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Saufnix  
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Dieses Thema hat 273 Antworten
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 Deine eigene Alkoholkarriere
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Olga ( gelöscht )
Beiträge:

31.01.2004 07:24
RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Hallo zusammen!
Meine Säuferkarriere begann in der Kindheit. Zu besonderen Anlässen gab es Fondue, und abgesehen, dass das so lecker war, wurde mir immer so schön warm ums Herz. Später erführ ich dann, dass Spuren von Weißwein drin sind. Was Wein ist, wusste ich kaum, denn meine Eltern tranken höchsten Sonntags mal ein Gläschen. Denn Alkohol war was böses. Umso interessanter fand ich es, dass meine ältere Schwester während der Pubertät demonstrativ Alk trank. Ich selbst machte meine erste Erfahrung so mit 12 oder 13. Ich war bei irgendwelchen Leuten zum Essen eingeladen und hatte furchtbaren Durst. Mein Wasserglas leerte ich auf Ex und fühlte mich danach super. Dann merkte ich, dass das Sekt war. Mit 14 nippte ich mal heimlich von einem Bier (inzwischen teilten sich meine Eltern abends ein 0,3er und ließen den Rest stehen.) Ich war abgeschreckt von dem abgestandenen Zeug. Dann kam die Zeit, wo ich abends in der Schule „Vorträge besuchte“ und währenddessen mit Freunden zur Tanke ging. Wir tranken so Zeug wie Batida. Ich war in meinen Klassenlehrer verknallt und tat alles um ihn zu provozieren, also nahm ich auch auf Klassenfahrten Alk mit und ließ mich erwischen, aber immer nur so, dass meine Eltern nichts davon erführen. Seitdem ich mal aufschnappte, dass er ein Warsteiner getrunken hat, trink ich, wenn ich Bier trinke immer noch diese Sorte (obwohl das jetzt 13 Jahre her ist!). So mit 16,17 fanden meine Eltern haufenwese leere Weinflaschen in meinem Zimmer. Von 17-22 war ich mit einem total biederen Menschen zusammen, der viel vertrug, der aber nie hätte wissen dürfen, daß ich heimlich trinke. Von 22 – ca. 26 (langwierige Trennung) war ich mit jemandem zusammen, der auch viel verträgt. Er sah, dass ich auch allein „mal ein Bierchen“ trinke, ich tat es sogar so, daß er es mitbekommt. Ich brauchte die Fahne, um dann heimlich mehr trinken zu können. Wir feierten wüste Gelage, waren zusammen ein Jahr in Russland, wo Bier fast wie Cola betrachtet wird. Dort kam es zu einer Riesen-Krise. Er betrog mich, ich hatte keinen Halt und trank Wodka rund um die Uhr. Zu dieser Zeit fing ich auch (wieder) mit Selbstverletzungen an. Zurück in Deutschland genoss ich es, wieder alleine zu wohnen. Nein, erstmal wohnte er noch bei mir in meiner Mini-Wohnung. Ich wartete, bis er schlief, um dann meine heimlichen Vorräte aus dem Versteck zu holen. Und dann endlich wieder eigene Wohnung! Ich machte meine Pflichttreffen mit dem Ex und war froh, als ich allein war: weil ich ihn immer mehr hasste und weil ich mich dann endlich besaufen konnte. Damals ging es erst spät abends. Ich war Studentin und konnte es mir leisten, spät aufzustehen. Im Dezember 02 (oder 01?) hatte ich zum ersten mal einen richtigen Film-Riss. Mein Ex erzählte am nächsten Tag, ich hätte mich auf einer Feier absolut peinlich benommen, und als er mir die Einzelheiten erzählte, war mir total elend zumute. Scheiß Alk! Ich trank weiterhin vor mich hin. Im Sommer 02 bekam ich einen Job im sozialen Bereich. Ich musste Alkis beim Arbeitsamt verpetzen, wenn sie eine Fahne hatten. Dabei fragte ich mich ständig, ob ich nicht selbst eine habe. Der Job war schön, aber ich war völlig überfordert. Morgens musste ich um 5 Uhr aufstehen wegen Pendeln, ich stieg um 6.24 völlig benebelt in den Zug und dachte nur „gut, dass die Leute erst um 8 Uhr kommen, bis dahin bin ich nüchtern...“ Jedenfalls, gesagt hat niemand was. Jetzt bin ich den Job (betirebsbedingt) los. Erste Reaktion auf die Kündigung war erstmal ausruhen und saufen dürfen bis zum Abwinken, denn ich kann ja ausschlafen. Denkste! Durch eine Bekannte hab ich wieder einen Job auf Honorarbasis. Wenigstens ein paar Stunden pro Woche. Letzten Freitag war Arbeitsantritt. Um 9 sollte ich da sein, um Ausländerinnen PC-Unterricht zu geben. Um viertel nach 9 rief meine Chefin an, wo ich bleibe. Was war passiert? Ich weiß es nicht. Nur dass ich bedüdelt bei einem Nachbarn klingelte und sagte, ich wolle rein, unter Leuten sein. Das „Lustige“ ist, dass ich seit Jahren im Haus wohne und nie mit jemandem gesprochen habe, schon gar nicht in den letzten Jahren, weil ich dachte, die wissen alle, was für ein Alki ich bin. Ich hab dann zwei Tage später noch mal beim Nachbarn geklingelt und ihn gebeten, bei der Rekonstruktion des Abends zu helfen. Oje, ich hätte nur gestammelt, ich wolle sterben und zur Abwechslung wollte ichdauernd Sex mit ihm. Scheiße, ich hatte total die Kontrolle verloren! In den folgenden Tagen traute ich mich noch weniger als sonst durchs Treppenhaus. Bloß nicht gesehen werden! Aber dann wachte ich neulich auf, so gegen Mittag und sah, dass meine Wohnungstür einen Spalt offen stand. Oje, es konnte jeder reingucken, wie ich in Klamotten auf dem Bett lag, die Flaschen auf dem Tisch, die Wohnung in übelstem Zustand, mein Klo voller Kotz-Spritzer... Ob jetzt jeder weiss, dass ich aso bin?

Wer bin ich eigentlich? Naja, ich heiße Olga, bin 28, Alki und habe seit Jahren keine Hobbies mehr. In letzter Zeit drehen sich meine Gedanken nur darum, wo ich Alk herbekomme (jeden Tag anderes Geschäft), wie viel ich brauche und was ich noch einkaufen muss, um so zu tun, als ob ich ne Party mache.
Ich bin seit Sommer 02 in Therapie. Diagnose ist neben Alkoholmissbrauch Borderline und Depris.
45 Therapie-Stunden hab ich mich mehr oder weniger geweigert, über mein Alk-Problem zu reden. Jetzt hab ich nen neuen Therapeuten, dem ich gleich gesagt habe, dass es mir schwer fällt darüber zu sprechen, aber auch dass ich es als wirkliches Problem sehe. Die Frage ist nun, ob ich es allein schaffe. Der Therapeut will, dass ich in eine Klinik gehe, aber ich will ds nicht. Ein Kompromiss ist die Überprüfung der Blutwerte, da werde ich am Montag hingehen.
Und dann?
Ich „will“ aufhören, weil es so nicht weitergeht. Ich habe das in Anführungsstriche gesetzt, weil ich glaube, dass der Leidensdruck noch nicht hoch genug ist, um es wirklich durchzuziehen. Ich weiß auch nicht, wie realistisch mein Traum ist, „kontrolliert“ zu trinken.
Meinen Freunden sagen „ich bin Alki und trinke deshalb nichts mehr...“?
Ich hab nicht alle, aber viele Beiträge hier gelesen und kann kaum glauben, dass so locker, erhlich und ernsthaft über unsere Krankheit gesprochen werden kann.
Hoffentlich darf ich auch als Noch-Alki zu euch kommen, ich hoffe, das Forum wird mir helfen, mich fürs Leben oder für den Alkohol zu entscheiden.
Danke, dass es dieses Forum gibt.
Olga


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

31.01.2004 08:06
#2 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Hallo Olga ,

und herzlich Willkommen von mir auf diesem Board.
Es ist schön, dass du so ehrlich hier über dein Problem berichtest und anfängst dir auch nüchterne Gedanken zu deinem Problem machst.
Wenn du Noch-Alki bist, war ich übrigens anfänglich auch hier, aber den tiefen Wunsch verspürst, ein neues viel spannenderes Leben "ohne" zu führen, so wird dir geholfen.
Ich bin noch Anfänger in der gelebten Trockenheit, knapp 2 sich lohnende Monate, und du wirst hier von weitaus Erfahreneren kompetente Hilfe bekommen, aber ich werde jetzt auch mal meine Gedanken äussern:
warum willst du dich nicht in eine Klinik begeben?
Die Blutwerte am Montag sind aber immerhin schon der erste Schritt in die Wirklichkeit, dann wirst du erstmal das medizinische abklären lassen können.
Ich denke, du hast Angst vor dem endgültigen "Aus mit Saufen", denn kontolliertes Trinken funktioniert nicht.
Wir können nicht so, wie Andere, abends mal ein schönes Glas Wein trinken und das geniessen, sonst wären wir hier Alle nicht auf dem Board, dann wären wir gesund und Genusstrinker, die sich mit der Thematik Alkholismus so intensiv auseinander setzen müssten.
Aber, wie du schon geschrieben hast, es bleibt eben ein "Traum vom kontrollierten Trinken", das muss dir als erstes klar werden.
Schön, du schreibst, "das Forum wird mir helfen, mich für`s Leben oder den Alkohol zu entscheiden".
Hilfestellung zu deiner Entscheidung bekommst du, nur, entscheiden musst du selbst.
Aber, dadurch, dass du hier schreibst und Fragen stellst, weißt du schon, glaube ich zumindest, für was du dich entscheiden wirst, oder entschieden hast, oder?
Jetzt gilt es, komptente Hilfe deines Therapeten anzunehmen und die Gedanken der "Fachleute" hier auf dich wirken zu lassen.
Du kommst schon auf den richtigen Weg, daran glaube ich, denn die ersten Schritte sind getan.

Liebe Olga, ich möchte dich ermuntern, weiterhin am Ball, im Forum, bei Dir zu bleiben und ganz liebe Grüsse

Patricia


StellaLuna Offline




Beiträge: 3.580

31.01.2004 08:11
#3 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Boahhh, ´tschuldigung, ich war`s und *schüchternfingerheb*!


Patricia


StellaLuna Offline




Beiträge: 3.580

31.01.2004 08:42
#4 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Ach, noch was Olga,

ich vermisse den Alkohol überhaupt nicht.
Stets klardenkend und nüchtern zu sein ist für mich ein sehr schöner Zustand.
Das sehe ich erst jetzt, wo ich meine Lebensart, Weise und die Kunst zu Leben, anfange zu erlenen.
Es ist gar nicht so schwer, wie ich es vermutet habe, und ich kann mein Leben geniessen mit Allen Ups und Downs.
Also, für mich ist es keine Bürde, sondern ein Geschenk, mich nicht mehr benebeln zu müssen.

Liebe Grüsse

Patricia


Olga ( gelöscht )
Beiträge:

31.01.2004 08:53
#5 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Hallo liebe StellaLuna,
danke für die schnelle morgendliche Antwort! Ja, ich hab total Schiss vor dem endgültigen Aus. Schließlich ist der Alk seit langer Zeit mein größtes Hobbie...
Was die Klinik betrifft: Hauptgrund ist wohl, dass keiner wissen soll, was mit mir ist. Und wenn ich für ne Zeit verschwinde, bin ich meinen Freunden und Arbeitgebern wohl ne Antwort schuldig. Wobei ich bei meinen engsten Freunden keinen Hehl daraus mache, dass ich „oft zuviel trinke“. Aber dass ich Alki bin, weiss nur eine Freundin, die selbst Alki ist.
Heute werde ich mal ne Alternative versuchen: Wohnung wohnlich machen (bin Messie), leere Flaschen verstecken (bestimmt ein typisches Alki-Problem – wohin mit dem Glas, ohne bei den Hausbewohnern aufzufallen??), mir leckeren Tee kaufen, nein noch besser Alkfreies Bier zum warmmachen mit Honig , das beruhigt, weiß ich aus Erfahrung. (Oder ist da doch Alk drin?) Und dann hab ich noch vorgesorgt mit 2-3 Romanen. Früher hab ich viel gelesen, das will ich wiederbeleben.
In den letzten Wochen hatte (wohl ich borderline-bedingt) ne schlimme Phase, wollte gar nicht mehr leben und es war mir egal, wann ich mich totgesoffen hab. Gestern kam wieder etwas Sonne in meine Gedanken, das will ich ausnutzen!
Gerade lache ich über die Vorstellung, dass heute Samstag, typischer Sauftag, ist, und ich nüchtern sein werde! Und auch morgen, weil ich am Montag in aller Frühe nen Therapie-Termin habe.
Hallo ihrs, drückt mir die Daumen, dass ich es mal wenigstens zwei Tage schaffe! Und schönen kalt-trockenen Samstag!
Olga


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

31.01.2004 09:13
#6 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

hallo Olga,
der Leidensdruck muss so hoch sein, dass du sich selber nicht mehr leiden kannst. Solange du noch denkst, dass du mit deinem Verstand deinen Alk steuern kannst, fehlt noch etwas. Erst wenn du wirklich und wahrhaftig merkst, dass alles was du im Kopf unternimmst, für die Katze ist, kannst du in einem einsamen Entschluss!!! aufhören. Auch die Aur´sreden vor sich selbst sind irgandwann mal hohl und wertlos! Und dabei ist dieses Bord sehr hilfreich, weil es absolut ehrlich zugeht.
Und der Leidensdruck ist nicht etwa, was du an Peinlichkeiten angedeutet hast, oder die Missachtung durch andere Menschen usw. Das ist nach meiner Überzeugung eine ganz einsame Sache mit sich selbst, worüner du aber vorher mit Profis sprechen musst.
Grüße von Max


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

31.01.2004 09:22
#7 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Hallo Olga,

hui, das gehst du jetzt aber großen Schrittes an!
Hast du schon mal eine gewisse Zeit auf den Alk verzichten können?
Denn ganz ungefährlich ist das jetzt nicht, was du machst.
Hattest du schlimmer Entzugserscheinungen?
Wenn dem so wäre, würde ich den Tag nicht ohne eine anwesende Person verbringen.
Ich hoffe, da schreiben noch Andere was zu, denn damit kenne ich mich nicht so aus, weiß nur, es ist nicht so locker zu nehemn ist.
Hobbies: Saufen, na für heute kramst du ja schon ein altes Hobby aus, das Lesen.
Siehst du? Du wirst sicher noch ne Menge neuer Hobbies finden, denn bislang hattest du ja leider keine Zeit dazu, das Saufen nimmt halt viel Platz ein!
Zu den Depressionen:
Möchte dir deine Krankheit nicht absprechen, möchte nur von mir reden:
ich dachte jahrelang, ich sei depressiv, ich hatte sogar Anfälle der Selbstzerstörung mit Messern und so - in total schlimmen Zeiten.
Heute habe ich kein Verlangen mehr, mich selbst zu zerstören, meine Selbstachtung ist wieder zurückgekommen und ich genese an Körper und Seele.
Bei mir war und ist das so, der Alk war der Nährboden der Depression und Zerstörung.
Wenn du aus lauter Scham nicht ins KH gehen willst und keiner soll wissen, was mit die los ist, dann glaube ich irrst du dich. Spätestens, wenn gar nichts mehr geht, sehen es ALLE.
Denn Viele drumherum bekommen es einfach mit, auch wenn man das nicht wahrhaben will.
Es ist keine Schande , wenn du dich im KH behandeln lässt. Was machst du bei einem Blindarmdurchbruch?
Du bist krank, und bei manchen Krankheiten muss man ins KRANKENhaus.
Scham ist da fehl am Platze, aber ich verstehe, was du meinst.
Hihi, die lieben Hausbewohner, ja, dieses "sich rausschleichen mit einem Korb von zu entsorgendem Alkmüll, glaube, das kennen hier die Meisten
Ich drücke dir die Daumen und bin auf weitere Nachricht gespannt

Liebe Grüsse

Patricia


binette Offline



Beiträge: 15

31.01.2004 09:24
#8 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Guten Morgen Olga,

ich bin auch noch ganz frisch trocken (61 Tage) und kann doch zu deinem Entschluß nur ermuntern, der Weg ist nicht einfach, aber er lohnt sich, du wirst sehen.

Wie ich ja erkennen kann hast du auch ganz schön viel getrunken, wie ich und da ist ein kalter Entzug sehr gefährlich, mit Entzugserscheinungen kannst du leicht ins Alkohol-Dellier fallen, was tödlich enden kann. Ich will dir hier jetzt keine Angst machen und es muß bei dir auch nicht kommen, aber es ist möglich.

Wenn du es dennoch auf eigene Faust versuchst, informiere wenigstens jemand drüber, das falls irgendwas mit dir passiert was dir Angst macht oder gefährlich werden könnte jemand weiß was mit dir los ist und im Notfall dich ins KH bringen kann.

Ich wünsche dir viel Kraft bei deinem Entschluß und immer einen Fuß vor den anderen setzten. Mit kleinen Schritten kommt man auch vorwärts... und es ist sicherer

Liebe Grüße Sabine

Ach ja und nochwas, istvielleicht garnicht schlecht wenn du ein wenig Zeit bei deinem Entzug dich hier im Forum rumtreibst, das tat ich auch sehr intensiv die erste Woche, war zwar ein anderes Forum aber ist ja egal. Es hat mir geholfen, ich fühlte mich sicherer immer jemanden zu haben.


StellaLuna ( gelöscht )
Beiträge:

31.01.2004 09:26
#9 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Mann, Mann, Mann , war doch eingeloggt, hätte ich gedacht, aber jetzt verschwinde ich -----und wech....


Locutus Offline




Beiträge: 36

31.01.2004 09:52
#10 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Hallo Olga,

es wird sehr schwer werden, aber es lohnt sich!
Du hast den ersten, eigentlich den schwersten Schritt schon getan, indem du dir selbst eingestehst, dass du krank bist.
Kontrolliert zu trinken, der Traum eines jeden Alkoholikers in der ersten Zeit der Trockenheit - VERGISS ES!!!

Ich bin jetzt 5387 Tage trocken und es war ein langer Weg bis hier hin. Bevor ich begriffen habe, das die kontrollierte Trinkerei eine Illusion ist, hatte ich zwei schlimme Rückfälle. Den ersten nach 6 Monaten Trockenheit, den zweiten nach zwei Jahren. Jedesmal war die Zeitspanne, bis ich wieder in dem alten Trott war, kürzer - und der alte Trott war dann extremer als je zuvor.

Mittlerweile habe ich erkannt, dass meine Alkoholsucht eine Krankheit ist und wie ein Diabetiker den Zucker meiden muss, so meide ich den Alkohol.

Manchmal denke ich auch, wie schön es wäre, ein leckeres Glas Whisky zu geniessen, aber dann wird mir bewusst, dass es nicht bei dem Geniessen bleibt. Sobald die Wirkung einsetzt, setzt der Verstand nämlich aus.
Da ich mir das immer vor Augen halte, ist es mir gelungen, so lange durchzuhalten und ich bin mir sicher, dass ich für den Rest meines Lebens nüchtern bleiben werde.
Es ist wunderbar, mit einem klaren Kopf durchs Leben zu gehen und ich weiss jetzt, dass ich während meiner nassen Phasen mir selbst und meiner Umwelt, sprich Familie, ein gutes Stück Lebensqualität vorenthalten habe.

Es ist so geil, ohne ständig an die Droge denken zu müssen, das Leben zu geniessen, dass ich noch immer jeden Tag der Nüchternheit zähle und ihn als wertvolles Geschenk betrachte.

Ich wünsche dir ein trockenes Wochenende und viele, viele weitere,

Locutus


WolframK Offline



Beiträge: 383

31.01.2004 10:05
#11 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Hallo Olga ,

natürlich bist Du auch als "Noch-Alki" (wie Du schreibst) hier ganz herzlich willkommen und ich möchte Dich auf diesem Board begrüssen.

Es ist sehr gut und auch schon ein Anfang, dass Du den Weg auf dieses Forum gefunden hast und so ausführlich von Dir geschrieben hast. Du hast ja auch schon einen ersten Schritt in eine bessere Zukunft getan, indem Du eingesehen hast, dass es so nicht weiter gehen kann.

Ich glaube allerdings, dass Du Dir für dieses Wochenende nach einer so langen nassen Phase viel zu viel vorgenommen hast. Was Du jetzt an diesen beiden Tagen vor hast, nennt man "kalten Entzug", und der kann sehr gefährlich und lebensbedrohend sein (Krämpfe, Delir,...).

Nur in Hinsicht auf den Termin am Montag solltest Du ein so hohes Risiko nicht eingehen. Der oder die Ärzte werden am Montag so oder so sehr schnell erkennen, was mit Dir los ist. Leider hast Du nicht geschrieben, welche Mengen Alkohol Du so pro Tag konsumiert hast, aber zwischen den Zeilen kann man doch heraus lesen, dass es eine ganze Menge gewesen sein muss.

Das Beste wird sein, wenn Du Dich zu einer Entgiftung in ein Krankenhaus begibst. Und dabei solltest Du Dir jetzt nicht den Kopf um den Arbeitgeber oder um Deine Mitmenschen zerbrechen. Es geht jetzt ganz alleine um DICH und um DEINE Wiederherstellung und um nichts anderes.

Das Krankenhaus hat allemal genug Erfahrung mit Entgiftungen und den Ängsten der Patienten. Auch wird in einer Krankmeldung an den Arbeitgeber nicht stehen, dass Du auf Entzug im KH bist. Im Krankenhaus hast Du eine kompetente Betreuung rund um die Uhr und läufst jedenfalls nicht Gefahr, all die möglichen und lebensgefährlichen Symptome bei einem "kalten" Enzug durch zu machen.

Deine Leberwerte werden mit Sicherheit augenblicklich katastrophal sein, aber diese Werte bessern sich bei einer Entgiftung und bei anschliessender absoluter Trockenheit sehr schnell und in einigen Wochen werden sie sich schon wieder im grünen Bereich bewegen.

Das wichtigste ist aber, dass Du das alles wirklich selbst willst und den festen Willen hast, mit der Sauferei endlich aufzuhören. Halbherzigkeiten und der Gedanke daran, dass Du vielleicht wieder bald kontrolliert ein Glas trinken kannst führen von vorneherein zum Scheitern Deines Unterfangens.

Und noch ein Wort zu den Mitmenschen und Nachbarn. Trinker glauben sehr oft, dass sie ihre Sucht kaschieren können und dass die Umwelt das alles gar nicht mit bekommt. Dem ist aber beileibe nicht so und viele derer, von denen Du glaust, sie wüssten von nichts, haben sich längst einen Eindruck verschafft. Die Nachbarn, mit denen Du so gut wie keinen Kontakt hattest, können Dir doch jetzt erst einmal völlig egal sein. Du musst jetzt nur an Dich denken.

Liebe Olga, ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du über die zwei Tage bis zum Montag gut über die Runden kommst. Sollten wirklich unerträgliche Entzugserscheinungen auftreten, so wäre es am besten, wenn Du Deinen kalten Entzug abbrichst. Auf die beiden Tage bis zum Montag kommt es auch nicht mehr an und warum solltest Du Dich unnötig quälen. Es ist auch völlig egal, wenn Du am Montag mit einer Fahne zu Deinem Termin erscheinst.

Liebe Olga, bitte halte - gerade an diesen beiden Tagen des Wochenendes - Kontakt zu diesem Forum. Es wimmelt hier von erfahrenen und kompetenten Leuten, die Dir sehr schnell behilflich sein werden.

Viele liebe Grüsse

Wolfram


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

31.01.2004 13:33
#12 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

hallo Olga,
obwohl alle bisher Recht haben, möchte ich noch was hinzufügen: Der reine Willen reicht ja nicht aus. Es fehlt dazu noch der Entschluss!! Jetzt!!! Nach meinen 87 Fehlversuchen zum Teil kurioser Art.
Ich brauchte dazu einen Menschen, der selber trocken war, und der mich "hütete" d.h. Telefon stand bereit d.h. bei Anzeichen von Haluzinationen oder Delir hätte er mich ins Krankenhaus gebracht. (Dazu hat man so 3 Stunden Zeit, bevor es echt bedrohlich würde.)
Aber komischerweise wurde ich ganz ruhig bei dem Gedanken, dass ich hier absolut total nüchtern werde und danach meinen Weg gehen kann. Natürlich mit Hilfe von einer Gruppe. Also keine Panik wo kriege ich jetzt meinen Stoff her, es war ganz seltsam. Aber zugrunde lag eben mein Entschluss - schlau genug war ich vorher bereits.
Kann nicht deine Freundin das Gleiche für dich tun? Sie muss aber trocken sein!! Weil sich nämlich solch ein Entschluss wieder 'verdünnen' kann. Das Beste wäre ihn sofort umzusetzen. Ist jedenfalls meine Erfahrung, und da kenne ich noch viele andere auch.
Grüße von Max
alles andere ist mir persönlich immer viel zu psychologisch


jerry65 Offline




Beiträge: 120

31.01.2004 15:20
#13 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Hallo Olga,
auch ich möcht dich hier auf diesem Board begrüssen und dir zu deinem entschluß, trocken zu leben, gratulieren.

Allerdings habe ich persönlich der Art und Weise, wie du es angehst, etwas Probleme. Ein kalter Entzug ist, wie Wolfram völlig richtig beschreibt, mit erheblichen Gefahren verbunden. Ich verstehe zwar, daß du im Momennt nicht möchtest, daß dein Umfeld etwas von deiner Alkoholsucht erfährt. Aber zum einen unterschätzt man häufig die "Antennen" seiner Umwelt, die häufig viel eher etwas mitkriegt, als man es selber glauben möchte, zum anderen habe ich aber auch selbst unheimlich viele positive Erfahrungen in meinem Bekanntenkreis gemacht, als ich mich zu meiner Krankheit bekannt habe und etwas dagegen unternommen habe. Außerdem möchte ich auch nochmal darauf Hinweisen, daß das Personal in Krankenhäusern einer Schweigepflicht unterliegt und bei einer Krankmeldung der Grund der Behandlung nicht angegeben wird.

Den kalten Entzug unter "Aufsicht", wie Max ihn beschreibt halte ich nur für die zweitbeste Lösung. Außerdem halte ich das überhaupt nur dann für möglich, wenn der "Hütende" wirklich etwas von der Materie versteht (z.B. ein erfahrener "Trockener").

Ach ja : du hast angesprochen, daß du es mit "alkoholfreiem" Bier versuchen möchtest. Das halte ich für eine ausgesprochen schlechte Idee!!!
zum einen enthält sogenanntes "alkoholfreies Bier" tatsächlich bis zu 0,5 Vol.% Alkohol, Außerdem kann es durch den Geschmack das sogenannte "Suchtgedächtnis aktivieren und einen Rückfall auslösen (ich habe selbst einen meiner beiden Rückfälle nach 9 Monaten Abstinenz mit alkoholfreiem Bier "eingeläutet":mauer!

Alles Gute!


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

31.01.2004 16:44
#14 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

hallo Gerald,
du hast vollkommen recht. Ich präzisiere daher: "Mein" trockener Alkoholiker, war damals 8 Jahre troccken, jede Woche 2mal Gruppe. Es gab nichts was der nicht gewusst bzw. noch besser erlebt oder gehört hätte. Heute ist er fast 29 Jahre trocken, und für seine Gruppe ist er nach wie vor von Wichtigkeit. Wir sehen uns im Jahr so 3-4 Mal, dann plaudern wir über alte Zeiten.
Gruß Max


jerry65 Offline




Beiträge: 120

31.01.2004 17:01
#15 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Hallo Max,
1. ICH HABE IMMER RECHT!

2. ich wollte eigentlich auch nur klarstellen und nicht klugscheißen. Wenn du so nen "Profi" im Hintergrund hast, ist das sicherlich auch ne Variante (und das meine ich jetzt kein bischen ironisch!). Wollte nur ausdrücken, daß die Omma, die keine Ahnung von möglicherweise auftretenden Gefahren hat, zum hüten wenig hilfreich ist.

Bis die Tage


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