Liebe Boardmitglieder Heute möchte ich gerne ein neues Thema aufgreifen mit der Bitte um rege Beteiligung.Ich kann mich gut an die ersten Besuche Während und nach meiner Entgiftung erinnern.Als Neuling mußte ich mich erst einmal vorstellen und wenn ich es möchte auch ein wenig von mir und meinen Leben,sowie von meiner Familie und meinen Job berichten.Natürlich brauchte ich einige Zeit und einige Gruppenbesuche bis ich das nötige Vertrauen aufbauen konnte um mich zu offenbaren.Doch als es zur Frage nach meinen Beruf kam..nun ich arbeite in der Gastronomie und zwar an vorderster Front,also d.h. öffnen,einschenken und servieren von alkoholischen Getränken ...wurde es hörbar lauter in der Runde.Fast"Alle" gaben mir den Rat meinen Job an den Nagel zu hängen und für eine alkoholfreie Zone zusorgen.Das sagt sich so leicht,aber ich bin über 28 Jahre in unserem Hause tätig und gehe auf die 50zig zu..was soll ich dann machen?Also bin ich im Job und bei der Firma geblieben..und das ist jetzt 21/2 jahre her ..und ich bin TROCKEN!Ich habe mir immer wieder gesagt Job ist Job..und Schnaps ist Schnaps,und den wollte ich nicht mehr trinken,zugeben..in der ersten Zeit ist es mir auch schwer gefallen..ich kann mich heute noch ganzgenau daran erinnern,wie unser Küchenchef nach Feierabend sich genüßlich ein Weizenbier runterkippte und ich im Geiste mitgeschluck habe.Ich bin regelmäßig ,machmal 3mal die Woche in die Gruppe gegangen um ja nicht wieder rückfällig zu werden.Ich denke das die Gruppe und auch die Wetten die dort teilweise gegen mich abgeschlossen wurden doch in mir Wut und Zorn und das Gefühl" Denen" werde ich es schon zeigen,,,mir sehr geholfen haben über die ersten Monate trocken zu werden.Wichtig war auch dei Tatsache das ich mich in meiner Firma geoutet habe,so das Alle auf mich acht gaben.Heute fällt es mir nicht mehr schwer meine Aufgaben zu erfüllen ohne ständig an Alkohol zu denken.und das es super. liebe Grüße Detlef

Hi Detlef !

Was mich ein bißchen irritiert ist die Überschrift deines Threads, willst du wissen, wie andere in ihrem Beruf "alkoholtechnisch" konfrontiert sind, oder willst du im Speziellen über deine Situation diskutieren ?

Ich gehe mal von letzterem aus.
Ich saß immer nur als trinkender Kunde in der Gastronomie, nicht als "Lieferer".
Kann mir aber schon vorstellen, das das schwierig ist.
Am schwierigsten sicher wenn man früher sein bester Kunde war und immer fleißig mitgetrunken hat.
Also sich seinen eigenen Trinksituationen immer wieder aussetzen muß.
Oder das Zusehen wie andere mehr und mehr lull und lall werden.
Da hätte ich sicher so meine Probleme, ich mußte solche Kneipengänge für mich selbst meiden.

Gruß
Bea

Hallo Detlef,

mal ganz ehrlich: Ich finde es gut, dass Du Deinen Job weiter gemacht hast! Für mich macht es keinen Unterschied, ob man als Gastronom den "Stoff" unter die Leute bringt oder - auf der anderen Seite als Konsument - das Mittel hingestellt bekommt. Die Realität sieht doch so aus, dass wir immer und überall mit dem Suchtmittel konfrontiert werden, ob nun daheim beim Fernsehen, beim Einkaufen, im Park...
Natürlich stellt es auch eine gewisse Gefahr dar, gerade wenn man vielleicht noch nicht so gefestigt ist. Dennoch: Die Gruppenmitglieder, die Dir da geraten haben, den Job an den Nagel zu hängen sind vermutlich in ihren Gedanken "nasser" als Du, denn sie verkennen ganz vehement die oben erwähnte Realität: Alkohol IST überall!

Ich möchte ein Beispiel aus meiner Gruppenpraxis nennen: Ein Mann saß in der Gruppe und gab im Gespräch an, dass er sich nicht sicher sei, wo er stünde. Er probiere bereits seit einigen Monaten, wie er meinte erfolgreich, das kontrollierte Trinken aus, wolle sich aber trotzdem in einer Selbsthilfegruppe informieren.
Die Gruppe reagierte mit dem von Dir erwähnten "Raunen": Das wäre unmöglich, dass ein Gruppenbesucher kontrolliert trinken könne etc. pp.

Eine Woche später: Der kontrollierte Trinker war nicht da (er war bis heute nicht mehr in der Gruppe). Eine Frau meldete sich zu Wort und verlangte, dass in dieser Gruppe NIE mehr über kontrolliertes Trinken geredet werden soll. Eine kontroverse Diskussion ohne wirkliches Endergebnis folgte....

Noch eine Woche Später: Die Frau hatte einen Rückfall! Sie begründete diesen damit, dass der kontrollierte Trinker an diesem Rückfall schuld gewesen wäre, denn der Gedanke an kontrolliertes Trinken sei ihr nicht mehr aus dem Kopf gegangen!

Aus meiner Sicht ist das ebenso totaler Quatsch! Nicht der "kontrollierte Trinker" ist Schuld an ihrem Rückfall. Vielmehr hat sich die Frau auf Kosten dieses Mannes ihr Gewissen erleichert. Klar war ihr bewusst, dass sie mit Alkohol nicht umgehen kann, aber die Entscheidung GEGEN den Alkohol glich bei genauerer Betrachtung eher dem so oft anzutreffenden Kampf, der da heißt: Ich DARF nicht mehr trinken! Kein Mensch wird bei diesem Kampf auf Dauer die Oberhand behalten.

Abgesehen davon: Wenn ich die These von oben (Alkohol ist überall) nochmal bemühen darf: Wenn dieser eine Mann Schuld an dem Rückfall hätte, dann wäre es im Grunde das Hintertürchen, das mir erlaubt, die halbe deutsche Gesellschaft für einen Rückfall verantwortlich zu machen. Direkt neben meinem Haus befindet sich ein Biergarten. Jeden Tag mit Ausnahme des Montags müsste ich den totalen Saufdruck schieben.....

Nochmals Hut ab, dass Du dich FÜR Deinen Job entschieden hast! Es ist sicher nicht immer leicht so direkt an der "Front". Doch auf der anderen Seite erlebst Du jeden Tag den einen oder anderen Menschen, der Dir - sozusagen als abschreckendes Beispiel - zeigt, welchen Vorteil Dir deine Abstinenz bringt.

Weiter so, Detlef

Gruß an alle,

Martin