Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Saufnix  
Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 613 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
Waschbär ( gelöscht )
Beiträge:

04.02.2003 12:27
RE: Dr. Jekyll & Mr. Hide II - The story continuou Zitat · Antworten

ich habe mich absolut wiedergefunden, und zwar in dem Vorgänger-Bericht über diese Diskrepanz zwischen Dr. Jekyll und Mr. Hyde......genauso erlebe ich mich in Zeiten des Vollrausches. Ich mache Dinge, die ich nüchtern verurteile, die ich nie tun würde, ich setze Freundschaften, meinen Ruf, meine Gesundheit, meinen Selbstwert aufs Spiel, ich schäme mich hinterher für mein Verhalten und frage mich, woher es kommt.....schließlich habe ICH es getan, und somit muß es in MIR stecken und wird nur durch die Substanzen, die ich einwerfe, losgelöst.....sprich, es wird nicht ERZEUGT durch irgendetwas, denn nichts könnte erzeugt werden, das nicht schon in mir ist.

Nur funktionieren nüchtern noch Abwehr, Gewissen, Verstand.....

Ich habe solche tiefen Abstürze relativ selten, aber sie kommen immer wieder vor.....oft will ich sie haben, obwohl ich Angst vor ihnen habe, mein Leben aufs Spiel setze, nicht weiß, wie es wieder enden wird....aber ich nehme mir immer wieder diese Auszeiten von meinem bürgerlichen Leben. Das oft langweilige, einsame Leben. Deshalb weiß ich gar nicht, ob ich abhängig bin oder nicht. In depressiven Phasen kommen diese Räusche öfters vor, dann meine ich, ich müßte eine Langzeit-Entwöhnungstherapie machen, könne ohne nicht weiterleben. In ruhigen Phasen, wie gerade jetzt, glaube ich, es alleine zu schaffen.....obwohl die letzten Jahre mich eines besseren belehren sollten. Aber dann beruhige ich mich und sage: Die Erfahrung hat mich verändert, es wird nicht mehr vorkommen. Aber eigentlich hab ich Angst vor mir selbst.....wann werde ich wieder zum Mr. Hide??

Aber meine größte Angst, für den Fall, daß ich die Langzeit-Therapie mache, ist, was ist hinterher? Irgendwann muß ich wieder zurück aus dem Schutzort, dem beschützten Rahmen, der Käseglocke, irgendwann sitze ich wieder hier, alleine, mir selbst ausgeliefert......und mein Leben wird irgendwann wieder langweilig und einsam sein, und DANN so stark sein und zu sagen: Ich verzichte freiwillig auf den Rausch, weil ich es mir wert bin......

Mich würde sehr interessieren, was ihr darüber denkt.....

Lieben Gruß
Waschbär


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

04.02.2003 13:37
#2 RE: Dr. Jekyll & Mr. Hide II - The story continuou Zitat · Antworten

Hallo Waschbär und alle anderen,
ich bin neu auf diesem Board,und habe bis jetzt die Artikel von euch nur gelesen,dieser hat mich jedoch sehr berührt,und so möchte ich Dir antworten.
Ich habe mir jahrelang die selben Gedanken gemacht wie Du,war viele male in der Klinik zur Entgiftung,und als ich diese verlassen hatte,ging der ganze Mist von vorne los,und zwar schlimmer als vorher.
Ich möchte hier nicht unbedingt meine Saufgeschichte wiedergeben,sie unterscheidet sich nicht sehr von den vielen anderen.Und die Angst ist heute nach vielen Jahren Trockenheit auch noch nicht ganz verschwunden(ich wundere mich immer,dass es bei manchen anderen völlig anders ist).

Ich hatte aber irgentwann das Pech(Glück),dass ich nicht mehr saufen konnte,und zwar wegen meines Gesundheitszustandes.
Villeicht sagt jemandem das Wort Bauchspeicheldrüse etwas.....
Psychisch war ich auch am Ende,man sagte mir,jeder Schluck Alkohol kann tödlich sein.
Ich weiss bis heute noch nicht wie,aber ich habe die Angst vor dem Trockensein überwunden und eine Therapie gemacht,von der ich heute sagen kann,sie hat mir das Leben gerettet.

Ich weiss es ist sehr schwer,aber lasse es nicht soweit kommen,dass Du nur noch die Wahl hast zu sterben oder mit dem Saufen aufzuhören.Denn es lohnt sich zu leben.

Es gibt sehr gute Therapeuten,die sich Deiner Probleme annehmen,und es gibt nichts ausser dem Tod,was man nicht rückgängig machen kann.

In diesem Sinne wünsche ich Dir die Kraft und den Mut,deine Probleme anzugehen,und Dein Leben wieder optimistisch zu gestalten.
Helmut


Gobi Offline



Beiträge: 28

28.03.2003 09:17
#3 RE: Dr. Jekyll & Mr. Hide II - The story continuou Zitat · Antworten

Hallo Waschbär,
Du schreibst

Zitat
....aber ich nehme mir immer wieder diese Auszeiten von meinem bürgerlichen Leben. Das oft langweilige, einsame Leben. Deshalb weiß ich gar nicht, ob ich abhängig bin oder nicht. In depressiven Phasen kommen diese Räusche öfters vor, dann meine ich, ich müßte eine Langzeit-Entwöhnungstherapie machen, könne ohne nicht weiterleben. In ruhigen Phasen, wie gerade jetzt, glaube ich, es alleine zu schaffen.....obwohl die letzten Jahre mich eines besseren belehren sollten. Aber dann beruhige ich mich und sage: Die Erfahrung hat mich verändert, es wird nicht mehr vorkommen. Aber eigentlich hab ich Angst vor mir selbst.....wann werde ich wieder zum Mr. Hide??



Könnte mein O-Ton sein. Die Flucht aus dem "langweiligen" Leben, der Glaube, es doch alleine zu schaffen.

Ich habe diese Flucht(en) immer immer wieder mit einem fürchterlich schlechten Gewissen bezahlt. Mit dem festen Vorsatz, jetzt "vernünftig" zu werden, das kann ich doch in den Griff kriegen!! Immer wieder versucht. Immer wieder gescheitert. Es kam eben "immer wieder" vor. Und jeder gescheiterte Versuch, trocken zu bleiben, die Scham, es nicht geschafft zu haben, machte mich letztlich kraftloser.
Meine Erfahrung nach (ambulanter) Langzeittherapie: Es gibt nichts mehr zu flüchten, es gibt auch kein langweiliges Leben. Es gibt wieder Neugier, es gibt auch wieder Stolz (auf die trockene Zeit, die schon hinter mir liegt), es gibt wieder Zuversicht und Hoffnung, dass ich trocken bleiben werde.
Und ich habe keine Angst mehr vor mir selbst, vor den Ausreißern, Wahnsinns-Aktionen, die ich im Vollrausch unternommen habe.

Da ich wie gesagt eine ambulante Therapie gewählt habe (und in den ersten Monaten nur knapp aufrecht erhalten konnte wg. Rückfällen), weiss ich nicht, was aus dem "Käseglocken"-Gefühl einer stationären Therapie wird, wenn man wieder ins Leben entlassen wird. Aber ich weiß, dass sich an die Therapie doch Selbsthilfegruppen anschließen lassen. Und da trifft man auf reichlich "Käseglocken"-Erfahrung.

Mein Wunsch für Dich: Raff Deinen Mut in einer ruhigen Phase zusammen! Alkoholismus ist eine Krankheit (bei mir hats sehr lange gedauert, dass WIRKLICH zu akzeptieren). Lass sie behandeln. Würdest Du bei einem blutenden Magengeschwür denken "Ach, dass kriege ich in einer ruhigen Phase wieder hin."?
Toi toi toi, wäre schön hier wieder was von Dir zu hören.


 Sprung  
disconnected Saufnix-Chat Mitglieder Online 0
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz