Einzigartigkeit der Emotion? Aufgeben der persönlichen Integrität?
Ich glaube das ist sehr weit gegriffen, zumal es bei der Empathie ja um eine ganz normale und selbsverständliche Eigenschaft der Menschen handelt. Ich würde schon so weit gehen, dass ich Empathie sogar für etwas sehr menschliches halte.
Menschen, die eher blind für die Gefühle anderer sind, man nennt das dann Alexithymie, haben im allgemeinen eher Probleme, im Alltag klar zu kommen.
Wenn ich die eher philosophische Ebene dieses Threads mal eben verlassen darf: was kann es mir schaden, wenn jemand mitfühlend ist, wenn jemand nachfühlt oder sich einfühlt. Natürlich (und das ist doch selbstverständlich) kann er nur das fühlen, was er an meiner Stelle fühlen würde. Es ist auf der anderen Seite nicht schwer, sich zumindest in die Grundgefühle der anderen zu versetzen.
Damit nimmr niemand jemand anderem etwas, im Gegenteil. es ermöglicht erst die Kommunikation (nicht umsonst vermitteln wir unsere Gefühle in der Regel nonverbal).
Das ich in der normalen Kommunikation nicht alle Nuancen meiner Person vermitteln kann ist doch klar, zumal sie mir auch nicht alle bewußt sind. Aber genau das ermöglicht kommunikation ja auch erst. Man muss sich schon (gesellschaftlich) darauf einigen, wie man was benennt.
Schwer wird es doch nur, wenn jemand nicht mit fühlt, sondern übergriffig für jemanden anderen fühlt. Ist es das, was Du meinst und fürchtest, Beed?
Nein, es geht um schriftliche Kommunikation auf dem Board.
Die schriftlichen Äußerungen eines Senders sind nicht unbedingt immer mit seiner inneren Sprache kohärent. Auch wenn er selbst dies zu meinen glaubt. Entscheidend ist, wie es der Empfänger auffasst und zwar in seiner eigenen Sprache.
Mitfühlen...mmh Wie? Wenn Du das Gefühl genau mit demselben oder einem ähnlichen Umstand konfrontiert worden zu sein, noch nie hattest?
Du kannst Dich bedrückt geben, ist das dann echt? Du kannst es versuchen zu überspielen, um die wahre Emotion zu verbergen, weil es Dir vielleicht unangenehm ist. Ist das echt?
Ich weiß es auch nicht, zu unterschiedlich sind die individuellen Sprachen und das Verständnis für sie...
LG Peter
Edit: Merryl, nun seh ich gerade, dass Du den letzten Satz abgeändert hast, wieso? Weshalb sollte ich fürchten, dass jemand für jemand anderen fühlt, versteh ich jetzt nicht - was willst Du damit sagen?
ZitatGepostet von beed Aber wenn es sich um Grenzsituationen handelt oder Schlüsselerlebnisse, dann finde ich dieses: "Oh, ich kann mir schon vorstellen, wie es dir jetzt geht." eben so, wie oben beschrieben. OK, man will nett sein und dem anderen Trost oder Mut spenden, aber ist das dann auch wirklich echt?
Peter
also wenn ich selbst das Gefühl habe, daß ich mir das vorstellen kann - was nicht ausgeschlossen ist denn ich hab selbst ein paar Grenzerfahrungen, bis knapp an den Tod, absichtlich und unabsichtlich - , und das auch sage, dann red ich ja von meinem eigenen Gefühl und das ist in diesem Moment echt.
Nur nett sein wollen um nett zu sein, ist eher weniger das meinige...
wenn mir jemand sympathisch ist oder leid tut - Liste beliebig fortsetzbar - , ist das doch auch MEIN Gefühl. Trotzdem ist es ein Gefühl, das ich FÜR DEN ANDEREN oder IM BEZUG AUF DEN ANDEREN empfinde..
Ausserdem ermöglicht es das menschliche Vorstellungsvermögen, sich Dinge vorzustellen, die man noch nicht selbst erlebt hat. Jeder hat ne Vorstellung von seinem eigenen Tod, z.B..(obs dann so kommt ist eine andere Frage:licht
Genauso konnte ich mir neulich beim Hochwasser hier deutlich vorstellen, was es für ein Gefühl ist, wenn plötzlich alles weg ist, als da eine Durchsage über einen Dammbruch im Radio war. "Bitte räumen sie innerhalb der nächsten halben Stunde ihre Häuser"...war kein Problem für mich, mich in diese Situation hineinzuversetzen, es hätte mich ja genausogut treffen können.
Nee ich finde das geht gar nicht so vom Thema weg. Mit dem fürchten habe ich gemeint, dass es sich bei Dir so anhört, als ob Du da eine Angst hast, missverstanden zu werden. (Das ist jetzt überhaupt nicht böse gemeint).
Ich glaube der Gegensatz echtes Gefühl und Förmlichkeit ist nicht treffend und führt in die Irre. Schon echtes Gefühl ist ein bichen problematisch. Weil der eigentliche Gegensatz dazu ist falsches Gefühl. Gibt es das? Nur wenn man es als gespieltes Gefühl versteht. Und ich glaube, man tut sich keinen Gefallen, wenn man anderen gespielte Gefühle unterstellt.
Klar gibt es sowas wie gesellschaft liche Förmlichkeit, Trauerfeiern sind da ja ein schönes Beispiel. aber im Normalfall, also wenn zwei Menschen kommunizieren, sich austauschen, spielt das, glaube ich, keine große Rolle.
sprache und nicht nur die art von kommunikation, die dieses board als medium ermöglicht, hat zu reduzieren. andernfalls wäre da nichts als geräusch und bildschirmflimmern, ein zuviel an information, das alle filtertechniken unserer verstehensorgane überlastete. denn sie braucht zeit, und unserer begrenzten auffassungs- und zusammenfassungskraft wegen darf sie zuviel zeit am stück nicht beanspruchen, muss sie im verkürzen jederzeit unterbestimmt bleiben, um komplexes transformieren zu können.
solche vagheit, meine ich, ist der sprache eigen. inwieweit kommunikation gelingt, kann daran bemessen werden, ob und wie einander gereichte hände drücken (bei boxern wär das reichen schlagen und treffen bzw. decken, täuschen und nicht getroffen werden ). so gesehen ist beim kommunizieren missverstehen stets im spiel, wenngleich bisweilen unmerklich. mir kommt es nicht befremdend vor, dass sprechende und hörende authentisch dabei bleiben können, wenn sie wechselweise eignes transformieren, denn der empfangende tut das ja auch, auch er arbeitet eignes ändernd ins verstehen.
meine individuelle emotion ist die bewegung meiner seele, damit hat sie aber, glaube ich, noch lange keinen absolutheitsanspruch oder echtheitsgrund, zumindest nicht, wenn es darum geht, ihr regen zu kommunizieren. auch die regung meiner seele teilt sich in meinen worten mit, ohne gewähr auf unmissverständlichkeit. es gibt die ansicht (bei Wittgenstein, wenn ich mich nicht irre), schmerz sei als solcher prinzipiell nicht mitteilbar, weil nicht teilbar und deshalb auch durch nachfrage nicht vom andern zu verifizieren. eine gegenteilige ansicht würde vielleicht bestärken, schmerz in heftigster wirksamkeit lasse reflexion keinerlei spielraum, sei daher unhintergehbar seelisch tief gegründet und also höchstmöglich echt. für mich ist weniger interessant, dass ein identisches durch transformation in ein anderes veränderung zu erfahren hat, mich fasziniert eher, dass die sprache selbst transformation ist und ich im sprechen ich bin und nicht-ich zugleich. und dementsprechend kann mein wollen nie das verstehen meines sprechens völlig kontrollieren. meine persönliche integrität muss dadurch nicht schon zerstört werden. das hiesse ja, um ihretwillen zum schweigen verdammt zu sein.
meine betroffenheit auf dein mitteilen deiner grenzerfahrung wird, je heftiger sie ausfällt, umso eher auf automatismen angewiesen sein, um ihrerseits sich mitzuteilen, sprachlich zuflucht nehmen in rasch zuhandene formeln, vielleicht eher in schweigendes zuwenden bei leiblicher gegenwart. das aber ist auch ein schutz; selbstmord aus empathie wäre ansonsten zahllos. mein gefühl, hervorgerufen von der mitteilung deiner erfahrung, ist nicht das gefühl, das jenes ereignis der grenze in dir als emotion erzeugte und als erfahrung von dir erinnert werden kann. doch jene deine emotionen damals und diese deine erfahrung heute sind auch nur überlappend und nicht völlig deckungsgleich. ist deine heutige erinnerung unecht, deine damaligen emotionen waren echt; und du siehst dich dennoch als integre person an? warum auch nicht.
beed, schickt ehrliches gefühl sich an, mitteilbar zu werden, wird es dafür formen finden müssen, wie antworten darauf es auch tun müssen. und ich kann es endlich nicht verhindern, dass auch unverstellteste äusserungen meines aufrichtigst empfundenen jammers oder schrecken einem andern nicht als blosse show vorkommen.
ich fürchte, beed, wenn ich mir jetzt nicht augenblicklich meine tippselfinger klemme, wird das hier ein buch ...
Eine frühere Emotion ändert sich nicht zwangsläufig durch die Erfahrungen, die ich im Laufe der Zeit bis zur Erinnerung gemacht habe. Manchmal vielleicht, dann kommt es aber auf die Art und Tiefe selbiger an. So es ein tiefer Schmerz war, wird mir dieses Gefühl nie abhanden kommen. Eine kurzzeitige Freude wird verblassen und eine Erinnerung von vielen sein, die nicht die Priorität der dauerhaften gleichen Empfindung erreicht. Deshalb würden Schilderungen von beiden in späterer Zeit auch völlig unterschiedlich ausfallen, echt bleiben sie, nur die Tiefe der Darstellung wird unterschiedlich sein...
Teilbarer Schmerz - teilbare Freude, wer möchte schon Schmerz teilen als Empfänger? Wer möchte davon was abhaben, um zu verstehen? Freude wird erst teilbar, wenn der Empfänger etwas davon hat, um sich auch zu freuen, woher sonst sollte die Motivation zur Freude kommen?
Die Sprache kann nur einen Rahmen bilden, den Inhalt muss der Empfänger mit seiner Interpretation jedes einzelnen Wortes füllen. Das Bild, das dann entsteht, sieht niemals so aus, wie es der Sender beschrieben hat, da er begrifflich z.T. völlig andere Verknüpfungen mit den jeweiligen Worten herstellt. Weichen die Bilder stark voneinander ab, dann hat man das klassische 'Missverständnis'.
Also wäre es grundsätzlich unabdingbar, den Gegenüber zu kennen, um die Botschaft in einen sprachlichen Mantel zu hüllen, der keine Fehlinterpretationen aufkommen lässt.
Geht aber in einem virtuellen Forum zumeist nicht.
Zitat: "Teilbarer Schmerz - teilbare Freude, wer möchte schon Schmerz teilen als Empfänger? Wer möchte davon was abhaben, um zu verstehen?" // Schon mal was von Mitgefühl gehört? Max
Peter, danke für deine Aufklärung. Ich werde deine Ausführung zum Wochenende warm im Herzen tragen. Und was wäre das Board bloß ohne deine unumstößlich richtigen Belehrungen. Aber ich lasse dir gerne noch das letzte Wort und verspreche keine weiteren Entgegnungen zu schreiben. Max
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). so gesehen ist beim kommunizieren missverstehen stets im spiel, wenngleich bisweilen unmerklich.
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