ich kann gut nachvollziehen, dass du aufgewühlt bist.
Ob das Gespräch nun gut oder schlecht gelaufen ist, weiß ich nicht, und du vielleicht auch nicht, weil emotional zu stark beteiligt.
Ich finde es gut, dass:
du dich geoutet hast, damit hast du einen riesigen Schritt in Richtung Trockenheit getan. Ich z.B. habe den Mut, mich beim Arbeitgeber zu outen, nie gefunden, obwohl ich aus heutiger Sicht weiß, dass es alle gewußt haben.
du die Unterstützung deines Arbeitgebers hast, wenn du eine Therapie antrittst.
du den (aus meiner Sicht) einzig richtigen Rat erhalten hast, nämlich "...dass ich schlichtweg zum Arzt sollte und mir ne Thera verschreiben lassen sollte..."
Jetzt liegt es an dir, was draus zu machen.
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
@grufti, ich sehe das etwas anders. die offene ansprache bedeutet für mich, daß bach ihr problem jetzt konsequent angehen will. wer schon soweit ist, ist schon ziemlich weit...meiner meinung nach. es bedarf nämlich einiger persönlicher stärke. sozusagen nach dem motto "ganz oder gar nicht" oder "entweder oder". würd sie das auf der arbeit nicht offen ansprechen, wäre sie ja unehrlich gegenüber sich selbst und müßte immer etwas verheimlichen und dadurch in einem ständigen innerlichen konflikt. und das ist, glaube ich, nicht förderlich. insofern sehe ich das als eine gute und richtige entscheidung.
exakt der gleiche gedanke ... und du dir damit den Freibrief zum Weitersaufen holen wolltest?... is mir beim lesen grad auch gekommen
bach
wie hätte dein chef denn deiner meinung nach reagieren sollen? so wie ich dich verstanden habe, sollte er gleichzeitig "chef" und "nichtchef", also kumpel oder freund sein. durch das arrangement deines "outings" hast du ihn meiner meinung nach in eine klassische double-bind situation gebracht. im grunde konnte er nur "falsch" reagieren, da sich deine rollenanforderungen an ihn ja diametral gegenüber stehen.
Hatte vergessen mich auszuloggen.... und werd mich gleich mal durch Eure ganzen Beiträge kämpfen. Muss nur aufpassen, dass sich hier nicht eine Suchtverlagerung einschleicht aber zumindest dürfte eine nexus-Sucht gesünder sein...
Nur ganz kurz dazu, warum mich das Verhalten von meinem Chef gewundert hat. Wie gesagt bestand es aus purem Schweigen... Wir habe gestern nicht das erste Mal darüber geredet. Wir tun dies seit über einem Jahr. Bisher sehr offen. Nur diesmal versuchte ich ihm klar zu machen, dass ich mich geschlagen gebe...einfach nicht mehr kämpfen mag und kann. Und bei meinem Job ist es halt wichtig, dass die "Versorgung" der Klienten gewährleistet ist. Selbst, wenn ich mal ne Woche Urlaub nehme, ist das mit einer recht langen Planung verbunden. Jede Familie bekommt nämlich eine Vertretung und diese ganzen Regelungen müssen die Angestellten selber in die Hand nehmen.
Ich dachte ich erleichtere es ihm etwas, wenn ich meinen womöglich monatelangen Ausfall rechtzeitig ankündige... und seine Bemerkung "na, dann geh doch in die Klinik" kam auf eine für mich recht herablassende Art rüber...
Aber egal. Nächste Woche will er noch mal mit mir reden. Und am Dienstag werde ich zu meinem Hausarzt gehen. Da bin ich schon letzte Woche hinmarschiert, allerdings war er da noch im Urlaub. Das wird auch kein großer Akt, da er das Theater auch schon über ein Jahr "verfolgt" und mir bereits was stationäres vorgeschlagen hat.
ZitatGepostet von grufti Beim Nachdenken über dein Gespräch gestern ist mir noch ein Gedanke gekommen:
Es ist eher ungewöhnlich, dass Mitarbeiter so offensiv dem Chef gegenüber ihr Alkoholproblem zugeben.
Kann es sein, dass du im Unterbewußtsein gehofft hast, dass er dich beschwichtigt, sagt, so schlimm ist es bei dir doch gar nicht, etc, pp....
... und du dir damit den Freibrief zum Weitersaufen holen wolltest?
Bist du deswegen so enttäuscht von dem Gespräch?
Ich habe auch nie behauptet ein gewöhnlicher Mensch zu sein Ich gehe nicht erst seit gestern so offen mit dem Thema um. Auslöser war eine Art Betriebsausflug, die unser Verein anbot. Auf freiwilliger Basis. Inklusive 2 Übernachtungen mit den lieben Kollegen...in Zweibettzimmern. Für mich, wie ihr auch vielleicht denken könnt, der blanke Horror. Ich meldete mich also nicht an. Zu meinem Chef hatte ich vom Vorstellungsgespräch an ein sehr lockeres Verhältnis. Und so fiel es mir vergleichsweise leicht, ihm zu erklären, wieso ich mich von dem Ausflug fernhalten werde... Das gleiche Theater mit der Weihnachtsfeier...auch darüber sprach ich mir ihm. Und hab mich dummerweise von ihm überreden lassen, dort hinzugehen...
Ich erwarte von keinem Beschwichtigungen, wenn ich das Thema so offen angehe. Das Gegenteil ist der Fall. Ich kann dieses Verharmlosen einiger Personen nicht mehr ertragen und würde mir eher was anderes wünschen... und tatsächlich kam es kürzlich auch dazu.
Meine Oma, also die Stiefmutter meines bereits verstorbenen Vaters, der ja auch Alki war, hatte vor ein paar Monaten einen unschönen Traum. Es war zu einer Zeit als sie in der Klinik lag und sich dem Tod näher als dem Leben fühlte. Wir haben ein sehr enges Verhältnis...
In diesem Traum war sie auf der Suche nach mir. In irgendeiner Stadt. Sie fragte sich so durch und bekam von irgendwem einen Hinweis, wo ich zu finden sei. Schließlich fand sie mich... als total abgestürzter, verwahrloster Alki unter einer Brücke. Sie bat mir ihre Hilfe an. Forderte mich zig mal auf mit ihr zu kommen...aber ich wies sie ab. Letztlich schrie ich sei an, dass sie sich gefälligst vom Acker machen soll...
Von diesm Traum erzählte sie nicht mir, sondern meiner Schwägerin, die ebenfalls einen sehr engen Kontakt haben. Und muss dabei fürchterlich geweint haben. Völlig aufgelöst. In diesem Gespräch unterhielten sich die zwei über meinen Konsum und wie sie die Situation so einschätzen.
Als mich meine Schwägerin wenig später mit dem Auto zum Bahnhof fuhr, erzählte sie mir von diesem Traum und dem Gespräch mit meiner Oma. Als ich mir das so ausmalte, bildhaft... ich unter einer Brücke... musste ich erstmal kurz lachen...(aber Lachen ist mitunter ja auch nur ein Abwehrreflex...) Aber das Lachen verging im Verlauf unserer Unterhaltung. Plötzlich wurde meine Schwägerin ganz ernst und meinte, dass sie meiner Oma ein Versprechen gegeben habe. Die in Angesicht der Tatsache, dass sie wohl nicht mehr lange zu leben hätte, sich umso größere Sorgen um mich machte...sie versprach ihr, dass sie und mein Bruder sich um mich kümmern würden und mich dahingehend unterstützen, dass ich die Sucht in den Griff bekomme... sie würden mich sogar bei sich aufnehmen, wenn es denn nötig sei...denn sie hätten den Eindruck, dass ich da alleine nicht mehr rauskomme... zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich richtig gesehen - was den Alk angeht... ich hätte am liebsten hemmungslos geheult. Da kam eine Trauer und Rührung in mir hoch, die ich noch nie so intensiv erlebt habe....
ZitatGepostet von Bach ... auch wenn das ganz und gar nicht meiner Einzelkämpfernatur entspricht
Einzelkämpfer? Das ist gut...und würdest Du auch trotz Therapie bleiben dürfen.
Denn, Du schaffst es dauerhaft auch nur dann, wenn Du für Dich selber kämpfst
Gruß Dirk[/b]
Hallo Dirk,
bei meiner bisherigen Kampfstrategie ging es mir weniger darum, für wen ich kämpfe, sondern mit wem... und da habe ich in der Regel niemanden neben mir geduldet
Deshalb kommt für mich auch keine LZT in Frage. Natürlich muss da auch jeder an und für sich arbeiten. Das ist schon klar. Aber ich hätte einfach auch Angst, dass ich die dort erlangten Fortschritte nicht im Alltag umsetzen kann. Deshalb schwebt mir auch eher eine kürzere Reha oder ähnliches vor... aber ich werd am besten mal zu einer Beratungsstelle gehen und mich nach Alternativen erkundigen.
"Wir habe gestern nicht das erste Mal darüber geredet. Wir tun dies seit über einem Jahr."
Es kann natürlich auch sein, dass ihm dein Rumgeeiere inzwischen ganz einfach auf den Senkel geht...
es ist ja nicht so, dass wir in aller Regelmäßigkeit über diese Thematik reden. Insbesondere war dies Thema bei dem Betriebsausflug und der Weihnachtsfeier. Keine Sorge, als einen Ersatztherapeuten habe ich ihn nie gesehen aber ich bin ja mal gespannt, in wieweit das jetzt glimpflich über die Bühne geht. Ganz trau ich dem Frieden noch nicht...
noch etwas: es gibt auch ärzte, sozialarbeiter,streetworker und familienhelfer! etc. die suchtkrank sind. bei diesen berufsständen dauert es aber vielleicht etwas länger mit der "einsicht" abhängig zu sein.
ps herlich willkommen !
kb
[ Editiert von karlbernd am 26.06.10 5:43 ]
Hallo Karlbernd,
ich das von Dir ironisch gemeint oder verbirgt sich hinter Deiner Aussage doch etwas Ernst?
An alles - ist nicht böse gemeint, aber wir sprechen hier über eine Krankheit, die es zum Stillstand zu bringen gilt. Und ich meine, aus deinen Beiträgen noch sehr viele Hintertürchen zu lesen.
Eine LZT kommt z.B. nicht in Frage, obwohl Du noch keinen Therapieversuch gestartet hast. Ich habe nicht vorher schon Ansprüche gestellt - ich war froh, weg von dem Zeug zu kommen.
Wenn Dir LZT missfällt, dann versuch es doch mit einer ambulanten - habe ich auch gemacht, über 18 Monate. Ich bin sehr gut damit gefahren.
Mag sein, dass ich mich täusche - aber ich glaub, Du überlegst zu sehr, anstatt mal die Sache anzugehen. Dein Chef hat letztlich gesagt, dass Du auf ihn zählen kannst - viel mehr ist nicht zu erwarten und was er darüber denkt ist auch erstmal hinlänglich.
Pack´s an
Wenn die Musik beginnt, dann dreht sich der Tanzbär...
eigentlich war ich in meinem Vorhaben sehr motiviert. Kann jetzt ehrlich gesagt, nicht so ganz verstehen, dass Du da noch versteckte Hintertürchen siehst Wohl weil ich schrieb, dass ich dem Frieden nicht so ganz trau...
dem ist auch so, hat aber eher mit meinem Vertrauen in meinen Chef zu tun. Trotzdem wir einen ganz guten Draht zueinander haben, spürte ich gestern eine fast schon feindliche Haltung mir gegenüber....Er wurde regelrecht wütend, kam mit Vorwürfen... dass er mir die Zusage gab, mich zu unterstützen, glaube ich noch nicht so ganz. Ist mir schon klar, dass ich da letztlich nur an mich denken sollte... auch auf die Gefahr hin, dass er mir kündigt oder das Arbeitsverhältnis sonstwie getrübt wird... aber warte ichs mal ab.
Ansonsten weiß ich nicht, was ich sonst noch anstellen muss, um in meinem Wunsch, meine Leben zu ändern, ernstgenommen zu werden... Das soll nicht heissen, dass ich hier irgendwem was beweisen möchte. Darum gehts nicht. Ich höre nur immer wieder so Zwischentöne, die mir sagen, dass einige hier mich in meinem Vorsatz nicht wirklich ernst nehmen (Hintertürchen... Freibrief zum Weitersaufen... u.a.) Aber ihr werdet schon Eure Gründe dafür haben...
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grufti
und werd mich gleich mal durch Eure ganzen Beiträge kämpfen. Muss nur aufpassen, dass sich hier nicht eine Suchtverlagerung einschleicht
...und würdest Du auch trotz Therapie bleiben dürfen
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Wohl weil ich schrieb, dass ich dem Frieden nicht so ganz trau... 
Das soll nicht heissen, dass ich hier irgendwem was beweisen möchte. Darum gehts nicht. Ich höre nur immer wieder so Zwischentöne, die mir sagen, dass einige hier mich in meinem Vorsatz nicht wirklich ernst nehmen (Hintertürchen... Freibrief zum Weitersaufen... u.a.) Aber ihr werdet schon Eure Gründe dafür haben...