ich finde, das mit dem dadurch bei Dir ausgelösten Saufdruck ist ein Aspekt, der hier ein wenig untergegangen ist.
Ich geh da jetzt mal einfach von mir aus, Trinken und Liebesangelegenheiten waren zu Saufzeiten auf fatale, unselige Weise verknüpft bei mir...
Das Trinken war nicht nur mein initialzündender Kommunikationskatalysator zu Begin jedweder menschlichen Beziehung (weil ich damals nämlich in nüchternem Zustand gar nicht in der Lage war, Menschen so sehr an mich heranzulassen und selber hinreichend "zutraulich" zu werden...) , nein, der Suff war stets auch in beginnenden oder bestehenden Beziehungen mein vermeintliches Allheilmittel:
...er war zum Beispiel mein Aphrodisiakum, damit ich jene lieben oder zumindest begehren konnte, die ich nüchtern vielleicht gar keines Blickes gewürdigt hätte ... um mir so die Illusion von Nähe, Wärme und Selbstwert vorzugaukeln... ...mein Stimmungsmacher um meine Hemmungen und Unzulänglichkeitsgefühle zu überspielen... ...der Alkohol war auch mein Wundpflaster für jegliche Aufschürfung von Herz und Seele... ...mein geschmeidiger Balsam, um reibungslos jedem Konflikt aus dem Weg zu gehen... ...war mein Psychopharmakon um (unnötig viel) Mut für das zu finden was ich mich sonst nicht traute.. Der Suff, er war dann auch mein zuverlässig betäubendes Anästhetikum, wenn die Verzweiflung mir mal wieder das Herz zerriss... .. in den trostlosen, hoffnungslosen Momenten, in denen ich ganz genau realisierte, wohin ich mich mit meinen "Schnapsideen", mit all diesen oberflächlichen herzlosen Entscheidungen im Grunde persönlich und tatsächlich gebracht hatte... das Entsetzen darüber, wie weit ich mich selbst von dem entfernt hatte was ich mir doch eigentlich brennend wünschte und brauchte...
All das Unangenehme betäubte ich erst recht mit narkotisierendem Trinken, um den Schmerz und die heillose Angst davor, nie glücklich sein zu können nicht so bohrend, so zerstörerisch zu spüren...
Er wäre irgendwann auch mein tödlicher Schierlingsbecher gewesen, mit dem ich mich und meine grenzenlose Verzweiflung an mir selbst und meinem Leben endgültig ausgelöscht hätte. Kam ja zum Glück dann anders, wie wir wissen.
Als ich aufhörte zu trinken, da war mir dieser bei mir vorliegende fatale Zusammenhang zwischen verstörter, schieflagenlastiger Gefühlswelt und Saufreflex sehr wohl bewusst. Und das war wohl auch der Grund, warum ich die ersten Jahre genug damit zu tun hatte, mich ganz auf mich, die Veränderung von mir selbst und das Abstinentwerden und -bleiben konzentriert habe. Beziehung kam nur am Rande vor indem ich mich aus der bestehenden (für mich so unseligen) peu a peu distanzierte. Ansonsten kümmerte ich mich um meinen klaren Kopf; die Regionen drunter (als da sind Herz und Unterleib) die ließ ich aus durchaus gutem Grund lang, lang völlig außen vor. Das kam erst ein paar Jahre später für mich in Betracht, vorher gabs andre Baustellen aufzuräumen.
Für mich war das im nachhinein betrachtet gut so, es wär ne Nummer zu groß gewesen am Anfang - und zu riskant - ich weiss für mich genau, ich hätt während der ersten abstinenten Jahre Gefühlschmerz so gut gebrauchen können wie ein Glas Sekt zum Frühstück: ich hätt nicht adäquat damit umgehen können, es wäre meinem inneren Gleichgewicht zu gefährlich geworden - und ich hatte mit mir selber eh genug zu tun. Ich wusste - mein Herz, das ist meine absolute Achillesferse, daher hab ich mich gehütet, da auch nur annähernd irgendwas stattfinden zu lassen.
Wie Du weisst, ist das ja mittlerweile anders. Auch, weil ich es heute gelernt habe, auf meine Bedürfnisse zu achten und die genau zu artikulieren - mir gegenüber, aber auch meinem Erwählten gegenüber. Durch all mein früheres Erleben konnte ich - bei aller vorhandenen Emotion - mit ganz klarer Ratio erkennen, was ich heute eben NICHT mehr in einer Partnerschaft (die den Namen auch verdient) haben möchte... da fielen ja dann eh schon mal 99,9 Prozent aller potentiellen Kandidaten komplett vorher aus dem Raster... da kam ich gar nicht in Versuchung... wusste schon zu genau was alles nicht in Frage kommt für mich.
Ich wundere mich aus heutiger Sicht, wie wenig man/frau in einer Beziehung definiert, was man möchte oder nicht (das kann die von Dir erwähnte Eigenschaft des Unzuverlässig/Unpünktlichseins/Nichtinformierens sein oder ganz was anderes...) ... wenn ich ins Restaurant gehe weil ich Hunger habe, dann komm ich ja auch nicht auf den Gedanken, der Kellner könne meine Gedanken lesen, und wird mir schon genau das servieren, was ich will und brauche. Nein, da ist es selbstverständlich zu sagen "DAS will ich und DAS will ich nicht, und DAS ist ok,, aber bitte auf andere Art und Weise ... und davon darfs gern noch ein bissel mehr sein".
..nur in Beziehungen, da haben die Menschen scheinbar so unendlich Mühe, klar zu definieren was sie bestellen und letztlich nehmen wollen und was nicht... und machen ständig faule Kompromisse oder tun so als würds ihnen schmecken bis sie irgendwann dran ersticken.
Ich will sowas für mich nicht mehr, und daher positioniere ich mich ganz klar, wo immer es geht. Ich bin froh, dass ich das gelernt habe. Auch wenn dadurch lange Zeit einfach GAR NIEMAND in Frage kam - das war immer noch besser als ein fauler, halbherziger Kompromiss in dem ich letztlich mir und dem anderen ja nur was vormach und an meinen eigentlichen Bedürfnissen vorbeileb und schauspieler ("macht mir gar nix aus, Schatz, natürlich versteh ich das" ..)
Das macht dann wundervoll gemeinsam einsam, nein danke, da war ich lieber allein.... ohne ordentliche Kommunikation, was Sache ist, taugt das nicht. Wenn ich dem anderen außerdem ne Chance geben will, mich WIRKLICH kennenzulernen - dann muss ich ihm auch die Chance geben, kennenzulernen wo meine Grenzen sind und was "no go's" im Umgang mit mir sind.
Daher aus meiner Erfahrung ein Tipp: wenns denn jetzt schon unbedingt sein muss mit Beziehung... dann nutz jetzt die Chance, an so Situationen wie heute Kommunikation und Transparenz in die beginnende Verbindung zu bringen und stell liebevoll aber bestimmt klar, was für Dich in einer Zweisamkeit unverzichtbar ist und was für Dich essentiell für den Umgang miteinander ist - und vergiss nicht, zu erläutern, warum und was es in Dir anrichtet, wenn das nicht Berücksichtigung und Würdigung findet (was übrigens gleichwohl absolut nicht heißen muss, dass dann er und alles auch nach Deiner Pfeife gehen muss!!!). Sollte er da schon türmen, wo die eigentliche "Beziehungspflege" doch erst anfängt - na, dann weisste wenigstens woran Du bist: am Falschen. Wenn nicht: Glückwunsch!
Ich wünsch Dir natürlich Letzteres. Ingmarie
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Einfach tun. Der beste Zeitpunkt dafür: immer genau jetzt.
ZitatGepostet von Miss_Rossi Ja, daran wirds wohl liegen...
Mir gehts ziemlich Scheiße, ich geh jetzt mit einer 300 g Tafel Schokolade ins Bett ...
Also 300 g Schoki sind auf jedenfall eine gute Lösung - im Gegensatz zu Alk.
Sie sind aber eine schlechte Lösung im Gegensatz zu Klärung. Ruf ihn an, frag ihn, warum er sich nicht zur vereinbarten Zeit gemeldet hat. Erkläre ihm, dass er dadurch über DEINE kostbare Lebenszeit in einer unrechtmäßigen Art verfügt hat. Ich denke, dass ihm nicht klar ist, dass Du so am Telefon gewartet hast. Und trefft Vereinbarungen - falls echtes gegenseitiges Interesse besteht. Vielleicht löst sich alles in Wohlgefallen auf und Du kannst mit Schmetterlingen statt mit 200 g Schoki im Bauch schlafen gehen. Falls nicht hast Du immer noch die Schoki.
davon abgesehen, dass auch ich es absolut scheiße finde, wenn man verabredet ist und sich dann nicht meldet, was hat er denn zu seiner Entschuldigung bzw. als Erklärung für sein verspätetes Melden vorgebracht? Das einzig Plausible wäre in meinen Augen, dass er sich entweder die Beine rasiert hat oder die Fingernägel lackiert. Darüber kann Mann schon mal ins Träumen geraten und die Zeit vergessen. Aber ansonsten?. Oder haste ihn fertisch gemacht? Ich mein, Temperament haste ja ganz offensichtlich und Schenkel wie Schraubstöcke könnt ich mir auch vorstellen
Ha, ha, Jörg, er war auf einer Messe und hat vor lauter "Fachgesprächen komplett die Zeit vergessen" (O-Ton). Er hat mir dann Vorwürfe gemacht, warum ich mich nicht bei ihm gemeldet habe, als ich mich entschieden hatte, den Tag zu nutzen... Egal, das Thema ist für mich vom Tisch, da sind oder besser waren noch einige Dinge, die mir bitter aufstoßen ... Ich sag ja immer, lieber ein Ende mit Schrecken, als Schrecken ohne Ende ...
ZitatGepostet von Miss_Rossi Er hat mir dann Vorwürfe gemacht, warum ich mich nicht bei ihm gemeldet habe, als ich mich entschieden hatte, den Tag zu nutzen... , lieber ein Ende mit Schrecken, als Schrecken ohne Ende ... [/b]
Das muss ja unglaublich inniglich gewesen sein, von beiden Seiten her. verliebt - entliebt - eben holter-di-polter. Max
Liebe Ingmarie, du schreibst mir mal wieder aus dem Herzen. Deine Worte beinhalten absoluten Wahrheitsgehalt und auch bei mir haben sich während Saufzeiten Kontakte entwickelt, die ich im nüchternen Zustand wohl nie und nimmer eingegangen wäre. Dieses elende Gefühl, zusätzlich zum Kater am nächsten Morgen, die plötzliche Abwehrhaltung zu einem Mann, der da bereits Feuer gefangen und auf eine Zukunft hoffte. Scheiße war es und soetwas möchte ich nie wieder erleben müssen... Wahrscheinlich hast du Recht und das Beste ist, erstmal die eigenen Baustellen zu bewältigen, bevor man das Projekt “glückliche Beziehung” auch nur ansatzweiße in Betracht ziehen sollte. Wahrscheinlich war bei mir der Wunsch danach Vater des Gedanken und ich habe nicht wirklich hinterfragt, ob ich mich wohl fühle in seiner Gegenwart. Wohl habe ich aber gespürt, dass meine Laune nicht die beste war in den letzten Tagen, das verschütt gegangene Bauchgefühl hat sich langsam wieder zu Wort gemeldet und mir ein “Vorsicht!” ins Bewusstsein gerufen. Ich lerne wieder, mein Bauchgefühl ernst zu nehmen! Auch habe ich gemerkt, dass ich noch nicht in der Lage bin, meine Gefühle zu kommunizieren, ich nicht wirklich und bestimmt darauf hinweisen kann, was mich stört, was ich so ganz und gar nicht akzeptieren kann. Seit unserem Kennenlernen entwickelt er sich Schritt für Schritt vom einfühlsamen und sanften Manne zum dominaten Rechthaber. Und das innerhalb von 3 Wochen! Mal davon abgesehen, dass ich mit solchen Charakterstrukturen nicht wirklich umgehen kann oder besser will, sehe ich mich zusätzlich dazu zur Zeit nicht in der Lage, eventuell daran zu wachsen, mich zu behaupten. Ich spüre, wie ich immer kleiner werde, wenn er mich verbal attakiert, mir mitteilt, dass ich Schuld daran bin, dass unser Date gestern nicht stattgefunden hat. Ich merke schlichtweg, dieser Mann tut mir nicht gut! Und tausendmal lieber bin ich alleine glücklich, als unglücklich in einer unzufriedenstellenden menschlichen Konstellation, ob nun Freundschaft oder Partnerschaft. Mal wieder ist die Rossi vorgeprescht, mit dem, was sie gerne hätte, was sie sich wünscht.... Ich bin so glücklich über mein in den letzten Wochen gewachsenes Selbstbewusstsein, die Tatsache, wieder in den Spiegel schauen zu können um dort etwas zu sehen, dass gefällt, sich selbst anlächeln zu können. Das werde ich mir von keinem Menschen der Welt wieder nehmen lassen.
