Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Saufnix  
Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 5 Antworten
und wurde 665 mal aufgerufen
 Board - Chat
Vogelfrau ( gelöscht )
Beiträge:

05.10.2003 18:30
RE: Alkohol und Kreativität Zitat · Antworten

Hi Alle!
Dass es ein Mythos ist, dass Alkohol(ismus) die Kreativität fördert (auch wenn es da durchaus Highlight-Momente gibt), ist mir schon lange klar. Trotzdem habe ich nach jetzt 64 Tagen Nichttrinken (wow!) das Problem, dass ich merke, dass ich meine Kunst (mache Plastiken) nüchtern anfange im Tun zu "kontrollieren", d.g. was mir mit Alkohol möglich war, das "Los-" und einfach Geschehenlassen, funktioniert ohne Alk nicht. Plötzlich ist das Tun "anstrengend", es stellt sich sowas wie ein permanenter Erfolgsdruck ein und die ganze Lust und Freude sind irgendwie verschwunden. Kennt das jemand von Euch auch? Ist das (hoffentlich) ein vorübergehender Zustand? Für mich ist das sehr gefährlich, denn die Kunst ist (nach meinen Söhnen) für mich das wichtigste in meiner Welt und ich habe angst, dass ich irgendwann wieder saufe, um zu diesem "Flow"-Zustand zurückzukehren. Wäre schön, wenn mir jemand antwortet.
Liebe Grüße
von der Vogelfrau


Ameise Offline




Beiträge: 1.110

05.10.2003 21:59
#2 RE: Alkohol und Kreativität Zitat · Antworten

Hallo Vogelfrau,

vielleicht kannst Du ja das Thema Trockenheit und alles, was Dich damit beschäftigt, in Deinen Arbeiten umsetzen? Wäre doch auch irgendwie eine Herausforderung. Vielleicht ein Versuch?

Ich hielt mich auch immer für viel kreativer, wenn ich angetrunken war. Aber irgendwie war diese Kreativität nur in meinem Kopf. Ich habe immer viel geschrieben - meistens hielt ich das, was ich angetrunken noch für völlig genial hielt, im nüchternen Zustand gar nicht mehr so toll - eher etwas überspannt und letztendlich ziemlich mittelmäßig.

Wenn man nichts mehr trinkt, ändert sich so vieles im Gefühlsleben - ich denke, daß das auch eine Form der Kreativität ist. Das "sich wandeln" , "nicht stehen bleiben", "sich verändern" - es passiert so viel mit einem selbst. Das müßte man doch auch irgendwie in eine Kunstform bringen können.

Vielleicht nur mal so als Idee.

Liebe Grüße


[f1][ Editiert von Ameise am: 05.10.2003 22:05 ][/f]


lyle ( gelöscht )
Beiträge:

29.10.2003 18:10
#3 RE: Alkohol und Kreativität Zitat · Antworten

bei mir war es so: meine Kreativität kannte ich nur mit alkohol, die beiden dinge waren unmittelbar miteinander verknüpft. Sprich: wenn ich Musik gemacht habe, dann war immer irgendwie eine Flasche dabei, gar nicht mal unbedingt viel im sinne von saufen, aber schon genug um blumig zu werden, um loslassen zu können umd mich frei zu fühlen. Ich konnte mich in einen besonderen Schaffens-Rausch steigern und die Ergebnisse von damals (ich schreibe Lieder) waren, aus meiner heutigen Sicht, teilweise ganz großartig.
Irgendwann merkte ich, dass ich ohne alkohol nicht kreativ sein konnte. In meinem Suchtdenken war es irgendwie klar das beides zusammengehört. Ich habe dann merkwürdigerweise und für mich heute nicht recht erklärlich, aufgehört Musik zu machen, weil micht diese Kausalität verschreckte.
Nach Entzug und Entwöhnungsphase traute ich mich nicht an die Musik ran, meine alten Lieder wollte ich nicht hören, weil diese Kausalität im Kopf (nun von der anderen Seite des Ufers gesehen) immer noch fortbestand.

Das brauchte wie fast alles, was mit dem trockenwerden zu tun hat, Zeit. Durch Zufall kam ich wieder ans Klavier und erinnerte mich an den Spaß, den das Musikmachen bereitet. ich steigerte mich hineien, es fielen mir neue Dinge ein, ich spielte die alten Lieder. Ich hatte die alte Kausalität einfach vergessen, je länger man trocken lebt, desto weniger spielt der Alkohol ja eine Rolle in deinem Leben, es wird dir schlicht egal, dass Du nichts mehr trinken darfst, weil du es gar nicht mehr vermißt. Und irgendwann, wirklich erst Stunden später dachte ich: ja und Alkohol und Kreativität? und es war mir sowas von egal. Es hatte nichts miteinander zu tun.

Natürlich kann ich es hören, was trocken und was naß aufgenommen wurde, ich merke es auch an den Kompositionen und sehr stark an den Texten (diese fatalistische, melancholische Düsternis von damals bekomme ich nicht mehr hin. nur: ich suche sie auch nicht mehr) Die trunkenen Lieder sind tatsächlich manchmal in Ansätzen genialer, etwas chaotischer, weniger geplant. Aber es ist auch häufig kürzer gedacht, immer etwas unfertig und geschlampt. Für Fremde und auch für meine Mitmusiker (die teilweise gar nicht wissen, dass ich alkoholiker bin) ist es aber nicht hörbar, welches Lied aus welcher Schaffensperiode stammt.

Will sagen: Kreativität braucht keinen Alkohol, er ist ein ungeheuer beschleunigender Faktor, aber du kannst sie auch so erleben und sie ist dann anders, intensiver und du kannst dich viel besser an ihr freuen, sie genießen, wenn sie eben auch ohne saufen funktioniert. Und sie hält deutlich länger an.

Ein trockene Alkoholiker muß das loslassen ohne Alk erst (wieder) lernen. Ich erlebte es dann aber wunderbar intensiv und befreiend


alea Offline



Beiträge: 115

30.10.2003 11:45
#4 RE: Alkohol und Kreativität Zitat · Antworten

Hallo Vogelfrau

Meine besten Sachen schrieb ich im Suff ! Garantiert !
Dachte ich.
Nach dem Suff - wars eine Qual ohnegleichen - alles was vorher so leicht und federnd zustande kam, ich saß da -glotzte aufs Papier oder in den PC - und da war nichts.
Kleinigkeiten, normalerweise, wurden zu unüberwindlichen Achttausendern.

Es ändert sich, aber nicht ab dem Moment, wo Du nicht mehr trinkst. Das alleine bringt die - irgendwann unter Trümmern begrabene Lebensfreude - nicht wieder.
Die Flasche war da, um die Leere auszufüllen - womit kannst Du das ersetzen ohne Herrn Barleycorn zu huldigen ?
Das ist ein langer Weg - weil "wir" es nicht gelernt haben.
(Äh, den sogennanten "konstruktiven Umgang" usw....) Ich glaube auch nicht, dass es vollständig gelingen wird. Aber teilweise. Den Rest: bemühe ich mich so zu nehmen wie es ist - was nicht immer so funktioniert.
Es ist schwierig, denn das was "wir" taten, dem destruktiven einen Namen, nämlich Trinker, Junkie, Schnüffler usw, zu geben - beinhaltet(e) auch viel Kraft, Energie, investiert in Täuschung, Selbsttäuschung, Lüge, oft kunstvoll gesponnene Lebenskrücken, und das über Jahre hindurch - sinnlos verschleudert.
Wie "ändere" ich mich, behalte aber die Kraft ?!

alea


ShoX ( gelöscht )
Beiträge:

13.12.2003 00:04
#5 RE: Alkohol und Kreativität Zitat · Antworten

hallo!


Biene ( gelöscht )
Beiträge:

13.12.2003 12:53
#6 RE: Alkohol und Kreativität Zitat · Antworten

Hallo Vogelfrau,

das denkende Ding da auf meinem Kopf möchte ich auch oftmals gern per Knopfdruck ausschalten können...

Da das nicht funktionniert und die Flasche nicht mehr hipp ist,lenke ich meinen Geist mit Musik ab.
Funktionniert prima und bei den Gregorians oder Ähnlichem komme ich auch ohne Alk in den Flow-Zustand.


 Sprung  
disconnected Saufnix-Chat Mitglieder Online 0
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz