Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Saufnix  
Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 20 Antworten
und wurde 3.082 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
Seiten 1 | 2
F10 2 Offline




Beiträge: 4.674

26.03.2017 19:28
Lebenlange Krankheit? Zitat · Antworten

Im Zuge unseres Besuch bei einer wissenschftl. Fachtagung, ging aus einem Vortag folgendes hervor:


Gaaaaaaaanz wichtig für uns, war das Statement von Dr. Elke H. Sylvester(med. Leiterin FK Nettetal), dass "lebenslange Diagnosen"

(Du bleibst dein leben lang Alkoholiker, auch nach 234 Jahren Abstinenz) in zunehmenden Maße verschwinden werden.


Wir führten dies Diskussion im CliC- Forum schon 2013. Auch hier bei SAUFNIX gab es schon Diskussionen, finde ich aber nicht mehr...

Angesichts der Tatsache, dass das jetzt auch bei anderen - und dazu noch "echten" Profis Thema ist, möchte ich das Thema neu beleben.

Ich kopiere den Eröffnungsbeitrag mal hier rein:

__________________________________________________________________________________________________________________________________

Die Abhängigkeit von Alkohol im akuten Zustand (psychisch/physchische Abhängigkeit) -ICD-10 Schlüssel ==> Hier CliCen zur Erklärung "F10.2"....

wird von niemanden bestritten, der mal selbst entzügig war oder starken Suchtdruck verspürt hat.

Von einigen Experten, auch in diversem Medizin - oder Alkiforen wird die "lebenslange Krankheit"
( DU BLEIBST DEIN LEBEN LANG ALKOHOLIKER )

mit einer pompösen Monstranz vor sich her getragen, dass andere Meinungen, Einschätzungen, Tatsachen nicht gelten.

Sakrosant! Nicht zu leugnen, fester Bestandteil der Sucht(selbst?)behandlung. Wer anderer Meinung ist, scheint nichts begriffen, leugnerisch, kurz vor dem Rückfall... er ist ein Ketzer und gefährlich ..und muss - jedenfalls unterschwellig geäußert und hochschwellig gedacht - auch so behandelt werden.

Ist dem so? Sind wir alle ein Lebenlang krank??

Nach erfolgter Therapie, dem Erreichen der "zufriedenen Abstinenz" wenn der Nichtkonsum von Suchtmitteln Normalität geworden ist, ohne dass man gross drüber nachdenkt, ist man dann noch "abhängig und bleibt es auch???? Oder ändert sich dieses?

Wie jemand der wegen Nichtvertäglichkeit auf den Konsum bestimmter Lebensmittel verzichtet, ohne dabei ein großes Fass auf zumachen.

Wem nutzt dieser Opferstatus, der insbesondere von einigen Abstinenz - Taliban mit einer propagandistischen Aura versehen wird...

Und nutzt er überhaupt..

Schreckt es nicht Betroffene, die ihren Konsum kritisch hinterfragen und eine Abstinenzentscheidung in Erwägung ziehen , eher ab..?

Ich möchte nicht krank bleiben in meiner Entwicklung im abstinenten Leben, nicht betroffen, abhängig, krank, suchtkrank, behindert oder was an Beschreibungen noch so in den Vorstellungen rumgeistert...

Warum gibt es den "trockenen Alkoholiker" ??

Warum gibt es nicht den "nikotinabhängigen Nichtraucher" den immer noch "opiatabhängigen Nichtmehruser"

Gerade beim Zigarettenkonsum - und wer mal geraucht hat, weiß um den Suchtfaktor dieses Stoffes.. - würde die Aussage : "Ich bin nichtrauchender Nikotinabhängiger" nur zu Befremden und verständnislosem Kopfschütteln führen.

Wer seine Abstinenz und die damit verbundenen Veränderungen lebt, fühlt, merkt, der ist nicht krank, sondern lebt selbstbewusst und selbstkritisch sein Leben mit allen Höhen und Tiefen.

Das Ziel von Therapien, SHG - Besuchen usw. ist ja gerade das Gesundwerden!!

Wer krank bleiben möchte, kann das aber gerne tun und sich selbst dabei einiges verwehren. Oder einen Opferstatus pflegen....

Oder sich selbst bemitleiden.

Der von CliC propagierte Ansatz ist anders!

Salutogenese statt Pathogenese!

..und daß jemand der bei einer vormals bestandenen Abhängigkeitserkrankung, wieder krank wird, wenn er/sie das süchtig machende Mittel wieder einnimmt steht ja auf einem anderem Blatt. JO!

_______________________________________________________________________________________________________________________________________

Ich bin gespannt!


LG Uwe

_____________________________________________________________________________________
Auf MEINEM eigenen Weg kann mich keiner überholen.


3 Mitglieder finden das Top!
newlife ( gelöscht )
Beiträge:

27.03.2017 08:35
#2 RE: Lebenlange Krankheit? Zitat · Antworten

ich fühle mich gesund, möchte auch gerne gesund sein, weil gesund halt schöner ist und ich orientiere mich auch an Menschen, die gesund auf mich wirken.

Ich hab trotzdem ne Krankheit, es gibt eben Dinge mit denen ich achtsam umgehen muss und ab und zu muss ich mehr aufpassen, als andere. Das ist aber auch alles und liegt im Grund nur an der häufigen Präsenz des Suchtmittels. Selbstverständlich hätte ich lieber keine Sucht, aber ich hab halt eine (ne, sogar mehrere).

Zumindest hat es auch bei mir dazu geführt, dass ich veranlasst war mich mehr um mich selbst zu kümmern. Somit kann man ja durchaus so einer "Krankheit" etwas abgewinnen. Besser ist aber, wenn man das vorher schnallt, bevor man so eine "Krankheit" bekommt.


Bodhisattva Offline




Beiträge: 1.428

27.03.2017 09:27
#3 RE: Lebenlange Krankheit? Zitat · Antworten

Hy zusammen,

Alkoholismus wird als lebenslange Krankheit bezeichnet, zumindest von einigen Organisationen, Wissenschaftlerin, SHGs, Betroffenen, Nicht-Betroffenen usf., ich denke der Ursprung liegt an fehlender Bewusstheit, dieses Verinnerlichen der lebenslangen Krankheit kann helfen hinsichtlich Rückfallprävention, Unachtsamkeiten usf., diese Banalisierung ach ein BierCHEN, geht schnell, Bewusst werden was der Alkohol mit einem anrichten kann sobald das erste Glas wieder wird, ist für mich sehr wichtig.

Zitat von F10 2 im Beitrag #1
Warum gibt es den "trockenen Alkoholiker" ??

Warum gibt es nicht den "nikotinabhängigen Nichtraucher" den immer noch "opiatabhängigen Nichtmehruser"


Das ist liegt m. E. an den Ausmaßen des Alkoholismus in Bezug auf Rückfällen und was angerichtet wird mit dem Stoff, ja, es sterben viele Menschen wg. Nikotin, doch sind direkte Auswirkungen des Alkohols mitunter Mord, Totschlag, Gewaltexzesse, Verkehrstote uvm., 50-80 Prozent der Polizeitberichte beinhalten Auswirkungen des Alkohols. (Quelle: ein mir nahestehnder Polizist) Ich persönlich sehe die Begrifflichkeit "trockener Alkoholiker" eher als Wertschätzung der Gesellschaft, Menschen, von Menschen gemachten Defintionen. Lebenslange Krankheit, quasi ein Opferstatus? Nein, empfinde ich nicht so, solange ich nichts ziehe, ist alles okay, fühle mich nicht mit einer Krankheit behaftet. Der Opiatuser wird mitunter als clean bezeichnet, ist das keine Stigmatisierung?

Die Frage die sich für mich stellt ist, wie finde ich eine gelungene Lebensführung, wie gehe ich mit dem Respekt vor der Macht des Alkohols um, ohne in "ANGST" abzudriften, ein gelungenes Leben auf Angst begründen zu wollen, eben die lebenslange Krankheit als Prävention vor Rückfällen wie das von so manchen trockenen Alkoholikern propagiert wird, wäre nicht meines.

Schlussendlich isses für mich nur Wortklauberei, ob lebenslange Krankheit, gesund ohne Sprit, Diagnose für KK ja oder nein, eine Bedeutung hat das nicht mehr für mich in dem Sinne, dass ich nichts mehr alkoholisches trinke und ich mich gut dabei fühle und es mir wurscht geworden ist wie Außenstehende darüber formulieren und teils auch fabulieren.

Auch hier: Selbstverantwortung übernehmen, weg vom Opferstatus, Freiheit, Selbstbewusstsein, Ethik, Moral, eigene Werte finden und selbst beobachten, all das ist nüchtern möglich. Durch Beobachtung in Gruppen habe ich die Einsicht erhalten, dass das Bewusstsein nicht mehr zu trinken durch die gebetsmühlenartig wiederkehrende Fokussierung der lebenslangen Krankheit geschärft wird. War bei mir persönlich anfangs so, irgendwann habe ich mich gefragt, warum das so ist, warum ich das benötige, dieses Dogma, bei mir hat's mit fehlender Verantwortung zu tuen bzw. mit Opfer sein, mit dem klammern daran: Ich kann nix dafür und ich muss jetzt ganz tough bleiben und hart an mir arbeiten. So zwischen dem 1 und 2ten Jahr der Trockenheit hat sich dann in meiner Denke etwas verändert, hin zum "Hey, nicht trinken ist geil, schöner als Saufen" und das mit lebenslanger Krankheit hat die Bedeutung und den Angstfaktor verloren.

Die, die das propagieren mit dem ewigen Dogma der lebenslangen Krankheit, denen hat's in dem Sinne geholfen, dass sie "glauben", dass sie das brauchen, und das ist auch okay, und sie tragen die Botschaft weiter.

Grüße, Bodhi

Einfach SEIN- genügt völlig und mehr geht auch nicht. Das ist das volle Glück.


8 Mitglieder finden das Top!
vicco55 Offline




Beiträge: 2.649

27.03.2017 10:06
#4 RE: Lebenlange Krankheit? Zitat · Antworten

Meinen Respekt Bodhi, Du hast meine Gedanken besser zu Bildschirm gebracht, als ich es gekonnt hätte.

Eine Bemerkung noch zu Dir, Uwe. Wie hat Schenk gestern Abend im Tatort so treffend gesagt, 'jeder Jeck ist anders!' Ich erzähle immer gerne von der Selbsthilfe-Vorstellung in einer Suchtklinik vor einigen Jahren. Ich erzählte als abschreckendes Beispiel von einer unabhängigen SHG, in der genau die Dogmen ex cathedra gelehrt werden, die Du zu Recht angreifst. Ich meinte, ich als Frisch-Abstinenter würde vor so einer Drohkulisse, die dazu noch nicht mal kritisiert werden dürfe, schreiend davon laufen. Da meldete sich ein (mittelalter) Mann und meinte, gerade deswegen würde er auch in Zukunft in diese Gruppe gehen; er brauche diese direkte, heftige Ansprache. Ich nur: *schluck* Das war mir aber eine Lehre. Ich denke Uwe, Euer Wirken spricht doch für sich selber; Du hast es doch nicht nötig, Deinen/Euren Weg als allein seligmachend darzustellen. Es ist vieles in Bewegung; nur bis in den großen Verbänden z.B. dieses Neue auch bis in die letzte Gruppe vorgedrungen ist, dauert halt. Wobei im Übrigen bezweifelt werden darf, ob dies auch wünschenswert ist. Warum darf nicht die Gruppe von Menschen, die vor dreißig Jahren trocken wurden - denen also genau diese Dogmen beigebracht wurden - so weiter leben. Ihnen ging es doch die dreißig Jahre gut. Wenn ich meinen Verband, den Kreuzbund anschaue, da ist einiges im Laufen/Werden. Hier im Süden eh', aber inzwischen auch im Gesamtverband. Die Zeiten der Stalingradtrockenen (die das halt noch so gelernt haben von den damaligen Trockenpäpsten) ist schon seit einiger Zeit vorbei. Ist biologischer Fakt.

Nochmal zum Threadthema: ich für mich halte die Frage, ob ich nun krank bin, eher für belanglos. Wie meine Vorschreiber schon schrieben: Akut krank bin ich sicher nicht mehr, aber ich lebe mit dem Bewußtsein, daß der erneute Ausbruch dieser Krankheit genau ein Glas weg ist. Angst nein - Respekt ja


7 Mitglieder finden das Top!
F10 2 Offline




Beiträge: 4.674

27.03.2017 12:42
#5 RE: Lebenlange Krankheit? Zitat · Antworten

"Du hast es doch nicht nötig, Deinen/Euren Weg als allein seligmachend darzustellen. Es ist vieles in Bewegung; nur bis in den großen Verbänden z.B. dieses Neue auch bis in die letzte Gruppe vorgedrungen ist, dauert halt. "

auf den Punkt gebracht, Vicco. Es geht auch nicht darum, den alleinseligmachenden WQeg zu propagieren, sondern eben "Jeder Jeck ist anders",
d.h. "man" darf "ktrank" bleiben, wenn es einem nutzt, zur Abstinenz beiträgt oder was auch immer.

Der Zug fährt aber NICHT in die andere Richtung. Gesundwerden darf "man " nicht. "Das geht garnicht" und endet in den von mir beschriebenen Gegenwind.

Darum geht es mir, da gilt eben NICHT jeder Jeck ist anders.

Warum ist das so??

LG Uwe

_____________________________________________________________________________________
Auf MEINEM eigenen Weg kann mich keiner überholen.


vicco55 Offline




Beiträge: 2.649

27.03.2017 13:44
#6 RE: Lebenlange Krankheit? Zitat · Antworten

Hi Uwe,
sorry, dann habe ich Dich falsch verstanden.
a) Jedenfalls hier im Stuttgarter Raum ist mir dieses 'nimm das Kreuz Deiner Krankheit auf Dich, das Dich Dein Leben lang begleitet' außer bei der einschlägigen B&B-Fraktion nie begegnet. Vielleicht sind wir im Süden weiter, toleranter oder weiß ich was - oder ich hatte einfach Glück.
b) Reine Vermutung: ich könnte mir vorstellen, daß die Medizin, sprich Pharma-Industrie hier ein Interesse haben könnte bzgl. Entwicklung und Vermarktung sog. Craving-Medikamente. Warum die Klientel von den Krücken befreien; zielführender, sprich einträglicher ist es, sie am medikamentösen Rockzipfel zu halten. Aber wie gesagt: reiner Spekulatius
Gruß
Viktor


F10 2 Offline




Beiträge: 4.674

27.03.2017 16:26
#7 RE: Lebenlange Krankheit? Zitat · Antworten

Muss nochmal nachlegen Vicco...

Von den jetzigen "Kranken" Mitgliedern der SHG "1.0" dürfen alle gerne krank bleiben, die kennen es nicht anders.

Im Zuge der - wie passend der Ausdruck - Reformation, wird auch bei den SHG 3.0 (2.O wurde komplett ausgelassen von der selbsthilfe)
nicht mehr mit lebenslangen Diagnosen operiert werden.

"Es ist doch bekannt, dass Alkoholimus eine lebenslange Krankheit ist!!"

Stimmt, es war auch auch lange bekannt, dass sich die Sonne um die Erde dreht

Wenn das bei dir im Süden:
"'nimm das Kreuz Deiner Krankheit auf Dich, das Dich Dein Leben lang begleitet' " nicht so war, dann teste doch mal in deiner Gruppe
(gilt auch für alle anderen): Es gibt ein Modell, dass die lebenslange Krankheit negiert und nach einer gewissen Zeit beinhaltet, dass man abseits von Sucht, zwar abstinent, aber gesund und munter ohne Beeinträchtigung durch die Sucht lebt. Es spricht sich gegen die lebenslange Krankheit aus
und achte auf die Reaktionen.

Hier mal ein Beispiel für eine Reaktion auf meine Nachricht, Medizin und Therapie gehe weg vom Modell der "lebenslangen Diagnosen" von
einem erfahrenen Ex-Süchtler, der Bücher schreibt und viel Gehör findet:

"Das kann ich mir gut vorstellen, aber dafür gibt es ja die SHG´s. Ich kann mir vorstellen das die Therapeuten froh sind, um jeden den sie los werden, denn die Zahl der Abhängigen steigt, aus meiner Sicht."

Naja................

Die Kliniken wollen damit abschrecken, dass man eben nicht mehr krank ist, jetzt hab ich es begriffen und die OLD SCHOOL SHG übernehmen dann.

Der Input der nicht mehr lebenlangen Diagnosen kam ja - neben uns - aus der Medizin, Pharma-Interessen sind deshalb auszuschließen.
Bis auf die vorhandenen Anti-Craving Mittel, die jedoch wirtschaftl. keine Rolle spielen

_____________________________________________________________________________________
Auf MEINEM eigenen Weg kann mich keiner überholen.


Lauralisja Offline




Beiträge: 1.674

27.03.2017 16:42
#8 RE: Lebenlange Krankheit? Zitat · Antworten

Naja, krank fühle ich mich, was den Alkohol angeht nicht. Nass und kurz danach war ich krank.

Sollte ich wieder was trinken, bin ich überzeugt, dass ich wieder an dem Punkt lande, an dem ich aus der Sucht rausgekrabbelt bin.
Dann bin ich wieder krank. Und die trockene Zeit? Irgendwie muss man sie ja nennen. Der Nichtsüchtige hat ja das Problem nicht, dass er sich dem Vollrausch ergeben muss nach längerer Abstinenz (ich weiß, so manch süchtiger behauptet, es sei bei ihm auch nicht so).
Man kanns Remission nennen vielleicht, wie bei anderen chronischen Erkrankungen? Keine Ahnung. Wie heißt denn das Modell, dass " dass die lebenslange Krankheit negiert und nach einer gewissen Zeit beinhaltet, dass man abseits von Sucht, zwar abstinent, aber gesund und munter ohne Beeinträchtigung durch die Sucht lebt." Irgendwie musst Du ja die Bedingung Abstinenz ja nennen.

Ich hab kein Problem mit dem Begriff krank, ich benenne es für mich auch gar nicht. Ich weiß halt, dass es mir besser geht, auf Dauer, wenn ich keinen Alkohol trinke. Ich trags nicht vor mir her und an meinem Alkoholismus verdient auch keiner.

Beste Grüße
Uta

"Großer Gott, laß meine Seele zur Reife kommen, ehe sie geerntet wird!" Selma Lagerlöf


2 Mitglieder finden das Top!
malo Offline




Beiträge: 1.797

27.03.2017 21:53
#9 RE: Lebenlange Krankheit? Zitat · Antworten

Mhhh...ich halt ja nun überhaupt gar nichts von Vorgaben, Konzepten oder sonstigen in Stein
gemeiselten Regeln...und das betrifft besonders die Suchthilfe...der Weg raus ist genauso
vielfältig und individuell, wie der Weg rein ins Elend...

ich geh nun schon seit vielen Jahren in den Freundeskreis, die Leute haben mir damals einfach
gut gepasst und das Konzept die Angehörigen mit einzubeziehen war mir sehr wichtig, weil
meine Frau mich schon während der Therapie ganz eng begleitet hatte und wir gemeinsam weiter
den Weg gehen wollten...wobei natürlich jeder seine eigene Rolle in der "Familienkrankheit"
Alkoholismus aufarbeiten musste...

zur damaligen Zeit wurde in den Treffen noch nach dem alten Selbsthilfebild gelebt, welches
die "Last" der ewigen Krankheit beinhaltete...mir selbst war das egal, weil ich auch nicht
vorhatte, jemals wieder diese Brühe in mich reinzukippen...mit den Jahren entfernte sich
die Gruppe u.a. auch durch meine Mitverantwortung immer weiter von den Statuten des Landes-
und Bundesverbandes...von heute 25-30 Stammmitgliedern sind mittlerweile nur noch 5 Mitglied
im Verband...wir machen unser eigenes Ding, basisdemokratisch und ohne große Vorturner...

natürlich versuchen wir neue bei uns Hilfesuchende davon zu überzeugen, dass jedes getrunkene
Glas mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu führt, wieder in die alte Schiene zurück zu fallen,
aber das wird keinem dogmatisch eingeimpft...vielmehr wird der Fokus darauf gelegt, durch
ein aktives Gruppenleben den Menschen zu zeigen, dass ein trockenes Leben Spaß machen kann...

für mich selbst spielt die chronische Krankheit Alkoholismus für mein Wohlbefinden keine Rolle
mehr...das abstinente Leben hat mir so viel Freiheit wieder gegeben, dass saufen absolut keine
Option mehr für mich ist...anders sieht es da bei meiner anderen chronischen Erkrankung aus...
als Diabetiker Typ2 hab ich es ähnlich wie bei meiner Sucht selbst in der Hand, meine
Blutzuckerwerte sind mit Sport und einer ausgewogenen Ernährung durchaus ohne Tabletten im
Zaum zu halten...nur...ohne naschen und ohne Kuchen durchzuhalten, ist viiiieeeellll schlimmer
als ohne Tabak und Köm zu leben...


LG Malo

wer jeden tag kämpft
muss eines tages verlieren


4 Mitglieder finden das Top!
F10 2 Offline




Beiträge: 4.674

27.03.2017 22:42
#10 RE: Lebenlange Krankheit? Zitat · Antworten

Zitat von Lauralisja im Beitrag #8
Wie heißt denn das Modell, dass " dass die lebenslange Krankheit negiert und nach einer gewissen Zeit beinhaltet, dass man abseits von Sucht, zwar abstinent, aber gesund und munter ohne Beeinträchtigung durch die Sucht lebt." Irgendwie musst Du ja die Bedingung Abstinenz ja nennen.

Uta


Es gibt schon ein Tu-Wort dafür: abstinieren. Ansonsten: Weiß (noch) nicht. Muss man ja auch nicht thematisieren. So wie Martin Schulz damit umgeht in etwa....
Ansonsten ist das Brain-Storming dafür hier freigegeben!
Außerdem suche ich noch nach einem anderem Wort für Selbsthilfegruppe. Schwarmintelligenz saufnixscher Art hat übrigens auch zum Namen "CliC" geführt, der hier von Userin PAULA eingebracht wurde
==> CliC hier für Erklärung



Wenn malo, Viccos und Bodhis Entspanntheit überall angekommen ist, könnte man das Thema schließen..

und es wäre wohl echt Wortklauberei.

Ich will euch nochmal ein Beispiel für die vorherrschende Dogmatik nennen:

Presse berichtet in üblicher Weise über jemanden der es "geschafft hat" und jetzt in vorbildlicher Weise das Bruttosozialprodukt vermehrt, oder anderes Gutes tut. "Ich ging durch die Suchthölle" reißerisch, zum Teil informativ, mit Hinweisen auf Behandlungsmöglichkeiten usw.

Gibt´s periodisch in allen Pressseerzeugnissen.

So weit so gut.

Beinhaltet meist einen kurzen Anreißer: "Kurt F. war 23 Jahre lang von seiner Droge abhängig, er hat..usw.

Ist der Artikel online gestellt und mit Kommentarfunktion versehen, dauert es......ungefähr 01, Sekunden, bis der erste Kommentar erscheint:

"Schön, schön nur hat der Redakteur einen Fehler gemacht, Er war nicht abhängig, sondern bleibt es ein leben lang."


Mit Ausrufezeichen (optional mehrere, groß geschrieben und quantitativ in etwa ein Drittel aller Kommentare)

Darum geht es mir. Das Leugnen dieser Tatsache oder auch nur Anzweifeln oder das Bestehen anderer Möglichkeiten führt zu Reaktionen
die Galilei vor der Inquisition harmlos machen.

Übrigens selbst bei einem Verbandstreffen erlebt, wo sich ein Teammitglied von uns mit"ich war auch selber abhängig" vorstellte.
Reaktion von Landesvorsitzenden des Freundeskreis nach einer Nanosekunde, eigentlich fast unterbrochen:

War!! War abhängig heißt es bei uns!" in einem Tonfall auf den ich ....*hm* entsprechend reagiert habe...

Fernab von der oben in den Beiträgen zu spüren- und lesenden Coolness.

