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Saufnix  
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Dieses Thema hat 37 Antworten
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 Ganz, ganz viele Fragen
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Greenery Offline




Beiträge: 5.854

25.06.2009 09:21
RE: Ist körperliche Abhängigkeit unausweichlich? Zitat · Antworten

Eine Frage, die ich neulich jemandem nicht beantworten konnte. Ich weiß, dass die körperliche Abhängigkeit nach langjährigem Konsum "plötzlich" da sein kann - aber ob sie sich auf jeden Fall früher oder später einstellt...

It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society.
J. Krishnamurti


dry68 ( gelöscht )
Beiträge:

25.06.2009 09:37
#2 RE: Ist körperliche Abhängigkeit unausweichlich? Zitat · Antworten

Moin Greenery
Ich denke ja. Wenn es auch bei jedem vieleicht unterschiedlich lange dauert, und sicher auch vom Trinkverhalten abhängt. Bei mir hat sich die körperliche Abhängigkeit aber erst Jahre nach meiner psychischen Abhängigkeit fast unbemerkt mit eingeschlichen.


Gruß
Dirk


Rocaille ( gelöscht )
Beiträge:

25.06.2009 10:12
#3 RE: Ist körperliche Abhängigkeit unausweichlich? Zitat · Antworten

Haben wir hier nicht längst zur Genüge erörtert, dass eine körperliche Abhängigkeit nicht zwingend erfolgt? Selbst nicht bei langjährigem Mißbrauch?

Alkoholismus ist doch, wie so manch anderer böser lustgesteuererter Mangel an gesunder Selbstregulierung eine Kopfgeburt. Eine gemeine Fehlleitung der Gehirnchemie, die allerdings umerzogen werden kann.

Körperliche Abhängigkeit äußert sich meinen schmalen Erkenntnisstandes nach in mehr oder weniger schwerwiegenden körperlich ersichtlichen Entzugserscheinungen, wenn das Stöffchen für längere Zeit nicht präsent.

Somit war ich niemals körperlich abhängig, was wenig tröstlich, da dieses über Jahrzehnte angestoßene Gedankenkarussell sich ja auch nach Substanzeinnahmeverweigerung weiterhin lustig um die einfachste aller Lösungen dreht - bisweilen.

Diese Mechanismus ist in mein Hirn eingebrannt, wie die Auslöser, die nach ihm suchten. That’s fact. Er sitzt so tief verankert in meinem süchtigen Wesen, dass ich nur damit umzugehen lernen kann. Ich weiß nicht, welche innere Stabilität ich persönlich benötigte um dauerhaft gefeit zu sein, ich bleibe ewig eine süchtige Persönichkeit.

Ich glaube mich so gut zu kennen, dass ich zumindest niemals wirklich körperlich abhängig werde, sehr wohl aber in der Gratwanderung eine permanente Herausforderung sehe, weiter nach mir zu suchen.

Ich weiß, das ich einen schönen Tages mit der entsprechenden mir schwerstens erarbeiteten Souveränität neben meinem Gegenspieler stehen werde und ihm im rein theoretischen Austausch ebenbürtig sein werde. Keiner dirigiert den anderen. Keiner verführt den anderen. Wir achten uns als gleichberechtigt vorhanden.

Pardon, hab ich mich doch glatt schon wieder verfranzt. Das Thema ist doch viel zu komplex und individuell.

Also gut, wie immer bestehe ich darauf, die Empirie zu vernachlässigen, die in meinen Augen nix weiter ist, als ein kleiner aber stehts mißlingender Versuch der Wissenschaft, ihre Apothekerschränke mit mistigen Verallgemeinerungen zu füllen und ihre Profession mit Sinn.


Greenery Offline




Beiträge: 5.854

25.06.2009 12:12
#4 RE: Ist körperliche Abhängigkeit unausweichlich? Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Rocaille
Ich glaube mich so gut zu kennen, dass ich zumindest niemals wirklich körperlich abhängig werde



Das ist der Punkt: glauben das nicht alle?

It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society.
J. Krishnamurti


Lulu4 Offline



Beiträge: 3.165

25.06.2009 12:23
#5 RE: Ist körperliche Abhängigkeit unausweichlich? Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Greenery

Zitat
Gepostet von Rocaille
Ich glaube mich so gut zu kennen, dass ich zumindest niemals wirklich körperlich abhängig werde



Das ist der Punkt: glauben das nicht alle?




da stimme ich greenery zu.
ich empfinde schon die phychische abhängigkeit grausam genug um es nicht auf den "versuch" ankommen zu lassen

ich denke aber, die körperliche abhängigkeit stellt sich schleichend ein zumindest habe ich das angenommen.

top of the morning to you.... :zwinker1:


Elefantino Offline




Beiträge: 4.209

25.06.2009 13:33
#6 RE: Ist körperliche Abhängigkeit unausweichlich? Zitat · Antworten

Moin!

Ich kann mich - gestützt auf das, was ich selbst erlebt oder beobachtet habe - dem Beitrag vom Dirk anschliessen.

Früher oder später stellen sich wohl bei jedem Alkoholiker, sofern er nicht immer wieder Trinkpausen macht, oder seinen Konsum in irgendeiner Weise kontrolliert, körperliche Entzugserscheinungen ein.
Das ist aber individuell unterschiedlich. Ebenso wie Leber, Pankreas oder die Hirnzellen, tolerieren auch das zentrale und das vegetative Nervensystem ( ausschlaggebend für die meisten Entzugserscheinungen ) bei verschiedenen Menschen unterschiedliche Konsummengen bevor es zu Problemen kommt.

Bei mir selbst war es z.B. so, dass ich sehr lange eine Flasche Hochprozentiges pro Abend leeren konnte, ohne dass ich komplett körperlich abhängig wurde. Ich hatte da mit morgendlichem Schwitzen und leichtem Händezittern tagsüber zu kämpfen, aber ich konnte ohne ernsthafte Probleme auch wieder wochenweise pausieren.

Als ich hingegen meine Arbeit verloren hatte, und daraufhin - von Schlafpausen unterbrochen - rund um die Uhr getrunken habe, veränderte sich das. Das bemerkte ich bei meinem ersten kalten Entzugsversuch in dieser Zeit. Da erlebte ich dann das volle Programm inklusive Halluzinationen. Ich vermute also mal, dass sich die körperliche Abhängigkeit beim "Spiegel-Trinken" rascher einstellt als beim "Kontrollverlust-Trinken" mit Saufpausen.

Ausdrücklich stimme ich Dirk bezüglich seiner Beobachtung zu, dass die körperliche Abhängigkeit sich in der Regel erst einstellt, wenn eine psychische bereits ausgebildet ist. Da unterscheidet sich Alkohol m.E. z.B. von Heroin, wo sich beide Abhängigkeiten ja wohl sehr kurzfristig und zeitgleich entwickeln können.

Weswegen - und das sei an dieser Stelle allen Neu-Trocknungswilligen ins Stammbuch geschrieben - es natürlich blödsinnig ist, von einem Fehlen körperlicher Abhängigkeitssymptome auf eine nicht vorhandene Abhängigkeit zu schliessen. Denn die psychische Abhängigkeit beginnt eben viel früher....


LG

Christoph

Die schärfsten Kritiker der Elche
waren früher selber welche


F.W. Bernstein


Ripley Offline




Beiträge: 24

25.06.2009 14:18
#7 RE: Ist körperliche Abhängigkeit unausweichlich? Zitat · Antworten

Hallo.

Kann man denn in diesem Zusammenhang psychische und körperliche Abhängigkeit überhaupt trennen? Sobald biochemische Prozesse in meinem Gehirn ein Craving erzeugen, was ja wohl bei allen, auch denen, die meinen nur "psychisch abhängig" zu sein, auftritt, bin ich doch körperlich abhängig. Oder gehören meine Botenstoffen, Synapsen etc. nicht zu meinem Körper?

Gruß Ellen


LostHoney Offline



Beiträge: 1.154

25.06.2009 17:53
#8 RE: Ist körperliche Abhängigkeit unausweichlich? Zitat · Antworten

Hi Ellen,

interessante Theorie....

Allerdings sehe ich das aus meiner Sicht so:

Mein Verlangen nach Alkohol spielte sich ausschließlich in meinen Gehirnwindungen ab. Zu jedem Zeitpunkt an dem ich nicht getrunken habe, hat mein Körper ohne Funktionsstörungen einwandfrei gearbeitet. Heißt, mein Körper brauchte keinen Alkohol, mein Kopf wollte Alkohol.

Ungefähr so: ich gehe durch die Stadt und sehe im Schaufenster ein tolles Kleid. Ich giere danach weil es soooooo schön ist, kann es mir aber nicht leisten und gehe weiter. Den ganzen Abend kreisen meine Gadanken um dieses schöne Teil. Mein Körper braucht es nicht, seine Funktionsfähigkeit beeinflusst der Nichterwerb in keinster Weise.

Insofern kann ich nur für mich reden. Körperlich habe ich (zum Glück) nie ein Problem gehabt. Liegt vielleicht auch an den Tagen und Wochen ohne. Ich konnte auch in den seltensten Fällen nach einer durchzechten Nacht am nächsten Tag wieder trinken.

Ich würde auch an dieser Stelle nicht die Grenze zwischen Alkoholiker/Nicht-Alkoholiker ziehen, denn dass was sich in meinem Kopf abgespielt hat, empfinde ich für mich selbst als grausame nicht-körperliche Fremdsteuerung.

Menschen können ja auch Psychosen/Neurosen etc. haben ohne dass der Körper leidet. Genauso wie das Gefühl nach einer Trennung/einem Todesfall oder einem anderen schweren Schicksalsschlag, der Schmerz sitzt im Kopf. Der Körper lebt normal weiter, wird aber mit fortschreitendem Krankheitsbild irgendwann zwangsläufig in Mitleidenschaft gezogen.

Honey

[ Editiert von LostHoney am 25.06.09 17:54 ]


newlife_reloaded Offline



Beiträge: 636

25.06.2009 19:47
#9 RE: Ist körperliche Abhängigkeit unausweichlich? Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Ripley
Hallo.

Kann man denn in diesem Zusammenhang psychische und körperliche Abhängigkeit überhaupt trennen? Sobald biochemische Prozesse in meinem Gehirn ein Craving erzeugen, was ja wohl bei allen, auch denen, die meinen nur "psychisch abhängig" zu sein, auftritt, bin ich doch körperlich abhängig. Oder gehören meine Botenstoffen, Synapsen etc. nicht zu meinem Körper?

Gruß Ellen



Ich wüsste auch gerne mal, wo die Grenze zwischen Körper und Psyche (Seele, Ich, Bewusstsein .... etc.) ist.

Ist starkes Verlangen nach Alkohol z.B. psychisch oder physisch?

Ich hatte z.B. nie erhöhte Leberwerte, obwohl ich die laut einer Tabelle hätte haben müssen. Bin ich vielleicht gar kein Alkoholiker?

Gruß NL


Ralfi Offline



Beiträge: 3.531

25.06.2009 20:03
#10 RE: Ist körperliche Abhängigkeit unausweichlich? Zitat · Antworten

Hi Greenery,

wo fängt bei dir körperliche Abhängigkeit an? Bei der inneren Unruhe, beim Zittern der Hände oder erst beim Delir?

Hi alle die froh sind nicht körperlich abhängig zu sein,

ich habe es schon ein paarmal geschrieben, daß ich überhaupt keine Probleme mit meiner körperlichen Abhängigkeit habe. Seit ich trocken bin stört sie mich kein bißchen und ist für mich ein sicheres Indiz, daß ich Alkoholiker bin.

Gruß Ralf

Zufriedenheit hängt nicht davon ab, wer du bist oder was du hast;
es hängt nur davon ab, was du denkst.


Greenery Offline




Beiträge: 5.854

25.06.2009 20:34
#11 RE: Ist körperliche Abhängigkeit unausweichlich? Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von newlife_reloaded
Bin ich vielleicht gar kein Alkoholiker?



Gehört auf jeden Fall ausprobiert

Gut, dass ich die Frage gestellt habe, weil ich durch eure Reaktionen gezwungen war mich zu fragen, was genau ich unter "körperlich abhängig" verstehe. Und tatsächlich verstehe ich darunter gravierende, u. U. lebensbedrohliche Zustände beim plötzlichen Absetzen der Droge wie z. B. Delir oder Krampfanfall oder auch so starkes Zittern, dass keine alltäglichen Dinge mehr verrichtet werden können.

Darüber, dass die psychische Abhängigkeit der körperlichen meistens um Jahre vorauseilt, sind wir uns glaub' ich einig

It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society.
J. Krishnamurti


marimba Offline




Beiträge: 913

25.06.2009 20:46
#12 RE: Ist körperliche Abhängigkeit unausweichlich? Zitat · Antworten

Ich glaube eigentlich nicht, daß körperliche Abhängigkeit "plötzlich" auftritt. Wo steht das?
Entzugserscheinungen vermutlich schon aber die Abhängigkeit besteht doch dann wohl schon lange vorher und entwickelt sich schleichend.

Insofern glaube ich schon, daß entsprechender Konsum über kurz oder lang zur Abhängigkeit führt.
Ob das im Einzelfall als solche erkannt und benannt wird ist sicher auch ne Frage der Definition von "körperlich" und "abhängig".

Bei (gravierenden) Entzugserscheinungen fängt die körperliche Abhängigkeit meiner Meinung nach allerdings nicht an
sondern hat vielmehr schon (fast) das Ende der Fahnenstange erreicht.

Die Maus steht für den inner groove, für ne einwandfreie Sache, für den Wunsch, daß es einen so richtig erwischt.
aus Koppstoff von Feridun Zaimoglu


sumsel Offline




Beiträge: 164

25.06.2009 20:47
#13 RE: Ist körperliche Abhängigkeit unausweichlich? Zitat · Antworten

Angeblich soll eine körperliche Abhängigkeit nach 7-10 Jahren regelmäßigen Konsums einsetzten.

Das wirft natürlich auch wieder Fragen auf. Was ist regelmäßiger Konsum? Jeden Tag? Jedes Wochenende?

Ich habe für mich so entschieden:
Es ist mir scheißegal ich ob psychisch oder physisch abhängig bin , ich möchte einfach nicht mehr abhängig sein.
Also trinke ich nicht mehr.

Ich habe fertig.

Liebe Grüße
Sumsel


Elefantino Offline




Beiträge: 4.209

25.06.2009 21:05
#14 RE: Ist körperliche Abhängigkeit unausweichlich? Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von sumsel


Ich habe fertig.




....und das ist auch gut so!

Die schärfsten Kritiker der Elche
waren früher selber welche


F.W. Bernstein


newlife_reloaded Offline



Beiträge: 636

25.06.2009 22:53
#15 RE: Ist körperliche Abhängigkeit unausweichlich? Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Greenery
[b]

Zitat
Gepostet von newlife_reloaded
Bin ich vielleicht gar kein Alkoholiker?



Gehört auf jeden Fall ausprobiert




Die Ergebnisse meiner mehrjährigen Testreihe waren so signifkant, dass ich auf eine Wiederholung verzichten kann.


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