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Saufnix  
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Dieses Thema hat 9 Antworten
und wurde 710 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
Luke Offline



Beiträge: 406

11.05.2008 18:36
RE: Langzeittherapie Zitat · Antworten

Hallo,

was wird denn bei einer Langzeittherapie gemacht? Ich lese immer wieder, daß einem das nötige "Rüstzeug" bzw. "Werkzeug" an die Hand gegeben wird um trocken zu bleiben. So richtig kann ich darunter nichts vorstellen. Bei einer ambulanten Therapie müsste das doch auch funtionieren. Was wird bei einer Langzeittherapie anders gemacht? Warum funktioniert die Langzeittherpie besser?
Ich bin gespannt auf Eure Antworten.

Tschüß Luke

Eine neue Hoffnung


mihu ( gelöscht )
Beiträge:

11.05.2008 19:33
#2 RE: Langzeittherapie Zitat · Antworten

hi luke,

ich denke, daß der käseglockeneffekt auch eine rolle spielt.

du hast durch die gewisse abschottung und die tägliche rund-um-die-uhr-beschäftigung mit deinem alkoholproblem (und sei es nur der begleitete spaziergang auf dem therapiegelände oder auch die einzelne zeitliche vorgabe, wann gegessen wird) länger und intensiver die möglichkeit, mehr auf dein inneres zu hören und dich an die abstinenz zu gewöhnen.

ich hab zwar selber noch keine langzeittherapie gemacht, aber ich übertrage einfach meine erfahrungen aus meiner 3wöchigen klinikentgiftung vom letzten jahr auf einen längeren zeitraum.

lg mihu


Elke2311 Offline



Beiträge: 389

11.05.2008 22:06
#3 RE: Langzeittherapie Zitat · Antworten

Hallo Luke,
stimme mihu zu. Habe 1991 eine Langzeit gemacht, über 200 km von zu Hause weg, mit Abstand und Trennung (die mir von meiner damals 7 jährigen Tochter und meinem Mann sehr schwer viel) konnte ich meine Probleme aufarbeiten. Intensive Gespräche auch außerhalb der Therapiezeiten haben mir sehr geholfen.
Bin bis heute trocken geblieben obwohl ich dieser Zeit sehr viel negatives erleben musste. Bei einer ambulanten Therapie trifft man sich meist nur ein bis zweimal die Woche für 2 Std., da ist eine so intensive Arbeit nicht möglich. Trotzdem kenne ich Einige, die es so geschafft haben trocken zu bleiben. Es liegt also an jedem selbst was er für sich selbst für besser hält.
Wünsche dir auf jeden Fall viel Kraft
Elke


vicco55 Offline




Beiträge: 2.649

12.05.2008 08:52
#4 RE: Langzeittherapie Zitat · Antworten

Hi Luke,

es ist wohl so wie meistens im Leben, es gibt Vor- und Nachteile. Ich selber habe eine sog. Kurzzeittherapie gemacht. Es waren sehr intensive, dichte Wochen. Die Trennung von Familie und Beruf sorgten für den nötigen Raum für mich.

Ich höre aber immer wieder von Gruppenfreunden, daß für sie nur die ambulante Therapie in Frage gekommen ist und sie durch diese gelernt hätten, trocken zu bleiben. Die hatten teilweise sogar schon eine stationäre Therapie hinter sich.

Diese "Käseglocken"-Athmosphäre hat nämlich ihr zwei Seiten: auf der einen Seite schützt sie einen und verhilft zu Raum für sich selber; andererseits gaukelt sie Sicherheit vor. Nicht gerade wenige Patienten trinken wieder, wenn sie im Alltag angekommen sind.

Eine ambulante Therapie ist nicht so intensiv, wie Elke schon schrieb, geht dafür aber 1 bis anderthalb Jahre. Wenn man/frau das Glück hat, die richtigen "Mitstreiter" und die richtigen Therapeuten hat, kann ich mir schon vorstellen, daß sie der stationären gleichwertig ist.

Welche Form letztendlich für den einzelnen geboten ist, sollte die Suchtberatung zusammen mit dem Klienten entscheiden; das hängt auch von den Lebensumständen ab - Arbeit oder arbeitslos, Wohnung oder obdachlos, Partnerschaft oder solo ....

Damit es nicht ganz so einfach mit der Entscheidungsfindung wird, gibt es noch Sonderformen: 6 Wochen stationär, dann ambulant z.B. oder Tagesklinik (wie stationär, aber daheim schlafen).

Gruß
Viktor


armin Offline




Beiträge: 387

12.05.2008 09:04
#5 RE: Langzeittherapie Zitat · Antworten

hallo,
also ich habe eine ambulante lzt gemacht ( 1 jahr ).
es stimmt schon dass diese nicht so intensiv ist, wie die beschriebenen stationären therapien. für mich war jedoch auch wichtig auf einen längeren zeitraum im rl therapeutisch betreut zu werden, da ich mit saufpausen nie die allergrößten probleme hatte und endgültig die schnauze vom alk voll hatte und so auch im rl bestehen wollte.
lg armin


Claudia73 ( gelöscht )
Beiträge:

12.05.2008 09:18
#6 RE: Langzeittherapie Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von armin
hallo,
für mich war jedoch auch wichtig auf einen längeren zeitraum im rl therapeutisch betreut zu werden



Die therapeutische Suchtbetreuung hört nach der stationären Therapie ja nicht auf, sondern es ist sehr wichtig das im Anschluss eine professionelle therapeutische Nachsorge stattfindet. Meistens beinhaltet diese, 1 x wöchentlich therapeutisch geleitete Gruppe und wöchentliche Einzelgespräche.

Lg
Claudia


StellaLuna Offline




Beiträge: 3.580

12.05.2008 09:48
#7 RE: Langzeittherapie Zitat · Antworten

Hallo Luke,

ich glaube nicht, dass es ein 'besser' und 'schlechter' gibt, was die Form der Therapie anbelangt, sondern jedeR darf sich das für sich Passende aussuchen.

Für mich war eine stationäre Langzeit (Okt.'07-Febr.'08) unabdingbar, weil ich die Zeit dort ganz alleine für mich brauchte. Ich habe mir sozusagen eine familiäre Auszeit für meinen Weg zu mir und meinen Wurzeln gegeben, das war die beste und effektiveste Entscheidung, die ich nach dem Wunsch und der Einsicht, niewieder zum Alkohol/Drogen greifen zu wollen, getroffen habe.

Ich hatte das Gefühl, dass ich dort mit diesen vielen Menschen und ihren Geschichten, die sie zu ganz speziellen und auch liebenswürdigen Menschen gemacht haben, mit Konflikten des Alltags konfrontiert wurde. So war für mich auch ausserhalb der regulären Therapie viel Therapie, von Konfliktbewältigung, Hilfsbereitschaft, Zuhören, ein Miteinander, wie im realen Leben nur viel intensiver.

Ich drufte dort den mir absolut wichtigen Weg zu mir selbst gehen, alte, teils traumatisierende Erlebnisse aufarbeiten, und auch Seiten am mir entdecken, die mir erstmal garnicht so klar waren, dass ich sie habe.

Gut und aufgehoben habe ich gefühlt, weil ich zu jeder Tages-und Nachtzeit einen Therpaueten erreichen konnte. Ich war daher mit meinem Seelenleben nicht alleine.

Die Selbst-Sicherheit, das (liebevolle) Annehmen meiner Perönlichkeit mit ihren Facetten, das erlernte ich dort. Ich begriff, welche Gefühle mich umtreiben, welche Bedürfnisse mir wichtig erschienen, schlichtweg das 'auf mich Achten' und 'mich wichtig nehmen' war und ist der Schlüssel für meine Zufriedenheit.

In jener vielerwähnten 'Käseglocke' sorgsam mit mir selbst umgehen natürlich einfacher, als im familiären Alltag. Jetzt sehe ich, erlebe ich, wie sehr und gut ich das Erlernte umsetzen kann, wie sehr ich es tatsächlich schaffe, mir Freiräume zu schaufeln und Grenzen zu ziehen.

Klappt nicht immmer, nicht immer gut, aber meine Ansprüche an mich gebündeltem Perfektionismus versuche ich dabei nicht aus den Augen zu verlieren.

Ich bin geduldiger geworden und liebevoller mit mir selbst.

Meine Nachsorge besteht derzeit aus 14-tägigen Beraterbesuchen, sowie die SHG. Ich bin auf einem guten Weg und wünsche dir eine für dich gut getroffene Entscheidung, die deinen Bedürfnissen entdspricht.



Schöne, sonnige Pfingstgrüsse
Patricia

•✿•ڿڰۣ✿• J E T Z T •✿•ڿڰۣ✿•


engelchen_1967 Offline



Beiträge: 6

15.05.2008 17:34
#8 RE: Langzeittherapie Zitat · Antworten

Hallo Luke,

ich bin seit 6 Tagen wieder zu Hause, war 18 Wochen zur LZT.
Ich möchte die Zeit dort nicht missen. Ich konnte meine Vergangenheit aufarbeiten und sie für mich danach ruhen lassen.
Die Zeit dort war teilweise recht hart, aber sehr effektiv. Wer dort wirklich mit offenen Karten spielt, sich allem öffnet und bereit ist Neues auszuprobieren, der lernt eine Menge über sich selbst.
Ich habe in der Zeit dort mehr über mich gelernt, als in den 41 Jahren meines Lebens. Nun gilt es, das Gelernte ausserhalb der Käseglocke, also im realen Leben, umzusetzen und einfach am Ball zu bleiben, um nicht wieder in alte, mir schädigende, Verhaltensmuster zurück zu fallen.

engelchen_1967


genaro Offline




Beiträge: 5.488

15.05.2008 18:09
#9 RE: Langzeittherapie Zitat · Antworten

@ e_67: welcome.

Neulich las ich hier irgendwo, daß es bei jemandem in der Gruppe seit zig Jahren nur einer geschafft hat, BEIDES, Saufen und Rauchen gleichzeitig und endgültig? zu stecken.

Wärst dann der zweite.

Will sagen, mir wurde sehr abgeraten, beides zu gleich zu stecken, das ist gefährlich, so spüre ich es auch, denn der Belohnungsteufel freut sich schon nach dem Motto:

Hach, bin ich klasse, acht Wochen ohne Rauch, da könnt ich mir doch mal "ein Bierchen" gönnen...

Ich trau mir da nicht für fümpf Pfennig über den Weg, ans Rauchen aufhören fang ich mal in so nem halben Jahr vll an zu denken und es dann auch durchzuziehen.

Bin ja auch erst 4 Monate ohne Alk jetzt.

Was Du tust, ist Deine Entscheidung,

pass auf Dich auf,

Günter

Du wirst Dich wundern was man alles kann, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht. Juan Matus


JREWING ( gelöscht )
Beiträge:

15.05.2008 21:45
#10 RE: Langzeittherapie Zitat · Antworten

Mir wurden für die LZT 16 Wochen gewährt. Ich muss tatsächlich sagen das ich erst in der zweiten Hälfte der 16 Wochen mich durchringen konnte und von tiefstem Inneren den Entschluss fassen konnte wirklich abstinent leben zu wollen. Eine Konfrontation mit dem Therapeuten war die Veranlassung.
Ich bin überzeugt das mir eine kürzere Therapie nicht so viel gebracht hätte, wohl genauso wie eine ambulante. Irgendwie ist man in der LZT am Thema gezwungenermaßen immer nah dran. Die LZT war die beste Entscheidung meines Lebens. Vorher hatte ich viel probiert. Alkoholfreies Bier, nur nach 18 Uhr trinken, nur noch Wein, Gespräche mit der Suchtberatung, Motivationsgruppe etc.

Nach der LZT bin ich gleich wieder bei den AAs aufgeschlagen. Das war die zweite gute Entscheidung. Das war mein Weg, ich denke man kann das nicht pauschalisieren aber für harte Fälle müssen wohl auch harte Maßnahmen ran. Sowohl in der LZT und bei den AAs ist aber auch nicht alles Gold was glänzt, das sollte man einfach wissen.

Liebe Grüße, Boris


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