Hallo Leute, ich bin heute zum ersten Mal hier. Ich bin 39 Jahre, blond (weiblich) und verheiratet. Lesen tue ich Eure Beiträge schon seit Monaten. Heute bin ich den 42. Tag trocken. Ich hätte gedacht, das schaffe ich nie ! Aber Eure Geschichten haben mir Mut gemacht. Im Oktober habe ich den Gang in eine Suchtberatungsstelle gemacht. Vorher war mein Leben durch beschaffen von Wein, trinken und entsorgen der Flaschen bestimmt. Eine Flasche war immer offen im Kühlschrank, die 2. lag kalt und wurde sofort durch die nächste ersetzt wenn die eine leer war. Ich weiß manchmal garnicht wieviele es am Abend, bzw. Wochenende waren. Wann der Übergang vom "normalen" trinken zum Suchttrinken war weiß ich nicht. Mit 16 fing ich auf Feten mit dem Trinken an, bei meinen Eltern stand immer eine Flasche Wein beim Essen auf dem Tisch. Alkohol war also normal. Als ich dann mit 20 meine eigene Wohnung hatte steigerte sich mein Kosum. Im Freundeskreis wurde immer was getrunken. Mit 22 lernte ich meinen Mann kennen, wir zogen nach 2 Jahren zusammen. Da war mein Tagesablauf noch nicht vom Trinken vorgeschrieben. Warum ? Wieso ? Weshalb ? es dann schleichend im laufe der Jahre mehr wurde weiß ich nicht. In den letzten Jahren kreisten meine Gedanken jede Stunde um Alkohol. Ich habe mich sehr oft mit meinem Mann darüber gestritten (er MUß nicht trinken) und das Ende vom Lied war, daß ich anfing heimlich zu trinken. Er hat es natürlich gemerkt und der Streß wurde immer schlimmer. Ich bin für MICH und für UNS endlich zur Vernunft gekommen und habe den Weg zur Beratung geschafft.
Aber wie gehe ich nun mit dem NEUEN Leben um ? Ich hab noch sehr große Schwierigkeiten damit zurecht zu kommen. Körperlich geht es mir viel besser, aber seelisch überhaupt nicht. Klar, mit klarem Kopf denkt man jede wache Minute KLAR nach ! Mit dem Alk konnte man viel kleine und große Probleme vernebeln. Und jeder kennt mich mit dem Weinglas in der Hand. Ich hab einen großen Bekanntenkreis und traue mich nun kaum unter Leute, weil ich Angst vor der Frage habe: Warum trinkst Du denn nichts ? Ich bin leider überhaupt nicht selbstbewußt und mir graut vor der Weihnachtszeit, den Weihn.-feiern und Märkten und Silvester. Noch hab ich nicht die Kraft mich ständig zu rechtfertigen. Ich hab mich selbst noch nicht als trockenen Alkoholiker akzeptiert. Ich muß noch ganz viele Hürden nehmen.
du hast doch schon einmal einen ganz tollen Anfang gemacht. Diese Ängste- wie soll das leben nun weitergehen die hatte ich auch. ich habe soetwas wie Feiern etc. strikt gemieden. Aber du hast ja auch einen Partner, der sich sicherlich freut das du nicht mehr trinkst. So hab ich es jedenfalls deinem Posting entnommen. Nun müsst ihr zusammen arbeiten, vieleicht wieder gemeinsame Interressen warnehmen und dein Partner kann dich sicherlich auch in gewissen Situationen unterstützen. (Erklärungen warum trinke ich nicht mehr). und das Selbstbewusstsein kommt zurück mit jedem Tag ohne Alkohol ein klein bisschen mehr.
ich wünsch dir alles alles Gute und ganz liebe Grüße
Ich bin "nur" Gast hier und lese mit viel Interesse seit einiger Zeit im Forum. Mir ging es genauso wie dir. Seit meinem 20. Lebensjaahr trinke ich sozusagen regelmäßig Alkohol. Bis Juli diesen Jahres habe ich mich auf 1,5 l Wein täglich "hochgearbeitet" und wäre ich nicht berufstätig, hätte ich wohl noch mehr getrunken. Meine Familie hat mir ständig Vorwürfe gemacht und ich wusste seit Jahren, dass mit mir was nicht stimmt. Auch ich war immer der lustige Typ, gut gelaunt und drauf. Ich weiß nicht genau, weshalb; jedenfalls bin ich im Juli zu den AA gegangen um rauszukriegen, ob ich dort eine Chance habe, nachdem mehrfache "Aufhörversuche" gescheitert waren. Seither trinke ich nichts mehr und es geht mir auch hierbei ebenso wie dir. Meine Probleme und Ängste, derentwegen ich wohl getrunken habe sehe ich nun mit nüchternen Kopf im 10-fach-Zoom. D.h., ich bin eigentlich viel schlechter drauf als zu nassen Zeiten mit dem "wunderbar" vernebelnden Blick. Körperlich fühle ich mich nicht anders. Bin wohl noch nicht tief genug gesunken...? Ich weiß nur eines: Ich kann nicht wie die meisten Menschen normal mit dem Alkohol umgehen. Bei den AA habe ich gelernt das 1. Glas des Tages stehen zu lassen. Anfangs war es grauenvoll. Aber nun, im 5. Monat, kann ich sagen, dass ich mich schon beinahe an den nicht mehr vorhandenen Wein gewöhnt habe. Regelmäßig besuche ich die AA-Meetings und habe die komfortabele Situation, in einer Stadt zu leben, in der es täglich mindestens ein Meeting gibt. Ich habe noch niemals zuvor eine Gruppe so netter und grundehrlicher Menschen erlebt.
Ich wünsche dir und mir, dass wir es schaffen, endlich ohne diese entsetzliche Krücke glücklich zu werden.
Toll, dass du schon 6 Wochen geschafft hast! Du wirst sehen, jeder Tag geht leichter. Ich bin jetzt bald seit 6 Monaten trocken und ich verlier die Angst vor den Situationen die du beschreibst. Ich trinke einfach nicht und bin niemanden eine Erklärung schuldig. Als Antwort tut es ein, "nein danke" und auf die Frage warum nicht, ein einfaches "ich trinke einfach keinen Alkohol". Aber ich würde auch jederzeit sagen, dass ich trockene Alkoholikerin bin. Ich kann inzwischen dazu stehen und darum habe ich keinen Rechtfertigungsdruck mehr. Das entlastet.
Gut dass du den Weg hierher gefunden hast. Das Lesen hier hilft ungemein, wenn einen selten aber doch ein Teufelchen beschleicht.
so lange es Dir schwer fällt, gefragt zu werden, warum Du nix trinkst, sag doch einfach ich trinke momentan (heute, zur Zeit) keinen Alkohol - das ist nicht gelogen und entfacht erfahrungsgemäß nicht so große Diskussionen. Wenn jemand es ganz genau wissen will sagst Du - ich tu zur Zeit mal etwas für meine Gesundheit oder ähnlich ... Punkt fertig. Keine Rechtfertigung oder großen Erklärungen.
Und da Dich jeder trockene Tag stabiler und ein bißchen selbstsicherer macht, wirst Du vielleicht auch damit eines Tages ganz anders umgehen wollen/können!
ich bin jetzt auch seit 6 Wochen trocken und habe die selben Probleme. Ich wurde auch schon gefragt, warum ich denn mein sonst so geliebtes Feierabendbier verschmähen würde, z. B. auf Geburtstagsfeiern.
Mein Argument: Ich habe die letzte Zeit zuviel getrunken, ich möchte jetzt erstmal kürzertreten. Dieses Argument wurde von Jedermann so akzeptiert und keiner hat weiter nachgefragt.
Jedes Mal, wenn ich so eine Situation überstanden habe, fühle ich mich besser und selbstbewußter - auch das Nein-Sagen muß man erst lernen - nicht nur im Bezug auf den Alkohol. Es sind eben gaaaaanz viele kleine Schritte auf dem Weg in die wirkliche Trockenheit.
Ich wünsche Dir - und mir natürlich auch - ganz viel Kraft auf dem Weg dahin
Zuerst mal, ich bin auch 39 und blond, nur nicht wie du verheiratet . Ich trinke seit dem 26.10.02 keinen Alkohol mehr und hatte wie du anfänglich die gleichen Probleme, das gleiche Denken. Für mich war es nicht zumutbar, mich in Situationen zu begeben, die ich nur trinkend kannte, wie zb Kneipen, Diskos etc. Ich konnte es einfach nicht und habe mich da sehr zurückgezogen, auch von meinem Bekanntenkreis, zumindest von denen, die ich sowieso nur aus der Kneipe kannte. Treffen im Familienkreis, engerer Freundeskreis machte mir nicht soviel aus. Einmal habe ich einem alten Bekannten erzählt, das ich keinen Alkohol mehr trinke und in eine SHG gehe, der meinte dann nur, "Bea, jeder der dich kennt, weiß, das du zuviel trinkst" ! So ist es wohl auch gewesen und wenn man genau den Leuten erzählt, man trinkt jetzt keinen Alkohol mehr, sind diese doch auch positiv überrascht, so ist jedenfalls meine Erfahrung.
Aber dir geht es ja mehr um das Gefühl, und wie gesagt, das hatte ich auch, dieses Gefühl "nackt" zu sein ( ich klaue das jetzt mal so von Anouscka, die das auch beschreibt in einem thread) inmitten von vielen Menschen. Das hat bei mir erst nach ca 1 1/2 Jahren nachgelassen und jetzt fühle ich mich "gestärkt" und selbstbewußt genug. Am Samstag war ich zum ersten Mal bewußt mit einem Bekannten, der mich aus Saufzeiten noch kennt, auf einem Konzert, wo mir klar war, ich treffe viele Bekannte Gesichter. Also genau die Situation, die ich solange vermieden habe. Und was soll ich sagen, es war einfach nur toll ! Ich konnte mit Leuten reden, ich bekam auch etwas vom Auftritt mit ( nicht wie früher nur begrenzter Blick auf das Bierglas und die Zigarette) und fühlte mich insgesamt einfach nur wohl. Wieder einmal merkte ich, das eigendlich nur ich mich immer so zudröhnte, die Mehrzahl der Leute auf diesem Fest waren nicht massiv betrunken, nur vereinzelte und zu denen gehörte früher ja auch ich. Jedenfalls war das eine sehr schöne Erfahrung für mich.
Und Blondie, bis ich das konnte verging eben einfach Zeit, aber für nichts in der Welt wollte ich wieder anfangen zu saufen, dann war diese "einsame" Zeit eben die Zeit, die ich für mich gebraucht habe um mich auch nüchtern kennenzulernen, und : Jede Minute davon war es wert ! Ich glaube du verstehst, was ich meine.
ich bin blond und verheiratet, allerdings ein paar Jährchen mehr als 39....
Nichtsdestotrotz.
Und auch ich kann dir diese Anfangszeit gut nachfühlen. Die Unsicherheit und das Grauen vor Festen wie Weihnachten, Silvester etc. Das Zusammentreffen mit Leuten, mit denen du vor noch nicht allzu langer Zeit fröhlich einen gezwitschert hast.
Ich kann dir - ähnlich wie Bea - empfehlen, einfach mal etwas Abstand zu nehmen. Und wo es nicht geht, Ausreden zu benutzen. Das ist am Anfang am leichtesten.
Ich kann mich noch gut an die erstaunten Fragen erinnern, wenn ich das übliche Schampusglas unter "Damenkränzchen" ablehnte.... "aber du hast doch sonst ganz gern....". Meine Antwort war "Heute nicht". Das wurde angenommen und man wandte sich anderen Dingen zu. Ich sass zunächst einmal etwas unsicher da, überlegte, ob ich wohl rot angelaufen war vor Verlegenheit, denn innerlich ist es mir immer ganz heiss geworden. Ich dachte, jeder und alle wissen Bescheid.
Aber es ist meistens ganz anders als man denkt.
Das lehrt einen die Erfahrung nach einer gewissen Zeit. Und da ist 1 1/2 oder 2 Jahre Trockenheit ein guter Massstab.
Rückenstärkung habe ich mir damals IMMER bei AA geholt. Vor jeder Einladung, die ich nicht absagen konnte, die ich meines Mannes wegen annehmen musste und wenn auch in Schicki-Micki, aber trotzdem in trinkfreudiger Umgebung verbringen musste, holte ich mir entweder in Meetings oder durch Telefonate mit AA-Leuten, Unterstützung, Tipps. So gestärkt hatte ich zwar Herzklopfen und war unsicher, aber dennoch sicher genug, um alles höflich aber bestimmt abzulehnen, was mir nicht gut tat. Das waren dann auch Desserts, die vor Alkohol troffen etc.
Ich kann dir wirklich Mut machen, dass das NEUE LEBEN immer leichter wird. Wenigstens was solche Dinge betreffen. Du bekommst im Laufe der Zeit eine grosse Sicherheit, ein Selbstbewusstsein und eine Ausstrahlung, die deine Gegenüber zu keiner Frage des Warums mehr veranlassen.
Also diese Erfahrung habe ich gemacht. Und mit mir haben die gleichen Erfahrungen auch alle anderen Betroffenen gemacht, mit denen ich damals zu tun hatte. Das waren ausschliesslich AA-Leute.
Am Anfang - also so ca. 1 Jahr - hat es mir sehr geholfen, dass auch mein Partner in meiner Gegenwart nichts getrunken hat, dass kein Alkohol im Haus war.
