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Saufnix  
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Dieses Thema hat 59 Antworten
und wurde 3.348 mal aufgerufen
 Kuddelmuddel
Seiten 1 | 2 | 3 | 4
Biene2 Offline




Beiträge: 4.231

23.11.2004 08:47
#31 RE: Rückfall Zitat · Antworten

Hallo sandra,

natürlich ist das rein objektiv kein Grund zum Saufen.Zumindest für "normale" Menschen....

Nur leider ist das bei einem Alkoholiker nicht mehr der Fall.
Für einen Alkoholiker kann das durchaus ein Grund zum saufen sein.
Für einen "Normalo" sind das dann Gründe für Essen,Internet,Spiel,Einkaufen,Porno-oder was weiß ich noch Süchte.

Jeder Mensch versucht seine "Lapsen" individuell zu "behandeln".

Bei einem Alkoholiker ist es dann der Griff zur Flasche.

Von daher denke ich doch,daß ich vielleicht kein "Anrecht" auf Rücksichtnahme habe....das aber trotz alledem der Partnerschaft Willen einklage!
Ich für meinen Teil bin nämlich auch bereit,meinen Partner zu unterstützen.

Im Übrigen hat auch der Partner die freie Wahl und sollte Wissen wo die psychischen Grenzen des anderen liegen und diese auch respektieren und anerkennen.Sich wie ein Elefant im Porzellanladen zu benehmen zeugt nicht gerade von Liebe,denke ich.
Wenn diese Grenzen mutwillig verletzt werden,muss derjenige dann auch das Risiko der Scherben mit einkalkulieren.

Eine Partnerschaft heisst "Interaktion" und man knallt sich seine Schwachpunkte gegenseitig um die Ohren.Einen besseren Spiegel gibt es nicht.
Glaub mir,mein Trinken war eine Sache....aber auch ich helfe meinem Mann mit seinen Lapsen klarzukommen und räume bereitwillig seine Scherben mit weg,wenn er sich verratscht hat.


Lissy01 Offline




Beiträge: 2.780

23.11.2004 09:38
#32 RE: Rückfall Zitat · Antworten

Hallo Biene,

als Co eines trockenen Partners mache ich mir natürlich auch immer wieder Gedanken, wie ein Rückfall zustande kommt und wie er zu bewerten ist, bzw. wie wir damit umgehen würden.

In diesem Zusammenhang ist mir Deine Aussage, daß Dein Partner eine gewisse "Mitschuld" hat, auch etwas aufgestoßen.

Zitat
Im Übrigen erwähnte ich ja schon,daß der "Auslöser" ein unschöner Partnerschaftskonflikt war.Den mein Mann durchaus hätte vermeiden können.



Ich zitiere noch ein paar Sätze:

Zitat
Dieser Rückfall war wohl noch mal vonnöten gewesen,um mich mit dieser alten Geschichte nochmal auseinandersetzen zu können.



Zitat
In diesem Rückfall habe ich eigentlich das erste Mal mit meinem Mann drüber sprechen können,wie ich mich in manchen Situationen fühle.



Vielleicht liege ich ja komplett daneben, aber es klingt so, daß Ihr einen fürchterlichen Streit hattet, dabei sind Dinge aufgekommen und auch geklärt worden, die schon lange innerlich gebrodelt haben.

Diese Situation kommt mir sehr bekannt vor, auch wenn sie heute in meiner Partnerschaft nicht mehr so häufig auftritt, weil wir mehr Möglichkeiten haben, solche Punkte frühzeitig anzusprechen.

Manchmal ist es aber nicht möglich, dann wird eben unter den Teppich gekehrt bis zum Tag X, an dem es dann kräftig kracht.

Ich bin ein ehr konfliktscheuer Mensch und mag solche Situationen nicht, ich akzeptiere aber, daß sie manchmal notwendig sind und fühle hinterher eine gewisse Erleichterung.

So, und jetzt stelle ich mir vor, ich müßte heute Angst haben, daß mein Partner so eine Situation nicht ohne Alkohol bewältigt.
Denn es hört sich auch jetzt noch so an, als fändest Du es relativ normal, daß ein Alkoholiker dann zur Flasche greift.

Wenn ich davor Angst haben müßte, dann würde ich meine Partnerschaft auf der Stelle in Frage stellen.
Klar halte ich einen Rückfall nicht für ausgeschlossen, ich bin aber sehr sicher, daß i c h nicht der Auslöser wäre.

Ohne diese Sicherheit wäre die Partnerschaft für mich als Co zu belastend.

Du stellst es dar, als wäre der Rückfall notwendig gewesen, damit Du alte Geschichten aufarbeiten konnstest.
Jetzt fühlst Du Dich wohler, weil diese alten Geschichten noch mal auf den Tisch gekommen sind.
Hängen die beiden Punkte wirklich zusammen, gab es wirklich keine andere Möglichkeit, die alten Geschichten aufzuarbeiten, als über einen Rückfall?

Diese alten Geschichten sind doch eine Never-Ending-Story, mir kommt das manchmal so vor, wie diese Märchen, wo man eine Aufgabe nach der anderen erledigen muß und durch tausend Höllentore schreitet und am Ende wartet ein Schatz.
(Was ist der Schatz eigentlich, den Tod annehmen können mit dem Gefühl gelebt zu haben? Anderes Thema!)

Willst Du jedesmal, wenn Du an einem der Tore stehst, vor einer neuen Aufgabe, einen Rückfall bauen, weil dadurch das Gefühl "Jetzt bin ich durch" noch intensiver ist?

Daß mit Eurer Firma ist ja eine ganz schöne Aufgabe, das sind sicher mehrere Höllentore hintereinander, durch die Ihr da schreitet.

Ich kann Deine Erleichterung verstehen, "Lieber ein Ende mit Schrecken..." sehe ich auch so.
Man muß einfach wissen, wann die Fete vorbei ist.

Es ist heute wahrlich keine Schande, eine Firma aufgeben zu müssen.

Gruß und Alles Gute, Lissy


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

23.11.2004 09:39
#33 RE: Rückfall Zitat · Antworten

Morgen Roswitha,

also wenn ich mir einen Rückfall genehmigen würde, dann hätte ich sowieso ein ernstes Problem. Mit mir, mit meinem Leben, mit meiner Umgebung.

Wenn ich ein Beziehungsproblem vorschieben würde und meine Partnerin für meinen Rückfall mitverantwortlich machen würde, dann hätte ich erst recht ein Problem mit mir.

Ich könnte mich auch der Argumentation nicht verschliessen, dass sich meine Partnerin erpresst fühlen könnte und Angst haben müsste, dass ich immer trinken werde wenn sie nicht spurt.

Ausserdem fänd ich selbst es unfair, wenn meine Partnerin, die auch kein leichteres Leben hat als ich, nun immer mit einem Auge auf mich leben müsste. Mensch, ich bin erwachsen, ich werd doch wohl selbst auf mich aufpassen können.

Und ich wüsste auch, dass ich nur ne Trinkpause mache, solange mein Leben einigermassen läuft.

(ich bring zwar ab und zu den Spruch, wenn alles zusammenbricht, dann überleg ichs mir. Da heisst aber nur, verbieten kanns mir niemand. Und das heisst damit erst recht: ich selbst muss wissen, was ich will. Damit sieht das Ergebnis dieser Überlegung aber immer noch nicht anders aus, wie wenn ich erstmal für Heute nichts trinke)

Spätestens da hätte ich da das Problem, dass ich mich überhaupt nicht mehr leiden könnte, ausserdem würde das etwaige Verlustängste meinerseits erst recht ernähren, weil ich selbst mich nicht lange in dieser Weise erpressen lassen würde.

Ich hab Dich nicht verurteilt. Aber ich kann mich dem nicht verschliessen, dass ich natürlich andere Leute auch durch meine eigenen Augen seh. Dessen bin ich mir bewusst, aber Du musst natürlich auf Deine Weise klarkommen.

der minitiger


Sandra Z ( gelöscht )
Beiträge:

23.11.2004 10:10
#34 RE: Rückfall Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Biene2

Von daher denke ich doch,daß ich vielleicht kein "Anrecht" auf Rücksichtnahme habe....das aber trotz alledem der Partnerschaft Willen einklage!
Ich für meinen Teil bin nämlich auch bereit,meinen Partner zu unterstützen.

Im Übrigen hat auch der Partner die freie Wahl und sollte Wissen wo die psychischen Grenzen des anderen liegen und diese auch respektieren und anerkennen.Sich wie ein Elefant im Porzellanladen zu benehmen zeugt nicht gerade von Liebe,denke ich.
Wenn diese Grenzen mutwillig verletzt werden,muss derjenige dann auch das Risiko der Scherben mit einkalkulieren.



Hallo Biene

Wie hast du deinen Mann unterstützt nachdem ihr Insolvenz angemeldet habt? Du hast ihn mit deinem Rückfall noch mehr belastet als er sowieso schon ist. Wann kann er mal aufatmen und zur Ruhe kommen?

Wo liegen die Grenzen bei deinem Mann? Verletzt du seine Grenzen nicht auch oft? Benimmst du dich im Suff nicht auch wie ein Elefant im Porzellanladen? Zeugt es von Liebe für ihn, wenn du zur Flasche greifst und ihm auch noch die Schuld daran gibst? Bei mir hättest du die Grenzen überschritten mit deinem Rückfall.

Vor zwei Monaten ist unser Hund gestorben. Es war sehr schlimm und ich bin meinem Mann unheimlich dankbar, dass er das ganze mit mir zusammen nüchtern durchgestanden hat. Wir waren dabei als er eingeschläfert wurde. Wir haben ihn zusammen im Garten begraben und nachdem alles getan war, haben wir über das ganze geredet und mein Mann war für mich da. In seinen nassen Zeiten wäre er zum saufen gegangen, nachdem er seine Pflicht (Hund begraben) getan hätte. Für mich wäre meine Ehe beendet gewesen, hätte er einen Rückfall gehabt und mich im Stich gelassen.

Überlege dir was dir deine Ehe und Familie wert ist, bevor du den nächsten Rückfall baust. Dein Mann wird auch seine Schmerzgrenzen haben.

Einen Grund zum trinken wirst du immer finden, wenn du denn einen finden möchtest.

Liebe Grüsse
Sandra

[ Editiert von Sandra Z am 23.11.04 10:34 ]


Joosi Offline




Beiträge: 2.036

23.11.2004 12:47
#35 RE: Rückfall Zitat · Antworten

Hallo Roswitha und ihr alle

das Thema lässt mich auch nicht gerade unberührt, da ich gerade in letzter Zeit öfter darüber nachgedacht habe, wie es denn wäre, wenn ich einfach wieder saufe und mir keine Gedanken mehr machen müsste. Vielleicht wären dann die vielen unangenehmen und traurigen Dinge im Leben doch besser? So fängt es vielleicht an - mit dem Rückfall???

Roswitha, auch wenn du schreibst, es hat dich dann einfach überrollt und du hast nichts mehr gedacht in dem Moment. Ich kann und will es nicht glauben, dass man einen Rückfall nicht verhindern kann.

Du schreibst ja auch an anderen Stellen davon, dass es sich angebahnt, du etwas (unbewußt) vorbereitet hast. Das glaube ich auch - und du hast deine Augen vor den Warnzeichen verschlossen. Du wolltest sie nicht sehen oder wahrhaben. Ist nicht als Vorwurf gemeint, sondern eben nur eine Feststellung.

Das nicht sehen wollen und Problem unter der Decke halten ist in meinen Augen der Hauptauslöser, der beginnende Selbstbetrug. Wie z.B. auch Lissy schreibt:

Zitat
dann wird eben unter den Teppich gekehrt bis zum Tag X



Es gibt in dieser Situation nur eine Person, die das Ruder rumreißen kann: man selbst!!

Wenn ich wieder rückfällig werde, dann, weil ich es will! So sehe ich das. Ich kann jeder Zeit entscheiden und um sich die Flasche an den Hals zu setzen sind viele, viele Schritte vorher notwendig.

1. muss man sich wieder mal in die (allseits beliebte) Opfer-Rolle manövrieren. (" ich musste Rücksicht nehmen", "mein Mann hätte einen Konflikt vermeiden können","ich musste mich rumschlagen" "warum muss mir das immer passieren" etc. etc.). Ich bin vermeintlich unschuldigerweise handlungsunfähig und darf mich deshalb "trösten".

2. Selbstmitleid: niemand versteht einen. In meinem Leben ist alles besonders schwierig.

3. Rückzug: Deshalb hat es keinen Zweck mit jemandem darüber zu reden.Ich bin halt anders als die anderen.

4. Trotz/Rebellion: wer will mir hier eigentlich sagen, dass ich nichts trinken darf?! Ich will frei sein und selbst entscheiden.

5. Kopf-in-den-Sand-stecken und Verantwortung abgeben:
ich will nicht mehr nachdenken.

6. Größenwahn: ich habe mein Leben im Griff und kann das sehr wohl steuern. Ich gönn´mir noch einmal was - muss ja keiner Wissen.

7. Arroganz: auch wenn es immer heißt Alkoholiker dürfen keinen Alkohol mehr trinken. Bei mir ist das anders. So übertreiben muss man ja auch nicht gleich, wie die alle spinnen. Es gibt genug Menschen, die trinken, und darin nicht gleich eine schreckliche Krankheit sehen.

8. Angst: ich komme nicht mehr klar. Fühle mich klein, verzweifelt und beschissen und will das das weg geht - egal wie.

9. Stolz: ich bin schon so lange abstinent und habe kein Problem mehr mit Alkohol. Das mache ich jetzt mit mir alleine ab. Die anderen sollen nicht merken, wie viel meine Gedanken noch um Alkohol kreisen.

10. Startschuß: ich inszeniere einen Streit mit meinem Mann, Schwester, Nachbarn, Postboten etc. und dann ist das Faß übergelaufen. So nicht! Nicht mit mir! Jetzt leckt mich alle am Arsch!


Während dieser Zeit, deponiert man vielleicht schon mal zufällig 2,3 Fläschchen in der Garage, die man geschenkt bekommen hat. Normal wirft man sie immer weg, aber: man weiß ja nie...

Mann (Frau) hat sein (ihr) kleines Geheimnis. Die "Erlösung allen Leidens" liegt im sicheren Versteck. Nur mal so, weil man sich dann besser fühlt....

Und wenn der große Moment dann kommt, muss man immer noch in die Garage (wahlweise in den Keller, zum Pizza-Service, an die Tanke) gehen. Jetzt könnte man noch Hilfe holen. Die Flasche aufmachen. Jetzt aber könnte man noch... einschenken...jetzt könnte man...an den Hals setzen...

Es ist ein laaanger Weg.
Das ist natürlich nur meine persönliche Gedankenwelt dazu.
So könnte es bei mir aussehen, wenn ich alle Warnlampen von Punkt 1 - 10 bei mir ignoriere (und die gibt es schon immer mal) und auch bei allen Schritten danach, den Kopf in den Sand stecke.
Es ist aber meine Überzeugung, dass ich vieeel tun kann, um es zu verhindern, aber nur: wenn ich es will!

Das heißt auch nicht, dass ich jemanden, der einen Rückfall hatte verurteile. Wer kann schon ausschließen, dass es ihm nicht selbst doch mal passiert. Ich auch nicht. Ich weiß nur, dass ich ganz viel tun kann und dass ich nichts unter den Teppich kehren darf.

Ich halte nichts von Vorwürfen, die bringen niemandem was. Aber ich halte auch nichts davon, zu schnell zum Tagesgeschehen überzugehen und einen Haken dran zu machen.

Gerade unter solchen lebensgefährlichen Bedingungen, die dir bekannt waren, Roswitha, trotzdem wieder zum Alkohol zu greifen, das grenzt schon an einen Selbstmordversuch!

Ich glaube nicht, dass das Beziehungsproblem dass der tatsächliche Grund ist. Oder dass es an deinem Mann oder jemand anderem liegt. Ich glaube, du musst es in erster Linie an dir selbst festmachen. Nur DU kannst DICH SELBST verändern. Das ist das einzige was hilft! Vielleicht zieht dein Mann mit, vielleicht auch nicht - vielleicht ist das auch gar nicht wichtig. Es geht um dich und nicht um deinen Mann!

Du hast nicht geschrieben, wie deine Familie auf deinen Rückfall reagiert hat. Ich möchte dir sagen, dass es mir Angst gemacht hat. Ich mache mir Sorgen um dich. Es macht mich wütend und auch hilflos und ich will nicht, dass ein Rückfall bagatellisiert wird, denn es kann der letzte sein der ewig dauert, es kann auch dein Tod sein. Es macht mich auch sehr traurig, dass dieser Scheiß-Alkohol so viel Macht über Menschen hat, die ich mag.

Ist jetzt ziemlich lang geworden. Es regt mich halt auf, das Thema -und es macht mir auch für mich klar, wie töricht es von mir ist, bei Problemen mit Gedanken an Alkohol zu spielen. Alkohol ist es definitiv nicht, was ich will oder brauche!

Roswitha, pass gut auf dich auf und gehe ganz behutsam und verständnisvoll mit dir jetzt um. Und hole dir Hilfe, wenn du sie brauchst!

Liebe Grüße
Gaby


Beachen Offline




Beiträge: 3.654

23.11.2004 13:45
#36 RE: Rückfall Zitat · Antworten

Hi Gaby und alle anderen !

Ein absolut geniales post !

Am besten gefällt mir persönlich - weil es auch auf mich so prima zutraf - Punkt 1 :

Zitat
. muss man sich wieder mal in die (allseits beliebte) Opfer-Rolle manövrieren. (" ich musste Rücksicht nehmen", "mein Mann hätte einen Konflikt vermeiden können","ich musste mich rumschlagen" "warum muss mir das immer passieren" etc. etc.). Ich bin vermeintlich unschuldigerweise handlungsunfähig und darf mich deshalb "trösten".




Auch mich läßt dieses Thema von Roswitha nicht kalt.
Weil ich dich Roswitha als eine taffe Frau eingeschätzt habe, die im Leben steht und sich vieles erklären kann.
Und auch hier viel erklärt.
Nun stört mich diese Erklärerei, weil es in meinen Augen KEINEN Grund gibt, wieder zu trinken.
Auch nicht für einen Alkoholiker, denn man ist nicht fremdgesteuert und MUSS trinken. Man hat die Wahl.

Und auch ich will nicht verurteilen.

Gruß
Bea


Schneefrau Offline




Beiträge: 2.958

23.11.2004 19:35
#37 RE: Rückfall Zitat · Antworten

Hallo Roswitha!

Mh- mir fiel auch als erstes ein- "Warum steht das denn unter Kuddelmuddel?"- das gehöre doch eher unter "deine eigene `Alkoholkarriere´"- oder meinste nicht? und dann sieht das mal visualisiert ganz interessant aus :
..:: Saufnix - Board ::.. >> Kuddelmuddel > Rückfall

Möchte dir nur kurz sagen, dass es mich sehr berührt hat, dass gestern zu lesen von dir und dieser Woche, die du als überstandenen Rückfall benennst- vor allem der Satz, dass du genau in dieser zum ersten Mal gewisse Dinge in gewisser Form deinem Mann hast sagen können, wie es zuvor wohl nicht ging oder du nicht mochtest- war dein "Rückfall" damit auch eine Art von Kommunikation mit deinem Mann ?

Scheinbar geht bei Euch beiden vor lauter Arbeits-Abschluss-Stress grade nicht soo viel? Wüsste nicht, wie ich z.B. nach 2 Jahren a 14 h pro Tag Röddelei aussähe bzw. drauf wäre, Roswitha- und deine Tage dürfte ählich lang und arbeitsreich ausgesehen haben...

Ich denke mir, dass eine Insolvenz vorzubereiten und dann auch durch diese durchzugehen wirklich viele Aspekte von Angst, Frust, Hilflosigkeit, massloser Wut und auch Ohnmachtsmomenten für einen bereit hält - und dann auch, dass man da ja auch scheitert, was ja auch nicht die hipste Erfahrung ist und wo man sich immer wieder auch wie im Karussell die Gründe zusammensucht- und doch könnte ein super mieses Gefühl bzw. ein schaler Geschmack übrig bleiben... gepaart mit Zukunftsangst

Ich fand Gabys Post dennoch hervorragend klar- ich hätte das nicht so formulieren können- wirklich nicht- und lässt man den Aspekt "Alkohol" aus dem Post sogar raus, dann gilt der dennoch immernoch- nämlich für den Umgang mit sich selber und ob man sich sabotiert oder ob man es schafft, wirklichen Umgang mit all dem nervotötenden, angstmachenden
Scheiss, dem man sich zu stellen hat, bekommt und tatsächlich dran wächst irgendwie

Ich wünsch dir nun, dass diese Kette "Kuddelmuddel in deinem Leben" -> Rückfall nicht mehr funktionieren möge- das Kuddelmuddel zwar immer wieder auftaucht- auch ekelige Streits und Debatten und Reibereien mit denen, die man braucht und liebt als "Gefühlskuddelmuddel"- aber das für DICH -> Rückfall keinen gangbaren Weg mehr darstellt

So wellcome back, liebe Roswitha !

Deine Sabine


Biene2 Offline




Beiträge: 4.231

23.11.2004 20:20
#38 RE: Rückfall Zitat · Antworten

Hallo Ihrs,

auch mich stört diese Erklärerei,denn wie Lisl schon schrieb,ist ein Rückafll individuell verschieden,so wie Menschen,Gedanken und Verhaltensmuster individuell verschieden sind.

Und wie Minitiger bemerkte sieht jeder dieses Ereignis bei mir durch seine individuelle Brille.

Die COs reagieren ängstlich durch ihr persönliches Trauma,die Trockenen sind entsetzt....ectpp.

Klar,einige Punkte von Gaby stimmen wohl,wie diese Opferrolle...aber auch die hängt immer mit der Interaktion zusammen.
Bei meinem Mann,der im Streit und bei Konflikten sofort mauert,bin ich bis dato immer dazu gekommen,daß er kontruktiv zuhört,wenn ich blau war.Komischerweise brennt für ihn erst dann der Baum.
Ansonsten hat das noch nie geklappt.Das hat aber auch was mit seiner Vergangenheit zutun.
Naja,und so hab ich dann wieder zum altbekannten Mittel gegriffen.
Vielleicht sollte ich in Zukunft mit Scheidung drohen....die Tassen aus den Schränken fegen und das Konto plündern....kommt bestimmt genauso gut und ist gesünder.

Muss auch anmerken,daß diese Geschichte für mich eine Art Supergau war und nicht irgendeine Banalität.

Ich hab da einiges zu tun,was mein persönliches Verhalten,Denken und Fühlen in einer Partnerschaft angeht.Auch werde ich meine persönlichen Blickwinkel überprüfen.

Aber irgendwo bin ich auch irritiert...natürlich gibt es rein rational absolut keinen Grund überhaupt Alkohol anzurühren und bei mir schon mal gar nicht.
Aber was ist,wenn die Ratio versagt?

Mich hatte damals enorm gestört,als meine Suchtberaterin gegen Ende der Thera anfing,mit mir Gedankenspiele durchzugehen...."Was mache ich bei einem Rückfall?" und "Wie fange ich mich wieder auf"?
Ich hab mich gewunden wie ein Wurm,war beleidigt,entsetzt und strotzte nur so vor Selbstherrlichkeit (ich hab darüber schon mal geschrieben).

Naja,sie ließ nicht locker und sagte mir schon damals,daß man nie der Meinung sein sollte,niemals rückfällig zu werden.Es würden immer mal Situationen kommen,wo sämtliche Schutzpanzer und Strategien krachen können (nicht müssen!).
Es kommt vor und dann ist es wichtig,sich wieder schnellstmöglich bekrabbeln zu können.
Wir haben dann auch darüber gesprochen,was mir persönlich dann helfen könnte,das Drama dann so schnell wie möglich zu beenden.

Heute bin ich ihr dankbar für diese Lektion.

Vielleicht musste sie mir diese Lektion auch geben,weil ich schon mit 13 psychisch abhängig war und wichtige emotionale Entwicklungsschritte entweder gar nicht oder reifeverzögert erlebt habe...ich weiß es nicht.

Ich weiß nur,daß ich zu dem Zeitpunkt des Rückfalls in einem Zustand war,den ich weder mit der Logik,noch mit meiner erwachsenen Persönlichkeit steuern konnte.

Und jetzt endlich zu der Frage,was meine Family darüber gedacht hat.
Offengestanden waren die Kinder entsetzt,mein Mann hatte schlicht und ergreifend Angst.Und das hab ich wohl auch so gewollt...zu dem Zeitpunkt.

Wir haben das Thema auch die vergangenen Wochen lang und breit diskutiert.Weder ich,noch mein Mann haben je einen Hehl aus meiner Abhängigkeit gemacht.
Es wurde weder vertuscht noch schöngeredet.
Ich hoffe nun,daß ich mit meinem unschönen Beispiel und der Thematisierung,was Alkoholismus ist,ihnen die Lust auf Experimente verdorben habe.
Dann hätte das wenigstens im Nachhinein noch ein klein wenig Positives bewirkt.
Meinem 12jährigen habe ich versprochen,keine Flasche mehr anzurühren,denn er war am meisten geschockt.

Im Übrigen kaue ich nun schon seit einigen Wochen an diesem Rückfall rum...also bitte keine Unterstellungen...von wegen "schnell abhaken"oder "bagatellisieren" ect....
Wenn ich das gewollt hätte,wär ich doch wohl kaum hier,odder?

Nun denn,da meine persönlichen Schwachpunkte auf der partnerschaftlichen Gefühlsebene (welch ein Wort) liegen und nicht in der bösen,bösen Welt oder der verkorksten Vergangenheit oder was auch immer,werde ich,falls ich noch mal in solch eine Situation komme,einen Paartherapeuten zur Rate ziehen.

Eine andere und bessere Lösung als Alkohol gibt es immer.

Und nochmal...mein Mann ist nicht schuld,das weiß ich selber.Aber trotzdem danke.
Ich hab auch nicht gesagt,er sei "Schuld".
Ich hab diese Geschichte zwischen uns auch nur als "meinen Auslöser" beschrieben.


Max mX Offline




Beiträge: 5.878

23.11.2004 20:37
#39 RE: Rückfall Zitat · Antworten

hallo Roswitha,
dann fang mal ganz bescheiden wieder von vorne an. Ich habe dich immer schon bewundert wie du deine Lage bewältigst. Besonders deine kecke Zunge ist Spitze!!
Aber ich weiß dass ich immer auch Freude haben soll. Und wenn es nur Kleinigkeiten sind, wenn es geht aber jeden Tag.
Ich denke auch, dass wir nicht unbegrenzt Kraft haben. Und nun war es - egal weshalb auch immer - bei dir kurzzeitig Asche, nun stehst du wieder gerade. Und das alles im Rahmen unserer ohnehin schwachen Kräfte. Auf geht's!
Ich umarme dich, Max


Lisl Offline




Beiträge: 1.980

23.11.2004 21:44
#40 RE: Rückfall Zitat · Antworten

Roswitha

Ich habe auch versucht über meinen Rückfall die Gründe zu finden, doch es kann viele haben oder auch keine!

Eines ist klar!
Ich beurteile alles von meinem Standpunkt aus.
Ich nenne etwas richtig, falsch, moralisch, unmoralisch, anständig und unanständig usw.
Vielleicht stimmen einige Menschen mit meiner Meinung überein, dadurch wird mein Urteil aber noch nicht wahr!

einen Grund für meinen Rückfall kenne ich ganz bestimmt und der heisst: S U C H T

irgendwie hatte mein Rückfall auch was positives, denn ohne hätte ich zum beispiel niemals dich Roswitha und die anderen Forumsfreunde kenengelernt

auf eine neues Unterhalten in alter Form?
oder in einer ganz ganz neuen Form ?


Biene2 Offline




Beiträge: 4.231

23.11.2004 22:21
#41 RE: Rückfall Zitat · Antworten

Hallo Ihr Lieben,

um mal Eines klarzustellen:

Ich hatte zwar einen Rückfall,d.h. für mich,ich bin gestolpert,aber schnell wieder aufgestanden...

....und Alzheimer hab ich deswegen auch nicht bekommen ...

..ich habe über zwei Jahre meines Lebens,was durchaus auch in den 2 Jahren auch nicht immer einfach war,stocknüchtern gelebt,alles nüchtern erlebt und unendlich viel gelernt....und ein Rückfall bedeutet doch wohl noch lange nicht,daß man schlagartig alles vergessen hat!!!!!


Schneeflocke Offline



Beiträge: 485

24.11.2004 09:48
#42 RE: Rückfall Zitat · Antworten

Hallo Roswitha,

schön, dass Du wieder schreibst, habe Dich auch vermisst.

Das hier

Zitat
Die COs reagieren ängstlich durch ihr persönliches Trauma,



Sehe ich, jedenfalls bezogen auf Sandras Posts, anders. Dort lese ich vor allem Distanzierung heraus. Nicht Distanzierung zu Dir als ganze Person, dann würde sie ja nicht schreiben, sondern Distanzierung zu Deinem Rückfall. Auch ein Co mit einem trockenen Partner spielt ja die Situation durch: was mache ich, wenn mein Partner wieder trinkt. Und meiner Meinung nach hilft dann nur Abstand, Abstand vor allem zu dem eigenen Co-Strudel. In der Praxis möchte ich mich da lieber nicht getestet sehen, aber man kann als Co niemanden vor dem Alk retten, man kann aber schon dem anderen zeigen, dass er in dem Moment, in dem er wieder trinkt aus der Partnerschaft aussteigt.

Liebe Roswitha, aus Deinen Post vor Deinem Rückfall ist mir auch Einiges hängengeblieben. Ich denke da an den Waldschrat-Thread. Ich wünsche Dir sehr, dass Du Dein Leben annehmen kannst, wie es ist mit seiner ganzen Vergangenheit, mit allem! Deine Lebensgeister hast du ja gespürt, in der Angst zu sterben, den Entzug nicht zu überleben. Ich wünsche Dir, dass diese Lebenskraft Dich vor jedem weiteren Rücfall bewahren kann.

Liebe Grüße

Schneeflocke.


Adobe Offline




Beiträge: 2.561

24.11.2004 09:50
#43 RE: Rückfall Zitat · Antworten

Hallo Roswitha,

stimmt, ein Rückfall bedeutet noch lange nicht, daß man schlagartig alles vergessen hat.

Meiner Meinung nach ist nach einer längeren Zeit des Trockenseins schon das trockene Verhalten und Denken eingeübt. Nur so kann ich es mir auch erklären, daß ich nach meinem Rückfall sofort am nächsten Tag aufgehört hatte zu trinken.

Auch Du hast wieder aufgehört. Und die ganze Selbstzerfleischung und schlechtes Gewissen deshalb bringt überhaupt nichts. Wichtig ist, daß man wieder aufgestanden ist.

Das heißt jetzt nicht, daß ich einen Rückfall auf die leichte Schulter nehme. Nur passiert ist nun mal passiert und man kann nur daraus lernen.

LG
Adobe


Sandra Z ( gelöscht )
Beiträge:

24.11.2004 16:48
#44 RE: Rückfall Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Biene2
Bei meinem Mann,der im Streit und bei Konflikten sofort mauert,bin ich bis dato immer dazu gekommen,daß er kontruktiv zuhört,wenn ich blau war.Komischerweise brennt für ihn erst dann der Baum.
Vielleicht sollte ich in Zukunft mit Scheidung drohen....die Tassen aus den Schränken fegen und das Konto plündern....kommt bestimmt genauso gut und ist gesünder.



Hallo Biene

Mit Scheidung drohen... die Tassen aus den Schränken fegen und Konto plündern ist weniger schlimm für deinen Partner, als mit Alkohol unter Druck gesetzt zu werden. Woher weisst du, dass er dir kontruktiv zuhört wenn du blau bist? Er hat aus Angst um dich zugehört und dir wahrscheinlich in allem Recht gegeben, nur damit du mit dem trinken wieder aufhörst.

Ich habe darüber nachgedacht was ich an Stelle von deinem Mann tun würde. Alleine die Vorstellung mein Mann könnte wieder anfangen zu trinken löst bei mir Panik aus.

Mit mir wäre nicht mehr zu reden gewesen, sobald du das erste Glas getrunken hattest. Ich wäre auf Distanz gegangen und deine Vergangenheit und sonstige Probleme hätten mich in diesem Moment nicht mehr interessiert.

Von meinem Lebenspartner in so einer Situation im Stich gelassen zu werden, könnte ich nicht mehr verkraften. Wenn schon alles den Bach runter geht, warum dann nicht auch gleich eine Scheidung mit dazu. Auf das kommt es doch nun auch nicht mehr darauf an.

Pass auf dich und deine Familie auf.
Viele Grüsse
Sandra

[ Editiert von Sandra Z am 24.11.04 16:50 ]


Biene2 Offline




Beiträge: 4.231

24.11.2004 18:55
#45 RE: Rückfall Zitat · Antworten

Ach Sandra,

Du darfst Dir nicht vorstellen,daß eine Firma gestern feststellt,daß es nicht mehr hinhaut und heute Insolvenz anmeldet.
Das funktionniert nicht so.
Bei mittelständischen Kleinbetrieben zeichnet sich sowas über lange Monate hinweg ab...bei uns fing es so langsam vor zwei Jahren an.
Da bei Kleinbetrieben eh nicht viel zu holen ist und schon mal gar nicht bei Dienstleistungen,da keine Gebäude,Maschinen ect vorhanden sind,kann man noch ganz gut eine ganze zeitlang kungeln,bis dann endlich Zapfenstreich ist.
So auch bei uns.
Wir haben unsere Karten bis zum letzten Tag ausgereizt...aber ambivalent.
Verabschiedet haben wir uns von dem Laden schon vor einer ganz langen Zeit.
Wir haben schon Pläne für die Zeit danach geschmiedet...denn es gab ein Leben vor der Firma und das war seltsamerweise glücklicher als die letzten acht Jahre.
Und es wird auch ein Leben danach geben.
Wir beide sind schon mehrfach bei Null angefangen...davor hat keiner Angst.

Als ich vor 13 Jahren Belgien in einer Nacht und Nebel Aktion verlassen habe,hatte ich nur das Geld für ein Ticket und die Sachen die ich am Leib trug.
Ein Jahr später war ich wieder voll in Deutschland etabliert.

Diese Erfahrung hat mich stark gemacht und mir Selbstvertrauen gegeben.

Unser Laden gehörte einer Gruppe an,sodaß die Insolvenz gar nicht von uns erledigt wird.
An dem Tag,als Inso angemeldet wurde,wurde der komplette Betrieb eingestellt und Schluss wars.

Keiner hatte ein schlechtes Gefühl oder was auch immer....diese Gefühle hatten wir schon in den vergangenen Monaten gelebt,durchlebt und abgehakt.

Materiell ändert sich für uns auch gar nichts.Wir konnten zwar nicht bunkern,im Gegenteil,alles Private steckt schon drin....aber wir leben schon seit zwei Jahren sehr knapp und waren froh,wenn die laufenden Kosten überhaupt gedeckt werden konnten.
An Urlaub war sowieso nie zu denken,denn Hauptsaison war von September bis Juni...im Juli und August hatten dann erst einmal die Mitarbeiter Urlaub.Und dann waren die Ferien schon wieder vorbei.
Hätte nur noch gefehlt,daß die Kinder den Papi gesiezt hätten....

Wenn mein Mann mit Erschrecken feststellen muss,daß unser 12jähriger doch tatsächlich in der Pubertät ist und er in denn letzten acht Jahren förmlich an ihm vorbei gelebt hat,dann ist definitiv was faul.

Nee,da war Nichts,absolut kein Bedauern oder Ähnliches...nur grenzenlose Erleichterung.

Und mag sein,daß du nicht mehr zugehört hättest.Aber er tut es dann und handelt sogar dementsprechend.
Kann sein,daß Angst dahintersteckt....aber für mich heiligte der Zweck die Mittel.


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