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Saufnix  
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Dieses Thema hat 5 Antworten
und wurde 904 mal aufgerufen
 Deine eigene Alkoholkarriere
Reinhard ( gelöscht )
Beiträge:

15.11.2002 21:46
RE: ich bin neu hier Zitat · Antworten

Hallo,
ich bin nicht sicher, ob das das richtige board ist, aber nachdem ich so viele Vor-Beiträge (insbesondere felidaela und alle Antworten auf sie gelesen habe, probiere ich es einfach mal hier. Wenn ich falsch bin, wird mich sicher jemand darauf hinweisen.
Ich bin zunächst mal heilfroh, diese Site gefunden zu haben.
Ich habe gestern die beiden letzten Bierflaschen, die im Kasten waren, in den Ausguss geschüttet und werde jetzt nichts mehr trinken. Das ist bestimmt der 4. oder 5. Anlauf, diesmal ist eine Sache aber anders: ich habe vorher immer geglaubt, alles im Griff zu haben, ich dachte, ich könnte mal ein paar Wochen pausieren, bis die Leberwerte wieder besser sind,usw. Nach dem, was ich von Euch gelesen habe, kennen das alle oder zumindest viele. Das war überhaupt das Faszinierendste: hier werden von Euch Dinge beschrieben, von denen ich immer dachte, das kann ich nie einem erklären, dass mir das so geht - und jetzt lese ich meine eigenen Gedanken von Euch.
Klingt wirr,- ich bin ja auch sehr verwirrt. Ich war vor Jahren schon mal bei solchen AA-Treffen, aber diese Gruppe empfand ich als so bigott, dass mir davon schlecht wurde. Drinnen an der Wand hing das Schild "Wen du hier siehst, usw." - draussen wurde ungeniert unter Namensnennung über Leute hergezogen. Dort hätte ich von mir nichts preisgegeben. Ich weiss aber auch seit gestern, dass ich alleine mit meiner Sucht nicht klarkomme, dass es nicht ausreichen wird, mich hier vor Euch - also quasi anonym - zu outen, sondern ich werde mich vor eine Gruppe realer Menschen stellen müssen und mein Unvermögen, alleine damit fertigzuwerden, eingestehen müssen. Da ist auch wieder so ein Punkt, den ich bei Euch gelesen habe: dass man sich als Erwachsener so behandelt, wie man als Kind behandelt wurde.
Ich habe immer mit allem alleine fertig werden müssen und empfinde es jetzt fast als Schande, andere um Hilfe zu bitten.
Ich werde nächsten Monat 50, meine Frau hat mir mitgeteilt, dass sie mit unserer Tochter so bald wie möglich ausziehen wird und ich werde dann in diesem Haus hier alleine hocken, von dem ich nicht weiss, ob ich es alleine bezahlen kann, das aber aufgrund von verschiedenen Bedingungen so gut wie unverkäuflich ist. Ich verstehe die Reaktion meiner Frau und bin sogar froh darüber, weil sie mich dadurch zur Erkenntnis gezwungen hat, dass ich viel tiefer drin stecke, als ich mir eingestehen wollte.
Ich habe viel Angst vor den nächsten Wochen,- nicht so sehr vor körperlichem Entzug,- da hab' ich ja grauenvolles hier gelesen - da habe ich wohl Glück, denn vom Körper konnte ich bisher jedesmal problemlos aufhören. Dieses Bewusstsein machte es aber auch wieder leichter, neu anzufangen.
Viele Grüsse
Reinhard


tommie Offline




Beiträge: 10.595

15.11.2002 22:40
#2 RE: ich bin neu hier Zitat · Antworten

Hallo Reinhard,

zuerst einmal ein Hallo und Willkommen auf diesem Board. Deinem Post nach zu urteilen bist du schon " richtig " hier - und " wirres " kann ich auch nicht entdecken . Letztendlich wirst du das aber selbst entscheiden.

Das Gefühle des sich schämens ( Schande ) kennen sicher fast alle von uns, in vielerlei Hinsicht. Um Hilfe oder Unterstützung zu bitten und sie anzunehmen ist keine Schande. Und Unterstützung wirst du - auch sicher - brauchen und bekommen.
Du scheinst so eine Art persönlichen Tiefpunkt erreicht zu haben, zumindestens was die familiäre Situation betrifft ? War das der entscheidente Auslöser für deine Wegschütt-Aktion und den Vorsatz nicht mehr zu trinken ?

Ich jedenfalls hoffe für dich, daß du auf einem guten Weg bist. Einen Arzt würde ich an deiner Stelle trotzdem zu Rate ziehen, allein schon um in Punkto körperliche Entgiftung sicher zu sein. Du scheinst das zu sehr auf die leichte Schulter zu nehmen. Ist dir das klar ? Delir und Krampfanfall sind besonders bei schon vorherigen Versuchen trocken zu werden wahrscheinlicher und gefährlicher als bei einem " Frischling ". Tu dir selbst den Gefallen und mach das unter fachärztlicher Aufsicht.

Daß du nach den geschilderten Erfahrungen einer Gruppe gegenüber momentan eher skeptisch gegenüber stehst verstehe ich. Trotzdem: schau und höre dich um, es gibt viele Angebote und Möglichkeiten , AA ist nur 1 davon. Da gilt einfach: " testen " was richtig für dich ist.

tommie


felidaela Offline




Beiträge: 796

16.11.2002 10:16
#3 RE: ich bin neu hier Zitat · Antworten

Lieber Reinhard,

willkommen an board!

Wie war die erste Nacht, wie geht es Deinem Körper?

Wann hast Du denn das erste Mal aufgehört zu trinken und warum? Wann war das mit den Gruppen? Ich habe ja da auch so meine schlechten Erfahrungen. Mir fällt dabei ein, vielleicht sollte ich es mal „im Westen“ versuchen. Denn was ich bisher in den Gruppen erlebt und was mich abgestoßen hatte, war immer typisch Ost. Es gab immer jemanden, der der Meinung war, führen zu müssen (die anderen ließen sich da rein fallen) und es war dann jedes Mal der-/dieselbe, der/die das Zepter in der Hand hatte. Wessis sind da anders (pauschal gesehen), für mich in dem Fall, pos. anders. PS: Ich bin Ossi.

Was ich gerade erkenne, vielleicht sollte man es (in dem Fall Du und ich) einfach mal in einem anderen Umfeld versuchen. Wenn ich so weit bin (und das nach 30 Tagen etwa, so weit habe ich es schon zweimal allein geschafft), werde ich mal zu den Guttemplern gehen oder sowas in der Art. Da ist meine Mutter (in einer andern Stadt) auch, obwohl wir schwer atheistisch sind. Aber AA ist ja auch ziemlich Gott-angelehnt.


Zitat
Ich habe viel Angst vor den nächsten Wochen,- nicht so sehr vor körperlichem Entzug,- da hab' ich ja grauenvolles hier gelesen - da habe ich wohl Glück, denn vom Körper konnte ich bisher jedesmal problemlos aufhören. Dieses Bewusstsein machte es aber auch wieder leichter, neu anzufangen.




Oh ja, genau das kenne ich. Man kann ja wieder aufhören, wenn es so weit ist. Ein paar Wochen geht es ja gut. Mehr noch: Besser als zu zuvor. Der Körper ist entgiftet und kann wieder mehr „leisten“. (Meine Ärztin hat mal gesagt, dass erst etwa nach zwei Jahren Trockenheit die Leberwerte wieder „normal“ sind, wenn sie durch den Alk erhöht, aber noch im Toleranzbereich waren.). Die ersten Gläser sind so entspannend und haben überhaupt keine negativen Auswirkungen, glaubte ich. Aber ganz schnell war ich wieder bei meiner tägl. Flasche Wein und das Trinken-Müssen setzte wieder ein. Das Gefühl, ohne (seelisch/emotional) nicht über den Abend/Tag zu kommen, hielt mich wieder in seinen „Klauen“.

Manchmal denke ich, dass die, die Schlimmes durch den Alk erlebt haben, nun diese Angst im Nacken haben, dass es wieder so schlimm kommt, wenn sie wieder anfangen. Diese Angst hält sie in schweren Situationen (Druck) zurück. Bei mir gibt es keine Angst, nur die Ahnung davon, was passieren kann, weil ich davon gehört, oder es bei meiner Mutter erlebt habe. Bei mir sind es eher diese verkaterten Tage, die ich in Erinnerung habe. Ganz früher sagte ich mir oft: Der Abend war es wert. Dem ist natürlich nicht mehr so, wenn ich mir allein „Einen übergeholfen“ hatte.

Wir glauben, nur weil wir körperlich nicht abhängig sind, haben wir die Kontrolle darüber. Großer Irrtum, deshalb haben auch wir Rückfälle. Diese machen wir mit uns selbst aus, es merkt kaum einer und deshalb sind sie nichts besonderes, deshalb fangen wir wieder an, weil es gibt ja den „Rückweg“. Und weil kaum einer was merkt, gibt es keine Anerkennung wenn wir aufhören und es fällt nicht weiter auf, wenn man doch wieder trinkt. Klar, es gibt blöde Bemerkungen, aber es macht sich keiner Sorgen.

Wahrscheinlich bist Du doch schon auffällig geworden, zumindest Deiner Frau gegenüber. Ich schließe mich da Tommies Frage an: Will Deine Familie deshalb gehen? Wie alt ist Deine Tochter, hat sie schon was dazu gesagt, ich meine zu Deinem Trinkverhalten?

Lieber Reinhard, ich wünsche Dir alle Kraft die Du brauchst, um Dein Leben glücklich und zufrieden zu gestalten.


Reinhard ( gelöscht )
Beiträge:

16.11.2002 16:36
#4 RE: ich bin neu hier Zitat · Antworten

Hallo Tommie, hallo Feli,

ich danke Euch für Eure schnellen Antworten.
Ich denke, dass ich Tommie beruhigen kann, was die Gefahren von körperlichem Entzug betrifft,- vielleicht liegt es auch daran, dass ich nie so "extrem" drauf war.
@ Feli: ich schreibe jetzt nach der 2. Nacht, das war und ist alles kein Problem. Deine Hoffnungen auf den Westen muss ich leider enttäuschen. Ich erzähle mal, wie das bei mir war und ich denke, Du wirst viele Ähnlichkeiten feststellen: Da gab es zuerst den Ober-Guru. Der durfte alles. Danach gab es einen Sekundär-Guru (war 'ne Frau), die durfte ein bisschen weniger. Und dann ging es so weiter, was da die Kriterien waren, weiss ich nicht, Länge der Gruppenzugehörigkeit, soziale Position, sprachliches Vermögen, was weiss ich,- war aber eine klare Hackordnung.
Da fand keine Kommunikation statt. Die Alkis haben monologisiert, wenn sie fertig waren, wanderte der Blick zum Ober-Guru, dann sagte der was, dann der Sekundär-Guru. Ich Idiot habe da mal was zu einer Frau gesagt, deren Erfahrungen ich auch gemacht hatte. Ich kam mir so Sch... vor, als ich merkte, dass das keine Sau von mir hören wollte.
Das mit dem "Nicht-Körperlich-Abhängig-Sein" beschreibst Du so, dass es von mir kommen könnte. Genau so ist es ! Und das machts dann genauso gefährlich wie bei denen, wo der Körper reagiert.
Natürlich weiss meine Frau von meiner Abhängigkeit. Offiziell ist das auch der Grund, warum sie jetzt geht. Da ist aber noch mehr: ich hatte letzten August aufgehört zu trinken, bin zu einer Drogenberatung gegangen und war clean bis Ostern. Und was soll ich sagen: das war der Horror.
Manchmal dachte ich, sie provoziert mit Absicht so sehr, dass ich wieder anfange zu saufen. In dieser Zeit wurde mir klar, was ich 15 Jahre lang gemacht habe: ich habe geschluckt. Meine ganzen Frustrationen, die Trauer über nicht vorhandene Gemeinsamkeiten, nicht vorhandene Kommunikation habe ich geschluckt. In der Zeit, in der ich nicht schluckte, gab es fast täglich Krach.
Von Ostern bis Sommer war ich dann wieder gut drauf. Im Sommer fuhr meine Frau eine Woche lang allein weg, um zu überlegen, ob sie noch mit mir zusammenbleiben wolle. Ich habe in dieser Zeit eine Paartherapie organisiert, weil ich dachte, dass das das Einzige wäre, was unsere Ehe retten könnte. Heute habe ich mal gedacht, dass sie an dem Punkt alles zerschmissen hat, an dem wir mal über sie hätten reden müssen. Kann aber Einbildung sein und ist ja jetzt auch egal.
Im Winter, als ich clean war, habe ich "Co-Abhängigkeit" von Anne Wilson Schaef gelesen, da bin ich fast verrückt geworden, weil ich so viele Dinge dort beschrieben fand, die ich aus meiner Ehe kenne.
Auch ich werde versuchen, nächste Woche zu einem Treffen der Guttempler zu gehen, hoffentlich sind die nicht genauso verkrustet und dogmatisch.

Alles Liebe
Reinhard


Zitrin Offline




Beiträge: 308

16.11.2002 18:54
#5 RE: ich bin neu hier Zitat · Antworten

Zitat:
"Ich werde nächsten Monat 50, meine Frau hat mir mitgeteilt, dass sie mit unserer Tochter so bald wie möglich ausziehen wird und ich werde dann in diesem Haus hier alleine hocken, von dem ich nicht weiss, ob ich es alleine bezahlen kann, das aber aufgrund von verschiedenen Bedingungen so gut wie unverkäuflich ist. Ich verstehe die Reaktion meiner Frau und bin sogar froh darüber, weil sie mich dadurch zur Erkenntnis gezwungen hat, dass ich viel tiefer drin stecke, als ich mir eingestehen wollte."



Mir bleibt das Herz stehen!

Du bist deiner Frau sogar dankbar?
Du anerkennst Ablehnung!-----------------


Mein Mann könnte mir ev.sogar dankbar sein?---------
Und die Kinder? Wie alt ist deine Tochter?----------
Ich müsste also mutig sein? ----------

Ich denke immer noch zu versagen, wenn ich etwas nicht annehmen möchte, also toleriere ich den Teufel Alkohol.

Er ist täglich präsent grinst als Sieger von der Schulter meines Partners.
Ich hasse ihn, und ich warte und warte...

Ohne Alkohol können wir einander ja noch "riechen" .(Aber wann war das, vielleicht mache ich mir auch da was vor?)

Wie siehst du eine Co- Abhängige?
Wie sind Frauen wie ich für den nassen Partner?
Was wünschst du dir von deiner Frau und deiner Tochter?

Ich habe immer versucht durchzuhalten.-----------
Sicherheit, Beständigkeit auszustrahlen. ( Tönt wie ein Witz hi,hi,hi,auch das war ein Selbstbetrug)

Durch deinen Bericht spiegelst du mich genauso feige, verdrängend, ausweichend, nicht wahrhabenwollend, wie ich nie sein wollte ...
Danke dir!!!!
Und ich spüre Handlungsbedarf ( zum Erstenmal etwas Selbständigkeit)
Danke deiner mutigen Frau!----------------


Ich merke wie egoistisch ich schreibe, ich bin eben "voll drauf" als Co?----------?
Aber glaube mir ,ich bewundere dich, euch Beide, alle Drei, dass ihr etwas wagt----------
den Schritt zur Besserung eures Lebens

Herzliche Grüsse und viel viel Sympathie sendet


diddie ( gelöscht )
Beiträge:

01.12.2002 10:07
#6 RE: ich bin neu hier Zitat · Antworten

Hallo Reinhard
Ich bin seit 7 Jahren jetzt trocken.
Für mich zählt jeder Tag an dem ich trocken bleibe.Versuche es doch mal mit einer Gruppe vom BLAUES KREUZ.
Die hat mir auf jeden Fall geholfen ohne THERAPIE.
So wie ich das verstehe hörst du nur auf wegen deiner
Frau und dein Kind.Bei dir hat es noch nicht KLICK
gemacht.


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