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Saufnix  
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Dieses Thema hat 133 Antworten
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 Deine eigene Alkoholkarriere
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Gast ( gelöscht )
Beiträge:

19.03.2003 21:24
#91 RE: Hallo Tommie, was wäre wenn ? Zitat · Antworten

Ich erinnere einen Nachmittag an der Küste...

Es war schweinekalt, sehr stürmisch, SAUWETTER.

Da waren eine liebe Frau und ein kleiner Hund, und ich...

Stundenlang sind wir auf dem Deich gelaufen, einfach nur "laufen", ohne Ziel.

Nach sehr vielen Stunden, nach langen Gesprächen war auf einmal "Sendepause", wir hatten alles besprochen, keine Worte mehr.

Wir haben uns die Arme genommen, wir waren "zusammen", diese Gefühl war mir vorher völlig fremd, unbekannt...

Dort umarmten wir uns sicher sehr lange, Worte waren überflüssig, was soll man auch sagen.

Die Frau ist eine von der starken Sorte, hat ihre Sucht gemeistert, die Frau ist trocken.

Diese Umarmung auf dem Deich war wunderschön, ich vermisse solche "Glücksgefühle", nur ohne Alk wird es solche Momente geben, vielleicht auch für mich...

M (sakini)


tommie Offline




Beiträge: 10.595

19.03.2003 21:36
#92 RE: Hallo Tommie, was wäre wenn ? Zitat · Antworten

Hi M(sakini) ,

das einzige, das in den Beitrag nicht passt ist das viertletzte Wort ...

tommie


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

19.03.2003 22:05
#93 RE: Hallo Tommie, was wäre wenn ? Zitat · Antworten

tommie, es geht mir schlecht.

Die paar wenigen Biere, die ich noch vertrage, die "würge" ich zur Hälfte wieder raus, die bleiben nicht mehr "drin".

Vor Jahren brauchte ich mindestens 12 halbe Liter Bier, um den "Knacks im Kopf" zu spüren, heute fange ich nach der dritten Flasche an zu würgen, es geht nichts mehr "rein".

Meine "Tage" verdämmere ich im Bett, die "Nächte" im Internet...

M.(sakini)

P.S. Ich bemühe mich um korrekte Rechtschreibung, sehr viel mehr habe ich hier nicht auf der Pfanne, meine Postings sollen ja lesbar bleiben...


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

20.03.2003 00:04
#94 RE: Hallo Tommie, was wäre wenn ? Zitat · Antworten

Da ist noch immer diese Frau und ich, diese Umarmung auf dem Deich...

Die Lady ist knallhart, wie trockene Alkis eben so sind, sie ist aber auch ein sehr "weicher" Mensch, sehr gefühlig, auf der Suche...

Ich sollte die Lady mal wieder anrufen, es könnte mir nicht schaden...

M (sakini)

P.S. Wer mal eine "Umarmung" vermisst, der sei hier gerne virtuell "umärmelt", soviel Zeit hab ich...

NO WAR !


Miezekatz Offline




Beiträge: 731

20.03.2003 18:29
#95 RE: Hallo Tommie, was wäre wenn ? Zitat · Antworten

Liebes Vanillekipferl,

ich finde es wunderbar, dass du überhaupt solche Glücksmomente fühlen kannst. Auch wenn das ganz für dich alleine ist. Weisst du, wem kannst du das schon so vermitteln, was du grad fühlst, dass derjenige das dann auch versteht? Wenn du Pech hast, guckt dich dein Gegenüber verständnislos an und dann bist du frustriert....


Da ist es besser - finde ich wenigstens - dieses Kribbeln und diesen Überschwang mit sich selbst und niemand anderm zu teilen. Es ist ein beschwingendes, tief lebendiges Gefühl, das dich in Einklang mit allem was ist bringt.



Ich beglückwünsche dich dazu!!!


Viele Grüsse!!


Waschbaer Offline



Beiträge: 115

21.03.2003 18:15
#96 RE: Hallo Tommie, was wäre wenn ? Zitat · Antworten

Überschwang der Gefühle und dann mit niemandem teilen....das kenn ich nur zur gut. Etwas mit sich selbst teilen ist langweilig....aber vielleicht möglich und erstrebenswert....aber dazu gibt es keine Anleitung.

Sakini, Dich hier wieder zu lesen ist für mich befremdlich.....tut mir fast körperlich weh, nicht Deine Worte, die verstehe ich sehr gut, aber Dein "Gast" - Loggin und dann deine Vergangenheit hier.....aber das sind meine Schmerzen - vielleicht der Spiegel, in den ich schau.

Waschbaer (hart arbeitend, aber trotzdem sich niemals ein Motorrad leisten könnend)


duennerwolf Offline




Beiträge: 445

26.03.2003 23:55
#97 RE: Hallo Tommie, was wäre wenn ? Zitat · Antworten

Eigentlich wollte ich doch nur einen Tag mit einem amerikanischen Moped fahren.
Da ich aber im Moment nicht auf Sachen stehe, die aus den USA kommen, bin ich in einem Anfall vonlosgezogen und habe mir einen gebrauchten japanischen Reiskocher gekauft.
Heute bin ich zum ersten Mal seit Jahren wieder gefahren, nüchtern, entspannt, zufrieden und doch voll konzentriert.
Warum habe ich während der Fahrt bloß gelächelt?
Nicht ganz so gut kam da die Sache mit dem Essen am letzten Wochenende. Aus Freude über den ersten trockenen Monat Essen beim Lieblingsitaliener geholt, Deckel auf und eine riesige Wolke Weißweinduft schwebt im Raum. Neuer Koch, neues Glück.
Panik !
Trotzdem habe ich gegessen, alles hat auch ganz gut geschmeckt, nur dieser blöde leichte Weingeschmack.
Dann das warten ob etwas passiert, ob der Wunsch nach dem ersten Glas kommt. Mensch war ich nervös. Aber nur bis mir klar wurde, dass nicht der Gedanke an Alkohol mich nervös machte, sondern der Gedanke an alles was ich über Rückfall auslöser gehört und gelesen hatte. Nach wie vor interessierte mich der Alkohol nicht und es wurde mir klar, dass er mich nicht wieder erwischt, wenn ich ihn nicht will, ihn nach wie vor ignoriere und links liegen lasse.
Es ist mir aber auch bewusst, dass der Alkohol wärend meines ganzen Lebens auf mich lauert, dass er geduldig auf meinen schwachen Moment wartet, dass er mich wieder erwischen wird, wenn ich nicht ständig auf der Hut bin.
Also muss ich einfach aufpassen, dann wirds schon klappen, Tag für Tag.


Rosa Krebs Offline




Beiträge: 436

27.03.2003 07:57
#98 RE: Hallo Tommie, was wäre wenn ? Zitat · Antworten

Auch ich liebe es durch die Gegend zu fahren. Serpentinen rauf und runter. Kenne jeden Alpenpass in der Schweiz in- und auswendig. Habe kein Motorrad, sondern ein Cabrio. Ich liebe Berge, Täler, Wälder, kleine Dörfer und eine herrliche Fernsicht. Das ist einfach überwältigend.
Alle Sorgen vergessen nur Fühlen und Spüren (sogar sich selbst). Wie klein ist der Mensch und sein Problem gemessen an der Unendlichkeit. Ich frage mich dann immer, warum ich mir das angetan habe. Warum habe ich nicht aufgehört zu trinken, als ich merkte, dass es zu einem Problem wird. Warum habe ich gewartet bis es zur Sucht wurde?
Und jetzt, da ich das geschrieben habe – kämpfe ich im Moment gegen den Drang an etwas zu trinken. Mein Gott wie verrückt!! Ich muss meinen 9. trockenen Tag unbedingt überstehen. Ich weiß morgen sieht alles wieder ganz anders aus.

Rosa Krebs


Sualk Offline




Beiträge: 25

27.03.2003 09:28
#99 RE: Hallo Tommie, was wäre wenn ? Zitat · Antworten

Hallo Rosa.

Ich wünsche dir, dass du deinen neunten Tag gut überstehst!!!!!

Es ist viel schöner das Leben Nüchtern zu betrachten und deine Touren, mit deinem Cabrio, sind Nüchtern noch schöner.
Je klarer der Kopf und die Gefühle werden, um so berauschender sind Naturerlebnisse - ich kann da bloß aus eigener Erfahrung sprechen

Ich liebe das Leben mittlerweile so sehr, dass ich das Bedürfnis nach Alkohol oder anderen Bewußtseinsverändernden Mittel nur noch sehr selten spüre. Wenn ich in solchen Momenten einen etwaigen Rückfall konsequent zu Ende denke, weiß ich wo ich Enden werde (Parkbank, Klapse oder ähnliches), dieses tiefe Wissen und die auftauchenden Bilder halten mich in solchen Situationen vom trinken ab.

Ich wünsche dir einen wunderschönen Frühlings Tag.

Bis gleich

Klaus (mehrfachabhängig und zufrieden abstinent) [f1][ Editiert am: 27-03-2003 9:31 ][/f]


Rosa Krebs Offline




Beiträge: 436

27.03.2003 10:55
#100 RE: Hallo Tommie, was wäre wenn ? Zitat · Antworten

Danke Sualk,

habe Deinen Beitrag X-mal gelesen.
Ja, nüchtern die Natur zu genießen und frei zu sein, ist das schönste was es gibt auf der Welt.
Aber der Alk-Teufel flüstert halt noch in mir. Ein Gläschen nur so zur Beruhigung.
Morgen habe ich einen schlimmen Tag vor mir und gerate heute schon in Panik - Trauerfeier, Beerdigung, Leichenschmaus (was für ein scheußliches Wort). Kann ich mich zurück halten und kein letztes Glas auf Ihn mit zu trinken.
Werde aber diese Worte mir leise immer und immer wieder vorsagen – tu es nicht, du weißt wo es enden wird.
Danke!!!
Und verrechnet habe ich mich auch noch – heute ist mein 10. trockener Tag.

Rosa Krebs


Sualk Offline




Beiträge: 25

27.03.2003 11:47
#101 RE: Hallo Tommie, was wäre wenn ? Zitat · Antworten

Hallo Rosa.

Ich schicke dir folgen Artikel der auf unserer HP www.lichtblick-in-bielefeld.de veröffentlicht ist.

Vielleicht hilft dir der Artikel abei, dir ein etwas klares Bild zum Thema Rückfall (Suchtdruck) zu machen.

Ich wünsche dir viel Kraft.

Bis gleich

Klaus (mehrfachabhängig und zufrieden abstinent)




Zufriedene Abstinenz – Können Alkoholkranke ohne Alkohol überhaupt noch glücklich sein?

