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Saufnix  
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Dieses Thema hat 62 Antworten
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 Ganz, ganz viele Fragen
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Löwengruber ( gelöscht )
Beiträge:

28.07.2009 22:39
#46 RE: "Liebe Mutti" Zitat · Antworten

Auch ich habe schon seit sehr langer Zeit das Gefühl, dass ich adoptiert worden bin. Ich habe zu meinen Eltern einen eher distanzierten Kontakt.
Nun ja, ich hab mich damit abgefunden und bin vor einigen Jahren in ein anderen Orte gezogen. Da jeder Mensch meiner Meinung nach eine Art Geborgenheit braucht, habe ich mir diese in Form von Alkohol gesucht. Wohin das führt, brauche ich hier nicht näher zu erklären !

Ich selbst habe vor 5 Jahren meine EIGENE Familie gegründet. Dennoch bin ich seltsamer weise abhängig von der Bestätigung meiner "Eltern". Da ich diese aber leider nicht bekomme und auch niemals bekommmen habe, habe ich über die Jahr(zehnte) gelernt, die Reaktion meiner "Eltern" auszublenden.

Was ich damit sagen will ; es gibz auch den Weg in die Sucht, bezüglich mangelnden Rückhalts.


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Beiträge: 875

28.07.2009 22:57
#47 RE: "Liebe Mutti" Zitat · Antworten

Hallo Greenery,

Wirklich ein aufreibendes Thema, welches du da ansprichst.
Meine Eltern sind ja nun auch schon sehr lange Tot und meinen Vater nenne ich in Gedanken eher Papa, Papi, Dad, er stand mir auch sehr nahe und ich empfinde so für ihn.
Bei meiner Mutter sage ich eher meine Mutter, in Gedanken spreche ich sie eigentlich nicht wirklich direkt an.
Eigentlich hardere ich noch arg damit was ich für sie eigentlich fühlen soll und das obwohl sie auch schon 16 Jahre tot ist.
Ich denke es hat schon etwas damit zu tun das man sich soetwas auch verdienen muss.
Wenn ich mich mit meinem Partner streite z.b. gebe ich ihm auch keine kosenamen sondern nenne ihn bei seinem Vornamen.
Im grunde haben wir uns doch schon vor einigen Jahrzehnten erst davon befreit, wen mit anbeginn der Geburt zu huldigen und auf ein Podest heben zu müssen.Ob mit Anrede oder unterwürfigem verhalten.
Wer einen Rang und Namen haben möchte muss ihn sich erarbeiten, im Job, beim Bund, in der Politik, etc.
Weshalb also sollte man nur aufgrund der tatsache das wir ungefragt geboren worden sind, nun denjenigen einen Rang zuweisen den sie sich lediglich durch ausleben ihrer Triebe
meinen verdient zuhaben.
Leben uns nicht auch genau diese vor das kosenamen nicht gebraucht werden wenn man unartig war?

Mein Sohn nennt mich schlicht und einfach Mom, "Ja Mama" wenn er genervt ist und es ist für mich völlig Okay.
Ich finde es wichtiger das er mir immerwieder zeigt wie sehr er noch meine nähe braucht.

Das deine Mutter so reagiert finde ich völlig daneben. Irgendwo zeigt es doch sehr das sie eine "Mutterkosenamenform" garnicht verdient.

LG Yvonne

Ich freue mich über Verleumdungen, denn sie lenken von der Wahrheit ab.
(Marquis de Sade)


marimba Offline




Beiträge: 913

28.07.2009 23:44
#48 RE: "Liebe Mutti" Zitat · Antworten

Hi Greenery,

ich kann die "Blockade" bei der Anrede nachvollziehen, geht mir bei meiner Mutter ähnlich.
Allerdings hab ich über das Blockade-Phänomen selber noch nicht näher nachgedacht.

Mein Berührungspunkt mit dem Thema ist eher der, daß die Kinder die ich in meinem näheren
Umfeld aufwachsen sehe ganz selbstverständlich ihre Eltern
wahlweise mit Vornamen oder Mama/Papa (oder "Hey Dad…" :grins2 ansprechen.
Ich find das toll. (auch zu sehen wann welche Anrede gewählt wird.)

