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Saufnix  
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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 1.463 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
Wilma Offline




Beiträge: 2.102

08.07.2006 15:48
RE: Persönlichkeitsveränderung durch Drogen? Zitat · Antworten



Für mich gibt es dieses zweite Gesicht, zwei Menschen in einer (sonst psychisch gesunden) Person:
mal mit und mal ohne Drogen

Meiner einer hat direkt nach der Entgiftung noch "durch die Droge" gesprochen und war mir dabei sehr fremd.
Sobald diese Substanz dann (für mein Gefühl) aus seinem Hirn ganz raus war, wurde er und redete er merklich anders...
dann wieder wie derjenige, den ich lieben und schätzen gelernt habe und der mir sehr vertraut ist.

Drogen verändern die Persönlichkeit, sagt man.

Ich behaupte jetzt mal einfach so, dass dieses reversibel ist (ausgenommen bei bleibende körperliche Schäden).

Suchtprobleme gehören zur Persönlichkeit (:frage3, aber das "Gesicht" der Droge erscheint nur, wenn sie benutzt wird.

Hier wird geschrieben, dass der hinterher längere Zeit drogenfreie Mensch plötzlich zu einem anderen Menschen mutieren könnte
oder dass das "Drogengesicht" schon immer mal wieder auch ohne Droge auftauchen könnte.
Ersteres, denke ich passiert durch die bewußte Beschäftigung mit den ohne Zweifel vorhandenen Problemen und den daraus möglicherweise resultierenden, persönlichen, veränderten Handlungsstrategien (aber nicht durch eine veränderten Persönlichkeit)
Zweiteres passiert vielleicht durch einen kurzfristigen Flaschback, der aber dann wieder direkt mit der Droge zusammenhängt und nur punktuell auftaucht.

Was will ich mit diesem Text?
Am liebesten hätte ich ein paar Stellungnahmen von schon länger drogenfreien Menschen dazu.
Hat sich deine Persönlichkeit (nicht deine Handlungstrategien!) hinterher verändert?
Bist du jetzt ein anderer als du während oder vor dem Drogengebrauch warst?
Vielleicht ist diese Frage, die mich gerade umtreibt ja auch von allgemeinem Interesse...
Schonmal danke!


Randolf Online




Beiträge: 1.177

08.07.2006 17:19
#2 RE: Persönlichkeitsveränderung durch Drogen? Zitat · Antworten

Hallo Wilma,

keine einfache Frage, zumal die menschliche Psyche ein recht komplexes Konstrukt ist und die Begriffsbestimmung erst vorweg geklärt werden muss.
Persönlichkeit, Charakter, Wesen ,Unterbewusstsein usw.mal aussen vorgelassen - meine Erfahrung (nach Poly-toxiko-mania)ist die, daß ich mich zwar charakterlich nicht wesentlich geändert habe, aber dennoch im tieferen Gefühlsbereich einige Prozesse gelaufen bzw. immer noch im Gange sind.Oft habe ich den Eindruck als ob "frühe" Gefühlsqualitäten an die Oberfläche kommen. Würde ich so in die Zeit vor der Pubertät ansiedeln, also bevor das Saufen losging. Es sind recht intensive und tiefe Gefühle, die mich ein 'längst vergessenes Glück' empfinden lassen oder die Tränen in die Augen treiben.
Damit will ich sagen, daß bei mir schon recht viel in Bewegung ist und man in der Hinsicht von Veränderung sprechen kann, aber nicht von einem bleibenden 'Neuen Gesicht'. Charakterliche Strukturen sind bei mir im Großen und Ganzen gleich geblieben.

Soviel in aller Kürze, da wenig Zeit.

Greets

Randolf


Wilma Offline




Beiträge: 2.102

08.07.2006 17:32
#3 RE: Persönlichkeitsveränderung durch Drogen? Zitat · Antworten

Jo.. danke Randolf..
Der Begriff "Persönlichkeit" müßte eigentlich zuerst genauer definiert werden...


Faust Offline




Beiträge: 5.519

08.07.2006 17:58
#4 RE: Persönlichkeitsveränderung durch Drogen? Zitat · Antworten

Hallo Wilma,

die Geschichte von Dr. Jekyll und Mr. Hyde kommt mir dabei auch in den Sinn.

Guckst Du hier ==> KLICK

LG
Bernd


Greenery Offline




Beiträge: 5.854

08.07.2006 21:30
#5 RE: Persönlichkeitsveränderung durch Drogen? Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Wilma
Für mich gibt es dieses zweite Gesicht, zwei Menschen in einer (sonst psychisch gesunden) Person:
mal mit und mal ohne Drogen



IMHO nimmt eine sonst psychisch gesunde Person nicht regelmäßig Drogen - das ist für mich ein Widerspruch in sich.


Joy Offline




Beiträge: 229

08.07.2006 21:47
#6 RE: Persönlichkeitsveränderung durch Drogen? Zitat · Antworten

Hi Wilma

Ich habe in meiner Jugend mal mit jemandem Schluß gemacht,der mit Drogen Probleme hatte.Allerdings hat er angeblich wegen meinem Bruch wieder mit diesem Zeugs angefangen.Wärend wir zusammen waren,keine Drogen.Er hat wohl wegen dem seelischen Schmerz unserer(meiner)Trennung mit diesem Teufelszeug wieder angefangen.
Jedenfalls hat er mir zugedrönt ganz oft aufgelauert und kam mir da sehr anders vor.Er war nicht mehr der selbe den ich mal liebteein ganz anderer Mensch,richtig bösartig war er da.Ansonsten war er der liebste Mann von Welt!
Drogen verändern!

Grüße von Joy


Joosi Offline




Beiträge: 2.036

09.07.2006 16:06
#7 RE: Persönlichkeitsveränderung durch Drogen? Zitat · Antworten

Hallo Wilma,

Zitat
Hat sich deine Persönlichkeit (nicht deine Handlungstrategien!) hinterher verändert?
Bist du jetzt ein anderer als du während oder vor dem Drogengebrauch warst?



Ja, ich finde, dass sich meine Persönlichkeit verändert hat in den letzten zweieinhalb Jahren. Allerdings war die Auseinandersetzung oft sehr hart und ich denke, dass bei mir z.B. vieles Handeln (wie ich es gerne gemacht hätte) sehr blockiert war, aufgrund meiner traumatischen Erfahrungen (die mir aber nicht bewußt waren).

Ich bin aber immer noch die Gleiche, die ich auch während meines Drogenkonsums war, aber ich habe nun wieder Zugang zu vielen Persönlichkeitsanteilen von mir, die "verschüttet" waren. Ich konnte gefühlsmäßig! entdecken, dass es nicht stimmt, was ich gelernt hatte im Leben (von meinen Eltern), ich konnte aufhören, vieles an mir selbst stark abzulehnen, wie ich es (vermutlich stellvertretend für meine Eltern)tat. Ich konnte nach und nach erkennen, dass ich das Recht habe mein eigenes Leben so zu gestalten, wie ich es mag und auch entdecken, dass ich doch tatsächlich dazu auch in der Lage bin. Ich konnte mir "erlauben", dass ich nicht mehr vor meinen Eltern zu Kreuze kriechen muss, dass ich meinen Eltern nichts schulde, obwohl sie mich "gemacht" haben.

Hätte ich weitergetrunken, wäre diese Auseinandersetzung und Erkenntnis sicher nicht möglich gewesen. Auch meine jahrzehntelange Bulimie war, meines erachtens, in meinem Fall ein "Hilfsmittel" mir einerseits etwas "Gutes" zu tun, mir was zu "Gönnen" (wenigstens im stillen Kämmerlein, wenn es niemand sieht) und andererseits der Versuch, dem was von mir vemeintlich gefordert wurde (Disziplin, Genügsamkeit, "nett" auszusehen:rolleyes zu entsprechen.

So, wie auch Greenery schreibt, denke ich auch, dass die "Defizite" in der Persönlichkeit zuerst da waren, erst dann kommt die Sucht. Zwar gibt es Biologen, die sagen, die Wahrscheinlichkeit Suchtkrank zu werden, wäre auch eine genetische Veranlagung, dass ist aber noch nicht eindeutig bewiesen. Was aber bewiesen ist, ist dass z.B. traumatische Erfahrungen, dauerhafte Abwertungen eines Menschen oder auch einfach auch nur schädliche Verhaltensweisen im sozialen Umfeld erlernt werden. Und wenn sie das werden, dann ist der Grundstein zur Sucht gelegt.
Das positive daran ist, dass es eben erlernt ist und erlerntes kann man ändern! (Aber nur, wenn man dies selbst erkennt und sich diese Chance einräumt!)
Von daher glaube ich persönlich auch, dass ein erlerntes Suchtverhalten "reversibel" ist, sonst wäre ja die ganze Suchtprävention und Therapiearbeit quatsch.

Zitat
dass das "Drogengesicht" schon immer mal wieder auch ohne Droge auftauchen könnte.



Ich würde das so erklären, dass die Droge in vielen Fällen nur ein Symptom ist, nicht die Ursache. Wenn das "Drogengesicht" auftaucht, dann gewinnen die persönlichen Anteile eines Menschen obehand, die "beschädigt" sind, die ihm irgendwie schlechte Gefühle machen, mit denen er sich (noch) nicht auseinandersetzen kann oder will, deshalb fällt dann z.B. auch wieder dieses alte "Hilfsmittel" Alkohol ein, um diese Spannung abzubauen.

Wenn dies aber jemand für sich selbst erkannt hat, hat er, meiner Meinung nach, ein sehr, sehr gutes Handwerkszeug in den Händen, um mit seiner Suchterkrankung umzugehen.

Ich habe z.B. auch heute noch "wunde Punkte" im Leben, mit denen ich nicht so besonders gut umgehen kann (Herkunftsfamilie z.B.) Ich habe aber heute einen Weg für mich gefunden, wie es o.k. für mich ist. Ein Kontaktabbruch zur Herkunftsfamilie ist sicher nicht die Super-Lösung - und manchmal schmerzt es auch ein bißchen, besonders, wenn jemand aus dem Umfeld nachbohrt, wie es denn sein kann, dass ich keinen Kontakt zu meinen Eltern habe (der selbst die Überzeugung hat:Eltern muss man ehren bis zum Tod, egal was ist). Aber für mich ist es eben derzeit, die beste Lösung, die mich schützt - und daran habe ich aufgehört zu zweifeln.

Das die Droge aber dauerhaft den Menschen verändert, da stimme ich dir zu. Hätte ich weitergetrunken, dann wäre ich mit der Zeit immer destruktiver, mutloser geworden, hätte mir täglich die Selbstbestätigung geholt, dass ich nichts kann, nichts wert bin und hätte mich vermutlich irgendwann in der erdrückenden Erkenntnis ein Totalversager zu sein (wie es meine Eltern ja schon immer gewußt haben:rolleyes demütig umgebracht.

Alle anderen (positiven, konstruktiven) Persönlichkeitsanteile, die ich auch habe und die alle Suchtkranken haben,die wären nicht mehr zum Vorschein gekommen.

Betreffend deinen Liebsten bedeutet das, dass er sicher auch alle Anteile (die konstruktiven und die destruktiven) in sich hat und er sie erkennen und annehmen muss, denn dann könnte er selbst einen Weg finden, wie er mit seiner Sucht umgehen kann und merken, dass er ihr nicht ausgeliefert ist. Wie gesagt, ohne LZT, Gruppe und Therapie, wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Vielleicht hilft es, wenn er bereit wäre sich einzulassen - alles andere (die Fachsimpelei hier )muss niemand wissen, um eine Therapie zu machen.

Und für dich heißt es, dass du ihn seinen Weg finden lassen musst, anders geht es nicht. Und ich kann mir gut vorstellen, wie sehr es manchmal weh´tut, wenn man sieht, er schlägt wieder den altbekannten Weg ein. Ich drücke aber die Daumen für deinen liebsten, dass er nun mal vielleicht vorsichtig sich auf einem neuen Weg vortastet und sich dazu ein bißchen Hilfe holt und vielleicht ein bißchen stolz darauf sein kann, dass er so verantwortungsbewußt ist, anstatt Hilfe holen als Makel zu sehen (so wie ich es auch leider, leider jahrelang selbst gesehen habe :rolleyes.

Alles Liebe
Gaby


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