(1. Teil)

von Wolfgang Weikert

Eine Warnung vorab: Wenn Sie diesen Artikel in die Hand genommen haben und lesen wollen, wie man auf leichte und einfache Art und Weise „zufrieden abstinent“ werden kann, muss ich Sie gleich enttäuschen. Dieser Beitrag soll zwar Hinweise und Anregungen für eine zufriedene Abstinenz vermitteln, aber leider geht dies nicht ganz ohne Anstrengungen ab. Wer von Ihnen lieber leicht und locker trocken werden will und dabei jede Anstrengung scheut, sollte lieber nicht weiterlesen. Zufriedenheit mit sich selbst und seiner eigenen Lebensführung kann man meiner Meinung nach nur erreichen, wenn man bereit ist, sich selbst und seine Ansichten zeitweilig in Frage zu stellen, kritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls auch zu verändern. Das gilt nicht nur für eine abstinente Lebensweise, sondern auch für andere Lebensbereiche.

Die meisten unserer Patienten erleben gerade zu Beginn einer stationären Therapie den (manchmal erzwungenen) Verzicht auf Alkohol als ein Unglück, als etwas das sie bedauern und schlecht finden. Sie glauben, das Leben würde nun trostloser, dunkler und ärmer sein, als zuvor. Dahinter steckt leider das Bewußtsein, nun würde ihnen etwas wichtiges fehlen. Abstinenz wird so als Verzicht an Lebensqualität erlebt. Oftmals kommt hinzu, das sie die anderen, die noch trinken können, darum beneiden.

Ein solcher Denk- und Fühlansatz führt naturgemäß zu einer Lebensweise, bei der man sich als Aussenseiter, als jemand mit einem Defizit erlebt. Aber muss das wirklich so sein? Hinter dieser Lebenssicht steckt auch ein gut Teil unrealistische Einschätzung des Suchtmittels, von dem man sich verabschieden soll (jedenfalls meinen das die Therapeuten). Diese Patienten denken mit Wehmut an schöne Stunden zurück, die sie mit dem Alkohol erlebt haben (wollen). Sie verhalten sich so, als hätte ihre Suchtkarriere nur aus glücklichen, genußvollen und strahlenden Stunden mit dem Stoff (aus dem die Träume sind) bestanden. Sie kleben, wie ich meine, noch am Sprit, den sie in ihrer Erinnerung geradezu magische Kräfte zuschreiben.

Kaum brennt im Sommer (was ja nicht mehr so oft der Fall ist) die Sonne vom Himmel, jammern nicht wenige, vorzugsweise männliche Patienten, wie sehr sie jetzt ein „schönes, kühles Pils“ vermissen. Geht man als Therapeut auf diese Stimmungen ein, und nimmt sie ernst, dann läuft diesen Herren schon die Spucke im Mund zusammen und manch einer schielt aus dem Fenster in Richtung Berghaus, wo im Garten die Urlauber das ersehnte kühle Pils schlürfen und sich den weißen Schaum vom Mund abwischen.

„Das schöne Pils!“ Sind wir doch mal ehrlich und ich kann mit Überzeugung „wir“ sagen, weil ich vor mehr als zwanzig Jahren auch oft so argumentiert habe, war denn die Zeit mit dem Sprit wirklich so schön und so genußvoll? Machen sich Alkoholiker nicht oft in solchen Situationen etwas vor? Täuschen sie sich über die harte Realität ihrer Sucht hinweg, in dem sie die ferne, ach so ferne Vergangenheit beschwören und die nahe, so gefährlich nahe Gegenwart, zurückdrängen?

Alles fängt in der stationären Therapie an*
Patienten, die zu sehr am Alkohol kleben, die nur die positiven Seiten des Trinkens sehen wollen, schlage ich in der Regel vor, sich einmal mit beiden Seiten der Medaille zu beschäftigen:

Natürlich ist klar, dass der Alkohol auch positive Seiten gehabt haben muss, sonst würde sich ja niemand ans Trinken gewöhnen. Und man kann sich in der stationären Therapie auch damit befassen. Das ist legitim. Wer aber vorhat, nach der Therapie eine zufriedene Abstinenz zu erreichen, der täte gut daran, die andere Seite dabei nicht zu vergessen. Am Besten berücksichtigt man beide Seiten und wägt sie gegeneinander ab. Dabei können folgende Fragen helfen:

· Was hat mir das Trinken (von Alkohol) zu Beginn meiner Suchtkarriere gebracht? Was habe ich im Alkhol gesucht?

· Was hat mir das Trinken (von Alkohol) vor der Therapie gebracht? Welche Auswirkungen hatte das Trinken da auf mich?

Bei einer ehrlichen und vor allem realistischen Betrachtungsweise müsste jeder Suchtkranke an dieser Stelle feststellen, dass sich die positiven Seiten auf den Beginn der Suchtentwicklung beschränken und das die negativen Auswirkungen des Trinkens die letzte Zeit vor der Therapie bestimmen. Wenn man diese beiden Seiten gegeneinander abwägt, müsste man, etwas Ehrlichkeit und Selbstkritik vorausgesetzt, zu dem Schluß kommen: Zuletzt haben die negativen Seiten die positiven Seiten überwogen!

Nur Patienten, die sich hier selbst etwas vormachen, die mit aller Kraft am Alkohol festhalten wollen, können sich selbst so betrügen, dass die positiven Seiten, die sie vielleicht schon sehr lange gar nicht mehr erlebt haben, im Vordergrund einer solchen Analyse stehen und überwiegen.

