... ohne gelebt zu haben. Das ist mein heutiger, sicherlich auch subjektiver Eindruck. Es fehlt dir nicht nur der (immer noch) altbekannte Alkohol, es fehlr dir auch das Leben, einfach alles, was so drum rum auch noch "dran" war. Manche Trockene sagen dir, dass dies irgendwann einmal keine Rolle mehr für dich spielt. Aber es spielt einfach eine Rolle, weil heute ein Tag ist an dem du leben möchtest. Morgen kannst du schon nicht mehr leben, kannst tot sein.

Soviel Mal für heute ...

Also ich habe ohne Alkohol sehr viel mehr Leben als mit Alkohol. - auch wenn es ab und an noch heftig rumort.

Beate

Zitat

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Gepostet von CabernetSauvignon

... Es fehlt dir ...
... es fehlt dir
... sagen dir
... für dich
... an dem du
... kannst du

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bitte, wer ist "dir - dich - du" ?
Meinst du dich selbst, Cabärnätt Suffinijon?


tommie

Mein lieber C.S.,

so, du sagst das Leben fehlt dir. Ich will dir was aus meinem Leben erzählen, und die letzten 400 Tage.

Vor 400 Tagen fing mein Leben noch mal ganz von vorne an. Fast 20 Jahre habe ich damit verbracht, es abends mit Wein zu ertränken. Ich war eine elegantere Trinkerin. Fiel nie unangenehm auf, konnte mich in Gesellschaft hervorragend zusammenreissen. Wenn ich zuhause war, rupps die Flasche auf. Was jahrelang mit einer Flasche Wein zu ersäufen war, wurde in den letzten Jahren dann immer mehr. Zum Schluss die letzten zwei Wochen dann, sozusagen finale fast jeden Tag zwei Flaschen. Ich habe die Tendenz bevor ich aufhöre, immer erst zu steigern. Sozusagen vorrauchen, vorsaufen, vorfressen............. Natürlich ging und geht das regelmässig komplett in die Hose.

In den Spiegel zu sehen und sich regelmässig jeden Tag aufs Neue wieder zum Kotzen zu finden, gab mir dann den endgültigen seelischen Tritt. Zunächst mal habe ich alles entsorgt, was mit Saufen zu tun hat. Also den Freund rausgeworfen, die letzte Flasche ausgetrunken. Und dann war Schluss. Definitiv Schluss........ aber es ging nur aus einem einzigen Grund, weil ich es wollte.

Was ich verloren habe? Nichts! Okay, dieses wunderschöne Gefühl des Besoffenwerdens. Das hab ich ab und an vermisst, aber dieses noch wundervollere Gefühl des wieder in den Spiegel gucken ohne Aggression gegen mich selbst, hat mir alles aber auch alles ersetzt.

Ich habe somit 400 Tage trocken erlebt:

Dessen inbegriffen waren schlimme Tage. Und ich habe jeden einzelnen trocken durchlebt. Und trotz all der Sorgen die ich hatte und die manchmal ziemlich heftig waren, habe ich mich gefunden.

Ich? Das ist die Geli, die wieder lachen kann, die sich selber wieder mag, die sich akzeptiert und manchmal verliebt in den Spiegel schaut.

Als ich jetzt meine Kopf OP hatte, da war mir eins klar. Niemals hätte ich das mit Alkohol geschafft. Mein Körper war zwar dick aber fit genug um 6 Stunden OP heile zu überstehen. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie das alles gelaufen wäre, wenn ich noch nasser Alki wäre. Sicher nicht so gut?

Aber was ich am meisten von all den neuen Gefühlen liebe, ist es eine gute Mutter zu sein. Ich liebe meine Kinder über alles und für sie alleine wäre es Grund genug gewesen, endlich das Dreckszeug im Regal stehen zu lassen.

Auch für mich war der Anfang manchmal schwer, sicher hatte ich auch manchmal Saufdruck, aber ich habe die schönste Belohnung erhalten: Freiheit!.......... und die wünsche ich dir.

Geli

mein heutiger, sicherlich auch subjektiver Eindruck.

Natürlich subjektiv, was sonst. Dir geht es, denke ich, wie vielen, die zwei, drei Monate trocken sind - mir ging es ja genauso. Man ist bißchen ungeduldig, erwartet "mehr vom Leben". Und muß erst wieder lernen, sich an den kleinen Dingen zu freuen, Nuancen wahrzunehmen. Das Leben besteht doch nicht nur (wie zu nassen Zeiten) aus Schwarz und Weiß.....lerne, auch die Grautöne zu sehen!
Weiß jetzt nicht, wer den Titel gesungen hatte, zu DDR- Zeiten....aber es paßt irgendwie: "Jeden Tag ein Stück"

LG Ralf

Wenn Leben für Dich heißt - die Flasche anzusetzen, dich zuzudröhnen, weil Du nur dann Spaß hast, lebst (????) - dann hast Du irgend etwas falsch verstanden.

Leben heißt, auch die trüben Phasen auszuhalten, sich auch an Kleinigkeiten freuen, hinzugucken und,und,und...

und wenn Du damit zurecht kommst - dann lebst Du - es ist eben anders als vorher.

Und es gibt keinen Grund, morgen nicht Tag 61 werden zu lassen!
LG
Janeway

Hallo CabernetSauvignon , (warum eigentlich ein Weinname?)

Du schreibst :
Es fehlt dir nicht nur der (immer noch) altbekannte Alkohol, es fehlr dir auch das Leben, einfach alles, was so drum rum auch noch "dran" war.

Kannst du mir bitte etwas genauer erklären was du damit meinst ? Falls ich es richtig interpretieren sollte kann ich nur so antworten :

Alles , einfach alles ist im Leben wieder richtig "dran" und zwar OHNE ALKOHOL !

LG
Zwerg

hallo cs...

ja ja...ist schon 'n scheiß gefühl die erste zeit ohne sein
betäubungsmittel...aber was sind schon 60 tage ( )
gegen die ganzen betäubten jahre...

aber wenn es dich tröstet...wenn die selbstmitleidphase
erst mal vorbei ist...fängt das richtige leben wieder an
einzug in dein gefühlsleben zu halten...

lg malo

Moin CS,
60 Tage ohne Alkohol, das heißt 60 Tage das Leben merken wie es wirklich ist.
Alles was auf einen zukommt, wird intensiv empfunden, ohne ein dumpfen Schleier im Kopf. Das ist das Leben. So ist das Leben.
Klar, schlechte Laune und dunkle Tage werden genauso intensiv empfunden wie glückliche Stunden, fröhliche Momente.
Der Trick ist, das Leben wieder genauso zu empfinden wie früher, als man nichts getrunken hat.
Das muss man wieder lernen.

LG Wolfgang

Zitat

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Es fehlt dir nicht nur der (immer noch) altbekannte Alkohol, es fehlr dir auch das Leben,

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Hallo CS,


...um mal an tommie anzuschliesen, mir fehlt nix,
mich kannste nicht gemeint haben.

im Gegenteil, mir ging es noch nie zu vor, so gut wie jetzt.

Zitat

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Manche Trockene sagen dir, dass dies irgendwann einmal keine Rolle mehr für dich spielt. Aber es spielt einfach eine Rolle, weil heute ein Tag ist an dem du leben möchtest. Morgen kannst du schon nicht mehr leben, kannst tot sein.

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...also nach meinen Erfahrungen ist nicht einfach mal was weg und spielt keine Rolle mehr.

Ein bisschen Zeit musste dir schon nehmen, einfach mal was weglassen, da ist es ja verständlich das dir was fehlt, selbstverständlich ist das so.

Du hast ja aber sicher viele Gründe gehabt nix mehr zu trinken, sonst würdest du das ja jetzt nicht 60 Tage machen.


und nun nimmst du einfach mal die Gründe die dafür sprechen deiner Ansicht nach, wieder einen Cabernet zu dir zu nehmen.

Dann packst du beides auf eine Waagschale und siehst was schwerer wiegt.

Solltest du zu dem Entschluss kommen, das die Waagschale für das nicht trinken schwerer wiegt, dann solltest du dich auf die Suche machen was dir denn alles so besser gefallen könnte im Leben als Cabernet Sauvignon zu trinken.
Und dann solltest du die einzige Sache angehen die Erfolg verspricht, die da heisst.

Veränderung

ich wünsch dir ´ne Gute Entscheidung

liebe Grüße
Ramona

Hi CS!

Sind es jetzt etwa schon 61 Tage???

Kaum zu glauben, bei deiner Einstellung! Da hast du wohl irgendwo in dir drin einen unglaublich hoch motivierten Mechanismus, der gegen deinen kläffenden Schweinehund antritt!!

Ich finde auch, es wird von Tag zu Tag spannender, das Leben. Und das ist eben (s.o.) nicht immer nur Pary!

Ich habe z.B. die letzten Wochen seeehr viiiiele Tränen vergossen, deren Ursprung mir noch nicht so klar ist. Dennoch sehe ich sie als eine Regung des Lebens an sich.

Wenn wir nur die Finger vom Alkohol lassen, wird sich alles klären. Wir müssen uns eben aushalten, so wie wir sind. Das Leben aushalten, wie es ist.

Und eines Tages wird es kein Aushalten mehr sein, sondern wir werden es wieder mit Sinn füllen können.

Lieben Gruß
Seelchen

Hi CS,

ich kann Deine Klage komplett nachvollziehen, denn früher hatte ich auch die Einstellung, daß zu einem schönen Leben unbedingt Alkoholisches dazugehört.

Es hätte mich niemand vom Gegenteil überzeugen können, solange ich das geglaubt habe, deswegen versuche ich es bei Dir gar nicht. Wenn Du Nüchternheit als Verzicht auf Lebensfreude erlebst, dann ist das für Dich einfach so. Auf Kommando wirst Du Dich nicht anders fühlen können.

Ich denke jedoch, daß Du doch Gründe hattest/hast, die Nüchternheit überhaupt so lange zu probieren. Möglicherweise war doch das trinken schon gar nicht mehr so schön und schon gleich gar nicht unbeschwert.

Vielleicht - reine Mutmaßung von mir - hoffst Du ja auch, daß Du irgendwann mal wieder - so wie früher - sorglos mal was trinken könntest. Ich hab lange jeden Trick ausprobiert, um nicht ganz aufhören zu müssen - Pausen, Trinkpläne, Verzicht, Ernährung, Fitness, Probleme erledigt - hat alles nur ne Zeit lang geholfen, wurde trotzdem immer schlimmer.

Ich hab so lange getrunken, bis ich Angst um mein Leben hatte - nicht direkt Angst vor dem Tod, aber Angst davor, daß mir meine Lebensgefährtin davonläuft, daß ich den Verstand verliere, und daß ich am Ende gar nix anderes mehr kann als trinken - alles andere in die Tonne gekickt. Daß also mein Leben richtig beschissen wird, wenn ich weitertrinke. Nebenbei ist mir dabei aufgegangen, wieviele Schwierigkeiten und Verlust an Lebensqualität ich nur wegen meines Trinkens schon hatte - bin dreimal die Woche besoffen ins Bett gefallen und nachts schweissgebadet aufgewacht. Ich war schon fast da, vor dem ich Angst hatte. Zum Glück nur fast.

Dann war es einfach für mich - da hatte mein Trinken nix mehr mit den schönen Seiten des Lebens zu tun, sondern nur noch mit den hässlichen.

der minitiger

hallo CabernetSauvignon,
"Es fehlt dir nicht nur der (immer noch) altbekannte Alkohol, es fehlr dir auch das Leben, einfach alles,"
Also auch mir fehlt nichts in dieser Richtung, aber so hattsest du es vermutlich gar nicht gemeint. Auch mir kommt deine Stimmung, innere Befindlichkeit, sehr bekannt vor - in langjähriger Erinnerung. Ich habe die Leute in meiner Gruppe gefragt wann das endlich aufhört. Ich wusste nur, und glaubte nur, dass es aufhören wird.
Sie antworteten mir, dass ich Geduld über müsse, die hätte ich nämlich nicht. Und es gibt keine andere Möglichkeit. Das stimmte auch. Ich hatte meine Geduld verloren, denn Alk "funktioniert" ja binnen Minuten. Meine ersten hellen Streifen am Horizont erschienen so nach 4 Monaten. Aber dafür sind sie bis heute erhalten geblieben, jeden Tag, Gruß Max

[ Editiert von Max mX am 28.10.05 9:43 ]

Hallo CabernetSauvignon,

kann es sein, dass du mit Leben eine gewisse Art Lifestyle meinst? Wie in der Werbung und auch alltäglich zu beobachten, wird ja jeder Anlass in seiner Bedeutung erst richtig gewürdigt, wenn man das passende Glas darauf hebt. Da meint man zu leben, dabei zu sein, aber das ist nur oberflächlich. Jetzt trocken, spüre ich das Leben viel echter. Zu Anfang musste ich erst sortieren: was halte ich für Leben und was ist Leben.

Liebe Grüße

Friedi

Hallo minitiger,

Sehe mich mal wieder selbst in deinem Beitrag. Danke, ist ausdruckreif!

Gruß

Andy