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Saufnix  
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Dieses Thema hat 19 Antworten
und wurde 1.667 mal aufgerufen
 Deine eigene Alkoholkarriere
Seiten 1 | 2
DerNick Offline



Beiträge: 643

11.12.2013 14:16
RE: Stephen King, Carus und der Sinn des Lebens Zitat · Antworten

Vielleicht ist das hier einen kleinen Thread wert. Allerdings weiß ich nicht, wo er hin gehört. Egal. Hier ist er jetzt.

Immer wieder kreisen unsere Gespräche ja auch um die Leere im Leben, um den fehlenden Sinn – schlicht um ein Gefühl von Mangel als einer der Ursachen kleiner und großer Fluchten. Beim Nachlesen über die Ereignisse hier im Forum während meiner etwa zweijährigen Abwesenheit fallen mir diese Problemstellungen bzw. sehr gute und interessante Einlassungen dazu u.a. von Vera Trollblume, Mary, Septembersonne, Komplex und natürlich aktuell ganz besonders Carus auf. Mein eigenes Empfinden beim Lesen der betreffenden Threads ist zwiespältig. Vielleicht kann ich das an einem Beispiel etwas verdeutlichen und irgendwie dabei auch zu meinen eigenen Fragen kommen. Und vielleicht wird der eine oder die andere das Thema aufgreifen und weiter ausführen wollen.

Dieser Tage habe ich den letzten ins Deutsche übersetzten Roman „Doctor Sleep“ von Stephen King ausgelesen und gehe davon aus, dass King auch hier seine Fans hat. Was hat er mit uns zu tun? Wer ihn ein wenig kennt, weiß auch von seiner Alkohol- und Drogenabhängigkeit während gut anderthalb Jahrzehnten. Genau in diese Zeit fallen allerdings diejenigen seiner Romane, die mich am meisten mitgenommen und gefesselt haben. Neben dem ganz besonderen Horror, der unsere Grundängste aufwühlt, ist King ja ein nahezu unerreichter Erzähler des amerikanischen Alltags. Seine Protagonisten sind mal schillernd faszinierende Menschen, mal einfach ganz normale Randfiguren inmitten eines Amerikas, das einerseits erschreckt und verstört – über weite Strecken aber auch zum meist landschaftlichen Träumen einlädt. Seit geraumer Zeit ist King nüchtern und bekennendes Mitglied der AA, wovon sein neuster Roman in weiten Teilen ausführlich berichtet. Nun mag man zu den Anonymen Alkoholikern stehen wie man will, die amerikanische Urform ist in ihren Riten ja nochmal eine ganze Schippe fundamentalistischer als unser hiesiger Ableger - aber vielen Menschen hilft diese Form der SHG in und entlang der Abstinenz und es steht mir nicht zu, daran Kritik zu üben. Zumindest so lange keine übergriffige Missionierung stattfindet. Womit ich aber jetzt all dies auf den Punkt bringen will: geht es nur mir so, oder haben auch andere Leser das Gefühl, Stephen King verliert seine Brillanz der Phantasie mit zunehmender Nüchternheit? Seine letzten Bücher wurden zwar fast automatisiert gelobt, „Joyland“ gar wegen des fast gänzlich fehlenden Horroranteils als literarisches Meisterwerk – ich finde, King lässt von Buch zu Buch nach. Die Plastizität der Figuren verschwindet, die Ideen sind weit weniger subtil, in „Doctor Sleep“ entschuldigt er sich sogar bei seiner Stammleserschaft dafür, dass er womöglich im Lauf der Jahre nicht mehr dasselbe Feuer entfachen könne wie z.B. bei „Shining“, „Es“ oder „The Stand – Das letzte Gefecht“, weil nun mal der Leser als solcher ja auch älter geworden sei und im Rückblick ja immer alles verklärt werde. Hm. Ich habe mich aus zwei Gründen entschieden, King künftig nicht mehr zu lesen, wohl wissend, dass ich aus schierer Neugier womöglich doch noch mal rückfällig werde.

