Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Saufnix  
Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 52 Antworten
und wurde 5.095 mal aufgerufen
 Selbsthilfe und Gruppengespräche
Seiten 1 | 2 | 3 | 4
amethysmena ( gelöscht )
Beiträge:

22.11.2005 23:12
RE: Krise in der Selbsthilfegruppe Zitat · Antworten

Sàlü alle!

Nun möchte ich es doch einmal wagen, in diesem wunderbaren Forum mir auch etwas von der Seele zu schreiben:

Manche von euch wissen es schon, andere haben es vielleicht inzwischen herausgefunden, dass ich vor mehr als dreieinhalb Jahren in Freiburg eine eigene Frauen-Selbsthilfegruppe gegründet habe und seitdem auch leite.

Das waren immer ganz wunderbare Runden: anregend, offen, herzlich, manchmal ernst oder traurig, oft auch lustig - und immer sehr aufbauend: Mut, Zuversicht und Kraft gebend.
Ich bin sehr gerne hingegangen, habe viel Herz reingelegt. Diese Gruppe war heil, schon fast heilig. Ein echtes kleines Wunder!

Ende August, Anfang September gab es dann plötzlich böse Auseinandersetzungen, die für mich wie aus heiterem Himmel kamen. Eine der Gruppenfrauen konnte mich nicht mehr leiden, weil ich sie wohl an jemand anders Ungeliebtes erinnere. Zusätzlich hat sie in mir eine Art von 'Mutter', ein trockenes Vorbild gesehen. Was ja nicht von Grund auf schlecht ist, aber ich habe einiges an Projektionen abkriegt... sie tut immer ganz schwach und rückfallgefährdet und möchte gepäppelt werden.

ach Mist! Jetzt, wo ich anfange, das aufzuschreiben, merke ich, wie kompliziert und vielschichtig alles ist. Ich möchte euch doch nicht mit Romanen belästigen. Gleichzeitig habe ich Angst, dass die Geschichte nicht mehr nachvollziebar ist, wenn ich zu viel weglasse.

weiter:
Ich nenne 'die Frau' jetzt mal Theresa, weil wir keine Theresa in der Gruppe haben und noch nie eine hatten.

Zuerst hat Theresa immer mal wieder an mir rumgenörgelt. Ich habe das sehr geduldig abgefangen.
So wie ich oft sehr geduldig mit ihr war: sie ist nicht nur Alkoholkerin, sondern auch Borderline diagnostiziert. Nun saß Theresa nach vielen Rückfällen und mehreren (von ihr abgebrochenen) Klinikaufenthalten seit ein paar Wochen wieder in der Gruppe. „Trocken“, wie sie sagte - „und dieses Mal ist es für immer und alles hat sich geändert.“

Dann hat Theresa meinen 'Führungsstil' kritisiert. Ich habe das sehr ernst genommen und in der Gruppe zum Thema gemacht. Alle anderen waren durchaus einverstanden und zufrieden mit mir. Theresa stand mit ihrer Meinung alleine da und war deswegen ziemlich schlecht gelaunt.

Der ganz große Eklat begann, als ich nicht wollte, dass sie mir eine meiner Lieblingsaufgaben 'wegnimmt', ohne das vorher abzusprechen. Es ging um die Auswahl und Veranstaltung eines Seminars für die Gruppe. Um der Gruppe mehr als die wöchentlichen Treffen bieten zu können, habe ich mich echt auf den Hintern gesetzt, Anträge geschrieben und Fördergelder organisiert. Die Gelder waren nun da (große Freude!) - und Theresa wollte plötzlich alles an sich reißen: ich sollte nur noch das Geld geben. Da habe ich ihr eine Grenze gesetzt und gesagt, dass ich nicht möchte, dass sie das alleine macht. Ich organisiere nämlich sehr gern, wollte mir nicht so einfach 'die Butter vom Brot nehmen lassen' – und den Honig schon gar nicht!

Da hat Theresa mich als Menschen insgesamt in Frage gestellt und einen Machtkampf angezettelt; hat mich beleidigt und beschimpft; hat absichtlich Dinge gesagt und getan, um mir weh zu tun, um mich zu ärgern.

Theresa hat es durch ihre Manöver geschafft, dass die Aufmerksamkeit der gesamten Gruppe sich ständig um sie drehte. Wir kamen überhaupt nicht mehr zum 'Eigentlichen'. Die Atmosphäre war ganz vergiftet und keine hat sich mehr wohlgefühlt. Trotzdem haben wir versucht, mit Theresa weiterhin auszukommen, sind weiter auf sie eingegangen, haben versucht, sie zu verstehen und Mißverständnisse aufzuklären. Es hatte keinen Zweck, sie hat weiter beleidigt und beschimpft: nicht mehr nur mich, sondern auch andere Frauen.

Die Gruppe hat Theresa dann ausgeschlossen, weil wir ihr destruktives Verhalten nicht mehr aushalten wollten.

Danach ging die Krise erst richtig los! Manipulationen, emotionale Erpressung, böse Gerüchte außerhalb der Gruppe. Auch Mißverständnisse, die alles nur noch schlimmer gemacht haben. Theresa hat es geschafft, sich Verbündete zu machen und die Gruppe zu spalten.

Wir haben uns dann noch einmal auf ihren Wunsch hin auf ein Gespräch mit Theresa eingelassen, in Beisein einer Sozialarbeiterin aus der Beratungsstelle, in der wir uns treffen: erst Theresa und ich mit Beratung zu dritt. Dann die Gruppe mit Theresa und Beratung.

Vorwürfe und Anschuldigungen kamen in diesem (begleiteten) Gruppengespräch nicht mehr nur von Theresa, sondern auch von anderen Frauen. Worte werden mir im Munde herum gedreht und anschließend auch noch - verfälscht - auf die Goldwaage gelegt. Theresa hat dann alles so ausgelegt, dass die gesamte Gruppe total unmöglich sei und sie deswegen sowieso nicht mehr kommen wolle (obwohl es nie zur Debatte stand, dass wir sie wieder 'zurückwollen').

Eine andere Frau, die ich sehr mag und schätze, schießt nun auch 'hintenrum' gegen mich. Eine dritte Frau, die mir ebenfalls über die Jahre ans Herz gewachsen ist, hat die Gruppe verlassen, weil sie wiederum von einer anderen Frau etwas angeblich so Böses über mich erfahren hat, dass sie mit mir nix mehr zu tun haben will.

All das hat mir schier den Boden unter den Füßen weggezogen und mich sehr mitgenommen. Theresa und andere Gruppenfrauen haben mich zu Kämpfen gezwungen (und zwingen mich teilweise noch), zu denen ich nicht bereit war und in denen ich auch keinen Sinn sehe. Und das mir, wo ich doch sonst so sehr darauf achte, dass ich selbst darüber bestimme, wann ich wo gegen wen aus welchem Grunde 'kämpfe' – wenn es denn unbedingt sein muss.

Die akute Krise ist zwar vorbei – aber ich komme nur ganz schwer zur Ruhe. Es tut immer noch verdammt weh, macht mich ratlos und auch wütend. Enttäuscht bin ich auch. Ängstlich geworden und vorsichtig. Es ist, als ob ich in der Gruppe nicht mehr die sein dürfte, die ich bin. Und wenn ich hingehe, habe ich einen Knotenstein im Bauch.

Soweit mein Bericht. 'Zickentalk' sagt jetzt die eine oder der andere womöglich, und das zu recht! Manchmal wär's mir auch lieber gewesen, wir hätte uns einfach mal kurz prügeln dürfen, statt dass diese versteckten Aggressionen so hinterhältig rüberkamen.

Bitte, denkt jetzt nicht von mir, dass ich zu dem Typ Menschen gehöre, die immer alles auf die anderen schieben. Ich habe mir sehr viele Gedanken gemacht, was ich selbst zu dieser unschönen Situation beigetragen habe – und einiges herausgefunden. Ich habe mir auch Unterstützung und Supervision bei einer Therapeutin geholt.

Es sind ja auch nicht alle gegen mich. Im Gegenteil: die Mehrzahl von uns (und ich auch) möchte wieder friedlich und einander unterstützend an der eigenen Genesung weiterarbeiten dürfen. Diesen Frauen bin ich unendlich dankbar dafür, dass sie - trotz der Krise, trotz des schrecklichen Gefühlswirrwarrs - in der Gruppe und damit bei mir und auch bei sich selbst geblieben sind – und dass keine von uns wieder in den Alkohol zurückgefallen ist.

Da ist überhaupt etwas ganz Wunderbares für mich, sozusagen das Positive, das ich aus der Geschichte ziehen kann: auch wenn ich wirklich am Boden zerstört und mit den Nerven am Ende war – ich hatte nicht eine Sekunde die Absicht, wieder zu trinken!

Jetzt rappeln wir uns langsam wieder auf.
Es wird nie wieder so sein wie früher.
Das ist das Leben.


Allen, die bis hierher mitgelesen haben, ein herzliches Danke für eure Geduld, Aufmerksamkeit und eure Energie. Das hilft mir mindestens so sehr wie das Aufschreiben an sich.

Ich weiß jetzt gar nicht, ob es noch wichtig ist, eine Frage anzuschließen.
Vielleicht an diejenigen von euch, die selbst eine Gruppe leiten: Habt ihr etwas Ähnliches schon einmal erlebt? Wie seid ihr damit umgegangen?
Und an alle anderen: Wie geht ihr mit euren GruppenleiterInnen um? Und mit Gruppenmitgliedern, die eine gute Atmosphäre zerstören?


miezegelb Offline




Beiträge: 2.677

22.11.2005 23:34
#2 RE: Krise in der Selbsthilfegruppe Zitat · Antworten



Hallo Amethysmena,

wie du schreibst ist "deine" Theresa wie du sie nennst
auch Borderline Diagnostiziert.

Daher kann ihr verhalten auch Krankheitsbedingt sein.

Eines der vielfältigen Symptome ist


Zitat
Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.



http://www.psychiatrie.de/diagnosen/borderline/

..wenn es in der Gruppe thematisiert wird , dann sollte es vieleicht mit angesprochen werden.
Und sie vieleicht in einer Selbsthifegruppe mit Mehrfachdiagnosen besser aufgehoben wäre...

Ansonsten solltest du nach meinen Erfahrungen(ich hab auch mal eine Selbsthilfegruppe gegründet, nicht Alkohol) mit "Schwund" rechnen, Menschen die unsicher sind, die wanken, auf Gerüchte hören und rumstänkern, Menschen die andere Erwartungshaltungen haben etc...

Was übrig bleibt ist ein sozusagen "harter" kern mit dem sich gemeinsam lässt.

gemeinsam heisst aber für mich auch, auch wenn man was ins Leben gerufen hat, sich selbst etwas zurücknehmen und die anderen auch tun lassen....

Ich wünsch dir was...

liebe Grüße
Ramona


Tina72 Offline



Beiträge: 533

23.11.2005 01:10
#3 RE: Krise in der Selbsthilfegruppe Zitat · Antworten

Hallo Du,

ich habe ebenfalls eine Selbsthilfegruppe gegründet und leite diese auch. Allerdings für Essstörungen.

Gerade das mit der Vorbildfunktion kenne ich nur allzugut.
Da ich sehr oft gerade junge Mädels als Neuankömmlinge begrüße, muß ich immer wieder feststellen, das diese die Funktion einer SHG missverstehen und folglich in mir eine Art Vorbild sehen. Sie verstehen nicht das es reine Hilfe zur Selbsthilfe darstellt.

Wenn ich dann auch noch erzähle das ich Alkoholikerin bin, kannst Du Dir vorstellen, wie das auf sie wirkt.
Doch da ich jetzt dazu stehe, sage ich es auch offen, zumal ich die Gruppe nass lange genug geleitet habe.

Ich habe so etwas wie mit dieser besagten Theresa noch nicht erlebt, deshalb kann ich Dir nur schreiben wie ich damit umgehen würde.

Das ihr diese Person aus eurer Gruppe ausgeschlossen habt, war in meinen Augen vollkommen angemessen. Ihr Verhalten hat mit Sicherheit mit ihrer Krankheit zu tun. Borderliner sind nun mal nicht in der Lage Gefühl und Verstand gemeinsam zu leben. Deshalb ist es ja eine Persönlichkeitsspaltung und ich denke sie ist in einer Gruppe, mit Menschen der selben Problematik besser aufgehoben.

Traurig ist natürlich, das es Deiner Gruppe so zu Schaden gekommen ist. Das sich liebgewonnene Menschen, von Dir abwenden und trügerisch über Dich reden.
Vergesse Dich dabei nicht. Bleib bei Dir und denk daran, das Du diese Gruppe gegründet hast um auch Dir zu helfen. Gerade jetzt solltest Du Deine Gruppe dafür nutzen um die Sache zu klären und um Dein Herz zu erleichtern.

Die, die sich jetzt von Dir abgewendet haben, werden sicher nach einer gewissen Zeit der Besinnung zurück in die Gruppe finden. Bedenke das für sie diese Situation auch sehr emotional ist, wenn eure Gruppe voher so standhaft war.

Das werden sie nicht einfach so weg werfen.

Sollten sie dieses dennoch tun, dann haben sie das so gewollt und es ist ihre freie Entscheidung.

Auf jeden Fall würde ich nochmal das Gespräch mit diesen Leuten suchen. Vielleicht wenn ein wenig Abstand zu der ganzen Angelegenheit entstanden ist.

VLG Tina


soyyo Offline




Beiträge: 832

23.11.2005 01:32
#4 RE: Krise in der Selbsthilfegruppe Zitat · Antworten

hallo Amethysmena,


ich habe keine erfahrung in der leitung von gruppen, habe aber insgesamt schon einige zeit in gruppen verbracht, seit einigen monaten in einer AA-gruppe, früher in ganz anderen zusammenhängen.

was Ramona am ende angesprochen hat, war es, was auch mir spontan eingefallen ist, worauf du jedoch, du hast ja von supervision geschrieben, bestimmt schon aufmerksam gemacht worden bist.
dennoch: wie sehr geht deine leitungsfunktion mit einer dominanz einher, wie ausgeprägt ist dein bewusstsein als "macherin", wie beschaffen ein möglicherweise komplementäres "mittun" und "abschieben" von verantwortung, unbequemen aufgaben etc. der anderen frauen?

vielleicht lohnt es sich ja, in diesem hinblick die dynamik der gruppe noch einmal auf einige zeit zu beobachten, auch in der gruppe zu thematisieren? --- ist halt so ein einfall, Ruby und/oder Hermine weiss da vielleicht mehr, denn sie kennen bestimmt die spezifiken von frauengruppen recht gut, vermute ich

ciao
soyyo

[ Editiert von soyyo am 23.11.05 1:33 ]


Hermine 2 Offline




Beiträge: 3.177

23.11.2005 01:52
#5 RE: Krise in der Selbsthilfegruppe Zitat · Antworten

Moin Amethysmena,
es begnennen uns immer wieder auch menschen, denen wir es auf dauer nicht recht machen können. Ich erinnere mich noch an ein intrigen spielchen in der ich die arschkarte hatte- damals hat mich das sehr verletzt.
Heute scheints ich habe einen seismograhpen verschluckt der auf minmalausschläge geeicht ist. Will sagen, und das für mein überschaubares heute, ich mag mich nicht mehr zum spielball irgendwelcher launen machen. Das bedeutet für mich auch eine klare abgrenzung gegenüber anderen, wenn ich merke, dass sie beginnen meine kreise zu stören und meine grenzen zu überschreiten.
Ich habe eine recht starke persönlichkeit und es kommt in meinen täglichen leben immer mal wieder vor, dass leute meinen rat, meine hilfe suchen. Ich bin damit heute recht was sparsamer geworden. Wenn ich nicht das gefühl habe, dass sich etwas bewegt, das es um mehr geht als ums jammern, über was auch immer, dann ziehe ich mich ganz schnell zurück. Einfach weil ich aus meiner erfahrung heraus weiß, dass ich dazu neige die probleme anderer lösen zu wollen und mich dabei gepflegt aus dem auge verliere.
Wie du Theresa beschrieben hast, klingeln bei mir horden von alarmglocken.
Diagnose Borderline schreibst du, diverse rückfälle, therapieabbrüche. Ich denke mal, damit seit ihr als gruppe vollkommen überfordert gewesen.
Ganz überspitzt gesagt, kommt es mir so vor, als hätte hier das spielchen vom kleinen finger reichen und dann den ganzen menschen verschlingen wollen, stattgefunden.
Mit sicherheit ist diese ganze geschichte eine schmerzliche erfahrung für dich.
Sie hat aber, so denke ich, auch durchaus was gutes.
Du kannst mal schauen wo deine leistungsgrenze liegt und zwar sowohl in dem ,was du leisten kannst und eine nuance wichtiger, was du leisten möchtest.
Lieben gruss dir geschickt
Hermine


Luzie Offline




Beiträge: 563

23.11.2005 08:13
#6 RE: Krise in der Selbsthilfegruppe Zitat · Antworten

Hallo und guten morgen
Ich kann mich Miezegelb nur anschließen. Ich hatte selber mal Kontakt mit einem "Borderliner" und das war die echte Hölle.
Da geht nur schwarz oder weiß, gut oder böse ect....
Solche Menschen brauchen gezielte Unterstützung z.B. in einer Gruppe mit mehrfach Symptomatik.
Sonst kann ich Dir leider keinen Rat geben, weil ich selber erst 2 mal in unserer Angehörigen Gruppe war und mich nicht so gut auskenne.
Ich drücke Dir die daumen und wünsche Dir viel Kraft, wieder Frieden herzustellen
Sei lieb gegrüßt
Luzie


Ruby Offline



Beiträge: 2.697

23.11.2005 08:18
#7 RE: Krise in der Selbsthilfegruppe Zitat · Antworten

moin Amethysmena,

ich hatte die Situation wie du sie beschreibst noch nicht,
kann mich aber gut hinein fühlen, da die Gruppendynamik stark spürbar ist. Der Ablauf der ganzen Geschichte ist sicher von dem krankhaften Verhalten von "Theresa" geprägt.
Denke das hat sich in der Supervision bestimmt auch gespiegelt.
Ganz spannend ist aber sicher auch für dich, deine "Rolle" in der Gruppe zu definieren. Ich kennen von mir auch, dass ich gern Verantwortung übernehme und die "Fäden in die Hand" nehme. Das ist bei mir ein Muster, was ich nach meiner Trockenheit immer mal wieder überdenken muss. Leider verliere ich mich dabei auch oft aus den Augen und andere spüren das, ohne es direkt benennen zu können.

Sieh die Konflikte als Chance daran zu wachsen und bewahre dir deine Offenheit den anderen gegenüber dann verschwindet auch der Knoten.

He und sei auch stolz auf dich, ich finde die Arbeit die du da machst ganz toll.

Gruß

Ruby

PS: leider kann ich Montags um 17 Uhr nicht
die Idee finde ich Klasse

[ Editiert von Ruby am 23.11.05 8:24 ]


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

23.11.2005 17:02
#8 RE: Krise in der Selbsthilfegruppe Zitat · Antworten

hallo Amethysmena,
"Da hat Theresa mich als Menschen insgesamt in Frage gestellt und einen Machtkampf angezettelt; hat mich beleidigt und beschimpft; hat absichtlich Dinge gesagt und getan, um mir weh zu tun, um mich zu ärgern.
Theresa hat es durch ihre Manöver geschafft, dass die Aufmerksamkeit der gesamten Gruppe sich ständig um sie drehte. Wir kamen überhaupt nicht mehr zum 'Eigentlichen'. Die Atmosphäre war ganz vergiftet und keine hat sich mehr wohlgefühlt. Trotzdem haben wir versucht, mit Theresa weiterhin auszukommen"
// Auch "meine" also eine von mir mit gegründete Gruppe ging 3-4 jahrelang wie eine Familie, kein Gezänk, offen wie es offener nicht geht, hilfreich. Dann kam einer, dem haben wir 1 ganzes Jahr lang aus der Knete geholfen. Und dann war er über den Berg. Wusste alles besser, hetzte gegen mich (immer shcön hintenherum), keiner kam mehr zu nichts. Dann beschatzte er noch den Bürgermeister wegen viel Geld, bekam ein ganzes Haus für 3 trockene und 4 nasse WG#s . Na super. Er war dann der absolute Guru, alles hört auf mein Kommando. (Vorbild war Ingo Warnke, AA).
Und da stand ich vor genau deinem Problem. Es war nichts mehr zu machen, der Wurm war drinnen. Und ich selber war damals erst 7 Jahre trocken. So suchte ich mir eine andere Gruppe, eine ganz andere, Berlin ist groß. Nach weiteren 5 Jahren kam ich mal wieder vorbei, mal gucken. Und siehe da, sein ganzes Haus war übrgegangen auf einen ordentlichen Psychologen, er war gefeuert weegn Geld unterschlagen. Na usw. Und die 4 noch übrig gebliebenen, die noch aus der ganz alten Truppe, erzählten mir, na was soll's.
* "Trotzdem haben wir versucht, mit Theresa weiterhin auszukommen" - dazu steht im Neues Testament: du sollst deine Perlen nicht vor die Säue schmeißen. Gruß Max


Ralfi Offline



Beiträge: 3.531

23.11.2005 22:37
#9 RE: Krise in der Selbsthilfegruppe Zitat · Antworten

Hallo amethysmena,

ich kenne keinen Verein oder Gruppe in der sich Harmonie über längere Zeit hält ohne das es in "Langeweile" abgleitet. In einer Gruppe ist Bewegung und es kommt immer wieder zu Unstimmigkeiten (Bsp. Saufnix) und das empfinde ich als gut. Das es bei euch "ausgeartet" ist liegt vielleicht daran, daß es zu lange keinen Streit gab und die Mitglieder keine Übung darin hatten.

Bei uns wurde ein Mitglied aus der Gruppe ausgeschlossen weil er im privaten Bereich andere Mitglieder ausgenutzt hat. Einem Mitglied wurde klar gesagt, daß er seine "Einstellung" überdenken soll. Dieser wurde danach nicht mehr gesehen.

Wir sind eine Gruppe mit 50 % Frauen und Männer. Es wird bei uns häufig festgestellt, daß in einer gemischten Gruppe antworten kommen, die es in einer reinen Frauen- oder Männergruppe nie geben würde. Die meisten Frauen gehen dann alle 14 Tage zu einem Frauengesprächskreis.

Gruß Ralf


amethysmena ( gelöscht )
Beiträge:

24.11.2005 19:55
#10 RE: Krise in der Selbsthilfegruppe Zitat · Antworten

Sálü ihr Lieben!

Ich bin ganz angerührt von euren wunderbaren Reaktionen und den vielen Anregungen. Von Herzen Danke: für Eure Aufmerksamkeit und die Energie, die ihr aufgebracht habt, um mich zu unterstützen. Das hat mir sehr geholfen.

Ich war schon sehr viel ruhiger, nachdem ich die Geschichte aufgeschrieben und abgeschickt hatte. Aber ihr habt euch so toll darauf eingelassen, kritisch und wohlwollend, dass mir wieder ganz warm ums Herz geworden ist!

Im Grunde stehe ich zu der Situation: so wie es gelaufen ist, habe ich alles so gut gemacht wie ich nur konnte. Gerade durch die Supervision ist mir noch einmal klar geworden, dass es sehr richtig und gesund ist, wenn wir in der Gruppe uns nicht einbilden, etwas leisten zu wollen oder gar zu können ( - genau, Hermine!), nämlich Theresa "mit Perlen zu füttern" (- danke Max!), woran allein in diesem Jahr schon mehrere Fachkliniken gescheitert sind. Danke noch mal für den Link, miezegelb - und dein Verständnis, Luzie.

Dass die Gruppe, Konstellation, Atmosphäre sich ändern (können), habe ich selbst erlebt und finde ich auch ganz normal menschlich. Es gab immer welche, die blieben, andere blieben weg, noch andere kamen wieder. Ich weiß, dass ich es nicht allen gleichzeitig recht machen kann. Das ist auch gar nicht unser Anspruch (- guter Einwand, Ruby!). Da mache ich mir keinen Kopf. Wir haben ein gutes, funktionierendes Konzept und die Gruppe ist in den Jahren so gewachsen, dass wir zur Zeit keine neuen Frauen aufnehmen möchten.

Und übrigens, Ralf, langweilig war uns noch nie! Nicht dass es da ein Mißverstndnis gibt. Wenn ich schrieb, wir sind gut klargekommen miteinander, dann meinte ich nicht, dass wir allesamt ein harmoniesüchtiger Kuschelclub sind. Im Gegenteil: wir haben eine sehr gepflegte (!) Diskussions- und Streitkultur entwickelt.

Was mich so sehr belastet hat, waren die persönlichen Angriffe, auf die ich überhaupt nicht vorbereitet war.
Das war wirklich für Fortgeschrittene.
Ich kann dann auch sehr unsicher, verunsichert sein und gucke sofort bei mir selbst, was ich denn nun schon wieder falsch gemacht haben könnte (blöde alte Wunde!).

Und soyyo, miezegelb, Ruby: ja! ich darf mir durchaus an die eigene Nase packen nach dem Motto - "Was habe ich mir da bloß für eine Brut herangezogen?!" Vor lauter Angst, dass die Gruppe nicht mehr so laufen könnte wie ich's gern hätte oder jetzt womöglich ganz auseinanderbricht, MACHE ich sicher oft mehr als mir gut tut. Das ist eine Aufgabe, an der ich schon seit längerer Zeit arbeite... (iss aba auch so verdammp schwer, die Kontrollsucht aufzugeben un' dat bekloppte Verantwortungsgefühl abzuschalten, ne.)
Und genau das ist es, Tina, was ich auch denke: wir sind eine Selbst-Hilfe-Gruppe und kein Selbstbedienungsladen!

Soweit wieder alles gut -
im hiesigen AbstinenzKompetenzZentrum !

Das viele tröstende Geknuddelt-werden hat saugut getan!


Ralfi Offline



Beiträge: 3.531

24.11.2005 20:19
#11 RE: Krise in der Selbsthilfegruppe Zitat · Antworten

Hallo amethysmena,

Zitat
wir haben eine sehr gepflegte (!) Diskussions- und Streitkultur entwickelt



dazu kann ich euch nur gratulieren. Ich hatte bei deiner Beschreibung das Gefühl, das bei euch Harmonie stark im Vordergrund steht.

Personen die ein Talend im manipulieren von Leuten haben können eine Gruppe (oder Verein) in relativ kurzer Zeit in zwei Gruppen spalten. Das habe ich selber (im Verein) auch schon miterlebt.

Konflikte sind unvermeidbar und es kommt darauf an, sie konstruktiv und zukunftsweisend zu lösen. Dann können sie neue und gewinnbringende Perspektiven eröffnen.
Dieses Zitat aus einem Zeitungsbericht "Konflikte lösen ist lernbar" spiegelt meine Meinung ganz gut wieder.

Gruß Ralf


regenbogenkind Offline



Beiträge: 32

11.02.2006 22:50
#12 RE: Krise in der Selbsthilfegruppe Zitat · Antworten

Hi Amethysmena

in "meiner" Gruppe gibt es keinen Leiter es gibt jedesmal einen anderen Meetingleiter es gibt immer mal einen den man leiden mag u. einen den man nicht leiden mag. Auch wir haben Leute gehabt die hinter unserem Rücken gtuschelt haben oder schlecht geredet haben. Wenn es bekannt wird machen wir eine Gruppeninventur.Da wird Klartext geredet.Ich versuche,So wie auch 90% der Gruppe, von den eigenen Empfindungen zu sprechen ob einen was belastet oder ob einen was geärgert hat und ich muß sagen das hat die Gruppe zusammengeschweißt.Die damit nicht umgehen können (meistens die die hintenherum reden)bleiben dann der Gruppe fern.
Allerdings kann ich auch nicht sagen wie das mit Borderleinern ist.
In den gemeinsamen Meetings hat es mal einen langjahrigen trockenen AA gegeben er hat ständig hintenherum intregiert und ist oft unter die Gürtellinie gegangen. Wir Angehörigen waren ihm ein rotes Tuch und es kamen viele Beleidigungen. Ich habe überlegt ob er in einigen Sachen recht hatte und habe mir gedacht, du vertreibst mich nicht ,ich habe lange genug Angst gehabt. Lange Rede kurzer Sinn: er ist in einer anderen Gruppe und die,die ihn noch unterstützt haben, kommen nicht mehr. Es ist wieder Ruhe eingekehrt und die Gruppe ist besser denn je.Ich bin daran gewachsen das ich dem standgehalten habe

Ich möchte noch kurz sagen das ich Gruppen mit einer leitenden Person nicht besuchen kann.habe immer viel vorgeschrieben bekommen und will jetzt für mich selbst die Verantwortung übernehmen. (Womit ich nicht sagen will das ich das was du machst nicht achte,leistest sicher gute Arbeit)
Einen schönen Abend noch

Regenbogenkind


Sonnensturm ( gelöscht )
Beiträge:

13.02.2006 22:35
#13 RE: Krise in der Selbsthilfegruppe Zitat · Antworten

Hmmm,

ich würde ja auch gern in eine Gruppe gehen. Leider waren meine bisherigen Gruppenbesuche nicht so erbaulich für mich.

Ganz am Anfang war ich in einer Gruppe, da gings mir ziemlich schlecht. Ich kam da rein und alle sahen sehr bedrückt aus und erschrocken, als ich da reinkam, als würde ich ihre Kreise stören.
Irgendwann war ich an der Reihe und habe meine Geschichte erzahlt und viel geweint. Es brach irgendwie alles aus mir heraus.

Als ich fertig war, kam im Chor: *Danke Sonnensturm* und
der nächste erzählte seine Geschichte.

Am Ende sind alle auseinandergegangen und ich stand da wie blöd, mein Inneres total aufgelöst und alle sind einfach nach Hause gegangen.
Ich habe mich dann noch schnell getraut jemanden anzusprechen und habe dann ein paar Faltblätter und Broschüren in die Hand gedrückt bekommen und das wars...achso und noch den Spendentopf vor die Nase...
gesucht hatte ich eigentlich einen menschlichen Austausch mit Gleichgesinnten...

Nun mein zweiter Versuch einer anderen Gruppe Monate später:
Da ging es mir schon viel besser. Ich kam also mit einem Lächeln und offen und mit meiner optimistischen Grundstimmung in die Gruppe. Die Stimmung war insgesamt sehr gedrückt. Es gab eine Gruppenleiterin, die aussah, als wäre ihre ganze Familie gestern gestorben...
und alle anderen hatten eine ähnliche Stimmung.
Meine Grundstimmung war ja insgesamt eher fröhlich, was den anderen Gruppenmitgliedern irgendwie unheimlich war... oder so...
Da sind dann auch alle auseinandergegangen, als alle fertig geredet haben und es gab überhaupt keinen Austausch.
Irgendwie komm ich damit nicht klar.

Nun, ich habe irgendwie heftige Bedenken in eine Gruppe zu gehen. Ich denke, Gruppen sind ganz gut, wenn man sich mal aussprechen möchte. Der Charakter ist ja häufig auch, daß jeder seine Redezeit hat und da vor sich hinmurmelt. Jedoch kann ich das mit meinen Freunden ganz gut im Gespräch miteinander und da bekomme ich wenigstens eine direkte Rückmeldung auf mein Gebrabbel. In Gruppen ist das wohl eher nicht so üblich, oder?

Im Moment überlege ich, was mir eine Al-Anon Gruppe bringen könnte, da ja so oft geraten wird, in eine Gruppe zu gehen.

gruß
sonnensturm


Ralfi Offline



Beiträge: 3.531

13.02.2006 22:59
#14 RE: Krise in der Selbsthilfegruppe Zitat · Antworten

Hallo Sonnensturm,

du könntest noch ein paar Gruppen ausprobieren und nicht nach einem Gruppenabend die Flinte ins Korn schmeißen.

Sollte dir dann immer noch keine Gruppe behagen bleibt immer noch die Möglichkeit eine eigene Gruppe aufzumachen. Es gab meiner Meinung nach erst neulich einen Beitrag dazu, daß dies gefördert wird.

Gruß Ralf


Joosi Offline




Beiträge: 2.036

14.02.2006 06:02
#15 RE: Krise in der Selbsthilfegruppe Zitat · Antworten

Liebe Amethysmena,

Zitat

Vor lauter Angst, dass die Gruppe nicht mehr so laufen könnte wie ich's gern hätte oder jetzt womöglich ganz auseinanderbricht, MACHE ich sicher oft mehr als mir gut tut. Das ist eine Aufgabe, an der ich schon seit längerer Zeit arbeite... (iss aba auch so verdammp schwer, die Kontrollsucht aufzugeben un' dat bekloppte Verantwortungsgefühl abzuschalten, ne.)



Du schreibst ja schon selbst, wo deine Herausforderung sitzt, im Bezug auf Gruppenleitung.

Mein Gefühl beim Lesen deiner Beiträge war ebenfallls, dass du zu viel Verantwortung übernimmst, für andere, für Reaktionen von anderen, für die Stimmung der Gruppe. Aber dafür bist du gar nicht verantwortlich, sondern jeder einzelne selbst.
Verantwortung für die Organisation o.k., verantwortlich für dich auch, doch eben nicht für das was die Gruppenmitglieder in der Gruppe machen. Es gibt Regeln und Grenzen und wenn diese überschritten werden, was sie ja eindeutig wurden von Theresa, dann folgen eben Konsequenzen, sprich: Ausschluss zum Schutz der restlichen Gruppe - des Gruppenrahmens, den du bietest!

Eine gute Übung hierzu wäre vielleicht die Gruppenleitung abzugeben. Vielleicht wäre es einen Versuch wert, die Verantwortung reihum gehen zu lassen, zunächst vielleicht nur die Organisation der Gruppenstunde betreffend (also unabhängig von den Fortbildungen und den Fördergeldern).

Welche Funktion hast du während den Stunden?
Bist du z.B. in einer Funktion der Gesprächsführung, steuerst ein, wenn etwas ausartet, vermittelst?
Wenn ja, wäre das z.B. eine Funktion, die ich bewußt abgeben würde, also jede darf mal "führen" - ganz so wie sie es meint (ohne Einmischung).

Oft gibt es ja auch in Gruppen, die keine offizielle Leitung haben, aber einen informellen "Führer", und um zu vermeiden, dass z.B. sich eine daraus Art Verantwortlicher und seine Anhänger entwickeln, ist es hilfreich offen eine Gruppenleitung pro Stunde zu bestimmen.

Hast du das schon mal ausprobiert?

Ich kenne das von einer OA-Gruppe in der ich früher mal war und nachdem ich mich selbst eine Stunde "in der Verantwortung" fühlte, sah´ich das Bemühen anderer Stundenleiter mit ganz anderen Augen.

Es ist für alle eine super-Übung zu lernen, dass man nicht für die Gefühle der anderen verantwortlich sein kann. Aber, ich glaube, um das zu lernen muss man selbst erfahren und nicht theoretisch drüber reden (so wie es in deiner Gruppe hinsichtlich Krititk an der Führung ja geschah...theoretisch weiß und kann man immer alles besser...so wie ich jetzt auch...haha:grins2

Aber insgesamt sehe diese schwierige Situation in deiner Gruppe und deine Auseinandersetzung damit sehr positiv: Frustrationstoleranztraining, Stressmanagement, Belastungstraining - alles in einem - und dazu noch deine Selbsterkenntniss, dass du mehr machst, als dir gut tut! Und keine Rückfallgedanken - ist doch klasse! Wo kann man besser üben, Fehler machen, nochmal neu versuchen , als in einer Gruppe. Wenn das am Arbeitsplatz passiert, dann ist man ganz schnell draußen, wenn man z.B. die Frustrationstoleranz noch nicht trainiert hat.

Liebe Grüße
Gaby


Seiten 1 | 2 | 3 | 4
 Sprung  
disconnected Saufnix-Chat Mitglieder Online 0
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz