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Saufnix  
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Dieses Thema hat 9 Antworten
und wurde 1.365 mal aufgerufen
 Deine eigene Alkoholkarriere
wohinmitderzeit Offline



Beiträge: 4

29.11.2008 12:06
RE: Meine Geschichte - Anregungen gesucht Zitat · Antworten

Hallo zusammen,

Seit nun fast 4 Jahren - mit Unterbrechungen - stüze ich regelmässig ab. Auslöser war die Trennung von meiner Frau damals. Ich bin emotional derart Karussel gefahren, dass ich Anfing, mich zu betrinken. Ich war damals selbständig, hatte eingentlich das Leben meiner Träume - Haus, Hund, wunderbare Frau, einen Haufen zu tun und viele Pläne. Ein halbes Jahr später war meine Firma und ich am Ende, ich sass in einem 1 Zimmer Appartment - war emtional am Ende. Konnte nicht mehr arbeiten - v.a. allein - das ging gar nicht.
Also ging ich zum Arzt, der mich gegen Depressionen erfolgreich behandelte, suchte mir einen neuen Job und eine neue Wohnung. Es ging aufwärts. Getrunken habe ich immernoch. Aus der akuten, recht regelmässigen Trinkerei wurden sporadische Aktionen - 1-2 mal die Woche. Dann haben meine Frau und ich es nochmal versucht. Alkohol verschwand aus meinem Leben (auf ein normales Niveau). Dann scheiterte der Versuch. Wieder Streit, Trennung, Scheidung und Alkohol. Die Scheidung war letztes Jahr im Frühjahr. Wieder die Abstürze ein zweimal die Woche. Damals nur selten wirklich heftig, aber sicher kein normales Verhalten.
Und nun zum Jetzt, dass mir Sorgen bereitet: Eigentlich könnte man sagen, ich habe ein sorgenfreies Leben. Ich bin kurz nach meiner Trennung in ein deutschsprachiges Nachbarland ausgwandert. Dachte, hier wird alles besser. Neuanfangen. Habe eine schöne Wohnung, einen guten Job. Bin gesund. Komme mit meinen Kollegen gut klar. Andere werden entlassen (was mich auch belastet) - ich bekomme Gehaltserhöhungen (Ich werte das mal als Erfolg und Wertschätzung meiner Abreit. Wobei ich sagen muss, dass ich in einer ziemlich chaotischen Firma arbeite und man irgendwie alles bei mir abkippt - also kein Traumjob mit irren Spassfaktor). Aber irgendwie ist das Leben leer. Einen richtigen Freundeskreis habe ich hier nicht, arbeite aber daran. Ist allerdings nicht leicht. Jede Woche versumpfe ich irgendwo in einer Bar und schmeisse eine Menge Geld zum Fenster raus. Schlimm daran: Der Konsum wird immer mehr. Eigentlich weiss ich, dass ich mit dem Ausgang gar nichts anfangen kann. Auch mit den Leuten nicht. Ehrlich gesagt, kommt mir das alles oft krank vor. War vor dieser Zeit sicher 8 Jahre nicht mehr in einer Kneipe. Aber nach Hause will ich auch nicht. In der letzten Zeit weiss ich am nächsten Tag gar nicht, wo ich überall war und was ich alles gebechert habe. So um die 8 Bier werden es schon sein. Ich suche irgendeinen Kick. Simmung. Das passiert nur unter der Woche. Und ab und zu fehle ich dann einen Tag. Wird irgendwann auffallen. Was neu dazu kommt, dass ich in einem neuen Team arbeite, die auch gerne einen Trinken. Plus Kundenessen, wo es auch immer reichlich Wein gibt. Da muss ich nun auch distanzieren, was schwer fällt, da ich sonst nicht viele Leute hier kenne.
Nun muss das Trinken aufhören. Ich würde gerne was in meinem Leben finden. In mir und für mich selbst. Früher kannte ich Tage, da konnte ich den nächsten gar nicht erwarten, da ich irgendwas vor hatte. Gibt es alles nicht mehr. Ich nehme mir Dinge vor, mit denen ich mich beschäftigen möchte. Geh zum Fitness, Tanzkurs, Kurse. Nächstes Jahr eine Weiterbildung an der Uni. Hab in einer Band gespielt. Mir ein neues Auto gekauft. Nichts. Kein Spass. Dabei muss ich sagen, dass ich sonst nicht depressiv bin. Einfach nur gelangweilt. Leer. Jetzt ist Wochenende. Soooo viel Zeit. Obwohl ich am WE eigentlich nie Alk brauche/will. Gäb einiges zu erledigen. Mach ich auch, aber da muss noch was sein.
So, nun weiss ich genau, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat. Es hat sich verselbständigt. Aber irgendwie hängt das emotional zusammen. Ich war Anfang des Jahres auch schonmal beim Arzt und in einer Beratung. Das klang alles recht positiv. Man traut mir zu, das hinzubekommen. Mich zu kontrollieren. Klappt auch. 3 Wochen maximal. Das wars dann auch.
Nun habe ich mal wieder den festen Entschluss gefasst. Nur habe ich keine Vorstellung, was ich jetzt sonst so mache. Gibt ja nichts sinnvolles.
Meine Frau und ich haben uns im Übrigen wieder angenährt und möchten es in den nächsten 2 Jahren wieder versuchen. Mit viel Zeit, einen Weg zu finden. Fühlt sich gut an. Nichts beruhigt mich so, wie sie.
Aber ich muss doch auch alleine komplett sein können. Und meinen Alltag geregelt bekommen (also nicht nur formal, sondern auch mit irgendeiner Zufriedenheit)? Sie lebt noch in DE und das wird auch so bleiben. Ergo muss ich das hier in den Griff bekommen. Irgendwie habe ich manchmal das Gefühl, dass sich alles in mir derart gegen dieses Leben sträubt, das ich führe, dass alle Versuche irgendwo ins Nirvana laufen. Ich glaube schon, dass ich den Alk in den Griff bekomme, aber ich würde gerne alles hinbekommen. Zufrieden sein. Ging doch mal. Ich kann mit mir einfach nicht so viel Anfangen, dass es für all die Zeit reicht. Kennt ihr das?

Achja, zum Schluss: Mein Vorsatz ist, gar nichts mehr zu trinken. Wenn keine externe Kontrolle da ist (Frau, Beruf etc.), und ich 2 Bier getrunken habe, verschwindet die Selbstkontrolle leider völlig. Und die Selbstkontrolle schwindet manchmal sogar bewusst - nach dem Motto "was solls". Dem kann ich bewusst entgegen steuern, wenn ich mir was Anderes einrede. Leider bleibt oft nur die Begründung, dass es mir am nächsten Tag schlecht geht und ich mich in Grund und Boden schäme. Naja, sollte ansich ja als Grund zum stehen lassen reichen.

Gruss wohinmitderzeit

[ Editiert von wohinmitderzeit am 29.11.08 12:06 ]


spidyy Offline



Beiträge: 244

29.11.2008 14:15
#2 RE: Meine Geschichte - Anregungen gesucht Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von wohinmitderzeit
Ich kann mit mir einfach nicht so viel Anfangen, dass es für all die Zeit reicht. Kennt ihr das?

Achja, zum Schluss: Mein Vorsatz ist, gar nichts mehr zu trinken.

[ Editiert von wohinmitderzeit am 29.11.08 12:06 ]




hallo und willkommen wohinmitderzeit!

ich kenn das...ziellos, orientierungslos, langeweile, etc..deswegen bin ich auch in psych. behandlung. dass du mit dem trinken aufhören willst, find ich klasse. bist du denn nun trocken oder trinkst du noch?


wohinmitderzeit Offline



Beiträge: 4

29.11.2008 18:43
#3 RE: Meine Geschichte - Anregungen gesucht Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von spidyy

Zitat
Gepostet von wohinmitderzeit
Ich kann mit mir einfach nicht so viel Anfangen, dass es für all die Zeit reicht. Kennt ihr das?

Achja, zum Schluss: Mein Vorsatz ist, gar nichts mehr zu trinken.

[ Editiert von wohinmitderzeit am 29.11.08 12:06 ]




hallo und willkommen wohinmitderzeit!

ich kenn das...ziellos, orientierungslos, langeweile, etc..deswegen bin ich auch in psych. behandlung. dass du mit dem trinken aufhören willst, find ich klasse. bist du denn nun trocken oder trinkst du noch?




Hallo Spidyy, vielen Dank für die Antwort und das Willkommen

Hmmm, ich tue mich immer schwer mit trocken, etc. Ich habe ein Problem mit dem Zeug und mein letzter schlechter Tag war Donnerstag. Also eher keine Rede von trocken. Allerdings ist es bei mir nicht so, dass ich jeden Tag an Alkohol denke. Ich habe auch immer min 2-3 Tage ohne. Und nicht jeder Kneipenbesuch artet aus. Aber eben viele und es wird mehr (an Dosis) an den schlechten Tagen. Daher weiss ich, es reicht. Oft denke ich erst am Abend drüber nach, noch wohin zu gehen. Da trink ich dann das erste Bier, und dann nimmt es oft so seinen Lauf.

Eine Frage an Dich: Hilft Dir denn die Behandlung? Ich habe auch schonmal darüber nachgedacht. Allerdings weiss ich nicht, ob mir das was bringt. Ich meine, ich hatte auch schon ganz andere Zeiten und derzeit ist meine Situation einfach so, wie sie ist. Man kann ja vieles ändern - aber leider nicht alles. Ich bin kein überaus geselliger Typ. Aber ich brauche min. eine Bezugsperson. Irgendwie glaube ich, dass ist eigentlich ziemlich normal und die Lebensweisen, wie man sie heute oft antrifft (Single) sind sowas von unatürlich, dass es normal ist, wenn man damit nicht zurecht kommt. Der eine steckts besser weg, der andere nicht. Für mich ist das so, dass ich das nicht einfach kompensieren kann. Ehrliche gesagt, nicht mal mit Alk. Der schaltet einen einfach nur ab. Muss das wohl einfach nur ertragen lernen.


ulliulli Offline



Beiträge: 1.026

30.11.2008 07:57
#4 RE: Meine Geschichte - Anregungen gesucht Zitat · Antworten

morgen wohinmitderzeit!

du schreibst zum einen, dass nicht jeder kneipenbesuch ausartet und du kein überaus geselliger typ bist. zudem wünscht du dir eine bezugsperson.

wenn du mit dem alk aufhören willst, höre auch auf in kneipen zu gehen - dort ist die versuchung natürlich groß "zuzuschlagen".

und am thresen zusammen mit den anderen trinkkumpanen eine bezugsperson zu finden, naja, ich weiß nicht

bezugsperson ist für mich jemand gleichgesinntes, mit ähnlichen auffassungen und ähnlichen zielen.

gehe zu anderen orten und finde leute, mit denen du dich austauschen kannst - probier ne shg.

ach ja: etwas "ertragen lernen" ist keine grundlage für zufriedenheit!


grüsse, ulli

"Wenn du laufen willst, lauf eine Meile.
Wenn du ein neues Leben kennenlernen willst, lauf einen Marathon" (Emil Zatopek)


spidyy Offline



Beiträge: 244

30.11.2008 09:02
#5 RE: Meine Geschichte - Anregungen gesucht Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von ulliulli

ach ja: etwas "ertragen lernen" ist keine grundlage für zufriedenheit!



das find ich auch und ist sehr wichtig!


ja die behandlung bringt mir etwas. ich hab dadurch mein leben besser im griff.

ich denke, du solltest es zumindest versuchen, dir auf irgendeine art helfen zu lassen..


wohinmitderzeit Offline



Beiträge: 4

02.12.2008 23:05
#6 RE: Meine Geschichte - Anregungen gesucht Zitat · Antworten

Hallo zusammen,

vielen Dank fürs Feedback erstmal.

Das mit dem Ertragen ist so, dass es sicher keine Grundlage für Zufriedenheit sein kann. Aber perfekt ist eigentlich selten etwas. Also kann man nur zufrieden sein, wenn man auch manches hin nimmt.

Ich bin im Übrigen zu 80 % völlig allein, wenn ich versumpfe. Verstehe es auch nicht.

Ich weiss, ich sollte nicht in Kneipen gehen - tue es aber irgendwie trotzdem. Sucht? Ja.

Ich hatte heute ein sehr aufregendes Erlebnis: Ich bin gestern abgesteurzt. Musste heute auf einen Firmenevent. 6 Uhr aufstehen (fahrt per Bus). Eine Kollegin, welche mich vor einem Jahr ca. das letzte mal gesehen hat, hat mich darauf angesprochen, ob ich ein Problem habe. Interessanter Weise nicht wegen meiner Fahne, die ich wohl hatte, sondern, weil ihr meine Fehlzeiten aufgefallen sind, und sie ich erinnern konnte, dass ich damals schonmal abgestuerzt bin. Sie kannte die Symptome wohl schon von einem früheren Kollegen.

Erst war ich sehr schockiert. Ich weiss auch gar nicht, wie es wieder dazu kommen konnte. Ich habe gerade lange mit Ihr telefoniert, was sehr sehr gut getan hat. Jetzt ist mein einsames Problem irgendwie real geworden. Ich werde jetzt wieder eine Beratung aufsuchen und sicher auch eine SHG aufsuchen. Ausserdem werde ich meinen Chef informieren - auch um den entsprechenden Druck aufzubauen, den ich brauche. Was haltet ihr davon?

Ich finde es wahnsinnig schön, dass es noch Menschen gibt, die derart sensibel auf ihre Mitmenschen reagieren, Verantwortung übernehmen und Hilfe anbieten. Ich bin ihr irgendwie unendlich dankbar.


ulliulli Offline



Beiträge: 1.026

03.12.2008 08:16
#7 RE: Meine Geschichte - Anregungen gesucht Zitat · Antworten

...Ich finde es wahnsinnig schön, dass es noch Menschen gibt, die derart sensibel auf ihre Mitmenschen reagieren, Verantwortung übernehmen und Hilfe anbieten. Ich bin ihr irgendwie unendlich dankbar.


hallo wohinmitderzeit,

während der "endphase" meiner nassen zeit haben mich auch zwei kollegen auf meine veränderungen angesprochen. hatte bei mir leider nix genutzt.

nichts desto trotz rechne ich es den beiden hoch an, damals den mut gehabt zu haben, das gespräch mit mir zu suchen - zumal ich von einem der beiden der direkte vorgesetzte war.

die verantwortung konnten sie jedoch nicht für mich übernehmen - das tat ich selber erst später.
für das annehmen von hilfe war ich noch nicht bereit - leider. ca. zwei monate später landete ich mit 2,3 promille mit meinem auto am baum.

kann dir nur raten: reagiere und handele, und zwar selber!!

grüsse, ulli

"Wenn du laufen willst, lauf eine Meile.
Wenn du ein neues Leben kennenlernen willst, lauf einen Marathon" (Emil Zatopek)


wohinmitderzeit Offline



Beiträge: 4

03.12.2008 22:36
#8 RE: Meine Geschichte - Anregungen gesucht Zitat · Antworten

Hallo ulliulli

ich hoffe, Du hast es jetzt im Griff. Das mit dem Auto ist natürlich schlimm und ich hoffe nur, es gab keine schlimmeren Verletzungen oder gar beteiligte Unschuldige.

Ich habs es bisher Gott Lob immer geschafft, meine Auto in der Garage zulassen.

Handeln werde ich. Ganz sicher. Vielleicht bringt es jemanden was: Ich fühle mich vollkommen anders, seit ich Gestern angesprochen wurde. Ich verstehe jetzt auch, warum SHGs was bringen können.

Werde hier mal weiter dokumentieren, wie es bei mir läuft.

Grüsse, wohinmitderzeit


ulliulli Offline



Beiträge: 1.026

05.12.2008 13:00
#9 RE: Meine Geschichte - Anregungen gesucht Zitat · Antworten

hi wohinmitderzeit,

beim unfall brach sich mein hund das becken (wurde zweimal operiert), ich hatte alle rippen gebrochen und noch 40 % lungenvolumen, lag zwei wochen intensiv und war drei tage mehr tot als lebendig.

seit 10.01.2007 trocken und zufrieden (therapie, nachsorge, shg heute noch und für lange zeit weiter). ich arbeite mit mir und meiner sucht - macht spass und bringt mich weiter.

grüsse, ulli

"Wenn du laufen willst, lauf eine Meile.
Wenn du ein neues Leben kennenlernen willst, lauf einen Marathon" (Emil Zatopek)


moni214 ( gelöscht )
Beiträge:

05.12.2008 20:36
#10 RE: Meine Geschichte - Anregungen gesucht Zitat · Antworten

Hallo wohinmitderzeit.
ich bin moni seit 4jahren trocken,doch die abstürze vorher kann ich nicht zählen.erst als ich ganz und gar am boden war habe ich es geschafft aufzuhören.geholfen hat mir auch das ich andere kreative seiten an mir kennen gelernt habe.vielleicht solltest du dir auch was suchen was dir spass macht.das wichtigste ist allerdings das du wirklich aufhören willst und fest daran glaubst.du wirst auch rückschritte machen,ich habe diese als lehrreich angesehen und weiß heute das es auch so sein mußte. moni


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