Zu meiner Zeit/in meinem damaligen Umfeld hätte es das garnicht gegeben.
Irgendwie hängt da wohl auch noch dieser Mutter-Mythos mit
Aufopferung und ewig zu schuldender Dankbarkeit etc.pp. mit
drin der eine andere Anrede inakzeptabel gemacht hätte.
Was mich viel mehr stört als die Anrede mit Mama ist dagegen,
daß ich von ihr kaum je mit Namen angesprochen werde
sondern meist mit Dialekt-Entsprechungen von Tochter.

…spannendes Thema, da rollt die Murmel wieder…

Die Maus steht für den inner groove, für ne einwandfreie Sache, für den Wunsch, daß es einen so richtig erwischt.
aus Koppstoff von Feridun Zaimoglu


Friedi Offline



Beiträge: 2.617

29.07.2009 08:22
#49 RE: "Liebe Mutti" Zitat · Antworten

Ich staune, dass auch andere und gar nicht wenige ein Problem haben, ihre Mutter mit einer Koseform von Mutter oder überhaupt mit einem Namen anzusprechen. Ich dachte, ich war damit eine Ausnahme, habe auch nie mit jemandem darüber gesprochen.

Als Kind hatte ich gelernt, dass sie "Mutti" war und habe sie in Briefen oder auch persönlich so angesprochen. Ich lebte damals einige Jahre bei meinen Großeltern, später wieder mit meinen Eltern.

Die Anrede "Mutti" bekam ich niemals mehr über die Lippen, nachdem sie mich, als ich 14 war, ins Gesicht geschlagen hatte. Jahrzehnte später, als sie sich wieder einmal beklagte, dass ich keinen Namen für sie hätte, habe ich ihr die damalige Ohrfeige, die mich nicht nur am Kopf, sondern auch tief im Inneren getroffen hatte, vorgehalten. Meine Mutter hat alles abgestritten.

Meine Eltern leben schon lange nicht mehr. Ich komme gefühlsmäßig sehr gut ohne sie zurecht und ich glaube, ich tue gut daran, das Kapitel Eltern in der Versenkung verschwinden zu lassen. Vieles haben sie sicher gut gemeint, was bekanntlich das Gegenteil von gut gemacht ist. Aber sie wussten es wohl nicht besser und ich damals auch nicht.

Mein erwachsener Sohn spricht mich wie selbstverständlich mit "Mama" an. Er hat keine Ahnung, wie viel mir das bedeutet und wie ich mich darüber freue, eben weil ich nicht fähig war, meine Mutter entsprechend anzureden.

Friedi

____________________________________________________________________________________________________
Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können.
Marc Aurel


Adda Offline




Beiträge: 850

29.07.2009 08:26
#50 RE: "Liebe Mutti" Zitat · Antworten

Ich hatte da lange Zeit auch so eine Sperre. Gerade auch beim Schreiben des „Liebe Mutti“ dieses „hier schreibt Deine liebe-artige Tochter“-Gefühl, das mir lange Zeit Übelkeit bereitet hat, weils mir wie ein Zugeständnis vorkam, irgendwie gelogen war und ich schon prinzipiell nicht so sein wollte, wie ich meinte, dass sie´s von mir erwartet. Mein Eindruck „es nicht recht machen zu können“ war langer Begleiter.

Bei der Anrede hatte ich keine Probleme.

Zitat
Wie ich das grad so schreibe, denke ich: "Eigentlich kein Wunder, dass du das nicht über die Lippen kriegst..."

Jo, so würds mir wohl auch gehen. Allein die Forderung ließe mich auch heute noch in Abwehrhaltung gehen.

Zitat
Imho geht's bei dieser ganzen Anredegeschichte um Macht. Sie will mich eben partout nicht auf Augenhöhe.

Solang sie das nicht will, wirst Du Dir da wohl ein Bein ausreissen können….
„Familienkapitulation“ war auch mir Hilfe, meine Versuche, den erwünschten Platz erreichen zu können, sein zu lassen. Die gleiche Augenhöhe hab ich für mich doch noch erreicht, aber mehr dadurch, sie bildlich für mich von ihrem (von mir wohl auch erhaltenen) hohen, machtvollen Platz zu holen und mir gegenüber auf die Füße zu stellen.

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Lass Dich nicht gehen - geh selbst. (M. Bentrup)


Greenery Offline




Beiträge: 5.854

29.07.2009 11:56
#51 RE: "Liebe Mutti" Zitat · Antworten

Ich danke mal allen, die sich hier und per nmail zu diesem Thema geäußert haben. Hat mir sehr geholfen, mir drüber klar zu werden, wo die diesbezügliche Grenze verläuft

It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society.
J. Krishnamurti


Bea60 Offline




Beiträge: 2.438

29.07.2009 13:21
#52 RE: "Liebe Mutti" Zitat · Antworten

Hallo Greens,

der Thread beschäftigt mich jetzt auch schon seit gestern. Habe ein paar Mal angefangen, eine Antwort zu formulieren aber es wurde nichts.

Grund dafür ist glaube ich, dass es bei mir auch ein ähnliches Mutter/Tocher-Verhältnis gibt wie bei Dir und ich möchte auf diese Baustelle nicht mehr schauen. Wobei - eigentlich ist sie keine mehr. Durch das von mir schon erwähnte Buch:

http://www.amazon.de/Abschied-Anleitung-...48866187&sr=1-7

habe ich es wirklich geschafft, sie so sein zu lassen, wie sie sind. Es funktioniert gut.

Zur Anrede: Es fällt mir auch schwer. Meist umgehe ich sie. Oder ich sage auch mal locker flockig "Na, Frau XXX, wie geht's Dir heute....?"

Liebe Grüße
Beate


genaro Offline




Beiträge: 5.488

30.07.2009 06:51
#53 RE: "Liebe Mutti" Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Bea60
ich möchte auf diese Baustelle nicht mehr schauen. Wobei - eigentlich ist sie keine mehr.





Huhu Beate,
es liegt mir echt fern, "die Welt erklären" zu wollen oder Dir was einzureden...

Mir sticht nur das blaue Wort so ins Auge und was es mit der Aussage Deines Satzes macht....


Zum ersten Satz, den ich auch neulich in anderem Zusammenhang mal von mir gelassen hab, kriegte ich die Antwort:

"Alles was wir uns nicht anschauen wollen, hat uns eisern im Griff."


Hmmmh.
Mit meinen Baustellen hab ich wohl auch die nächsten zig Jahre noch zu tun...
So sehr ich mir auch wünsche, "fertig" zu haben.

[ Editiert von genaro am 30.07.09 7:00 ]

Du wirst Dich wundern was man alles kann, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht. Juan Matus


Bea60 Offline




Beiträge: 2.438

30.07.2009 07:07
#54 RE: "Liebe Mutti" Zitat · Antworten

Moin Genaro,

genau der Gedanke kam mir beim Schreiben auch.

Ich hab mir darüber auch Gedanken gemacht und musste für mich feststellen, dass diese Baustelle über viele Jahre so schmerzhaft war, dass sie einfach Narben hinterlassen hat die es nicht vergessen machen lässt. Greenerys Frage hat mich so ein bisschen in diese Zeit zurückversetzt und auch die alten Gefühle wieder spürbar gemacht.

Aber ich kann wirklich sagen, dass es keine Baustelle mehr ist. Nachdem ich mir klar machen konnte, dass meine Eltern es so gemacht haben wie es für sie gut und richtig war konnte ich loslassen. Heute empfinde ich für meine Eltern eigentlich mehr leichtes Mitleid, dass sie aus ihrem Leben nicht mehr machen konnten.

Aber danke für die Reaktion.

Liebe Grüße
Beate


genaro Offline




Beiträge: 5.488

30.07.2009 10:59
#55 RE: "Liebe Mutti" Zitat · Antworten

Echo, Beate.
Mittem Kopp ist mir alles bewusst, klar und sortiert, was war und wie es ins "heute" bei mir so reinspielt(e).

Doch bewahrt das nicht vor gelegentlichen Phantomschmerzen...


Du wirst Dich wundern was man alles kann, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht. Juan Matus


Bea60 Offline




Beiträge: 2.438

30.07.2009 11:53
#56 RE: "Liebe Mutti" Zitat · Antworten


Greenery Offline




Beiträge: 5.854

30.07.2009 12:06
#57 RE: "Liebe Mutti" Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von genaro
Doch bewahrt das nicht vor gelegentlichen Phantomschmerzen...



Und ebenso wenig vor Situationen, in denen man/frau die gewonnenen Erkenntnisse auch mal anwenden muss

It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society.
J. Krishnamurti


genaro Offline




Beiträge: 5.488

30.07.2009 14:15
#58 RE: "Liebe Mutti" Zitat · Antworten

So isses, greens.

Du wirst Dich wundern was man alles kann, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht. Juan Matus


silvan Offline




Beiträge: 149

08.08.2009 06:41
#59 RE: "Liebe Mutti" Zitat · Antworten

hallo greenery,

dieses thema eltern wird mich wohl mein leben lang begleiten.
es ist verbunden mit hass, enttäuschung, aber auch die sch...abhängigkeitsliebe (anders kann ich es nicht bezeichnen) vorhanden.

tja, wie geh`ich damit um?

deine aktionen erinnern mich auch.....ist `ne krampfhandlung gewesen.

ich kann nur für mich sprechen. ich habe momentan alle familiären kontakte abgebrochen, und fühle mich besser dabei.

kann sein, dass es sich ändern wird? aber momentan ist es besser so.

bin jetzt fast 50, und sprech/sprach meine eltern auch nur mit irgendwelchen "...situationsbedingten sprachfloskeln" an....gibt zu denken!

dein thema ist mir an die nieren gegangen..

Silvan

[color=black][color=white]Betrachte einmal die Dinge von einer anderen Seite,als du sie bisher sahst;
denn das heißt ein neues Leben beginnen.
(Marc Aurel)
[/color][/color]


Greenery Offline




Beiträge: 5.854

13.08.2009 12:26
#60 RE: "Liebe Mutti" Zitat · Antworten

Vielleicht abschließend noch mal was zu diesem Thema...

Nachdem ich mir - auch mit eurer Hilfe - darüber klar war, wo für mich in diesem Fall eine akzeptable Grenze verläuft, gab es ein für unsere Verhältnisse ziemlich ruhiges Gespräch.

Für meine Mutter ist es so, dass sie durch meine diesbezügliche Verweigerungshaltung das Gefühl hat, eine schlechte Mutter gewesen zu sein (weil ich das Gegenteil nicht sagen bzw. schreiben kann) - für mich ist es so, dass ich sehr genau spüre, dass sie meine Art, mein Leben zu leben, nicht in Ordnung findet (weil sie das Gegenteil nicht sagen bzw. schreiben kann).

Das ist der zugrundeliegende Gefühlskonflikt. Es werden auf beiden Seiten Dinge gewünscht, die von der jeweils anderen aufgrund tieferliegender Konflikte nicht (oder jedenfalls zur Zeit nicht) gegeben werden können.

Ich war erstaunt über mich selbst, mit welcher Klarheit ich trotz aller Abschweife diese Tatsache im Auge behalten und dadurch auch verhindern konnte, dass das Gespräch eskaliert und sich in blöden, öden und uralten Anschuldigungen und Gegenanschuldigungen verliert, die ihrerseits nur wieder zu neuen Verletzungen führen würden.

Und ich freue mich darüber, auch bei meiner Mutter eine Entwicklung dahingehend festzustellen, dass sie beginnt, meine Grenzen zu akzeptieren.

Wer weiß, vielleicht geht da ja noch was?

It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society.
J. Krishnamurti


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