Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Saufnix  
Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 20 Antworten
und wurde 2.146 mal aufgerufen
 Nass und Trocken
Seiten 1 | 2
Substantiv Offline



Beiträge: 188

12.11.2009 21:26
RE: Bewegungstherapie Zitat · Antworten

Hallo,

ich hatte es schon irgendwo hier erwähnt. Ich mache(bin jetz fast fertig) im Anschluss an meine Alkoholtherapie eine "Bewegungstherapie". Das hat nichts mit Sport zu tun, sondern ist eine recht praxisbezogene Therapieform. Hier bekommt man eher eine praktische Lebenshilfe bzw. ein Training welches einem Schritte in die Normalität zeigt.

Ich wollte hier nach und nach so ein paar Probleme und deren Lösungen darstellen.

Erst mal so ein paar Grundlagen. Es gibt Situationen, die erleben 2 verschiedene Personen vollkommen verschieden. Z. B.: Der Chef kommt ins Büro und verzieht sich wortlos hinter seinen Schreibtisch

Person 1 denkt: Oha, ich habe das schreiben nicht fertiggemacht. Dafür bekomme ich jetzt bestimmt eins auf die Nuss. Ich gehe dem am besten aus dem Weg. Daraufhin zieht Person 1 sich zurück

Person 2: Oha, der sieht aber schlecht aus. Vielleicht hilft ihm ne Tasse Tee damit er wieder etwas munterer wird.

Beide Verhaltensweisen sind antrainiert.

Diese Führsorge bei der 2. Person kann daher kommen, dass sie in einer großen Familie aufgewachsen ist.

Was ist mit Person 1? Die meisten von uns kennen es, es ist ein eher depressives, passives Verhalten, wobei man sich zurückzieht. (Auch der innere Dialog spielt da eine Rolle).

Was kann man tun, wenn man so passiv ist?

Der erste Schritt, ist es sich selbst zu beobachten. Die Bewegungtherapie sieht hierzu das ABC-Schema vor

A : Wie ist die Situation? B: Wie verhalte ich mich? C: Wie fühle ich mich?

hier wäre für Person 1
A: Chef kommt ins Büro , setzt sich wortlos
B: Ich ziehe mich zurück, gehe dem Chef aus dem Weg
C: Angst, Unsicherheit. Dass ich das Schreiben nicht fertig bekommen habe macht mich unsicher, Ich weiß nicht wie ich ihm begegnen soll.

Damit ist das Problem natürlich noch nicht gelöst, obwohl schon der Zusammenhang, dass man sich zurückzieht meist mit Angst zu tun hat ein Ergebnis seiner eigenen Beobachtungen sein kann.

Aber so ein Schema ist ja auch nur der Anfang. Wenn man davon ein paar erstellt hat, Kann man ja über eine Erweiterung nachdenken:

D: Wie würde ich ich mich gerne fühlen?
E: Was muss ich tun, damit ich mich so fühle?

Sich darüber klar zu werden wird im Laufe der Zeit immer wichtiger. Eine Lösung für die erste Person wäre vielleicht:

D: Ich möchte mich unbefangen dem Chef gegenüber fühlen
E: Ich spreche ihn an, sag ihm, dass es gestern nicht mehr geschafft habe, das Schreiben aber bist zum Frühstück fertig ist (Oder begebe mich an das schreiben und sage ihm das falls er mich anspricht)
______________________________________________________________________________

Das war jetzt nur ein Teil um mal anzufangen. Später gehts um konkrete Sachen, die mich betreffen oder betrafen und wie dann herangegangen wird

Grüße
Axel

Ja. Nein. Ach so!


LostHoney Offline



Beiträge: 1.154

12.11.2009 22:14
#2 RE: Bewegungstherapie Zitat · Antworten

Hi Substantiv,

Danke für das Beipiel. Trifft mich gerade zu 100% als Person 1.

Honey


Rodine Offline



Beiträge: 1.151

12.11.2009 22:24
#3 RE: Bewegungstherapie Zitat · Antworten

Hi Substantiv
Was ist wenn ich mich in keiner der Person wieder finde?

Ich würde vielleicht denken dem Chef ist was über die Leber gelaufen, hätte ich das gefühl das es an mir liegt würde ich ihn direkt darauf ansprechen ob irgendwas nicht in Ordnung ist.

LG Rodine

Carpe Diem


Substantiv Offline



Beiträge: 188

12.11.2009 22:54
#4 RE: Bewegungstherapie Zitat · Antworten

Hi,
also diese abc's macht man immer dann wenn man nicht richtig...nicht angemessen reagiert. Zu viel Angst, man kann bestimmte Dinge einfach nicht(jemanden ansprechen, z. B., oder sonstige Hemmungen)

Rodine, du hättest dich bei D und E wiedergefunden, so ungefähr jedenfalls (du fühlst dich ja genau so, wie du es eigendlich möchtest und fühlst dich damit ja auch wohl)

Diese ABC macht man vor allem am Anfang einer Verhaltenstherapie (die Bewegungstherapie ist eine Art VT), weil man damit dem Therapeuten zeigen kann wo im täglichen Leben die Probleme liegen. Auch kann man sehr gut selbst(!) erkennen, dass Situationen mit denen man nicht klar kommt Angstbestimmt sind und sich diese Ängste wiederholt in dem Verhalten spiegeln.

Aber nun gut, ich greife vor. Das möchte ich eigendlich nicht, sonst wird das hier ein 12seitiger Text

Axel

Ja. Nein. Ach so!


Lulu4 Offline



Beiträge: 3.165

12.11.2009 23:19
#5 RE: Bewegungstherapie Zitat · Antworten

hallo axel,

danke für deinen beitrag.. ist im moment genau mein thema

dein beispiel war für mich fast alltägliche situation im büro.

mein chef war allerdings nicht täglich im büro, aber die zeit wo er dort war, war sein verhalten fast immer wie beschrieben.

die ersten jahre habe ich entsprechend nach muster D / E gehandelt... tja bis vor zwei jahren die situation immer mehr eskalierte und ich nur noch unter stress / angst litt wenn er "schlecht drauf" war.

dann begann A immer mehr zu zutreffen.

oft handelete ich selbst ignorant, aber immer mehr zog ich mich zurück.

ein offenes wort wurde mit wutausbrüche und tobssucht bestrafft.

acht jahre habe ich darunter gelitten, immer ein stück mehr und jetzt bin ich schon seid fünf wochen krankgeschrieben und es geht mir noch nicht viel besser.

ich hätte eher reagieren müssen, aber auch da stand mir meine angst im weg.

lg
amanda

top of the morning to you.... :zwinker1:


Lulu4 Offline



Beiträge: 3.165

12.11.2009 23:23
#6 RE: Bewegungstherapie Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von LostHoney
Hi Substantiv,

Danke für das Beipiel. Trifft mich gerade zu 100% als Person 1.

Honey



Hey Honey,

das hätte ich bei dir garnicht vermutet


lg
amanda

top of the morning to you.... :zwinker1:


Substantiv Offline



Beiträge: 188

13.11.2009 13:02
#7 RE: Bewegungstherapie Zitat · Antworten

Hallo zusammen,

eigendlich ist man dann schon mittendrin, wie man in der Bewegungstherapie weiter vorgeht.

Lulu, ich kenne deine Reaktion, vielleicht nicht genau, aber ich kann mich noch gut daran erinnern, dass mir Situationsbedingt die Hände zitterten, die Knie weich wurden.... auch diese Traurigkeit, die da mitkommt kenn ich nur zu gut.

aber wie kommt man davon weg?

Der Chef ist nicht die einzige Person, mit der es gilt Konflikte auszutragen(Mann, KInder, Vermieter, Nachbar...). Ich bin immer wieder angehalten worden, mir Beispiele zu suchen, wo es funktioniert. Wo habe ich gut und angemessen reagiert? Was war denn anders? Kann ich das was ich woanders richtig mache, hier auch richtig machen? Immer wieder. Sich selbst beobachten und aus seinen eigenen Erfahrungen lernen.

