das war meine erste und einzige entgiftung und auch schon ewig her ich war 14 tage dort und er kam einmal für 1 oder 2 nächte und war wieder weg.
damals hab ich mich weder mit ihm unterhalten noch großartig beachtet.
gab ja mehrere solcher drehtürpatienten und ich war randvoll mit eindrücken und dingen die ich verarbeiten mußte außerdem noch mit mir selber und meinem entzug beschäftigt.
aufgefallen war er mir nur, weill am selben tag auch ein ( freund? ) von ihm da war, zumindest kannten die sich der über tag so randaliert hat, das man ihn fixieren mußte und auf dem bett im flur(!) (gegenüber des schwestern zimmers, wohl wegen beobachtung ) alle ausscheidungen die ein mensch und mann so hat, unter sich gelassen hat. und unser filmheld hielt händchen und redete gut zu
nachts dann eine krampf und er wurde weggebracht .( krankenhaus, intensiv station )
danach hab ich beide nicht mehr gesehen.
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."
Ich habe auch nur eine Entgiftung gemacht und nach 3 oder 4 Tagen, als ich mich langsam wieder selbst als Mensch empfand, ist mir das halt aufgefallen. Egal wie abgerissen jemand aussah, wenn er reinkam - nach ein paar Tagen hatte ich den Eindruck, einen völlig neuen Menschen vor mir zu haben.
Ich war damals in einem Zweibettzimmer untergebracht und nach 3 Tagen bekam ich einen neuen Zimmergenossen, der echt übel drauf war. Krampfanfall, ins Bett gekotzt, beim Essen den das Besteck nicht halten können etc. Und im Verlauf dann die wundersame Wandlung - ein paar Tage später stand ein gepflegter, rhetorisch gewandter, intelligente Mensch (von Beruf Banker) vor mir. Es stellte sich heraus, daß er auch schon einige Entgiftungen und mindestens 2 LZTs hinter sich hatte.
Im Anschluß an die Entgiftung habe ich dann noch 3 Wochen Motivationsgruppe gemacht (war in der selben Klinik!), da ist er dann auch irgendwann nachgekommen. Wir hatten wieder ein Zimmer zusammen und uns super verstanden.
Danach habe ich ihn aus den Augen verloren, so wie fast alle Menschen, die ich während Entgiftung/Therapie/Adaption kennen gelernt habe. Wegggeährten über einen gewissen Lebensabschnitt halt.
Einlassung auf einen wichtigen Punkt, der offenbar zu einem Mißverständnis Anlaß gibt:
Point of no return. Wortwörtlich: Punkt der Nichtrückkehr. Das ist der Punkt in der Suchtkurve, der den Kontrollverlust bezeichnet. Das meint nicht, dass damit der Alkoholiker unrettbar verloren ist, sondern "lediglich", dass er nie wieder normal Alkohol konsumieren kann. Das Körpersystem ist umgekippt. Hat der Körper zuvor mit Abwehr auf eine Vergiftung reagiert, tritt das körperliche Verlangen ein.
Das Einzige, was hilft ist die Abstinenz, die Krankheit ist dann in einem Latenzzustand.
Allerdings wird das Überschreiten des "Point of no return" meistens nicht bewußt bemerkt. Oft folgen jahrenlange Versuche, mit Trinkpausen, Wechsel der Alkoholsorten, Aufbau von Trinksystemen usw. die Sucht unter Kontrolle zu bekommen. Das funktioniert aber nicht, sondern führt zu einer weiteren Vertiefung der Krankheit, zu Demütigungen des Alkoholikers und schweren Konflikten mit seiner Umwelt. Erst diese Konflikte führen dazu, dass jemand Hilfe annehmen kann. Wer sich mit seiner Alkoholikerlaufbahn bewußt befasst, der kann oftmals im Rückblick den Zeitraum angeben, an dem er den "Point of no return" überschritten hat. Bei mir war das im Jahr 1975. Trocken wurde ich 1989. Begriffen habe ich das erst, als ich die Jellinek-Kurve durchgearbeitet habe. Ich kann mich an die Situation erinnern, an dem ich das erste Mal bewußt ein Verlangen nach Alkohol hatte und was ich vorher noch nie gefühlt hatte. Es war nach Feierabend, im Werksbus nach Hause. Da war plötzlich ein Drang, möglichst schnell nach Hause und Bier trinken. Ich war sogar etwas verwundert darüber, habe das aber natürlich verdrängt. Im Rückblick allerdings fiel mir das wieder ein. Die meisten wissen es nicht ganz genau auf die Situation, sondern den Zeitraum, in dem das auftrat.
Die Schädigung kann dann soweit kommen, dass ein Alkoholiker nicht mehr in der Lage ist, sich selbst zu helfen. Solange jemand selbst in einer Selbsthilfegruppe erscheinen kann, einer Gruppenstunde mit anderen Menschen folgen kann und seine Lage erkennen kann, ist eine Rettung möglich. Sogar danach ist noch vieles möglich im Hilfesystem. Ein geflügeltes Wort bei uns heißt "Es gibt keine aussichtslosen Fälle". Damit sind aber jene Drehtürfreunde gemeint, die über viele Jahre im Hamsterrad laufen und viele Freunde enttäuscht sind.
Tatsächlich aber gibt es Schädigungen im Laufe der Krankheit, die nicht mehr reparabel sind, die evtl. eine eigenständige Lebensführung nicht mehr möglich macht. Das überschreitet die Grenzen der Selbsthilfe, auch die der Angehörigenhilfe. Aber das ist nicht unter "Point of no return" gemeint, der in der Jellinek-Kurve angesprochen ist. Dort ist der Kontrollverlust gemeint, das Suchtverlangen. Und das ist zu stoppen durch Abstinenz.
ZitatGepostet von Matthias53 Aber das ist nicht unter "Point of no return" gemeint, der in der Jellinek-Kurve angesprochen ist. Dort ist der Kontrollverlust gemeint, das Suchtverlangen. Und das ist zu stoppen durch Abstinenz.
Matthias
[ Editiert von Matthias53 am 26.01.11 13:52 ][/b]
matthias das stimmt natürlich
gemeint ist der moment in dem es dem betroffenen aber unmöglich ist diese abstinenz aus eigener kraft zu erreichen. auch mit noch so viel willen und einsicht nicht. wenn die suchtspirale schon so schnell ist das es keine möglichkeit mehr gibt sie zu stoppen.
das geht dann nur noch über zwang und ständige kontrolle von außen, für den rest des lebens. ein normaler lebenswandel ist dann unmöglich.
der betroffene wird trinken sobalt er die möglichkeit dazu hat und wird sich dafür hassen aber er kann dann nicht mehr anders auch wenn er davor einige zeit trocken war.
so wie der mann im film.
einen ausstieg gibt es immer und zu jeder zeit aber irgendwann ist es zu spät die abstinenz aus eigener kraft zu halten.
nur betrifft das nicht all zu viele.
die meißten steigen vorher aus oder erleben diese phase der sucht schon garnicht mehr.
um soweit zu kommen muß man ansonsten die gesundheit von 3 stieren haben um nicht schon vorher zu verrecken.
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sehr guter und fundierter Beitrag. Ich denke gerade darüber nach, wann ich diesen Punkt tatsächlich überschritten habe.
Ich kanns aber nicht exakt bestimmen. Kontrollverlust habe ich schon etliche Jahre. Erste körperliche Entzüge nach derben Abstürzen auch. Ich kam aber immer wieder mal aus dem Tief raus und glaubte, ich krieg das schon wieder hin. Also abhängig bin ich sicherlich schon jahrelang. Ich konnte aber ziemlich lange die Sucht mal etwas zurückstecken, wenn es gerade unpassend war. Ich freute mich aber wie ein kleines Kind, wenn ich endlich wieder ungestört saufen konnte.
Die letzten 3 Monate empfand ich als richtig übel. Da war es so schlimm, dass ich nur mit allergrößter Anstrengung mal einen trockenen Tag schaffen konnte. Alles drehte sich nur noch um den Sprit, ich verspürte richtig üblen penetranten Saufdruck und hatte immer irgendwelche Entzugssymptome, wenn ich mal nicht konnte. Nicht immer in der gleichen Ausprägung, aber ich begriff auch, dass das nicht mehr "von alleine" weggeht.
Ich kann aber trotzdem nicht den Übergang vom Missbrauch in die Abhängigkeit bestimmen.
Hallo Newlife. Das habe ich für mich rausbekommen, als ich mich mal hinsetzte und aufgeschrieben habe: a. welche Rolle spielte der Alkohol in meiner Herkunftsfamilie b. wann habe ich das erste Mal Alkohol probiert c. wann habe ich im weiteren Leben Alkohol und zu welchen Anläßen zu mir genommen. d. wann wurde der Alkoholkonsum regelmäßiger Bestandteil meines Lebens e. wann begann ich, Alkohol zu vermissen, wenn er nicht da war f. seit wann begann ich, Alkohol zu brauchen, hatte Ärger wegen Alkohol. g. wann begann ich mit Trinkpausen. Also seit wann begann ich, mir einen Trinkplan zu machen: ich trinke nur am Wochenende, nur nach Feierabend usw.
So bekomme ich einen Überblick über meine Alkoholkarriere, mein Trinksystem, sowie einen gewissen Hintergrund für meinen Alkoholkonsum.
Da mein Vater kein Alkoholiker war, aber unter Männern beim Skat Bier getrunken wurde, lernte ich: als Mann zählst Du, wenn Du Bier trinkst. Ab und zu holte ich für meinen Vater 2 Flaschen Bier und durfte mir eine Flasche Malzbier mitbringen. Da stand drauf: "Für Mutti und mich". Damals gab es Hausverkauf und mein Vater trank selten etwas, aber dann eben in obiger Form. Ansonsten sassen Männer nach dem Kirchgang im Gemeindezentrum zusammen, spielten Skat und tranken Bier.
Dann probierte ich als Kind mal am Bier, was denn so toll schmeckt den Männern. Ich probierte den Schaum: Bääähhh. Dann schob ich den Schaum weg und probierte das Bier: Igitt. Meinem Kindermund schmeckte das überhaupt nicht. Und Eierlikör sah ich auch: in der Hand älterer alleinstehender Damen. Das war für mich ein Altfrauengetränk. Also probierte ich das nicht mal. Das Wort Eier ließ mich schon grauseln.
Aber dann kam Bowle auf. Ananasbowle wurde der Hit. Die gabs zu meiner Kommunion. Und ich bekam zwei Gläser, piekste die Früchte und war natürlich dann beschwipst. War schon irgendwie befremdend. Die Erwachsenen fanden es lustig. Dann war ich das nächste Mal richtig besoffen bei meiner mittleren Reife. Das erste Mal auf einer Abschlußfete sternebreit. Feier in einem Marineheim. Und dann auf einigen Oberschulfeten. Letztlich nach der Abi-Prüfung mit Obstwein. Beim Bund war ich sehr zurückhaltend. Aber ab und zu trank ich schon mal ein Bier zum Essen. Aber beim Aufschreiben der Ereignisse kamen mehr Erinnerungen zusammen als ich beim oberflächlichen Rückblick gedacht hätte.
In der Lehre erhöhte sich die Schlagzahl an den Wochenenden bei Lehrlingsfeten. Und dann als Facharbeiter hatten wir Bier immer in der Werkstatt. Auch Schnaps gab es zu einigen Anläßen. Ich wurde eine Zeit lang im Bereich Gebrauchtmotorenmontage eingesetzt. Dort wusch ich eine ganze Zeit lang Kurbelwellen mit Kaltreiniger. Das heißt, diese Teile wurden damit entfettet. Acht Stunden über diesem Behälter ohne Abzugsvorrichtung. Ich war von dem Zeug voll und da passierte es, dass ich nach Feierabend die Sucht spürte. Von da an trank ich regelmäßig in festen Abständen und eben nicht mehr aus Durst, sondern um die Wirkung zu spüren. Ich setzte den Alkohol ein, um Wirkung zu erzielen. Da begannen auch meine Probleme in Folge des Alkoholkonsums und ich fuhr einige Male unter Alkoholeinfluß Auto. Da spürte ich schon, dass der Führerschein weg sein würde eines Tages. Also wechselte ich vorausschauend den Arbeitsplatz, um auch ohne Führerschein zur Arbeit zu kommen. Also beherrschte bereits der Alkohol die Planung meines Lebens. Und der Führerscheinentzug war dann auch eines Tages dann passiert. Danach habe ich eine Trinkpause gemacht - 9 Monate. Als ich den Führerschein wieder hatte, ging es wieder los. Ich dachte, ich hätte es im Griff. Dann wurden die Ausschläge meiner Alkoholikerkurve immer gravierender.
Ich weiß also heute, dass ich mich nicht nur vor Alkohol schütze, sondern auch vor anderen Substanzen, Spray, Verdünner, Kaltreiniger, Benzin usw. Das andere ist das Selbstverständnis als Mann, dass dazu kein Alkohol gehört. Dieses Selbstverständnis ist eine psychisch-geistige Genesung, um seinen Weg zu machen und nicht von der Anerkennung anderer abhängig zu sein.
Es gibt für mich noch weitere Erkenntnisse daraus, die ich hier aber nicht weiter ausführe. Den Alkohol habe ich auch noch zu anderen Dingen eingesetzt, die ich jetzt ohne ihn sehr gut hinbekomme. Nur eins noch: es ist keine glatte Kurve nach unten. Es gibt nach dem Überschreiten des Point of no return eine Kurve nach unten - insgesamt - dazwischen aber auch scheinbare Höhen, aber auch mehrere Tiefpunkte. Für mich gibt es nicht einen Tiefpunkt, den man erreichen muß, um trocken zu werden. Bei mir gab es mehrere - und das waren eher Tiefplateaus und nicht nur Punkte. Und ich denke, ich habe halt verpasst, diese zu nutzen, um wirklich auszusteigen. Es gehört auch ein Stück Glück dazu. Ich hatte das Glück, Freunde und Arbeitskollegen zu haben, die mir genau an seinem Tiefplateau in den Hintern traten, denn ich selbst hing nur in den Seilen und war verzweifelt. Und ich kam an den richtigen Arzt und die richtige Gruppe für mich. Natürlich mußte ich selbst auch bereit sein, Hilfe anzunehmen.
danke für deine Ausführungen. Klar, ich habe auch einiges in der Therapie gelernt. Ich setzte den Alk bewusst ein, um Dinge auszublenden, die mir schwer fielen. Ich konnte nicht so gut mit anderen Menschen und ich nahm den leichteren Weg. Trinken ist einfacher, bringt gute Gefühle, Kontakte knüpfen (Saufkontakte) fällt leichter. Und ich lebte immer in der Erinnerung und "tolle" Saufabende, waren das Größte für mich. "Endlich gehöre ich auch mit dazu". Ja, ich war immer auf der Suche nach Anerkennung. Ursprünge liegen zum Teil in der Kindheit. Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich ängstlich und zurückhaltend war und daran nie gearbeitet habe. Ich soff halt lieber, frühzeitig auch alleine. Bin so da rein gewachsen und der Prozess verlief langsam und schleichend. Es war aber nie Genusstrinken, ich tankte schon immer alles, hauptsache es ballert.
ich habe mir einmal Gedanken gemacht über die beschrieben Situationen. Nicht zum ersten Mal, aber diesmal deswegen, weil mir einfach keine Gründe einfallen, warum ich mich bei bestimmten Anlässen sinnlos betrunken / weggebeamt habe
Zitata. welche Rolle spielte der Alkohol in meiner Herkunftsfamilie
Zuhause gab es immer Alkohol, für uns Kinder natürlich verboten - und schon schon ab 12-14 Jahren habe ich heimlich was getrunken. In der Rückschau glaube ich, dass mein Großvater und auch mein Va´ter regelmäßig - aber sozial verträglich zu viel getrunken haben.
Mir fällt die erzählung meiner großmutter ein, dass sie dem Opa immer die schuhe im Bett ausziehen musste, wenn er vom Feiern (?) kam. Als KInd habe ich mich immer gefragt warum das denn?
Zitatb. wann habe ich das erste Mal Alkohol probiert
Eben ganz früh etwa mit 12 Jahren und dann habe ich mich immer gleich zugedröhnt.
Zitatc. wann habe ich im weiteren Leben Alkohol und zu welchen Anläßen zu mir genommen.
Immer wenn's was zu Feiern gab, wenn wir unterwegs waren, zum Essen, nie bei der Arbeit oder kaum tagsüber... Zuletzt jeden Abend nach der Arbeit
Zitatd. wann wurde der Alkoholkonsum regelmäßiger Bestandteil meines Lebens e. wann begann ich, Alkohol zu vermissen, wenn er nicht da war f. seit wann begann ich, Alkohol zu brauchen, hatte Ärger wegen Alkohol.
Ja, eben - da wird's mir ganz unheimlich - spätestens als Jugendliche. Bereits da bin ich nach dem Konsum sehr oft ausgerastet, bin aggressiv, unverschämt und verletzend geworden. Habe Bekannte / Freunde beschimpft und mich mit Menschen angefreundet, mit denen ich nüchtern keinen Kontakt hätte haben wollen.
Ich habe so einige Situationen - vor allem beim nächtlichen unterwegs sein (meist alleine) - mit so viel Glück glimpflich überstanden, dass ich es selbst kaum glaube...
Aber an die Ursachen für mein Trinkverhalten und für mein Verhalten während des Rauschs komme ich (noch) nicht heran.
Wenn ich bedenke, dass dieses Trinkverhalten über 30 Jahre Bestand hatte und ich nichts daraus gelernt habe....