt ist. Der gute Wein (kistenweise) und der Schampus (in Magnumflaschen) gehören da schon mal zum "guten Ton".

Alkohol hat überwiegend ein gutes Image. Man betrachte z.B. den Craft-Beer-Trend, den Gin-Hype und ähnliches in Hipster-Kreisen oder eben schlicht die Tatsache, dass Feiern in Deutschland überwiegend quasi synonym für Alkoholkonsum steht.

Es gibt übrigens eine ausführliche Recherche, die ganz gut darstellt warum das mit der Sozialisation in Deutschland so gut funktioniert: https://correctiv.org/aktuelles/gesundhe...iter-zu-trinken
Es ist ein langer Text, bitte nicht von der einleitenden krass holzschnittartigen Darstellung eines Alkoholikers, der nach 25 Jahren saufen in zwei Sätzen trocken wird, abschrecken lassen. Danach wird's interessanter.

So weit mal, wie ich mir das zusammenreime…
Schönen Sonntag :)

Die Maus steht für den inner groove, für ne einwandfreie Sache, für den Wunsch, daß es einen so richtig erwischt.
aus Koppstoff von Feridun Zaimoglu


kapoen Offline



Beiträge: 393

14.10.2018 15:52
#146 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

@marimba


danke für Deine gut recherchierten, interessanten Informationen. Das Risikotrinken in den "besseren Kreisen" relativ am häufigsten vorkommt erstaunt mich denoch sehr. Wer soll das eigentlich sein? Etwa der gestresst Banker, der Abends unbedingt noch einige Absacker braucht um runter zu kommen? Oder der/ die Gelangweilte, weil vor lauter Muße nichts mit sich anfangen kann? Wenigstens scheint meine Vermutung, daß die einzelnen Schichten durchwegs unterschiedlichen Motivlagen haben zu stimmen.

So gesehen müßte Alkoholismus dann auch nicht immer in rein inneren Ursachen begründet sein, sondern könnte auch seinen Anfang in permanente Überforderung und Selbstausbeutung nehmen. Wobei dann allerdings die Frage, warum jemand so agiert, damit natürlich auch noch nicht beantwortet ist!?


Grüsse Kapoen


F10 2 Offline




Beiträge: 4.674

14.10.2018 16:31
#147 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

Partyfeeling, Lebensfreude, Abenteuer, Kick, Rausch, Euphorie, Sensation Seeking scheint mal wieder KOMPLETT auszuschließen sein.
"Sex & Drugs & Rock´n Roll ist nur ein Fake von denen, die das gemacht haben, was ich immer wollte"

MUSS immer aus Überforderung und Stress, Traumata und negativ besetzt sein, der Konsum , geht ja garnicht anders?

LG Partyanimal

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Auf MEINEM eigenen Weg kann mich keiner überholen.


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kapoen Offline



Beiträge: 393

14.10.2018 17:40
#148 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

@F10 2


ich schliese gar nichts aus, wenn etwas plausibel belegt wird, why not? Ich halte such nichts davon seine eigenen ideologische Scheuklappen zu pflegen. Offen sein für andere Denken bringen einem u.U. auch selbst wieder weiter. Sowieso letztendlich die gesellschaftliche Zuschreibung, was krank, abnorm oder sonstwie abweichend ist immer auch relativ, dient als Maßstab doch der jeweilig gültige Zeitgeist, welcher ja längst auch nicht frei von Irrtümer und Fehlurteile ist, was die Geschichte ja auch immer deutlich vor Augen führt! Warum frag ich Dich, wird Sucht den nur unter dem Gesichtspunkt der krankhaften Entgleisung, mit entsprechend zugehörigen psychischen Deformationen gedeutet? Was ist gesellschaftlich so bedrohlich daran Süchte unter den Winkel der Extase, des Lustgewinns zu betrachten?

Grüsse Kapoen


F10 2 Offline




Beiträge: 4.674

14.10.2018 18:07
#149 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

Naja , es geht ja um die Entstehung der Süchte. Das die psychischen Deformationen während der Sucht auftreten, ist hier wohl nicht das Thema.
Das wissen wir alle aus eigener Erfahrung.

Die Frage: "Wie kommt man rein in die Sucht?" ausschließlich unter den Gesichtspunkten der ..hm ...psychischen Deformation zu betrachten, ist ja der eigentliche Knackpunkt.

Erinnert mich an die Therapeutin (eine heititteiti-Dame, die die Gruppenmitglieder einer Suchtreha nach einer Nanosekunde aufgefressen hätten) während meiner Burn-Out Reha letztes Jahr.
Bewaffent mit Stift und Liste zum abhaken, frug sie mich:
So jetzt wollen wir mal die Gründe für ihren damaligen Suchtmittelkonsum erfahren!

Als sämtliche Parameter die sie so angepeilt hatte, fehlten (Trauma, Mobbing, Elternhaus, Lebertran trinken als Kind, Gewalt) wußte sie so garnix mit dem von mir propagierten Spaß/Rausch/ ich will mit den bösen Jungs in den Lederjacken, die soviele Mädels haben und Verbotenes machen, mitspielen/Ekstase usw.
anzufangen.

Auch hinterfragen konnte sie es nicht. Damit waren wir dann auch durch im "Miteinander arbeiten". Oder zumindest ich mit ihr...

LG Softtherapeutenschreck

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Auf MEINEM eigenen Weg kann mich keiner überholen.


newlife ( gelöscht )
Beiträge:

14.10.2018 18:52
#150 RE: Mein Werdegang zum Alkohiliker - Reflexionen Zitat · Antworten

@marimba

Habe den langen Text von Correctiv gelesen und mir sind dabei Gedanken zur Tabakindustrie gekommen.
Hier hat doch tatsächlich auch in Deutschland mal ein Umdenken stattgefunden und auch die Politik reguliert strenger, als noch in den 80ern. Werbung gibts nur wenig und ich denke doch auch, dass die Tabakindustrie genügend Lobbyisten haben muss, die sich seinerzeit ganz sicher ähnlich eingebracht haben, wie heute der DBB.
Die aber haben einen vor den Bug geknallt bekommen. Warum hat das damals funktioniert? Verbunden damit gabs einen massiven Umbruch. Mit gesundheitlicher Aufklärung kann es ja nix zu tun haben, denn die schädigenden Wirkungen von Alkohol sind ja schließlich auch hinreichend bekannt.
Guck dir mal nen Film aus den 70ern oder den frühen 80ern an. Da werden die Wohnungen noch zugequarzt bis zum Anschlag.

Ist das jetzt alles nur Zeitgeist, oder Weiterentwicklung? Woher kommt hier der Wandel? Heute sieht man auch in Filmen nur noch selten Raucher. Wenn du heute noch in der Wohnung rauchst, erzähle es am besten niemandem...
Selbst ich habe früher noch mein Büro vollgequalmt und andere taten es auch. Ist jetzt rund 20 Jahre her.

Es ist also nicht so, dass es nicht geht. Nur sind die heute angeblich überaus gesund lebenden Zeitgenossen aber doch die gleichen, die sich auch bei uns, auf dem legendären 'Heilbronner Weindorf' gerne ein Stück 'Kultur' setzen und im gleichen Atemzug wiedermal über die Raucher lästern...


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