Das hat noch einen Effekt, der nicht zu unterschätzen ist. Man sieht das Positive in seinem Leben. Man soll es ja beobachten. Was funktioniert gut und richtig? Ich hab mich gestern mit meinem Sohn vertragen. Wie habe ich das gemacht?Man hat jetzt nicht mehr den Fokus auf den doofen chef. Es gibt schöne und richtige Seiten an mir. Quasi durch die Hintertür, wirst du dazu angehalten, dich selbst mal in ein rechtes Licht zu rücken.

Grüße
Axel

Ja. Nein. Ach so!


MoKatz ( gelöscht )
Beiträge:

13.11.2009 13:26
#8 RE: Bewegungstherapie Zitat · Antworten

Servus Axel,
DANKE! Du hast mir mir diesen Ansätzen sehr gut geholfen. Ich finde mich in so vielen Dingen wieder. Da ist jemand sauer - wer ist schuld, die alte Katz natürlich. Das, bzw.das Ablaufschema war mir schon lang klar, aber die Auswege mit D und E, DAS habe ich von Dir erfahren dürfen! Dank Dir dafür!
Sei lieb ümärmelt
MoKatz


Lulu4 Offline



Beiträge: 3.165

13.11.2009 13:32
#9 RE: Bewegungstherapie Zitat · Antworten

hallo axel,

deine beiträge finde ich wirklich klasse

ich bin zurzeit in behandlung und heute habe ich wirklich zum ersten mal seit langer zeit einen tag erlebt, wo ich neben meiner ängste auch wirklich purer freude und glück empfunden habe.

ein gespräch, den ich heute morgen mit jemand geführt habe, tat mir sehr gut, ich mag nur im moment nicht darüber schreiben.

lg
amanda

top of the morning to you.... :zwinker1:


Substantiv Offline



Beiträge: 188

13.11.2009 20:24
#10 RE: Bewegungstherapie Zitat · Antworten

Das erste Problem, was wir angegangen sind, war dass ich Ziele definieren musste. Das klingt einfach, ist es auch.

Wenn man denn Ziele hat und sich darüber im klaren ist, dass es sowas gibt wie eine zukunft. Das anstrengende war, dass man sich über einiges klar werden muss.
Was kann so eine Therapie eigendlich bringen?
Wo sind meine Probleme?
(Später)
In welcher Priorität soll was behandelt werden?

Und dann wird richtig schriftlich formuliert. Ebenso ein relativ umfangreicher Fragebogen über die Familie und mein verhältnis zu den einzelnen Personen (Mutter, Vater, Geschwister). Das hatte den Vorteil, dass wir uns über den Hintergrund nicht mehr unterhalten mussten, dafür ist eh keine Zeit.

Dazu bekam ich die Aufgabe mir ein Buch zu besorgen und die ersten 4 Kapitel anzugehen ( Doris Wolf & Rolf Merkle - Gefühle verstehen, Probleme bewältigen, PAL-Verlag , www.palverlag.de)

Und da kam schon mein erstes Problem zutage. Ich bin sehr Angstgesteuert. Ich kann gar nicht sagen was es war, aber dieses Buch machte mir Angst. Wenn das so ist, dann kann ich das Teil zwar aufschlagen aber ich verstehe nicht mehr was ich lese. Ich trete dann nur noch in einen inneren Dialog, nicht mehr nach außen. Bei dem Buch ist es dann so, dass ich einen Absatz lese und danach nicht mehr weiß, was ich gerade gelesen habe. Das kann mir auch im Gespräch passieren.

Das wiederum ist ein Umstand, der mir sehr Angst machte, weil ich ja irgendwie normal kommunizieren und am Leben teilhaben wollte. Mein Therapeut fand das in irgendeiner Art gut. Er meinte, ich bin in der Lage mich selbst zu hypnotisieren. Es ist für ihn überhaupt kein Problem für ihn in diesem Zustand mit mir zu kommunizieren, ja in mancher Hinsicht macht es ihm das das Leben um einiges leichter. (Das merke ich jetzt auch, mancmal weiß ich immer noch nicht was wir gerade besprochen haben, aber ich versuche mich Stunden später daran zu erinnern - und beschäftige mirch gleich wieder damit was morgens so war - nicht schlecht, Herr Therapeut). Mittlerweile weiß ich es wirklich zu schätzen, weil ich sehr intensiv - täglich - bei der Sache bin.

Auch auf eine andere Art ist mir zumindest die Angst vor diesem zustand genommen worden. Ich habe eben diese ABC-Schamata angelegt, wenn dieses Phänomen auftreten sollte. Somit wurde ein Umstand, der mich vorher ängstigte zu einer Art Signalgeber. Ein richtiges und wichtiges Werkzeug. Eins das mir sagte, dass dieses immer wieder ein durch Angst ausgelöster Zustand ist, den man beschreiben kann. Oder man kann die Situation beschreiben. Und der Umstand, dass ich darüber nachdenke sobald der zustand eintritt holt mich da auch relativ schnell wieder raus.

Zusätzlich und da wird es wieder Bewegungstherapeutisch sollte ich, falls ich mich zu sehr ängstige bestimmte Atemübungen machen (sehr praktisch, da man sie auch im Büro oder so machen kann)
- Gegen die Hand Atmen - drei Minuten Zergfellatmung
-Bottom-Down Atmung

Ich beschreibe beide methoden im bereich Entspannungstipps(wenn ich den gefunden habe :frage3 hier im Forum genauer. Und die helfen! Gerade bei akuten Angstzuständen oder Stress ist gerade die erste Übung prima geeignet einen wieder auf den Boden zu bekommen.

Das ganze was ich hier beschrieben habe war nur ein Anfang. Wenn auch Umfangreicher. Dieses ganze Brimborium brachte mich in den zustand, mich zu bewegen und sich mit mir zu beschäftigen. Alles Schriftliche waren Aufgaben auch das Anfertigen der Schemata sind Aufgaben die sich durch die ganze Therapie ziehen. Wie die sich verselbstständigen berichte ich noch

Axel

[ Editiert von Substantiv am 13.11.09 20:26 ]

Ja. Nein. Ach so!


Substantiv Offline



Beiträge: 188

18.11.2009 15:16
#11 RE: Bewegungstherapie Zitat · Antworten

Weiter geht es.
Ich habe weiter oben angedeutet, dass die Aufgaben sich verselbstständigen. Nun ja. Das ist auch so

Am Anfang waren es Grundlagen, auch Formalien, die ich immer wieder aufbekommen habe. Ich sollte meine Probleme beschreiben und die Ziele formulieren die ich erreichen will. Das waren für mich

eine manchmal für mich unerklärliche Traurigkeit
Angstzustände
soziale Hemmungen
Konzentrationsschwierigkeiten bzw. dass ich meinen Fokus auf mein inneres richte und dan nichts von außen mehr aufnehme

Überhaupt sich darüber zumindest enigermaßen klar zu werden, war schon ein für mich riesiger Aufwand und kostete mich einiges an Überwindung. Aber ich wollte ja auch was erreichen und dann ging es fast wie von selbst.

Ich hatte durch die oben Beschriebenen ABC-Schemas festgestellt, dass sich die Konzentrationsschwierigkeiten mit Angst einhergehen. Schon zu wssen, dass es ein Gefühl ist, ein falsch eingesetzter natürlicher Mechanismus nahm mir schon die meiste Angst vor diesem Zustand. Ich hatte auch geäußert, dass ich ein immer zu hohes Stresslevel besaß. Es war mir fast unmöglich zu entspannen. Meine Aufgabe war es dann eben dieses Level zu messen und protokollieren (3 - 5 mal am Tag, auf einer Skala von eins bis 10)

Man kann auch Angst vor Überforderung haben, es geht auch, dass man sich ständig auf einem solchen Level bewegt, dass alles was noch hinzukommt einen dann wirklich überfordert(oder jedenfalls stresst)
Die Lösung für so einiges an meinen Problemen war relativ einfach. Ich machte zu viel Paralell. Wenn ich aufwachte dachte ich an Gespräche, die ich noch führen musste, oder in der Vergangenheit schon geführt habe, schaute dabei Fernsehen, kochte Tee, dachte an Ersatzteile für mein Fahrad, die ich noch holen musste... Nur beim Frühstück war ich nicht.

Ich musste wieder lernen (und damit meine ich wirklich lernen) Dinge wieder einzeln zu tun und nacheinander. Das habe ich mit einer einfachen Konzentrationsübung wieder hinbekommen. Ich wurde und werde immer ruhiger und entspannter. (Die Übung hatte ich mal im Bereich Gefühle Beschrieben. Ich such den Link später mal raus).

Aber jetzt komme ich mal zum verselbstständigen. Ich war es ja, der meinen Therapeuten angesprochen hat. Ich hatte zwei Wochen Pause und bekam einfach die Aufgabe, mir zu beobachten was ich jetzt erreicht habe und was zu formulieren, was getan werden muss, damit es mir besser geht. Und so ist es seitdem, dass ich es bin, der sich überlegt welches Problem im Moment da ist und schon im vorfeld nach Lösungen sucht und den Therapeuthen anspricht. Und darauf bekomme ich halt weitere Übungen und aufgaben. Im Prinzip stelle ich die mir selbst und stimme sie mit dem Therapeuten ab(manchmal gelingt mir das nicht so, aber wir kommen immer recht schnell auf themen und Übungen).

Es ist aktuell beispielsweise so, dass ich das Gefühl habe ich mache alles, weil ich ja gern ein braver Schüler bin, aber es mir schwerfällt etwas kontinuierlich für mich zu tun. Es fehlen in meinem Tagesablauf irgendwie die Rituale - manchmal ganz profane Dinge wie Frühstück. Und da wird das so sein, dass ich dazu Auch Übungen bekomme, vielleicht einen Tageskallender oder sonstwas (ein Essensplan z. B.) den ich führen soll. Und die Übungen steigern sich normalerweise. Und dann kommt das nächste Problem. Aber ein Problem ist das nicht wirklich, weil ich es ja bin, der die die Sachen anspricht

So, ich glaube das reicht jetzt erst mal
Axel

Ja. Nein. Ach so!


Substantiv Offline



Beiträge: 188

25.11.2009 23:52
#12 RE: Bewegungstherapie Zitat · Antworten

ich hoffe, ich nehme einem auch die Angst vor einer Therapie. Es ist ja immer was Unbekanntes, es hat was mit Veränderungen zu tun, jemand will was von mir wissen, was ich immer zu schützen versuchte, man kommt sich bei dem Gedanken wehrlos, hilflos und verletzlich vor.

Ich habe immer und zu jeder Zeit das Gefühl, dass ich es selbst bin, der bestimmt, wie weit es geht. Ich bin meinem Therapeuten in keinster Weise ausgeliefert.
Und noch eins. Ich mache kleine Schritte. Wenn mir der direkte Weg Angst macht, machen wir halt einen Umweg. Immer nur das, was ich kann. Es ist kein Zwang. Ich überwinde mich, wenn überhaupt in kleinen Schritten




Die Aufgaben werden selbstverständlich an die eigenen Bedürfnisse angepasst.

Ich habe meinen Therapeuten angesprochen, dass ich oft einfach unzufrieden bin. Dass ich Sachen vor mir herschiebe. Das dies wiederum die Unzufriedenheit verstärkt und so eine Art schlechtes Gewissen bei mir auslöst.

Mein Therapeut meinte ich sollte mal aufschreiben, was ich mir für den Tag vornehme, und das was ich im endeffekt getan habe. Dafür habe ich dann eine einfache Tabelle zu führen, die dann so aussieht:

Tag | Geplante Aktivität| Durchgeführte Aktivität| Ergebnis

Im Ergebnis kann man sich selbst bewerten, eine Note reicht. Ich schreibe mir allerdings immer wieder Kommentare dazu.

Das hat bei mir allerdiings einiges ausgelöst:
- Ich muss den nächsten Tag planen.
- Und ich muss den letzten Tag Revue passieren lassen.

Ich bin auf der einen Seite auch , da ich nicht will, dass da unter geplanter Aktivität 5 Tage am Stück ein leeres Feld steht. Manchmal strengte es mich richtig an, was sinnvolles für den nächsten Tag zu finden. Aber das ist ja auch ganz gut. Es darf ja anstrengend sein.

Außerdem motiviert mich der Plan, mehr und mehr auch wirklich durchzuführen. Geschickt wie er ist, hat mich mein Therapeut an der richtigen Stelle erwischt und es liegt nun an mir, mein Leben mehr und mehr mit Inhalten zu füllen. Es ist ja auch ein kleines Erfolgserlebnis, wenn man das was man sich vornimmt auch schafft. Und dann gibt es noch eine Gute Note. Man kann sich wieder selbst gut finden - auch nicht unwichtig

So, im Moment ist es das für heute

Ja. Nein. Ach so!


Adda Offline




Beiträge: 850

26.11.2009 07:46
#13 RE: Bewegungstherapie Zitat · Antworten

Zitat
und es liegt nun an mir, mein Leben mehr und mehr mit Inhalten zu füllen. Es ist ja auch ein kleines Erfolgserlebnis, wenn man das was man sich vornimmt auch schafft.

Ich glaube, das ist ein Punkt, wo „man“ anfängt, sein Leben auch wirklich zu seinem zu machen.

Ist was, was mir zeitweise richtig schwer fiel, weil

- ich den Dingen, die ich tat/mir vornahm ungenügenden Wert zuschrieb („gäb doch noch viel schöneres/wichtigeres“, usw.)
- mich lieber treiben liess. Aufgaben von außen gabs ja genug.
- es mir schwer fiel, mich stresste, mein Vorhaben (egal, ob Pflicht oder Kür) auch tatsächlich anzugehen. Wenn der Punkt des „Anfangens“ da war, kam ich richtig unter Stress
- ich mich in Ruhe nur schlecht aushielt
- ich meine „ganzen anderen zeitgleichen Möglichkeiten“ nicht loslassen konnte/wollte

Mir meinen Tag einteilen, mich im Vorfeld zu entscheiden, was ich tun will, führt nicht nur dazu, dass ich die Dinge (und mich) wichtiger nehme. Ich fühl mich strukturierter und übernehme dadurch tat-sächlich Verantwortung für mein Leben, bekenne Farbe, setze Prioritäten, entscheide mich.

Ansonsten kenne ich dies „fünfundzwanzig-Dinge/Gedanken/Ideen-gleichzeitig-im-Kopf-abfahren-und-abhandeln“ auch. Halte ich für Ablenkung von mir und vom Wesentlichen und mich-künstlich-unter-Strom-halten. Hab bisher immer am besten unter Druck agiert. Ohne dem fehlte mir oft der Antrieb.
Letztlich endet das in völlig gerechtfertigter Überforderung und dem Gefühl, nichts „richtig“ gemacht zu haben, also innerer Leere. – Wie könnts auch anders, bin ja gedanklich auch nie wirklich dabei, also nicht-erreichbar.

Aber, es geht! Mich tatsächlich auf „eins-zur-Zeit“ einzulassen finde ich eine schöne Erfahrung. Da bleibt dann wirklich mal was hängen und er-füllt .

Gruß

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Lass Dich nicht gehen - geh selbst. (M. Bentrup)


Substantiv Offline



Beiträge: 188

26.11.2009 19:38
#14 RE: Bewegungstherapie Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Adda

Ansonsten kenne ich dies „fünfundzwanzig-Dinge/Gedanken/Ideen-gleichzeitig-im-Kopf-abfahren-und-abhandeln“ auch. Halte ich für Ablenkung von mir und vom Wesentlichen und mich-künstlich-unter-Strom-halten. Hab bisher immer am besten unter Druck agiert. Ohne dem fehlte mir oft der Antrieb.
Letztlich endet das in völlig gerechtfertigter Überforderung und dem Gefühl, nichts „richtig“ gemacht zu haben, also innerer Leere. – Wie könnts auch anders, bin ja gedanklich auch nie wirklich dabei, also nicht-erreichbar.

Aber, es geht! Mich tatsächlich auf „eins-zur-Zeit“ einzulassen finde ich eine schöne Erfahrung. Da bleibt dann wirklich mal was hängen und er-füllt .

Gruß [/b]



Ja, das mit dem Plan, der Struktur war ein richtiger einstieg für mich (und wie es aussieht auch für dich). Nicht jeder benötigt das, aber wenn ist das ein anfänglicher Schritt zur Veränderung, der auch viel nach sich zieht. Die Positiven und Negativen Dinge des Lebens fangen ja damit an, dass man was tut, jemandem begegnet, etwas erreichen will.... damit kommen aber auch Probleme, Konflikte, unzulänglichkeiten, die man an sich selber feststellt und und und... Willkommen in der Therapie!

Ich habe das mit diesem zig-Sachen-gleichzeitig-machen früher auch im Beruf praktiziert. Is ja ganz nett. Ich konnte das auch sehr erfolgreich. Kein Wunder aber, dass ich mich abends nur noch mit Sprit runterschrauben konnte. Ich habe ein Stresslevel gebraucht um auf Touren zu kommen, das war schon unmenschlich. (und ich hab das Level über Jahre aufrechterhalten).

Diese Entspannungsübung hat mir mein Therapeut gegeben. Ich hatte über eine Woche lang mal mein Stresslevel gemessen auf einer Skala von eins bis zehn, 3 bis 5 mal täglich. Ich fing schon das Frühstück mit 5 oder 6 an tagsüber meist 7 oder mehr...nie unter 5. auch abends nicht

Danach ging das deutlich zurück. Da kamen Werte von 3...4 zustande.. In aller Ruhe mal Fernsehen...ein neues Erlebnis für mich

So. genug getippelt für den Moment

Grüße
Axel

Ja. Nein. Ach so!


Juma63 Offline




Beiträge: 2.638

26.11.2009 23:37
#15 RE: Bewegungstherapie Zitat · Antworten

Hallo Adda!

Mal wieder ein klasse Beitrag von Dir, in dem ich mich sooo sehr wiederfinde.

Zitat
Mir meinen Tag einteilen, mich im Vorfeld zu entscheiden, was ich tun will, führt nicht nur dazu, dass ich die Dinge (und mich) wichtiger nehme. Ich fühl mich strukturierter und übernehme dadurch tat-sächlich Verantwortung für mein Leben, bekenne Farbe, setze Prioritäten, entscheide mich.



Wie wahr.

Hast Du denn eine Idee, wie ich die selbst gemachten Vorgaben für den kommenden Tag dann auch tat-sächlich umsetze?? Wie ich den mächtigen Schweinehund in den noch mächtigeren Allerwertesten trete?

Zitat
Hab bisher immer am besten unter Druck agiert. Ohne dem fehlte mir oft der Antrieb.



Ohne das mir nur zu bekannte "Druckprinzip" komm ich leider bis jetzt auch nur selten ins TUN.

Dabei ist es mir absolut klar, dass

T = Tägliches
U = Umsetzen
N = Nutzt

(created by natter)

ich tu's nur nicht konsequent, das Umsetzen - eher das Setzen.



Aber, ich werde besser. Täglich ein bisschen.

LG,

Sabine

Liebe bedeutet, jemanden zu haben, der unsere Vergangenheit versteht, an unsere Zukunft glaubt und uns heute so annimmt wie wir sind. :love3:




Komm auf die Hufe, die ersten Hände, die helfen können, stecken in den eigenen Hosentaschen! Zitat Nonick


Seiten 1 | 2
 Sprung  
disconnected Saufnix-Chat Mitglieder Online 0
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz