Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Saufnix  
Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 42 Antworten
und wurde 4.179 mal aufgerufen
 Deine eigene Alkoholkarriere
Seiten 1 | 2 | 3
Linda62 ( gelöscht )
Beiträge:

31.05.2009 15:26
RE: Jetzt traue ich mich ... Zitat · Antworten

Hallo Zusammen,

schon im letzten Jahr habe ich diese Seite entdeckt und hier viel gelesen. Schließlich habe ich mich dann vor Kurzem auch hier angemeldet.

Zu meiner Person: ich bin 47 Jahre alt, verheiratet und habe einen erwachsenen Sohn, der inzwischen eine eigene Wohnung hat.

Alkohol spielte immer schon eine Rolle in meinem Leben, denn in meiner Familie gab/gibt es einige Alkoholiker (Bruder, Tante, Onkel). Auch meine Eltern tranken zu jeder Gelegenheit (Feiern, Geburtstage, u.ä.) gerne viel zu viel.
Vielleicht wäre ich auch schon viel früher an die Flasche geraten, wenn ich damals nicht meinen Mann kennen gelernt hätte. Er trinkt so gut wie gar keinen Alkohol ( vielleicht mal 1 Glas Wein im Jahr). Sein Vater war Alkoholiker und hätte ihn im Suff fast umgebracht; das hat ihm gereicht.

Mein Alkoholkonsum hielt sich viele Jahre in Grenzen und wenn ich mal zwei Wochenenden hintereinander eine Flasche Wein kaufte, machte mein Mann schon unangenehme Bemerkungen und das war mir peinlich.

Irgendwann habe ich dann angefangen heimlich zu trinken, erst Cidre dann Rotwein. Das ist so ungefähr 10 Jahre her.

Seit einigen Jahren habe ich meinen Alkoholkonsum immer mehr gesteigert. Zuletzt bin ich bei 1-2 Flaschen Rotwein angelangt, die ich phasenweise auch täglich trank.

Wohin mich das bringt, habe ich die ganze Zeit sehr genau gewusst. Ich glaube es war mir egal. Seit meiner Kindheit leide ich an Depressionen, was mir aber erst seit einigen Jahren durch eine Analyse bewusst wurde. Als ich vor 4 Jahren dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen bin, habe ich mein Leben oder die Einstellung dazu, nach und nach verändert.

Habe das Rauchen (nach 28 Jahren) aufgehört und endlich angefangen mich um mich selbst zu kümmern. Meine Depressionen habe ich immer besser im Griff und das Leben belastet mich zunehmend weniger. Nur das Trinken ist seither schlimmer geworden, obwohl mir schon länger bewusst ist, dass es mir nichts mehr bringt.

Seit genau 19 Tagen trinke ich nun nicht mehr. Ich kann nicht genau erklären, warum und wie mir das bisher gelungen ist. Es ist so als würde ich „vorwärts getrieben“. „Nur nicht umdrehen, sonst stolperst du und fällst“, sagt etwas in mir.

Außer mit meinem Mann, meinem Sohn und meiner Ärztin bespreche ich meine Krankheiten und diversen Probleme mit keinem. Vielleicht hilft mir das Schreiben hier im Forum mich mehr zu öffnen.

Viele Grüße, Linda


felidaela Offline




Beiträge: 796

31.05.2009 16:21
#2 RE: Jetzt traue ich mich ... Zitat · Antworten

Hallo Linda,

Zitat
Irgendwann habe ich dann angefangen heimlich zu trinken, erst Cidre dann Rotwein. Das ist so ungefähr 10 Jahre her.



Und wie hat dein Mann darauf reagiert?
Was sagt er jetzt dazu, denn gemerkt wird er es ja haben,
wo er fast schon allergisch auf Alk reagiert.

----------

Warum willst du JETZT aufhören?

----------


Zitat
Außer mit meinem Mann, meinem Sohn und meiner Ärztin bespreche ich meine Krankheiten und diversen Probleme mit keinem.



Wozu auch?
Was sagt deine Ärztin?

felidaela :hallo2:

Somatic Experiencing


dry68 ( gelöscht )
Beiträge:

31.05.2009 16:40
#3 RE: Jetzt traue ich mich ... Zitat · Antworten

Hi Linda

Zitat
Gepostet von Linda62
Als ich vor 4 Jahren dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen bin, habe ich mein Leben oder die Einstellung dazu, nach und nach verändert.


bist/warst du durch das Trinken so schwer gesundheitlich angeschlagen? Oder hat das einen anderen Grund. Du hast ja mit dem Rauchen aufgehört. Kann ja sein, dass es damit zusammenhängt.


Gruß
Dirk


grufti Offline




Beiträge: 3.764

31.05.2009 17:41
#4 RE: Jetzt traue ich mich ... Zitat · Antworten

Hallo Linda,

herzlich willkommen!

Was du schreibst, klingt in Summe schon sehr positiv, finde ich.

Und wenn du jetzt dein Alkoholproblem auch noch angesht, kann es nur noch besser werden. Bei mir war die Anmeldung im Forum auch der erste ernsthafte Schritt, vom Alkohol loszukommen. Und (nach einigem Herumeieren) auch von Erfolg gekrönt, den ich dir auch wünsche!

Liebe Grüße vom Grufti!
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)


Linda62 ( gelöscht )
Beiträge:

31.05.2009 18:12
#5 RE: Jetzt traue ich mich ... Zitat · Antworten

@felidaela

Mein Mann ist selbständig und oft unterwegs. Ich habe getrunken wenn er nicht da war.
Auf die Frage, warum ich JETZT aufhören will zu trinken, habe ich keine Antwort. Vielleicht weil ich mich jetzt gut fühle und Kraft habe es zu packen.
Meine Ärztin ist zugleich meine Therapeutin.


@dry68

Nein, durch das Trinken bin ich gesundheitlich noch nicht angeschlagen. Ich hatte damals Blinddarmdurchbruch mit vielen Komplikationen.

@grufti

Danke für Deinen Willkommensgruß. Ja, ich kann es schaffen wenn ich jetzt am Ball bleibe.

Gruß, Linda


Elefantino Offline




Beiträge: 4.209

31.05.2009 19:57
#6 RE: Jetzt traue ich mich ... Zitat · Antworten

Auch ganz herzlich Linda!

Ich sehe es wie der Grufti, Du bist auf einem guten Weg.

Und ich würde auch nicht zu sehr hinterfragen "Warum jetzt?" und "Warum nicht früher?". Wenn Du jetzt die Kraft und den Wunsch verspürst, künftig ohne Alkohol zu leben, dann ist jetzt auch der richtige Zeitpunkt.

Und bei der Fragestellung, was mag/muss ich verändern, um diese Abstinenz dauerhaft leben zu können, bzw. welche Hilfen könnten mir nützlich und dienlich sein, bietet das Lesen und der Austausch in diesem Forum sicherlich eine Menge Anregungen.

Ich wünsche Dir viel Erfolg!


LG

Christoph

Die schärfsten Kritiker der Elche
waren früher selber welche


F.W. Bernstein


Linda62 ( gelöscht )
Beiträge:

25.02.2011 22:41
#7 RE: Jetzt traue ich mich ... Zitat · Antworten

Ist zwar schon lange her, dass ich hier schrieb, aber ich denke, es ist das Beste hier "bei mir" zu bleiben, als einen neuen thread zu eröffnen.

Seit 69 Tagen habe ich keinen Alkohol mehr getrunken und bin nun so froh, dass ich all die Ereignisse der letzten Wochen und die gegenwärtigen mit klarem Kopf und Verstand erleben durfte und darf.

Berrys Geschichte hat mir irgendwie einen Kick gegeben und mich vorangetrieben. Das Warum und Weshalb kann ich jetzt gar nicht genau analysieren, jedenfalls habe ich für mich am 22. Dezember 2010 den Kampf aufgegeben.

Bisher konnte ich niemanden um Hilfe bitten, weil zu feige, zu arrogant, zu bequem. Weiß es selber nicht warum genau. Aber dass hat sich nun auch geändert, durch den Tod meines Bruders, von dem ich auch erzählen möchte.

Zur Zeit habe ich das Gefühl in einem Albtraum zu stecken, der nicht enden will.

Alles fing damit an, dass eine meiner Katzen vor drei Wochen starb. Klingt jetzt vllt. übertrieben, aber dieses Tierchen war mir so ans Herz gewachsen. Zumal ich sie, kaum eine Hand groß, mit der Flasche großgezogen und wie ein Baby aufgepäppelt und gepfegt habe. 17 Jahre hat sie uns das Leben erhellt bevor sie dann im Arm meines Mannes für immer eingeschlafen ist.
Da habe ich ans Trinken gedacht: mach ichs oder lass ichs? Ich habe mir immer wieder gebetsmühlenhaft gesagt: es bringt nichts, es bringt nichts, es bringt nichts, außer einem scheiß Gefühl und es gelassen.

Eine Woche später rief meine Mutter an und teilte mit, dass mein Vater ins Krankenhaus gekommen sei. Da meine Mutter nicht fahren kann bin ich hin, um ihm Sachen zu bringen. Im Krankenhaus angekommen sagen die mir, er liege auf Intensivstation mit Nierenversagen. Das war Dienstag vorige Woche.

Am Freitag vorige Woche, also drei Tage später, rief meine Mutter mittags wieder an schrie ins Telefon, sie sei gerade vom Arzt zurück (Krebstherapie) und runter zu meinem Bruder in die Kellerwohnung, der säße da und würde gar nicht reagieren und sei ganz starr.

Ich habe sofort den Notarzt allarmiert und bin mit meinem Mann dahin. Als wir ankamen war da schon Krankenwagen und Polizei. Meine Mutter sagte mir dann, er sei tot. Ich bin noch einmal schnell runter zu ihm. Er saß wie schlafend an seinem Schreibtisch den Kopf auf dem Arm am Tisch gelehnt. Der Fernseher lief noch...

Dann kam die Kripo und ich durfte nicht mehr in das Zimmer.

Nachdem mein Bruder abgeholt worden war, bin ich zusammen mit meinem Sohn, der inzwischen auch gekommen war, noch mal in das Zimmer gegangen um bestimmte Papiere (Ausweis u.s.w.) für die Kripo zu suchen. Dabei fiel mir auf, dass ein Schrank abgeschlossen war.
Später habe ich den Schrank geöffnet und Haufenweise leere Flaschen entdeckt.
Mein Bruder war Alkoholiker und angeblich seit ein paar Jahren trocken.
Aber das allerschlimmste ist..., was ich danach entdeckt habe.... oh mann, ich kann das kaum sagen ... ich habe leere Flaschen gefunden von Sachen, die er getrunken hat, kein Trinkalkohol, sondern alles was Bad und Garage an alkoholhaltigem hergeben. Unter dem Schreibtisch stand eine Flasche Kühlerfrostschutz halb entleert.

... ich muss mal Pause machen. Sorry.


dry68 ( gelöscht )
Beiträge:

25.02.2011 22:50
#8 RE: Jetzt traue ich mich ... Zitat · Antworten


Jetzisabergut Offline




Beiträge: 2.538

25.02.2011 22:54
#9 RE: Jetzt traue ich mich ... Zitat · Antworten

Schreib weiter Linda, ich höre Dir zu...

_______________________________________________
Ich bin,wie ich bin,die Einen kennen mich,die Anderen können mich....
C.Adenauer


Greenery Offline




Beiträge: 5.854

25.02.2011 22:58
#10 RE: Jetzt traue ich mich ... Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Linda62
... ich muss mal Pause machen. Sorry.



Ach Scheiße

Hast du Leute, mit denen du über all das reden kannst? Freunde, SHG, Therapeut?

It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society.
J. Krishnamurti


Linda62 ( gelöscht )
Beiträge:

25.02.2011 23:31
#11 RE: Jetzt traue ich mich ... Zitat · Antworten

Es tut mir so sehr leid, dass mein Sohn (22 J.) das auch gesehen hat, was ich da entdeckt habe. Wir waren beide so entsetzt und geschockt und haben uns nur noch aneinander festhalten können.

Ich konnte mit meinem Mann darüber reden und habe mich auch auf sein anraten endlich mal verschiedenen Leuten anvertraut. Mein Mann hat mir dann auch wieder gut zugeredet doch nun endlich eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen, was ich nächste Woche, wenn die Beerdigung vorbei ist auch tun werde.

Mit meinem Sohn haben wir auch stundenlang geredet und er war vorher auch schon selbst aktiv und hat sich einem Freund anvertraut.

Für einen ambulanten Therapieplatz stehe ich bereits auf einer Warteliste.

Mir ist nur noch übel. Die Selbsthilfegruppe und die Therapie brauche ich zur Aufarbeitung und zur Heilung meiner Seele. Ob ich die zum Trockenbleiben noch brauche... ...? Ich kann mir gar nicht vorstellen je wieder nur einen Schluck zu trinken. Mit ist sooo unendlich übel, das hat noch gar nicht wirklich aufgehört seit letzter Woche.


Greenery Offline




Beiträge: 5.854

25.02.2011 23:50
#12 RE: Jetzt traue ich mich ... Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Linda62
Mit ist sooo unendlich übel, das hat noch gar nicht wirklich aufgehört seit letzter Woche.



Ich würde dir gerne was Aufbauendes schreiben, aber das ist echt krass, was du da grad zu verpacken hast

It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society.
J. Krishnamurti


grufti Offline




Beiträge: 3.764

25.02.2011 23:58
#13 RE: Jetzt traue ich mich ... Zitat · Antworten

Hallo Linda62,

das ist ja furchtbar, was du berichtest. Ich weiß ehrlich gesagt auch gar nicht, was ich schreiben soll, bei sowas fehlen einem einfach die Worte.

Gut dass du professionelle Hilfe hast, denn alleine glaube ich kann man sowas gar nicht aufarbeiten.

Ich wünsche dir ganz fest, dass du irgendwann wieder ein normales Leben führen kannst, auch wenn solche Wunden wohl nie ganz heilen.

Liebe Grüße vom Grufti!
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)


Linda62 ( gelöscht )
Beiträge:

26.02.2011 00:08
#14 RE: Jetzt traue ich mich ... Zitat · Antworten

Ja, es ist entsetzlich und meiner Mutter werde ich das auch nie sagen. Was ich ihr wohl gesagt habe, dass ich Alk-flaschen gefunden habe und er ja doch wieder getrunken zu haben scheint. Sie reagierte, als habe sie es gewusst.

Zu eurer Erklärung, sie ist der Co. Schon immer, seit seiner Jugend. Diese Frau macht mich wahnsinnig, so leid sie mir auch tut. Das ist alles nicht normal, was in diesem Hause ablief. Alles total krank!!!!!!!!!!!!!!

Ich habe meinen Bruder zweimal verloren. Das erste Mal in seiner Jugend, als er extrem abhängig wurde und jetzt noch einmal.


Greenery Offline




Beiträge: 5.854

26.02.2011 00:16
#15 RE: Jetzt traue ich mich ... Zitat · Antworten

Da liegt einiges an Arbeit vor dir - ich wünsche dir ganz viel Kraft dafür!

It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society.
J. Krishnamurti


Seiten 1 | 2 | 3
 Sprung  
disconnected Saufnix-Chat Mitglieder Online 0
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz