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Dieses Thema hat 216 Antworten
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 Deine eigene Alkoholkarriere
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Erdmann Offline




Beiträge: 356

21.12.2004 10:16
RE: This is my way....... Zitat · Antworten

Fast ein Jahr hab ich mit mir gerungen dem Board hier mal meinen Weg zur Sucht aufzuschreiben. Ich denke jetzt, da ich nun wirklich bereit bin ein neues anderes Leben zu beginnen, darf die Zeit nicht fehlen auch mal zurück zu blicken und meine Geschichte aufzuschreiben. Für mich persönlich auch ein Weg mit Vergangenem abzuschliessen und Neues zuzulassen.



Ich wurde im Jahre 1964 als fünftes Kind, nach 4 Mädchen in der schönen Innerschweiz in die Welt gesetzt. Ja so könnte man es nennen, ich denke nicht, dass ich ein Wunschkind meiner Eltern war, denn meine Eltern liessen sich sehr bald nach meiner Geburt scheiden und hatten ständig Streit. An diese Zeit kann ich mich natürlich nicht zurückerinnern. Aber wie aus Unterlagen der Vormundschaftsbehörde rausgeht haben meine Mutter und mein Vater damals lieber das vergnügliche Leben im Sinn gehabt, als sich um die Kinder zu kümmern. Was folgten waren ständige Wohnortwechsel, weil meine Mutter wieder neue Freunde hatte und auch wieder Heiratete. Diese zweite Ehe meiner Mutter endete ebenso im Fiasko. Ich kann mich noch erinnern, dass sehr viel getrunken wurde, auch von meiner Mutter und sie immer wieder von Ihrem Ehemann zusammengeschlagen wurde. Eines Tages lief das Fass über und meine Mam ballerte mit einer Knarre im Haus rum und wurde in eine psych. Klinik eingeliefert.

Was für mich folgte, war ein Heimaufenthalt und wöchentliche Kontakte mit der Mutter und selten mit meinem leiblichen Vater. Über diesen Heimaufenthalt möchte ich nicht zu viel erzählen nur, dass das Heim patriarichisch und autoritär geführt wurde. Es gab Schläge von den Heimleitern aber auch Übergriffe von "Mitinsassen". Ich weiss nur, dass dieser Aufenthalt mich persönlich prägte und ich in der Folge mangels fehlender Harmonie zu einem trotzigen Knaben heranwachste. Ein kleiner Mensch, der sich fortan zum Ziel gesetzt hatte, sich selber durchzusetzen und keine fremde Hilfe brauchte. Meine ausgeprägte Intelligenz half mir dabei sehr. Ich war eher ein Schwächling, aber Intelektuell war ich vielen überlegen und mit dieser Überlegenheit mogelte ich mich bis heute durchs leben.



Es folgte für mich eine schöne Jugendzeit. Ich war als Kind immer begeisterter Fussballer und mit 11 Jahren durfte ich endlich einem Verein beitreten. Fussball bedeutete mir alles, Schule war für mich Nebensache umsomehr ich keine Probleme hatte mitzuhalten, aber nie glänzte mit ausgezeichneten Noten. Da meine Mutter arbeitete hatte ich zudem immer so viele Freiheiten, wie keine anderen Kinder aus der Nachbarschaft. Kurzum ich konnte tun und lassen was ich wollte. Dabei fanden natürlich so mit 14 auch die ersten Kontakte mit Cliquen an, in welchen geraucht und auch getrunken wurde. Klar ich musste mich natürlich wieder beweisen und machte auch dort mit. Zuerst nur zaghaft, da ich ja eigentlich nicht rauchen sonder fussball spielen wollte, aber immer mehr war ich mit dabei. Und da ich ja auch immer der war, welcher von Zuhause die geklauten Zigaretten brachte, sowieso. An freien Mittwochnachmittagen wurde dann auch mal im Wald ein Bierchen dazu gekippt.


Meinen ersten richtigen Rausch hatte ich mit 15. Vier grosse Bier (0,5l) reichten, um mich eine ganze Nacht lang im Bett kotzen zu lassen und von meiner Mutter ein riesiges Geschrei anzuhören. Aber es war damals in, Bier zu trinken. Auch im Fussballverein, wo ich inzwischen zu den Besten gehörte, wurde getrunken. Heute macht es mich nachdenklich, dass Fussballvereine oder auch andere Vereine auch immer wieder Einstiegsorte für den Alkoholkonsum sind. Trotzdem, ich hatte mich im Griff und trainierte Fussball wie wild. Viermal die Woche und Sonntags das Spiel. Das hielt mich davon ab, auf die ganz schiefe Bahn zu geraten, wo einige meiner Mitschüler schon waren. Sowieso ich denke mal, wenn es in meinem Leben keinen Fussball gegeben hätte, wäre ich heute total versumpft.

So nun aber zu meinem weiteren Leben. Mit 17 lernte ich meine heutige Frau kennen. Sie war 15. Wir verkehrten damals in einer tollen Clique wo auch an manchen Festen immer viel getrunken wurde. Schon damals war ich oft einer von denen die über die Stränge geschlagen haben, aber es war toll. Einge tolle Zeit und wir hatten alle viel Spass, aber eben meist nur immer mit Alk. Dabei war ich oft einer von denen, die Filmrisse hatten. Obwohl nicht immer alles im grünen Bereich war, heiratete ich meine Freundin 9 Jahre später als unser erstes Kind unterwegs war.

Mit 23 Jahren, es war gerade so eine Phase, wo meine Freundin wieder mit mir Schluss machen wollte, habe ich mich wieder mal besoffen und habe mit über 2 Promille im Blut mit dem Auto einen Baum gerammt. 2 Monate Krankenhaus, 3 Monate Ausweisentzung, finanzielle Probleme und den Fussball konnte ich vergessen, ich habe heute noch körperliche Probleme die von disem Unfall herrühren. Die nächsten 10 Jahre waren dann eine Phase der Konsolidierung. In den ersten anderthalb Jahren nach meinem Unfall trank ich keinen Alkohol mehr. Mit meiner Jugendliebe gründete ich eine Familie, baute ein Haus und ich war im Beruf erfolgreich und im Verein ein verantwortlicher Leiter. Alkohol war in dieser Zeit aber auch immer gegenwärtig, schleichend erhöhte sich dieser. Es folgten aber auch Zeiten der totalen Abstinenz, die aber immer wieder in Exzessen endeten.

So ab dreissig begann ich vermehrt auch immer heimlich zu trinken, so dass meine Frau und meine Familie nicht so viel mitbekommen sollten. Sehr oft trank ich vor einem Anlass auch zu Hause noch schnell zwei drei Bier um dann später nicht aufzufallen. Ich weiss bis heute nicht, ob meine Frau mitbekommen hat, wieviel ich eigentlich trinke, denn ich war ein Meister, mich immer unter Kontolle zu haben. Nur dann, wenn meine Frau dabei war und alle anderen auch über die Stränge geschlagen haben, war ich natürlich voll mit dabei. Heute weiss ich, meine Frau hat es bemerkt und unsere Beziehung kühlte in den letzten Jahren immer mehr ab. Eine Tatsache unter der ich heute sehr leide und ich weiss, dass ich selber daran schuld bin, deshalb werde ich was ändern müssen.

Ich muss mir zu Gute halten, dass ich in all den Jahren immer ein fürsorglicher Vater und ein guter Mann im Beruf geblieben bin. Meine Kinder bedeuten mir alles und ich habe mir geschworen, dass sie es einmal schöner haben sollten als ich es gehabt hatte. Das führt heute oft noch zu Konflikten, weil ich vielleicht zu wenig autoritär bin und den Kids oft zu viel durchlasse.

Bemerkungen meiner Frau, über meinen Bierkonsum habe ich in den letzten Jahren immer wieder zerschlagen mit der Bemerkung: Schau mich doch an, ich bin doch kein Alk, verdiene für Euch gutes Geld und mache alles für Euch. Aber eben es war nicht alles. Meine Frau möchte ich inzwischen als typische CO bezeichnen und ich habe sie dorthin geführt.

Obwohl ich bis heute immer Sport getrieben habe, war das Bier bei mir immer allgegenwärtig. Nach einem stündigen Lauf ein kühles Bier, ist doch kein Problem. Nein das Problem war, dass danach immer noch fünf oder sechs folgten. Seit gut einem Jahr setze ich mich nun vermehrt mit meinem Problem Alkohol auseinander nachdem mich wohl auch der Alkohol aus einem positiv denkenden Menschen einen cholerischen, lethargischen Mann gemacht hat. Bis heute habe ich mein Leben selber gemeistert, ohne finanzielle oder moralische Unterstützung und ich werde auch das in den Griff kriegen.

Ich weiss, viele raten mir hier drin, eine SHG aufzusuchen, aber ich bin einfach noch nicht soweit. Ich habe mir selber eingestanden ein Alkoholiker zu sein, aber meinem Umfeld das so mir nichts dir nichts mittzuteilen fällt mir schwer. Für mich ist es wichtig, dass ich hier drin schreiben kann und hier auch Verbündete finde. Ich will jetzt nichts mehr trinken, weil ich mit dem Alkohol nicht umgehen kann und er mir mehr Scheisse als schöne Dinge eingebracht hat. Ein Leben ohne diesen Hirntöter muss und soll für mich in Zukunft möglich sein.

Das ganze ist jetzt etwas lang geworden und vielleicht hat ja irgend jemand bis hierhin mitgelesen. Denjenigen möcht ich alle Schreibfehler in diesem Beitrag schenken...

Ich wünsche euch allen alles Gute!!

Erdmann


Hermine 2 Offline




Beiträge: 3.177

21.12.2004 11:29
#2 RE: This is my way....... Zitat · Antworten

Erdmann, ich finde es super das du den mut gefunden hast hier über deine karriere zu schreiben!
Zumindest für mich war dies der wohl erste schritt in die richtige richtung.
Ich war gestern bei meinem Arzt und glaube mir ich hatte verdammt viel angst vor meinem nicht anonymen outing!
Jetzt bin ich in einer Klinik angemeldet, habe die adressen einer tagesklinik und einer selbsthilfegruppe und bin unglaublich erleichtert, dass es endlich raus ist und ich mir hilfe geholt habe! Ich denke jeder muss für sich den richtigen zeitpunkt finden! Noch eins zu den SHG`s: Die leute haben doch das gleiche problem wie wir und wie ich hier im forum gemerkt habe ist ausgesprochen hilfreich mit ihnen zu kommunizieren! Ich wünsche dir die kraft und den mut weiterhin in die richtige richtung zu gehen!
Mit ganz lieben grüßen und der hoffnung für uns beide die weihnachtstage ohne kater zu verbringen!
Würde mich freuen mal wieder von dir zu hören
Hermine


Lisl Offline




Beiträge: 1.980

21.12.2004 12:05
#3 RE: This is my way....... Zitat · Antworten

Hallo Erdmann

toll dass du nun was von dir geschrieben hast
ich wünsche dir dass dein Ziel, nüchtern zu werden von dir erreicht wird!

Was mir schon oft in der Kariereberichten aufgefallen ist, dass es oft in Vereinen einen Rückfall gab oder wieder zu trinken angefangen wurde.

Bei meinem Turnverein wird auch immer gebechert und ich habe dazu keinen Bock mehr dabei zu sein und werde mich bei denen das nächste Jahr langsam aber sicher abseilen!

Muss ich mir doch nicht antun oder?

Hier in der Schweiz gibt es wenig SHG so wie es die in Deutschland gibt ...habe lange vergebens gesucht
Doch was mir aufgefallen ist, dass es sehr viele AA-Gruppen gibt und da kannst du sogar nass hingehen und von dir erzählen.
Hier ist jeden Tag eine AA-Gruppe und ich gehe auch immer öfters zu denen, da es mir mitlerweile gefällt und ich das System verstehe

Ich wünsche dir alles gute Erdmann

Griessli von Lisl


Beachen Offline




Beiträge: 3.654

21.12.2004 12:46
#4 RE: This is my way....... Zitat · Antworten

Vielen Dank Erdmann,

für deine Geschichte !

Ich habe auch mit 15/16 angefangen zu trinken und die Wirkung vom Alkohol genossen.
Hat es mich doch meine ganze innere Zerissenheit, meinen Selbsthass und die Lebens-Sinnlosigkeit vergessen lassen.
Alkohol wurde mein Freund für lange Jahre.

Schon komisch, das man diesen Freund erst dann gehen lassen will, wenn man merkt wie sehr er einen beeinflußt und man endlich einsieht, man ist abhängig, der Freund einen nur betrügt.

Ich wünsche dir alles Gute !

Grüßle
Bea


Kicks Offline




Beiträge: 216

21.12.2004 14:10
#5 RE: This is my way....... Zitat · Antworten

Hallo Erdmann,

danke für Deine Geschichte ( könnte fast meine sein-bei mir war es nicht der Fußball sondern der Hochleistungssport in der Leichtathletik )!

Meine Geschichte werde ich hier auch noch posten....wenn die Zeit für mich soweit ist!

Liebste Grüße,

Kirsten!

[ Editiert von Kicks am 21.12.04 14:18 ]


Erdmann Offline




Beiträge: 356

21.12.2004 14:41
#6 RE: This is my way....... Zitat · Antworten

danke an @alle

Es ist schon interessant und merkwürdig, wie jeder sich irgendwo in einer Lebensgeschichte wiederfindet. Ich habe hier im Board alle Eure Geschichten gelesen und auch ich habe mich immer wieder in der einen oder anderen Story wiedergefunden. Manchmal hab ich geschmunzelt, manchmal hab ich herzklopfen gekriegt und gedacht bin nicht ich das?

@lisl, ich habe mich natürlich auch schon hier erkundigt. AA ist wirklich die einzige Institution die bei mir in der Gegend regelmässig treffen anbietet. Na ich werd mal weiterschauen. Zuerst werde ich mir jetzt für anfangs nächstes Jahr bei meinem Hausarzt einen Termin geben lassen. Check-up wäre nach nun zwei Jahren schon längst wieder fällig. Ich hoffe, ich werde dann den Mut aufbringen mit ihm zu reden. Er kennt mich nun ja schon 20 Jahre.

@hermine
Ich hoffe es klappt für dich mit der Entgiftung. Ich denke das wär in deiner jetztigen Situation besser als Urlaub im Schnee. Ich drück dir die Daumen.
Ich weiss, dass ich selber keine Entgiftung brauche, eher eine Gehirnwäsche. Vielleicht bekomme ich die ja hier..


apfelsaft Offline



Beiträge: 256

21.12.2004 14:59
#7 RE: This is my way....... Zitat · Antworten

Hallo Erdmann, ich schreibe hier als Antwort auf dein post an Erik und Eindrücke die ich in den ein oder anderen post´s von dir wahrgenommen habe.

Vorweg es ist ein Eindruck oder besser ein Gefühl, was ich in deinen Zeilen lese. Das herausreissen von Textpassagen halte ich für recht sinnlos da dies zusammenhangslos rüber kommt und nichts wirklich wieder gibt.

Vieles was du schreibst erinnert mich an deine damaligen post`s vor ca. 6 monaten.
Heute wie damals habe ich das Gefühl du suchst Verbündete die auch gerade in einer Anfangsphase stecken, und mit denen du gemeinsam was erreichen möchtest. Warum? Geht es nicht nur um dich?

Bei deinen Formulierungen habe ich den Eindruck du hälst dir wieder Hintertüren offen. Wenn
Du wirklich nicht mehr saufen willst, ohne wenn und aber, dann handel doch einfach danach.
Erinnere dich an damals! Du hattest überlegt zu einem Geschäftsessen zu gehen.......

Ohne eine Gruppe hätte ich es auch nicht geschafft. Vielleicht ist es eine gewisse „Seelenverwandschaft“ die mich beeinflusst hier einige Zeilen an dich zu schreiben.

Oder anders: ich fordere dich auf, geh in eine Gruppe, geh zum Suchtberater, lass es sacken das du Alkoholiker bist, heb den Arsch und tu was! Und warte nicht darauf das sich etwas ändert wenn du lediglich hier schreibst. Was soll passieren? Wartest du auf die Erleuchtung? Nix ändert sich wenn du nicht konsequent einen Neuanfang startest.

Nur für heute und das immer und immer wieder......

Du wirst sehen es wirkt.


Markus
Gute 24h


Erdmann Offline




Beiträge: 356

21.12.2004 15:56
#8 RE: This is my way....... Zitat · Antworten

Hallo Markus

Ich habe mir gerade nochmals deinen Thread "wie geht es weiter?" durchgelesen.

Es stimmt, eine gewisse Seelenverwandschaft ist nicht zu verkennen, auch was unsere Wege zur Erkenntnis betrifft. Das erstemal habe ich hier im Februar 04 gepostet, damals als ich die erste vage Erkenntnis hatte.

Wie in deinem Weg auch, habe ich verschiedene Trinkpausen gehabt in der Zwischenzeit immer mit dem Wissen ich habe ein Alkoholproblem und doch immer verdrängend, ist doch alles nicht so schlimm. Ich funktioniere ja!!!

Du sprichst wieder von Hintertürchen. Vielleicht hast du recht, du hast dir das ja auch lange offen gehalten, bevor du zu den AA bist und dir einen Therapeuten geholt hast. Ich weiss, dass sich nichts ändert, nur weil ich hier schreibe, es hilft mir nur. Ich suche nicht unbedingt Verbündete, wenn ich sie aber nun doch hier finde, dann kann mir das ja mehr als nur recht sein.

Markus, ich warte nicht auf die Erleuchtung hier in diesem Forum. Ich weiss jetzt schon länger, was mit mir los ist. Ich weiss auch, dass ich mir von Aussen Hilfe holen muss, nur tu ich mich damit genauso schwer wie du damals. Leider!
Dein Weg gibt mir Denkanstösse. Du hast recht, es geht nur um mich, ich hab niemandem was zu beweisen, als mir selber und deshalb werde ich jetzt konsequent meinen Weg gehen. Jeden Tag ein Stückchen mehr.

Danke Markus für dein aufrichtiges Post...

Gruss
Erdmann

P.S. Ich überlege nie lange, was ich hier wie schreibe, ich schreibe einfach, was mir in den Sinn kommt. Von daher kann es gut sein, dass einige zwischen den Zeilen mehr lesen können als ich selber

[ Editiert von Erdmann am 21.12.04 15:57 ]


malo Offline




Beiträge: 1.797

21.12.2004 21:57
#9 RE: This is my way....... Zitat · Antworten

hallo,

unsere lebensgeschichte hat gewiss einige parallelen,aber
mein einstieg in den ausstieg war glücklicherweise konse-
quenter.

natürlich hatte ich es hunderte mal alleine versucht aufzu-
hören.alles hatte ich bis dahin in den griff bekommen.
im beruf anerkannt und auch sonst immer vorne mit dabei.
schlagartig vorbei war es erst mit einem neuen abteilungs-
leiter in der firma.

als betriebsrat war ich ihm ein dorn im auge und irgend-
wann roch er meine fahne.ich wurde von einem kollegen nach
hause gefahren und hatte mit einer abmahnung zu rechnen.

in dem moment war mir bewußt,nur wenn ich sofort etwas
gegen meine sucht(die hatte ich mir selbst schon länger
eingestanden) unternehme,behalte ich meinen job.er würde
nur etwas geduld haben müssen um mich wieder aus dem hals
stinkend zu erwischen.

ich liess mich krank schreiben und bekam es hin einige tage
nichts zu trinken bevor ich eine 14-tägige stationäre motivationstherapie begann.ich wollte von anfang an eine
stationäre therapie machen,weil ich endlich soweit war vor
mir selbst und meinem ach so starken willen zu kapitulieren.

nach einer 7-wöchigen gemischten gruppentherapie zusammen
mit alkis,spielern und drogisten wurde ich entlassen.ich muß
dazu sagen,dass meine frau mich während der ganzen zeit
super unterstützt hat.sie besuchte mich jedes wochenende
und wir telefonierten jeden tag.

so bekam sie meine ganze therapie hautnah mit weil wir
über wirklich alles redeten was ich zu verarbeiten hatte.
dadurch entstand relativ schnell ein neues vertrauen es ge-
meinsam in die zukunft schaffen zu können und vor allen
dingen auch zu wollen.

sie kam nachher auch mit in den freundeskreis flensburg-
west,den ich während der therapie schon kennen gelernt hatte.

seit ende der therapie habe ich nirgendwo einen hehl aus meiner krankheit gemacht.
weder auf arbeit noch in unseren bekanntenkreis habe ich
irgebdwas verschwiegen.

warum auch???? hatte doch sowieso fast jeder irgendwie
bemerkt.

ich laufe natürlich nicht werbung damit,aber wenn es mir
hilft eine kritische situation zu überstehen würde ich es
jeden ins gesicht schreien:"ich bin alkoholiker,ich will
nicht's trinken"

das mußte ich allerdings bisher noch nicht,habe ich als
reaktion auf meine abstinenz doch nur positive erfahrun-
gen gemacht.

ich lebe nun seit über zwei jahren glücklich und zurieden
trocken.richtigen saufdruck habe ich bisher noch nicht
erlebt.ich achte darauf was in meinem gefühlsleben vor sich
geht,und wenn etwas ist rede ich mit meiner frau oder auch
in der gruppe.von vielen dort kann ich etwas für mich
annehmen und einigen kann ich soger etwas geben.

seine sucht zu verheimlichen hat jeder von uns bis zum
erbrechen geübt.

ich kann jedem von meiner krankheit erzählen,
denn ich habe sie für mich angenommen und muß
damit leben.

lg malo


privat Offline




Beiträge: 107

23.12.2004 23:40
#10 RE: This is my way....... Zitat · Antworten

Liebes Erdmännchen

wir haben hier Kontakt zum Blauen Kreuz Basel und Bern, die sind eigentlich ganz nett, kenne aber die Gruppen im Einzelnen nicht, alle Anlaufstellen unter www.blaues-kreuz.ch aber das weißt du sicherlich. Ich halte den Weg zu einer Gruppe für sehr wichtig. Mir hat es in den ersten Wochen sehr viel bedeutet hinzugehen und berichten zu können, wie es mir geht. Das Board ist das eine, jemandem in die Augen gucken können, mal in den Arm genommen zu werden oder in den Augen der anderen die eigene Veränderung widerspiegelt zu sehen kann das nicht ersetzen. Ich denke schon das es etwas mit dem Hintertürchen zu tuen hat. Je mehr Leute es wissen, je mehr achten auf mich. Je mehr Leuten würde ein Rückfall auffallen. Deshalb versuch es vielleicht doch einmal, ich glaube es könnte ein wichtiger Schritt sein.
Ein trockenes und zufriedenes Weihnachtsfest in der schönen Schweiz wünscht dir .privat


Erdmann Offline




Beiträge: 356

24.12.2004 08:00
#11 RE: This is my way....... Zitat · Antworten

Hallo Privat

Ich weiss, dass mir ein Besuch einer Gruppe helfen würde, das ist ganz sicher. Kopfmässig bin ich einfach noch nicht soweit, mir einzugestehen, dass ich das eines Tages nicht selber schaffe. Ich weiss, schlagt mich, aber es ist nun halt einmal so.

Das hat auch nichts mit Hintertürchen zu tun. Wenn ich nicht wirklich wollte, dass sich bei mir etwas ändert, dann würde ich mich auch nicht so behmühen.

Liebe Grüsse

Erdmann

*der heute seinen fünften trockenen tag angeht*


Lisl Offline




Beiträge: 1.980

24.12.2004 09:15
#12 RE: This is my way....... Zitat · Antworten

guten morgen Erdmann

*der heute seinen fünften trockenen tag angeht*

das freut mich sehr

da kannst du ja in Zukunft bei Saufdruck den Gollum mit Rimuss überlisten


gute 24 Stunden wünscht dir Lisl die heute ihren 328 Tag hatt


Hyperlink ( gelöscht )
Beiträge:

24.12.2004 10:00
#13 RE: This is my way....... Zitat · Antworten

Zitat
aber meinem Umfeld das so mir nichts dir nichts mittzuteilen fällt mir schwer.



Hallo Erdmann

Meine Erfahrung: Ich habe von anfang an keinen Hehl draus gemacht wer oder was ich bin. In der Firma wußte eh' jeder Bescheid, die haben mich oft genug torkelnd und lallend erlebt. Und ein halbes Jahr Therapiezeit war mit einer "normalen" Krankheit nicht erklärbar.
Auch im privaten Bereich hab' ich von Anfang an mit offenen Karten gespielt. Die Reaktionen darauf waren überwiegend positiv, bzw. es waren auch etliche dabei, die mit dem Begriff Alkoholiker nichts anfangen konnten. Damit waren von Anfang an alle Unklarheiten aus dem Weg geräumt, und das obligatorische "Magst nicht doch ein Weißbier" hinfällig.
Es hat nie jemand versucht, mich zum Trinken zu verleiten, und ich mußte mir nie Ausreden einfallen lassen, warum ich beim Mineralwasser blieb.


Erdmann Offline




Beiträge: 356

24.12.2004 10:31
#14 RE: This is my way....... Zitat · Antworten

Hallo Hyperlink

Wir haben uns ja neulich mal im Chat getroffen, gelle.

Von allen Anfang an keinen Hehl daraus machen....

Ja da wären wir wieder beim Thema: Wo sieht man sich eigentlich selber. Ich für mich habe einfach festgestellt, dass mein Konsum missbräuchlich war und dich eindeutiges Suchtervhalten an den Tag legte. In meinem Umfeld wird auch getrunken, nicht immer nur moderat und da bin ich überzeugt, bin ich nie aufgefallen.

Ich bin nie torkelnd oder lallend ins Büro gegangen. Gewiss hatte ich morgens auch noch ziemlich Restahlkohol manachmal, aber meine Leistung als leitender Angestellter habe ich immer gebracht. War immer fröhlich und aufgestellt und hilfsbereit.

Nun zurück, im Arbeitsleben ist aus meiner Sicht ein Outing absolut nicht nötig. Im Privatleben ist ein klärendes Gespräch mit meiner Familie sicher von nöten, aber meinen Freunden das alles unter die Nase zu binden...NEIN.

Gestern Abend hatten wir Besuch, der wünschte zum Trinken ein Bier. In der Vergangenheit habe ich da natürlich immer eins oder meherer mitgetrunken. Gestern abend habe ich das Bier einfach dem Besuch hingestellt und ich selber habe Kaffee und Mineralwasser getrunken. Es hat keiner danach gefragt, warum ich kein Bier trinke, was mich ziemlich erstaunte.

Selber bin ich stolz, dass ich standhaft geblieben bin. Ein kleiner Schritt, aber für mich trotzdem wichtig.

Gruss
Erdmann


Erdmann Offline




Beiträge: 356

24.12.2004 10:35
#15 RE: This is my way....... Zitat · Antworten

@lisl

Zitat
da kannst du ja in Zukunft bei Saufdruck den Gollum mit Rimuss überlisten



Ich muss ehrlich sagen, dass ich dieses klebrige Gesöff überhaupt nicht mag. Ich denke mal, dass ich heute und morgen bei Mineralwasser und Cola light bleibe...


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