Erstens: ich bin der Ansicht, meine Feinfühligkeit (Dünnhäutigkeit?) nimmt mit den Jahren immer mehr zu. Ich mag nicht mehr von entsetzlichen Zuständen und abscheulichen Monstern und irrsinnig werdenden Menschen und ihren Taten lesen, mag mich nicht mehr hineinziehen lassen in blutrünstige und gewalttätige Gedankenspiele – egal, wie faszinierend und außergewöhnlich dicht sie beschrieben sind. Meine innere Welt stimmt nicht mal mehr in Ansätzen damit überein. Im Laufe meiner nüchternen Jahre habe ich eine innere Ruhe und Heiterkeit entwickelt, die sich mit Stephen Kings Romanwelten einfach nicht mehr anfreunden kann. Und dass dies auf Abstumpfung beruhe, kann ich nicht gelten lassen: bei anderen Autoren kann ich auch nach zwanzig Jahren immer wieder hinschmelzen vor Vergnügen und hingerissen neue Innenwelten erkunden.

Zweitens kommt jetzt ein provokanter Kracher. Stephen King säuft nicht mehr und seitdem ist er ein Langweiler geworden, einer, dem die Fähigkeit des Erlebens und Beschreibens von Irrwitz und der brachialen Opulenz wild wogender Wirklichkeiten der besonderen Art abhanden gekommen ist. Seine Exzesse hatten ihn beflügelt, dem Genius Zucker gegeben, das Außergewöhnliche seiner schriftstellerischen Schöpferkraft ans Licht gebracht – nun ist er verglüht und leer, liegt wie die eigene Asche über dem erloschenen Fegefeuer seiner Fantasie. Gibt uns nichts mehr. Lässt uns kalt, weil er den Sinn seines Lebens erfüllt hat und der bestand im schöpferischen Rausch. Die Welt unterhalten und dabei selbst erkalten. (Nicht zurückgenommener Kalauer.)

Wenn also meine Überlegungen richtig sind, ist das dann nicht dramatisch? Entweder wir saufen uns aus Angst vor der grauen Leere zu Tode – oder wir verpeilen im Gewitter der aufputschenden Nervengifte den Rand unserer Bühne und kippen in den Orchestergraben, womöglich kopfüber in die Tuba. Oder wir bauen unseren Kindern eine monströse Holztreppe als Nachlass. (©Hornbach)

Nein, sie sind – wieder mal –nicht richtig, diese Überlegungen. Denn King fühlt sich heute wohl in seiner alten Haut, viel wohler als in seinen beschatteten wie auch in den befeuerten Jahren, das erzählt er bei verschiedenen Gelegenheiten, jüngst wieder bei einer Lesung in München. Vielleicht mag sich ein Teil seiner Schöpferkraft derzeit im Wandel befinden, womöglich hat er zu gewissen Dingen einfach keine Lust mehr, aber, es ist zu wiederholen, er fühlt sich wohl in seinem täglichen Leben. Sein Schreiben hat ihn materiell reich gemacht, er erkennt und genießt diese Freiheit auf Reisen um die ganze Welt, der Nebel in ihm hat sich gelichtet – nun erlebt er alle Schönheit. Natürlich höre ich die üblichen Reichtums-Einwände und wische sie vom Tisch. Denn dieses Leben ist eine Parabel. Der fast überirdische Erfolg eines erzählerischen Genies verdichtet sich zunächst in funkelnde und glitzernde Materie (Geld und Ruhm), in der Folge in schwerste stoffliche Abhängigkeiten, dabei verführt er zum Spiel mit allen Abgründen und zum Versinken darin - und klärt sich endlich im Erkennen und der stillen Hingabe an ein Universum voller Schönheit, die das Leben auch ohne materiellen Aufwand ausbreitet. Bei Herrn King ebenso wie bei uns selbst wäre wohl das eine ohne das andere gar nicht möglich gewesen. Und ob zuerst das Empfinden von Leere da war und danach die Droge – oder umgekehrt, es kommt nicht drauf an.

Vielleicht habe ich also einen guten Freund verloren, einen sehr vertrauten Teil von mir selbst nämlich – und einen noch wertvolleren gefunden, meinem älter gewordenen Tempo mehr entsprechend: einfach die lächelnde Hingabe an das, was ist. Diese Erkenntnis hat bei mir viel, viel Zeit gebraucht, Zeit, die ich u.a. mit Angst gefüllt hatte. Und Angst, das sollte man wissen, ist das Gegenteil von Liebe. Wenn man es also schafft, Angst in Liebe umzutauschen, verliert sich jede Sinnlosigkeit.
Wie im Großen, so im Kleinen. Wie außen – so innen….

PhilosoNick

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Und trocken bin ich seit Anfang 2006.


Komplex Offline



Beiträge: 3.878

11.12.2013 15:33
#2 RE: Stephen King, Carus und der Sinn des Lebens Zitat · Antworten

Innere Leere.

»Hier einst ruhte der Knabe, von Jagdlust müd' und Erhitzung,/ Hingestreckt .../ Während den Durst zu löschen er strebt, wächst anderer Durst nach./ Während er trinkt, von dem Bild gesehener Reize bezaubert,/ Liebet er nichtigen Trug .../ Selber staunt er sich an, unbewegt in einerlei Stellung/ Haftet er, wie ein Gebild aus parischem Marmor gemeißelt./ Gierig schaut er, im Grase gelehnt, zwei Sterne, die Augen .../ Sich verlanget der Tor; und der Lobende ist der Gelobte .../ Oftmals naht' er umsonst dem täuschenden Borne mit Küssen;/ Oftmals mitten hinein, den gesehenen Hals zu umfangen,/ Taucht' er die Arm in die Quell' und haschte sich nicht in dem Quelle .../ Und derselbige Wahn, der sie anlockt, täuschet die Augen./ Was, Leichtgläubiger, fängst du umsonst ein entfliehendes Gleichnis?/ Nirgends ist, was du begehrst ...«

Narziss. Wohl keinem Schreibenden unbekannt. Die psychologische Definition spar ich mir mal.

Ich kenne Stephen King nicht, Horror ist nicht meins, das habe ich noch nie vertragen.

Geschichten leben vom Drama. Und der Lösung. Egal, wie die Lösung ist. Nach der Lösung ist die Geschichte zu Ende.

Gute Autoren sind in der Lage, auch nach ihrer eigenen "Heilung", "Erkenntnis" oder eben eigenen "Lösung" noch weiter zu erzählen, viele eben nicht.

Die Lösung geht nach innen, das Drama ist veräußerlicht.

Und die allerbesten Dramen leben von der Suche. Ob nach sich selbst oder einem stilisierten Abbild von sich selbst. Also in einem gewissen Sinn narzisstisch.

Nach der Lösung, nach der Erkenntnis wirds spirituell.

Selbst wenn man sich all die betonte "Erkenntnisliteratur" anschaut, ist auch die wegen der Dramen erfolgreich. Nicht wegen der Lösung.

Möglicherweise ist das das "Drama" der Belanglosigkeit von Erkennenden, wie Du das bei King vermutest?

Mal auf die Schnelle stichwortartig.

Zum handwerklichen Schreiben mit und ohne Alkohol lässt sich auch vieles sagen, aber darum gehts hier wohl nicht.

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Lissy01 Offline




Beiträge: 2.780

11.12.2013 16:14
#3 RE: Stephen King, Carus und der Sinn des Lebens Zitat · Antworten

Dieses Nachlassen im Laufe der Jahre und mit steigender Anzahl der Besteseller beobachte ich auch bei Autoren, wo nicht bekannt ist, ob es mit Trockenheit in Zusammenhang steht.

Kann doch auch einfach sein, daß King die Lust verliert.
Das ginge mir auch so, wenn ich seit 1974 im Schnitt mind. jedes Jahr einen Roman veröffentlichen würde...
(http://de.wikipedia.org/wiki/Stephen_King)

Und wenn i c h diese Anzahl an Romanen veröffentlicht hätte, würde ich mich vermutlich langsam mal auf's gut situierte Altenteil zurück ziehen und die Leute über meine abnehmende Brillianz auf Grund andauernder Nüchternheit spekulieren lassen - solange sie wollen.

Ich habe von King noch wenig gelesen.
Zufällig hatte ich vor kurzem Joyland in der Bücherei geliehen.
Direkt vom Hocker gehauen hat es mich auch nicht...

[ Editiert von Lissy01 am 11.12.13 16:15 ]


Mary61 Offline




Beiträge: 6.128

11.12.2013 17:33
#4 RE: Stephen King, Carus und der Sinn des Lebens Zitat · Antworten

huhu nick

soooo viele gedanken,.....
das muß ich erst mal alles sortieren.

aber eines möcht ich jetzt schon sagen.

ich hab ein wenig von stephen king gelesen und auch den ein oder anderen film gesehen.
um ehrich zu sein, ich find ihn recht unterhaltsam, mehr aber auch nicht.

jedenfalls wußte ich noch nicht mal das er ein alkproblem hat, das er ein fleißiger autor ist wußte ich aber schon.

das wundert mich nun aber,
denn angetrunken oder gar betrunken zu schreiben ...
und dann auch noch romane wie am fließband, ist schon eine leistung.

ich erinnere mich noch gut das ich in meinen genialen aber nassen stunden
weltewegende gedanken hatte.
mir fielen auch bombastische liedtexte ein und gedichte die die gesamte menscheit zu tränen rühren konnten.

einige male war ich sogar so geistesgegenwärtig mir notizen zu machen,
aber am nächsten morgen war es nicht einfach die schrift zu entziffern
und richtig sinn machte das geschriebene auch nicht

natürlich kann es beim großen stephen king anders sein
und der hat so viel talent das er auch als aktiver alki einen roman nach dem anderen raushaut.

ob die qualität seines werkes in zusammenhang seiner trocknung steht
kann ich nicht beurteilen,
aber vielleicht ist er einfach nur ausgebrannt
oder er hat die lust verloren und schreibt nur noch des geldes wegen.

ich wage auch noch den ( ketzerischen ) gedanken ins spiel zu bringen das stephen selber den sinn seines lebens vielleicht garnicht im schreiben sieht.
möglich das er das schon immer nur tat weill er es gut kann und dafür bezahlt wird.

ob er zum literarische langeweiler mutierte weill er nicht mehr trinkt, weill er alt wird und ausgebrannt ist, einfach keine lust mehr hat
oder sogar alles zusammen
werden wir glaub ich sowieso nicht klären können.

so ganz und gar hast du deinen alten freund aber nicht verloren.
die bücher und geschichten sind ja noch alle da,
du kannst sie immer wieder lesen

--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden.
Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin.....
..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."


karlbernd Offline




Beiträge: 4.484

11.12.2013 18:13
#5 RE: Stephen King, Carus und der Sinn des Lebens Zitat · Antworten

man sollte einem kreativen auch einen richtungswechsel zugestehen. meistens klappt es aber nicht in der öffentlichkeit. denn man will den alten, den bekannten wiedererkennen . an diesem phänomen sind etliche künstler gescheitert. wobei ich nur beispiele aus der musikerwelt kenne.

viele künstler ziehen ihr ding einfach durch, auch wenn sie es sich mit den alten fans verscherzen. es gilt die "innere stimme" des künstlers, nicht das aufbegehren des publikums.


DerNick Offline



Beiträge: 643

11.12.2013 18:17
#6 RE: Stephen King, Carus und der Sinn des Lebens Zitat · Antworten

Ha! Danke für die bisherigen Antworten, meine Lieben. Dass selbstreferenzierendes Schwafeln und Bramarbasieren, lieber Komplex, und sei es auch noch so akademisch, keinen Sinn ins Leben bringt, das wissen wir nun also. Eine nette Satire. Und ich vermute sehr stark,Lissy, dass es Meister King mittlerweile tatsächlich längst wurst ist, worüber unsereins spekuliert. Vielleicht projiziere ich mein Zeugs ja nur.
Mary nun wieder, mit der traumwandlerischen Sicherheit der langjährig weiter sinnierenden Exabhängigen, peilt direkt den Kern meiner offenen Fragen an. Und weiß dann so wenig weiter, wie wir wohl alle.
Beflügelt der Alkohol die Sinnsuche? Erzeugt und verstärkt der Konsum zunächst ganz richtige Sichtweisen, um hernach im Überschäumen alles zu zerstören? Ist eine überstandene stoffgebundene Abhängigkeit gar Voraussetzung dazu, schließlich ein ruhiges und zufriedenes Leben mit einigen gelegentlichen Glücksmomenten als erstrebenswert zu erkennen? Gibt es also folglich zweierlei Menschentypen - die Gesunden, denen es leicht fällt, einen zufriedenstellenden inneren Kontext für ihr Leben zu erkennen, oder die sich diese Fragen womöglich nicht einmal stellen müssen - und die Suchtkranken, die erst ganz schlimme Erfahrungen gegenwärtigen müssen, um (vielleicht schon im Angesicht des Sterbens) noch eine neue Wahl zu haben?
Das ist ja fast wie ein umgedrehter Baum, die Wurzeln in der Luft, die Äste in den Boden wachsend.

AntipodNick

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Meine Religion ist die Freundlichkeit.
Und trocken bin ich seit Anfang 2006.


Komplex Offline



Beiträge: 3.878

11.12.2013 18:22
#7 RE: Stephen King, Carus und der Sinn des Lebens Zitat · Antworten

Schreiben, um "Geld zu verdienen" tut im eigentlichen Impuls Niemand. Jedenfalls nicht literarisch (Und im Grunde auch sonst nicht, schreiben an sich ist nämlich vergleichsweise zum Engagement, das man investiert, grottenschlecht bezahlt). Schreiben ist - wie die anderen Kreativtechniken - letztlich Bedürfnis nach Gestaltung und auch nach Entäußerung. Deshalb auch der Fokus auf gewisse narzisstische Züge.

Alkohol und Schreiben: Gut gelernt, eigentlich. In der Zwischenwelt zwischen Wachheit und Versinken kommt schon einiges ganz anders raus. Ob man das dann alles verwerten kann, ist eine andere Frage. Bis auf herausragende "Widerständige" dürfte das Gegenteil der Fall sein.

Kreative sind allgemein näher an Drogen dran, so meine Erfahrung. Das wird auch entsprechend "kultiviert".

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DerNick Offline



Beiträge: 643

11.12.2013 18:26
#8 RE: Stephen King, Carus und der Sinn des Lebens Zitat · Antworten

Ach so, ja, Karlbernd, ja klar. Um King geht es mir ehrlich gesagt nicht. Der war nur Spiegel.
Mir geht's ausschliesslich um uns "Alkokünstler" auf den jeweiligen Bühnen unseres Lebens.
Bist z.B. du jetzt ein zwar stocktrockener, aber stinklangweiliger, die sichere Rente nebst Arthritis anpeilender Youtube-Filminhaber ohne Mut zu neuen Ideen, kaum dem grobschlägigen Säufertremor entronnen, um dem Alterstatterich entgegenzuwanken, behangen mit 20 Pfund säuerlichen Grinsens und einer Feldflasche voller Zynismus?

Oder könntest du mir für dieses Geschwätz jetzt grade mal schnell an die Gurgel?

Und das mit Recht?

GrinsNick

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Und trocken bin ich seit Anfang 2006.


Komplex Offline



Beiträge: 3.878

11.12.2013 18:36
#9 RE: Stephen King, Carus und der Sinn des Lebens Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von DerNick
Ha! Danke für die bisherigen Antworten, meine Lieben. Dass selbstreferenzierendes Schwafeln und Bramarbasieren, lieber Komplex, und sei es auch noch so akademisch, keinen Sinn ins Leben bringt, das wissen wir nun also. Eine nette Satire. Und ich vermute sehr stark,Lissy, dass es Meister King mittlerweile tatsächlich längst wurst ist, worüber unsereins spekuliert. Vielleicht projiziere ich mein Zeugs ja nur.
Mary nun wieder, mit der traumwandlerischen Sicherheit der langjährig weiter sinnierenden Exabhängigen, peilt direkt den Kern meiner offenen Fragen an. Und weiß dann so wenig weiter, wie wir wohl alle.
Beflügelt der Alkohol die Sinnsuche? Erzeugt und verstärkt der Konsum zunächst ganz richtige Sichtweisen, um hernach im Überschäumen alles zu zerstören? Ist eine überstandene stoffgebundene Abhängigkeit gar Voraussetzung dazu, schließlich ein ruhiges und zufriedenes Leben mit einigen gelegentlichen Glücksmomenten als erstrebenswert zu erkennen? Gibt es also folglich zweierlei Menschentypen - die Gesunden, denen es leicht fällt, einen zufriedenstellenden inneren Kontext für ihr Leben zu erkennen, oder die sich diese Fragen womöglich nicht einmal stellen müssen - und die Suchtkranken, die erst ganz schlimme Erfahrungen gegenwärtigen müssen, um (vielleicht schon im Angesicht des Sterbens) noch eine neue Wahl zu haben?
Das ist ja fast wie ein umgedrehter Baum, die Wurzeln in der Luft, die Äste in den Boden wachsend.

