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Saufnix  
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Dieses Thema hat 39 Antworten
und wurde 3.185 mal aufgerufen
 Akute Hilfe
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neu-hier Offline



Beiträge: 16

20.12.2007 20:58
#31 RE: bitte helft mir! Zitat · Antworten

die Gewinnfrage ist gut, Matthias, habe ich mir in diesem Zusammenhang noch nie gestellt, da muss ich erst richtig nachdenken

dass Alkohol kein Medikament ist, da hast Du natürlich recht. Ich kenne freilich die angenehme Anfangswirkung, was manchmal dann zunächst dazu führt, dass ich mich ein bisschen näher bei mir selbst fühle
wobei es mir allerdings interessanterweise meist so geht, dass ich tendenziell eher trinke, wenn es mir gut geht, wenn's mir richtig schlecht geht, mochte ich manchmal gar nix.

Das kam mir eben manchmal schon richtig so vor, als ob irgendeine Instanz in mir nicht erlauben würde, dass es mir gut geht - denn wenn ich getrunken habe, geht's mir ja nicht mehr gut.

Das Antidepressivum habe ich in Absprache mit meiner Ärtzin weggelassen und nehme vorübergehend wieder Johanniskraut, wie das letzte Jahr über. Sie hatte schon an einen Substanzwechsel gedacht, wir wollten das aber nach den Feiertagen mit meiner Frauenärztin abstimmen. Ich werde mich da gegen nichts sträuben, wenn es nur besser wird.


Matthias53 Offline



Beiträge: 318

21.12.2007 17:31
#32 RE: bitte helft mir! Zitat · Antworten

Hallo Neu-hier,

vielleicht als Anregung zur Gewinnfrage. Ein Gewinn muss nicht unbedingt etwas vordergründig positives sein. Oft hilft hier noch mehr die Fragestellung: was ist wirklich? Was passiert mit mir und um mich herum real und was erreiche ich dann?
Aufmerksamkeit? Rücksichtnahme? Mitleid? Brauche ich keine Konflikte lösen? Nehmen mir die Leute die Arbeit ab? Kann ich mich zurückziehen? Bin ich nicht gebrauchbar? Kann ich mich vor dem Begehren anderer schützen? Mach ich mich berufsunfähig?
Ein Beispiel von mir: ich wusste nicht, warum ich Alkohol zu Hause trank, bis mir diese Fragestellung begegnete. Ich beschrieb einfach, was passierte, wenn ich zu Hause den Alkohol auf den Tisch stellte: ich war ruckzuck allein! Die Wohnung gehörte mir! Ich hatte nie gelernt, meine Ruhezone zu beanspruchen. In meinem Elternhaus hatte ich keinen Anspruch auf eine eigene Zone. Der Alkohol verhalf mir dazu: Realität war, ich hatte die Wohnung für mich, konnte meine Musik hören. Aber: ich war allein. Keiner wollte mich in diesem Zustand! Und daher hasste ich mich für diese Handlung. Aber es war wie ein Zwang. Nun, sagte mir der Therapeut: jetzt hast Du also erkannt, was Du erreicht hast. Nun trinkst Du aber nicht mehr. Wie machst du das denn jetzt. Ich dachte nach und erschrak: ich komme nach Hause und mecker: die Kinder haben die Fahrräder nicht weggestellt, die Reitstiefel liegen im Flur usw. Und so kann man auch "trocken" erreichen, was man braucht. Aber auch das war natürlich eine unbefriedigende Situation, denn dadurch hatte ich keine qualitativ bessere Beziehung zu meiner Familie. Also Rückfallgefahr (Keiner mag mich, schnüff, Selbstmitleid, dann können sie mich alle mal usw.) Aber das passierte zum Glück nicht. Das Erkennen, was ich wirklich brauche, macht die Sache auf sozial verträgliche Art lösbar: ich habe heute a. mein eigenes Zimmer b. meine eigenen Hobbys c. kann ich darum bitten, mich mal eine halbe Stunde nach der Arbeit in Ruhe zu lassen und d. habe ich dann richtig Spass, mit Töchtern, Frau oder Freunden etwas zusammen zu machen. Aber leider konnte ich es vorher nicht und ich wusste es auch nicht.

Was es nun mit Deinem Gewinn oder Deinen Gewinnen auf sich hat, das kannst Du evtl. auf diesem Weg herausbekommen.
Noch ein Beispiel: ich kannte jemanden, der ist alkoholisiert aus dem Fenster gesprungen, brach sich beide Beine. Sein "Gewinn": Berufsunfähigkeit, denn er hatte Angst vor den Anforderungen einer geregelten Arbeit. Gleichzeitig schrak er zurück vor dem Rentenantrag. Das wollte sein Bewußtsein dann doch nicht: Berufsunfähig! Da stellte er doch lieber einen Antrag zur Therapie. Aber in der Therapie verhielt er sich unbewusst genau nach diesem Muster, dass er garantiert nicht gesund wird: das wurde dann zum Thema seiner Persönlichkeitsarbeit, weil er mit dem Sporttherapeuten zusammenrasselte und auf diese Weise klar wurde, was das Zentralthema war. Was war wirklich? Wirklich waren die gebrochenen Beinen und die Schädigung. Wenn er gefragt worden wäre, warum er trinkt, dann hätte er bestimmt nicht gesagt: ich will berufsunfähig werden. Aber die Wirklichkeit zeigt die Fakten und diese wiederum lassen Rückschlüsse zu, die in der Person und in ihrem erlernten Verhaltensprogramm liegen. Mir hilft diese Fragestellung jedenfalls auch heute noch: Was ist wirklich?

Dann verabschiede ich mich mal für heute.

Matthias

Lesen gefährdet die Dummheit


neu-hier Offline



Beiträge: 16

22.12.2007 07:38
#33 RE: bitte helft mir! Zitat · Antworten

guten Morgen, Mathhias,

gestern bin ich leider nicht in Ruhe an den PC gekommen-
danke für Deine ausführliche Antwort!

In die Richtung, die Du mit dem Gewinn beschreibst, habe ich auch gedacht, aber mein Hirn hat so unglaublich blockiert dabei, dass mir Deine Beispiele richtig gut tun.

Gerade dachte ich, ich könnte das zu dieser frühen Stunde vielleicht ein bisschen in Ruhe weiterverfolgen, da klopft aber schon mein erster Übernachtungsgast an meine Türe. Meine Schwester mit ihren 4 Kindern ist auf der Durchreise hier und möchte Zuwendung. Es geht ihr beschissen, da es das erste Weihnachten ist, da ihr Mann ausgezogen ist.

Das ist ein Beispiel dafür, was ich oben mit 'Funktionieren' meinte - ich spüre den Druck, ihr eigentlich beistehen zu wollen, kann das aber in meiner eigenen depressiven Lage gar nicht, kaum dass ich es auf die Reihe gekriegt habe, alle Betten für die 5 Zusammenzusuchen... Meine Konzentration auf Weihnachtsgeschenke und drumherum geht gegen 0, Weihnachten wird das Haus aber voll sein und irgendwas Essbares muss auch auf den Tisch. Ich bin vor 4 Monaten Oma geworden einer süßen Enkelin - es geht fast wie im Nebel an mir vorbei ... das möchte ich meiner Tochter, die darüber sehr glücklich ist und auch ein bisschen eigene Zuwendung wollen würde, aber eigentlich auch nicht zeigen und so geht es weiter ...

Zumindest habe ich nun gestern den Alkoholschalter wieder umgelegt auf 0, sogar das Fläschchen Glühwein, das ich in der Apotheke bekam, stehenlassen ;-)

uups - nun ist der nächste hier wach, also auf in den Kampf ...

aber an Deinen Anregungen werde ich dranbleiben!
danke!


Matthias53 Offline



Beiträge: 318

22.12.2007 11:27
#34 RE: bitte helft mir! Zitat · Antworten

Guten Morgen Neu-hier,
immerhin weisst Du schon, was Du eigentlich brauchst bzw. was Du nicht brauchst. Das dann auch umzusetzen, das ist die Kunst. Du willst dafür niemanden verletzen, verletzt aber Dich selbst.
Meine Frage wäre jetzt: wieso bist Du dafür zuständig, wenn jemand meint, er hätte ein blödes Weihnachten vor sich. Aber das brauche ich nicht weiter ausführen, wissen tust Du es ja. Dann kann ich Dir nur wünschen, Dir wenigstens Freude als Großmutter zu geniessen.
Ich wünsche Dir Frohe Festtage, vor allem trockene. Ich habe gestern bereits alle Vorbereitungen hinter mich gebracht. Der Weihnachtsbaum ist wunderbar und schon geschmückt, Geschenke sind auch im Sack, ich geniesse jetzt meine freien Tage. Weihnachten war früher für mich eine grosse Katastrophe, emotional und überhaupt. Bei der Bundeswehr habe ich mich damals freiwillig zur Wache gemeldet, damit ich Weihnachten entrinne.
Den Frieden mit Weihnachten, was ja die christliche Bezeichnung fürs Lichtfest ist, habe ich erst durch das Gruppenleben bekommen, denn da gehörte es zur Genesungsarbeit, eine Weihnachtsfeier mitzumachen. Später habe ich sogar mehrere Jahre Heiligabend in unserer Einrichtung ausgerichtet (als unsere Kinder erwachsen waren) mit denen, die noch frisch trocken waren oder/und alleinstehend bzw. auch die, die sich in Sicherheit brachten von zu Hause. Und abends war dann noch richtig der Bär los, weil dann noch viele mit den Familien reinschauten. Jeder brachte noch was mit von seinen Leckereien. Das waren die lustigsten und schönsten Feiern, die ich jemals erlebt habe. Ohne Alk und ohne Geschenke und ohne Vorerwartungen. Einfach zusammen sein und jeder bringt das mit, was er beisteuern möchte. Ausser warmes Essen und Kaffee, das war vorbereitet.

Gruss
Matthias

Lesen gefährdet die Dummheit


neu-hier Offline



Beiträge: 16

23.12.2007 08:08
#35 RE: bitte helft mir! Zitat · Antworten

frohe Weihnachtstage auch für Dich, Deine Familie, Matthias und alle hier Helfenden und Kämpfenden!

Ja, gar nicht so weniges wüsste ich wirklich schon, was mir wohl weiterhelfen würde und hoffe, es im neuen Jahr mit Hilfe der Therapie besser hinzukriegen. Gerade habe ich die Genehmigung für 50 Std. bekommen.

Ich wünsche mir so sehr, dass manches von dem, was ich mir jahrelang gesundheitlich und psychisch selbst geschadet habe, durch künftige Abstinenz noch wenigstens ein Stück weit reparabel ist. Und dass ich es noch lernen kann, selbstschädliche Verhaltensweisen durch konstruktive zu ersetzen. Und ich vielleicht irgendwann sogar an etwas wieder Freude haben und es wirklich genießen kann anstatt es abzuwehren.

Danke für die bisherige Hilfe und einen leider bereits wieder eiligen Weihnachtsgruß!
n-h


felidaela Offline




Beiträge: 796

23.12.2007 22:24
#36 RE: bitte helft mir! Zitat · Antworten

Zitat
da lebst Du sozusagen im gemütlichen Elend, wo ein Nagelbrett unter dem Arsch für das Heben desselben vermutlich förderlicher wäre.



gemütliches Elend


...lehnt euch zurück und genießt es

felidaela :hallo2:

Somatic Experiencing


zai-feh ( gelöscht )
Beiträge:

23.12.2007 22:52
#37 RE: bitte helft mir! Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von felidaela

Zitat
da lebst Du sozusagen im gemütlichen Elend, wo ein Nagelbrett unter dem Arsch für das Heben desselben vermutlich förderlicher wäre.



gemütliches Elend


...lehnt euch zurück und genießt es



Äähm, für die Dumpfbäcken wie mich ....

was soll ich an diesem Artikel geniesen? Das schildert einen Zustand, den ich zur Genüge kenne. Und mit zurück lehnen und geniesen kann ich nun die Beschreibung einer Depression gar nicht verbinden.

Oder habe ich da irgendwas nicht kapiert?


paula Offline



Beiträge: 2.202

23.12.2007 22:55
#38 RE: bitte helft mir! Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von zai-feh

Oder habe ich da irgendwas nicht kapiert?



Ich hab' auch nicht kapiert, was an dem Artikel genussvoll sein sollte ...

"Lass' Dir aus dem Wasser helfen oder Du wirst ertrinken",
sprach der freundliche Affe und setzte den Fisch sicher auf einen Baum.

Japanisches Sprichwort


felidaela Offline




Beiträge: 796

24.12.2007 11:47
#39 RE: bitte helft mir! Zitat · Antworten

Hi Mädels,

ich nehme an, MT versteht mich

Und ich frage mich, warum ihr bei dessen Bemerkung nicht schon aufgehorcht habt....

felidaela :hallo2:

Somatic Experiencing


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

24.12.2007 15:57
#40 RE: bitte helft mir! Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von felidaela

ich nehme an, MT versteht mich



Ich vermute, daß der MT Dich nicht versteht.

Der MT ist der Ansicht, daß bei nem aktiven Alkoholiker keiner sagen kann, ob die Depris unbehandelbar sind.

Das "gemütliche Elend" ist für den MT das:

Zitat
lebe in besten unterstützenden sozialen und familiären verhältnissen

, wo das Trinken vermutlich keine schmerzhaften zwischenmenschlichen Konsequenzen hat.

Und wenn das Leiden vom trinken besser würde, dann wäre neu-hier vermutlich nicht hier. Nehm ich jetzt mal so an.


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