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Saufnix  
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Dieses Thema hat 24 Antworten
und wurde 2.974 mal aufgerufen
 Deine eigene Alkoholkarriere
Seiten 1 | 2
newlife ( gelöscht )
Beiträge:

27.04.2017 11:28
#16 RE: Ich lerne jeden Tag was Neues Zitat · Antworten

liest sich jetzt für mich auch ganz ordentlich.

Ich hab irgendwann mal angefangen an mich selbst zu glauben und auf mir selbst auch zu trauen. Ich kann nämlich auch ne ganze Menge. Es liegen Welten der Entwicklung in den letzten Jahren, will ich mal behaupten. Ich habs halt zugelassen und gemacht. Aber eben das, was ich mit meinen Überzeugungen auch leben kann. Es war für mich eher schadschaft jetzt zu glauben, ich muss dies oder jenes tun, weil das ein Therapeut oder irgendein "alter Hase" mir ins Ohr gehustet hat.
Der Mensch ist so veranlagt, dass er sich selbständig entwickeln kann, sofern er es denn zu zulässt. Vieles passiert unterbewusst und die Nachreifung ebenso. Nehme ich nicht immer bewusst wahr, wohl aber die Resonanz aus meinem Umfeld.


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Sandelle Offline



Beiträge: 21

28.04.2017 06:30
#17 RE: Ich lerne jeden Tag was Neues Zitat · Antworten

Guten Morgen,

vielen Dank für die lieben und aufmunternden Antworten. Es tut gut, Zuspruch zu bekommen - und auch das ist neu, ich war nämlich noch nie besonders gut darin, Lob anzunehmen. Besonders zu den Zeiten, als ich noch getrunken hab, war es mir unangenehm, von Freunden oder Fremden Anerkennung zu bekommen, die meiner Meinung nach nie angemessen war. Als ich nach wirklich hartem Ringen mein Abschlusszeugnis von der Uni bekam, hat sich das ganz schrecklich angefühlt, so, als hätte ich das gar nicht verdient. Heute würde ich analysieren: Mein Selbstwertgefühl war im Keller.

Die Gedanken aus der CliC-Bewegung finde ich auch sehr interessant, in dieser Weise höre ich zum ersten Mal davon.

Zum Beispiel Suchtdruck: Da kann ich nur aus meiner eigenen Erfahrung berichten, weil ich nicht weiß, wie andere es fühlen. Und bei mir war es definitiv so, dass, wenn erst mal Suchtdruck da war, ich immer wieder getrunken habe. Ich hab es immer beschrieben als ein Streitgespräch in meinem Kopf. Viele Stimmen schreien dann: Das hast du dir verdient! Die Gelegenheit ist günstig! Alternativen gibt es nicht! Du brauchst das jetzt! ...und meine eigene Stimme hielt nur schwach dagegen. Ich habe dann getrunken, um die Stimmen auszuschalten. In dem Moment, in dem ich nachgegeben habe, war das immer eine unlaubliche Erleichterung.

Gedankenblitze habe ich heute auch noch oft, ja, sehr oft. Verkaufsoffener Sonntag? Schön, Alkohol ohne Tankstellenzuschlag auch am Sonntag! Einschlafprobleme? Das beste Mittel ist ein Schnaps! Spaziergang im Wald? Auf der Bank da vorne habe ich schon mal einen Karton Wein getrunken, war das nicht schön? Neue Wohnung? Hm, in der Nähe gibt es gar keinen Kiosk...

Ich werde nochmal ein bisschen drüber nachdenken, was du geschrieben hast. Ich habe das Gefühl, ich habe noch nicht alles darüber verstanden und mein Geschreibsel ist unzulänglich.

Und auch über die Schulgeschichte werde ich nochmal nachdenken. Es war nicht unbedingt mein Wunsch, das zu machen, ich wurde mehr in die Aufgabe geschoben. Der Trägerverein meiner SHG drängelt ganz gerne hin zu weiteren Aufgaben, ich hab vor zwei Monaten auch schon ein Moderationsseminar besucht, weil man sich wünscht, dass neue Moderatoren neue Gruppen übernehmen. Das Seminar war auch ganz interessant, eine eigene Gruppe möchte ich trotzdem nicht leiten, dazu fühle ich mich noch gar nicht in der Lage. Ob ich allerdings den Mut habe, von dem bereits unterschriebenen Vertrag mit dem Jugendamt wieder zurückzutreten, weiß ich auch nicht.

Vielleicht finde ich am Wochenende auch mal die Zeit, den einen oder anderen im Chat zu treffen, würde mich freuen.

Liebe Grüße, Sandelle


vicco55 Offline




Beiträge: 2.649

28.04.2017 10:33
#18 RE: Ich lerne jeden Tag was Neues Zitat · Antworten

Guten Morgen Sandelle,

nachträglich auch von mir ein Willkommen.

Mache mal das Echo von Uwe et.al. Laß Dir bitte nicht von anderen ein Amt aufdrücken, wenn es für Dich noch nicht stimmt. Frag mal den newlife: der war bei seiner ersten Trockenlegung auch noch realtiv jung und er wußte sich nicht zu wehren, als ihn sein damaliger Selbsthilfeverband realtiv schnell zum Leiter einer Gruppe junger Alkis machte. Ich kenne zufällig die Protagonisten dieser Geschichte - bin im gleichen Diözeanverband. Wie zu erwarten war er überfordert, zudem in seiner für ihn eigenen Entwicklung gehemmt. Fazit: Rückfall und noch a bisserl Suchtkarussell (alles hier nachzulesen).

Auch ich mußte damals bei meiner Trockenlegung lernen, daß es einen gesunden Egoismus gibt. Ohne eine stabile Trockenheit kann ich niemanden anderen helfen. Wenn Du meine und anderen Geschichten hier an Board liest, wirst Du immer wieder lesen, daß es so ein, zwei Jahre dauert, bis die Abstinenz stabil ist, das Vertrauen in sich gewachsen ist. Dazu kommt, daß das Hirn einige Zeit braucht, bis es wieder normal reagiert, bis die Gehirnchemie sich wieder eingependelt hat. Bitte paß auf Dich auf. Dein Verband hat mehr von Dir, wenn er noch ein/zwei Jahre auf Deine Mitarbeit warten muß, als wenn Du wegen Überforderung noch eine Suchtrunde drehst.

Wünsch Dir was
Viktor


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Bodhisattva Offline




Beiträge: 1.428

28.04.2017 11:20
#19 RE: Ich lerne jeden Tag was Neues Zitat · Antworten

Hy zusammen,

bei mir hat es die Gruppe auch versucht, chairen nach 6 Monaten oder so und in die Klinik die Gruppe vertreten usf., ich habe das damals abgelehnt, reiner Selbstschutz und auch aus der Logik heraus, dass ich nicht die Erfahrungen hatte. Nach 2 Jahren hat sich das dann bei mir geändert, weil ich fühlte das der Weg stimmt und auch die entspannte Trockenheit einsetzte.

Unter der Voraussetzung, dass das Jugendamt weiß, dass Du erst 5 Monate trocken bist, empfinde ich das verantwortungslos dich in so eine Aufgabe zu drängen. Fakt ist auch, und das ist eigene Beobachtung, den meisten Leuten ist es scheissegal ob Du wieder rückfällig wirst, ein kurzes Ach: Oh nein, er/sie trinkt wieder und dann geht's den normalen Gang (eigene Beobachtung übrigens). Jo, newlife könnte dazu sicher eigene Erfahrungen beitragen.

Grüße, Bodhi

Einfach SEIN- genügt völlig und mehr geht auch nicht. Das ist das volle Glück.


karlbernd Offline




Beiträge: 4.484

28.04.2017 11:44
#20 RE: Ich lerne jeden Tag was Neues Zitat · Antworten

moin moin

ich weiss nicht, wie offen du mit deiner krankheit an deinem arbeitsplatz umgehst.

wenn du nun in anderen schulen über sucht referierst könnte doch deine "deckung" auffliegen, oder ?

es braucht doch nur ein schüler dein foto irgendwo zu posten, etc.

hast du daran gedacht ? ist dir das egal ? nur mal so...


atze-16 Offline



Beiträge: 180

28.04.2017 18:12
#21 RE: Ich lerne jeden Tag was Neues Zitat · Antworten

Hi,
ich denk die Vorredner haben Recht.Zieh erstmal mindestens ein Jahr durch und beschäftige dich hauptsächlich mit dir selbst.So mache ich es gerade.Was meinst du was da alles zum Vorschein kommt.Ich schreibe gerade einen Lebenslauf und den Verlauf meiner 30 Jahre Alk für mich und in Bezug für eine kommende LZT auf.Ich werde das später mal in einen eigenen Thread hier reinsetzen.Neben der suchtberatung gibt es ein aktiven Chat wo ich fast täglich bin.
atze
http://www.t-alk.de/


Sandelle Offline



Beiträge: 21

28.04.2017 18:23
#22 RE: Ich lerne jeden Tag was Neues Zitat · Antworten

Zitat von karlbernd im Beitrag #20
moin moin

ich weiss nicht, wie offen du mit deiner krankheit an deinem arbeitsplatz umgehst.

wenn du nun in anderen schulen über sucht referierst könnte doch deine "deckung" auffliegen, oder ?

es braucht doch nur ein schüler dein foto irgendwo zu posten, etc.

hast du daran gedacht ? ist dir das egal ? nur mal so...


Nur kurz eine Antwort darauf:

Ich bin nicht im Schulwesen, sondern in der Erwachsenenbildung. Zum Glück :-)

Über den Rest werde ich nochmal nachdenken. Ja, das Jugendamt weiß, dass ich erst fünf Monate trocken bin.

Was bedeutet chairen?

Liebe Grüße, Sandelle


newlife ( gelöscht )
Beiträge:

04.05.2017 16:52
#23 RE: Ich lerne jeden Tag was Neues Zitat · Antworten

Hallo Sandelle,

ich will mal kurz auf Viktors Beitrag eingehen. Bin zur Zeit auch kaum hier, da massive Zeitprobleme, Arbeitsplatzwechsel steht an, und, und und...

Meine ersten Erfahrungen mit SHGs haben entsprechende Spuren hinterlassen, die mich nachhaltig geprägt haben. Bis heute. Generell begrüße ich das vielfältige Angebot an SHG, ich selbst aber bin gebrandmarkt. Ich war süchtig bis hinten gegen, aber hatte null Erfahrung. Ich konnte nix mehr, außer konsumieren und entziehen.

Ich kam aus ner Entgiftung und wollte wirklich versuchen sauber zu bleiben. Anstatt Hilfe bekam ich entweder Arschtritte oder wurde ausgenutzt. Ersteres in erster Linie hier im Forum, letzteres in Form von SHG. Ich war grün hinter den Ohren und hatte keine Ideen. Aber ich konnte reden, formulieren und war technisch im Bereich EDV ein wenig bewandert. Das erkannte man und nur ich kam in Frage ne junge Gruppe zu leiten, im Verband Schriftführer zu machen und ich selbst glaubte dann... aha, so bleibt man also trocken.

Falsch an der ganzen Geschichte ist dieses "man". Ich meine also diese Verallgemeinerung. Richtig ist was anderes. Richtig ist, dass jeder Mensch der gerne sauber leben möchte dazu ermuntert und motiviert werden sollte eigene Ideen, Perspektiven zu entwickeln. Durch die Dinge, die aus dir selbst entstehen wirst du wachsen. Du wirst dich als das entwickeln, wozu man irgendwann mal den Begriff "Persönlichkeit" verwenden wird.

Du wirst Feedback erhalten, weil du wieder ein Mensch wirst, der über gefestigte Strukturen verfügt, bestimmte Richtungen und Interessen vertritt. Das finden manche gut und andere weniger. So ist das richtig, du kannst es ja nicht allen recht machen und sollst du auch gar nicht. Alle zusammen, auch deine "Gegner" würdigen dich aber in irgendeiner Form respektvoll. Das Wachstum wird nämlich wahrgenommen.

Es gibt durchaus wirklich gut und konstruktiv arbeitende Suchtgruppen. Habe da letztes Jahr in Berlin wirklich ne ganz hervorragende Begegnung gehabt. Da wird so gearbeitet, wie ich mir das auch vorstelle. In erster Linie gings dort immer darum, durch was kann ich mein eigenes Leben bereichern und welche Hilfestellungen kann ich auch tatsächlich in meinen Alltag einbauen, so dass ich davon auch was habe.

Weitere Erfahrungen hab ich dann bei AA gesammelt. Ich hab da was gelernt und konnte von dort was mitnehmen, was ich im Alltag verwenden kann. Das ist gut, aber es ist bei einem Teil geblieben. Ich hab dort gelernt zuzuhören. Es kann durchaus sinnvoll sein, auch mal eine abwartendere Haltung einzunehmen, als immer gleich loszuposauen. Dort redet nämlich immer nur eine Person.

Aber auch dort gehe ich nur noch sporadisch hin. Viele Dinge sind weltfremd, haben mit heutigen Lebeneinstellungen nicht wirklich was zu tun. Eine Gemeinschaft von Personen, die sich zum Teil gerne selbst bemitleiden, der andere Teil lebt in spirituellen Sphären von denen ich bis heute nicht verstanden habe, für was diese starren und unveränderbaren Haltungen überhaupt dienlich sein sollen.

Gut ist aber auch, dass ich nicht alles verstehen muss, dafür verstehen das wieder andere...


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Sandelle Offline



Beiträge: 21

07.05.2017 07:50
#24 RE: Ich lerne jeden Tag was Neues Zitat · Antworten

Hallo newlife,

ich hab ein paar andere Gruppen auch kennen gelernt, bevor ich bei meiner jetzigen gelandet und geblieben bin. Es ist nur ein kleiner Verein mit Mitgliederzahlen im dreistelligen Bereich, aber es gibt - und das hier ist hier im Umkreis einmalig - eine (meine) Gruppe nur für jüngere Leute. Das ist für mich der Knackpunkt, warum gerade diese Gruppe für mich passt. Bei uns sitzt niemand, der schon so und so viele Jahre trocken ist und die Weisheit mit Löffeln gefressen hat, nein, wir wachsen alle miteinander. Wenige Ausnahmen mal ausgenommen ;-)

Ich hab schon darüber nachgedacht, mit zunehmender Abstinenzerfahrung auch mal andere Gruppen auszuprobieren und stelle fest, dass ich langsam Lust darauf bekomme. Auch bei uns gibt es nämlich Sachen, die mich stören. Aber das muss nicht heute sein und auch nicht morgen, sondern hat Zeit. Erst letzte Woche war jemand Neues in der Gruppe, der gerne etwas darüber erfahren wollte, wie eine LZT abläuft. Weil ich nie eine gemacht habe, habe ich den anderen nur zugehört und dabei festgestellt, dass ich vielleicht doch nochmal darüber nachdenken sollte, eine Therapie zu machen. Klang nämlich gar nicht so schlecht.

Eine eigene Gruppe zu leiten kommt für mich jetzt und in naher Zukunft auch noch nicht in Frage. Das wird akzeptiert.

Ansonsten, so allgemein, gehts mir ganz ok. Ich hab nach meiner Erkältungspause wohl wieder etwas zu viel von mir gefordert und bin immer noch nicht wieder fit, aber nächste Woche mache ich Urlaub. Manchmal habe ich Momente, in denen ich mich nicht wohlfühle, ich werde traurig wie früher und weiß nicht so recht, warum. Ich vermisse meine Mutter sehr, gerade in den letzten Tagen hätte ich sie so gerne mal angerufen und einfach mit ihr gequatscht. Aber es ist verblüffend - selbst wenn ich traurig bin und weine, ist da ein Teil in mir, der sich auch darüber freut. Gefühle habe ich früher nämlich nie zugelassen. Bei jedem noch so kleinen Stress musste der Alkohol her, denn "ich ertrag das sonst nicht". Heute spüre ich das, was ich für normale Gefühle halte - mal Fröhlichkeit und mal Traurigkeit - zwanzig Mal intensiver und komme mir viel lebendiger vor.

Danke, dass ich bei euch dabei sein darf,

Sandelle


newlife ( gelöscht )
Beiträge:

07.05.2017 12:56
#25 RE: Ich lerne jeden Tag was Neues Zitat · Antworten

Hallo Sandelle,

es geht ja auch darum, was du dir so im Leben nach der Sucht vorstellen kannst zu tun. Ich hab mit SHG jetzt nicht mehr so viel am Hut, wie gesagt sporadisch gehe ich mal, wenn ich Lust und Laune hab oder einfach mal neugierig bin, was die anderen dort so zu erzählen haben.

Dort wo du hingehst muss ja auch was rüberkommen, dessen Überzeugung du mittragen kannst. Ich fand jetzt immer mal das ein oder andere gut, aber es ging nie soweit dass ich sagen konnte, ich fühle mich da "zuhause".

Ich bin eben jemand, der keine festen Bindungen mag und das trifft auf SHG auch zu. Ich bin immer ein wenig auf der Reise und um diese Beweglichkeit zu erhalten, möchte ich möglichst viele Freiräume.

So geht es mir einfach gut, es spricht ja auch nix dagegen immer mal wieder andere Dinge im Leben zu tun. Meinen Horizont erweitert es ungemein und ich hab durchaus die Möglichkeit meine 7 Sachen zu packen und nach Teneriffa zu ziehen, wenn ich Bock drauf hab.

Das nur mal als Beispiel, was ich unter Freiheit verstehe. Allein das Bewusstsein, dass sowas alles machbar ist, gibt mir richtig viel Lebensfreude.


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