Liebe Suse, ja, die Klärung hatte stattgefunden, sogar schon die Woche davor. Da war es ja genauso und ich teilte ihm mit, dass ich großes Verständnis dafür habe, wenn aus beruflichen Gründen etwas dazwischen kommt, ich aber dann Bescheid wissen möchte um meinen Tag planen zu können und nicht in Wartehaltung zu Hause rumzusitzen. Das hat er wohl nicht ernst genommen, im Gegenteil, mir Vorwürfe gemacht. Das reicht für mich um zu Erkennen, dass er somit auch mich und unseren Beziehungsaufbau nicht wirklich ernst nimmt. Ich habe mich definitiv für die 300 g Schokitafel entschieden!
ZitatIch habe mich definitiv für die 300 g Schokitafel entschieden!
Das hätte ich an Deiner Stelle auch getan!
Hab eben Deinen ganzen Thread hier gelesen und fühle mich an ähnliche Begebenheiten erinnert!
Ich konnte mit so einem Verhalten nass nicht umgehen und trocken könnte ich es noch viel weniger!
Der Unterschied ist, dass ich heute nicht mehr tagelang am Telefon verharre in der Hoffnung "ER" möge doch nun endlich anrufen. Und wenn er es denn getan hat , dies als gernzenlosen Liebesbeweis seinerseits werten!
Ich bin ganz und gar Deiner Meinung ...dieser Mann geht nicht sorgsam mit Dir um! Um so besser, dass Du es tust! Und wenn es denn nun die Schokolade sein muss...so what?!
also Missi, mein nicht-Lieblingswort ist keine Kiste, welche ich dir auf den Fuß geschmissen habe, sondern ein Synonum für (d)eine sehr verständliche und auch ehrenwerte Suchaktion nach 'dem Richtigen'. Auch ich hatte Dinge gebastelt und mir schön geguckt, die gar nicht gehen konnten. Ich wollte lediglich auf eine mindestnotwendige Behutsamkeit hingewiesen haben, mit welcher auch ich erst nach paar Jahren Abstinenz umgehen konnte. Zuvor wollte ich immer a) gleich b) die richtige Beziehung und c) sofortigst. Der andere merkt dann sofort, dass er was mir dir machen kann. Dieses sagt er jedoch nicht, wozu auch es geht doch!, und nach paar Wochen ist alles bautz umgekippt und ausgelaufen. Aber nun will ich deine absolut ehrenwerten Erwartungen nicht weiter verbal 'stören', Max
ach Missi, das freut mich aber, leicht errötend, du könntest doch aber mal filosofieren was denn anderes zu tun sein sollte. Das Gegenteil von "ich trau mich trotzdem" ist doch "wird ja sowieso nichts", dann kann ich später nicht enttäuscht worden sein. Und da wächst gar nichts mehr. Weil wir aber froh und auch gelaunt sind, könnten wir ja z.B. . . . - nicht gleich euphorisch sein - wachsam sein (Holzauge!) falls er mich anhimmelt - auch wenn er was nicht einhält, doch doch
und ohne ein sich stürzen in die Gefühle wird alles sowieso kalter Kaffee, gell? Grüßle Max
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Kam ja zum Glück dann anders, wie wir wissen.
Ingmarie,
für diesen Beitrag ...
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. Oder haste ihn fertisch gemacht
