Ich traue es mich kaum zu sagen, offenbart es doch nur wieder einer meiner schlechtesten Charaktereigenschaften (Egoismus pur) - sage es aber trotzdem.
Meine Mom leidet wie bekannt ja an COPD und Lungenkrebs. Einen Tumor konnte man operativ entfernen, den anderen nicht (liegt viel zu dicht an der Arterie).
Chemo hat sie nur eine einzige über sich ergehen lassen, danach war der Kuchen für sie gegessen - never ever. Ich kann's ihr schlecht verdenken, war ich doch selbst mit solch (vergleichsweise) derartig aggressiver Chemie nicht bereit, mich jahrelang wegen Hep C behandeln zu lassen.
Nun gut, mein Dad ist alles andere als bereit loszulassen, auch wenn er gegenteiliges oft behauptet.
In München, und nur in München behandeln sie Lungenkrebspatienten mit Protonenbestrahlung. Blöd nur das die Krankenkasse meiner Mutter keinen Versorgungsvertrag ausgerechnet mit dem Hospital in München hat. Mit Heidelberg und 2 anderen Städten (Kliniken) schon - nur die wagen sich mit ihren Protonen zwar an alles andere, aber nicht an Lungentumore (aufgrund dessen, weil die Lunge organisch ständig in Bewegung ist).
Also muss er bar zahlen, nicht weniger als 28.000 €
Jo und ich erwisch mich fast täglich bei den Gedanken, dass das doch eh nur rausgeschmissenes Geld ist - weil ne Garantie gibt's ja eh nicht.
Stattdessen wäre die Kohle besser bei mir aufgehoben, zumindest ein Teil - damit ich dringend nötige Reparaturen und Anschaffungen tätigen könnte.
Quasi lasst sie also sterben, wozu noch finanziell hinauszögern und falschen Hoffnungen erliegen.
Ja alter Schwede, wo sind sie denn hin meine Schuldgefühle? Und wie war das nochmal stattdessen mit der produktiven Reue?
Echt, ich sollte mich schämen!!!
Dann letztens nachts um 03:00h schellte es Sturm .... Mein erster Gedanke ... "Meine Mom ist bestimmt verstorben" ... und Daddy steht aufgelöst in Tränen vor meiner Tür.
Tja, ich hab nicht aufgemacht - zwar war ich noch wach, wie grundsätzlich nachts um Drei ....... aber ich war ...
Ja was war ich eigentlich?
Zu feige um mich mit meinem untröstlichen Vater in seiner heillosen Trauer auseinandersetzen? Zu egoistisch, nach dem Motto ... "sorry, aber ich brauch jetzt erstmal meinen Schlaf - der geht 100 prozentig vor" (!?)
Wie auch immer, ich bin auf Zehenspitzen in mein Bett geschlichen (...).
Ich muss dazu sagen, hätte er mich gerufen, dann hätte ich aufgemacht - hat er aber nicht.
Im Bett dachte ich nur "Oh mein Gott, da bist du echt bereit deinen Paps (der alles im Leben getan hat für dich) draußen vor der Tür verrotten zu lassen ... ai ai ai".
Naja, wer es auch gewesen ist - mein Daddy war es zum Glück nicht.
Wenn ich mir das umgekehrt vorstelle ..., dass ich irgendwann einmal völlig verzweifelt nachts vor irgendeiner Türen meiner Töchter stehe - und die gehen, statt mich reinzulassen lieber heimlich still und leise weiterschlafen ...
Wobei, NIEMALS!!!! im Gegensatz zu mir, würden die das nie über's Herz bringen, dafür lieben sie mich viel zu sehr.
Ja gut, was soll ich nüchtern jetzt daraus nur lernen??
Das ich manchmal echt ein Arsch bin? - Das weiß ich auch so und nass wusste ich es ebenso.
Nachdem ich mir jetzt meinen eigenen Post mindestens 5 x durchgelesen habe ....
Klingelt's immerhin ziemlich laut bei mir.
Meine Sucht (Süchte) ist (sind) hausgemacht, aufgrund diverser Charaktereigenschaften von mir.
Nehme ich nur mal meinen Egoismus ....
Ausgenommen von Alkohol, basierten alle meine Süchte rein auf meinen puren Egoismus (Neugier multipliziert mit Spaßfaktor hoch 10).
Richtig süchtig nach Alkohol bin ich nur aus purer Verzweiflung 1992 geworden, durch das eine einzige "Aha-Erlebnis".
Aber Verzweiflung kenn ich seit mindestens 15 Jahren nicht mehr - deswegen ist es nun Sucht oder Gewohnheit?
Keine Ahnung ... :-(
Ich weiß nur eins, Alkoholismus ist definitiv keine Krankheit!
Um ihn aber so destruktiv auszuleben wie "Alkis" es tun, gehört zumindest ein krankhafter Nährboden.
Darum sehe ich es so wie Clavis ... "der Alkoholismus spiegelt nichts weiter als Symptome"(!), und zwar einer nicht zu verachtenen pathologisch vorausgegangen Ursache (oder mehreren).
Warum bin ich süchtig geworden, und warum passiert das anderen nicht?
Der Süchtige kann sich mit dieser Frage wahrscheinlich stunden-, wochen-, vielleicht sogar jahrelang beschäftigen. Und wenn er das Warum dann möglicherweise wirklich herausgefunden hat, was hat er dann gewonnen?
Was bringt dir, Triny, die Erkenntnis, dass dein Alkoholismus das Symptom einer pathologischen Ursache ist?
In dem Moment wo ich fälschlicherweise behaupte krank zu sein, gebe ich bequemer Weise meine Verantwortung ab ( ich kann da gar nix für, ich bin nicht schuld - niemals! ).
Ja wenn es sich für einige Zeitgenossen besser damit leben lässt, nur zu
Ich kapiers nicht ganz. Warum gebe ich meine Verantwortung ab, wenn ich sage, meine Alkoholabhängigkeit ist eine Krankheit? Gebe ich Verantwortung ab, wenn ich sage, meine Diabetes II ist eine Krankheit? Diese ist doch in ähnlichem Maße hausgemacht durch mein Verhalten in der Vergangenheit. Veranlagung + 'verantwortungsloses' Verhalten = Krankheit -> wurscht ob Diabetes oder Alkoholismus.
Im Gegenteil: Ich habe Verantwortung für mich in dem Moment übernommen, wo ich vor langer Zeit aufgehört habe zu trinken; ich habe Verantwortung übernommen, als ich vor anderthalb Jahren (endlich) ins Abnehmen gegangen bin, als ich mehr Tabletten wg. des Zuckers hätte nehmen sollen.
Das 'Schöne' an diesen Krankheiten ist doch, ich kann sie durch mein Verhalten zum Stillstand bringen.
Aber wenn es für Dich ok ist, Deine Alkoholabhängigkeit nicht als Krankheit zu sehen - mei, verbietet Dir doch keiner. Wichtig ist doch, Du bleibst abstinent. Laß aber bitte anderen auch ihre Sicht. Danke. Deine Abstinenz ist nicht besser oder geiler als die anderer Leute. Aber wie gesagt, wenn's Dich schee macht. Einbildung ist schließlich auch 'ne Bildung.
Hinter einer Krankheit verstecken....ich doch nicht, ich nahm meinen Tod in Kauf, als ich noch Suchtmittel konsumierte, null Gedanken an Krankheit.
Und das soll nicht krank sein?
Sucht ist eine psychische Erkrankung und wie Vicco richtig schrieb, es liegt in meiner "Macht" dieses zerstörerische Werk zum Stillstand zu bringen.
Hinter einer Krankheit verstecken hieße ja ihr weiter Macht zu geben, sie als übermächtiges Etwas vor mir her zu schieben.
In dem Moment, als ich den Leidensdruck nicht mehr ertrug und die Verantwortung für mein weiteres Handeln übernommen habe, in dem Moment als ich erkannte wie krank ich eigentlich wirklich bin, da nahm ich Hilfe an, besonders die der SuchtKRANKENhilfe.
Aber der Weg zur Erkenntnis ist bekanntlich weit.
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
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