Auch das hat sich relativiert. Wegen mir muss niemand mehr auf sein "Viertele", seinen Sherry oder sein Bier verzichten. Angetrunkene Leute meide ich, denn sie langweilen mich. Aber ich werde schon lange mit solchen garnicht mehr konfrontiert.
Das NEUE LEBEN mag zwar nicht leicht sein, aber es lohnt sich auf alle Fälle.
@Ramona Du hast Recht ! Mein Mann freut sich riesig, daß ich nicht mehr trinke. Er unterstützt mich wo er nur kann. In meine Denkweise kann er sich natürlich nicht reinversetzen, deshalb suche ich die Hilfe auch hier. (Ich habe übrigens einen schwarz-weißen Kater)
@nick Mein Beruf hat mich auch vom "mehrsaufen" abgehalten, wenn ich Urlaub hatte oder krank war, dann hab ich auch tagsüber schon getrunken, aber nie im Büro ! Ich war auf Feiern auch immer der lustige Typ. Nun graut mir natürlich davor eine Feier nüchtern durchzustehen. Du sagst, daß Du Dich körperlich nicht besser fühlst. Bist Du nicht nach ein paar Flaschen schneller müde gewesen oder morgens zu träge zum Aufstehen ? Ich komme nun morgens viel besser hoch. Morgen gehe ich zum ersten AA Meeting. Ich lebe auch in der Großstadt und habe da mehrere Adressen.
@Alexandra Ich bewundere Dich, daß Du sagen kannst, daß Du trockene Alkoholikerin bist. Ich muß noch viele Hürden nehmen, bis ich das vielleicht auch mal sagen kann.
@mohnfeld Der Typ mit der Gesundheit ist gut. Ich werde wohl wirklich erstmal Ausreden benutzen bis ich stärker bin.
@BellaT Mir stehen leider noch viele Situationen bevor. Am Mittwoch ist der nächste Schritt, auf einer Geburtstagsfeier. Etwas mulmig ist mir schon.
@Bea Im Familienkreis bekomme ich Rückhalt, auch meine beste Freundin weiß Bescheid, tja, nun kommen nach und nach die Treffen mit den Bekannten. Wie ich schon vorhin sagte: Es wird ein Hürdenlauf. Klasse, daß Du das Konzert so toll gemeistert hast !
@Miezekatz Die Situation rot auzulaufen kenne ich leider zur genüge in anderen Situationen. Das wird mir unter Garantie auch passieren. Ich hoffe eine nette AA-Gruppe zu finden, wo ich mein Selbstbewußtsein stärken kann.
Ich hab die Geburtstagsfeier recht gut überstanden. Als ich beim ersten Mal gesagt habe, ich möchte Wasser war es noch okay, aber nach dem Essen wurde ich wieder gefragt und dann kam der Spruch, "Wieso ? du trinkst doch sonst immer Weißwein, naja, dann laß ich ihn stehen, bis du das nächste Mal wieder kommst." Tja, nun habe ich die Erklärung verschoben und sitze wohl nä. Mal auch wieder unglücklich da. Ich hoffe, daß es mir dann seelisch schon besser geht.
Am Dienstag war ich das erste Mal beim AA-Meeting. Nächste Woche gehe ich auf alle Fälle wieder hin. Es hat mir sehr geholfen unter gleichen zu sein.
auch ich bin 39 Jahre und blond, Glückwunsch das Du es schon soweit gebracht hast, ich stehe noch ganz am Anfang meine Säuferkarriere zu beenden, genau genommen habe ich es mir ab heute ganz ganz feste vorgenommen "aufzuhören"!!! Wenn ich das was Du und einige andere hier so schreiben, lese graut es mir ein wenig, da das alles wohl auch irgendwann früher oder später auf mich zu kommt, trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich es schaffen muss, da sonst sicher mein Leben ganz den Bach hinunter geht. Statt heute mein übliches Konsum an Bier in mich hinein zu kippen, sitze ich den ganzen Abend hier vor dem PC und lese im Forum oder schreibe gelegentlich was, muss sagen im Moment hilft es mir, meine Motivation ist Recht groß.
Wünsche Dir weiterhin ganz viel Kraft die Zeit "danach" durchzustehen, vorallem aber auch viel Erfolg !!!
Danke für Deine Wünsche. Ich wünsche Dir auch viel Kraft. Ich bin nun in meiner 9. trocknen Woche. Das schaffst Du auch. Ich lerne ständig dazu, auch viel durch die Beiträge hier.
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Saufnix-Chat
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Nun graut mir natürlich davor eine Feier nüchtern durchzustehen.
