wenn ich mir die letzten Beiträge in diesem Thread durchlese, so scheint doch die 'vorherschende' Meinung zu sein, daß auf die Frage :
"Warum trinkst Du keinen Alkohol?"
eine angemessene Antwort (in etwa) die folgende sein könnte:
"Weil ich net will (und der Rest geht dich einen Scheiß' an)"
Sieht man von ganz speziellen Fällen ab, in denen "Notlügen" gerechtfertigt sind (Einstellungsgespräche, sture Auftraggeber, ...) so ist diese Antwort (= die Wahrheit) richtig. Meine Ansicht darüber habe ich Lachfalte in diesem Thread bereits geschrieben (edit: #69, #75). Jetzt kommt mein ABER bzw. meine Frage: 1.) Eine solche Antwort zeugt doch eindeutig von einem wiedererlangten (mE sogar starken) Selbstbewußtsein! Und Hermine, das siehst Du richtig: der Lieblingssatz von Spieler: 'ich bin trockener Alkoholiker, aber keine Angst, es ist nicht ansteckend.' stellt mE das 'non plus ultra' zum Ausdruck des eigenen Selbstbewußtseins dar (für eine trockenen Alkoholiker). Dieser Ausdruck ist ehrlich, offensiv bis (positiv) agressiv (und eindeutig zweideutig - das mag' ich halt persönlich). Vielleicht sollte Spieler 'mal über seine Erfahrungen mit diesem Satz berichten. Ich kann mir da einiges vorstellen, aber er lacht (hähä) ganz bestimmt manchmal sehr lange (in sich hinein). 2.) Und jetzt meine eigentliche Frage: bei einem gerade trocken gelegten (oder angetrockneten) Alkoholkranken ist das Selbstbewußtsein doch bei Null. Wenn ich so die ersten Threads von manchen neuen Mitgliedern dieses Forums lese, so würden die sich doch am liebsten verstecken. Sie müssen aber 'raus in die reale Welt und was geben sie auf obige Frage zur Antwort?
Muß jetzt 'raus an Garage Licht anbringen, sonst bekomme ich Ärger.
nee echt! in meinen ersten wochen, brach ich in schweiss aus bei der frage: " ben,bier oder wein? was darf es sein?" die meisten fragten ja auch gar nicht, sondern stellten einfach nur hin. aber selbst bei leuten die mich gar nicht kannten, in irgendeinem restaurant, da wurd ich unruhig vor schlechten gewissen. so nach dem motto: ach der herrr nimmt nicht einmal den absacker auf kosten des hauses, alles klar , das ist ne nase.
das relativierte sich dann aber ziemlich schnell. so nach 6 monaten. da fragte auch der letzte hinterdörfler dann nicht mehr , ob oder warum. jedenfalls nicht die, die mich kannten. und bei fremden? da geniess ich es inzwischen regelrecht , "nein" zu sagen!! das hat zweifellos etwas mit selbstbewusstsein zu tun. platz!
ich bin nun endlich der exot , der ich immer sein wollte! ...und ganz ohne nebenwirkungen.
@ben "ich bin nun endlich der exot , der ich immer sein wollte!" Hey, so hab ich's noch nie gesehen, das ist ja nahezu genial. Seit ich denken kann hab ich das Gefühl, anders zu sein als alle anderen. In der nassen Zeit war ich überzeugt, dass es keinen Menschen auf der Welt gibt der mich wirklich versteht. Mittlerweile hab ich diese gefunden , allen voran mich selbst. Aber dennoch, über das Exotentum muss ich nochmal ganz schwer nachdenken
@großer Bruder Ich hatte anfangs überhaupt nicht das Bedürfnis mich in Gesellschaft von trinkenden Menschen zu begeben und wenn es doch mal sein musste (Geburtstag meiner Mam bspw.) fiel es nicht auf dass ich Wasser trank, weil mich von denen niemand jemals saufend gesehen hat - hab immer alles schön heimlich gemacht. Ich wollte auch gar nicht raus - my home is my castle - zuhause fühle ich mich wohl und weiß, da ist die Gefahr am allergeringsten, dass ich wieder zulange - und das, obwohl ich's fast nur zuhause gemacht hab. Das Leben geht eigenartige Wege - aber schöne!
Die Frage - wie sag ich's - darauf muss jeder selber eine Antwort finden. Egal wie sie ausfällt, solange sie für den Sagenden der Wahrheit entspricht ist's okay. Meine sieht meist so aus: Danke, ich trinke nichts! Die Frage nach dem Warum hat sich bisher noch nicht aufgetan, aber wahrscheinlich wird dann so in etwas kommen: ich hab die Menge die für mein Leben bestimmt war schon intus.
bei meinen früheren Versuchen habe ich immer etwas von "ein neues Leben beginnen" geantwortet. Das hat ganz gut funktioniert. Heute antworte ich mit einem ganz klaren "Nein" ohne irgendwelche Zusätze, die ich immer als Entschuldigung für etwas sehe wo es nichts zu entschuldigen gibt.
Auf zu aufdringliche Fragen, meist von angetrunkenen, habe ich auch schon mit "ist dein Leben so mies, daß es nur mit Alkohol zu ertragen ist?" geantwortet. Ganz gut kommt auch immer wenn ich ihnen vorschlage sie zur nächsten SHG mitzunehmen.
Meine Bekannten (Fußball, Boule und Motorrad) wissen, daß ich auf Entgiftung war und das ich in eine SHG gehe.
Mein Chef hat mich beim Bewerbungsgespräch in der Entgiftungsstation kennengelernt. Ich bin mir sicher wenn er einen gleichwertigen Bewerber gehabt hätte, hätte er diesen genommen. Irgendwie muß ich in kurzen Badeshorts und Sandalen (ich hatte nichts anderes dabei) bei ihm einen positiven Eindruck hinterlassen haben sonst wäre er dieses Wagnis sicher nicht eingegangen.
Ich hatte bis jetzt nur positive Rückmeldungen und einige die ein psychisches- oder Sucht-Problem haben, haben aufgrund meiner offen Art das Gespräch mit mir gesucht um sich Denkanstösse zu holen.
ich bin nun endlich der exot , der ich immer sein wollte! ...und ganz ohne nebenwirkungen.
An der Feststellung ist was dran. Ich bin mal auf nächsten Urlaub gespannt. Da fahren wir übers WE mit Freunden weg. Wir haben uns mehere Ferienhäuser gemietet. Abends ist dann Grillen mit *natürlich* reichlich Alkverzehr. Ich bin schon mal auf die Reaktionen gespannt, wenn ich nein sage. Ohne Ausrede. Da kommen bestimmt Sprüche wie: Das finde ich blöd. (habe ich schonmal gehört). Auf die Antwort nach dem Warum bin ich schon gespannt.
"Nö, ich möchte nich" zu sagen und der Ouzo beim Griechen ist mir auch noch gut in Erinnerung (die können ganz schön aufdringlich werden)
das ist nicht nur beim griechen so. in den älteren generationen auf dem dorf gilt immer noch, gastfreundschaft wird mindestens dreimal angeboten und erst die dritte ablehnung ist ernst zu nehmen.
wer das weiss, braucht deswegen nicht zu granteln, genau besehen hat das was. so auf den dritten blick, wenn ich dann noch immer weiss, was ich will.
Beim letzten Besuch beim Griechen habe ich den Ouzo einfach kommentarlos genommen. Und als der Wirt weg war, habe ich den auf die Tischmitte gestellt. Es hat sich schnell jemand gefunden, der den gerne genommen hat.
Mein Selbstbewusstsein war am Anfang der Trockenheit auch ziemlich im Keller.
Allerdings das Bewusstsein nicht mehr trinken zu wollen stand auf festen Beinen.
Habe ich Alkohol abgelehnt mit, danke nein, kam das wohl so überzeugend, es wurde höchst selten nachgefragt. Auf die "warum Frage" antworte ich auch heute noch mit "wozu".
Auf die "warum Frage" antworte ich auch heute noch mit "wozu".
Jo, so ähnlich handhabe ich das auch....wobei meine Bekannten und Verwandten alle wissen, daß ich trockener Alkoholiker bin. Vor ein paar Jahren, ich war ungefähr ein halbes Jahr trocken, war ich mal mit meinem Vater auf dem Weihnachtsmarkt in unserer Stadt, und ein Freund meines Pap's erfuhr davon. Der brachte eine Flasche Klaren aus seinem Mantel, hielt sie Vater hin, sah dann auf mich und meinte "Und du darfst nicht!" - Ich meinte nur ruhig zu ihm: "Du Rindvieh, ich will nicht!! Klar darf ich; keiner kann mir das verbieten!" Und seitdem guckt mich das Rindvieh nicht mehr an.....
soviel vorneweg: Lampen hängen, Kabelkanäle und Verteiler sind dran, muß morgen nur noch verkabeln (ist leise, geht auch sonntags) - (kein :motz.
Über die Antworten auf die Frage : "Warum trinkst Du keinen Alkohol?" speziell auch dann, wenn sie einem gerade erst trocken gewordenen Alkoholkranken gestellt werden, war ich positiv überrascht. Laßt mich 'mal zusammenfassen:
1.) Sich auf diese Frage vorzubereiten, ist durchaus sinnvoll. Das erscheint zwar trivial, wenn ich da aber an mich selbst denke, so muß nicht jeder so dusselig sein wie ich und sich von dieser Frage überaschen lassen. 2.) Keiner muß/braucht von sich aus darüber reden. 3.) Und das ist das positive : keiner von Euch, der hier dazu gepostet hat, hat eine Lüge in Betracht gezogen, m.a.W. bei der Wahrheit bleiben. Im Detail ist die Formulierung, die jeder einzelne auf diese Frage gibt (von einem einfachen 'Nein danke' bis zum Spieler-Zitat) eine Funktion der 'Trocknungszeit'!
Ganz charakteristisch (z.B. Ben & Igel) ist der Verlauf von anfänglich dünnhäutig bis jetzt zu Spaß haben. Bei Peregrine höre ich sogar eine ungeduldige Erwartung heraus, die Frage endlich gestellt zu bekommen (Peregrine, wenn sie kommt, dann zeig's ihnen!). Diese Wandlung der Reaktion auf obige Frage ist doch ein ganz klarer Beweis für ein zunehmendes Selbstbewußtsein. Selbstbewußtsein ist doch nichts anderes als sich seiner selbst bewußt zu sein - der ehemals nasse Werner gehört doch auch zum Werner - und zu sich (in Person und Meinung) auch gegenüber anderen zu stehen. Ich persönlich glaube, daß das Selbstbewußtsein eines trockenen Alkoholikers sogar größer ist als das eines vergleichbaren 'Nicht-Alkoholkranken' - er hat ja mehr 'mitgemacht', mehr Erfahrung und auch mehr Narben. Und noch etwas: Zumindest Ralf und ich haben durchaus positive Erfahrungen beim Outing (nach Lachfalte, dieser Thread #67 :gut gemacht, was die Resonanz bei 'Fremden' betrifft. Ganz klar, wir trockenen haben etwas hinter uns, was andere leider noch vor sich haben: diese Sucht. Hermine (nicht nur gegenüber 'Nicht Alkoholkranken'), wenn wir etwas offensiver beim Outing sind, können wir mit Rat oder einfach nur mit Denkanstössen tatsächlich helfen.
Liebe Grüße und nochmals Danke für Eure Posts Werner
Das war die Barfuss die sich freut auf das nächste mal Weggehn und auf die Reaktionen gg was dann nächsten Samstag sein wird und zwar spuielt sie dann *lacht* Uno mit Freunden. Alles Biertrinker per excellance. Und ja ich erzähls Dir dann.
Ganz charakteristisch (z.B. Ben & Igel) ist der Verlauf von anfänglich dünnhäutig bis jetzt zu Spaß haben.
Ich habe es ja von 2000 bis ca. 2002 geschafft trocken zu sein. Wirklich offen zu sagen, ich bin Alkoholiker und trinke deswegen nichts, habe ich aber nie geschafft. ich bin den gefährlichen Situationen mehr oder weniger aus dem Weg gegangen.
Beim Griechen zu sagen, den Ouzo will ich nicht, war aber nie ein Problem, dazu ist mir der Wirt, den ich ja gar nicht kenne, zu schnurz-piep-egal. Viel schwieriger war's im Bekanntenkreis.
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in diesem Thread durchlese, so scheint doch die 'vorherschende' Meinung zu sein, daß auf die Frage :
so auf den dritten blick,
