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Saufnix  
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Dieses Thema hat 11 Antworten
und wurde 1.149 mal aufgerufen
 Deine eigene Alkoholkarriere
jorath Offline




Beiträge: 8

24.07.2010 23:29
RE: Reaktionen des Umfeldes? Zitat · Antworten

Guten Tag,

vorweg möchte ich sagen, dass ich schon eine längere Zeit in diesem Forum "passiv" mitlese, mich allerdings erst jetzt dazu durchgerungen habe mich hier anzumelden. Ein super Board, was bestimmt auch eine Hilfe für viele Personen ist.

Nun zu meiner Person, ich bin 23 und stehe kurz vor einem abgeschlossenen Studium. Erster Kontakt mit Alkohol, schwer zu sagen, ich schätze es wird wohl das "klassische", erste Bier mit 13 oder 14 gewesen sein. Inzwischen bin ich mir ziemlich sicher ein Alkoholproblem zu haben, dass sich darin äussert, das sofort ein Kontrollverlust einsetzt. Dies geschieht zwar nicht immer, aber doch häufig genug, so das ich sagen würde, dass 95% aller "Trinkgelage" in einem totalen Absturz enden. Allerdings verspüre ich keinen "Saufdruck", d.h. auch längere Abstinenzphasen bereiten mir keine Probleme. Sie enden allerdings immer in Gesellschaft, wo es zumindest in meinem Umfeld zum guten Ton gehört Alkohol zu trinken. Ich habe dann auch bei diesen Gelegenheiten nie den Willen, alkoholische Getränke abzulehnen.

Ich bin mir jetzt nicht sicher wie ich damit umgehen soll. Es bereitet mir große Schwierigkeiten, das Problem überhaupt anzusprechen, was ich tatsächlich noch nie getan habe und auch nur schwer einschätzen kann wie mein Umfeld reagieren würde. Auf der anderen Seite waren die abstinenten Phasen (Meist ~2 Monate) wirklich toll, ich war viel aktiver, das Studium lief besser, ich habe mich einfach wohler und besser gefühlt.

Wie hat euer Umfeld reagiert? Zur Zeit tendiere ich dazu, einfach alle Gelegenheiten zu meiden an denen es Alkohol gibt, aber auf Dauer ist das sicherlich auch keine Lösung... wie geht ihr mit der Problematik um?


newlife ( gelöscht )
Beiträge:

25.07.2010 00:03
#2 RE: Reaktionen des Umfeldes? Zitat · Antworten

zunächst mal musst du wissen, was DU eigentlich willst ? Willst du trinken, oder willst du nicht trinken ?

Toll, dass du dich hier angemeldet hast und dein Problem erkannt hast. Wenn du nicht kontrolliert mit Alkohol umgehen kannst, dann solltest du verzichten, bevor es schlimmer wird. Ich habe 21 Jahre gebraucht, um das zu begreifen.

Mein näheres Umfeld weiß, dass ich Alki bin und das ist auch gut so. Ich persönlich meide Situationen, wo es nur um den Alk geht. Ich habe aber kein Problem damit, mit früheren Bekannten Grillabende zu verbringen, denn dort kann ich ja den Fokus auch aufs Essen legen. Ich habe grundsätzlich immer mein Auto dabei, wenns zu blöd wird, fahre ich halt.

Darüber hinaus sind mir suchtfreie Kontakte wichtig. Wir gehen mit der SHG auch öfters in Biergärten und trinken alkfreie Getränke, denn die gibts dort auch.


jorath Offline




Beiträge: 8

25.07.2010 00:23
#3 RE: Reaktionen des Umfeldes? Zitat · Antworten

Hallo, vielen Dank für deine Antwort.

Die einzige Lösung für mich denke ich, ist komplettes Aufhören, ohne Kompromisse. Meistens reichen bei mir schon geringe Mengen, um das Verlangen nach mehr anzufachen. Daher ist komplettes aufhören wohl der einzige Weg. Wenn ich objektiv darüber nachdenke, es gibt tatsächlich bei mir viele Feiern etc. wo es eigentlich hauptsächlich um Alkoholkonsum geht... Ich glaube solche Veranstaltungen zukünftig zu meiden wird mir nicht allzu schwer fallen, am Ende erinnert sich eh niemand daran das ich nicht da war Problematischer sind wohl die Anlässe, wo beiläufig z.B. Bier getrunken wird. Gerade vor diesem Hintergrund ist es wohl viel einfacher wenn das Umfeld bescheid weiss und nicht öfters mal alkoholische Getränke anbietet. Aber das ist leichter gesagt als getan, z.Z. wäre es mir lieber einfach zu sagen "ich trinke heute nichts", evt. gepaart mit einem Vorwand, z.B. dass man noch Auto fahren müsse. Fraglich nur ob das auf Dauer gut gehen kann...


dry68 ( gelöscht )
Beiträge:

25.07.2010 10:12
#4 RE: Reaktionen des Umfeldes? Zitat · Antworten

Hallo jorath und hier an Board.

Zitat
Gepostet von jorath
Gerade vor diesem Hintergrund ist es wohl viel einfacher wenn das Umfeld bescheid weiss und nicht öfters mal alkoholische Getränke anbietet. Aber das ist leichter gesagt als getan, z.Z. wäre es mir lieber einfach zu sagen "ich trinke heute nichts", evt. gepaart mit einem Vorwand, z.B. dass man noch Auto fahren müsse. Fraglich nur ob das auf Dauer gut gehen kann...[/b]

...also, ich fühle mich nicht verpflichtet, jedem meine Situation zu erklären. Aber, ich mache auch kein Geheimnis daraus.

Warum auch? Es ist ja nichts besonderes "nichts zu trinken"

Wenn es aber doch passiert, dass mich Personen, die es zwar nichts angeht, sie ihre Neugierde trotzdem befriedigt wissen wollen, schon die passende Antwort parat habe

Es hat nämlich oft auch einen einfachen Hintegrund, warum bei manchen das "nichttrinken" so sehr auffällt

Es gibt aber unabhängig davon einiges, dass ich Mir angewöhnt habe, als ich (nach vielen gescheiterten Versuchen) endlich ernsthaft trocken bleiben wollte.

Dazu gehört auch die absolute Ehrlichkeit, Mir und meinem Umfeld gegenüber.

Gelogen und vertuscht habe ich früher genug...das hab ich heute nicht mehr nötig


Gruß
Dirk


newlife ( gelöscht )
Beiträge:

25.07.2010 13:04
#5 RE: Reaktionen des Umfeldes? Zitat · Antworten

Zitat
Problematischer sind wohl die Anlässe, wo beiläufig z.B. Bier getrunken wird.



Genau das liegt aber im Auge des Betrachters. Wenn andere beiläufig ein Bier trinken, trinke ich halt Bitter Lemon. Genau hier hast du die Möglichkeit den Fokus auf etwas anderes zu lenken, da spielt das Getränk eine andere Rolle.

Du musst lernen, solche Veranstaltungen anders zu bewerten als früher und dir Gedanken machen, warum gehe ich da eigentlich hin. Was interessiert mich dort ? (Oder ist es doch nur der Alk...)

Gruß
Dirk


swajj14 Offline




Beiträge: 793

25.07.2010 16:03
#6 RE: Reaktionen des Umfeldes? Zitat · Antworten

Hallo Jorath,
auch ein herzliches Willkommen von mir ,

in meinem Umfeld wissen nicht viele, anders gesagt, bis auf meinen Mann, meine Ärztin und meine SHG niemand, dass Alkohol und ich nicht zusammenpassen. Wenn wir uns mit Freunden "auf ein Bier" treffen, bin ich allerdings nicht die Einzigste, die ein Wasser oder Cola trinkt. Mein Freundin, ist oft die Fahrerin und trinkt deswegen schon keinen Alkohol. Deshalb fällt es auch nicht weiter auf, wenn der eine oder andere eben keinen Alkohol trinkt. Es fragt auch keiner, warum trinkst Du denn kein Bier.

All die Gedanken, warum trinkt die oder der nix, finden nur in unseren Köpfen statt. Und wenn mich jemand fragen würden, dann trinke ich eben keine Alk. Ich bin niemanden Rechenschaft schuldig. Das hat auch nichts mit "vertuschen" zu tun. Ich muss nicht jedem alles erzählen. Punkt.

Liebe Grüße
swajj14


jorath Offline




Beiträge: 8

25.07.2010 18:40
#7 RE: Reaktionen des Umfeldes? Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von swajj14
All die Gedanken, warum trinkt die oder der nix, finden nur in unseren Köpfen statt. Und wenn mich jemand fragen würden, dann trinke ich eben keine Alk. Ich bin niemanden Rechenschaft schuldig. Das hat auch nichts mit "vertuschen" zu tun. Ich muss nicht jedem alles erzählen. Punkt.



Ich denke das ist auch der Punkt, der mich oft dazu bringt trotzdem mit zu trinken und oft auch selbst "in vorauseilendem Gehorsam" Alkohol kaufen lässt...

Wenn ich wirklich drüber nachdenke, aus meinem engeren Bekanntenkreis fällt mir jetzt spontan niemand ein, der mich schief anschauen würde, wenn ich sagen würde "Ich trinke nichts". Im Gegenteil, meistens liefen die Abende auch viel besser, wenn nichts getrunken wurde. Was zugegebenermaßen eher selten der Fall war/ist...

Allerdings muss ich mir auch eingestehen, dass bei einigen Leuten aus meinem Umfeld der einzige, gemeinsame Nenner wirklich nur der Alkohol ist und sonst praktisch nichts. Wenn ich darüber nachdenke, liegen wahrscheinlich auch dort die Ursprünge meines Trinkverhaltens. Und gerade nach dem letzten Absturz habe ich keinerlei Motivation mehr, dort noch den Kontakt aufrecht zu erhalten, was wohl auch in meinem Interesse ist.

Ansonsten finde ich es gut wie du das Problem hälst, ich bin auch niemand der besonders offensiv mit solchen Dingen umgehen kann oder will, schon garnicht gegenüber Fremden.


dry68 ( gelöscht )
Beiträge:

25.07.2010 19:54
#8 RE: Reaktionen des Umfeldes? Zitat · Antworten

Moin jorath,

Zitat
Gepostet von jorath


Ich denke das ist auch der Punkt, der mich oft dazu bringt trotzdem mit zu trinken und oft auch selbst "in vorauseilendem Gehorsam" Alkohol kaufen lässt...


Ich denke, Du solltest als allererstes mal aufhören die Schuld, oder den Grund für DEIN Verhalten in allem Möglichen zu suchen, als bei Dir.

Es zwingt dich keiner "mit zu trinken"

DU trinkst...und DU kaufst auch selber.

Das wäre schonmal ein guter Anfang


Gruß
Dirk


newlife ( gelöscht )
Beiträge:

25.07.2010 21:14
#9 RE: Reaktionen des Umfeldes? Zitat · Antworten

Zitat
Allerdings muss ich mir auch eingestehen, dass bei einigen Leuten aus meinem Umfeld der einzige, gemeinsame Nenner wirklich nur der Alkohol ist...



Gell, das fällt einem erst auf, wenn man sich mit der Materie mal näher beschäftigt. Das Zeug ist für manche ein Stück Kulturgut oder sonst wie heilig. (Ich wohne in einer Weingegend).

Und uns hier machts kaputt, das sollten wir niemals vergessen.


jorath Offline




Beiträge: 8

26.07.2010 11:43
#10 RE: Reaktionen des Umfeldes? Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von dry68
Moin jorath,

Zitat
Gepostet von jorath


Ich denke das ist auch der Punkt, der mich oft dazu bringt trotzdem mit zu trinken und oft auch selbst "in vorauseilendem Gehorsam" Alkohol kaufen lässt...


Ich denke, Du solltest als allererstes mal aufhören die Schuld, oder den Grund für DEIN Verhalten in allem Möglichen zu suchen, als bei Dir.

Es zwingt dich keiner "mit zu trinken"

DU trinkst...und DU kaufst auch selber.

Das wäre schonmal ein guter Anfang


Gruß
Dirk




Deutliche Worte, aber ich denke du hast recht.
Im Grunde obliegt es komplett meiner Verantwortung und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr wird mir klar dass es ganz alleine in meiner Macht steht aufzuhören. Irgendwie ist es schon bizarr, überhaupt gerne ein Nervengift zu trinken was wirklich nur Nachteile mit sich bringt...

Genau vor diesem Hintergrund habe ich das Thema gestern mit einem Bekannten angesprochen, einfach weil ich mich dadurch irgendwie besser gefühlt habe und damit der Sachverhalt vollkommen klar ist, auch zukünftig. Und was soll ich sagen, die Reaktion war alles andere als negativ, im Gegenteil, Verständnis und Beglückwünschung zu dem Schritt, nie wieder Alkohol zu trinken. Ich glaube wirklich viel dieser Angst ist nur im eigenen Kopf.
Klar, ich werde es jetzt nicht jedem auf die Nase binden, aber wenn gute Bekannte bescheid wissen, ist das denke ich schon ein Vorteil.
Was die Leute anbelangt die einen schief anschauen oder zum weitertrinken motivieren wollen, ist es wohl kein Verlust künftig ohne die auszukommen. In erster Linie geht es ja um meine Trockenheit und damit Gesundheit, da muss einfach alles andere zurückstehen.


dry68 ( gelöscht )
Beiträge:

26.07.2010 14:36
#11 RE: Reaktionen des Umfeldes? Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von jorath


Deutliche Worte, aber ich denke du hast recht.
Im Grunde obliegt es komplett meiner Verantwortung und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr wird mir klar dass es ganz alleine in meiner Macht steht aufzuhören.

Ja, ich habe mir damals auch immer gerne eingeredet, ich saufe nur "FÜR", "WEGEN" und manchmal "MIT" den/die Anderen, weil DIE und ICH das ja garnicht anders miteindander aushalten könnten


Sozusagen: im "Dienste der Allgemeinheit"

Ohne diese Ausreden, dieses, "von Mir wegschieben/ablenken" hätte ich wahrscheinlich schon viel früher nicht mehr in den Spiegel schauen können.

Erst als mir klar wurde, dass ich neben jeden Anderen, auch Mir damit ausschließlich schade...es mich außerdem langsam kaputt zu machen droht, wurde ich "egoistisch" genug.

Erst ab da übernahm ich (mit dem letzten Rest meines Selbstwertgefühls) für Mich und mein Tun die volle Verantwortung und zog den Schlussstrich.

Aber erst mit etwas Abstand und einer gewissen Trockenzeit erntete ich die ersten Früchte und lernte auch die positiven Seiten des Trockenseins kennen und schätzen.

Das war auch bei Mir in der ersten Zeit der Abstinenz alles andere als einfach.

Es schlichen sich Anfangs immer mal wieder Gedanken ein, dass ich, wie früher das Saufen, jetzt auch das Nichtsaufen mehr für andere mache, als für mich selbst.


Gruß
Dirk


Lauralisja Offline




Beiträge: 1.674

26.07.2010 14:55
#12 RE: Reaktionen des Umfeldes? Zitat · Antworten

Hallo Jorath,

ein wenig erinnert mich Dein Trinkverhalten an mein eigenes.

Ich wusste schon lang, das ich wenn ich einmal anfange, ziemlich garantiert auch abstürze. Nach schlimmen Abstürzen nahm ich mir dann vor, nie mehr Alk anzurühren.

Allerdings habe ich das nicht durchhalten können weil ich bei gesellschaftlichen Anlässen dachte, ich müsste mittrinken sonst könnten die anderen denken, ich hätte ein Alkproblem

Irres Alki-denken, ich wiß. Zumal die dann nicht falsch gedacht hätten, wenn sie die Tatsache, das ich nicht trinke überhaupt bedenkenswert gefunden hätten.

Nun ja, aus diesem Grund war es mir jedenfalls sehr wichtig, nach meiner Entgiftung mit offenen Karten zu spielen. So wußten alle bescheid und ich war ein wenig mehr vor mir selbst geschützt. Die Reaktionen auf mein Outing waren meist positiv bis zu einer Art positivem Egal.

Viele Grüße
Uta

Die Erkenntnis, das ich entscheiden darf ob ich Alk trinke oder nicht, war für mich auch sehr erleichternd - das war mir vor meiner Entgiftung auch nicht so recht klar

[ Editiert von Lauralisja am 26.07.10 14:57 ]

"Großer Gott, laß meine Seele zur Reife kommen, ehe sie geerntet wird!" Selma Lagerlöf


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