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Saufnix  
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Dieses Thema hat 273 Antworten
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 Deine eigene Alkoholkarriere
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sunny side up Offline




Beiträge: 23

18.02.2004 11:35
#211 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Hallo Olga!!

Also ich habe all Deine Beitraege gelsen und nun moechte ich Dir sagen, dass Du in Deiner momentanen Situation schon ein wenig stolz sein kannst, wenn Du einen Abend trocken schaffst.
Es steigert doch auch ein wenig das Selbstwertgefuehl und wenn Du einen Abend schaffst, dann schaffst Du auch zwei und drei und vier usw.

Und irgendwann zaehlst Du die Tage nicht mehr.

In meiner nassen Phase, da habe ich die Stunden gezaehlt, die ich trocken war, manchmal auch die Minuten.

Da ich neu hier bin, erzaehle ich Dir kurz was zu mir, aber nur in Stichworten, sonst wirds ein Roman, das kommt spaeter.

Also, ich bin auch ein Alkoholikerkind, Mutti hat gesoffen, seitdem ich denken kann, mein Vater war im Aussendienst und oft unterwegs.

Meist war es so, dass meine Mutter mittags schon so zu war, dass sie nichts mehr auf die Reihe bekommen hat.
Mein Vater kam dann abends und hat alles gerichtet.
Das auch er abends seine 4-5 Bier + Cognac getrunken hat, das habe ich nicht als schlimm empfunden als Kind, denn er hat ja nicht geschrien und gepruegelt und lag nicht besoffen in der Ecke.
So zog sich das durch meine ganze Kindheit.

Meine Mutter starb, als ich knapp 17 war.
Damals habe ich nichts verstanden, heute weiss ich sie ist im Entzug gestorben.
Hatte einen Krampfanfall, mein Vater war auf seiner Jagdhuette und ich war mit Ihr alleine.
Ich habe dann den Notarzt gerufen, der hat jedoch nichts getan, weil sie nicht ins Krankenhaus wollte.
Abend hat sie sich dann ins Bett gelegt, die Mama und am naechsten Morgen war sie tod.
Komischerweise habe ich mich immer, auch damals schon zielsicher mit Menschen abgegeben, die auch sehr viel trinken, und ich mit.
Tja, als meine Mutter tod war, da hat mein Vater dann so richtig abgekackt, hat von seiner Firma eine langzeittherapie finanziert bekommen, aber sofort danach weitergetrunken.
Verlor daraufhin mit 48 seinen Job und hat dann auch nie wieder gearbeitet.
Brauchte er auch nicht, Geld war genug da.

Dann hat er sich ein wenig berappelt und geheiratet.
Aber immer wieder kamen Alkoholexzesse.

Ich bin irgendwann ausgezogen,mit meiner Stiefmutter habe ich mie nie wirklich verstanden.
Sie brauchte mich immer nur dann, wenn Vater mal wieder betrunken war, dann sollte ich die Kartoffeln aus dem Feuer holen und genau das habe ich auch immer getan.

Ich habe ihn ja so geliebt, er war der absolute Uebermensch fuer mich.
ich denke weil er halt immer die Stuetze fuer mich war, in der Kindheit.
Nur ploetzlich hatte sich das Blatt gewendet, ich war seine Stuetze.

Ich habe in dieser Zeit immer Alkohol getrunken, betrachtete das aber als normal, haben ja all meine Vermeintlichen Freunde getan.
Eine Gefahr, das ich mal abhaengig werde, die habe ich nicht gesehen, trotz der Familiengeschichte nicht.

Irgendwann hatte ich dann die dusselige idee mit einer Freundin eine Kneipe aufzumachen und das war im nachhinein betrachtet der Anfang vom Ende.
Spass hats gemacht, ich war auch beliebt, habe jedem zugehoert, eigentlich haette ich mir ein Schuild " Kummerkasten" an den hals haengen koennen.
ich habe alles mitgemacht, Dartliga, Eishockey,nebenbei noch im schichtdienst arbeiten, was solls. der Tag hat ja 24 Stunden.

Irgendwann habe ich dann die Kneipe aufgegeben, und....immer mehr getrunken, bekam Angstzustaende, habe damals nicht begriffen, das das alles mit dem Scheissalk zusammenhaengt und mit meiner Schilddruesenueberfunktion, die jahrelang verkannt wurde.
1999 habe ich dann eine Therapie gemacht...freiwillig...aus eigenen Stuecken, ich wollte dieses Leben einfach nicht mehr so haben.

Bedingt durch meinen Beruf bin ich immer viel gereist...nix habe ich mehr gemacht..nur noch in der ecke gehangen...Kloster Frau melissengeist ist mir auch nicht fremd...es wurde immer schlimmer...ich wollte einfach nur dichtmachen..wegmachen..schlafen-schlafen..schlafen.
Selbst das funktionierte aber nicht mehr..Sekundenschlaf trotz ich weiss nicht wieviel Promille...immer wieder draufgekippt.
In der Therapie dann...da habe ich auch noch lange gebraucht...mir meine Abhaengigkeit einzugestehen und wenn ich ehrlich bin...war da schon im Hinterkopf...wenn du hier wieder draussen bist...dann probierst du es aber doch noch mal...Dir geht es ja jetzt gut....dein Koerper ist fit, Deine haut rein, die Haare glaenzen wieder, da kann doch so ein Weinchen nicht so schlimm sein.

Denkste.
Grosskotzig wie ich war, habe ich es gleich wieder uebertrieben und in null, nix war ich da, wo ich vor der Therapie war.

Dannhat es geruckt...ich habe eine nachsorge fuer die Langzeittherapie beantragt, die ich zuvor abgelehnt habe und bin 1 jahr zur gruppe getapert, habe zwar Rueckfaelle gehabt aber ich war ehrlich.

ich kannte ja das schoene leben ohne Alkohol, ich wollte es wieder.

Und zwischenzeitlich immer wieder mein Vater, der nun gar nicht mehr mit mir umgehen konnte, weil ich meine Sucht offen gemacht habe, im gegensatz zu Ihm.

Das boese Ende begann dann Mitte 2001.Mein Vater hatte Herzprobleme,musste ins Krankenhaus, dann bekam er einen Lestenbruch, dann stellte man Prostatakrebs fest.
Er wurde operiert, kam aber nicht damit klar.
Seine Frau auch nicht.
Auch nicht mit dem Thema " Alkoholabhaengigkeit".

Zu Festlichkeiten stellte meine Stiefmutter immer Wein auf den Tisch und nach dem 2. Glas nahm sie Ihn meinem Vater weg.Unzaehlige male habe versucht, Ihr zu erklaeren, das es so nicht geht, sie wollte es nicht verstehen.

Sie hat noch Kistenweise Moselwein bestellt, damit ein Vorrat im Keller ist.
Sogar zur Suchtberatung habe ich sie geschleppt, weil ich glaubte, wenn sie von fachleuten aufgeklaert wird, dann denkt sie mal darueber nach, weit gefehlt.

Sie trat dann auch noch dem schuetzenverein bei, es eskalierte voellig.
Mein Vater verlor dann den Fuehrerschein...das war dann das absolute Ende. Meine Stiefmutter trennte sich, zog aus, mein Vater war nur noch am Trinken.
Ich habe Ihn 2 mal zum Entzug in eine Klinik gebracht, er hielt es dort nicht aus, ist abgehauen und...hat sich erschossen.

Also....habe ich durch diesen Scheissalkohol meine ganze Familie verloren.
Verwandtschaft ist keine mehr da.
Da mein Vater auch kein Testament hinterlassen hat, habe ich mich dann noch ueber ein jahr, zum teil kommt heute noch was nach, mit meiner Stiefmutter ueber das Erbe auseinandergesetzt, es lief zum Schluss alles nur noch ueber den Anwalt.
Meine Nerven lagen blank, trotzdem habe ich irgendwie funktioniert.

Zwischenzeitlich habe ich dann noch mal einen Fiesen Rueckfall gebaut.
Ich wollte einfach nichts mehr hoeren und sehen, keine Briefe vom Finanzamt, vom Anwalt, keine Anrufe von meiner Stiefmutter, keine renovierungsbeduerftigen Haeuser,ich wollte dichtmachen.

Aber...ich habe dann weitergekaempft.
Ich wollte nicht auch noch draufgehen.

Und so sitze ich jetzt hier...bin oft voller Trauer ueber meine Geschichte aber auch zuversichtlich, das ich es meistere.
Denn das Leben hat so viele schoene Seiten, mein Geist verlangt nach Input, ich will was neues lernen, was neues sehen, ich moechte mich koerperlich und seelisch gut und gesund fuehlen.
Und ich merke, das mit jedem Tag ein Stueck Kraft mehr hinzukommt.
Wenns mir Scheisse geht, dann lese ich in Foren, ich krame meine alten Tagebuecher hervor( 8 Stueck), lese mir durch, wie es war, als ich zugedroehnt war und es mir richtig mies ging. Das hilft mir dann, wieder Mut zu fassen.

Olga, jetzt ist es doch mehr geworden, als geplant, was ich hier geschrieben habe.
habs gar nicht so gemerkt, einfach so drauflos getippt.

Vielleicht hilft es Dir ja ein wenig, zu sehen, dass, egal wie beschissen es auch ist, es Wege gibt.
Immer.
Auch wenn es noch so aussichtslos erscheint manchmal.

Ich denke sowieso, dass wir alle hier auf dieser welt eine bestimmte Aufgabe haben, wir muessen sie nur erkennen und vielleicht brauchen wir dazu ein ganzes Leben.

Liebe Gruesse an Dich und alle anderen hier.

Hoffe, ihr blickt durch, bei meiner zugegebenen machnmal sehr unkoordinierten Art und Weise zu berichten.

Katja


Beachen Offline




Beiträge: 3.654

18.02.2004 11:47
#212 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Hi Katja !

Willkommen hier auf dem board und danke für deine Geschichte !

Gruß
Bea


Biene2 Offline




Beiträge: 4.231

18.02.2004 12:11
#213 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Hallo Katja,

auch von mir ein herzliches Willkommen und Hut ab vor soviel Kampfgeist.


Alknix04 Offline



Beiträge: 27

18.02.2004 16:41
#214 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Hallo Katja,

natürlich auch von mir vielen Dank für deine Geschichte!!!
Ich hab mich bei zweierlei Gedanken ertappt.

1. Soooo schlimm ist es bei mir ja gar nicht, schließlich sauf ich ja erst Abends und bin voll arbeitsfähig, und wenn es da in letzter Zeit Ausnahmen gab, waren es halt Ausnahmen. Aber so richtig Alki ist man doch erst, wenn man sich vor der Arbeit schon nen Flachmann reinfährt. Ich denk zwar manchmal schon während der Arbeit daran, was ich abends trinke und wo ich es besorge, aber das ist ja was ganz andere... Gut, dass du mich an dieses Klosterfrau Melissengeist erinnert hast!!! Es war zwar das erste und auch hoffentlich letzte mal, aber ich glaube, wenn ich es hier nicht erwähnt hätte, wäre es längst verdrängt und vergessen.
2. Wenn es andere schaffen, die noch viel tiefer in der Scheiße drin sind, dann schaff ich es doch locker, also mal bloß keine Panik, wenn nicht heute, dann morgen, immerhin hab ich es ja gestern mal wieder gepackt. Ich hab ja schon mal von „Alles hat seine Zeit“ geschrieben. Ohne diesen Spruch hätte ich mich vielleicht schon ganz weggeschmissen. Aber er verleitet natürlich immer wieder, sich selbst zu vertrösten...

Natürlich stellt sich mir auch bei dir, Katja, die Frage, warum den Weg der Eltern einschlagen? Um auch „erwachsen“ zu sein (hat ja Solgar angedeutet) oder um das einfach zu ertragen? Ich stelle diese blöden Fragen, weil ich mir gar nicht vorstellen kann, wie es ist, als Kind von Alkoholikern aufzuwachsen. Bei meinen Eltern war Alkohol, wie gesagt, tabu, und es gab keinerlei Möglichkeit, sich damit auseinanderzusetzen. Egal, wir sind ja alle in einem untergehenden Schiff gelandet, und ich bewunder und beneide euch, die drauflosgeschwommen seid, eine Insel erobert und euch ein neues Leben aufgebaut habt.
Ich würde nicht sagen, dass ich nicht schon alles mögliche erlebt hab, Selbstmord eines Freundes, Leben in Russland, selbst in Deutschland Phasen, wo ich schlicht Hunger hatte, physische und psychische Gewalt. Aber das alles war, als ich alt genug war, etwas ändern zu können. Meine Kindheit war die reinste Idylle. Umso mehr schäme ich mich dafür, dass ich jetzt ein Alki-Wrack bin.
Ja, ein klein bißchen stolz bin ich auf den gestrigen Abend. Zur „Belohnung“ bin ich shoppen gegangen und hab in einem Wohlthtats-Laden (gibt’s hoffentlich auch bei euch) zugeschlagen. Seit einiger Zeit decke ich mich mit Hörbüchern ein, die mir beim Einschlafen helfen. Letzte nacht hab ich wohl so 3-4 mal „Alice im Wunderland“ aufgelegt und es nur einmal geschafft, die ganze erste CD anzuhören. Ansonsten hab ich noch „Herr der Ringe“ auf 10 CDs gebrannt. Die Filme hab ich nicht gesehen, spätestens zur Kinozeit kommt normalerweise der Saufdruck.


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

18.02.2004 17:10
#215 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

hallo Olga,
du sollst dich nicht schämen, was soll das?!
"Umso mehr schäme ich mich dafür, dass ich jetzt ein Alki-Wrack bin."
Du kannst doch hier auf dem Bord wunderbar vergleichen, dich mit vielen anderen, von denen du weißt, dass sie alkoholkrank sind. Und es braucht sich hier keiner seiner Krankheit zu schämen. Davon würde es außerdem auch nicht besser.
Es dauert eben etwas mit der Zeit des Lernens und Begreifens. Und den berühmzen Ruck kann dir dann sowieso keiner abnehmen. Den schaffst du dann ganz alleine, und das ist eine große Tat.
Grüße von Max


Solgar ( gelöscht )
Beiträge:

18.02.2004 17:13
#216 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Hallo Olga,

ich denke das Kinder sehr viel durch imitieren lernen. D.h. Du imitierst teilweise auch Verhaltensweisen Deiner Eltern wie Alkoholismus. Und bis Du schnallst was da eigentlich abgeht ist es zu spät.

Andererseits hab ich mal gelesen das adoptierte Kinder aus Alkoholikerfamilien (die eigentlich Ihre saufenden Eltern gar nicht kennen) trotzdem eine Wahrscheinlichkeit von 50% haben Alkoholiker/Alkoholgefärdet zu werden. Bei Familien von nichttrinkenden Eltern liegt die Wahrscheinlichkeit wohl nur bei 10%. Also Glückwunsch, Du hattest einen guten Treffer bei ner 10 % Chance.

Aber da steckt wohl die Forschung noch in den Kinderschuhen bzw hab ich nicht mehr darüber erfahren.

Ansonsten einen schönen Abend, wenn Du heute trocken bleibst schreib ich morgen Teil2 meiner Geschichte, dann hast Du Sie Dir verdient.


Gruss Solgar


Merryl Offline




Beiträge: 822

18.02.2004 18:05
#217 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Hallo Olga!

Du schreibst:

1. Soooo schlimm ist es bei mir ja gar nicht, schließlich sauf ich ja erst Abends und bin voll arbeitsfähig....

voll arbeitsfähig? Für mich klingt das lustig. ich war auch mal eine Zeit voll und arbeitsfähig.


...und wenn es da in letzter Zeit Ausnahmen gab, waren es halt Ausnahmen....

Meinst Du das wirklich ernst????? Oh mein Gott, wieviele "Ausnahmen" habe ich selber gehabt, bis ich merkte, dass sie die Regel waren...


...Aber so richtig Alki ist man doch erst, wenn man sich vor der Arbeit schon nen Flachmann reinfährt....

Ja, ja, so richtig ist man erst Alkoholiker wenn man ungewaschen unter der Brücke schläft.



...Gut, dass du mich an dieses Klosterfrau Melissengeist erinnert hast!!! Es war zwar das erste und auch hoffentlich letzte mal....

wahrscheinlich auch eine Ausnahme....



Olga, ich bin trockener Alkoholiker und ich kann Dir sagen: so habe ich auch mal gedacht. Und es ging immer weiter, immer weiter. Es gab immer gute Gründe fürs trinken, die besten waren die Vorsätze aufzuhören, gleich morgen oder so...Ich weiß noch wie schön sich das anfühlte.

Olga, erspare Dir den weiteren Abstieg. Dein ganzes Reden hier ist geprägt vom alkohol, es tut mir förmlich weh, deine posts zu lesen. es tut mehr weh, weil es mich erinnert, wie ich mich gequält habe, wie ich es nicht einsehen konnte, dass ich wirklich und tatsächlich Alkoholiker bin.

Im Moment drehen sich deine Gedanken um alkohol, nur um alkohol. du bist regelrechter Sklave geworden. Willst Du das wirklich???? Es ist nicht schlimm, keinen alkohol zu trinken, wirklich nicht. Glaub mir das ruhig. Du verzichtest auf nichts anders, als auf diese entwürdigende Unterwerfung, auf dieses Aufgabe Deiner selbst, dessen was du wirklich bist.

Aber es geht nur so: hör auf. denke nicht in Trinkpausen, du wirst den alkohol nicht besiegen. Trinke heute nichts. Morgen gilt wieder: trinke heute nichts.

Also: denke gar nicht erst an morgen. wenn du heute nichts trinkst, damit du morgen vielleicht wieder trinken kannst, dann kannst Du auch heute gleich wieder trinken. es macht keinen Unterschied, olga, überhaupt keinen.

Entscheide Dich! Und lass Dir gesagt sein: es lohnt sich. mach den Schritt!!! Das Leben ohne alkohol ist wirklich ganz wunderbar. auch wenn Du Dir es nicht vorstellen kannst.
Aber deswegen Sage ich es ja.

liebe Grüße
Merryl[f1][ Editiert von Merryl am: 18.02.2004 18:07 ][/f]


Alknix04 Offline



Beiträge: 27

18.02.2004 18:09
#218 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Hallo Katja,

natürlich auch von mir vielen Dank für deine Geschichte!!!
Ich hab mich bei zweierlei Gedanken ertappt.

1. Soooo schlimm ist es bei mir ja gar nicht, schließlich sauf ich ja erst Abends und bin voll arbeitsfähig, und wenn es da in letzter Zeit Ausnahmen gab, waren es halt Ausnahmen. Aber so richtig Alki ist man doch erst, wenn man sich vor der Arbeit schon nen Flachmann reinfährt. Ich denk zwar manchmal schon während der Arbeit daran, was ich abends trinke und wo ich es besorge, aber das ist ja was ganz andere... Gut, dass du mich an dieses Klosterfrau Melissengeist erinnert hast!!! Es war zwar das erste und auch hoffentlich letzte mal, aber ich glaube, wenn ich es hier nicht erwähnt hätte, wäre es längst verdrängt und vergessen.
2. Wenn es andere schaffen, die noch viel tiefer in der Scheiße drin sind, dann schaff ich es doch locker, also mal bloß keine Panik, wenn nicht heute, dann morgen, immerhin hab ich es ja gestern mal wieder gepackt. Ich hab ja schon mal von „Alles hat seine Zeit“ geschrieben. Ohne diesen Spruch hätte ich mich vielleicht schon ganz weggeschmissen. Aber er verleitet natürlich immer wieder, sich selbst zu vertrösten...

Natürlich stellt sich mir auch bei dir, Katja, die Frage, warum den Weg der Eltern einschlagen? Um auch „erwachsen“ zu sein (hat ja Solgar angedeutet) oder um das einfach zu ertragen? Ich stelle diese blöden Fragen, weil ich mir gar nicht vorstellen kann, wie es ist, als Kind von Alkoholikern aufzuwachsen. Bei meinen Eltern war Alkohol, wie gesagt, tabu, und es gab keinerlei Möglichkeit, sich damit auseinanderzusetzen. Egal, wir sind ja alle in einem untergehenden Schiff gelandet, und ich bewunder und beneide euch, die drauflosgeschwommen seid, eine Insel erobert und euch ein neues Leben aufgebaut habt.
Ich würde nicht sagen, dass ich nicht schon alles mögliche erlebt hab, Selbstmord eines Freundes, Leben in Russland, selbst in Deutschland Phasen, wo ich schlicht Hunger hatte, physische und psychische Gewalt. Aber das alles war, als ich alt genug war, etwas ändern zu können. Meine Kindheit war die reinste Idylle. Umso mehr schäme ich mich dafür, dass ich jetzt ein Alki-Wrack bin.
Ja, ein klein bißchen stolz bin ich auf den gestrigen Abend. Zur „Belohnung“ bin ich shoppen gegangen und hab in einem Wohlthtats-Laden (gibt’s hoffentlich auch bei euch) zugeschlagen. Seit einiger Zeit decke ich mich mit Hörbüchern ein, die mir beim Einschlafen helfen. Letzte nacht hab ich wohl so 3-4 mal „Alice im Wunderland“ aufgelegt und es nur einmal geschafft, die ganze erste CD anzuhören. Ansonsten hab ich noch „Herr der Ringe“ auf 10 CDs gebrannt. Die Filme hab ich nicht gesehen, spätestens zur Kinozeit kommt normalerweise der Saufdruck.


Alknix04 Offline



Beiträge: 27

18.02.2004 23:21
#219 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Huch, hier stimmt wohl die Reihenfolge wohl nicht so ganz..
Merryl, da du meine Worte scheinbar in den falschen Hals bekommen hast, schreib ich am besten nächstes mal dazu, wenn es sich um Zynismus handelt. Sorry, aber den brauch ich manchmal.
Hallo Solgar, dann mal her mit Teil 2! Nachdem ich mir gestern literweise Waldbeeren- und Fencheltee reingezogen hab, ist heute Rooibos-Karamell dran.
Prost und Gute Nacht!


Mannfredo Offline




Beiträge: 65

19.02.2004 07:47
#220 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

guten morgen alle zusammen, hallo olga

auch wracks werden aus den tiefen der meere geborgen und zu musterschiffen oder vorzeigeschiffen wieder hergerichtet.

warum sollte das bei dir, oder uns, anders sein.

deine tätigkeiten mit deinem brenner solltest du jedoch weder hier, noch an anderer stelle bekennen.

ich ziehe mir jetzt noch die pur cd rein "freunde, wozu sind denn freunde da"

was ich daaaamit wohl sagen will

schönen, ruhigen tag zusammen,
manfred


Alknix04 Offline



Beiträge: 27

19.02.2004 08:24
#221 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Hallo Manfredo, hab das ja nicht selbst gebrannt, und ich verrate keinem wers war

Vorzeigeschiff will ich eigentlich nicht werden, eher ein Kutter, der sich nicht allzuweit vom Ufer, aber auch nicht zu nah, von Wind und Wellen treiben lässt, aber einen Steuermann hat, der notfalls stärker als Wind und Wellen ist.
Huch, ich werd ja noch zum Lyriker ;-)

Heute aufgewacht, lauter Albträume gehabt, aber trocken!

Auch von mir einen schönen Tag allen!


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

19.02.2004 11:18
#222 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Hallo Olga,

offenbar habe ich es falsch verstanden....hmmm...Das kommt mir in diesem Zusammenhang doch etwas merkwürdig vor, was Du da geschreiben hast.
Mussu selber wissen! Wie lange bist Du denn nun eigentlich alk-frei?
Ich habe mit andauernder trockenheit den zynismus ziemlich abgewöhnt, übrigens. (offenbar sehr erfolgreich ;-))))
Er ist für mich eine sehr perfide Art der Agression, auch gegenüber sich selbst.
Komme mir vor wie so ein richtig dösbaddeliger Fischkopf, aber seis drum.
Lieber Gruß
Merryl.


Alknix04 Offline



Beiträge: 27

19.02.2004 15:16
#223 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Hallo Merryl,
macht ja nichts. Du hast einfach nur den Eingangssatz überlesen „Ich habe mich bei zweierlei Gedanken ertappt.“ Ertappen kann man jemanden doch nur, wenn er etwas schlechtes macht, oder? Ich hab mich also bei diesen lange gewohnten Ausreden ertappt und sie mir wie einen Spiegel vorgehalten.
Ich habe nicht mal einer Handvoll Tage nichts getrunken, aber alkfrei würde ich mich noch längst nicht bezeichnen, denn zur Zeit geht es mir nicht gut, mir fehlt etwas, und ich bin froh, dass ich gestern Abend eingeschlafen und erst nach Ladenöffnungszeit aufgewacht bin. Später kam dann richtig Lust auf Alk, aber wieder hatte ich Glück, weil da inzwischen auch die Tanke zu hatte. Außer der physischen Abstinenz hat sich bei mir nichts getan. Meine Gedanken kreisen um den Stoff wie immer. Als alkfrei würde ich mich bezeichnen, wenn ich etwas Alkoholisches sehe, ohne Lust darauf zu haben. Manche sehen als als Willensstärke, wenn ich eine Tafel Schokolade wochenlang vor meiner Nase liegen habe, ohne sie anzurühren. Dabei mach ich mir einfach nichts aus Schokolade! Manchmal esse ich gern eine Praline, manchmal auch mehrere, aber das wars dann, ich denke nicht weiter drüber nach.
Den Alk meide ich gerade wie der Teufel das Weihwasser, ebenso alle Orte wo getrunken wird. Was mir Mut macht, ist eine wochenlange Alk-freie Phase während irgendeiner Fastenzeit, wo es mir überhaupt nichts ausgemacht hat, in einer Kneipe Tee oder Saft zu trinken – weil ich einfach behauptet habe, ich würde fasten. Daraufhin galt ich als etwas verschroben, wurde aber in Ruhe gelassen. Ich hab es schon mehrfach erwähnt, dass ich auch diese Fastenzeit nutzen will, abstinent zu sein. Mit dem Unterschied, dass ich danach nicht wieder in die Falle tappen will. Das ist so leicht gesagt.... Ich denke viel drüber nach, wie ich mich „umkonditionieren“ kann, d.h. durch was ich das abendliche Besäufnis ersetzen kann. Egal was ich mir einfallen lasse, es kommen dauernd Stimmen, die sagen Blödsinn, Illusion, das machst du doch eh nur ein paar Tage. Auch hier im Forum kamen ja schon gute Vorschläge wie Wohnung verändern, Schwimmen, Sauna. Nichts von dem hab ich gemacht. Na doch, ich hab mir tatsächlich etwas mehr Grün angeschafft und mich dazu aufgerafft, wenigstens ein bißchen aufzuräumen.
Dieses Forum hält mich einigermaßen am Leben, daher

DANKE AN EUCH ALLE!!!!!

Ich muss aber auch sagen, daß ich zur Zeit eher fürs Forum lebe als für mich, d.h. ich trinke nichts, weil ich vor euren Reaktionen, eurer Wut, eurer Enttäuschung Angst habe. Eine wirkliche Entscheidung FÜR MICH SELBST ist noch nicht gefallen. Ging es euch auch so, dass ihr teilweise erstmal um des lieben Friedens willens (Familie, Freunde, Arzt, evtl. Forum) aufgehört habt?

Bei mir geht’s jetzt erstmal weiter mit meinem „Schöner-Wohnen-Projekt“.

Viele Grüße!


Spieler Offline




Beiträge: 7.889

19.02.2004 15:33
#224 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Hi Olga,

nimm dir am Anfang ruhig die Krücke " das du für Andere " trockenbleibst. Aber nur am Anfang. Über kurz oder lang mußt du es nämlich auch für dich selbst wollen. Ansonsten bleiben dir nur 2 Wege.

1. Du fängst wieder an zu saufen, weil die Motivation etwas für Andere zu tun nicht so hoch sein kann, wie der Antrieb es für sich selbst zu machen.

2. Du bleibst trocken, aber da du es in dem Fall nicht für dich getan hast, wirst du immer das Gefühl haben, es fehlt etwas. Die Konsequenz daraus wird eine permanente Unzufriedenheit sein.
Und da ich schon einige trockene Alkis erlebt habe, die vollkommen unzufrieden mit sich selber sind, würde ich dann doch empfehlen weiterzusaufen.

Ansonsten, alles von dem du annimmst, dass es dir am Anfang hilft trocken zu bleiben, solltest du nutzen. Und wenn du nachts den Mond anheulst.

Jörg


Merryl Offline




Beiträge: 822

19.02.2004 15:52
#225 RE: wie hoch muss der Leidensdruck sein? Zitat · Antworten

Naja Olga,

mag sein, dass ich deinen Zynismus etwas falsch verstanden habe, bei meinem Appell aber bleibe ich. es wird Dir gar nichts bringen, wenn du die Eventualität, dass es nicht klappt, nicht aus deinem Kopf verbannst. Es reicht, heute nichts zu trinken. Aber es nützt nichts, wenn du dabei an morgen denkst.

Deine Idee, die Fastenzeit zu nutzen ist natürlich sehr naheliegend und praktisch. Ich empfehle Dir, in der Zeit eine Gruppe zu besuchen. Das ist am Anfang möglicherweise etwas spacig, aber es wird Dir sehr helfen.

Mache dem "großen Klick" schon mal die Tür auf. Ich glaube, er wartet schon auf Dich!

Merryl


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