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Saufnix  
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Dieses Thema hat 56 Antworten
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hannah ( gelöscht )
Beiträge:

28.11.2002 17:36
#31 RE: An Feli und Reiner Zitat · Antworten

Liebe feli,
Auch ich hatte arge schwierigkeiten, deinen beiträgen inhaltlich zu folgen. Was ich verstehe ist, daß du eigentlich gern mit dem trinken aufhören möchtest, es aber aus irgendwelchen gründen nicht schaffst, diesem vorsatz treu zu bleiben bzw. ihn umzusetzen. Das kenne ich nur zu gut- und ich finde es supermutig, wie du dieses forum nutzt, um dir selbst klarer zu werden über dich und dein alkoholproblem, wie ich insgesamt den eindruck gewinne, daß es hier viele leute gibt, die eigentlich den absprung wollen, es aber aus irgendwelchen gründen nicht hinkriegen. Ich bin den alten hasen, denen, die sich uns annehmen, obwohl sie schon auf eine lange zeit zufriedener abstinenz (herzchen für reiner) für ihre toleranz und ihre geduld sehr sehr dankbar, denn ohne euch wäre das hier alles gar nicht möglich! Da auch ich bisweilen sehr kopflastig bin, habe ich mir mein teil zurechtgegrübelt und bin zu folgendem ergebnis gekommen: solange man nicht abstinent lebt, obwohl man das eigentlich möchte, hat man auch eine entscheidung getroffen! Sich nicht entscheiden zu können bedeutet, daß man sich entschieden hat, so einfach ist das...
das hat nach meiner einschätzung unterschiedliche ursachen, eine zentrale rolle spielt dabei, glaube ich, daß man vor sich selbst nicht wahrhaben will, daß alkoholismus eine krankheit ist. Im grunde lastet man sich an, nicht so trinken zu können wie es die gesunden trinker tun. Man ist im tiefsten innern davon überzeugt, daß das problem mit entsprechender charakterfestigkeit und willenskraft zu lösen sei. Man kämpft den kampf, wie richie es einmal sagte, zweier völlig ungleicher gegner, einen kampf, den man niemals gewinnen kann, wenn man alkoholkrank ist. Und anscheinend ist diese krankheit sehr sehr heimtückisch, warum sonst würden wir immer wieder zur flasche greifen? Wenn ich begriffen habe, daß ich diabetikerin bin, dann würde ich wohl kaum immer wieder zucker in mich reinfressen, oder?
Ich habe noch etwas anderes kapiert, nämlich, daß es gute und schlechte zeitpunkte gibt, um tatsächlich aufzuhören, wenn da noch spielraum ist, wenn man noch nicht körperlich abhängig ist, wenn noch nicht alles kaputt ist, wenn da noch was geht... und an dieser stelle noch mal mein dank denen, die uns immer wieder mut zusprechen, uns für die erste stunde, den ersten tag loben oder sagen, so wie der reiner: “oki, es ist mist, wenn du wieder hinfällst, aber es zählt vor allem, daß du wieder aufstehen willst...!“ (hab dich doch richtig verstanden, reiner?)
@ reiner: es wäre so schade, wenn du dich aus diesem „weibertratsch“ zurückziehen würdest! Mir würden deine postings(?) sehr fehlen – und wenn du was „zerpflückst“, dann nie verletzend – finde ich jedenfalls
@bea: ich bewundere dich dafür, daß du inzwischen so straight bist, auch wenn deine klarheit manchmal weh tut, das liegt dann aber daran, daß du recht hast mit deiner botschaft: alk stehen lassen, sich hilfe suchen, in gruppen gehen, alles andere ist rumgedruckse, trudeln, eiern... (hab`dich doch nicht falsch verstanden...?)
@ softeis: du hast mal auf einen beitrag im ard-buffet(?) hingewiesen, den ich mir dann auch angesehen habe, war im prinzip blöde, fand ich, aber es beschäftigt mich noch heute, daß dieser nette alkoholiker von sich berichtete, daß er nach SIEBZEHN Jahren rückfällig geworden ist...
bei mir ist es so, daß es immer eine weile gut geht, mit meinem vorsatz nichts mehr zu trinken, und dann gibt`s immer wieder diese „ausrutscher“. Insgesamt ist es durch die auseinandersetzung mit euch hier, aber auch durch meine gespräche mit leibhaftigen menschen wesentlich besser geworden mit meinem alkoholkonsum, aber richtig eingewilligt in das, was ist, habe ich noch immer nicht. Ist das die krankheit?
Ich habe immer solche angst, euch, die ihr`s geschaft habt, auf den wecker zu gehen, so nach dem motto:“jetzt eiert die schon ewigkeiten hier im forum rum und kriegt es immer noch nicht auf die reihe...“, und ich habe angst, eine gefahr für die darzustellen, die gerade ein paar wochen trocken sind, wenn ich mich zu meinem trinkverhalten bekenne, von meiner eigenen scham mal ganz zu schweigen... ich weiß auch noch nicht, ob ich denn auch tatsächlich den mut haben werde, diesen beitrag abzuschicken. Nur habe ich für mich gemerkt, daß es mir nichts bringt, mich zu verstecken – aus welchen gründen auch immer. Ich brauche klarheit, wenn ich mein leben ändern will – und ich wünsch mir nichts sehnlicher als das.
@liebe mieze, mir fehlen für dich die worte, ich hoffe, es ist ok, wenn ich dich in gedanken einmal herzlich drücke...!(?)
und noch mal, lieber reiner: ich war ja sehr eingespannt in der letzten zeit, ich hab mich noch nicht wieder auf deiner teststrecke umgesehen, werd `das aber bald machen, denn wenn ich hier nach diesem beitrag nicht disqualifiziert werde, dann hätte ich doch zu und zu gern bald ein „eigenes“ avatar(?)...
@ matronula: hast du das buch gekauft? verzählst mal?
euch allen wünsch ich einen schönen abend


Reinhard ( gelöscht )
Beiträge:

28.11.2002 21:52
#32 RE: An Feli und Reiner Zitat · Antworten

Hallo Hannah,
ich danke Dir sehr für diesen Beitrag. Es ist Donnerstag abend und ich bin gerade von den Guttemplern zurück.
Wenn einer von Euch Soziologe ist und was zur Vorurteilsforschung macht: da isser richtig,- also in der Gruppe in der ich heute war.
Falls Feli das liest: Tut mir leid, denn Du hattest ja auch mal sone Hoffnung auf diese Gruppe formuliert.
Es war alles nur Schwarz-Weiss. Böser Alkohol,- aber wir hier sind ja soooo gut. Kennt ihr den Onkel von der frommen Helene (Wilhelm Busch): Gottlob, ich bin nicht so !
Die wenigen, (1mal auch ich), die da bisschen differenzieren wollten, wurden sogleich abgebügelt oder schlicht und ergreifend ignoriert.
Es ging viel um Mütter, die in der Schwangerschaft trinken und natürlich ist mir auch klar, wie Scheisse das ist, aber an dem, was ich heute abend so gehört habe, hätten die Nazis ihre helle Freude gehabt. Ich hoffe, da jetzt nicht missverstanden zu werden, aber der Satz bleibt stehen.
Ich war dann sehr unsicher, ob ich das hier überhaupt schreiben soll und wenn ja, wohin,- und dann sah ich, dass Du hier gepostet hattest, las das und nun musste ich doch antworten.
Ich danke Dir für die Zweifel, die Zwischentöne, das "Noch-Nicht-Fertige", die Du da rübergebracht hast, das war genau das, was ich nach denen brauchte.
Gruss
Reinhard


Miezekatz Offline




Beiträge: 731

29.11.2002 09:50
#33 RE: An Feli und Reiner Zitat · Antworten

Hallo Hannah,

tja, das macht mir auch eine Gänsehaut, wenn ich von Leuten höre bzw. es hautnah mitbekomme, die nach zig Jahren rückfällig werden. Das zeigt mir, dass ich NIE geheilt bin. Gar nie. Und dass ich ein Leben lang etwas dafür tun muss,um trocken zu bleiben. Mein Rezept ist bis jetzt die Gruppe. Aber nicht nur Gruppenbesuche allein halten mich gesund. Ich muss auch sonst sehr achtsam mit mir umgehen. Ich muss mich um ein zufriedenes Leben bemühen und mir in guten Zeiten ein seelisches Polster zulegen, von dem ich dann in nicht so guten Zeiten zehren darf. Ich muss mich auf meine Weise immer mit der Krankheit auseinandersetzen. Deshalb können mir "Frischlinge" auch NIE auf den Wecker gehen,liebe Hannah!! Keine Sorge!! Du "hilfst" mir genauso mit deinem Hiersein, deinen Beiträgen, wie ich dir "helfe". Es ist ein Geben und Nehmen auf beiden Seiten. Es ist das Prinzip der Selbsthilfe. Nur das kommt für mich infrage.


Ich wünsch dir einen guten Tag, heute!


felidaela Offline




Beiträge: 796

29.11.2002 11:42
#34 RE: An Feli und Reiner Zitat · Antworten

Liebe Hannah,

also mir helfen Deine Gedanken, weil es für mich den Druck rausnimmt. Das ist nämlich ein großes Problem für mich. Ähnlich schlecht geht es mir gerade mit meinem Englischkurs. So als Ossi hatten wir zwar in der Schule diese Fach, aber nie die Möglichkeit, das anzuwenden. Also ist nichts übrig davon. Allerdings stolpere ich immer wieder mal darüber, es ist mir oft peinlich gewesen, das nicht zu können, wollte wem was beweisen und stecke nun in ‘nem Vertrag. Gut, der ist ega bezahlt, ich könnte einfach aufhören. Gleich meldet sich aber wieder das schlechte Gewissen und die Angst davor, bei der nächsten Gelegenheit wieder wie Schwein im Urwald zu stehen. Dabei habe ich ansonsten keine Möglichkeit Englisch zu sprechen, es sei denn, mit dem nächsten Kraftakt, nämlich Leute suchen, die das tun. In der Schule selbst werden mir viele Veranstaltungen geboten, aber selbst da ist es mir peinlich, nicht so gut wie die anderen zu sein. Es ist schlicht mein Grundproblem, wie ich schonmal sagte, die Angst davor, blamiert zu werden, bloß gestellt zu sein. Ich habe diese Situationen wohl zu oft erlebt, und wenn es dann mit Absicht gemacht wird, ist es eine tiefe Demütigung. Worauf ich hinaus will: Manchmal habe ich kurze Momente, wo ich loslassen kann. Denke mir: Gut, eben kein Englisch, du bist schließlich auch ohne dem wer. Wenn das angekommen ist, ich davon total überzeugt bin, dann kann ich plötzlich wieder dahin gehen, weil es ist egal was bei rauskommt. Und damit komme ich zu Deinen Zeilen:

Zitat
...solange man nicht abstinent lebt, obwohl man das eigentlich möchte, hat man auch eine entscheidung getroffen!



Das nimmt wohl den beschriebenen Druck raus. Aber bestätigt auch die offenbar bewiesene Theorie vom persönlichen Tiefpunkt. In einigen Geschichten ist davon allerdings nicht die Rede. Kündigung und Zeitüberbrückung in einer Entzugsklinik war ja mehr Mittel zum Zweck. Die Zeit hätte man vielleicht auch anders „überbrücken“ können. Aber ich sage mir immer, nichts passiert zufällig. Zwei Menschen, die sich „zufällig“ treffen, haben im Vorfeld schließlich viel dafür getan, um zu diesem Zeitpunkt an diesem Ort zu sein

Bleibt die (wieder rhetorische) Frage: Wo ist der persönliche Tiefpunkt?


Zitat
Wenn ich begriffen habe, daß ich diabetikerin bin, dann würde ich wohl kaum immer wieder zucker in mich reinfressen, oder?



Das ist so genau nicht gesagt. Viele essen sich zum Diabetiker. Die sog. Altersdiabetis haben inzw. 30-jährige, weil sie sich falsch ernährt haben. Und warum haben sie immer zu Lebensmitteln gegriffen, die hoch kohlehydrathaltig sind? Fettsüchtige Menschen stopfen sich nicht mit Gemüse voll. Der Zucker ist es und Fett transportiert (den süßen) Geschmack. Zucker ist auch ein Suchtstoff, sieh sie Dir an, die vielen übergewichtigen und dadurch kranken Menschen. Da sagt keiner was, aber besoffen darfste nicht sein.

PS: Wenn einer Gewichtsprobleme hat, kann ich MICHEL MONTIGNAC empfehlen.


Zitat
....und ich habe angst, eine gefahr für die darzustellen, die gerade ein paar wochen trocken sind, wenn ich mich zu meinem trinkverhalten bekenne



Wenn ich mir Gedanken darum mache, ob ich andere „schädige“ oder anderweitig verletze, dann frage ich mich immer: Wer hat das Problem? Oft liegt es gar nicht bei mir, die anderen haben es und nur sie können es für sich lösen. Das ist überhaupt nicht biestig gemeint. Wenn ich der Meinung bin, anderer Leute Probleme lösen zu müssen, dann stimmt mit mir was nicht. Es ist nur manchmal auf den ersten Blick nicht ganz eindeutig, wer was ändern kann.
Das ist das Prinzip von Al-anon. Wenn der trinkende Partner kein Problem mit dem Alk hat, der nichttrinkende mit dessen Verhalten aber schon, kann doch nur der Zweite etwas für sich tun.

@Reinhard

Du warst nach langer Zeit in EINER Gruppe. Ich fürchte, irgendwas werden wir immer finden, solange wir nicht wirklich wollen. Und wenn das auf Dich nicht zutrifft, dann gehste eben in keine Gruppe. Wobei Du ja offenbar nicht der Einzige warst, der da differenzieren wollte. Vielleicht wenn Du Dich an Deine „Mitstreiter“ hältst? Allerdings ist mir auch klar, dass man es nicht lange mitmacht, ignoriert zu werden. Oh Gott, wenn mich das getroffen hätte, wäre ich heulend rausgerannt, im schlimmsten Fall zu „meiner Flasche“.

Leider nimmst Du mir damit wirklich etwas von meinem Enthusiasmus, aber wer hat das Problem? Ich, nämlich weil ich schon wieder Schiss kriege.


Einen schönen Tag Euch allen.


gitti Offline




Beiträge: 314

29.11.2002 11:49
#35 RE: An Feli und Reiner Zitat · Antworten

Hi Hannah

Zitat
Ich habe immer solche angst, euch, die ihr`s geschaft habt, auf den wecker zu gehen



Dein beitrag hat mich zum Nachdenken gebracht,nicht darüber das du angst hast uns auf den wecker zu fallen, sondern über mich!Ich bin froh das es Dich gibt die solche sachen schreibt,so hat man doch gelegenheit über sich selber nachzudenken.Hanna leute wie wir haben genau so klein angefangen,hatten genausoviel Angst,daran mußte ich denken,Selbstvertrauen war ein fremdwort für mich.Ich machte auch keine Therapie sondern lediglich eine Entgiftung in einem Krankenhaus,aber das wesentliche war,ich wollte etwas für mich tuen,nicht um meinem Mann etwas zu beweisen,oder sonst wem.Meine Gruppe gab mir den Mut etwas für mich zu tuen,was wichtig war für mich,ich lernte nicht mit riesen schritten sondern mir kleine Ziele zu setzen,und von leuten die so liebenswert sind wie Du es bist die frisch in unsere Gruppe kamen und mich auch ab und zu auf den boden der Tatsachen wieder zurück brachten.Heute ist es das Forum und ich bin froh das es so was gibt.
Ich grüße euch alle herzlichst


Beachen Offline




Beiträge: 3.654

29.11.2002 13:25
#36 RE: An Feli und Reiner Zitat · Antworten

Hallo Reinhard !

Auch ich gehe erst seit 4 Wochen in eine Gruppe und zwar in den Kreuzbund. Da stehen im Hintergrund die Katholiken aber davon merkt man überhaupt nix, es ist einfach nur eine lose Gruppe Alkoholiker und Angehöriger. Ich fühlte mich dort gleich sehr wohl, keinerlei schwarz-weiß, nix mit bekehren.
Es ist auch ok daß ich (außer noch einem) keine Therapie gemacht habe. Wörtlich die Moderatorin :"ich freue mich immer wenn jemand den Austieg schaffen will". Egal wie.

Hätte es mir dort nicht gefallen, wäre ich woanders hin gegangen. In unserer Stadt (35.000 Einwohner) gibt es allein 6 Gruppen. Von den Nachbarstädten mal ganz abgesehen. Will damit nur sagen, schaue dich eben weiter um. Was solls ?

Alles Gute und ein
Grüßle
Bea


Beachen Offline




Beiträge: 3.654

29.11.2002 13:48
#37 RE: An Feli und Reiner Zitat · Antworten

Hallo Hannah !

Na ich weiß nicht ob ich wirklich sooo konsequent war oder bin. Mein Entschluß stand so ziemlich ein halbes Jahr, ich hatte einfach genug vom Trinken und wie es mir damit schlecht ging (das kennst du wohl auch). Ich sagte mir:
"ja da sind noch 2 Geburtstage, ein Urlaub mit all-inclusive
--> sehr verführerisch, da trink ich vielleicht noch aber dann ... und so war es dann auch. Ist das konsequent ? Naja wohl mit ein bißchen "Hintertürchen". Egal, jedenfalls trinke ich seit mehreren Wochen jetzt nix mehr und es zeigt sich was ich vermutete : mir gehts gut !
Unverhoffterweise sogar mit merkwürdig wenig Saufdruck.
Das ich auch stehendenfußes in eine Gruppe gegangen bin lag wohl auch da dran das ich hier im Forum schrieb, und mir jeder dazu geraten hat und auch die Scheu nahm (Dank an tommie und Reiner hier). Ich dachte mir wenn alle so nett und offen sind, sind das die Menschen in real auch. Und es war so !
Und im Moment ist wirklich meine Hauptmotivation daß es mir
gut geht. Hört sich einfach an.
Das schlechte Gewissen ist weg, verkaterte unnütze Tage sind weg, Depris sind weg (jedenfalls momentan) und das ist schön.
Ich weiß auch das man anfänglich sehr euphorisch die Welt neu betrachtet, und das umschlagen kann, dann muß ich eben weiterdenken was ich für mich tun muß daß es mir weiterhin gut geht. Aber soweit ist es nicht, ich freue mich einfach.

Vielleicht ist es bei dir wie bei mir :
nüchtern wollt ich immer betrunken sein und betrunken nüchtern (den Spruch las ich mal und find ihn sehr treffend). Und es braucht einfach noch ein bißchen Zeit, bis du endgültig genug hast. Es muß ja nicht immer ein totaler Tiefpunkt mit jeglichen Verlusten sein (Arbeitsplatz, Führerschein, Krankheit etc).
Mir jedenfalls reichte : es REICHT ! (und ich hoffe das bleibt so )

Wünsche dir alles Gute und das es dir auch gut geht, egal wie du dich entscheidest.
Bea

PS: Auch ich will hier mal die Mieze arg verknuddla !
*Hanno*


Miezekatz Offline




Beiträge: 731

29.11.2002 15:02
#38 RE: An Feli und Reiner Zitat · Antworten

Ha so ebbes!

Jetzt werd ich gleich von zweien geknuddelt, da muss ich ja zurückknuddeln und tu es hiermit, Bea und Hannah!


Danke dir, Bea, für deinen mutmachenden "pro Gruppe Beitrag"! Mir als altem Hasen glaubt man wohl einfach nicht so recht, und wenn DU eine gute Erfahrung gemacht hast und davon berichtest, ist das super-mega-gut, viel besser, als alles, was ich zum Thema sagen könnte.
Bei uns in der Gruppe gibt es keine Hierarchie und keinen Boss und keine Superschlauen. Es gibt Leute, die schon länger dabei sind (wesentlich länger als ich z.B.) und Leute die kürzer dabei sind, jüngere, ältere, dickere, dünnere, sprachgewandte und weniger sprachgewandte ----- und alle dürfen so sein wie sie wollen. Ich hatte noch nie ein anderes Gefühl. Auch nicht, als ich zu den "Neuen" zählte. Also Reinhard: es gibt sie! "Deine" Gruppe!! Du musst sie nur noch finden. Wenn es beim ersten Mal nicht geklappt hat, weitersuchen!! Ganz dringender Miezekatzen-Rat.

Und das mit dem sogenannten Tiefpunkt hat Bea auch genau auf den Punkt gebracht. Das ist bei jedem anders und unverwechselbar zu spüren. Denn das "JETZT REICHTS" ist ein anderes als die hundertmal zuvor, als man das sich vornahm. Es ist ein endgültiges "JETZT REICHTS". Und wenn du Glück hast, musst du nicht so tief runter, wie man es sich so pauschal vorstellt. Also Parkbank, Gosse oder so was. Das ist in den wenigsten Fällen der Tiefpunkt. Das ist eher das Ende der Laufbahn.... Jeder hat seinen eigenen persönlichen Tiefpunkt, der sich nicht mit anderen vergleichen lässt. Da ist dann kein Platz mehr für sinnieren, philosophieren etc. Da geht nix mehr. Da geht nur noch eines: AUFHÖREN

Ich wünsche allen die es möchten, die es von Herzen möchten, dass sie aufhören können. Und mir wünsche ich, dass ich unter keinen Umständen wieder anfangen muss.

Alles Liebe


hannah ( gelöscht )
Beiträge:

29.11.2002 15:13
#39 RE: An Feli und Reiner Zitat · Antworten

Ihr superlieben,
ich habe mich so sehr über eure antworten gefreut, und das will ich euch schnell wissen lassen. leider hab`ich im moment keine zeit, um ausführlicher zu antworten. das werde ich so bald wie möglich nachholen! für`s erste erst mal ein ganz dickes dankeschön!
ein schönes, glückliches 1. adventswochenende wünscht euch


hannah ( gelöscht )
Beiträge:

04.12.2002 11:50
#40 RE: An Feli und Reiner Zitat · Antworten

Liebe gitti, liebe mieze,
nach meinem letzten beitrag – hilferuf – hat mich der mut total verlassen. Als ich dann eure antworten bekam, war ich fassungslos und tief bewegt, darüber, dass ihr sagt, ich sei liebenswert oder wertvoll und ich solle mir was gutes tun. Ich selbst bin knallhart mit mir, und ich halte nicht viel von mir. Ich bin mir böse, halte mich für eine drückebergerin, die sich zum alk zurückzieht, wenn es mir zuviel wird anstatt so zu funktionieren, wie es meine lebenumstände von mir verlangen.
Ich habe so eine leichte ahnung, als ob das zusammenhängt mit meinem ewigen scheitern, denn der persönliche tiefpunkt ist wohl nur die eine seite der medaille . es gehört wohl auch dazu, es sich selbst wert zu sein, daß es einem besser geht. Und das weiß ich aus erfahrung: wenn ich nüchtern bin – und das ist ja nicht die ausnahme – dann geht es mir besser. Alk macht am ende, am nächsten tag, alles nur noch schlimmer. Und er bestätigt mein beschissenes selbstbild, damit der kreis sich wieder schließen kann. Ich hatte in so einer „morgen danach stimmung“ auf einmal die sehnsucht, daß es doch zum zusammenbruch kommen möge, man mich in eine klinik verfrachten möge, andere für mich entscheiden, ich endlich ruhe vor den anforderungen des alltags, meiner kinder, meines egozentrischen, unreifen mannes haben würde. – und ihr habt da was angestoßen, wofür ich euch aus tiefstem herzen danken möchte, diese ahnung, daß es sich lohnen könnte um meiner selbst willen – während ich dies schreibe, laufen mir die tränen – und ich schäme mich schon wieder.


Beachen ( gelöscht )
Beiträge:

04.12.2002 13:11
#41 RE: An Feli und Reiner Zitat · Antworten

Liebe Hannah!
Ich weiß noch nicht ob ich die richtigen Worte finde auf deinen post.
Zuerst einmal kann ich deine Gefühle, die Scham am nächsten Tag sehr gut verstehen, mir ging es da nie anders.
Es ist wohl ein ganz typisches Frauen-und-trinken Problem dieses schlechte Gewissen nicht zu "funktionieren", nicht so
sein wie es von einem erwartet wird. Man denkt sich irgendwelche Dinge aus wie man zu sein hat und wenn man nicht so ist, ist man "gescheitert", du sagst selbst vielleicht liegt es an meinem "ewigen Scheitern". Hast du schon mal darüber nachgedacht, daß du vielleicht diese Dinge nur von dir selbst erwartest, keiner sonst von dir verlangt und dich damit immer ständig unter Druck setzt ? Daß du also denkst "ja das schaff ich sowieso nicht" und es dann auch so kommt ? Und darauf trinkt man dann erst `mal nen Schluck.
Nur damit kriegt man das "ich bekomme überhaupt nix gebacken" Gefühl auch nicht weg, im Gegenteil man denkt "und saufen tu ich auch noch".
Hannah, vielleicht solltest du einfach mal einen Gang runterschalten. Setz dir doch realistische Ziele die du auch erreichen kannst und denke mal nüchtern darüber nach, nimm dir doch etwas Druck weg.
Du schreibst selbst nüchtern geht es dir besser (kann ich von mir nur bestätigen).
Dann kannst du sicher auch deine anderen Probleme aus einem anderen Blickwinkel sehen. Du mußt nicht für alles die Verantwortung übernehmen, auch nicht für deinen Mann, das
sollte er schon selbst tun.

Also liebe Hannah, ich weiß nicht ob dir meine Gedanken helfen werden, ich wünsche mir jedenfalls daß es dir bald besser geht,

Grüßle
Bea


Beachen Offline




Beiträge: 3.654

04.12.2002 13:12
#42 RE: An Feli und Reiner Zitat · Antworten

Mensch ....bin kein Gast !!


felidaela Offline




Beiträge: 796

04.12.2002 13:37
#43 RE: An Feli und Reiner Zitat · Antworten

Liebe Hannah,

diese Gedanken...

Zitat
Ich hatte in so einer „morgen danach stimmung“ auf einmal die sehnsucht, daß es doch zum zusammenbruch kommen möge, man mich in eine klinik verfrachten möge, andere für mich entscheiden, ich endlich ruhe vor den anforderungen des alltags, meiner kinder...



...kenne ich sehr gut. Verantwortung abgeben zu wollen, und vor allem die, für sich selbst.

Sei umärmelt von


Miezekatz Offline




Beiträge: 731

04.12.2002 15:17
#44 RE: An Feli und Reiner Zitat · Antworten

Auch ich habe getrunken, um "dicht zu machen". Nichts sehen, nichts hören, nichts mitkriegen. Das hat die Dinge aber erst recht ins Schleudern gebracht. Und als ich die Augen wieder aufgemacht habe, war das Kind erst recht in Brunnen gefallen. Ich hatte riesige, total überzogende Anforderungen an mich selbst. Nur an mich selbst. Ich glaube, es wäre mir nicht im Traum eingefallen, von jemand anderem das alles zu erwarten, was ich dachte, dass ich das so mit links schmeissen können sollte. Ohje!! Miezekatz war besoffen auf dem Holzweg!! Aber gnadenlos.

Der erste Schritt zur Nüchterheit für mich war:

Wenn ich trinke, gehts mir schlecht - wenn ich nicht trinke, gehts mir besser bzw. sogar gut.

Der zweite Schritt war:

Fordere von dir selbst nur das, was du von einer lieben Freundin auch fordern würdest. Sei also nicht dein Feind, sondern dein Freund.

Ich muss aber sagen, dass es sogar mein Mann war, der mich auf dieses brachte. Denn als er mir Vorhaltungen machte "weil ich schon wieder was getrunken hatte".... und ich mit riesigen Selbstmitleidstiraden darauf konterte und ich würde den ganzen Anforderungen nicht gerecht usw. usf. da meinte er ganz lakonisch, "welche Anforderungen". Als wir das zusammen etwas konkretisiert haben... da waren garkeine grossartigen Anforderungen, die hatte ich mir alle selbst konstruiert. Es bestand seitens meiner Familie höchstens die Anforderung nach einer einigermassen "normalen" und zuverlässigen Mutter/Frau/Tochter. Sonst nichts. Da gehörte sonst GARNICHTS dazu. Nach dieser Erkenntnis musste ich aber noch einige Zeit weitertrinken, das wäre ja doch zu schön gewesen, gleich aufhören zu können. Aber in mein Gedächtnis hatte sich das alles eingegraben, und ein Hintertürchen zumindest war zwar nicht verschlossen, aber es war zu.

Liebe Hannah, mein Mann ist immernoch der Gleiche und hat ziemliche Macken, meine Kinder sind zwar jetzt schon ziemlich groß, haben aber immernoch ihre Macken und halten mich ob sie nun anwesend sind oder nicht, gedanklich, körperlich und sorgenmäßig auf Trapp. Wenn ich mal der Ansicht bin, ich müsste mit dem Alltagskram besser zurechtkommen, heul ich mich irgendwo aus. Aber Gott sei Dank muss ich keinen mehr drauf trinken. Denn wie Bea das sehr schön sagte, dann hast du noch was, wofür du dich schämen musst. Dann trinkst du auch noch....
Ich vergleiche mich auch nicht mehr mit anderen Leuten - Frauen - das macht nur unglücklich. Hinter den heilen Fassaden sieht alles ganz anders aus. Ich sehe nur, das was ich sehen will. Und wenn ein ganz Fremder mich ansieht, denkt und sieht er auch nur das, was er sich zusammenreimt.
Und noch was, ich geb dir das mal als Tipp weiter, ich weiss nicht, wie du dazu stehst, aber ich mach das halt so. Ich belohne mich ständig. Ich kaufe mir ganz oft und ganz schöne Sachen. Ich faulenze herum und trödle und lass den lieben Gott einen guten Mann sein, so oft ich nur kann. Das ist manchmal zwar etwas teuer - ausser dem faulenzen - aber ich hab ja schliesslich auch mal ziemlich teueren Alkohol gekauft. Da war mir ja auch nichts zu gut..... Und dafür brauch ich ja jetzt nichts mehr auszugeben. Keine Flasche Sekt mehr für damals 20 Mark.... usw. und bei einer blieb es ja nicht. Dafür kann man sich manches Duftwässerchen, manche Blume kaufen....

Du bist was wert Hannah! Du bist einzigartig. Ich hab dir das sicher schon mal gewünscht, aber doppelt hält besser: Sei dein Freund und nicht dein Feind. Hier im Forum hast du doch jetzt schon einige Freunde und Freundinnen, oder? Und alle sagen so ziemlich das Gleiche, also muss was dran sein!!

Ich wünsch dir das Allerbeste!!


hannah ( gelöscht )
Beiträge:

05.12.2002 11:13
#45 RE: An Feli und Reiner Zitat · Antworten

Vielen dank, ihr lieben!
Ihr habt so ziemlich genau das gesagt, was mir auch meine trockene freundin gesagt hat, und ich danke euch dafür. Ich will versuchen, mich auf meine stärken zu besinnen, denn, man glaubt es kaum, die habe ich auch – und ich will damit aufhören, mich selbst ständig zu überfordern. mir was gutes zu tun, das ist nicht so leicht, aber heute morgen bin ich endlich mal wieder gejoggt, und ansonsten vertrödle ich meinen ersten freien Vormittag seit langer langer zeit. Ich will versuchen, mich auf mich selbst zu besinnen, anstatt mich an meinem partner abzuarbeiten, aber loszulassen, hinzunehmen, das ist so ziemlich das schwierigste für mich, das ich mir vorstellen kann. Ich glaube, für mich ist es sehr wichtig, aus meinem kopf rauszukommen, denn meine probleme werde ich totsicher intellektuell nicht lösen! Früher habe ich mal einen kleinen draht zu meiner „höheren macht“ gehabt, der ist mir seit dem tod meines kleinen sohnes abhanden gekommen, aber ich glaube, daß es wichtig ist, wieder an einen schutzengel oder so was zu glauben, auch für meine beziehung zu ihm. Es ist schöner, sich vorzustellen, daß er irgendwo da oben beschützt und geborgen ist als hier unten zu verbittern und zu verzweifeln. – und wie ihr schon sagt, freund alk ist da bestimmt nicht das probate mittel, um aus dem tal herauszukommen. Wenn ich es schaffe, ihm zu widerstehen, ist das der erste schritt in ein besseres leben. In der letzten zeit habe ich mich selbst gar nicht ernst genommen. Ich habe gedacht, ja, klar, jetzt trinkst du zwar eine weile nichts – aber mach dir doch nichts vor, du bist so mies und charakterschwach, irgendwann trinkst du sowieso wieder, und dann ist es auch immer wieder so gekommen. Ich will versuchen, und vielleicht hab`ich ja einen schutzengel oder so was, mich wieder ernst zu nehmen, und vielleicht gelingt es mir dann endlich, auch mal stolz zu sein auf jeden tag, den ich nüchtern lebe. Während meiner schwangerschaften war alkohol überhaupt kein thema, es war, obwohl ich vorher immer phasen hatte, in denen ich stark getrunken habe, nie schwierig, nichts zu trinken, das ergab sich einfach so – ich weiß also ganz genau, was mich in einem nüchternen leben erwartet, diese lebensqualität ist nichts abstraktes, keine vision, sondern eine wunderschöne, greifbare, ganz konkrete, reale erfahrung – und daran will ich denken, wenn der wein sich wieder anschleicht mit verheißungen, die er niemals erfüllt... meine güte, wie prosaisch, jetzt ist es wohl ein bisschen mit mir durchgegangen – trotzdem wird das jetzt so abgeschickt, ich will ja aufhören, immer perfekt sein zu wollen... also, liebe mieze, liebe bea, liebe feli , liebe gitti, seid geknuddelt – und ihr anderen natürlich gegrüßt von eurer


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