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Saufnix  
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Dieses Thema hat 928 Antworten
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 Selbsthilfe und Gruppengespräche
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Sonnensturm ( gelöscht )
Beiträge:

11.10.2006 01:17
#136 RE: DER FÖN Zitat · Antworten

Oh Mann Polar,

Deinen Humor hast Du aber nu ganz tief im Keller vergraben und 127 Stricke drumgebunden, damit Du auch ja nicht in die Versuchung kommst mal zu lachen.

Ich weiß, ist wahrscheinlich ganz schön dunkel da in dem tiefen schwarzen Loch, aber die Lampe da in der Grube kannst leider nur Du selbst wieder anzünden...

Hier nun der Sonnenstürmchen-Antidepressivum-Programm-Versuch:

1. ....wer will, findet wege - wer nicht will, findet gründe.... wer hatte das nochmal in der Signatur?

2. nicht so viel reden, einfach tun
(a la *aus dem Buch der großen Weisheiten* von *Großer Bruder*)

3. Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag.
- Charlie Chaplin -

4. „Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern ihre Urteile und Meinungen über sie“ (Epiktet)

5. Klick

6. Klick

(Bin ich schon jetzt *Faust* seine Jüngerin?)

7. (oder doch erst jetzt?)

Klick

9. Klick


8. korrekt sortiert speziell für Elia
Klick


nun noch was nebenbei zu mir, um der hier schon gestellten Kompetenzerfahrungsfrage gleich zu begegnen:

der Versuch Gründe und Begründungen und Schuld für den schlechten emotionalen (Depressions)-Zustand zu finden, erst bei anderen Menschen, dann bei mir, hat mich meistens noch schöner und tiefer in meine wunderbar durchlebten Depressionen katapultiert, bis ich mich so richtig schön mies fühlte und das Gedankenkarussel so voll im Gange war, anstatt daß ich meinen Hintern bewegt habe und versucht habe, einen Weg aus der Depression zu finden, was ja nicht so leicht ist, wenn man mitten im schwarzen Loch sitzt...
und ich mir ja versucht habe monatelang inmitten des schwarzen Loches indem ich mich so prima suhlte, alles ganz schön zu begründen, ergründen, analysieren und mich immer weiter in dem Karussel nach unten zu drehen...

Wenn ich zurückblicke, gab es für mich jedes Mal eigentlich nur einen Weg aus der jeweiligen Depression: mein Denken in Richtung Handeln zu steuern, mir einen Tritt geben vom stundenlangen auf dem Sofa Gesitze endlich aufzustehen, auch wenn es schier unmöglich und nicht machbar erschien, meinen Hintern zu bewegen und aktiv werden und einfach mal machen, ohne über den Sinn und Unsinn dessen, was ich mache, nachzudenken, sondern nur meinem Gefühl zu vertrauen, daß es mir schon gut tun wird und ohne darüber nachzudenken, ob das, was ich mache, für jemanden anderen gut sein könnte oder nicht, was ich tue.

Das klingt super egoistisch, aber immer noch besser, als hätte ich damals meinem Leben ein Ende bereitet, wie ich heute finde.

Depressionen hatte ich in meinem Leben meistens nach großen Umbrüchen in meinem Leben oder persönlich empfundenen Niederlagen oder Traumatas:

Beginn:

Mit 13 : 4 Jahre
Depression mit starken Selbstmordgedanken + sexuellem Mißbrauch

Mit 26 : 2 Jahre
Depression nach Trennung von dem Vater meiner Tochter
starke Selbstmordgedanken + Schuldgefühle gegenüber meiner Tochter

Mit 28: 9 Monate
Depression nach mehreren gewalttätigen Ausbrüchen und starken Alkoholexzessen meines damaligen Partners

erste und letzte Einnahme von ADs über 4 Wochen und anschließendem Selbstmordversuch mit Überdosis ADs,

Mit 31: 9 Monate
Depression nach gewalttätigem Ausbruch von meinem damaligem Partner (Trauma) durch Erwürgungsversuch

Mit 33: 2 Monate
Depression nach Umzug in eine anderes Land und einhergehendem starkem krankhaftem Eifersuchtsanfall gegenüber meinem damaligen Partner + gleichzeitigen starken Alkoholexzessen meines damaligen Partners

Mit 35: 2 Monate
Depression nach scheinbarer beruflicher Niederlage und kurzzeitigem Mangel an finanziellen Mitteln

Mit 35: 2 Wochen
Depression mit leichtem Burnout-Syndrom nach monatelangem Workoholic-Wahn

Was verblüffend an der Liste zu beobachten ist - die Dauer der Depressionen wird mit zunehmendem Alter geringer, was ja irgendwie hoffen läßt.

Ausstieg bei allen Depressionen war bei mir: Reisen, Erholung und aktive Teilnahme an der Außenwelt, Tritt in den eigenen Hintern, Herausfinden, Entscheidungen fällen + Wege finden + dann Umsetzen + Leben meiner Träume, mich anderen Menschen öffnen und viel viel Lachen, als ich es endlich wieder konnte.

Akzeptieren der Dinge, die ich nicht ändern kann, ändern der Dinge, die mir nicht gut tun und ändern der Dinge, die ich ändern kann und die mir gut tun.

...und...meine Erfahrung... es geht immer noch schlimmer, als es eh schon ist/war...

Die Leichtigkeit des Seins heute wieder zu spüren, was für ein Geschenk...

Viel Glück und Kraft für Dich.
Du packst das schon.

Lieben Gruß
sonnensturm


polar Offline




Beiträge: 5.749

11.10.2006 02:00
#137 RE: DER FÖN Zitat · Antworten

liebes herzallerliebstes sonnenstürmchen

also wenn ich mir da deine karriere so anschaue, habe ich eigentlich wenig lust diese depression so auszureizen wie du das mit allen schikanen getan hast.

also deine erfahrung dass es immer noch schlimmer kommt muss ich nicht unbedingt erfahren.

aber wir männer sind ja auch wehleidiger

ich danke dir aber für das lächeln das du mir da grad abgerungen hast.

ist ja toll kannst du die leichtigkeit des seins wieder spüren, das war ja in letzter zeit ja nicht immer der fall..

LG

rolf

...sicher pack ich das, ich hab ja auch nie was anderes behauptet...


Lotte01 Offline




Beiträge: 514

11.10.2006 11:22
#138 RE: DER FÖN Zitat · Antworten

Zitat
es ist erwiesen dass alkoholiker oder drogenabhängige durch die fortwährende betäubung nicht in der lage sind negative erlebnisse richtig zu verarbeiten oder auch richtige trauer zu empfinden, das "trunkene elend" ist keine trauer.



Hallo polar,

mit dieser These wurde ich zu Beginn meiner Thera. durch meine Therapeutin konfrontiert. Hat mich damals ganz schön umgehauen, sie ging nämlich noch weiter, bewies mir, dass ich aufgrund des schon solange währenden Alkoholkonsums irgendwie in der Pupertät stecken geblieben sei.

Da stehste nun da mit Anfang 40 und hast keine Ahnung, wie Du nun Erwachsen das Leben so meistern sollst. Mit Problemen, Konflikten, negativen Gefühlen usw. umgehst.

Da hilft also nur lernen und ausprobieren. Natürlich auch mit Humor und Gelassenheit und wahnsinnig viel Geduld. Vor allem auch, dass man es eben auch darf, nicht gleich mit allem richtig erwachsen umzugehen.

Hört sich alles so einfach an. Nun bin ich davon überzeugt, dass der Zweck des Lebens nicht Wissen, sondern handeln ist, doch wenn man so antriebslos auf seiner Couch rumsitzt und einem die Grübelsucht so richtig schön gepackt hat, ist das schon schwierig. Doch da hat Sonnensturm schon recht, Hintern hoch, sonst wird's ja nichts.

Besser geht es mir auch, seit ich begriffen habe, dass ich nicht alles und jeden verstehen muss. Auch mich selbst nicht, solange es mir gut damit geht.


polar Offline




Beiträge: 5.749

11.10.2006 12:40
#139 RE: DER FÖN Zitat · Antworten

hallo lotte,

da hast du sicher recht, der zweck des lebens ist nicht nur wissen.
aber wissen nimmt angst und für mich ist es wichtig zu wissen woran ich bin, was mich erwartet. es war ja schon eine erleichterung für mich zu wissen dass meine niedergeschlagenheit und mutlosigkeit ein symptom ist.

unwissentlich habe ich das lange zeit auf mich genommen und an mir gezweifelt, dabei ist das doch überhaupt nicht mein naturell.

alle die guten ratschläge, wie einen tritt in den hintern, usw. kommen ja schon an, sie lassen sich aber im moment nicht so leicht umsetzen.

eigentlich sind solche ratschläge für mich kontraproduktiv weil ich da sofort wieder ein gefühl des versagens habe, da die lösung/heilung ja nur ein lächerlicher arschtritt ist, aber ich lahme pfeife ja nicht einmal das fertigbringe.. aber da hilft mir auch wieder mein wissen: dieses gefühl gehört zum spiel.
es ist ein "nicht wollen können". aber auch das wird vorbeigehen, das ist auch etwas was ich heute weiss und mir mut gibt. und sicher werde ich massnahmen finden dass sich so etwas nicht mehr wiederholt.

LG

rolf


Sonnensturm ( gelöscht )
Beiträge:

11.10.2006 13:27
#140 RE: DER FÖN Zitat · Antworten

Polar,

auch wenn jetzt vielleicht einige laut aufschreien mögen...wenn ich es so richtig überlege, viele Depressionen, die nicht auf Grund von Schicksalsschlägen, Krankheiten oder entscheidenden äußeren Einwirkungen auftreten, entstehen sicherlich einerseits durch die Gegebenheiten unserer heutigen Gesellschaft und andererseits sind sie ja auch irgendwie Luxus und oftmals selbstproduziert. Bei mir war es jedenfalls oftmals so.

Bei der sozialen und finanziellen Grundabsicherung unserer Gesellschaft kann man sich ja auch erlauben Depressionen auszuleben. Würde man täglich darum kämpfen, überhaupt was essbares im Magen zu haben und die Familie über die Runden zu bringen, hätte man ja überhaupt nicht die Zeit, sich seiner Depression hinzugeben.

Oftmals hatten Depressionen und schlechte Gefühlszustände bei mir ja gar nichts mit der realen Situation zu tun. Meistens habe ich die schlechte emotionale Situation in meinem eigenen Kopfkino mitproduziert.

Sich schlecht fühlen und als schlimmster Mensch dieser Welt, kann auch Freude bereiten, kann man sich doch prima selbst bestätigen, daß es einem ja sooooo schlecht geht.

Und jetzt frage ich mich schon die ganze Zeit, lieber Polar, welche realen Umstände oder schweren äußeren Schicksalsschläge Dich eigentlich in die Depression katapultierten?

Soweit ich es mitverfolgt habe, hast Du Deine Situation, in der Du heute lebst, selbst produziert und geschaffen und beruht eher nicht auf Außeneinwirkungen, die Du nicht beeinflussen konntest und kannst. Oder hab ich was verpaßt?

Soweit ich mich dunkel erinnern kann, hast Du noch alle Arme und Beine an Deinem Körper, einen Kopf auf dem Hals, alle Zähne im Mund, alle Haare auf dem Kopf, kannst aufrecht stehen und selbst durch die Gegend laufen und manchmal sogar humorvoll sein und andere Menschen zum Lachen bringen...

Nun kann man sich deswegen ganz doll schlecht fühlen, was man in der Vergangenheit so alles schlimmer verbockt hat und in ein Büßergewand steigen und sich durch alles, was auf einen einströmt, als Versager fühlen. Nur was bringt das?

oder versuchen das beste aus der Situation zu machen, aktiv zu werden und akzeptieren, das es halt so ist, wie es ist, es geht einem halt mal schlecht und halt nicht immer alles im Leben gerade, rund, prima und paletti verläuft, wie im Märchen und das man halt Fehler in seinem Leben gemacht hat, die manchmal nicht wieder rückgängig zu machen sind. So what? Die macht wohl jeder mal.

Was einem immer bleibt, ist es heute und morgen aktiv durch eigenes Handeln besser oder anders zu machen, als in der Vergangenheit und das ist doch super, daß das Leben einem jeden Tag eine neue Chance schenkt, etwas aus seinem Leben zu machen oder anders zu machen als in der Vergangenheit.

Ich für meinen Teil habe keine Lust mehr mich dauerhaft schlecht zu fühlen und wenns mir mal schlecht geht, was ja auch ab und zu vor kommt, dann versuch ich erstmal so schnell wie möglich was zu finden, was ich aktiv machen/handeln kann, damit mirs besser geht (mich nützlich machen, mir eine kleine Freude bereiten, anderen Menschen eine kleine Freude bereiten...) und versuche so schnell wie möglich aus dem Loch zu krabbeln, als mich in meinem Elend kuschelig einzurichten und mir ständig zu bestätigen, wie schlecht es mir doch geht und was ich für ein schlechter Mensch bin.
Der schlechte Mensch bin ich so oder so.

Und was ich heute zum Beispiel bedauere, ist, daß ich Menschen in meinem Umfeld, die mir lieb sind und vor allem meine Tochter, mit meinen damals lange und intensiv ausgelebten Depressionen massiv belastet habe. Denn auch eine Depression anhaltend auszuleben und sich ihr hinzugeben, war egoistisch von mir und ging auf Kosten meines Umfelds, die meinem negativen emotionalem Zustand gegenüber hilflos gegenüber standen und dem ausgeliefert waren.

Das dauert sicher eine Weile, bis es sich besser anfühlt, aber die Erfahrung zeigt mir, daß es auch immer wieder aufwärts gehen kann. Und diese Gewissheit trägt mich durch meine dunkle Stunden.

Analysieren und ergründen, warum es mir schlecht gegangen ist, kann ich dann immer noch hinterher, wenns mir besser geht, denn dann bin ich auch wieder klar genug dazu, um dann in Zukunft besser gewappnet zu sein für zukünftige negative emotionale Zustände.

In dem aktuellen schlechten emotionalen Zustand darüber nachzudenken, warum es mir schlecht geht, drehte mich in meiner Grübelei immer weiter und tiefer und tiefer ins schwarze Loch und hat mir gar nix gebracht, außer daß ich mich irgendwann umbringen wollte, weil ich mir dann dauerhaft in meinem drehenden Gedankenkarussel bestätigte, daß ich ja wirklich eine Versagerin und ein schlechter Mensch bin und absolut keine Berechtigung habe auf diesem Planeten zu weilen.

Also, lass doch lieber den Ben auf Deinem Sofa liegen und Dich von ihm kräftig bedauern und ergründen, warum es Polar so schlecht geht, anstatt daß Du Dich noch ein paar Monate und Jahre selbst bedauerst (wegen was bedauerst Du Dich eigentlich? und weswegen fühlst Du Dich eigentlich als Versager?).

So ein Leben, was Du gerad hast, würden sich wahrscheinlich Millionen Menschen auf diesem Planeten wünschen, auch wenn Dir das im Moment überhaupt nicht hilft und total kontraproduktiv ist und Du Dich lieber als Versager fühlst.

Zwischen Realität und Gedankenkarussel liegen halt manchmal Welten...

Also, genieß Dein luxuriöses Leben doch einfach, Hilfe hast Du Dir ja schon geholt.

Und irgendwann gibt es auch wieder ein Licht am Ende des Tunnels, jedoch muß man schon selbst seine Füße bewegen, damit man auch zum Ende des Tunnels kommt.

Natürlich kann man auch in der Mitte des Tunnels sitzen bleiben und darauf warten, daß das Ende des Tunnels zu einem kommt...
wahrscheinlich bis man selbst so schwarz vom warten ist, wie der Tunnel, in dem man sitzt.

Ich geh jetzt jedenfalls erstmal in die Sonne und wünsch Dir einen schönen Tag. Denn der heutige Tag, den gibt es nur ein einziges einmal, der kommt jedenfalls garantiert nicht mehr wieder.

Ich kann den heutigen Tag in die Tonne hauen oder was schönes draus machen. Ist doch prima, daß man die Wahl hat.

Ich persönlich glaube nicht, daß Dich das Grübeln, Ergründen und Analysieren Deines schlechten Zustands einen einzigen Schritt aus Deiner Depression bringt.

Wenn es jedoch so sein sollte, dann wärst Du sicher einer der wenigen auf dieser Welt, die das dadurch schaffen und dann schick ich Dir als Gewinnerpreis einen Container voll mit mousse au chocolade...

...mußt Du Dir dann wahrscheinlich allerdings einen größeren Kühlschrank anschaffen.

lieben gruß und ein Lächeln für Dich
sonnensturm


PS. das war fürchterlich lang und ich glaube, das wars auch, was ich zu dem Thema momentan zu sagen habe.

Wie hätte Polar noch vor einigen Wochen jemdandem geantwortet, der seitenlang so schreibt, wie momentan Polar: "Nimm den Finger aus dem Mund"


Schneeflocke Offline



Beiträge: 485

11.10.2006 13:47
#141 RE: DER FÖN Zitat · Antworten

Aufschrei:

so wie Du schreibst, Sonnensturm, hast du keine Depressionen gehabt, jedenfalls keine schweren. Luxus..., genießen...Mann, Mann, Mann: Einbeinige koennen nicht mit beiden Beinen laufen, Alkoholiker nicht kontrolliert trinken und an Depression Erkrankte können nicht fühlen, wie dann genießen?
Respekt vor dem Kranken sollte man schon haben.

Ärgern mich immer wieder solche Meinungen, weil sie eine gute, sinnvolle Behandlung der lebensgefährlichen Erkrankung Depression oft genug verhindern.

Schneeflocke.

polar, deine Ansicht, die misserablen Zustände derzeit als Symptom einzuordnen finde ich gut.


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

11.10.2006 14:00
#142 RE: DER FÖN Zitat · Antworten

Sonnensturm

ich wusste eigentlich immer, daß Du Dich von Deinem Ex hast in die Mangel nehmen lassen, weil du grade nix besseres zu tun hattest

Hast Du den Luxus wenigstens genossen?

Und, ääh, was hast Du dann hier so lange deswegen rumgemacht?


Sonnensturm ( gelöscht )
Beiträge:

11.10.2006 14:22
#143 RE: DER FÖN Zitat · Antworten

Ach, liebe Schneeflocke,

wer will schon die Schwere einer Depression bei einem anderen Menschen beurteilen können? Kannst Du das wirklich, beurteilen, wie schwer meine Depressionen oder die anderer Menschen waren/sind?

Und dann ist es ja immer noch ein Unterschied, wie stark man selbst seine eigene Depression/schlechten emotionalen Zustand empfindet und wie sie von anderen wahrgenommen wird.

Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, wie meine Meinung in Deinen Augen bei anderen Menschen "eine gute, sinnvolle Behandlung der lebensgefährlichen Erkrankung Depression oft genug verhindern." sollte...

Ich kann nur von mir schreiben und mir hat oft in solchen Zuständen geholfen, wenn mich liebe Menschen in die Realität zurückgeholt haben, die mir in dem Zustand von totaler emotionaler Abkopplung zur Außenwelt und eigener innerer Isolation fast komplett verloren gegangen war und die mich ab und zu zum lachen gebracht haben, anstatt mich in meinem Zustand noch zu bedauern und mich zu bestätigen.

Ich bin dennoch der Meinung, daß viele Depressionen, die nicht auf schweren körperlichen Krankheiten oder unverschuldeten äußeren Einflüssen oder Kindheitserfahrungen beruhen, auf Grund der hier herrschenden gesellschaftlichen Strukturen entstehen und auch weil viele ihr Leben oftmals zu sehr von Beurteilungen und Meinungen anderer Menschen abhängig machen.

Ich bin mir im Klaren darüber, daß meine Ansicht da sehr provokativ ist und auch als respektlos betrachtet werden kann. Wäre ich da nicht selbst durch das Tal der Depressionen, Selbstmordgedanken und Suizidversuchen durchgegangen, würde ich Dir sogar Recht geben.

Nur, warum ärgert Dich meine Meinung? Weil Du anderer Meinung bist? Weil Du für Dich beurteilst, welche Meinung *richtig*, *falsch* oder *gut* ist? Weil Du andere Menschen am liebsten vor meiner Meinung schützen willst?

Ich denke, daß es verschiedene individuelle Behandlungsmethoden von Depressionen gibt und nicht eine allgemeingültige, die auf alle an Depressionen erkrankten Menschen anwendbar ist.
Bei manchen Menschen helfen ADs, bei mir haben sie nicht geholfen, sondern den emotionalen Zustand verschlimmert und verlängert.

Am Ende muß jedoch m.E. der Erkrankte selbst da aus dem Zustand raus wollen und raus gehen, sich Hilfe suchen und diese auch annehmen (können), das kann kein anderer für ihn tun, und ansonsten nützen alle Behandlungsmethoden und Versuche m.E. rein gar nichts.

Und übrigens schreibe ich hier nicht an Polar, um ihn oder seine Depression zu behandeln. Polar wird selbst herausfinden und erspüren, was und welcher Weg der Beste für ihn und seine Genesung ist.

Ich kann lediglich nur das schreiben, was ich selbst zum Thema Depression erfahren habe und was mir letztendlich geholfen hat, da herauszukommen.

Denn, hätte nichts geholfen bei mir, wäre ich heute sicherlich nicht mehr hier.

lieben Gruß
sonnensturm


Lissy01 Offline




Beiträge: 2.780

11.10.2006 14:23
#144 RE: DER FÖN Zitat · Antworten

HI,

wenn ich diese unterschiedlichen Meinungen hier so lese, dann komme ich für mich zu dem Schluß, es gibt Themen, die werde ich ganz sicher nicht in einem öffentlichen Forum besprechen, wenn sie mich mal betreffen.

Ich finde Polar tut genau das Richtige.
Er hat sich prof. Hilfe geholt und er schreibt sich seinen Frust von der Leber.

Ich glaube Ratschläge -egal welcher Art- von Laien und mögen sie noch so viele Depressionen gehabt haben in ihrem Leben, helfen bei einer Depression ungefähr soviel wie der Versuch, einen Hausbrand mit Pusten zu löschen.

Was ich früher bei mir selbst als Depression bezeichnet habe, war mit Sicherheit ein Sonntags-Spaziergang gegen das, was eine echte Depression ausmacht.

Von daher kann ich nicht wirklich mitreden (zum Glück).

Aber wenn ich über das Thema Depression lese, dann das, daß Ratschläge in der Art "Reiß Dich halt mal zusammen, Du weißt ja gar nicht, wie gut es Dir in Wirklichkeit geht" äußerst kontraproduktiv sind.

Bei manchen, wie z.B. auch bei Dir @Sonnensturm frage ich mich, warum macht es so aggressiv, wenn sich jemand hinstellt und sagt, mir gehts schlecht?

Warum kannst Du das nicht einfach stehen lassen und drauf vertrauen, daß er da schon wieder rausfindet, weil er offensichtlich Verantwortung übernimmt für seine Krankheit?

Warum bist Du davon so betroffen?

Gruß, Lissy


Falballa Offline




Beiträge: 3.722

11.10.2006 14:26
#145 RE: DER FÖN Zitat · Antworten

Hallo Schneeflocke

heute und auch sonst des öfteren, möchte ich dein Echooo sein.

Du sprichst mir aus der Seele und aus dem Herzen.

Gruss an dich
von Manuela


Adebar Offline




Beiträge: 2.529

11.10.2006 14:40
#146 RE: DER FÖN Zitat · Antworten

Zitat Sonnensturm:
ich bin mir im Klaren darüber, daß meine Ansicht da sehr provokativ ist und auch als respektlos betrachtet werden kann.

Deine Ansicht von Depressionen ist schlicht und ergreifend dumm.
Du hast offenbar nicht den leisesten Schimmer, wovon Du sprichst.Ein Schlag vor den Kopf derjenigen, die von dieser Krankheit betroffen sind.

Ein "bißchen depri sein" hat nichts mit echten Depressionen zu tun.Und davon hast Du als auch ich wohl keine Ahnung.Nur ich würde mir nicht erlauben, darüber zu urteilen


Sonnensturm ( gelöscht )
Beiträge:

11.10.2006 14:40
#147 RE: DER FÖN Zitat · Antworten

minitiger,

das sind für mich zwei verschiedene Themenbereiche.

Lissy,

es macht mich nicht aggressiv, daß Polar sich hinstellt und sagt, es geht im schlecht.

Es berührt mich und weckt Erinnerungen an depressive Zustände, die ich mit ähnlichen Symptomen, die Polar beschreibt, selbst hatte und aktiviert sicher auch eine Art Helfersyndrombedürfnis in mir.

In einer dieser Depressionen und tiefen schwarzen Löcher, wo ich wochenlang drin saß, nichts tun, nichts fühlen konnte, völlig lebensunfähig war und eigentlich nur noch sterben wollte, sagte mal meine Mutter zu mir, ich würde aus einer Mücke einen Elefanten machen. Ich fand das zu dem Zeitpunkt absolut respektlos von ihr, fühlte mich unverstanden und fühlte mich danach noch schlechter und mieser. Ich weiß, daß das absolut kontraproduktiv ist, jemandem in einem Moment solchen Zustands zu sagen "Reiß Dich zusammen oder ist doch alles nicht so schlimm".

So blöd das klingt, aber nachdem ich viele Monate später es geschafft habe, da aus der Depression raus zu kommen, hilft mir dieser Satz meiner Mutter heute manchmal, nicht in diesen tiefen Löchern zu versinken und mir eine gewisse Klarheit und Realitätssinn zu bewahren und Dinge/Probleme, die auf mich einströmen heute nicht übergroß aufzublasen und besser heute auf mich aufzupassen.

Aber interessant ist schon, daß der Aufschrei, den ich vermutete, auch nun wirklich lautstark folgt.

Fragt sich nur, warum meine Meinung andere ärgerlich macht?

sonnensturm


Schneeflocke Offline



Beiträge: 485

11.10.2006 14:43
#148 RE: DER FÖN Zitat · Antworten

Lissy und Sonnensturm

aggressiv bin eher ich geworden. Meine Erfahrungen sind - wie kann es anders sein als Co - die einer Angehörigen.

In der Familie meines Mannes kommen schwere Depressionen vor mit wochenlangen stationären Aufenthalten und allem drum und dran...
Ich habe Kinder von meinem Mann, die könnten doch auch mal so eine Krankheit entwickeln und dann sollen sie in meinen Augen sofort wissen, was los ist, keine Scheu und Scham haben, nicht erst lange herumirren, sondern die perfekte Hilfe und ja, auch Hilfe zur Selbsthilfe bekommen. Deshalb vielleicht lässt mich dieses Thema nicht los und deshalb mein aggressiver Unterton.

Die Ursachen dieser Erkrankung werden wir hier nicht klären können. Aber wir können die Symptome der Krankheit akzeptieren.

Falballa

Viele Grüße Schneeflocke.


Sonnensturm ( gelöscht )
Beiträge:

11.10.2006 14:48
#149 RE: DER FÖN Zitat · Antworten

Adebar,

Zitat:
Und davon hast Du als auch ich wohl keine Ahnung.Nur ich würde mir nicht erlauben, darüber zu urteilen

Gut, daß ich nun endlich weiß, daß ich keine Ahnung habe und daß Du von uns beiden der bessere Mensch bist.

Du darfst gern der bessere Mensch von uns beiden sein.

sonnensturm


polar Offline




Beiträge: 5.749

11.10.2006 15:02
#150 RE: DER FÖN Zitat · Antworten

lieber sonnensturm, ich bewundere deine stärke, die durchgemachten depressionen als luxus zu empfinden.

ich empfinde nicht so. für mich ist das ein gefangensein in einer kuppel, die welt passiert ausserhalb im moment.

ich würde gerne selbstmitleid empfinden, da würde ich wenigstens etwas empfinden.

auch würde ich liebend gerne geniessen dass ich noch einen kopf auf dem hals habe, arme, beine, zähne etc. habe.

ich würde gerne überhaupt empfinden.

im moment geht das halt trotz allem luxus, schönen dingen etc. nicht. es ist mir aber bewusst dass das ein vorübergehender zustand ist. und dieses bewusstsein ist mir eine grosse hilfe.

es heisst auch nicht dass ich mich von meiner vergangenheit oder aktuellen problemen runterziehen lasse.

erstens ist meine vergangenheit nichts passiert für was ich mich heute schlecht fühlen müsste noch belasten mich heute irgendwelche dinge so sehr dass ich mich schlecht fühlen müsste.

reale dinge, eine vergangenheit kann man aufarbeiten.

ich fühle mich auch nicht schlecht, lieber sonnensturm, ich fühle mich im moment nicht, das ist das beängstigende und niederdrückende.

sicher, helfen tut das schon, wenn man liebe menschen hat die probieren einen zum lachen zu bringen, (kannst du denn menschen zum lachen bringen?), die probieren einen ernst zu nehmen, aber ich merke auch wie viele lieben menschen sich abwenden, sei es aus hilflosigkeit oder aus falschem stolz. ich merke auch dass ich die geduld vieler strapaziere. das führt da natürlich notgedrungen zu einer isolation der ich aber auch mit aller macht entgegentrete.

es ist diese momentane hilflosigkeit, eben trotz meinem schönen leben, ohne arbeit, kohle bis zum abwinken, mich von mir verlassen zu fühlen.

da sind alle diese kleinen und grossen problemchen, die ich ja trotz allem auch anpacke und löse, ein feuchter lehm dagegen. wegen lösbaren problemen kriege ich keine depression.

mein "rumjaulen" hier ist meine einzige, mir momentan mögliche art mir irgendwas ähnliches wie ein gefühl auszdrücken und ist mir eine hilfe. sicher werde auch ich darüber hinwegkommen. resignieren vor so einem teil werde ich sicher nicht.

LG

rolf

[ Editiert von polar am 11.10.06 15:05 ]


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