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Saufnix  
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Dieses Thema hat 108 Antworten
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 Ganz, ganz viele Fragen
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MandelSternchen Offline



Beiträge: 44

27.08.2018 17:00
MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Liebe Saufnixe und - nixen,

nach einigen Tagen stillem Mitlesen der vielen hilfreichen Beiträge wurde ich nun freigeschaltet- und freue mich, von nun an auch ganz gezielt zu meiner aktuellen Situation Fragen stellen zu können, in der Hoffnung, wieder Mut zu fassen und mit etwas mehr Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Es ist wirklich ganz toll, dass es dieses Forum hier für Betroffene gibt und dass viele so fleißig schreiben!

Kurz zu mir: Ich bin MandelSternchen, weiblich, Anfang 30 und gerade dabei, eine Reha zu beantragen. Seit einigen Jahren (etwa 4) konsumiere ich fast täglich Alkohol, um mich zu betäuben. Vor einigen Wochen habe ich all meinen Mut zusammen genommen und mir Hilfe in Form von Gesprächen bei der Suchtberatungsstelle vom Blauen Kreuz gesucht. Irgendwie hatte ich auch keine andere Wahl mehr - meine aktuelle Lebenssituation ist nämlich, gelinde gesagt, ein einziges Trauerspiel. Warum? Nun, in den letzten Jahren ist so einiges passiert, was dazu geführt hat, dass ich mich sehr stark isoliert habe. Ich habe nahezu keine sozialen Kontakte mehr, keine Familie, keine Beziehung, bin finanziell ruiniert, mein Ruf eilt mir voraus und ich weiß weder, wie es beruflich noch sonst irgendwie weiter gehen soll.

Meine Hauptaufgabe besteht gerade darin, mich durch den Wust an Antragsformularen für die Langzeittherapie zu kämpfen und den Rest meiner Zeit mit irgendetwas Sinnstiftendem zu füllen - was mir nur schwer gelingt.

Dennoch gibt es da einen kleinen Funken in mir, der nach Leben schreit und was ich gerade ganz dringend brauche ist Zuspruch von anderen Betroffenen, die in einer ähnlichen Situation waren, wie ich. Die mir bitte, bitte ehrlich sagen können: "Mach weiter, es lohnt sich. Es gibt ein Leben ohne Nebel und es ist wundervoll. Es gibt Auswege, auch wenn alles hoffnungslos erscheint..." Denn es fällt mir gerade schwer, mir selbst Mut zu machen.

Bis hierhin erst mal danke fürs Lesen... ich freue mich auf viele schöne und "gesunde" Begegnungen hier im Forum.

MandelSternchen

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If only our eyes saw souls instead of bodies, how very different our ideals of beauty would be! -unknown-


Bodhisattva Offline




Beiträge: 1.428

27.08.2018 17:07
#2 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Liebes Mandelsternchen,
klasse, dass Du hier bei Saufnix bist und ein herzliches Willkommen von mir gewünscht!

Hier bei Saufnix hatte jeder seinen ganz persönlichen Tiefpunkt und viele user haben einen Weg raus aus dem Elend gefunden. Du kannst hier, wie du auch selbst schreibst, viele Geschichten lesen, mir hat das sehr geholfen, vor allem am Angang, weil ich gesehen habe, dass es einen Weg raus gibt und das sich dieser Weg lohnt.

Hast Du medizinische oder sonstige Unterstützung bezüglich deinem Langzeitherapie-Antrag?

Ich wünsche Dir von Herzen Alles Gute, Bodhi

Einfach SEIN- genügt völlig und mehr geht auch nicht. Das ist das volle Glück.


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MandelSternchen Offline



Beiträge: 44

27.08.2018 17:32
#3 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Lieber Bodhi,

vielen Dank für die schnelle Antwort. Es ist schön, so freundlich willkommen geheißen zu werden!

In den letzten Wochen habe ich oft ein paar Geschichten überflogen, wenn ich mal wieder ganz unten war und nicht mehr weiter wusste. Es tat und tut gut, zu lesen, dass es wirklich auch Erfolgsgeschichten gibt. Dennoch sehe ich mich im Moment in einer Sackgasse gefangen, aus der ich nicht mehr heraus komme.

Bezüglich des Ausfüllens der Antragsformulare für die LZT bekomme ich gerade keine Unterstützung und so banal es auch klingen mag, aber dieser Antrag kostet mich gerade ganz schön viel Kraft. Die Mitarbeiter von der Suchtberatung stellen mir die Formulare zwar zur Verfügung, ausfüllen und verschicken muss ich Sie jedoch selbst. Und medizinisch... meinst du, ob ich gerade in Behandlung bei einem Nervenarzt bin?

Musstest du dich denn in früheren Zeiten auch mal durch diesen Bürokratiedschungel kämpfen, um eine LZT zu bekommen? Falls ja, wie hast du es geschafft, dabei nicht zu verzweifeln und das mit Alkohol weg zu machen? Gibt es andere Betroffene, die es einigermaßen unbeschadet überstanden haben? Was habt ihr gemacht, wenn Ihr nach dem Ausfüllen fix und fertig wart und NICHT zur Flasche gegriffen habt?

Euer nachdenkliches MandelSternchen

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If only our eyes saw souls instead of bodies, how very different our ideals of beauty would be! -unknown-


karlbernd Offline




Beiträge: 4.484

27.08.2018 20:12
#4 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

hallo mandelsternchen

willkommen hier an board.

gut, dass du dir hilfe suchst ! in diesem forum kann man ganz viel über sucht und ausstieg lernen.

das man so viele zettel ausfüllen muss, ist mir nicht bekannt. das hat alles die suchtberatung in die wege geleitet. ich musste nur noch unterschreiben :)

und jetzt das wichtigste : ja der ausstieg lohnt sich tausendmal !

endlich wieder : ...frei ... ehrlich ... selbstwertig...respektvoll.. zuversichtlich...optimistisch...kontaktfreudig...gesund... !

such dir was aus ! zieh es durch und erfinde dich neu !


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nino Offline



Beiträge: 84

27.08.2018 20:27
#5 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Das gute G0110 Formular?
Am wichtigsten war, zumindest bei mir die ärztliche Diagnose, die explizit eine Abhängigkeit beinhaltet. Mein erstes Outing beim Arzt führte nur zu einer F10.1 Missbrauch, weshalb der Antrag abgelehnt wurde. Dem nächsten Arzt habe ich deutlich gesagt, dass es eine F10.2 für die Reha sein muss. Dann ging das mit der Genehmigung flüssig durch. Es gibt wohl eher wenige Ärzte, die wirklich Ahnung haben von Alkoholabhängigkeit, evtl musst du also coachen.

Ist bei den Fragen für dich etwas besonderes dabei? Ich war in einem "normalen" Bürojob, keine sonstigen Krankheiten, daher spielte nur die Aussage vom Arzt eine Rolle.


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vicco55 Offline




Beiträge: 2.649

27.08.2018 20:39
#6 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Hallo Mandelsternchen,

auch von mir ein 'herzliches Willkommen' hier an Board.

Mich wundert das auch, dass Du die Formulare selber ausfüllen musst. Gut, bei mir ist es schon ein paar Jahre her, dass ich bei der Suchtberatung aufgeschlagen bin und die mit mir eine Entwöhnungsbehandlung beantragt haben. Den Sozialbericht und die Anträge haben die von der Suchtberatung gemacht, den medizinischen Bericht mein Hausarzt. Gibt es in Deiner Stadt, bzw. in Deinem Landkreis nicht noch eine andere Suchtberatung? Von der Caritas, oder Diakonie oder städtisch oder ... Das 'Blaue Kreuz' ist sicher sehr verdienstvoll, hat doch aber kein Alleinstellungsmerkmal

Gruß
Viktor


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Julia ( gelöscht )
Beiträge:

27.08.2018 21:18
#7 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Liebes MandelSternchen

Einen sehr schönen Nick hast du dir ausgesucht.

Ich drücke dir dir Daumen, dass du rasch und unkompliziert Unterstützung beim Beantragen der Therapien und Ausfüllen der Formulare bekommst. Das Schöne am Forum: man kann immer schreiben. Tag und Nacht.

Willkommen an Board. Schön, dass du hier bist!

Liebe Grüsse, Julia


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Guidoof ( gelöscht )
Beiträge:

27.08.2018 21:35
#8 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Hallo Mandelsternchen,

auch von mir erste einmal ein herzliches Willkommen an Bord.

Manchmal habe ich es mit meinen Assoziationen, aber als ich Deinen ersten Beitrag eben gelesen habe, fiel mir der Zirkus "Flic Flac" ein, der früher regelmäßig in der Stadt gastiert hat, in der ich aufgewachsen bin. Seinerzeit hatten die ein interessantes Motto:

"Wirklich frei bist Du erst, wenn Du nichts mehr zu verlieren hasst"

Sicherlich haben die damals nicht versucht jeden Süchtigen zum weitermachen aufzufordern, sondern vielmehr die Risikobereitschaft in den Vordergrund gestellt - schnelle Motorräder die durch die Luft fliegen und so :-)

Aber ein bisschen ist es schon auf Deine Situation zu übertragen, denn Du bist an einem Punkt angekommen, an dem Du nichts mehr zu verlieren hast (mal abgesehen von Deinem Leben). Ist auf dem ersten Blick erstmal Scheiße, aber dennoch eine Luxussituation - so albern wie das jetzt auch klingen mag. Luxussituation deshalb, weil Du anfängst zu erkennen worum es geht und -so wie es mir scheint- da unbedingt raus willst. Das Bild hat sich quasi gedreht und Du kannst gegenwärtig und solange Du es Dir bewusst machst nur noch gewinnen.

Wenn Du die Gesamtheit Deiner Situation betrachtest, dann bist Du bis hierhin ein gewaltiger Teil des Problems gewesen, der sich durch Deine Einsicht aber gedreht und zu einem gewaltigen Teil der Lösung gemacht hat.

Dass selbst so profane Dinge wie das Ausfüllen von Formularen eine echte Herausforderung werden können, ist ein Prozess der nicht schön ist, Dich aber triumphieren lässt, wenn Du diese trotz aller inneren Widerstände abgegeben hast.

Ich finde es großartig, dass Du den Mut aufbringst hier etwas von Deinem Inneren nach außen zu kehren. Das ist ein echter Erfolg, den Du Dir auf Dein Wappen schreiben kannst. Und wenn Du dazu in der Lage bist, einfach in kleinen Schritten vorwärts schreitest, dann wirst Du schon bald feststellen, dass der ganze Rest gefühlt von allein verschwindet.

Es ist alles da, Du musst es Dir nur nehmen - nur aufgeben darfst Du nicht!

Beste Grüße
Guido


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Susanne Offline



Beiträge: 368

27.08.2018 21:50
#9 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Hallo MandelSternchen,

zunächst ein Kompliment, denn Du hast ja schon einiges bewegt, ehe Du Dich jetzt hier angemeldet hast: Erkannt, dass Du ein Problem mit dem Alkohol hast, nicht weiter weggeguckt, dann Hilfe in Anspruch genommen und ganz konkret zu einer Beratungsstelle gegangen und Du hast Dich entschieden, eine LZT machen zu wollen - super! Ich bin ein richtiger Fan von stationärem Aufenthalt in einer Suchtklinik geworden, seit ich Anfang diesen Jahres zwei Monate in einer solchen war. Da habe ich die entscheidenden Impulse für ein stabiles abstinentes Fundament erhalten und darauf erfolgreich aufbauen können und freue mich so, dass ich nicht mehr trinken muss :-)

Die Antragstellerei ist sicher lästig, aber das wirst Du schaffen. bei mir war es allerdings auch so wie bei manchem Vorschreiber: Die Frauensuchtberatungsstelle, an die ich mich gewendet hatte, hat den Antrag ausgefüllt; ich hatte zwei kleine Gutachten beigebracht (Hausarzt und eine Fachärztin). Zusätzlich haben wir noch einen ganz normalen Lebenslauf und ein BLatt mit meinem "Suchtverlauf in Stichworten" hinzugefügt.

Du schreibst:
"Ich habe nahezu keine sozialen Kontakte mehr, keine Familie, keine Beziehung, bin finanziell ruiniert, mein Ruf eilt mir voraus und ich weiß weder, wie es beruflich noch sonst irgendwie weiter gehen soll." Das heißt, dass Du mietrechtlich gesicherten Wonhraum hast, ja? Ich frage nur nach, weil es in Deiner Liste fehlt. Das wäre ja schon einmal sehr gut und wichtig. Und andere Baustellen gehst Du nach und nach an. Wenn man nicht mehr abhängig trinken muss, so meine Erfahrung, hat man sehtr viel Kraft "übrig" ;-)

Schulden lassen sich zwar nicht wegzaubern, aber zumindest mit Hilfe einer Schuldnerberatungsstelle (wenn nötig) regulieren, so dass an dieser Front meist mittelfristig schon mal Seelenfrieden einziehen kann. Könnte Sinn stiftend sein, da noch vor der LZT sicher zu stellen, dass nicht während der LZT etwas "anbrennt"... Ich erinnere mich noch an Mitpatientinnen, die im Aufzug Briefe lasen, dass ihnen nun das ALG II komplett gestrichen sei oder ihre Wohnung nun fristlos gekündigt wurde... Das ist schrecklich und beeinträchtigt natürlich die Konzentration auf den Therapieerfolg immens. Das gilt es, wenn möglich, im Vorfeld zu verhindern.

Ansonsten kann ich Dir aus voller Überzeugung versichern, dass sich Dein Weitermachen in Richtung Gesundung und raus aus der Sucht lohnen wird, dass es ein Leben ohne den alkoholbedingten Nebel und immer Auswege gibt, auch wenn Du Dich auf Deinem neuen, guten Weg manchmal hoffnungslos und verzagt fühlst.

Bleib dran!

Viele Grüße,
Susanne

-----------------------------------------
Optimismus ist, bei Gewitter auf dem höchsten Berg
in einer Kupferrüstung zu stehen und »Scheiß Götter!« zu rufen.
(Terry Pratchett)


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Virgil Hilts Offline




Beiträge: 247

28.08.2018 05:58
#10 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Hallo Mandelsternchen,

auch von mir ein herzliches Willkommen. Gute Entscheidung, dich hier anzumelden!

Meine Therapie bzw. Reha hatte ich im November angetreten, ist also auch noch nicht ganz so lang her. Von Seiten der Klinik war Voraussetzung entgiftet dort hin zu kommen, nachgewiesen durch einen Arzt bzw. Krankenhaus. Den Antrag für die Rentenkasse hat für mich auch die Suchtberatung (bei mir die Caritas) gestellt. Wenn's eilig ist, kann mittlerweile auch ein Dringlichkeitsantrag gestellt werden, der die Bearbeitung bei der Kasse beschleunigt.
Die 10.2 Diagnose ist auch meines Wissens nach Voraussetzung für eine Bewilligung, dafür brauch es aber keinen "Nervenarzt", da reicht der Hausarzt. Trinkst du denn noch bzw. bist du entzügig wenn du nicht trinkst? Dann wäre eine sog. qualifizierte Entgiftung im Vorfeld der LZT sinnvoll, auch für die Bewilligung.
Hat dir die Suchtberatung Kliniken vorgeschlagen? Manche helfen mittlerweile auch schon bei der Antragstellung. Dich das allein machen zu lassen finde ich sehr ungewöhnlich für eine Beratungsstelle. In welcher Region in D lebst Du denn, denke hier können bestimmt einige User Tips geben welche Institutionen in deiner Gegend noch besser helfen können.
Aber den allerwichtigsten Schritt hast du schon gemacht, DU hast DIR Hilfe geholt, weiter so!!!

Ich kann auch ohne Alkohol traurig sein. (Simon Borowiak)


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trollblume Offline




Beiträge: 3.582

28.08.2018 08:28
#11 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

hallo Mandelsternchen

herzlich willkommen

schön, das Du da bist!

Wünsch Dir einen guten Austausch hier und
viel Erfolg beim wichtigsten Projekt deines Lebens

den Eintritt in die giftfreie Welt,
die unendlich viel reicher und bunter ist
als Du Dir das jetzt vorstellen kannst.....


Wir lesen uns
Vera

Wer seinen Hafen nicht kennt,für den ist jeder Wind der falsche
(Seneca)


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septembersonne Offline




Beiträge: 5.747

28.08.2018 10:17
#12 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Zitat
Dennoch gibt es da einen kleinen Funken in mir, der nach Leben schreit und was ich gerade ganz dringend brauche ist Zuspruch von anderen Betroffenen, die in einer ähnlichen Situation waren, wie ich. Die mir bitte, bitte ehrlich sagen können: "Mach weiter, es lohnt sich. Es gibt ein Leben ohne Nebel und es ist wundervoll. Es gibt Auswege, auch wenn alles hoffnungslos erscheint..." Denn es fällt mir gerade schwer, mir selbst Mut zu machen.



Ein herzliches WILLKOMMEN auch von mir, MandelSternchen

Nun, vor über 11 Jahren stand auch ich vor den Ruinen meines nebulösen Suchtkartenhauses: keine Kraft,
keinen Mut, kein Selbstwertgefühl...mehr krank an Seele als an Körper...aber er war noch da, der Überlebenswille getragen von Neugier, was denn da noch so warte auf mich, ohne diesen verklärten Nebel. Andere leben ja schliesslich auch ohne Suchtmittel glücklich und zufrieden, doch wie geht das, wie funktioniert zufriedene Abstinenz?


Ich fand meine Wege aus der Sucht. Der schwierigste war die Selbstüberwindung sich selbst einzugestehen süchtig zu sein und Hilfe anzunehmen. Wie schrieb doch eine von mir sehr geschätzte SNe: die ersten Hände die helfen stecken in den eigenen Hosentaschen...wie wahr, wie wahr!!
Was dann folgte fügte sich nahtlos aneinander, Entgiftung, SHG, Langzeittherapie, SHG....das mühsame Klettern aus dem Suchttrichter, in den ich zu leicht heruntergerutscht bin, ging sehr langsam voran....Genesung braucht Zeit!

Aber es wurde leichter, mit jedem Schritt, kann ich heute sagen und rückblickend sowieso....es lohnt sich sehr, diese Abstinenz, sie ist überlebenswichtig...kein Selbstmord auf Raten mehr.
Mittlerweile bin ich selten hier präsent, weil andere Herausforderungen auf mich warten und das Thema Sucht /Abstinenz nicht mehr so vordergründig zu bearbeiten ist von mir.
Meine Suchterkrankung gehört zu mir, sie ist täglicher Mitläufer, aber irgendwie sehr klein geworden.
In den Anfangszeiten meiner Abstinenz, hat mir die Auseinandersetzung, das Aneignen von Wissen und der Austausch mit Betroffen sehr geholfen überhaupt zu verstehen was Sucht bedeutet, was sich da abspielt im Kopf.
Den eigenen Suchtweg quasie rückblickend betrachten.
Den Tag mit Sinn füllen, anstatt mit Suchtmitteln, ist lernbar, das Gehirn ist sehr lernfähig:)
Und sich selber Gutes tun, regelmäßig Essen, ausreichend Trinken (alkoholfrei versteht sich),frische Luft ( den Kopf frei bekommen),
die eigenen Sinne wieder suchtmittelfrei und pur wahrnehmen, sich seiner verkümmerten Gefühle und dem SELBST annehmen, sich auf die Suche seiner Träume machen, denn nur wer Träume hat, hat auch Ziele.
Mit dem Lesen einiger Bücher von Diana Beate Hellmann habe ich meine ersten suchtmittelfreien Tage gefüllt.
Habe mir einen täglichen Plan gemacht, nur für das HEUTE. Unangenehmes bis nachmittags erledigt und dann geschaut was mich so erfreuen könnte, abends dann dankbar , zufrieden und stolz auf den abstinenten Tag zurückgeblickt.

Alles Gute auf Deinem Weg!

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Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.


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MandelSternchen Offline



Beiträge: 44

28.08.2018 10:39
#13 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Liebe Saufnixe(n),

wow, wow, wow! Ich bin ganz gerührt über so viel Zuspruch und darüber, wie freundlich ich hier willkommen geheißen werde! Ein großes Dankeschön und ganz viel Liebe dafür!

Ich will gleich mal die Zitate - Funktion nutzen, um zu antworten:


Zitat von nino im Beitrag #5
Ist bei den Fragen für dich etwas besonderes dabei? Ich war in einem "normalen" Bürojob, keine sonstigen Krankheiten, daher spielte nur die Aussage vom Arzt eine Rolle.


Besonderheiten gibt es nicht, aber ich muss zum Beispiel, für die Erstellung des Sozialberichts, einen Fragebogen ausfüllen - und das mache ich alleine zu Hause. Außerdem braucht die Beratungsstelle einen Lebenslauf, den ich ebenfalls alleine zu Hause erstelle...für mich ist es ganz schön unangenehm, mich mit meinem verkorksten Leben auseinander zu setzen und die Herausforderung ist, danach eben nicht zu trinken. Alle anderen Formulare müssen zur Rentenversicherung, zum Arzt, zur Krankenkasse... die meisten kennen ja das ganze Prozedere.

Zitat von vicco55 im Beitrag #6
Das 'Blaue Kreuz' ist sicher sehr verdienstvoll, hat doch aber kein Alleinstellungsmerkmal[sly



Recht hast du. Aber jetzt ist es schon angeleiert und ein bisschen hab ich mich schon durch den Antragshaufen nach vorne gekämpft. Jetzt noch mal wo anders hin zu gehen, würde bedeuten, alles noch mal von vorne machen zu müssen und dann dauert es ja noch länger, bis ich endlich gesund werden kann.

Zitat von Guidoof im Beitrag #8
Aber ein bisschen ist es schon auf Deine Situation zu übertragen, denn Du bist an einem Punkt angekommen, an dem Du nichts mehr zu verlieren hast (mal abgesehen von Deinem Leben). Ist auf dem ersten Blick erstmal Scheiße, aber dennoch eine Luxussituation - so albern wie das jetzt auch klingen mag. Luxussituation deshalb, weil Du anfängst zu erkennen worum es geht und -so wie es mir scheint- da unbedingt raus willst. Das Bild hat sich quasi gedreht und Du kannst gegenwärtig und solange Du es Dir bewusst machst nur noch gewinnen.

Das klingt überhaupt nicht albern - im Gegenteil. Ich betrachte es tatsächlich als Luxussituation, da ich die Chance auf ein neues, gesundes, Leben bekomme. Diesen Luxus haben viele Menschen nicht, man betrachte nur die aktuelle politische Lage oder denke zum Beispiel an Menschen mit Behinderungen. Du hast also völlig recht, wenn du meine/ unsere Lebenssituation als luxuriös bezeichnest, auch wenn da der Schatten der Sucht ist.

kleinen Schritten vorwärts schreitest, dann wirst Du schon bald feststellen, dass der ganze Rest gefühlt von allein verschwindet.

Eben, kleine Schritte. Heute den Lebenslauf fertig schreiben. Morgen G0120 verschicken. Übermorgen G0600. Und so weiter.



Zitat von Susanne im Beitrag #9
Ich bin ein richtiger Fan von stationärem Aufenthalt in einer Suchtklinik geworden, seit ich Anfang diesen Jahres zwei Monate in einer solchen war. Da habe ich die entscheidenden Impulse für ein stabiles abstinentes Fundament erhalten und darauf erfolgreich aufbauen können und freue mich so, dass ich nicht mehr trinken muss :-)

Davor ziehe ich echt den Hut und gratuliere dir von Herzen zu deinem neuen, suchtbefreiten Leben!

Die Antragstellerei ist sicher lästig, aber das wirst Du schaffen. bei mir war es allerdings auch so wie bei manchem Vorschreiber: Die Frauensuchtberatungsstelle, an die ich mich gewendet hatte, hat den Antrag ausgefüllt; ich hatte zwei kleine Gutachten beigebracht (Hausarzt und eine Fachärztin). Zusätzlich haben wir noch einen ganz normalen Lebenslauf und ein BLatt mit meinem "Suchtverlauf in Stichworten" hinzugefügt.

Nun, das hätte ich mir auch gewünscht, dass ich das zusammen mit jemandem machen kann - aber vielleicht hat der Mensch aus der Suchtberatungsstelle mich auch einfach überschätzt und dachte, ich bekomme es locker alleine hin.

Du schreibst:
"Ich habe nahezu keine sozialen Kontakte mehr, keine Familie, keine Beziehung, bin finanziell ruiniert, mein Ruf eilt mir voraus und ich weiß weder, wie es beruflich noch sonst irgendwie weiter gehen soll." Das heißt, dass Du mietrechtlich gesicherten Wonhraum hast, ja? Ich frage nur nach, weil es in Deiner Liste fehlt. Das wäre ja schon einmal sehr gut und wichtig.

Tatsächlich habe ich ein Dach über dem Kopf. Noch. Wobei sich mir die Frage stellt, was während der LZT damit passieren soll.

Schulden lassen sich zwar nicht wegzaubern, aber zumindest mit Hilfe einer Schuldnerberatungsstelle (wenn nötig) regulieren, so dass an dieser Front meist mittelfristig schon mal Seelenfrieden einziehen kann. Könnte Sinn stiftend sein, da noch vor der LZT sicher zu stellen, dass nicht während der LZT etwas "anbrennt"... Ich erinnere mich noch an Mitpatientinnen, die im Aufzug Briefe lasen, dass ihnen nun das ALG II komplett gestrichen sei oder ihre Wohnung nun fristlos gekündigt wurde... Das ist schrecklich und beeinträchtigt natürlich die Konzentration auf den Therapieerfolg immens. Das gilt es, wenn möglich, im Vorfeld zu verhindern.



Das klingt nach einer sehr guten Idee. Ich werde das morgen bei meinem Termin in der Suchtberatungsstelle auf jeden Fall auch noch mal zur Sprache bringen.

Zitat von trollblume im Beitrag #11

den Eintritt in die giftfreie Welt,
die unendlich viel reicher und bunter ist
als Du Dir das jetzt vorstellen kannst.....


Ich wünsche mir so, so sehr, dass du recht hast. Es klingt wundervoll und nach einem Leben, das sich zu leben lohnt. Ich freue mich für dich, dass du es dort hin geschafft hast.

Übrigens stellt sich mir bezüglich der Reha die Frage: Hutschdorf oder Weibersbrunn? Habt ihr Erfahrungen? Was hat euch dort geholfen? Oder lieber ein neuer Thread dafür?

Euer MandelSternchen

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MandelSternchen Offline



Beiträge: 44

28.08.2018 10:50
#14 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Auweia, das hat ja nur bedingt geklappt, mit den Zitaten! Sorry, ich hoffe, es ist nicht zu unübersichtlich!

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F10 2 Offline




Beiträge: 4.672

28.08.2018 12:54
#15 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

SO muss das in der Vorschau aussehen, wenn du einzelne Passagen zitierst:
(Immer vorn und hinten Quote wiederholen, bzw kopieren und einfügen


Zitat von MandelSternchen im Beitrag #14
Auweia,


AUauweiaweia
FETT

Zitat von MandelSternchen im Beitrag #14
das hat ja nur bedingt geklappt, mit den Zitaten!


Jetzt schreib ich hier was zwischen und kommentiere das Zitierte! Hat nur sehr bedingt geklappt


Zitat von MandelSternchen im Beitrag #14
Sorry, ich hoffe, es ist nicht zu unübersichtlich!


Das kann ich dann auch farblich machen

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Auf MEINEM eigenen Weg kann mich keiner überholen.


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