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Saufnix  
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Dieses Thema hat 37 Antworten
und wurde 2.789 mal aufgerufen
 Positives
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Heizer Offline




Beiträge: 1.025

23.06.2007 14:22
RE: Fragebogen zum neuen Job... Zitat · Antworten

Moin alle zusammen...

seit fast zwei Jahren bin ich nun im Dienstleistungs- und Weiterbildungsbereich selbstständig tätig. Die Entscheidung ist mir damals nicht leicht gefallen, aber heute bin ich stolz auf mich, dass ich es bis jetzt geschafft habe mich durch meine Projekte zu finanzieren...

Nun hatte ich das Angebot einer halben Stelle bekommen. Der Tätigkeitsbereich ist für mich sehr interessant und mein Profil, sprich Ausbildung und frühere Tätigkeiten passten genau auf die Stellenbeschreibung... und das Beste war für mich, dass ich bei einer halben Stelle auch weiterhin freiberuflich meine Projekte durchführen kann...

Um es kurz zu machen, ich habe die halbe Stelle bekommen. Musste aber vor dem ersten Arbeitstag eine Eingangsuntersuchung inkl. eines Drogentestes bei der Betriebsärztin über mich ergehen lassen. Da ich mich gesund fühlte und auch keine Angst vor dem Drogentest haben musste bei über 4 Jährigen Trockenheit ging ich frohen Mutes dorthin...

Vor der Untersuchung bekam ich zwei Dokumente und nen Becher für die Urinprobe zum Ausfüllen in die Hand gedrückt. Das eine Blatt war die Einverständniserlärung zum Drogentest... kurz überflogen und ausgefüllt...
Den zweiten Zettel habe ich gelesen, wurde stutzig und kümmerte mich dann erstmal um den Becher.....

Dann nahm ich mir erneut den Zettel vor... dort wurden frühere und bestehende Erkrankungen abgefragt...

Kreislaufprobleme, Krampfanfälle, Herzbeschwerden....

und eine Frage lautete:

Frühere Alkohol- und/oder Drogensucht? ja oder nein

Ich kann hier kaum beschreiben wie ich mit mir gekämpft habe um diese Frage zu beantworten...

Ich habe mich dafür entschieden diese Frage mit ja zu beantworten auch wenn die Stelle damit ggf. für mich nicht mehr erreichbar sein sollte....

Mein Weg in die Trockenheit hat nur mit einer Offenheit und Ehrlichkeit zu mir selber funktioniert...
...und ein nein an dieser Stelle anzukreuzen hätte für mich bedeutet, ich entferne mich wieder von mir...

...nach der Blutabnahme und einem Sehtest musste ich dann zur Ärztin rein... diese sah alle Unterlagen durch, untersuchte mich und besprach mit mir einiges zum zukünftigen Verhalten bei dem neuen Arbeitgeber....

...langsam wurde ich etwas bockig... da hatte ich mir echt ohne Ende Gedanken gemacht zum Ankreuzen der Frage auf dem Fragebogen und sie ging da gar nicht drauf ein....

Erst ganz am Schluss der Untersuchung fragte sie eher nebenbei ob es sich bei mir um Alkohol- oder um Drogensucht gehandelt hätte.... ich antwortete wahrheitsgemäß und stellte mich auch weitere Fragen zu meinem Entzug und meinem jetzigem Stand ein.... nix passierte...

Die Ärztin entschuldigte sich bei mir für den Fragebogen und erklärte mir, dass sie schon dabei wäre ihn zu überarbeiten... das war dann alles zu dem Thema......
... und dann wünschte sie mir einen guten Start auf der neuen Arbeitsstelle....

Auch wenn es für sie nicht maßgeblich scheint was ich dort angekreuzt habe auf diesem Fragebogen...

...ich bin stolz auf mich wie ich gehandelt habe...

....das wollte ich nur mal loswerden....

Gruß

Heizer

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Ein neues Leben kann ich nicht anfangen, aber täglich einen neuen Tag...


Elefantino Offline




Beiträge: 4.209

23.06.2007 14:30
#2 RE: Fragebogen zum neuen Job... Zitat · Antworten

Hallo Heizer!

Du hast auch alles Recht auf Dich stolz zu sein!!!



Schön, dass Du für Deine Ehrlichkeit und das "bei Dir selbst bleiben" belohnt worden bist.
Solche positiven Erfahrungen machen einen noch stärker finde ich.

Glückwunsch zur neuen Stelle.

LG

Elefantino

Die schärfsten Kritiker der Elche
waren früher selber welche


F.W. Bernstein


Peregrine Offline



Beiträge: 1.056

23.06.2007 14:37
#3 RE: Fragebogen zum neuen Job... Zitat · Antworten

zu deiner ehrlichen Antwort. Ich hätte den Mut nicht. Ich gebe meine Alkoholsucht ja so schon kaum zu, in deier Situation hätte ich mit Sicherheit gekniffen.

Und ich wünsche auch viel Erfolg bei deinem neuen Job, das liest sich alles klasse.

Liebe Grüße
Peregrine


Friedi Offline



Beiträge: 2.617

23.06.2007 17:09
#4 RE: Fragebogen zum neuen Job... Zitat · Antworten

Hallo Heizer,

mir fällt gar kein Wort ein, das angemessen ausdrückt, wie toll ich es finde, dass du die Frage wahrheitsgemäß angekreuzt hast. Ich denke, deine Trockenheit hat dir das Selbstvertrauen gegeben, das hierzu erforderlich war.

Alles Gute für deinen neuen Job und weiterhin für den alten wünsche ich dir.
Gruß

Friedi

____________________________________________________________________________________________________
Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können.
Marc Aurel


Elke2311 Offline



Beiträge: 389

23.06.2007 18:12
#5 RE: Fragebogen zum neuen Job... Zitat · Antworten

Heizer,
super das du ehrlich geantwortet hast. Sich und Andere belügen, das haben wir lange genug gemacht. Es ist keine Schande krank zu sein, aber nichts dagegen tun schon. Du bist einige Jahre trocken und kannst stolz darauf sein.
Viel Erfolg in deinem neuen Job
Elke


Friesenvolker Offline




Beiträge: 2.911

24.06.2007 09:46
#6 RE: Fragebogen zum neuen Job... Zitat · Antworten

Hallo Heizer!




Alles, alles Gute weiterhin ...

VG
Volker

Ein Zuviel an Intellekt ist durchaus geeignet, die Freude am Leben zu trüben.


tapfer Offline




Beiträge: 138

24.06.2007 10:39
#7 RE: Fragebogen zum neuen Job... Zitat · Antworten

Hallo Heizer,

ich finde es toll, dass Du auf die Frage ehrlich geantwortet hast. Wie schon gesagt wurde, belogen haben wir uns und andere wohl lange genug.

Ich schäme mich auch nicht, krank zu sein, da ich sehr verantwortungsvoll mit der Krankheit umgehe, ähnlich wie Du es tust.

Es gibt sicherlich immer noch Arbeitgeber, für die ist eine Abhängigkeitserkrankung ein Ausschlussgrund, aber mal ehrlich, möchte man diesen Arbeitgeber?

Ich glaube, dass viele Entscheidungsträger mittlerweile erkannt haben, dass Menschen, die sich mit einer so schweren Krankheit auseinandergesetzt haben und Verantwortung für sich übernehmen, auch sehr gut in der Lage sind, Verantwortung am Arbeitsplatz zu übernehmen.

Ich war damals in einer Führungsposition und habe diese nach aussen auch gut vertreten. Innerlich fühlte ich mich aber völlig "durcheinander", da ich mich nicht um mich gekümmert habe. Es war nur eine Frage der Zeit, wann ich mit dieser Verantwortung überfordert war, da ich ja mit mir selbst schon so lange überfordert war!

Ich wünsche Dir alles gute in dem neuen Job.

Gruß Chris

Loslassen, immer wieder loslassen.
Das ist alles!


Ingmarie Offline




Beiträge: 3.832

24.06.2007 10:46
#8 RE: Fragebogen zum neuen Job... Zitat · Antworten

Guten Morgen Heizer!

Zum aufrechten Gang gehört nunmal Rückgrat.

Du weißt das ganz offensichtlich nicht nur, Du handelst auch konsequent danach.