Wer sich ernsthaft vom Alkohol oder von einem anderen Suchtmittel verabschieden will, wer ernsthaft vorhat, mit dem Trinken oder mit der Einnahme von Medikamenten Schluß zu machen, der kommt nicht darum herum, sich von diesen „Hilfsmittel“, die schon von den Rolling Stones als „Mothers little Helper“ besungen wurden, zu verabschieden. Und da ist es nicht damit getan, sich einfach vorzunehmen, „Ich trinke nicht mehr!“ Generationen von, aus meiner Sicht sehr naiven Patienten, meinen, mit diesem Vorsatz nicht mehr trinken zu wollen, sei sozusagen alles erledigt, mehr bräuchten sie nicht zu tun.

Der Abschied vom Alkohol (oder von einem anderen Suchtmittel) ist ein langwieriger, manchmal auch schmerzhafter, komplexer Prozeß. Er spielt sich nicht nur im bewußten Denken, also im Kopf ab, sondern er sollte den ganzen Menschen erfassen, vor allem seine Gefühlswelt, sein Empfinden, welches er gegenüber dem Suchtmittel hegt. Zwar geht dieser Prozeß, wie die meisten Prozesse, im Kopf los, aber eine rein intellektuelle Bearbeitung dieser Sache ist nur eine halbe Sache. Kaum jemand wird aus dem Kopf, also aus Überlegungen heraus rückfällig. Sehr viel wahrscheinlicher ist es, dass ein Rückfall aus einer unbefriedigenden emotinalen Situation heraus „passiert“.

Wie oft können wir Therapeuten in der Klinik hören, dass einer Patient, nach einer für ihn als belastend erlebten schwierigen Lebenssituation rückfällig geworden ist. Auf einer Heimfahrt, bei einer Entlassung, bei einer Trennung oder Scheidung oder sogar in einer langweiligen Situation zu Hause.

Der falsche Umgang mit den eigenen Gefühlen
Fast jeden Freitag kann man in der Klinik bei den Patienten, die sich in der Vollversammlung, die von den Patienten „Muppet show“ genannt wird, hören, wie sich ehemalige Patienten verabschieden, wie sie sich ihr Leben nach der Therapie vorstellen. In der Regel wünschen sie sich „ein zufriedenes und vor allem harmonisches Leben“ nach der Therapie. Im Klartext soll das oft heißen: „Wenn alles klappt, so wie ich mir das vorgestellt habe, wenn alles so läuft, wie ich es mir wünschen, dann kann ich abstinent bleiben“. So wird das natürlich nie formuliert, sondern es wird sich gewünscht. Aber diese Art von Wünschen ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Unsere Patienten wünschen sich meistens nämlich etwas, das es in unserer Gesellschaft gar nicht gibt, eine konfliktfreie, harmonische Lebenssituation.

Kaum sind sie zu Hause, werden diese frommen Wünsche schnell von der Realität eingeholt. Der Lebenspartner verhält sich nicht so, wie vorgestellt, der Arbeitgeber auch nicht, der erträumte Arbeitsplatz steht leider nicht zur Verfügung und die böse Welt ist nicht so toll, wie erhofft. Und nun?

Nun sind sie enttäuscht. Die unrealistisch überhöhte träumerische Vorstellung vom Alltag hält der schnöden Realität unseres Lebens nicht stand. Das damit verbundene Gefühl der Enttäuschung ist schmerzlich und mit Schmerzen und Trauer möchten die wenigsten Patienten etwas zu tun haben, dieses Gefühl wollen sie nicht. Sie wollen nur schöne, befriedigende Gefühle, möglichst sofort und jetzt und vor allem, ohne etwas dafür zu tun. Die Folge ist klar: Sie möchten diese Gefühle nicht haben, sie sind nicht bereit, für ihre Erreichung etwas zu tun, zum Beispiel dafür zu arbeiten und auch zu warten, sondern sie wollen sie weg haben, auch sofort, versteht sich. Also: Der schnellste Gefühlsveränderer, der liebe Freund Alkohol oder die gute Tablette, sie warten schon mit ihren Versprechungen. „Nimm mich, dann geht es Dir zumindest eine Weile bessser. Dann kannst Du wenigstens für ein paar Momente glauben, die Welt wäre schön!“

Unsere Umwelt, die industriell geprägte Gegenwart, ist alles andere, als schön und harmonisch. Sie ist konfliktvoll und nervig. Sie ist hektisch und bewegt, nicht einschätzbar und krisenhaft.

Patienten, die eine zufriedene Abstinenz anstreben, täten gut daran, sich auf eine solche Welt auch in der stationären Therapie vorzubereiten. Dazu gehört es auch, sich von der Illusion zu verabschieden, alles liefe so, wie wir es uns in unseren Träumen vorstellen. Träume sind okay, aber es sind eben Träume. Man darf sie nicht mit der Realität verwechseln.

Suchtkranke müssen lernen, mit sich selbst und ihren Gefühlen besser und zufriedenstellender umzugehen. Wer sich freuen will, kann das nur, wenn er auch mit der anderen Seite der Freude umgehen kann. Wer Harmonie will, muss auch mit dem Konflikt leben können und bereit sein, ihn auszuhalten und auszutragen. Wer Ruhe will, muss mit der Hektik leben können. So wie der Tag auf die Nacht folgt, besteht auch das Leben nicht nur aus Schokoladenseiten.

Zurück zum Alkohol: Natürlich gab es auch schöne Momente mit ihm, natürlich hat er auch irgendwann einmal geschmeckt, aber eben nicht nur. Alkohol hat auch andere Seiten, die dazu führen, dass man ihm verfallen kann. Er gaukelt einem die Welt so vor, wie man sie sich erträumt. Er hilft einem die Realität für Momente zu vergessen, er ist das Schmiermittel unserer geplagten Psyche. Wir mögen ihn, weil er uns hilft, zu flüchten.

Abschied vom Alkohol heißt dann auch: Wir können nicht mehr weglaufen, wir müssen uns (leider) unseren Konflikten stellen. Es geht also bei weitem nicht nur darum, die schlechten Seiten des Suchtmittels zu realisieren, sich über sie klar zu werden, sondern es geht noch viel weiter: Es geht um die Erkenntnis, dass es ohne Suchtmittel keine schnelle Fluchtmöglichkeit aus dem Alltag mehr gibt. Wir können unseren Gefühlen der Unzufriedenheit, der Unzulänglichkeit, der Trauer, dem Überdruß, der Lebensmüdigkeit nicht mehr weglaufen, wir müssen uns ihnen stellen.

Sich stellen heißt in diesem Fall: Wir müssen uns selbst auch so annehmen wie wir sind, mit allen unseren Macken und eine davon ist ohne Zweifel unsere Abhängigkeit (von einem Stoff), aber auch unsere Unfähigkeit, mit unseren eigenen Gefühlen zu leben oder besser leben zu wollen.

Wer zum Beispiel während einer Heimfahrt erleben muss, dass der Partner nicht mehr mit einem zusammenleben will und darunter leidet und in dieser Situation rückfällig wird, der will dieses Gefühl des Verlassenseins nicht aushalten. Er will die Realität, die er vermutlich mit seinem Trinken oder der Einnahme von Medikamenten selbst mit geschaffen hat, nicht sehen. Er meint aber auch, die Kompetenzen, die dazu notwendig wären, es aushalten zu können und eventuell auch lösen zu können, nicht zu haben.

Daraus ergeben sich verschiedene Schlußfolgerungen, die innerhalb einer stationären Therapie sehr wichtig werden können:

· Zum Leben und zu einer zufriedenen Abstinenz gehört das Bewußtsein, auch negatives im Leben ohne Weglaufen durch Suchtmitteleinnahme ertragen zu können.

· Aber es geht bei weitem nicht nur um das bloße Aushalten, sondern auch darum, den Konflikt, in dem ich mich befinde, lösen zu können. Und dazu brauche im Kompetenzen, die ich mir in der Klinik erwerben kann.

Zum Beispiel: Der konstruktive Umgang mit „Suchtdruck“
Die oben beschriebene Unfähigkeit, mit den eigenen Gefühlen, die als belastend erlebt werden, umzugehen und die oben ebenfalls beschriebene Neigung die positiven Erlebnisse mit dem Alkohol oder dem Suchtmittel in den Vordergrund zu stellen, führt nicht selten zu einem Gefühl, das wir als „Suchtdruck“ beschreiben.

Dieser „Suchtdruck“ besteht aber in der Regel nicht nur aus dem Gefühl, etwas als unangenehm, als belastend zu erleben, sondern auch aus einer draufgesetzten Interpretation dieser Gefühle. Gefährlich für den Suchtkranken ist dabei weniger das Gefühl selbst, sondern die Interpretation dieser Gefühle.

Die Erkenntnis ist nicht neu. Das wußten schon die alten Griechen. Epiktet, der Erfinder der Stoa, einer Schrift, die seinen Zeitgenossen helfen sollte, besser mit sich selbst und den eigenen Gefühlen und Gedanken fertig zu werden, sagte schon vor mehr als tausend Jahren: „“. Nicht das Gefühl selbst ist danach das Problem, sondern das was wir in unseren Gedanken, daraus machen.

Für die Therapie kann das bedeuten: Der Drang nach dem Stoff in einer solchen Belastungssituation ist auch der Versuch, die Gefühle zu instrumentalisieren, sie sich auf eine bequeme Art und Weise untertan zu machen. Es geht nicht mehr darum, was hat diese Gefühle ausgelöst? Was hat mein Verhalten (in der Vergangenheit zum Beispiel) mit der jetzigen Situation zu tun, sondern darum, diese, als unangenehm erlebten Gefühle als Begründung für den Alkoholkonsum zu benutzen.

Vereinfacht gesagt: Jemand hat durch sein Trinken oder die Einnahme von Medikamenten seine Partnerbeziehung über die Jahre hinweg belastet. Die Partnerin oder der Partner will das nun nicht mehr mitmachen und trennt sich. Der betroffenen Suchtkranke leidet unter dem Gefühl der Verlassenheit, will das weder wahrhaben noch aushalten, sondern es möglichst schnell weghaben. Und wie bekommt man es am schnellsten weg? Mit dem alten Freund, dem Tröster für einsame Stunden, dem Alkohol (oder der Tablette).

In solch einer Situation wird also das Gefühl „weggetrunken“ und die Realität wird „verbogen“. Sinnvoller, auch im Sinne einer zufriedenen Abstinenz wäre es, sich den, als belastend erlebten Gefühlen zu stellen, sie auszuhalten (ohne etwas zu nehmen) und ihren wahren Ursachen nachzuspüren (auch nachzufühlen).

Die Aufarbeitung der Vergangenheit in der Therapie, das Aufrollen der Lebens- und Suchtgeschichte, kann dabei helfen, mit sich selbst und dem, wie man so geworden ist, fertig zu werden und echte Alternativen zu entwickeln.

Unser Umgang mit Gefühlen wurde in unserer Herkunftsfamilie schon in den ersten Lebensjahren geprägt. Das Gefühl des Verlassensein (in der Trennungsstituation vom Partner) kann seine Ursache in ganz frühen Erfahrungen, die wir als Kleinkind mit unseren Eltern, unserer Mutter, gemacht haben, liegen. Später kamen andere Faktoren hinzu, nicht zuletzt auch die Erfahrung, das Alkohol oder andere Suchtmittel uns scheinbar halfen, mit diesem Gefühl fertig zu werden. Nur leider wird nicht zuoft dabei vergessen, dass der Alkohol oder auch andere Suchtmittel wie Medikamente, auch eine Eigendynamik entwickeln. Es kommt zu häufigen Erleichterungstrinken, zu Toleranzentwicklung und damit zu Gewöhnung und Dosissteigerung. Unser Organismus gewöhnt sich daran, regelmäßig vor allem in emotionalen Krisen mit einem „Beruhigungsmittel“ versorgt zu werden.

Körperliche und psychische Abhängigkeit vermischen sich irgendwann im Verlauf der Suchtentwicklung, sind dann kaum noch auseinander zu halten.

Hinzu kommt die Abwehr des Patienten, die Neigung das Trinken zu verharmlosen, es zu rationalisieren, es zu legitimieren. Das heißt: Der Einzelne würde merken, was mit ihm los ist und müßte (eigentlich) etwas dagegen unternehmen. Um sich diese Erkenntnis, die einhergeht mit dem Eingeständnis: „Ich bin abhängig. Ich trinke, weil ich das Zeug brauche!“ nicht realisieren zu müssen, werden die Trinkanlässe rationalisiert. Dann heißt es nicht selten: „Ich trinke, weil meine Frau (oder mein Mann) mich verlassen will!“

Das ist in den meisten Fällen nicht nur eine Entschuldigung für das kommende Trinken, sondern oftmals auch eine sehr starke Verdrehung der Tatsachen. Meine eigene Erfahrung in diesem Bereich hat dazu geführt, ein ganz probates Mittel dagegen zu entwickeln, das sehr einfach zu handhaben ist:

Patienten mit Suchtdruck hängen der irrigen Vorstellung nach, sie müßten diesen Suchtdruck bekämpfen oder zumindstens vergessen. Sie nehmen ihn an sich wahr, aber behalten in vielen Fällen diese Wahrnehmung aus Scham für sich. Sie glauben, wenn sie darüber in der Gruppentherapie sprechen würden, würden die anderen oder die Therapeuten sie auslachen oder auf andere Art und Weise nicht ernstnehmen.

Ich fordere meine Patienten durch mein eigenes Beispiel auf, ihren Suchtdruck zuzulassen. Das ist ungefährlich, ja sogar heilsam, wie ich im weiteren aufzeigen möchte.

Stellen Sie sich einmal vor, Sie hätten Suchtdruck. Das sollte für die meisten unserer Patienten nicht allzu schwer sein. Denken Sie dabei möglichst bildhaft, das hilft Ihrer Erinnerung, Ihrer Vorstellungskraft auf die Sprünge und setzt ungeahnte Energien frei.

Dieses Gefühl wird als sehr belastend empfunden, aber es ist relativ ungefährlich. Es geht ja nicht darum, dem Bestreben etwas trinken zu wollen in der Realität nachzugeben, sondern in der Phantasie diesen Vorgang realistisch „durchzuspielen“.

Vor kurzem hat ein Patient von mir dies in der Therapiegruppe getan. Er hat freimütig seinen Suchtdruck bekannt und gesagt: „Er würde gern in das Berghaus gehen und sich ein Bier bestellen. Er hatten Probleme mit seiner Partnerschaft und auch mit seiner beruflichen Situation. „Ich habe die Nase voll. Ich würde viel lieber etwas trinken, dann brauchte ich den ganzen Scheiß nicht mehr sehen!“

Gemeinsam versuchten wir diese „Sache“ nun in der Phantasie durchzuspielen. Ich sagte: „Sie gehen jetzt in das Berghaus und bestellen dort Ihr Bier. Was passiert dann?“ Der Patient lachte und meinte: „Dann trinke ich es!“ „Und was passiert dann?“ fragte ich. „Dann geht es mir besser! Ich fühle mich entspannt, der Druck ist weg!“

Behutsam leitete ich den Patienten in seiner Phantasie weiter. Er schilderte nun, wie er Schuldgefühle bekommt, weil er rückfällig geworden ist (In der Phantasie!). Daraufhin muss er noch ein bis zwei Bier trinken, damit er diese Schuldgefühle wieder loswird. Nach einer Weile stellt er fest, er kann nun ja nicht in die Berghofklinik zurückgehen, weil er rückfällig geworden ist und eine disziplinarische Entlassung befürchtet. Also trinkt er noch ein Bier und überlegt, was er nun weitermachen will.

Damit die anderen Patienten ihn nicht betrunken im Berghaus sehen, ruft er sich ein Taxi und läst sich nach Bohmte zum Bahnhof fahren. Dort steigt er vor dem Bahnhof aus und geht in den Kiosk. Dort kauft er sich „Reiseproviant“ ein. Sechs Flaschen Bier und, weil Bier den Bauch und die Blase so schnell füllt, zwei Flachmänner dazu. So ausgerüstet besteigt er nach einer halben Stunde den Zug. Natürlich nicht, ohne vorher noch zwei Flaschen Bier und einen Flachmann zu leeren.

Im Zug sucht er gleich ein Abteil auf und setzt sich dort gemütlich hin. Mit einem Bundeswehrsoldaten, der wieder in die Kaserne fahren will, leert er das mitgenommene Bier und den letzten Flachmann. Später gehen die beiden in den Speisewagen, um weiter zu trinken.

Spät abends kommt unserer Patient in einer deutschen Großstadt an. Er ist mittlerweile ziemlich betrunken. Am Bahnhof sucht er die Kneipe auf und trifft dort „alte Kumpel“ aus Trinkzeiten. Gemeinsam macht man sich über das „Trockendock“ lustig. Natürlich nicht, ohne sich dabei kräftig weiter die Kehle anzufeuchten.

Der Tag endet um vier Uhr morgens in einem Taxi, was ihn nach Hause fahren soll. Aber der Taxifahrer weigert sich seinen Fahrgast zu fahren. „Sie sind zu betrunken. Ich nehme Sie nicht mit!“

Der Patient sucht sich eine ruhige Ecke auf dem Bahnhof und schläft dort seinen Rausch aus. Am Morgen wacht er auf und braucht eine ganze Weile, bis er realisiert, wo er sich befindet. Siedenheiß fällt ihm ein, was er am Vortag alles „angestellt hat“. In die Klinik kann er nicht zurück, er schämt sich. Diese Schamgefühle machen ihm sehr zu schaffen. Und was tut ein Alkoholiker in einer solchen Situation nicht selten? Er trinkt sie weg, die unangenehmen Gefühle.

Nachmittags um vier Uhr ist unserer Kandidat so voll, dass er von der Bahnhofpolizei aufgegriffen wird. Er wird des Bahnhofs verwiesen. Nach Hause kann er in diesem Zustand nicht kommen, also will er in ein Hotel. Aber dort will man ihn nicht aufnehmen. „Machen Sie, das Sie fortkommen!“ beschimpft man ihn als Betrunkenen. Dieser Tag geht wieder im Bahnhof in einer ruhigen Ecke zu Ende.

Ich will Sie nicht mit dem weiteren Verlauf der Geschichte langweilen. Jeder kann sich selbst mit etwas Phantasie ausmalen, wie es weitergeht. Unser Mann stürzt total ab. Und am Ende in der Gruppenstunde bekennt er auf meine Frage, was nun, (nach dem Erzählen der Geschichte) mit seinem Suchtdruck sei: „Der ist weg. Wie weggeblasen!“

Das konsequente Weiterdenken einer erwünschten Trinksituation (in der geleiteten Phantasie) führt in der Regel dazu, das die erträumte Situation nicht mit dem warmen Gefühl des Alkhols im Bauch endet, sondern das das Dilemma damit erst anfängt.

Aber ist das schlimm? Ist es nicht in Wahrheit so, dass die meisten Patienten Angst davor haben, sich ihre Gedanken und Phantasien einzugestehen und sie konsequent zu Ende zu denken (in der Phantasie)? In Wirklichkeit gestatten die meisten Patienten sich nicht, diese Gedanken konsequent zu Ende zu denken, weil sie das wirkliche Ende der Geschichte ahnen. In Wahrheit wissen sie um die Verläufe solcher Geschichten. Sie kennen sich doch, sie wissen, was passiert, wenn sie trinken. Sie wissen, das das eine Illussion ist, zu glauben, man könnte gepflegt und genußvoll, einen heben.

Machen Sie einmal in der Phantasie den Versuch, Ihrem Suchtdruck in der Gruppe in der Vorstellung nachzugeben. Gehen Sie los und trinken Sie in Ihrer Vorstellung. Das hat verschiedene Vorteile: 1. Brauchen Sie nicht in Wirklichkeit zu trinken. 2. Sie werden nicht besoffen und fliegen auch nicht raus, sondern Therapeut und Gruppe kommen Ihnen wegen Ihrer Offenheit näher als je zuvor. 3. Sie können, wenn Sie es ehrlich und realistisch gestalten, auch die Konsequenzen antizipieren, ohne Sie tatsächlich erleben zu müssen. 4. Der Suchtdruck ist weg.

Merke: Es ist nicht gefährlich, Suchtdruck zu haben. Es kommt nur darauf an, darüber in der Gruppe zu sprechen und ihn (in der Phantasie) zuzulassen. Wer darüber redet, braucht nicht zu trinken. Therapeut und Gruppe werden es Ihnen danken. Es wird eine interessante Gruppenstunde und alle profitieren davon. Nicht selten werden andere dadurch angeregt, ihren eigenen Suchtdruck einräumen zu können und der Patient merkt, er steht mit seinem Problem nicht allein.

(* Der Beitrag wurde ursprünglich für Patienten innerhalb einer stationären Therapie geschrieben und zum ersten Mal in der Klinikzeitung der Paracelsus Berghofklinik „Dialog“ in Bad Essen veröffentlicht. Er sollte aber, mit etwas Fantasie auch in Selbsthilfegruppen gelesen und verstanden werden können.)

Fortsetzung folgt...


Zitrin Offline




Beiträge: 308

27.03.2003 11:53
#102 RE: Hallo Tommie, was wäre wenn ? Zitat · Antworten

Lieber Rosa-Krebs
Es ist noch nicht lange her und wie mussten meinen Schwiegervater , den ich sehr geschätzt habe beerdigen.
Ich sende dir ein berndeutsches Sprüchlein, vielleicht entlasten dich die Gedanken von :"Tinu" Heiniger:

"Jedä chunnt u jedä geit.
Kenä isch für z`Ga bereit.
`s geit um z`Sy, `s geit nid um `z Ha,
nid um z Feschtha, um z`La ga."

Uebersetzt ungefähr:
Jeder kommt und jeder geht. Keiner ist zum Gehen bereit.Es geht nicht ums Sein, nicht ums Haben, nicht ums Festhalten, ums Gehenlassen.

Zehn Tage! Gratuliere, das bedeutet in diesem lebenswichtigen Spiel 1:0 für dich! Bleib Sieger, widerstehe dem Teufel, der schleichend aber sicher alles nimmt was dir gehört.
Gönn dir und deinen traurigen Gedanken den Glauben an die Kraft des Guten.
Lass das verräterische Glas stehen, das dir der Teufel noch an einer Beerdigung hinstellen wird, und du wirst in Gedanken Begleiter zum Himmel werden, statt Saufkumpan zur Hölle.
Bestimmt ist das auch im Sinne des Verstorbenen.
Rosa Krebs ich wünsche dir, und dem Vertrauen in deine Kraft,
von Herzen alles Gute.

Bleib bei den Lebendigen, dem Tod muss kein Lebender Gesellschaft bringen.
Ruh dich aus z. B. am Ufer, geniesse die vorbeiziehenden Wolken,das Wasser, die Wellen. Beobachte sogar den Sturm, aber bleib am Trockenen.
Ich habe mir vorhin bei den Sehnsuchtsgedanken an Freiheit, Wind und Natur auch Gedanken (sehnsüchtige Gedanken)gemacht.
Ich bleibe süchtig sehnend zuhause. Da ist mir eine rettende Idee gekommen
Ich kann mir diese Gefühle auch ermöglichen. Ich kann sie mir sogar gratis und ohne viel Aufwand schenken.
Wir besitzen noch eine Schaukel im Garten.
Ich werde mich hineinsetzen und träumen....
Tempi passati aber auch ein Erwachsener darf es sich gut gehen lassen.
In Gedanken nah bei dir
Zitrin


Zitrin Offline




Beiträge: 308

27.03.2003 12:53
#103 RE: Hallo Tommie, was wäre wenn ? Zitat · Antworten

Lieber Klaus,
ohlala, ich als Banause gerate immer wieder zwischen Fronten.
Ich möchte nicht als Störefried hier stehen.
Ich habe dein fachliches Post vorher noch nicht entdeckt gehabt.

Vielleicht kann tommie mich aus diesem bedrückenden Pausenfüllerdasein befreien?
Mir fällt auf, dass ich überall in der Mitte stehe.
Genau diese Position ist so eine Gradwanderung.(Dazwischen ist mühsam, man/frau gehört nirgends richtig dazu, bleibt unsicher im Abwägen, könnte leicht stürzen und das ist beängstigend für mich.)
Ich denke, dass ich mich gerade deshalb oft als Einmischer empfinde.
Ich muss wohl bewusster, mutiger entscheiden welche Positon ich einnehmen will.
Auf keinen Fall möchte ich Lückenfüller im Leben bleiben.
Zitrin


Sualk Offline




Beiträge: 25

27.03.2003 13:51
#104 RE: Hallo Tommie, was wäre wenn ? Zitat · Antworten

Hallo Zitrin.

So ganz verstehe ich zwar nicht warum du glaubst zwischen die Fronten zu geraten ;-)

Ich finde dein Posting sehr gut und denke, jeder Beitrag ist wichtig und wertvoll.

Das Du das Gefühl hast, du seiest ein Störenfried kann ich überhaupt nicht verstehen. Ich stecke aber auch nicht in deiner Gefühlswelt und weiß nicht, wie du empfindest.

Ich denke, dass jeder Mensch einen Platz im Leben einnimmt. Jede Position ist wertvoll und mir ist es ziemlich gleichgültig, welche Position ich einnehme.

Was meinst du übrigens wenn du schreibst: "Ich denke, dass ich mich gerade deshalb oft als Einmischer empfinde."
Ist es nicht gerade in einem Forum von Wichtigkeit, dass man sich einmischt? Wird nicht genau diese verlangt und von den Schreibern erwartet?

Ich wünsche dir einen angenehmen, sonnigen Nachmittag.

Bis gleich

Klaus (mehrfachabhängig und zufrieden abstinent)



Rosa Krebs Offline




Beiträge: 436

27.03.2003 14:50
#105 RE: Hallo Tommie, was wäre wenn ? Zitat · Antworten

Danke an Sualk,

für den ausführlichen Bericht und die HP.
Vom Kopf her weiß ich das ja alles - nur die Umsetzung ist so schwer.

Es ist so kurze Zeit her, da träumte ich noch davon kontrolliert trinken zu können. Welch eine Illusion. Habe hier im Forum einiges gelesen und bin mir völlig im Klaren – Alkohol nie wieder!
Eigentlich habe ich keinen Abschiedsschmerz, sondern ich taue mir nur nicht. Habe mir ja auch jeden Tag vorgenommen, heute trinkst du weniger – habe es aber nicht hinbekommen.
Nur einen Moment nicht aufgepasst, jemand drückt dir ein Glas in die Hand – dann ja nicht zum Mund führen, sondern dankend wieder zurück geben!!
Ich werde ab jetzt immer (fest verankert im Kopf) daran denken, was passiert mit Dir, wenn Du das 1. Glas trinkst.

Danke an Zitrin,

da ich heute noch so viel Zeit habe um mich auf morgen vorzubereiten, werde ich die Hollywood-Schaukel aufbauen und an die schaukelnde Zitrin denken. Vielleicht sehen wir am Himmels sogar dasselbe.
Flugzeuge unterwegs nach Zürich.

Liebe Grüße
Rosa Krebs


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