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Saufnix  
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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 993 mal aufgerufen
 Deine eigene Alkoholkarriere
TobiF Offline



Beiträge: 54

27.07.2011 17:36
RE: Die Wiedergeburt Zitat · Antworten

Hallo zusammen, ich bin TobiF 28 Jahre und lebe seid 2 Wochen mein neues Leben, als Einstieg meine Geschichte, Ich hab versucht sie kurz zu halten aber die wichtigsten Elemente einzubringen:

Mit 10 oder 11 Jahren habe ich das erste Mal an einer Zigarette gezogen und einen Schluck Bier getrunken. Ich fand beides Abartig und so vergingen zunächst 4 Jahre ohne weitere Folgen.

Mit 15 Jahren ist etwas passiert, das ich mir bis heute nicht erklären kann. Obwohl ich überhaupt keine Erfahrungen mit Alkohol hatte und gar nicht wusste, was da mit einem passiert habe ich mir eine Flasche Apfelkorn (0,7 Liter) gekauft und bin an einem sonnigen Abend in den Park gegangen und habe dort den Selbstversuch Alkohol gestartet. Ich saß auf einer Bank und habe einfach angefangen zu trinken. Der Geschmack war gewöhnungsbedürftig und ich konnte auch nur kleine Schlücke zu mir nehmen. Irgendwie habe ich es dann aber geschafft über die Hälfte fast ¾ der Flasche zu trinken und habe das erste Mal in meinem Leben gespürt wie sich ein Vollrausch anfüllt. Ich fand es toll. Ich ging nach hause legte mich schlafen, keiner merkte etwas…

Wenige Wochen später habe ich das Experiment mit meinem damaligen besten Freund wiederholt. Ich habe ihm von der tollen Wirkung erzählt und wir gingen zur Tankstelle. 2 Flaschen Apfelkorn, ab in den Park und los ging es.
Der Abend endete im Krankenhaus. Nicht wegen den Alkohol, sondern wegen einer Schnittwunde an meinem Mittelfinger. Wir haben jeder eine ganze Flasche getrunken und dann eine dritte gekauft. Wir haben von der 3. Flasche mehr verschüttet als das wir davon getrunken haben. Ich lag im Bett und blutete, er auf der Couch und machte sich in die Hose.
Das war mein erster Absturz.

Die Zeit verging und Alkohol war nicht mehr präsent in meinem Leben. Ca. 6 Monate später war Karneval und ich trank zum dritten Mal in meinem Leben. Vollrausch!

Mit 16 fing ich das rauchen an. Dann kam der Punkt in in dem sich mein Leben völlig veränderte. Ich lernte neue „Freunde“ kennen, die zwar gelegentlich Bier tranken, aber denen Kiffen mehr Freude im leben bereitete. Sie hatten schon eine gewisse Erfahrung und waren schon an dem Punkt angekommen an dem jedes WE geraucht wurde. Ich stieg mit ein und wurde so innerhalb von 6-9 Monaten zum Dauerkiffer. Jeden Tag haben wird uns getroffen und sind in die Parks gegangen und haben geraucht. Alkohol war reine Nebensache, wurde getrunken doch in geringen Maßen. Mit der Zeit wurde der Cocktail aus Kiffen und Alkohol aber doch immer heftiger und wir tranken auch Schnaps und ich lernte meinen besten Freund kennen. Den Flachmann: 0,2 Liter feinste klare Brühe mit 37 Umdrehungen den ich lernte in 2 Minuten zu trinken, die Schlucktechnik war hier entscheidend, und lieben lernte.
Mit der Zeit begann sich mein Suchtverhalten zu verschieben. Die „Freunde“ die gar keine waren, mein Leben, das gar keins war. Schulabgänger, Versager, nichts erreicht und mit 18 Jahren alles verbockt. Kleine Straftaten und das übliche Chaos.
Doch, ich hab’s geschafft. Ich fing von vorne an. Ich ließ alles hinter mit. Kiffen war auf einmal Geschichte, trinken war auch nicht mehr so in dem Maße gefragt wie üblich.
Neue Schule, die Chance auf eine Ausbildung, erste richtige Freundin, ein normales Umfeld und so lernet ich mich, das Leben und die Welt neu kennen.

Dennoch mit Anfang 20 ist man auch noch Jung und feierwütig, man will die Welt erobern und alles machen was einen Spaß macht. Mein Leben ging bergauf aber ich trank weiter. Mit Anfang 20 etwa 1 x die Woche beim feiern. Gelegentlich auch in der Woche. Bei besonderen Anlässen wurde richtig gepöttet. Es gab auch Phasen wo ich gar nicht trank.
Nach ca. 2 ¾ Jahren war die Beziehung aus und ich lernte meine neue Freundin kennen. Bestes Umfeld, vernünftig, ehrlich, eine tolle Frau, ich war happy und alles ging weiter. Ausbildung bestanden. Festen Job. Schnell auch mal befördert worden. Aber mein Freund, der Flachmann, er wollte mich nie vergessen. Auch hier trank ich, am WE, mal in der Woche, mal gar nicht. Nach 3 ½ Jahren auch hier die Beziehung zu ende und dann ging es rund.

Ich hatte meine eigenen 4 Wände und freute mich erst mal auf ein paar kühle Kölsch. Nach 3 Monaten wurde mal spaßeshalber erwähnt, dass es bisher keinen Tag gab, an dem ich nicht getrunken hatte. Die Mengen schwankten. Von 1-2 Flaschen Bier bis zu 4 Flaschen und nem Flachmann mal Wein oder Sekt, man brauchte auch mal die Abwechslung. Gelegentlich gab es nüchterne Tage. Aber Alkohol war immer und überall präsent. Auf Feiern, beim weg gehen , Es gab keine Gelegenheit die ich nicht nutze um meinem schönsten Hobby zu frönen, den Flachmann zu killen und mich zu betrinken.
Die Wochen und Monate vergingen und auf einmal waren 1 ½ Jahre vergangen. Die Intensität und Häufigkeit stiegen ab jetzt richtig an. Immer mehr, immer öfters immer mehr. Am WE 0,7 Liter Wodka und los ging es. Bier war nur noch Nebensache.
Und ich war nie krank, trank nur abends ging meinen Pflichten nach und habe auch noch mein soziales Umfeld versucht zu halten.
Letztendlich habe ich mich aber mehr isoliert, viel alleine getrunken und nur noch vor der Glotze gehangen oder in irgendwelchen Kneipen gesessen.
Ich habe 2 Jahre getrunken und wusste was ich mir antue aber wollte mich nicht damit befassen. Natürlich wollte ich es mir erst recht nicht so richtig eingestehen.

Dann Tag X, die Wiedergeburt.
Die Frau die ich am meisten vor den Kopf gestoßen habe, die ich in Ihren Gefühlen verletzte und gerade mal 6 Monate kannte machte Nägeln mit Köpfen. Sie bat, sie verlangte es noch nicht mal, sondern sie bat mich um ein gemeinsames Treffen mit mir und meinem Bruder.
Ich stimmte zu und wir saßen gemeinsam beim Abendessen und sprachen über mich mein Problem und was in den letzten Monaten passiert war und wie es weiter gehen könnte.
Das treffen ist 2 Wochen her und ich habe seit dem keinen Tropfen mehr getrunken. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mir selber eingestanden wo ich dran bin und für mich den Willen gefunden damit aufzuhören.
Ich war jetzt bereits 2x bei einer Selbsthilfegruppe und habe eine sehr positive Erfahrung damit gemacht. Ich fühle mich gut, merke aber, dass sich die Gedanken noch oft bei meinem liebsten Freund befinden.
Aber dieser Wille und diese Kraft es jetzt mir zu zeigen ist ungebrochen Groß. Ich hoffe ich werde nicht schwach und schaffe den Weg. Denn diese Lebensfreude und Freiheit die ich schon nach so wenigen Tagen verspüre waren lange verschollen. Mein Geist ist klar, ich bin Fit und bin so erschrocken darüber wie gut man sich doch im Leben fühlen kann.

Und meinen Führerschein, den möchte ich auch wieder haben…

Fallen ist keine Schande - Nur liegen bleiben


grufti Offline




Beiträge: 3.764

27.07.2011 18:08
#2 RE: Die Wiedergeburt Zitat · Antworten

Hallo TobiF,

herzlich willkommen hier!

Ich bin immer ein bissel erschüttert, wenn ich solche Schilderungen lese, denn ich selbst habe mir mit dem Ruinieren meines Lebens mehr Zeit gelassen.

Das Gute ist aber, der verbliebene Rest des Lebens ist bei dir größer als bei mir.

Du schreibst als Titel "Die Wiedergeburt". Das deine zweiwöchige Abstinenz zur Wiedergeburt wird, dafür musst du was tun. Nur Nicht-Trinken langt in den seltensten Fällen, dass fast immer dient der Alkohol dazu, irgendwelche persönlichen Defizite zu kaschieren.

Dass du eine SHG besuchst, ist schon mal ein Riesenschritt, zu dem ich dich beglückwünsche. Hoffentlich bleibst du dabei.

Ich an deiner Stelle würde mich auch um einen Therapieplatz für eine ambulante oder stationäre Therapie bemühen.

Jedenfalls tust du gut daran, jede Hilfe anzunehmen, um dein zartes Pflänzchen "Trockenheit" zu einem starken Baum zu machen.

Alles Gute wünsch ich dir!

Liebe Grüße vom Grufti!
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)


TobiF Offline



Beiträge: 54

27.07.2011 18:19
#3 RE: Die Wiedergeburt Zitat · Antworten

Hallo Grufti,

zum Thema Wiedergeburt stimme ich Dir vollkommen bei und ich spüre, dass ich alles andere als auf dem sicheren ufer bin.

Was die Therapiemöglichkeiten angeht werde ich mich noch mal schlau machen müssen und werde bis dahin die Selbsthilfegruppe auch weiterhin besuchen. Die war mir bis jetzt auf jeden Fall eine ganz große Hilfe.

Es ist alles so neu und ungewohnt und ich habe diesen Weg noch nie eingeschlagen. Ich muss mich da jetzt erst mal reinfinden

Fallen ist keine Schande - Nur liegen bleiben


grufti Offline




Beiträge: 3.764

27.07.2011 18:25
#4 RE: Die Wiedergeburt Zitat · Antworten

"...und ich spüre, dass ich alles andere als auf dem sicheren ufer bin."

Klar, wie sollte es anders sein, nach vielen Jahren Saufen und gerade mal zwei trockenen Wochen. Geduld und immer schön kleine Schritte sind jetzt gefragt.

Aber was du schreibst, liest sich meiner Meinung nach erfolgversprechend.

Liebe Grüße vom Grufti!
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)


Maja82 Offline




Beiträge: 5.095

27.07.2011 20:54
#5 RE: Die Wiedergeburt Zitat · Antworten

Hallo Tobi,

herzlich Willkommen hier. Liest sich sehr gut was du schreibst!

Liebe Grüße Maja


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