So - und nur so - gehts auf Dauer.

Bist schon 'n klasse Weib, Du!

HochAchtungsvoll
Ingmarie

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Einfach tun.
Der beste Zeitpunkt dafür: immer genau jetzt.


amethysmena ( gelöscht )
Beiträge:

24.06.2007 11:10
#9 RE: Fragebogen zum neuen Job... Zitat · Antworten

sálü heizer!

das gefällt mir, was du da erzählst.
herzlichen glückwunsch zur neuen stelle -
und dass sie die richtige für dich sein möge!

deine antwort auf die ja/nein-frage nach einer früheren sucht finde ich sehr integer und authentisch.
das wichtigste war doch, dass du bei dir geblieben bist und ganz du selbst.
das gelingt nicht vielen.

ich habe natürlich auch drüber nachgedacht, was denn ich in dieser situation getan hätte ....

und jetzt sitze ich hier grinsend :

erst einmal:
ich finde die frage absolut unverschämt.
so unverschämt wie die frage nach einer schwangerschaft.
da brauch ich nicht die wahrheit sagen.
deswegen hätte ich mit nein geantwortet.

zum anderen:
die frage ist einfach dumm gestellt.
denn wenn ich mit nein antworte, dann antworte ich genau so wahr und ehrlich:
weil ich nicht alkoholsüchtig WAR, sondern alkoholsüchtig BIN.
die frage in der vergangenheitsform mit ja zu beantworten, würde für mich nicht stimmen,
weil ich auch in der gegenwart nicht mit alkohol umgehen kann.
also wäre für mich NEIN auch die innerlich richtige antwort gewesen.


pfffft.

wenn der fragebogenerfinder so dumm ist, nicht zu wissen, was sucht bedeutet, dann ist das nicht mein problem.
und hellsehen, was er/sie denn nun mit der frage wirklich gemeint haben könnte, ist nicht mein job:
hellsehen kostet bei mir immer extra.

[ Editiert von amethysmena am 24.06.07 11:12 ]


Friedi Offline



Beiträge: 2.617

24.06.2007 14:21
#10 RE: Fragebogen zum neuen Job... Zitat · Antworten

Hallo,

keine Ahnung, welche Fragen des Arbeitgebers rechtlich zulässig sind und welche nicht. Die Frage nach der Alkoholsucht bezogen auf die Vergangenheit ist falsch formuliert, wie wir als Betroffene wissen. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist es aber üblich, von jemandem, der nicht mehr trinkt, zu sagen, er w a r Alkoholiker.

Wenn mir somit klar ist, was der Arbeitgeber wissen möchte, wäre mir nicht wohl bei einer Antwort, die ich mit Spitzfindigkeiten und Wortklaubereien als ehrlich begründen könnte, die es tatsächlich aber nicht ist.

Liebe Grüße

Friedi

____________________________________________________________________________________________________
Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können.
Marc Aurel


amethysmena ( gelöscht )
Beiträge:

24.06.2007 18:17
#11 RE: Fragebogen zum neuen Job... Zitat · Antworten

sálü friedi!

Zitat
Im allgemeinen Sprachgebrauch ist es aber üblich, von jemandem, der nicht mehr trinkt, zu sagen, er w a r Alkoholiker.


dieser von dir als "allgemein" bezeichnete sprachgebrauch ist mir als solcher nicht so geläufig.

ich habe diese ausdrucksweise bislang nur ganz selten erlebt
- und zwar ausnahmslos aus dem mund von menschen,
die selbst einen nicht unproblematischen umgang mit alkohol 'pflegen',
sich dies aber nicht eingestehen wollen.

ich selbst käme nie auf die idee, von mir zu sagen:

"ich bin ehemalige alkoholikerin"
oder
"früher war ich mal alkoholikerin"

das wiederum wäre mir sehr unehrlich.

es sei denn, dass mal irgendwann in 27 jahren vielleicht ein mensch eine wunderpille erfunden haben wird,
die das suchtgedächtnis komplett löscht und mich im umgang mit alkoholhaltigen getränken
wieder unbedarft und jungfräulich sein ließe....
wenn ich diese pille dann genommen haben würde und die wirkung tatsächlich so wäre,
dass ich wieder mit alkohol umgehen könnte - dann dürfte ich ganz ernsthaft von mir sagen:

"jaaaaa, früher mal, als es dieses medikament noch nicht gab, da war ich mal alkoholikerin.
DAS war eine echt marode zeit, kann ich dir sagen.
weißte noch, wie wir damals alle versucht haben,
nix zu trinken und abstinent zu sein?
wie lästig das war, stundenlang vor dem computer abzuhängen in irgendwelchen doofen suchtforen,
wo sich alle einredeten, wie toll das leben ohne alkohol doch sei ....?!"

glaube mir, nach dieser pille wäre ich SOFORT süchtig!

nun, da ich nicht im konjunktiv lebe und auch nicht im WENN und ABER,
sondern im JETZT und IST, da BIN ich halt alkoholikerin.

weil es so ist.


Ralfi Offline



Beiträge: 3.531

24.06.2007 20:46
#12 RE: Fragebogen zum neuen Job... Zitat · Antworten

Hi Amethysmena,

ich würde diese Pille wahrscheinlich nicht nehmen.

1) müßte ich wieder Alkohol trinken wollen, damit es überhaupt Sinn macht
2) haben alle Pillen ihre Nebenwirkungen
3) habe ich die Schnauze voll von Pillen (Mittelchen) die mir versprechen, daß alles wieder gut wird.

Gruß Ralf

Zufriedenheit hängt nicht davon ab, wer du bist oder was du hast;
es hängt nur davon ab, was du denkst.


Heizer Offline




Beiträge: 1.025

25.06.2007 08:32
#13 RE: Fragebogen zum neuen Job... Zitat · Antworten

Moin...

Danke euch für die Rückmeldungen...

das möchte ich einfach noch ergänzen...

Als ich mit mir kämpfte bzgl. der Frage, da stand für mich weder der Fragebogen, noch der Ersteller des Fragebogens, noch die gegebene gesetzliche Grundlage und auch nicht mein zukünftiger Arbeitgeber im Vordergrund.... sondern ganz alleine ich...
...ich und meine Meinung zu mir und meiner Alkoholkrankheit...
...ich und meine Offenheit zu mir...

Alle oben angegebenen Dinge haben meinetwegen Diskussionsbedarf...

...aber nicht meine Entscheidung wie ich (jetzt) zu mir stehe...

Gruß

Heizer

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Ein neues Leben kann ich nicht anfangen, aber täglich einen neuen Tag...


Faust Offline




Beiträge: 5.519

25.06.2007 08:37
#14 RE: Fragebogen zum neuen Job... Zitat · Antworten

Moin, Heizer,

Deine Entscheidung ist aller Ehren wert.

Dabei sollte niemand vergessen,
dass die falsche Beantwortung berechtigter Fragen
als 'arglistige Täuschung' zu werten ist
und einen Kündigungsgrund liefert, wenn's drauf ankommt.

LG
Bernd

"Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. " (Bertrand Russell)


amethysmena ( gelöscht )
Beiträge:

25.06.2007 08:51
#15 RE: Fragebogen zum neuen Job... Zitat · Antworten

sálü heizer, liebe!

dein all meinen respekt verdienendes "ich bin bei mir geblieben"
und deinen souveränen umgang mit der situation wollte ich überhaupt gar nicht in frage stellen.
ich wollte auch deine freude, deinen stolz nicht schmälern.

es tut mir leid, wenn das so angekommen ist.

da ist die sprachversessene redakteurin mit mir durchgegangen.
auch meine innere gesellschaftskritische kommentatorin, die fragebogen solcher art - mit der menschen in schubladen gesteckt bzw. durch raster fallen gelassen werden - für menschenverachtend hält, hat sich auf die palme gezickt.

wahrscheinlich wäre ich sogar so weit gegangen, für einen arbeitgeber, der mir solcherlei diskriminierende fragebögen vorlegt, gar nicht mehr tätig werden zu wollen und hätte meine bewerbung zurückgezogen.

und hätte mich damit womöglich um eine gute stelle gebracht.

DU hast den job, heizer - und allein das zählt.
noch mal meinen glückwunsch!


[ Editiert von amethysmena am 25.06.07 8:53 ]


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