mein liebster Freund Gerd verstarb Ende Juli 2008, aufgrund einer schweren Krebserkrankung.
Als es meinem Freund noch etwas besser ging, vor nur wenigen Monaten, haben wir beide uns oft über den Tod, und das Sterben unterhalten, und auch darüber gewitzelt, das war so unsere Art, mit diesem doch schweren Thema umzugehen.
Wir waren über 30 Jahre lang befreundet, aber ein Thema gab es zwischen uns nicht, das Thema Religion. Die Trauerfeier für meinen Freund hat mich überrascht, über seinem Sarg ein riesiges Kreuz, eine junge Pastorin hielt eine sehr bewegende Trauerrede, es wurde das "Vaterunser" gesprochen.
Ich selbst bin nicht religiös, auch nicht getauft, und ich weiß es nicht, ob diese christliche Trauerfeier im Sinne meines verstorbenen Freundes war.
Heute frage ich mich, warum wir niemals über dieses Thema miteinander sprachen, das ist für mich eine der vielen unbeantworteten Fragen, die offenblieben...
Magusa, das war sein jüngerer Bruder Norbert, der auch im Sinne seines verstorbenen älteren Bruders die beiden Songs "Tears In Heaven" von Eric Clapton, und "Brothers In Arms" von Dire Straits ausgewählt hatte.
Ich habe dort natürlich nicht darüber nachgefragt, wie sollte ich auch, Norbert und ich haben uns nur umarmt, keine Worte.
Das "Vaterunser" habe ich nicht mitgesprochen, für einen nichtgläubigen Menschen wie mich, war das nicht möglich.
Also muss dein Freund mit seinem Bruder doch über Religion ( oder ähnliches ) gesprochen haben ??
Ne Nebenfrage, warum ist es für einen " nichtreligiösen Menschen " was auch immer das sein mag, unmöglich ein Vaterunser mitzubeten, zumal es ja wohl sein Wunsch war.
Mein Großvater Hans, 1906-1967, er wurde getauft, war aber Zeit seines Lebens ein Kirchenfeind. In seinen Ausweisen und Papieren aus der Zeit vor 1945 taucht immer wieder der Begriff "Gottgläubig" auf, eine nicht seltene Umschreibung für Religion während der Gewaltherrschaft der Nationalsozilisten damals in Deutschland.
Gegen seinen letzten Willen wurde Opa Hans auf einem evangelischem Friedhof zur letzten Ruhe gebettet, eine Entscheidung seiner Frau und Kinder, mit der ich bis heute nicht klarkomme. Opa wollte in "unchristlicher" Erde ruhen, auf einer sog. Ahnenstätte. Dieser letzte Wunsch wurde meinem Opa nicht erfüllt. Ich habe per Gericht eine Umbettung beantragt, mein Gesuch wurde schon vor vielen Jahren abgelehnt, sein einziger Sohn, ein Rechtsanwalt und Notar, machte mir deswegen die Hölle heiß.
Ich habe aufgegeben, eine Handvoll Erde von Opas Grab dort niedergelegt, wo er gerne ruhen wollte.
Magusa, warum sollte ich als ungläubiger Mensch das "Vaterunser" mitsprechen.
Dieses "Gebet" ist doch ein Bekenntnis zum Christentum, zur Religion, Tradition, althergebracht. Ich möchte das nicht, ich finde andere Wege, Abschied zu nehmen.
Hm ob Religion soein tabu Thema ist, kann ich schwerlich sagen. In meinem bekanntenkreis redet man auch eher selten drüber, aber das liegt auch dran das ich in der Hinsicht meine eigne meinung habe. Ich glaube nicht an Gott, ich glaube es gibt was gutes und was böses, aber nicht in Gestalltenform.
Ich bin alles andere als Gottesfürchtig und ecke damit immer wieder an, wenn man mich fragt, sage ich lieber ich wäre Satanistin und nicht Kirchenanhängerin. Ich bin keine satanistin, aber wenn ich mich entscheiden müsste wäre mir die seite durchaus lieber, da ich sie ehrlicher finde. Die Kirche halte ich für selbstgefällig und unehrlich, wie die meisten religionen an sich auch. Menschen brauchen etwas an das sie Glauben können. Deshalb gibt es ja auch soviele verschiedene Gottheiten auf der Welt. Anzunehmen das da nichts mehr ist macht mehr Angst als zu denken man wird von oben gelenkt wie eine Marionette. Ich hätte das vaterunser auch nicht mitgebetet, wieso auch? Wenn derjenige der verstorben ist mich mochte, würde er es respektieren. Er würde ja auch zu lebzeiten nicht verlangen das ich musik toll finde nur weil sie ihm gefällt.
LG Next
Ich freue mich über Verleumdungen, denn sie lenken von der Wahrheit ab. (Marquis de Sade)
Ich bin auch nicht "Kirchengläubig " Nur glaube ich, das da irgendwas ist, was mir die Richtung zeigt. Oder sind wir nur alle zufällig entstanden ??? Es gibt ein Oben und ein Unten, glaube ich zumindest.
Drei unserer Freunde wurden auf See beigesetzt, die Asche dem Meer übergeben, auf eigenen Wunsch.
Kein Prediger war anwesend, nur wenige Angehörige, und ein Mann am Schifferklavier, der ein Abschiedslied spielte.
Es war gut so, und immer, wenn ich an der Nordseeküste bin, dann habe ich dieses Lied im Ohr, laufe barfuß durch den Sand, schaue weit weg, ein mehr als würdiger Ort für eine letzte Ruhe.
Vielleicht sind wir nur zufällig entstanden. Was wäre so schlimm dadran?
Meine Eltern sind auch Seebestattet und auch ich möchte mal Seebestattet werden. Allein aus dem grund weil ich nicht möchte das man sich an einem tristen aufgezwungenem ort an mich erinnert. Das würde garnicht zu mir passen. Das Meer bedeutet leben und es ist doch eher eine schöne vorstellung dem leben übergeben zu werden als einem ort an dem kaum wer etwas sagt und man nur Trauert. Wenn ich am Meer bin, denke ich gerne an meinen Vater und fühle mich ihm sehr Nahe
LG Next
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An eine Beisetzung im Meer habe ich gute Gedanken. Aber es gibt doch auch Hinterbliebene, die einen Ort zu trauern brauchen. Ansonsten ist es mir egal, ob meine Überreste von Würmer oder Fischen ( oder ähnl.) gefressen werden. Meine Seele wird weiter leben.
ich könnt´s immer noch auswendig, das vaterunser. ich war zeit meines lebens so ein wischiwaschi ungläubiger, aus angst, auf einmal nicht mehr dazu zugehören, zu der ehrenwerten kleinstädtischen gesellschaft.
doch mich beleidigt mittlerweile zu sehr meinen intellekt, vorzugeben an etwas zu glauben, das bisher noch NIE nachgewiesen wurde. religion ist eine beschreibung der welt, die mir schon als kind eingetrichtert wurde, die ich heute ablehne für mich, weil es für mich hinten und vorne nicht passt, nur weil irgendein mensch, papst, mufti, guru, egal! sagt, die welt ist so und so. ist sie nicht. es gibt kein gut, es gibt kein böse. und keine gerechtigkeit.
es gibt die liebe, und an die "glaube" ich, weil ich das gefühl kenne, und weil ich auch weiß, was dazu gehört, zum lieben: lieben kann kein mensch einfach so, es eine kunst, die erlernt und täglich geübt sein will:
achtung für den anderen, verantwortungsgefühl für den anderen, fürsorgegefühl für den anderen und wissendes verstehen (für mich die fähigkeit, die welt mit den augen und dem herzen des anderen zu sehen)
nachzulesen auch bei erich fromm: die kunst des liebens.
doch jeder so, wienner mog. genaro
Du wirst Dich wundern was man alles kann, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht. Juan Matus
Ich muss ehrlich sagen, wenn ich mich nach dem tod auch noch nach anderen richten muss nur weil sie für sich einen ort zum trauern brauchen .... die sollten meinen wunsch respektieren! Trauern kann ich für mich allein zuhause,im Büro, am Meer, auf Klo, etc etc etc dafür brauche ich keinen festgelegten Ort an dem das Blumenwettrennen mit dem Grabnachbarn losgeht wessen Grab ist besser gepflegt und wer hat welchen Vorstorbenen mehr lieb gehabt. Mir reichen meine Erinnerungen an den Verstorbenen aus um Trauern zu können, schliesslich geht es doch dadrum das man jemanden verloren hat und ihn vermisst.
LG Next
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es klingt vielleicht komisch, aber ich bin auf Friedhöfen " aufgewachsen ". Mein Vater war Friedhofsgärtner, und vor fast genau 40 Jahren habe ich ich dort in den Ferien meine ersten DM verdient. 50 Pfennig bei einen neun-Stunden-Tag. Aber das nur am Rande. In den letzten Jahren habe ich viele Angehörige ( Weiblich/Männlich, egal ) getroffen, die ihren Partner anonym bestatten haben. Sie waren danach totunglücklich, keine Stelle mehr zu haben, wo sie trauern konnten. Trauern ist ein wichtiger Bestandteil des Lebens.
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