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Saufnix  
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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 878 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
tommie Offline




Beiträge: 10.595

30.06.2002 17:09
RE: Sag ich\'s oder nicht ? Zitat · Antworten

Sag ich es oder eher doch nicht ?
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Viele Alkoholkranke leben in der meist falschen Vorstellung, andere Menschen in ihrem Umfeld, ob Angehörige, Arbeitskollegen oder engere Nachbarn, bemerken ihr Alkoholproblem nicht. Tatsache aber ist, daß viele Personen aus dem engeren Lebenskreis oft schon weit früher über die Alkoholproblematik Bescheid wissen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Wer in erhöhtem Maße und/oder häufig zu viel Alkohol trinkt, fällt auf. Er fällt deshalb auf, weil er eben nicht »normal«, d.h. wie viele andere, trinkt, sondern eben mehr und/oder häufiger. Der Betroffene versucht, dies zu verstecken - und fällt gerade deshalb wieder auf. Denn warum sollte er sein Trinkverhalten »verstecken«? Doch nur, wenn er etwas verbergen will. Und auch das bemerken andere Menschen und machen sich daraus - und aus manchen anderen Beobachtungen - bald ihren Reim.
Klar ist deshalb: Der »nasse« Alkoholkranke braucht sich nicht zu offenbaren, weil zumindest in seinem alltäglichen näheren Umfeld fast alle bereits wissen, daß er ein Alkoholproblem hat. Und andere Menschen im weiteren Umfeld interessiert diese Problematik sowieso nicht...

Schwieriger zu beantworten ist diese Frage für denjenigen, der mit dem Trinken aufgehört hat und jetzt abstinent lebt. Wem gegenüber soll er sich über sein Problem offenbaren, wem nicht?
Wie aber steht es z.B. mit einem neuen Arbeitgeber beim Einstellungsgespräch, wie mit neuen Bekanntschaften und neuen Freunden ?
Um es deutlich zu sagen: Der abstinente Alkoholkranke ist niemandem gegenüber verpflichtet, auch rechtlich nicht, seine Abhängigkeitsproblematik zu offenbaren.
Die Frage ist aber, ob es oft nicht viel leichter ist, schon im Vorstellungsgespräch seine abstinente Lebensform und deren Grund zu erwähnen.
Zum einen nämlich wissen viele Arbeitgeber, daß abstinente Alkoholkranke meist äußerst motivierte und fleißige Mitarbeiter sind, die deutlich weniger Krankheitstage pro Jahr aufweisen als - durchschnittlich gesehen - andere Mitarbeiter.
Zum anderen braucht der Betroffene nicht ständig mit der Angst bzw. mit dem unguten Gefühl an die Arbeit zu gehen, der Chef könnte vielleicht von seiner Krankheit erfahren.
Zum dritten kann beim Arbeitgeber später, wenn er es erfährt, nicht der Eindruck entstehen, ihm seien vom Betroffenen wichtige Informationen aus seiner Vorgeschichte vorenthalten worden.
Viertens wird der Arbeitgeber bei irgendwelchen Firmenanlässen dafür sorgen, daß auch nichtalkoholische Getränke angeboten werden - ein Vorteil nicht nur für den Betroffenen.

Wie steht es aber mit neuen Bekanntschaften oder Freunden?
Wann soll man denen gegenüber auf die eigene Krankheit und Vergangenheit zu sprechen kommen Kein Alkoholkranker ist anderen gegenüber zur Rechenschaft verpflichtet. Wenn aber die Bekanntschaft/Freundschaft enger wird, wird dem Bekannten/Freund die abstinente Lebenshaltung ebenso auffallen, wie anderen früher das häufige und viele Trinken aufgefallen ist. Wenn die Bekanntschaft/Freundschaft aber tatsächlich eng ist, ist in den meisten Fällen auch eine Vertrauensbasis gegeben, die es leicht macht, mit dem anderen über die Vergangenheit zu sprechen.

Ob der Betroffene dies tut oder nicht, bleibt aber nach wie vor seine Entscheidung. Auf keinen Fall sollte er in Ausreden ausweichen, z.B. er trinke nicht wegen seiner Leber, wegen seines Gewichts, wegen seines Führerscheins usw.
Jedes Argument des Betroffenen fordert nämlich ein Gegenargument des anderen heraus, so daß sich der Alkoholkranke damit nur selbst in die Enge treibt. Dann ist es sicherlich besser, sein Nicht-Alkohol-Trinken überhaupt nicht zu begründen, sondern einfach nur zu sagen: »Ich trinke keinen Alkohol!«
Wird diese Aussage vom anderen nicht sofort akzeptiert, sollte sie nochmals – dieses mal vielleicht eine Nuance lauter und eindeutiger - wiederholt werden. Die Erfahrung zeigt, daß von wirklich guten Bekannten oder Freunden dann auch nicht mehr nachgefragt wird.
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Ich persönlich habe es so damit gehalten, daß der engste Freundeskreis und die maßgeblichen Leute bei meinem Arbeitgeber "Bescheid" wissen.

Wie geht ihr damit um ?

tommie


Burkhard Tomm Bub Offline



Beiträge: 214

30.06.2002 19:00
#2 RE: Sag ich\'s oder nicht ? Zitat · Antworten

Hallo Tommie !

..... im Prinzip ähnlich, ich habe aber
einerseits eine leicht exhibitionistische
Ader (was nicht heißt, daß ich immer und
überall damit hausieren gehe) und andererseits
finde ich es hilfreich für andere Trockene, wenn
ich mich relativ häufig "oute", sowie für noch
"Nasse", damit sie sehen, daß es ein gutes (!)
Leben nach Stillstand der Krankheit geben kann.
Weiter bin ich bei der Stadtverwaltung auch im
ehrenamtlichen Suchthelferteam, von daher bin ich
sowieso "bekannt".

MfG: Tom


gitti Offline




Beiträge: 314

01.07.2002 06:23
#3 RE: Sag ich\'s oder nicht ? Zitat · Antworten

Hi Tommie!
Ich bin bis jetzt gut damit gefahren es zu sagen.Was die anderen über mich denken kann mir egal sein.Ob an meinem früheren Arbeitsplatz,oder bei anderen anlässen.Ich schütze mich selber damit.Allerdings können viele Leute nicht damit umgehen.Es ist schon komisch das in meiner Gegenwart der Alkoholkonsum reduziert wurde.Aber es wurden viele Fragen gestellt wie ich es geschafft habe, und das man es toll findet.Im übrigen war auch ich bekannt in RE ,denn ich war Kontaktperson in einem Krankenhaus und leistete Aufklärungsarbeit bei Ärzten und behörden.
Mein spruch den ich versuche zu beherzigen dazu:

Wahre Ehrlichkeit äußert sich erst
durch Offenheit nach außen!
Gitti


richie Offline




Beiträge: 395

01.07.2002 11:15
#4 RE: Sag ich\'s oder nicht ? Zitat · Antworten

Bei mir ist das so:

im engsten Umfeld haben's ja eh schon die meisten gewusst oder geahnt, allerdings wollen's z.B. meine Eltern bis heute nicht recht wahrhaben....

Am Institut hab ich mich auch geoutet, da hatte ich allerdings den Vorteil, dass ein kollege von mir ebenfalls ein Trockener (schon laenger) ist, und ich von ihm wusste, dass er nicht bloed angeredet wurde.

Ansonsten sag ich einfach, dass ich keinen Alkohol trinke, das wird auch meist akzeptiert. (In diesem Zusammenhang ist mir seit ich nicht mehr trinke auch aufgefallen, dass viele Leute nicht bzw. kaum trinken).

Allerdings gibt es auch einige wenige Personen, von denen ich auf keinen Fall moechte, dass sie es erfahren.


Claudi ( gelöscht )
Beiträge:

02.07.2002 09:46
#5 RE: Sag ich\'s oder nicht ? Zitat · Antworten

huhu
nun habe ich meinen text verloren,also nochmal von vorne.

ich möchte für mich gesehen offen und ehrlich damit umgehen.
früher haben die leute gesehen ,wenn ich getrunken habe.heute sehen sie das ich nüchtern bin.

meine familie sagte mir,ich müsse was gegen meinen alkoholkonsum tun.ich tat es (für mich)!!!
resultat:keine fete ohne alk auf dem tisch!!!
ich weiß,ich kann es nicht von ihnen verlang,das sie nichts trinken.aber früher haben sie immer über mich gemotzt.wieso geht es heute nicht mal 2 stunden für sie ohne alk???
naja nach dem motto,es ist ihre krankheit.aber wie es mir dabei geht ist ihnen egal.es tut schon manchmal weh.
oder ist es einfach die angst von ihnen ,mal bei sich selber zu gucken?


sehr gute erfahrungen habe ich auf dem campingplatz gemacht.
sie kannten mich dort nur betrunken.also butter bei die fische.offen und ehrlich gesagt:ich war zum entzug,bei uns gibts keinen alkohol mehr.
es wurde mir sehr hoch angerechnet!!!
heute sitzen wir bei kaffee,cola und wasser zusammen.haben viele gute gespräche über alkohol.denn aufeinmal hatten sie alle jemanden im familie-freundes-und bekanntenkreises,der problem damit hat/hatte.spass haben wir auch genauso viel wie früher,meiner meinung nach sogar noch mehr.

bei meiner jetzigen arbeitssuche möchte ich auch offen darüber reden.wenn es mir gut geht,geht´s auch mit der abstinens gut!!!
denn es können immer mal probleme auftreten.
z.b.unerwarteter saufdruck und dadurch ein klinikaufenthalt.
ist mir schon 2x passiert.
z.z. habe ich einen beruflichen rehaantrag am laufen,habe ihn in zusammen arbeit mit meiner klinik gestellt.mal sehen was draus wir.

so das war´s
alles liebe und bis dann


sunnygirl007 ( gelöscht )
Beiträge:

08.07.2002 13:43
#6 RE: Sag ich\'s oder nicht ? Zitat · Antworten

Hallöle,

in meiner Familie wäre es wohl besser gewesen, wenn ich nicht gesagt hätte, dass ich nicht mehr trinke. Denn ich war ganz schön abgeschrieben.
Klar, alle haben selbst getrunken; ich war die einzige, die nicht mehr trank.

Aber alle anderen, ausserhalb der Familie, finden es super!
Und ich finds auch suuuuper!!! Und fühle mich sehr wohl dabei!


Viele liebe Grüße von

sunnygirl007


RoteZora ( gelöscht )
Beiträge:

10.07.2002 15:05
#7 RE: Sag ich\'s oder nicht ? Zitat · Antworten

Hallo,
also bei mir ist es so, dass meine Eltern Bescheid wissen, die meine letzte Saufphase miterleben mussten.
Ansonsten habe ich den Kreis der Eingeweihten zunächst bewusst klein gehalten. Ich muss selbst erstmal mit
mir und diesem 'Problem' klarkommen, bevor ich mich anderen 'oute'.

g24h
Zora


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