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Saufnix  
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Dieses Thema hat 46 Antworten
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 Ganz, ganz viele Fragen
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kahani Offline



Beiträge: 861

17.03.2006 00:06
RE: Kämpfen oder Kapitulieren Zitat · Antworten

Hallo,

ich bin erst seit heute in disem Forum dabei. Beim Lesen Eurer Beiträge habe ich ein paar mal davon mitbekommen, dass Trockenwerden als empfundener Kampf beschrieben wird.

Als ich unter Kontrollverlust trinken musste, war das für mich in der Tat ein innerlicher Kampf. Ich wollte es mir beweisen, dass ich stärker bin als der Stoff in der Flasche. Ich konnte mir nicht eingestehen, dass ich die Kontrolle schon längst verloren hatte.

Dann habe ich aufgehört zu kämpfen: In der ersten Zeit habe ich auch mit dem Stoff Alkohol gesprochhen: ok DU hast gewonnen. DU hast die Kontrolle über mein Handeln in DEINR Hand. Doch nun steige ich aus diesem Kampf über die Kontrolle aus. Im Bild war das für mich so, als würden ein Krieg aufhören weil eine Gruppe der Soldaten, die Waffen niederlegt und nach Hause geht. Ich glaube, dass ich in dieser Zeit kapituliert habe. Und in dieser Kapitulation lag mein Sieg. Ich wurde trocken.

Ich würde gern an Euren Erfahrungen mit dem Begriff der Kapitulation teilhaben.

Lieber Gruß kahani


Brunek Offline




Beiträge: 218

17.03.2006 00:37
#2 RE: Kämpfen oder Kapitulieren Zitat · Antworten

Hi Kahani..

Willkommen im Forum.

Das hast Du schön formuliert.
Mich interesiert nur, ob Dir der Gedanke
von selbst gekommen war,
oder hast Du Dich hier durchgelesen und
Deriner vergliechen hast??
Sei ehrlich.

L. G.

Brunek.


kahani Offline



Beiträge: 861

17.03.2006 00:44
#3 RE: Kämpfen oder Kapitulieren Zitat · Antworten

Hallo Brunek,

Ehrlichkeit gehört zu meinen Tugenden

Zu meiner Geschichte gehört Kapitulation dazu. Das ist nicht angelesen Und natuerlich habe ich mir im Lauf der Jahre viele Gedanken gemacht, wie es möglich war, dass ich in die Suchtfalle reingesprungen bin und wie ich wieder rausgekommen bin

Ich kann mir nicht recht vorstellen, wie das geht.........Trockenwerden im Kampf!

Lieber Gruß kahani


Randolf Offline




Beiträge: 1.177

17.03.2006 06:59
#4 RE: Kämpfen oder Kapitulieren Zitat · Antworten

Morgen,

bei dem Thema gibt's wohl die meisten Ungereimtheiten.Vielleicht weil wir nicht genau wissen, was für eine Sprache jeder einzelne für seine inneren Vorgänge verwendet ?

Kahani - was IST eigentlich kämpfen ?
Für mich ist es ein innerer Konflikt, der auf einem unverstandenen Sachverhalt beruht; wenn ich gegen etwas Widerstand leiste, wird mir dann die Zeit helfen, indem das 'Problem' schwächer und schwächer wird ? Ist es Kapitulation wenn ich einsehe, dass dies ein verkehrter Ansatz ist ?

Du sagst, du glaubst dass du kapituliert hast. Gab es da kein 'Klick' - also eine Erfahrung, die man nie wieder vergessen kann ?
Wie auch immer, Glückwunsch zu deiner Abstinenz.

Schönen Tag


Wuchtbrumme Offline




Beiträge: 1.291

17.03.2006 07:29
#5 RE: Kämpfen oder Kapitulieren Zitat · Antworten

Zusammen

Zitat Randolf:

"... Gab es da kein 'Klick' - also eine Erfahrung, die man nie wieder vergessen kann ?"

Diese Frage habe ich mir schon häufiger gestellt.

Was war es, dass ich heute so überzeugt bin, dass Alkohol in meinem Leben keine (trinkende) Rolle mehr spielen wird

Wie hat es funktioniert, dass bei mir heute Hirn, Herz und Bauch im Gleichklang sind?

Eine Antwort habe ich darauf (noch?) nicht gefunden, bin aber unglaublich dankbar, dass es so ist.

Liebe Grüße
Wuchtbrumme


Lachfalte Offline



Beiträge: 378

17.03.2006 08:05
#6 RE: Kämpfen oder Kapitulieren Zitat · Antworten

Moin Ihrs,

Kampf - Kapitulation!

Solange ich getrunken hab wars ein K(r)ampf. So richtig zum Kampf kam es bei mir, als ich schon gewusst hab: hey, du trinkst zuviel. Ich stellte mir vor, dass mein Leben ganz anders verlaufen könnte, wenn ich endlich das erste Glas stehenlassen könnte. Aber es ging nicht. Jeden Tag hab ichs versucht nix, oder nur wenig Alk zu mir zu nehmen. Und jeden Tag sah ich mich vorm Schlafengehen besoffen wieder. Am nächsten Morgen das gleiche Spiel: heute nur so-und soviel....es ging nicht. Keine Chance.

Ich war am Ende, kaputt, mit den Nerven fertig, ohne Zukunftsperspektive, finanziell ganz unten, nur am Weinen, am Zweifeln, am Verzweifeln. Traurig, machtlos und nicht wissend, wie das Leben weitergehen soll. Ob überhaupt. Selbstmordgedanken über das wie und wann und die Frage, was mit meinem Sohn geschieht wenn ich nicht mehr da bin. Angst, Hoffnungslosigkeit. Im Kopf reifte die Entscheidung, meinen Sohn mit in den Tod zu nehmen, nur das Wann wußte ich noch nicht...

Und endlich war er da - mein ganz persönlicher Tiefpunkt.
Mit einigem intus gestand ich mir und einem anderen Menschen meine Krankheit ein. Da kannte ich das Forum hier erst wenige Stunden, ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Es war so unglaublich für mich, dass es wirklich Menschen gibt, die als Alkoholiker auch OHNE Alk leben können. Da ging mir ein Licht auf.
Ich ging schlafen an diesem Tag der Tage, wachte am nächsten Morgen auf und wußte: jetzt kann ich es anpacken, jetzt geht es ohne Alkohol...

Und es geht noch immer!!
Ich weiß nicht was in dieser Nacht mit mir geschah. Aber ich hatte kapituliert. Der Kampf war vorbei. Es erscheint mir wie ein Wunder, nochmal "neu" anfangen zu dürfen, mein Leben selbst in die Hand nehmen zu können ohne dem Fremdsteuermann Alkohol. Ich werde wieder Ich. Ganz langsam und behutsam gehe ich meinen Weg, manchmal sind da Steine die da liegen, manchmal ganze Berge die bewältigt werden wollen. Aber ich hab keine Angst mehr vorm Leben....

Lachfalte


kahani Offline



Beiträge: 861

17.03.2006 08:07
#7 RE: Kämpfen oder Kapitulieren Zitat · Antworten

Guten Morgen,

den Kick habe ich wohl gehabt. Ein paar Stunden bevor ich in eine Vorstufe eines Delirs gefallen bin, wurde mir so was von schlecht. Da war mit keiner Übelkeit oder Trockenkotzengefühl zu vergleichen, das ich ja reichlich kannte. In dieser Phase hockte ich auf den Knien und sagt :Lieber Gott sonst ist mir wohl keiner eingefallen, an den ich mich wenden konnte) hilf mir. Ich kann nicht mehr. Das war mein letzter nasser Satz. Danach verlor ich die Besinnung und der nächste Tag fehlt in meiner Erinnerung.

Dieses „Ich KANN nicht mehr“ ist für mich dieser Kick gewesen, den ich Kapitulation nennen.

Warum es gerade an diesem Tag möglich war, was mir viele Jahre vorher unmöglich war kann ich nicht erklären. Die aeusserlichen Umstände waren auch an diesem Tag desolat wie immer, nicht besser und nicht schlechter. Aus meiner Arbeit war ich schon Monate vorher entfernt worden, meine Kids mussten unter unwürdigen Umständen leben. Aber ich glaube heute, dass ich noch nicht mal für meine Kids (als eigene Motivation) trocken geworden bin.
Sucht ist ein hartes Geschäft.............................aber dann im Laufe der Jahre sind auch als Familie genesen.

Doch Alkoholismus als Familienerkrankung, das ist schon wieder ein anderes Thema............

Ich wünsche Euch einen schönen Tag
kahani


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

17.03.2006 09:41
#8 RE: Kämpfen oder Kapitulieren Zitat · Antworten

hallo kahani,
":Lieber Gott sonst ist mir wohl keiner eingefallen, an den ich mich wenden konnte) hilf mir. Ich kann nicht mehr. Das war mein letzter nasser Satz. Danach verlor ich die Besinnung und der nächste Tag fehlt in meiner Erinnerung.
Dieses „Ich KANN nicht mehr“ ist für mich dieser Kick gewesen, den ich Kapitulation nennen."
// Kann ich dir voll bestätigen, das war bei mir genauso. Bloß mir hatte kein Tag gefehlt.
Zuvor war aber immer der Kampf? dass ich doch für mich alleine verantwortlich bin, das ich doch für mich selber sorgen muss, wer denn sonst. Und ich brauchte etliche Jahre bis ich bemerkte (was ich ja längst wusste im Kopf!), dass die Kraft immer weniger wird. Trotzdem konnte ich nicht loslassen - an sich aber meine Verantwortung für mich selber, die allerdings nur mit Schnaps zu ertragen war.
Daher war ich auch immer froh gewesen, nach jeder Ernüchterung, noch einmal davongekommen zu sein. Bis auf das letzte Mal! Da war ich echt zusammenbegrochen, rief Gott an und auch die Gruppe, war nicht mehr verantwortlich - einfach weil das gar nicht mehr ging - und seit dem geht es ja nun. Die ersten Jahre gründlich mühevoll und mit großen Armschwüngen. Ab 3 Jahre aufwärts dann "normal", ich hatte gelernt das reale Leben zu sehen.
Genau wie du: das richtige Leben anzusehen, Gruß Max


kahani Offline



Beiträge: 861

17.03.2006 09:52
#9 RE: Kämpfen oder Kapitulieren Zitat · Antworten

Hallo Max,

es ist immer wieder schön Menschen mit ähnlichen Erfahrungen anzutreffen.

Man mag ja zu den AA's stehen wies beliebt. Doch der Gelassenheitsspruch den sie bei ihren Treffen sprechen, der hat doch was:

Gott gebe mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen,
die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern,
die ich ändern kann
und die Weisheit,
das eine vom anderen zu unterscheiden.

Lass uns bloss nicht wieder aufhören in Gelassenheit und mit Weisheit hinzuschauen.

Lieber Gruß kahani


Depri Offline



Beiträge: 1.848

17.03.2006 10:37
#10 RE: Kämpfen oder Kapitulieren Zitat · Antworten

Es ist schon ein merkwürdiges Ding mit der Kapitulation. Ich habe soviele Jahre damit verbracht aufzuhören und es nie geschafft. Dann sagte mir irgendwas im Sommer 2004: Es ist Schluss. Und so kapitulierte ich vor mir selbst. Nahm einen grossen Kampf auf und ging als Siegerin hinaus. Aber auch ich begreife bis heute nicht, was es war, dass mich auf einmal diesen Schlusspunkt finden liess. Es war als wäre es einfach genug damit sich zu zerstören. Ich wollte wieder ein Mensch sein.


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

17.03.2006 10:42
#11 RE: Kämpfen oder Kapitulieren Zitat · Antworten

hi kahani,
manchmal sind es auch merkwürdige Dinge, die mich sehr stark beeinflussen können. Da kannte ich mal jemanden, der trank ab 13 Jahre, Schnaps, ohne Vater, und Mutter entweder "auf Achse" oder besoffen, wurde Heizer (noch mit Kohlen schippen). Dieser Mann (ich kannte ihn aus meiner Therapie, da war er mein Schichtführer in der Arbeitstherapie) ging dann irgendwann zu einer Blaukreuzgruppe. Stand zunächst draußen auf dem Hof im Frühling, am offenen Fenster, um zuzuhören. Wurde dann freundlich hereingebeten, saß immmer an der gleichen Ecke am Fenster, und er hatte immer ein kleines "Fähnchen". Da er niemanden störte, auch nichts sagte, aber offenbar immer zuhörte, durfte er da auch sitzen. Das ging 4 Jahre so !!! Und eines Tages kam er ganz anders wieder, nüchtern. Was war geschehen? Er hatte abends um Mitternacht seine letzte halbe Pulle Schnaps ausgegossen, zuvor die Wohnung von innen zugeschlossen, den Schlüssel ganz oben auf die Gardinenstange gelegt (damit er sie nicht wieder herunternehmen kann). Dann war er stundenlang immer um seinen Tisch herum gelaufen, im schweren Entzug, und dann betete er: "lieber Gott, falls es dich tatsächlich geben sollte, dann hilf mir, jetzt". Danach fiel er um, und als er aufwachte war es längst heller Tag. Ihm fehlten so etwa 8 Stunden.
Also an sich deine Geschichte?!
Fortan trank er nicht wieder, ging jeden Dienstag und Donnertag in "seine" Gruppe, sprach sogar nach Wochen ein wenig usw. Dieser Mann ist eines meiner Vorbilder: er hatte mich an jenem Abend meiner Kapitulation mit zu sich genommen, bis zur Ernüchterung. Einfach deshalb, weil ich im Falle eines eintretenden Delirs oder einer Verkrampfung er sofort ärztliche Hilfe geholt hätte. Ich war sein 38-ster Mensch. Seine "Geschichte" ist jetzt 30 Jahre her.
Vielleicht noch. Er hatte gerade die 5-te Klasse geschafft. Aber weshalb? Weil er die beiden kleineren Geschwister hüten musste. Und deshalb nahm er mit 33 Jahren einen Kurs an der Volkshochschule, um seine 8. Klasse nachzumachen. Das sind für mich die vorbildlichen Helden, Gruß Max


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

17.03.2006 10:45
#12 RE: Kämpfen oder Kapitulieren Zitat · Antworten

hallo Depri,
"Aber auch ich begreife bis heute nicht, was es war, dass mich auf einmal diesen Schlusspunkt finden liess."
// Und ich begreife , parallel dazu, bis heute nicht dass ich diesen Schlusspunkt nicht längst vorher finden konnte. Bei Kenntnis aller Bezüglichkeiten. So kam ich zu den schluss, dass das mit dem Verstand nichts zu tun haben kann. Gruß Max


Ruby Offline



Beiträge: 2.697

17.03.2006 10:46
#13 RE: Kämpfen oder Kapitulieren Zitat · Antworten

...spannendes Thema...

Bei mir war es auch absolute Kapitulation und Rückzug.
Ich hatte keine Chance zu gewinnen.

Auch die Worte "wenn es da oben etwas gibt was mich hört bitte hilf mir, ich kann nicht mehr" waren auch meine.
Ich glaube ja an das Universum und bin überzeugt, ich habe damit etwas aktiviert.

3 Wochen später habe ich nach einer Jägermeistersession aufgehört. Kalt entzogen (furchtbar) und bin trocken...und sehr glücklich darüber.

Gruß
Ruby


nanna Offline




Beiträge: 33

17.03.2006 10:58
#14 RE: Kämpfen oder Kapitulieren Zitat · Antworten

hi max mx,
dein beitrag eben, großartige leistung von diesem mann
hut ab - ich hatte gänsehaut.

hi kahani,
ich habe deine beiträge alle mit grübeln gelesen und bin
jezt auf den trichter bzw. auf meinen kick gekommen. vor einem jahr ( fast 24.o3.o5 ) saß ich mit meiner jüngsten
im wohnzimmer, hatte eine 3/4 flasche wodka intus und
bekam den moralischen. ich sagte: kipp diesen scheiß aus
und ich gehe zur entgiftung in die klinik. als mein mann
und unsere älteste kamen, wurde gleich der koffer gepackt
und ab ging es.
die ganze zeit habe ich immer darüber nachgedacht wie alles
gekommen ist, dank deinem beitrag weiß ich jetzt ganz genau
daß das mein kick war.
ich lebe gesünder, intensiver mit der familie, die voll
hinter mir stand und steht.
lg nanna


Elia ( gelöscht )
Beiträge:

17.03.2006 12:13
#15 RE: Kämpfen oder Kapitulieren Zitat · Antworten

Hi Lachfalte
Als ich Deinen Beitrag las ,bekam ich Gänsehaut und mir schossen die Tränen in die Augen !
Ich kann Dir und Deinem Kind nur zu Deinem ( Eurem) neuen Leben gratulieren .Ich wünsche Dir ( Euch) alles ,alles Gute für Deine ( Eure)weitere Zukunft !!
LG
Elia


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