AntipodNick



Och, da gibts ne ganze Menge "Selbstreferentielle", die damit sehr erfolgreich sind und waren. Die Frage ist nun mal eben, wie weit neben gewissen persönlichen Anlagen dann das handwerkliche Talent hinzu kommt. Das Schreibgeschäft an sich ist nun mal ohne Selbstreferentialität nicht zu denken. Wer schreibt, will öffentlich sein, genauso wie Schauspieler, bildende Künstler.... der "Lohn" ist nicht zuerst das Geld. Sondern die Anerkennung.

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Lissy01 Offline




Beiträge: 2.780

11.12.2013 18:47
#10 RE: Stephen King, Carus und der Sinn des Lebens Zitat · Antworten

Einer meiner Lieblingsschriftsteller schreibt, daß er das Saufen und die Drogen bereits hinter sich hatte, als er mit Schreiben angefangen hat.

http://www.zeit.de/2012/09/Traum-Boyle

Zwar haben die letzten Bücher etwas von der Bösartigkeit und Spritzigkeit verloren, die ich an ihm schätze, aber brilliant sind sie immer noch.

Es gibt auch einen Film über ihn:
"Die Schönheit der Sucht "
https://www.youtube.com/watch?v=tbqPIz6AIjE
Ich habe ihn selbst noch nicht gesehen.

[ Editiert von Lissy01 am 11.12.13 18:53 ]


karlbernd Offline




Beiträge: 4.484

11.12.2013 18:48
#11 RE: Stephen King, Carus und der Sinn des Lebens Zitat · Antworten

ich finde deine aussage gar nicht provokant.
ich bin irgenwie auch ein "langweiler" geworden.
das ist aber der preis, den die trockenheit fordert. und den zahle ich gern. der wilde, rebellische und atemlose kb ist vergangenheit. ich habe meine künstlerkarriere quasi gleichzeitig mit der sauferei beendet. das leben, dass ich vorher führte war auch nur noch im suff zu ertragen..

womit sich die katze in den eigenen schwanz beisst.

allerdings war der berufliche neuanfang als caterer nicht gerade "langweilig". ich hab ja alles autodidaktisch erlernt. ( zb crepes machen bei you tube usw)
ich musste mir alles selbst aneignen. das einzige was ich mitbrachte: organisationstalent. das hatte ich schon als musiker gut drauf.

diese langweiligen momente kann ich aber in vollen zügen geniessen. ich weiss ja wer ich mal war. und da möchte ich ums verrecken nicht mehr hin.


Mary61 Offline




Beiträge: 6.128

11.12.2013 19:07
#12 RE: Stephen King, Carus und der Sinn des Lebens Zitat · Antworten

nun gut,
wenn king nur das symbol was für deine frage
und es dir im kern darum ging ob alkis und normaltrinker grundsätzlich eine andere wahrnehmung von zufriedenheit und lebenssinn haben (müßen) .....


ich kann nur von mir persönlich sprechen.
ich bin nicht froh darüber ein alki zu sein
aber manchmal macht es mich froh.

ein wiederspruch der auch ein wenig anmaßend erscheint.

durch meine krankheit
habe ich verinnerlicht stetig auf mich zu achten, in mich hineinzuhorchen, an mir zu arbeiten und achtsam mit mir umzugehen.
das hat automatisch immer etwas mit zufriedenheit zu tun.
ich bin mir sehr bewußt wenn ich zufrieden und glücklich bin.

für mich als trockener alki ist das eine überlebensstrategie.

nichtabhänige können schon mal schluderig mit ihren befindlichkeiten umgehen.
ich erlebe das menschen garnicht mitbekommen wenn sie glücklich oder manchmal auch unglücklich sein müsten,
und diesen zustand keine beachtung schenken.
nichtabhänige sind oft nicht so achtsam.

wenn ich zb nie ein problem mit alk gehabt hätte
würde ich mir heute abend über solche dinge keine gedanken machen,
dabei tun mir diese gedanken ganz gut.

meinme persönliche suchtgeschichte würde ich nicht nochmal haben wollen wenn ich die wahl hätte.....
aber so wie es mir heute geht und was ich heute bin ....
bin ich froh sie gehabt zu haben.

hört sich verdreht an , aber ich kann es grad nicht besser beschreiben.

ich bin NICHT gern ein alki
aber was es aus mir gemacht hat , ...
damit kann ich sehr gut leben, viel besser als vorher,
noch bevor ich ein alkproblem hatte.

und das was langweilig ist,
liegt im auge des betrachters

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Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin.....
..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."


tommie Offline




Beiträge: 10.595

11.12.2013 19:10
#13 RE: Stephen King, Carus und der Sinn des Lebens Zitat · Antworten

Wieso so unprovokant, DuNick?

Frage er doch, muß man erst Alki sein um Glück zu erreichen.
Frage er doch, geht glücklich sein, ohne je unglücklich gelebt zu haben.
Frage er doch, ob nur ein Süchtiger das wahre Glück erleben kann.

Und frage er noch, ob wahrhaft künstlerisches und sinnfindendes Schaffen ohne Suchtmittel möglich sei.

Frag doch mal.


tommie

Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden.


DerNick Offline



Beiträge: 643

11.12.2013 20:12
#14 RE: Stephen King, Carus und der Sinn des Lebens Zitat · Antworten

Ein Jeder, lieber Tommie, frage auf seine Art...

Denn der Mensch lebt ja auch nicht vom Brot allein, sondern von einem Jeglichen.

Und so kommen hier auch ganz schöne kluge Antworten. Teils genauso verschwurbelt zwar, wie die Fragen, also wie wir. Macht ja nix: ich glaube nicht, dass es eine Wahrheit gibt oder eine Realität, die für alle gilt. Aber es gibt so viel Einheit, dass wir gemeinsam zufrieden sein könnten mit allen unseren Antworten. Ob man die bewegenden Fragen nun so kristallklar stellt wie du (schön!!) oder so überbordend wie ich.

St. Tom: Er möge sich mit mir laben an der Vielfalt. Und an der Einfalt.

GrinsNick
(...auf dem Weg in Smaugs Einöde)

[ Editiert von DerNick am 11.12.13 20:19 ]

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Und trocken bin ich seit Anfang 2006.


*ich* ( gelöscht )
Beiträge:

11.12.2013 20:32
#15 RE: Stephen King, Carus und der Sinn des Lebens Zitat · Antworten

und war king jemals gut?

mit seinem schreibstil konnt ich umgehen, mit den storys net, wenn auch kein gruseliger clown vorkommt (ich bin bekennender clown hasser, weil ich die immer schon gruselig fand, vor steqhen king..)... alle fandens toll, also habe ichs gelesen um mitzureden, und fands doof... das einzige was mir gefiel, war ne Vefilmung mit diesem kleinen Alienmenschkind, aber auch weniger der story wegen, als das mich der film irgendwie fesselte... hab ich manchmal, film nicht gut, story nicht gut, meist ist dann aber die filmmusik gut... ...bin dann irgendwie gebannt und kann nicht erklären warum, die bücher die ich von ihm las waren allerdings gar nix für mich, die fand ich einfach doof... sorry

und ob das alles mit alk zu tun hat? keine ahnung, ich weiß nur, dass kein alk notwendig ist, um schräg drauf zu sein und irrwitzige dinge von sich zu geben *lach*... wobei ich zugegebener maßen schon denke, dass man selbst mit alk dem irrwitz eher folgt... vielleicht ists nicht seine, sondern deine nüchternheit... fragen über fragen, vielleicht war man im mom des lesens auch nur einfach dafür emqfänglich... ich finds mühselig darüber mir den koqf zu zerbrechen, möchts euch auch net nehmen... allgemein sollten aber künstler künstler sein, weil sie kunst schaffen, in welcher form auch immer, net weil se en knall haben oder krank sind...


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