ich lese mich seit Tagen kreuz und quer durchs Forum. Eine Frage treibt mich um, auf die ich noch keine richtige Antwort gefunden habe.
Also heute ist mein 15. trockener Tag. Entgiftung und auch die Zeit danach bis jetzt waren verglichen mit den Leidensgeschichten, die ich teilweise hier gelesen habe bei mir relativ unkompliziert. Trinkgelüste hatte ich die erste Zeit schon sehr häufig, ab und zu mal richtigen Saufdruck. Den letzten "Saufdruckanfall" hatte ich am Donnerstag, als ich diesen furchtbaren Tee getrunken habe. Danach war Schluß. Keine Trinkgelüste und schon gar kein Saufdruck... Alkohol ist mir fast fremd, also der Gedanke jetzt was zu trinken scheint mir völlig abwegig.
Ich rechne damit, daß es so nicht bleibt und immer wieder verstärkte Sauflust, evtl. sogar Saufdruck-Anfälle auftreten. Werden die Abstände größer, wird der Druck geringer? Wie etwa entwickelt sich das? Daß es da keine mathematische Formel gibt, nachdem man das berechnen oder wenigstens abschätzen kann ist mir klar.
Einige Erfahrungswerte würden mir da aber schon helfen.
wie du ja richtig schreibst, eine Formel gibt es nicht, denn bei jedem mag das anders sein, wir sind ja schliesslich alle individuell.
Bei mir kam bis dato nicht wirklich Saufdruck auf, lediglich die Gedanken, wie: "Na, jetzt hättest du normalerweise aber getrunken."
Und weisst du was?
Ich habe mir keine grossartigen Gedanken über Evenetualitäten gemacht, die mir das Leben erschweren hätten können, sondern lediglich mich am "Heute" ohne Saufdruck und grössere Schwierigkeiten erfreut, bis jetzt funktioniert das prima und das schon seit vielen Monaten!
Liebe Grüsse Patricia, die hofft, ihr weiteres Leben ohne Alkohol auf diese Weise geniessen zu können
stimmt schon, allzuviele Gedanken möchte ich mir gar nicht machen. Trotzdem will ich auf gefährliche Momente auch vorbereitet sein.
Mich interessiert z.B. wie das bei Menschen ist, die viele Wochen oder gar Monate abstinent leben. Kommt da hin und wieder "aus heiterem Himmel" ein Saufdruck auf, lässt die Heftigkeit nach, werden die Abstände länger?
Weiß auch nicht warum mich diese Frage so beschäftigt. Die letzten zwei Wochen haben schon an meinen Kräften gezehrt und ich geniese diese Ruhe jetzt so - trotzdem habe ich manchmal die Angst, es könnte die Ruhe vor dem Sturm sein.
bei mir war/ist es so, dass ich die Gedanken an Alkohol kaum mehr habe.
Druck, wie gesagt, ist mir erspart geblieben und die Gedanken an Alkohol wurden im Laufe der Monate immer weniger.
Klar, zu Beginn war ich ja in dem täglich allabendlichen Kreislauf von 1. Bier, Entspannung, bis zum 5./6. Bier inkl. Abschiessen drin.
Ich brauchte schon ein paar Tage, Wochen, bis ich in den ganz natürlichen Fluss von "Alkohol spielt keine Rolle mehr!" kam und für mich das Nichttrinken und das Bewältigen der Stresssituationen ohne Alk zum Normalen wurde.
Für mich war es reine Übungssache und irgendwann ging das in Fleisch und Blut über.
Der Körper muss sich rein körperlich auch daran gewöhnen, die Tage ohne das Suchtmittel zu bewältigen, die Psyche mag dabei schon einen Schritt voraus sein.
"aus heiterm Himmerl" kam bei mir der Gedanke nie, es waren die Situationen, in denen ich getrunken habe, rein zeitlich gesehen, also abends, und das ist die Wurzel bei mir gewesen, die Situation von Überforderung.
Ich musste schlichtweg lernen, solche Situationen auf eine andere Weise zu bewältigen, das heisst noch immer, ich muss mich mit mir auseinandersetzen.
Die Gedanken kamen nie morgends, kamen nie, wenn ich mich in einer angenehmen Ruhephase befand, wenn es mir gut ging, also musste ich zusehen, meine Situation zu ändern, damit es mir grundlegend gutgeht bis heute.
Ich vermute, dass dahinter die Lösung steckt, keinen Suchtdruck zu verspüren.
Wenn ich stets dafür Sorge trage, mir meinen Bedürfnissen nachzukommen, so weit es natürlich möglich ist, habe ich nicht das Gefühl, etwas zumachen zu wollen, mich zu füllen mit Alkohol, um davonzulaufen.
Der Körper und die Psche sind ja darauf konditioniert, an Alk zu kommen, denn wir haben es ja ihnen jahrelang antrainiert.
ähm... also wenn ich "Saufdruck" bekomme, dann ziehe ich mein kleines Notfall-Programm durch. Hatte das auch schon mal hier beschrieben. Kenne einige die ein solches haben und es ist individuell auf die jeweilige Person geschnitten. Meistens reicht es bei mir schon aus, wenn ich 1 bis 2 Liter Wasser hintereinander trinke, dann ist zumindest der "Durst" erstmal weg. Wenn das nix nutzt, dann lese ich mein Sauf-Tagebuch, da stehen schreckliche Sachen drin, z.B. wie ich mich fühlte wenn ich getrunken habe oder was für Sachen ich so angestellt habe. Und dann bleibt mir ja auch immer noch mein Telefon, da kann ich Leutz anrufen die mich verstehen und mir zuhören.
Ich bin jetzt 21 Monate trocken und habe immer noch ab und an mal Saufdruck, nicht oft aber es passiert hin und wieder mal. Ob der jemals ganz weg bleibt kann ich nicht sagen, aber er erinnert einen immer wieder daran, dass man besser Alkohol meidet.
nach Eueren Worten und der ansonsten äußerst verhaltenen Reaktion gehe ich einfach mal davon aus, daß es für trockene Alkoholiker nach einigen Wochen oder Monaten kein großes Thema mehr ist und auch für mich weiter kein Thema sein wird, da ich jetzt nach zwei Wochen schon den dritten Tag hintereinander absolut keine Trinklust habe.
Vielleicht sollte ich mal einige Tage Forumspause machen. Ich sehe schon Gespenster und beziehe alle möglichen Gefahren, Stolperfallen usw. auf mich.
Irgendwie hatte ich Glück mit dem Entzug - totales Glück, daß nichts passiert ist, daß es für mich nicht so schwer war. Also war ich die ganzen Jahre doch wohl mehr psychisch abhängig. Patricia, Du hast da einen Gedanken gebracht, der mir auch schon gekommen ist. Vielleicht war es so genial einfach, weil meine Psyche es auch schon gar nicht mehr gebraucht hat.
ich habe das Gefühl, daß du ein Problem damit hast, das es dir Gut geht. Das gibt es häufiger als du denkst. Du hast momentan eine gute Phase und hast dir diese verdient. Ich rate dir: "Geniesse sie so lange sie anhält". Die schlechteren Zeiten kommen schon wieder, keine Sorge.
Marlen, genau so ist es: nach einiger Zeit ist es kein großes Thema mehr. Nicht zu trinken wird total zur Normalität. In kritischen Situationen denke ich auch "sieh mal an, jetzt wäre es so weit, früher hätte ich jetzt getrunken, zum Glück hab ich das aber längst hinter mir!"
An Alkohol denken tut man klarerweise oft. Man wird ja damit konfrontiert. Aber das ist egal. Auch wenn andere trinken. Konzentrier dich auf das Positive des Nichttrinkens! Es gibt nämlich nur Positives.
Du brauchst keine Angst zu haben, dass dich mal ein übermächtiger Saufdruck überfällt, wo du die Wände hochgehst. Erstens wird diese Wahrscheinlichkeit immer kleiner, und du hast ja schon von Anfang an nicht so Probleme damit gehabt. Und wenn doch mal eine Krise kommt, dann sei dir deiner selbst sehr bewusst. Ich habe mir dann gesagt "jetzt wäre so eine Situation, Achtung, menno, mir fehlt jetzt eindeutig was, aber eins ist klar, der Alk ist es nicht!"
da komme ich doch mal von der anderen Seite. was Du nun schreibst hört sich für mich nämlich gar nicht gut an. Vielleicht interessierst Du Dich ja so für Saufdruck, weil Du unterbewußt nach einem saufgrund suchst? Du machst dir nämlich gerade Probleme, die Du gar nicht hast. Und wie löst Du die? Halte mich nicht für albern, aber der Saufdruck kommt nicht immer platt daher, sondern manchmal eher um die ecke geschlichen. und bevor Du überhaupt saufdruck gespürt hast, hängste schon besoffen in der Ecke.
Mich wundert dieses: ach vielleicht mache ich hier im Forum mal Pause, ging doch alles sooo einfach. Ergo: Vielleicht habe ich gar kein Problem? Nachtigall, ich hör dir trapsen.
Pass auf Dich auf. Und nochmal: Sei vorsichtig, aber habe keine Angst. es ist nicht schlimm, wenn jetzt kein lautes Suafgefühl, kein wimmern und weinen da ist. Wenn Du Dich tatsächlich entschieden hast, spielt es keine Rolle mehr. Klar ist es ungewohnt. aber gewöhn dich dran, dass der alkohol jetzt weg ist. Und arbeite daran, dass es so bleibt.
Ich kenne diese Momente, wo "etwas fehlt", aber ich kann es deswegen nicht wirklich Saufdruck nennen, weil ich mich ganz klar gegen den Alk entschieden habe. Alk ist "kein Thema mehr", auch wenn man sich mit dem Thema auseinander setzt. Alk kommt einfach nicht mehr in Frage, von daher habe ich auch kein Verlangen mehr nach Alk. Mehr noch: ich habe eine Abneigung dagegen.
Ich kann verstehen, dass man mehr Probleme mit Saufdruck hat, wenn man noch nicht mit Alk abgeschlossen hat. Das trifft sicher all die, die sich nicht vorstellen können, dass man nicht doch irgendwann mal wieder trinken könnte. Es ist eine Einstellungssache, glaube ich. Irgendwann kommt man ins Reine mit sich selbst und hat für sich die richtige Einstellung gefunden. Oder aber man lügt sich ständig in die eigene Tasche, jammert, leidet, kriegt es nicht auf die Reihe...
jetzt siehst Du aber Gespenster. Es ist doch klar, ich halte die Menschen hier doch nicht für völlig blöde. Ich lese Berichte, von glücklichen, zufriedenen Leuten, die gerade mal einige Tage oder Wochen trocken sind - geh ich auf spätere Einträge dann schreibt die gleiche Person über Heulen und Zähneklappern - oder ist abgestürzt und wieder drauf.
Sicher war es einfach für mich, weitaus einfacher als für die meisten hier, das werde ich nicht aufgeben. Bei früheren Versuchen war es so schwierig, daß ich es keine zwei Tage durchgestanden habe. Aus Jux und Dollerei hab ich nicht mindestens 2 Liter Wein in mich reingeschüttet.
Mir ist meine Sucht klar - aber ich mach mir Gedanken, warum es so viele Rückfälle gibt, ob evtl. ein Saufdruck der plötzlich heftig und völlig unvorbereitet auftritt hier evtl. ein Grund ist, oder ob es immer diese Mär vom kontrollierten Trinken oder schlicht Leichtsinn ist.
Einerseits soll man sich mit der Krankheit beschäftigen, andererseits unterstellst Du mir bei bei einer konkreten Frage sofort eine Vorbereitung zum Rückfall. Kapier ich nicht. Die Forumspause hab ich eher etwas witzig gemeint, weil ich eben hier evtl. Gefahren sehe, die absolut bei mir nicht da sind, aber natürlich auch mit einem gewissen Hintergrund.
Ich hab mich jetzt eine Woche sehr viel hier rumgetrieben, wahnsinnig viel gelesen, fühle mich SEHR stabil - es wird langsam wieder Zeit sich mehr mit anderen Dingen zu beschäftigen. Momentan zwingt mich weder mein Körper noch meine Seele dazu Alkohol zu trinken oder ständig daran zu denken. Jetzt sollte ich langsam dazu übergehen, mir ein Leben und Interessen aufzubauen, das sich nicht ständig um Alkohol dreht. Genau deshalb will ich auf unerwartete "Erscheinungen" vorbereitet sein.
du liest sehr viel. zur zeit hast du festgestellt, dass nicht zu trinken für dich nicht problem deines körpers ist. du verortest dein problem in der seele.
sprichst du mit deinem herzen? spricht es mit dir?
wenn ich mich mit meinem problem beschäftige, so übe ich jetzt immer wieder auch, dabei auf mein herz zu horchen.
es schlägt. nie ganz gleich. wie es schlägt, sagt mir etwas. oft kann ich das genau deuten. oft kann ich immerhin feststellen, wie es schlägt, in welcher situation es gerade wie schlägt.
ich weiss, dass es heftig und/oder schnell schlägt, wenn meine gefühle sehr stark sind. bei angst oder freude sagt mir sein schlagen, dass ich angst habe, dass ich mich freue.
ich kann dann oft ganz leicht bei unklarheiten mir die richtige frage stellen. oft finde ich eine antwort, die für mich stimmt.
manchmal reicht es auch, dass ich bemerke, meine frage ist jetzt gar nicht die für mich passende.
ich bin auch einer von denen, die ohne grössere Schwierigkeiten aufgehört haben - was den Akt des Beendens angeht. Die Zeit DAVOR war alles andere als leicht.
Wie hoch war bei Dir der Leidensdruck ? Hast du auch jahrelange Fehlversuche hinter dir, kennst du das Gefühl des "Schon-wieder-versagt" mit den dazugehörenden Gewissensqualen, all das seelische Elend, das "in-der-Falle-sitzen" mit den ständigen Zukunftshoffnungen ? Denn nur dann glaube ich, kann man auch die DANKBARKEIT erfahren, die sich einstellt, wenn man (ohne genau zu wissen wie..) aus diesem ekligen Sumpf menschlicher Abgründe herausgefunden hat. Ich habe zwar "leicht" aufgehört, aber das Bewusstsein meiner unzähligen Versuche zeigt mir den WERT meiner neugewonnenen Freiheit.Nicht nur Dankbarkeit, sondern auch ein Gefühl von Verantwortung für die Zukunft.
stimmt, ich verorte mein Problem in der Seele, ich denke, daß ich gelernt habe unangenehme Gefühle mit Alkohol auszublenden. An meinem Selbstwertgefühl arbeite ich und bin dabei auch schon sehr gut vorwärts gekommen. Aber ich bin auch ein Kopfmensch. Ich löse Probleme nicht indem ich sie "erfühle" - ich durchdenke sie so lange, bis ich damit umgehen kann. Deshalb war die Frage nach dem Saufdruck auch gar nicht eine Frage, die mir momentan gefühlsmäßig Angst macht, sondern etwas, daß ich prophylaktisch durchdenken muß.
@Robert,
der Leidensdruck war enorm. Zwar hatte ich auch hier Glück und ich habe mein Leben nicht zu einem Scherbenhaufen gesoffen. Das hätte aber leicht passieren können.
Ich bin nie beim Autofahren erwischt worden, habe also noch meinen Führerschein, verdiene noch mein eigenes Geld, meine Beziehung ist noch stabil.... Aber ich habe mich selber gehasst. Mein Leidensdruck war enorm - ich hatte Todesangst. Ich hab knapp 48kg, bin 174 cm groß, hab täglich 2 Liter Wein (minimum) in mich reingeschüttet. Manchmal konnte ich vormittags nicht außer Haus, hab Stunden auf der Toilette verbracht, mit Darmkrämpfen, daß ich dachte ich werde vor Schmerzen bewußtlos. Mein Magen hat schon lange das Handtuch geworfen, Druckgefühl und stechende Schmerzen in der Lebergegend. Unter Tränen hab ich mir die Kante gegeben. Doch, ich kann schon sagen, daß ich gewaltigen Leidensdruck hatte
Ich bin unendlich dankbar davon weg zu sein. Es wäre einfach zu schön, wenn es so bliebe, wie es jetzt ist. Gelitten habe ich lang genug, jetzt möchte ich ein neues, trockenes Leben anfangen.
Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden
Saufnix-Chat
0
,
Offline
