Hm. Da bin ich wieder. Schon wieder....na gut, ich denke, ich habe noch einiges zu bearbeiten....und dieses Forum ist für mich, neben den SHGen, ideal dazu. Also nutze ich es.
Agression, Wut, Freude, Ausgelassenheit, Lachen, Weinen...sind für mich noch immer Empfindungen, bei denen ich mich verkrampfe. Schade eigentlich....denn es wäre schön, sie "adäquat" ausleben zu können.
Ich habe schon lange nicht mehr geweint.....nicht nüchtern. Im Suff konnte ich das, da war mein Weinen eher Selbstmitleid. Seitdem ich trocken bin, sitzt ein großer Zensor in meinem Kopf, der das Weinen verhindert.
Wut, Zorn, Agression: Stauen sich auf in mir, weil ich mich scheue, sie "herauszulassen". Warum? Weil ich mir "Kritisches", das ich sagen will, so oft hin und her überlege, daß ich oft nur stammelnd Kritik äußere. Wenig überzeugend bin dabei und mich ziemlich schnell auf das Gleis "Seid lieb und freundlich zueinander" rette. Womit ich sie dann aber noch immer nicht "los" bin. Ach ja, so richtig motzen kann ich schon....unter Freunden, wenn ich zu Wort komme....aber einem Vorgesetzten gegenüber kostet mich jedes Fünkchen Kritik literweise Schweiß....auch wenn sie in meinen Augen noch so berechtigt ist. Wütend werden kann ich nur innerlich.....noch. Äußerlich habe ich meist selbst dann noch ein verzerrtes Lachen um die Lippen und mein Gegenüber wird wohl arge Schwierigkeiten haben, zu erkennen, daß ich gerade stinksauer bin. Es sei denn, ich "platze". Dann allerdings zeige ich eher unangemessene Reaktionen: laut schimpfen, nicht mehr zuhören, den Anderen patout treffen wollen. Nein, gefallen tut mir das nicht und meist endet so ein Ausbruch mit einer Entschuldigung von mir. Seufzhh.
Lachen: Eigentlich finde ich Humor lebenswichtig....und so etwas wie Galgenhumor habe ich gut "drauf". Aber so richtig herzhaft lachen? Selten, sääähhr selten. Was ich schade finde. Und ich beneide Leute, die so richtig herzhaft lachen können. Joh.
So. Eines ist mir noch wichtig, zu sagen: Ich schreibe dies alles in erster Linie, um es loszuwerden, um es auszusprechen. Ich erwarte keine "Lösungen" dafür...denn ich weiß, daß diese Lösungen nur von mir selber kommen können....und mit zunehmender Zeit, die ich trocken bin, auch kommen werden. Ich freue mich natürlich über Leute, die hier schreiben, wie es ihnen mit diesen "Stichworten" geht oder ging....aber ich erwarte nicht im Ernst, daß mir hier jemand eine Lösung liefert. Wichtiger ist mir, im Gespräch zu bleiben...zu sagen, was ich mit mir herumschleppe, um es dann Stück für Stück loszuwerden. In einem Jahr oder in zweien lese ich dann wahrscheinlich meine alten Beiträge und denke: Doch ein Stück weit gekommen!!

Hi Feueraffe

Die simpelste Antwort auf die Frage des Threads ..... freilassen

Was sich so einfach anhört ist eine ziemlich schwierige Übung, ein Stück Selbstüberwindung im weitesten Sinne. Alternativ kannst Du weiterhin alles in Schubladen verwahren mit der Gefahr das Dir irgendwann der ganze Schrank inklusive der Schubladen um die Ohren fliegt.

Es ist immer Deine Wahl was Du damit machst.

LG

Tina

Freilassen ist gut. Wie war das noch? Keep it simple? Du hast recht....und wenn ich es mir so recht überlege: Mir fehlt eigentlich nur der Mut dazu. Dabei: Was kann mir passieren? Daß ich meinem Bild vom beherrschten Menschen nicht entspreche, von mir, der sich unter Kontrolle hat....einem Bild, daß nur in meinem Kopf existiert, daß ich sowiso nie leben konnte....ach ja. Blöder Verstand....mischt sich da mit kleinlichen Ängsten ein. Aber er mischt sich ein.

Zitat

---

Gepostet von Feueraffe[quote]

Dabei: Was kann mir passieren?

---

Diesen Tipp gab mir ein guter Freund: Bei allem was auf Dich zukommt, was Du zu erledigen oder zu sagen hast frage Dich, "Was kann mir im schlimmsten Fall passieren?" Und wäre dieser schlimmste Fall, wenn er denn eintreten würde, dann wirklich "das Ende der Welt für Dich"? Und genauso verfahre ich schon seit Jahren. Wenn ich nämlich schon WEISS, was für mich "das Schlimmste" wäre, kann ich mich gedanklich darauf vorbereiten und mir bereits im Vorfeld meine gesunde Strategie erarbeiten, damit umgehen zu können.

Das hört sich vielleicht ein wenig verwirrend an, ist es aber letztlich gar nicht. Mit der Zeit ist das bei mir ein Selbstläufer geworden (reine Übungssache:zwinker1 und hat mir schon in so mancher verzwickten Situation geholfen.

Und im übrigen ist dann meist "das Schlimmste" ohnehin nicht passiert Aber die Tatsache, darauf "vorbereitet" zu sein hat mir in der ein oder anderen Situation den nötigen Mut gegeben, meinen Gefühlen oder meiner Meinung freien Lauf zu lassen.

In diesem Zusammenhang find ich den Spruch klasse: Gechluckt hab ich früher, heute rede ich

In diesem Sinne noch einen schönen Tag
Tina

@feueraffe, mir bringt es immer wieder neue ansätze und auch gleich wieder neue gedanken. ein gedankenfluss sozusagen. viel spaß und interessante anlegestellen bei deiner floßfahrt auf deinem gedankenfluss.

Hallo,Feueraffe!

Wie gehe ich mit meinen eigenen Emotionen um?

Würde mich da RdTina anschließen...ich rede darüber!

Gefühle herauslassen gut,aber indem ich rede.

Tränen können mich noch trauriger machen, können aber auch erleichtern, wenn ich einen wohlwollenden Gesprächspartner habe, der Verständnis zeigt und Trost spendet.
Wenn ich im stillen Kämmerlein weine, oder noch schlimmer vor verlegenen,oder feindlich gesinnten Leuten, dann versinke ich noch tiefer in Traurigkeit.


...und Zorn und Wut...Zorn erhält sich selbst am Leben.

Ein wütender,frustrierter Autofahrer hinterm Lenkrad,"Sich-Abreagieren" in der Familie,im schlimmsten Fall Aggressionen gegenüber Schwächeren (Kinder)....dies führt zu keiner Konfliktlösung, eher zu einer Gewohnheit, auf die Frustrationen des Lebens immer öfter mit Zorn zu reagieren.
Meinen Zorn heftig auszudrücken,würde mich hinterher noch wütender machen, also keine Kissen verprügeln, keine Einrichtungsgegenstände zertrümmern.
Wenn ich mich aber mitteile, kann sich auch der Zorn beruhigen. Doch hier sollte ich mich der Person zuwenden die meine Zorn verursacht hat, durch sachliches Reden...Konfliktlösung eben.

Wenn ich selber Schuld an einer Situation bin, dann laß ich die Wut nicht an Anderen aus!!!

Emotionen sind für mich sehr wichtig und nützlich, helfen sie mir doch bei dem Umgang mit den Mitmenschen und mit mir.

Habe vor Kurzem gelesen,daß das Gefühlszentrum bei Frauen enger mit dem Sprachzentrum verbunden ist,als bei Männern...na dann

Zitat

---

Gepostet von Feueraffe
Ach ja, so richtig motzen kann ich schon....unter Freunden, wenn ich zu Wort komme....aber einem Vorgesetzten gegenüber kostet mich jedes Fünkchen Kritik literweise Schweiß....auch wenn sie in meinen Augen noch so berechtigt ist. Wütend werden kann ich nur innerlich.....noch. Äußerlich habe ich meist selbst dann noch ein verzerrtes Lachen um die Lippen und mein Gegenüber wird wohl arge Schwierigkeiten haben, zu erkennen, daß ich gerade stinksauer bin. Es sei denn, ich "platze". Dann allerdings zeige ich eher unangemessene Reaktionen: laut schimpfen, nicht mehr zuhören, den Anderen patout treffen wollen

---

Hi Feueraffe, das ist in meinen Augen das fehlende Selbstbewusstsein. Mir ging es so ähnlich.

Das Selbstwertgefühl, was ja in der nassen Zeit nur eine untergeordnete Rolle spielte, baut sich langsam wieder auf. Das ist ein Lernprozess, der erfordert auch viel Mut. Alle Dinge des altäglichen Lebens ungefiltert, also ohne die gewohnte Dröhnung zu bewältigen und auch mal ohne "Angst" die Klappe aufzureißen viel mir anfangs auch nicht leicht.

Aber du musst dir immer denken: was kann schon passieren. Wer dich so wie du jetzt bist, nicht mehr versteht hat vieleicht selber ein Problem. (und nicht du)


Gruß
Dirk

Hallo Feueraffe!

Mein ganzes Leben lang hielt ich mich für eine sehr gefühlvolle Frau. Dem war jedoch in Wirklichkeit überhaupt nicht so. Ich war lediglich sehr sensibel, im Sinne von überempfindlich, leicht zu verletzen und sofort im Rückzug begriffen, wenn jemand hinter meine Fassade zu blicken schien.

Gefühlvoll = voll von Gefühlen zu sein, hab ich mir nicht gestattet.

Ob es positive oder negative Gefühle waren, spielte dabei keine Rolle. Sie wurden alle ausnahmslos mit Alkohol betäubt, bis sich meine Emotionslage in einem für mich erträglichen Rahmen bewegte - bis ich mich wieder im Griff hatte.

Ich hatte in meiner Kindheit gelernt, dass Emotionen, bzw. das Zeigen und Ausleben selbiger, nicht erwünscht war. Nicht auffallen, bloß nicht auffallen war das Motto meiner Kindheit. Meine gelebten Gefühle wurden als Hysterie, Euphorie und übertriebener Aktivismus abgetan, so nach dem Motto: " Nu, krieg dich mal wieder ein....!"

Nun ja, Kinder sind sehr, sehr lernfähig. Ich lernte schnell möglichst unauffällig zu sein.

Später regulierte ich, wie schon erwähnt, meine Gefühle mit Alkohol. Der Seele rebellierte, der Körper auch....ich wurde depressiv.

Heute ist das anders. Heute kann ich meine Gefühle nicht nur zulassen, sondern auch zeigen und ausleben.

Von den Guten lasse ich mich so richtig überfluten, lasse sie durch meinen Körper fließen bis mir das Herz aufgeht - ja - genauso empfinde ich das. Dann könnte ich vor Freude tanzen oder auch mal lauthals schreien und schlichtweg die ganze Welt umarmen. Es ist ein wunderbares, warmes, die Seele überflutendes Glücksgefühl, wenn etwas positives geschieht und ich es in mein Herz lasse und anschließend wieder heraus, damit Menschen, die mir nahestehen von dieser positiven Flut auch etwas abbekommen.

Das ganz bewusst erleben zu können, ist ein Geschenk, dass ich mir selbst gemacht habe. Ermöglicht durch meine Trockenheit.

Und was die negativen Gefühle angeht, habe ich erkannt, dass sie umso weniger Macht haben, je eher ich sie zulasse. Verdrängen und Runterschlucken im doppelten Sinne, hat mich krank gemacht.

Natürlich gibt es Umstände, die mich traurig, zornig oder betroffen machen. Aber seitdem ich diese nicht mehr mit Alkohol weichzeichne, komme ich durch emotionale Krisen viel schneller hindurch. Keine Frage, manchmal ist es hart. Doch der Stolz, den ich nach einer überstandenen Krise empfinde, ist widerum ein positives Gefühl und es alle Male wert!

Und erstaunlicherweise erscheinen die Katastrophen rückblickend deutlich weniger katastrophal, als noch zu Alkzeiten. Woran das wohl liegen mag?

Ich wachse durch meine gelebten Gefühle und das finde ich gerade so richtig gut!

Sorry, ist etwas lang geworden, aber das kommt vor, wenn die Gefühle mit mir durchgehen. Da steh' ich zu.

Besser alkfrei und gefühlvoll leben, als emotionslos und besoffen vegetieren.


LG,

Sabine

Hi Feueraffe,

ein thread, dessen Thema mich nun auch schon lange begleitet. Vieles wurde schon gesagt.

Bei mir persönlich lag diese Verknüpfung von Gefühlen und Alkohol sehr nah beieinander. Umso mehr Kontrollzwang ich über meine Gefühle ausübte, desto größer war der Kontrollverlust während des Konsums.

Rückblickend kann ich sagen, dass ich Monate brauchte um diesen Zusammenhang zu begreifen.

Ich sage gerne immer wieder: ICH habe Alkohol benutzt. Benutzt um Kontrollzwang in Kontrollverlust zu verwandeln.

Unterdrückte Gefühle rauszulassen, Dinge anzusprechen, offen und ehrlich zu kommunizieren und MICH selbst als wichtigsten Menschen in MEINEM Leben zu sehen, einen Menschen, der sehr wohl das Recht hat Wut, Angst, Ärger aber auch Freude zu empfinden, ja das hat gedauert. Und noch heute arbeite ich jeden einzelnen Tag daran.

Liebe Grüße,
Honey

Danke für eure Antworten; es tut gut, sie zu lesen. Joh, ich denke mal (oh, Gott....ich denke! Schade, das ich noch immer so viel denke und so wenig einfach bin), das es mir nicht so ganz klar ist, das ich mich auf der einen Seite so wichtig nehmen darf, das ich der wichtigste Mensch in meinem Leben bin und auf der anderen Seite mich so unwichtig nehmen sollte, das ich nicht davon ausgehe, die Erde, das Universum und der ganze Rest kreise ausschließlich um mich.
Ja, ich neige dazu, alle möglichen Gefühle in meinem Kopf zu beleuchten....statt sie zu leben. Wahrscheinlich, weil ich nicht den Mut habe, sie auszuleben. Den wünsche ich mir...und bin optimistisch, das ich ihn bekommen werde.
Es hilft mir auf meinem Weg sehr, zu erfahren, daß ich kein "Ausnahmefall" bin, das sich andere Menschen mit den gleichen Schwierigkeiten "plagen" wie ich. Und: So langsam bekomme ich ein anderes Verhältnis zu diesen "Schwierigkeiten": Ich betrachte sie mehr und mehr als Herausforderung, als eine Hürde auf einem guten Weg.
Danke dafür auch an euch!