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Saufnix  
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Dieses Thema hat 54 Antworten
und wurde 5.604 mal aufgerufen
 Deine eigene Alkoholkarriere
Seiten 1 | 2 | 3 | 4
Märchenprinz Offline




Beiträge: 679

05.02.2008 23:20
RE: Kapitel I Zitat · Antworten

KAPITEL I
Na,dann mal los...Ich möchte mich nach einigem Zögern wg. Feigheit vorstellen:
Bin 50 Jahre alt und lebe zusammen mit meiner armen Frau und meiner 16jährigen Tochter
in einem sehr bekannten und allseits beliebten Freistaat im Süden unseres Vaterlandes, hart an der Grenze zur sog. Alpenrepublik.
Alkohol war schon seit meinem ersten Kontakt damit ein Problem. Ich war glaube ich 12, als
ich aus Langeweile und Neugierde über den „Stroh-Rum“ meiner Eltern stolperte (ein Produkt besagter Alpenrepublik mit 80 Umdrehungen, von mir und meiner Oma nur zur „Verfeinerung“ von Tee geschmuggelt) und für 1 Woche im Khs landete.
Da hatte ich dann erst mal genug, ich kann mich aber erinnern, dass ich während meiner ganzen Schulzeit immer mal wieder , hauptsächlich wenn’s langweilig war oder ich vor dem nächsten Schultag Bammel hatte über die Alk-vorräte meiner nichtsahnenden Eltern kam, zu Auffälligkeiten führte dies aber vorerst nicht mehr.
Ich merke gerade, wenn ich so weiter mache, sitze ich morgen noch vorm PC und keiner wills dann mehr lesen, also beschränke ich das Notwendige auf das Allernotwendigste. Die meisten von Euch werden schon ahnen, wohin die Reise geht.
-Abitur 1977, bis dahin mit 15 1x Khs (Intensivstation wegen Ausprobieren von Dads Schlaftabletten (Langeweile, Liebeskummer, Schiß vorm nächsten Schultag ). Schnauze wieder mal voll!
-Versuch, die allfällige Wartezeit auf mein Traumstudium=Tiermedizin (5 Jahre , harter NC) als Briefträger
bei der Bundespost zu verbringen, was mir dank Dads Beziehungen auch für 2 ½ Jahre gelang.
Hier war es einmalig schön, damals gab es noch relativ wenig Arbeit, viel Bier + Schnaps und reichlich Kohle für einen armen Studenten in spe. Ich muss sagen, dass dies leider die beste Zeit meines Lebens war, wochentags hatte ich nur ein paar Bier täglich intus, was mir aber nicht als Problem bewusst war, da ich glaubte in unserem Freistaat wäre das normal. Woher ich dafür meine Infos und Belege hatte...????? An den WE durfte es dann gern mehr sein. (Disko, Rockkonzerte, Treffen mit Gleichgesinnten am Lagerfeuer, Rockpalast im TV und Eltern+Oma schon im Bett etc. etc.) Hierbei merkte ich, dass ich bedeutend mehr vertrug als meine Kollegen und Altersgenossen und da ich vermeintlich sonst wenig herausragende Eigenschaften vorzuweisen hatte, war ich nicht wenig stolz darauf.
Kurz und gut, ich führte ein für die damalige Zeit und als Bewohner eines damaligen Kaffs im genannten Freistaat und als Sohn aus gutem Hause (war der Kronprinz),ein recht wildes und freies Leben (Sex&Drugs=ALK&Rock´n`Roll), für Arbeiten etc. waren die ((sorry,sorry sorry))doofen Weiber wie Ma, Oma, 2jüngere Schwestern da.
Brutalsträusche mit Filmrissen, Bettkotzen und –scheissen gabs jährlich zum sog. Kirta (Kirmes) im Herbst, hier war das aber nach altem Herkommen sozusagen „erlaubt“, und da ich wenig gegenteiliges von meinen Erziehungsberechtigten hörte, nahm ich es für sicher an.
Die Hinterlassenschaften wurden i.d.R. von meiner Ma beseitigt, meistens nachdem sie selber
dazugekotzt hatte, weil es ihr so grauste!
Schon wieder wird es zu lang!! Also jetzt aber:

-1980-85 Traum vom Traumstudium begraben, da die Warterei doch zu lang wurde Aufnahme und erfolgreiche Beendigung eines Studiums aus dem medizinischen Bereich mit etwas weniger hartem NC, hierfür langte mein Schnitt, es war aber lange Zeit nur 2.Wahl.
Immer wenn das Leben es wagte , mir irgendetwas abzuverlangen oder mir unangenehme Gefühle bereitete, wurde Alk eingesetzt, entweder um mich in die Gänge für schwierige Aufgaben und Situationen zu bringen oder mir beim Verdrängen zu helfen. Da ich das Studium in unserer schönen Landeshauptstadt aufnahm, war ich einerseits froh (wildes Leben und so), andrerseits auch wieder nicht, so ganz alleine fern der Heimat und dem elterlichen
Herd. Zum Glück lebte meine Tante auch in der Landeshauptstadt, die ähnlich wie meine Ma tickte und mich begeistert bekochte und auch sonst betreute. Bei Bedarf und Gelegenheit nutzte ich sie aus. Aus heutiger Sicht war ich nicht mehr in der Lage, mir nüchtern ein eigenes Leben aufzubauen und so war ich oft bis sehr oft hackedicht. Bald hatte ich das Stadium erreicht, wo ich nicht mehr zu den täglichen Feten bei irgendwelchen Kommilitoninnen und –onen gehen wollte. Hier wurde zwar auch kräftig gebechert, aber ich hatte meistens schon vorgeglüht und mein altes Leiden aus der Kirtazeit (unkontrollierbares Kotzen) suchte mich wieder heim.
Mit der Zeit blieben die entsprechenden Einladungen auch aus, war mir aber ganz recht, da ich mich doch sehr schämte. In dieser Zeit gemeinsame Aktivitäten mit meiner jetzigen Ehefrau, die ich schon vom Gymnasium und Briefträgerzeit her kannte, sie stammte logischerweise auch aus meiner „niederbayerischen Heimat Niederbayern“(F.Fesl)
Sie sah es natürlich auch nicht gerne wenn ich sooo besoffen war, normal trinken , münchener
Lifestyle mit Biergärten und pipapo war ja ok, aber nicht komasaufen. Zumal sie ja auch kein Kind von Traurigkeit war, aber jederzeit aufhören konnte.......
So, den Rest des 1. Kapitels jetzt aber kurzJ
Aufgrund vorliegender Erfahrungen Übergang zum Heimlichtrinken, und zwar nicht immer, sondern schulmässig quartalsmässig. Wenn ich daheim war, verachtete ich auch Pas Benzos (aus seinem Nachtkasterl geklaut) nicht, sie machten erstens auch schwindlig im Kopf und die Entzugs-und Gewissensqualen ließen sich fast auf 0 reduzieren.
1985 Heirat mit meiner noch immer vorhandenen Frau.
Ende des Jahres Eintritt ins Berufsleben, jetzt gings so richtig los. Unangenehme Gefühle und Belastungen liessen sich leider nun gar nicht mehr vermeiden, daher hatte sich zu meinen Quartalen immer genug Mist angesammelt um richtig abzustürzen, aber wie. Alk , Benzos , codeinhaltige Analgetica, letztere beiden aufgrund meines Berufs im wahrsten Sinne „naheliegend“.
Die Spirale nach unten nahm ihren Lauf, denke mal, ich brauchs hier und Euch nicht näher beschreiben. Zunächst nach außen hin (was mir immer sehr wichtig war und ist) sog. Erfolge: Hauskauf , Selbstständigkeit wieder in meiner niederbay. Heimat J, Riesenfassade,
dazwischen aber erste Brüche wie 2x Jobverlust, ernsthaften Ärger mit Frau, Eltern und Schwiegereltern, 1 Jahr unterwegs als Urlaubsvertretung bundesweit, da es mir schon klar war, dass ich aufgrund meiner „Veranlagung“ nicht für eine Dauerstellung geeignet bin. War mir damals aber noch lieber als Saufen ganz aufzugeben, konnte es auch so erklären, dass ich
mich gerne aus meiner Festanstellung verabschiedet habe, von wegen Neues lernen und so...!
1988 berufliche Selbstständigkeit (Gründe s. o., aber auch die Meinung, ich hätte es doch irgendwie im Griff sowie das köllsche Lebensmotto (huhu Tommie!) „et is no immä allät jutjegangä“ oder so
1988-1990 ambulante Therapie bei PSBB in XY aufgrund von Druck von Frau, Angestellten, Gewissen z.T.
Erzählte viel über Saufen-wie, wann, wie viel, warum, - schluckte nebenbei aber Benzos und Codein, nahm meine Saufquartale unerklärlicherweise immer noch: Ergebnis 0.
1990 das vermeintliche, zumindest vorläufige Ende:
Zunehmender Druck im Geschäft, wo ich zwar jetzt „Chef“ war, aber nix mehr auf die Reihe bekam, Kündigungen der besten Mitarbeiter, Ausbleiben vieler Patienten, Frau droht Scheidung an,was finanziell mehr als bedenklich gewesen wäre, Quartale folgten logischerweise immer rascher aufeinander, medikamentös lief auch einiges falsch, kurz und gut, ich steckte bis zum Hals im Sumpf und hatte kP was tun. Lügen, Märchen,-daher mein Nick!- Verzweiflung,Versprechungen, Schwüre,sogar Tränen!, wieder wochenlange Exzesse, Scheinaktivitäten wie amb. Th. unter Dampf, Antabus etc. Kurz das volle Programm.
Zwischen März und Juli 3 schwere Autounfälle, wovon 2 normalerweise tödlich, damals wurde erst , nachdem ich auf Intensiv Rabatz machte und0 Promille hatte, auf Medis getestet.
Gott sei Dank niemand verletzt oder getötet. Endlich 1.Führerscheinentzug, allermassivsten Ärger mit meinen Lieben, meine Frau wohnte damals noch unter der Woche in München, da sie ihren Bombenjob bei einer Bank noch nicht aufgeben wollte, also kriegte sie das Drama nur am WE mit, ich wohnte bis zum Hauskauf Ende 89 bei meinen Eltern, dann alleine. Jetzt aber wurde Scheidungsandrohung mit allen finanziellen Folgen glaubhaft
rübergebracht, meinen Eltern und Schwestern gruselte schon sehr vor mir, alle die mich kannten, hatten sich abgewendet etc.
Endlich Tiefpunkt, als ich am Sonntag, dem 28.7.90 nach meinem Letzten Unfall (am Freitag) meine Frau kurz vor ihrer gewohntenen Fahrt nach MUC schon wieder soweit um den Finger gewickelt hatte, dass sie mich noch einmal auf Bewährung machen liess, ich sie mit „Worten öd und schal“
schon wieder überzeugt hatte , dass ich noch eine Chance verdient hätte etc, etc.
Dabei konnte ich es kaum erwarten, dass sie endlich abhaute, da ich im Heizungskeller hinter den Öltanks noch 1 Kasten Schneider-Weiße und 1 Großpackung Benzos versteckt hatte.
JETZT ABER WURDE MIR UNGELOGEN ZUM 1.MAL IN MEINEM LEBEN SELBER BEWUSST WELCHES SCHEISSSPIEL ICH GERADE WIEDER SPIELTE; ICH KONNTE MICH SOZUSAGEN SELBST VON AUSSEN BEOBACHTEN, und ich bekam wieder das GROSSE KOTZEN, diesmal aber vor mir selbst L.Könnt heute noch kotzen, wenn ich nur dran denke.
Rest ist schnell erzählt:
- Schnauze WIRKLICH voll ,und zwar vom Alk!
- 3tägiger Kaltentzug , und zwar von Alk und Benzos
- Hausarzt
- LZT in Bad Grönenbach beantragt à 3Monate Wartezeit
- AA 2-3x wöchentlich
- Mühelos Trocken, clean, euphorisch, subjektiv mehr als zufrieden
- Etc.
Liebe Forumsgemeinde, das war´s für´s erste, leider erst Kapitel 1 von 3, also keine Bange, es geht noch weiterJ
Omei omei, ich hoffe, ich habs aufgrund von Geschwätzigkeit mit niemandem verschissen, aber ihr habt es ja selbst gesehen, es ging fast nicht kürzer.
LG bis zum Kap.2
M P

* geboren am 28. Oktober 1957 - † gestorben am 24. September 2008


F10 2 Offline




Beiträge: 4.674

06.02.2008 00:18
#2 RE: Kapitel I Zitat · Antworten

Zitat

- 3tägiger Kaltentzug , und zwar von Alk und Benzos
- Hausarzt
- LZT in Bad Grönenbach beantragt à 3Monate Wartezeit
- AA 2-3x wöchentlich
- Mühelos Trocken, clean, euphorisch, subjektiv mehr als zufrieden
- Etc.
also keine Bange, es geht noch weiterJ
O]



jo..MOIN und willkommen Märchenprinz..

ich kann dir sagen, wie´s weitergeht....

DAS (s.o) hat auf jeden FALL nicht geklappt

denk ma´ ich weiß,das ist aufgrund der Benzos nach Tag 6 - 10 gescheitert...

..und dann ging´s verschärft weiter----

_____________________________________________________________________________________
Auf MEINEM eigenen Weg kann mich keiner überholen.


paula Offline



Beiträge: 2.202

06.02.2008 00:53
#3 RE: Kapitel I Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Märchenprinz

[...] das war´s für´s erste, leider erst Kapitel 1 von 3, also keine Bange, es geht noch weiterJ


Moin Märchenprinz,

auch ich fürchte, dass es noch lange hin ist bis zum (hoffentlich!) HappyEnd ...

Aber hab' vielen Dank für Deine gut erzählte Geschichte
und herzlich an board.

Liebe Grüße
Paula,
die Kap.II und III schon mit Spannung erwartet......

"Lass' Dir aus dem Wasser helfen oder Du wirst ertrinken",
sprach der freundliche Affe und setzte den Fisch sicher auf einen Baum.

Japanisches Sprichwort


Randolf Offline




Beiträge: 1.177

06.02.2008 05:31
#4 RE: Kapitel I Zitat · Antworten

Moin Märchenprinz,

weiss zwar jetzt nicht, ob es derselbe "Vorgang" bei dir war - aber:

Dieses Bewusstwerden und Sich-Selbst-von-Aussen-Erblicken hat bei MIR das Trinken beendet. Und dies so gründlich, dass ich bis heute (4,5Jahre) ohne Saufdruck o.ä. Schwankungen trocken geblieben bin.

Es war eine blitzartige Einsicht, die das Ganze Elend im Nu sichtbar machte und war gleichzeitig auch der Schritt weg von 'mir'.Es widerfuhr mir ohne Vorwarnung und während des Saufens.......!!!

Trocken zu bleiben bedeutet nochmal was anderes, ist bei mir aber nicht von diesem 'genialen' Augenblick zu trennen, der nicht "irgenwann mal war" - sondern IST.

Viele Grüsse + welcome here

Randolf

"Lass das Wünschen und die vorsichtigen Berechnungen beiseite.
Was du am meisten fürchtest, ist bereits geschehen."


RdTina Offline




Beiträge: 4.304

06.02.2008 07:11
#5 RE: Kapitel I Zitat · Antworten

Moin Moin Märchenprinz

Herzlich Willkommen hier und ich bin neugierig auf die nächsten Kapitel und vor allem das Ende

LG, Tina

Alles im Leben hat seinen Sinn



Über die Steine, die ich mir HEUTE in den Weg lege, werde ich MORGEN stolpern


Inessi Offline



Beiträge: 4.791

06.02.2008 07:36
#6 RE: Kapitel I Zitat · Antworten

Märchenprinz,

Herzlich hier bei saufnix.

Das Verwandeln in einen zufriedenen, suchtmittelfreien Prinzen kannst nur du vollbringen.
Ich fürchte, da reicht ein Kuss nicht

Danke für deine Geschichte.

Zitat
3tägiger Kaltentzug , und zwar von Alk und Benzos


Wie lang ist das denn her, 1990?

Liebe Grüße.


Spieler Offline




Beiträge: 7.888

06.02.2008 07:47
#7 RE: Kapitel I Zitat · Antworten

Moin Märchenprinz,

das klingt richtig gut.Endlich mal wieder so eine Geschichte, in der der Hauptdarsteller auch wirklich mal selbst das Arschloch ist.
Da werden bei mir schlagartig Erinnerungen wach. Cool, lässig und hart wollte ich sein, dabei war ich nur nen armes, grokotzerisches Würstchen( nein, das ist keine Steilvorlage für einige Altmitglieder:sly.
Heute bin ich weder das Eine noch das Andere, dafür bin ich sehr mitfühlend und wenn meine Freundin ihre PMS hat, dann nehme ich anstandshalber auch gleich mal eine mit.

Klingt richtig spannend und ich bin jetzt schon am Raten, wie das weitergeht und ob ich im 2. und 3. Teil ebensoviele Übereinstimmungen entdecke, wie im ersten.

Jörg


Märchenprinz Offline




Beiträge: 679

06.02.2008 10:36
#8 RE: Kapitel I Zitat · Antworten

Danke an Alle für dem warmen Empfang und für das Interesse an den folgenden Kapiteln!
Leider wisst Ihr aber schon am Anfang, wer am Schluss der Täter ist!

hi F10 2(cooler Nick!) Danke fürs
hast es fast erraten, wie es weitergeht
DAS (s.o) hat auf jeden FALL nicht geklappt

denk ma´ ich weiß,das ist aufgrund der Benzos nach Tag 6 - 10 gescheitert...

..und dann ging´s verschärft weiter----

wenn Du für Tag 6-10 Jahr 7-17 nimmst, haste vollkommen recht.

Hallo Paula
ebenfalls danke fürs
Deine Befürchtungen sind ebenfalls korrekt

Morgen Randolf, genau so !! Leider hielt es bei MIR mehr oder weniger nur in Bezug auf Alk, bei MIR kam aber noch was dazwischen..... Glaube aber schon, dass einen solches Erleben für immer trockenlegen kann!

also weiter im Text: Kapitel II
merkwürdigerweise war der Benzoentzug (evtl. aufgrund sehr unregelmässiger
Einnahme )NOCH nicht so krass wie ich ihn später erleben musste, nach 3 Tagen war es wirklich vorbei
mit Zittern Kotzen Hallus Schlaflosigkeit Depressionen Ängsten Schwitzen etc. pepe
Alles wich einer grossen Euphorie und Zuversicht und ein bisserl naturtrüb war ich von jeher. Wie gesagt wurde eine ärztliche Untersuchung, eine LZT in einer Klinik mit einem
gewissen Renommee und der Besuch von AA angeleiert, und zwar von MIR und nicht von meiner Frau, meiner Ma, Oma oder vom Doc.
Ich wäre sogar bereit gewesen, der CSU beizutreten, wenn es denn geholfen hätte
Bis zum Antritt der LZT waren 3 Monate Zeit, in denen ich das nüchterne Leben aus vollen Zügen genoss, ich besuchte
Konzerte in der nächsten Stadt, telefonierte stundenlang mit Frau Eltern Schwestern Oma und versuchte ihnen darzustellen, was mit mir vorging und aktuell geht,(konnten aber bis auf meine Frau gar nix kapieren-egal), empfing die Zeugen Jehovas und versuchte sie zu bekehren!
summa summarum:ich sagte wieder ja zum Leben.
Bei AA fand ich eine hervorragende Gruppe am Ort meines Arbeitsplatzes, ich fühlte und fühle mich wieder sauwohl da, mehr aufgrund der Leute als aufgrund des Programms,
Irgendwie schaffte ich es wg. meines veränderten Verhaltens, meine Frau und sonstigen
Mitmenschen, die näher mit mir zu tun hatten, davon zu überzeugen, dass ich es jetzt Ernst
meinte.... nicht zuletzt war ICH SELBST auch felsenfest davon überzeugt, dass jetzt Ende der
Fahnenstange mit Alk war. Leider übersah ich dass ich noch ein zweites Suchtmittel in Petto hatte, nämlich Benzos mit freiem Zugriff darauf, eine absolut klassische und sichere Hintertür, die sehr sehr lange auf ihren Gebrauch warten kann.
Aber zunächst brauchte ich beides nicht, ich rückte frohgemut in Grönenbach ein, wo man sich, genau wie bei AA , meines Alkoholproblems in wirklich hervorragender Weise annahm.
Ich lernte eine Menge darüber, was von mir als Mensch eigentlich verlangt werden darf, und welches Verhalten meinerseits eigentlich angesagt wäre .Die 3 Monate vergingen wie im Flug
Bepackt mit einer Menge neuem Wissens und mit Alkoholiker- und Psycho-Literatur für minimum 1000 Märker kam ich wieder nach Hause,so ziemlich meiner Sache sicher. Nach 3 Wochen erzählte mir meine Gattin, dass unser langersehntes Wunschkind (!) endlich unterwegs sei und Ende August 91 zu kommen gedenke. Jetzt war natürlich alles in Butter, meine Frau gab mit Eintritt des Mutterschutzes ihren Job auf und zog zu mir ins
Haus. Wenn ich in Kap. I schrieb, meine Briefträgerzeit war die schönste, so ist das falsch. JETZT begann unsere schönste Zeit. Frau, Mitarbeiter, Patienten Eltern machten mir ein Comeback nicht besonders schwer, sodass nach der Geburt meiner Tochter alles weitgehend in geordneten Bahnen verlief. Während der LZT erwähnte ich allerdings nur am Rande mein Tablettenproblem, bei AA und in der Familie gar nicht, ich schämte mich aufgrund meines Berufs ganz einfach-Bock zum Gärtner und so- und vorerst hatte ich ja auch Ruhe davon. Umso ausführlicher und häufiger sprach ich über Alkoholismus, nunja z.Teil sogar sachkundig und glaubhaft trocken. Naja , ab un zu EINE Lexo oder ähnliches, wo war das Problem, wirklich nur bei
Schlafstörungen, Ärger, Stress, wenn mich die Verantwortung als mustergültiger Familienvater drückte, sonst war ich ja trocken und wusste ALLES über Alkoholismus und auch über Benzomissbrauch. Aufgrund dieses Wissens bildete ich mir ernsthaft ein, ab jetzt gefeit vor diesen Substanzen zu sein.
Ansonsten ging die Zeit ins Land, ich wurde wirklich ein ganz brauchbarer Ehemann und Vater, unternahm viel mit meiner Familie, hatte im Beruf ein gutes Auskommen und wenig
Sorgen, ging 2x die Woche zu AA, wurde in beiden Gruppen zum Gruppensprecher gewählt, machte alles top prima super klasse etc.. Nur das mit den Benzos wollte und konnte ich jetzt nicht mehr zur Sprache bringen, weder daheim noch in den Gruppen noch sonst wo.
Alk war kein Thema mehr, brauchte ich auch nicht mehr. Für den immer häufiger eintretenden „Notfall“ hatte ich ja Papis little helper. Ich glaube, in dieser Zeit hatte keiner in meinem Umfeld mitbekommen, wie es wirklich um mich stand.
Langer Rede kurzer Sinn:
-1997:erstmals Kontrollverlust nur auf Tab.
-1998: mein Umfeld wird wieder aufmerksam, denken, ich würde Saufen und den neuesten Schmäh gegen Fahne wissen! In diesem Jahr auch Alkoholrückfall nach reichlichem Vorglühen mit Benzos. Eine Patientin schenkte mir aus Dankbarkeit für einen Gefallen
1 korrekte Flasche Scotch. DA ICH SO WAS NOCH NIE GETRUNKEN HATTE, NAHM ICH MIR VOR; NUR1 SCHLÜCKCHEN DAVON ZU KOSTEN!! Ergebnis: nach einer halben Stunde war die Flasche leer, auf dem Heimweg von Arbeit geriet ich in eine Verkehrskontrolle: amtlich gemessene 1,2 Promille, FS wieder weg, MPU angeordnet, Idylle im Arsch!!
- ab ca. 1999: es gibt kein Halten mehr,freier Fall, Rückzug an allen Fronten, ständig breit, aufhören mit
Benzos unmöglich, da Entzugserscheinungen zu krass. Rückzug aus den AA-Gruppen wg.Scham, wollte partout nichts von Medikamentensucht sagen. Rückzug aus der Familie und aus dem Leben: tagsüber Arbeit (besser:arbeiten lassen) abends Kanapee Kopfhörer Hardrock
(Zeppelin ACDC etc volle Pulle), süchtiges Lesen, nicht mehr ansprechbar, nach 1 Stunde eingepennt.
-Jetzt ging es schnell mit dem Verfall, da Saufpausen von früher mit Benzos nicht mehr möglich. War nach dem Führerscheinvorfall wieder weg vom Alk, brauchte ihn auch wirklich nicht mehr, da sowieso jeden Tag megabreit.
-2001 : Versuch bei der Kreuzbundgruppe am Wohnort Hilfe zu holen, (in der Zeitung stand:
für Alkis UND Medikamentenabhängige), wurde aber nach 1 Stunde mit der Empfehlung
zu entgiften wieder aussigeschmissen. Deshalb Entgiftung 7 Wochen im zuständigen Bezirkskrankenhaus. 1 Krampfanfall, sonst keine Probleme, nach sieben Wochen war ich clean und meine Welt wieder in Ordnung. Meine Frau konnte nach 7 Jahren Alanon und derEntscheidung, sich vorläufig nicht zu trennen ( wg.Kind, Finanzen etc.) ihr Leben mit Tochter, aber ohne mich (war nur körperlich anwesend) einigermassen weiterführen.
-2001-2003: war trocken, clean änderte aber nichts keine Gruppe keine Hoffnung keine Liebe etc. war immer bemüht, die ganze Scheisse zu verdrängen und zu vergessen, hatte keinen wahrnehmbaren Suchtdruck und dachte :SO DAS WARS JETZT ABER ENDGÜLTIG !

Sorry, wieder so lang geworden, hab auch keine Lust mehr, weiterzuschreiben.
Trauriger Rest und (vorläufiges) Happy End folgt in Kap.3
Bis dann LG
MP

P:S: kann mir bitte wer verraten, wie das Zitieren geht?

* geboren am 28. Oktober 1957 - † gestorben am 24. September 2008


grüne fee Offline



Beiträge: 2.384

06.02.2008 10:40
#9 RE: Kapitel I Zitat · Antworten

Liebe Forumsgemeinde, das war´s für´s erste, leider erst Kapitel 1 von 3....

.......hoffentlich steckt in dir nicht ein verkappter
pfaffe der auf märchenprinz macht...
beim froschküssen sind überraschungen
nicht ausgeschlossen....

lieber MärchenPrinz,
danke für deine geschichte und willkommen,
sabine

there are things known
and there are things unknown.
in between there are doors. william blake


eventually, everything connects. charles eames


funkelsternchen Offline



Beiträge: 3.824

06.02.2008 10:44
#10 RE: Kapitel I Zitat · Antworten

hallo märchenprinz,
war "nett" zu lesen. faszinierend, gruselig und wahr. hoffe, ich muss nicht zu lange auf die fortsetzung warten.

funkelsternchen


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

06.02.2008 10:54
#11 RE: Kapitel I Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Märchenprinz

P:S: kann mir bitte wer verraten, wie das Zitieren geht?



unten rechts bei jedem Beitrag ist ein Button "Zitieren"...nebst anderen.

Das zitiert den ganzen Beitrag, da kannst Du dir rauslöschen was Dir unwichtig ist.

Schreiben kannst Du überall, narürlich bevorzugt über und unter dem zitierten.

Diese beiden Dinger begrenzen das: '['quote']''['/quote']' (ohne Hochkommas),damit kannst das zitierte auch in Abschnitte teilen


pulsatille Offline




Beiträge: 635

06.02.2008 10:57
#12 RE: Kapitel I Zitat · Antworten

Morgen MärchenPrinz,

ich bin auch gespannt auf die Fortsetzung. Bitte weiterschreiben!

Grüsse

Wenn der Mensch voll ist, geht sein Blick ins Leere.


Grigori Offline




Beiträge: 432

06.02.2008 11:10
#13 RE: Kapitel I Zitat · Antworten

Moin Prinz!

Willkommen bei uns und danke für die ausführliche Geschichte.

Grigori


Friesenvolker Offline




Beiträge: 2.911

06.02.2008 12:01
#14 RE: Kapitel I Zitat · Antworten

Hallo, Märchenprinz,

liest sich ja richtig gut, Deine beiden Geschichten, bin auch schon ganz gespannt auf Kap. 3.

Natürlich auch von mir ein herzliches hier "on board".

Wir lesens uns.

LG
Fv

P.S.:@grüne fee: ... Du-Du-Du ... muß' nich tun ...

Ein Zuviel an Intellekt ist durchaus geeignet, die Freude am Leben zu trüben.


grüne fee Offline



Beiträge: 2.384

06.02.2008 12:14
#15 RE: Kapitel I Zitat · Antworten

Zitat
P.S.:@grüne fee: ... Du-Du-Du ... muß' nich tun ...



.....aber volker,ich versteh überhaupt nicht
wie du das meinst....

there are things known
and there are things unknown.
in between there are doors. william blake


eventually, everything connects. charles eames


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