LG Ex-Alki

_____________________________________________________________________________________
Auf MEINEM eigenen Weg kann mich keiner überholen.


vicco55 Offline




Beiträge: 2.649

28.03.2017 09:30
#11 RE: Lebenlange Krankheit? Zitat · Antworten

Hi Uwe,
was ich noch nicht kapiert habe, warum triggert Dich das Thema so an? Es gibt nun mal so ein paar Themen, auf die manche unreflektiert hochgehen und ohne nachzudenken, mit dem ideologischen Holzhammer daher kommen - KT z.B. oder bin ich verdammt, auf ewig Alki zu sein. Warum kannst Du denn die Bornierheit, die meistens aus einer Unsicherheit heraus kommt, nicht bei dem jeweiligen stehen lassen? Der ist doch geschlagen genug mit so einer Meinung Einfach denken: Du mich auch und eventuell einen ironischen Spruch absondern
Gruß
Viktor


1 Mitglied findet das Top!
malo Offline




Beiträge: 1.797

28.03.2017 11:35
#12 RE: Lebenlange Krankheit? Zitat · Antworten

Tja Uwe, du bewegst dich ja durch deine Arbeit und dein Engagement viel in Kreisen,
wo die Staubtrockenen Verbandsfunktionäre ihre antiquierten Meinungen zum Thema
rausblasen...mußt du wohl mit um, ansonsten platzt dir noch die Hutschnur...

Ich bleib da lieber entspannt und freue mich meines trockenen Daseins...

ich hab letzte Woche übrigens den letzten Jahresbeitrag an den Freundeskreisverband
überwiesen...ab Februar nächsten Jahres bin ich sozusagen "frei" und ohne Dogmen...

LG Malo

wer jeden tag kämpft
muss eines tages verlieren


F10 2 Offline




Beiträge: 4.674

28.03.2017 12:10
#13 RE: Lebenlange Krankheit? Zitat · Antworten

Zitat von malo im Beitrag #12
Tja Uwe, du bewegst dich ja durch deine Arbeit und dein Engagement viel in Kreisen,
wo die Staubtrockenen Verbandsfunktionäre ihre antiquierten Meinungen zum Thema
rausblasen...mußt du wohl mit um, ansonsten platzt dir noch die Hutschnur...

Ich bleib da lieber entspannt und freue mich meines trockenen Daseins...


LG Malo


Oh,, Danke für das Mitleid....

geplatzte Hutschnüre sind auch mal ganz wichtig

_____________________________________________________________________________________
Auf MEINEM eigenen Weg kann mich keiner überholen.


newlife ( gelöscht )
Beiträge:

28.03.2017 12:38
#14 RE: Lebenlange Krankheit? Zitat · Antworten

Der Begriff krank ist ja auch auslegungsfährig. Ich bin schon sucht-krank, ich bin aber auch körperlich krank, da meine Wirbelsäule von Geburt an nicht vollständig ausgebildet wurde. Ich hocke auf nem Stuhl, der extra für mich ausgesucht wurde und seit kurzem hab ich auch einen höhenverstellbaren Schreibtisch. Tut mir auch wirklich gut.

Es geht aber doch um die eigene Sichtweise. Ich fühle trotz allem gesund, weil ich eben diesen Krankheiten was entgegensetzen zu habe. Es ist für mich somit nichts Schlimmes, es lässt sich gut damit leben und für meine eigene Wohlfühlatmosphäre kann ich glaube ich ganz gut sorgen.


1 Mitglied findet das Top!
Fleur ( gelöscht )
Beiträge:

28.03.2017 12:45
#15 RE: Lebenlange Krankheit? Zitat · Antworten

Zitat von newlife im Beitrag #14

Es geht aber doch um die eigene Sichtweise. Ich fühle trotz allem gesund, weil ich eben diesen Krankheiten was entgegensetzen zu habe. Es ist für mich somit nichts Schlimmes, es lässt sich gut damit leben und für meine eigene Wohlfühlatmosphäre kann ich glaube ich ganz gut sorgen.


Stimmt, wie viele habe auch ich mein Päckchen zu tragen, aber es die Frage der Einstellung wie ich damit umgehe. Aus dem Jammertal bin ich lange raus und kann mit meinen Einschränkungen gut umgehen/leben. Wenn man natürlich so wie Uwe ständig mit solch antiquierten Ansichten konfrontiert wird, kann man schon mal die Geduld verlieren.


1 Mitglied findet das Top!
Seiten 1 | 2
 Sprung  
disconnected Saufnix-Chat Mitglieder Online 2
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz