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Saufnix  
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Dieses Thema hat 9 Antworten
und wurde 1.666 mal aufgerufen
 Nass und Trocken
Helianta Offline



Beiträge: 153

04.05.2007 01:07
RE: Stationär oder ambulant Zitat · Antworten

Ich bin da wirklich gerade im Konflikt zwischen einer ambulanten und einer stationären Therapie. Ich versuche mal aufzuschreiben, was für mich jeweils wichtige Punkte sind. Es wäre schön, wenn jemand das kommentieren würde mit persönlichen Erfahrungen, wie er oder sie die einzelnen Punkte erlebt hat. Ich versuche eine Aufstellung:

stationär:
(+) keine Versuchungen
(+) höhere Erfolgswahrscheinlichkeit
(+) hohe Konzentration auf das Thema, gute Angebote
(+) wäre super wenn ich für eine Zeit aus dem für mich gesundheitlich problematischen Rhein-Klima herauskäme (Lungenkrank)
(+) in Norddeutschland: niedrige Ozonwerte
(-) Kind ist ohne die gewohnte Bezugsperson
(-) ohje - ich möchte den Punkt "Kind" dreifach gewertet wissen. Ich kann mir das nicht vorstellen. Wie soll das gehen. Meine Tochter könnte zeitweise von meiner Mutter betreut werden, die dann obwohl schwerbehindert kommen würde, aber die ist - entschuldige Mutter - dafür überhaupt nicht kompetent. Es wäre wie das Kind alleine lassen. So wie ich es aus meiner Kindheit beurteilen kann. Ich befürchte, und ich glaube zu recht, das es meiner Tochter nicht gut.
(-) lange von zuhause weg
(-) allgemein sichtbar weil = man nicht da ist
(-) Wohnung muss versorgt werden
(-) Offenstellung "Suchtkrank", da ja zumindest die Postadresse "Suchtklinik" darauf hinweist
(-) Alltag bricht weg
(-) ich muss vielen Menschen, denen gegenüber ich das nicht will, einen Grund geben
(-) kann meiner freiberuflichen Arbeit nicht nachkommen


ambulant:
(-) sehr hoch zu bewerten: die Erfolgswahrscheinlichkeit ist geringer.
(-) die Versuchungen lauern mehr. Auf jedem Heimweg komme ichan einer Vielzahl von Supermarkten und Kiosken vorbei, die einen förmlich anschreien: Kauf Dir was.
(-) Mitarbeiter könnten mich treffen (gleiches Viertel) und nicht verstehen warum ich nicht bei der Arbeit bin und doch da
(-) Auszeit verschenkt für das "Lungenthema", muss den Sommer hierverbringen und leiden (allein schon die Ozonwerte.. machen mich fertig)
(+) Kontakt zum Kind
(+) ich weiß gar nicht wie ich den obigen Punkt hoch genug bewerten kann
(+) könnte mir positive Kontakte aufbauen
(+) Alltag läuft fast weiter
(+) Offenstellung bleibt in meiner Freiheit und meiner Handhabe. Ich muss mich vor niemandem entblößen, wenn ich nicht will. Ausgenommen die Kollegen, die ich treffen würde - was sollte ich denen sagen?
(-) ich arbeite nicht nur als Arbeitnehmer, sondern auch freiberuflich. Kann mich dem schlecht entsagen, das wäre einfacher, wenn ich weg wäre.

Also, das ist mein momentaner Standpunkt. Ich will versuchen mich zu entscheiden und frage micht was ihr dazu denkt.

liebste Grüße,

Heliante

:
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
Erich Kästner


RdTina Offline




Beiträge: 4.304

04.05.2007 06:38
#2 RE: Stationär oder ambulant Zitat · Antworten

Moin Moin Helianta,
ich bin glaub ich in diesen Punkten nicht der beste Ratgeber, da ich viele Punkte, die Du hier aufführst Gott sei Dank nicht bedenken musste.
Meine Kinder (damals 7 u. 17J) wurden jeweils von einer meiner beiden Schwestern liebevoll betreut (die Trennung fiel mir trotzdem schwer) Wenn Du innerhalb Deiner Familie oder Freunde diese Möglichkeit nicht hast, gibt es die Möglichkeit eine Betreuungsperson über das Jugendamt zu organisieren. Ich glaube sogar, daß die Kosten von der Krankenkasse bezahlt werden (?!) Erkundige Dich doch da mal.
Diese Person kommt glaub ich sogar ins Haus, womit dann die Wohnungsfrage auch geklärt wäre und Deine Kinder in der gewohnten Umgebung bleiben könnten.
Den Personen, die evtl. von Deiner Absicht der Therapie erfahren sollten (evtl. Arbeitgeber) solltest Du "reinen Wein" einschenken. Nur Mut! Du glaubst jetzt gar nicht, wie verständnisvoll so ein Arbeitgeber sein kann, wenn man ehrlich zu ihm ist. Alle Personen, die mit DIR, DEINEN Kindern und DEINEM Leben nix zu tun haben, sollen doch denken was sie wollen (tun sie sowieso:zwinker1 und sich den Kopf über Deine Abwesenheit zerbrechen, dann haben sie auch was zu tun.
Noch ein kleiner Tip zu Deiner Liste (ist übrigens ne super Idee) bewerte mal alles was FÜR eine Therapie spricht mit 2 Punkten (weil es einem GESUNDEN und ZUFRIEDENEN Leben dient) und alles was DAGEGEN spricht nur mit 1 Punkt (weil es Dir schadet). Wenn Du die Punktzahlen gegenüberstellst, wird Dir Deine Entscheidung vll. etwas leichter fallen.

Ich kann supergut verstehen, welche Gedanken und Ängste Dich im Moment belasten. Aber mal ehrlich, im Grunde ist Deine Entscheidung doch gefallen (wie auch immer die aussieht), Du traust dieser Deiner Entscheidung nur nicht
Ich drück Dir auf jeden Fall ganz fest die Daumen

LG, Tina

Alles im Leben hat seinen Sinn



Über die Steine, die ich mir HEUTE in den Weg lege, werde ich MORGEN stolpern


RdTina Offline




Beiträge: 4.304

04.05.2007 06:41
#3 RE: Stationär oder ambulant Zitat · Antworten

ICH habe mich seinerzeit für eine stationäre Therapie entschieden. Ich brauchte diesen Standortwechsel um mich völlig auf mich konzentrieren zu können. Meine gewohnte Umgebung mit den gewohnten Problemen hätte meine Therapie wahrscheinlich nicht nur erschwert sondern hätte auch nicht zu dem von mir gewünschten Ergebnis (trocken werden) geführt. Dafür kannte ich mich zu gut

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Lotte01 Offline




Beiträge: 514

04.05.2007 06:44
#4 RE: Stationär oder ambulant Zitat · Antworten

Hallo Helianta,

ich habe stationär gemacht, weil ich mich endlich mal nur auf mich konzentrieren wollte.

Diese Therapie nicht los gelöst von meinem Alltag hätte ich mir gar nicht vorstellen können. Abends dann Einkaufen, Haushalt, Briefkasten leeren mit unangenehmer Post... oh je!

Noch eines und das ist nicht bös gemeint, habe ja selbst zwei Kinder. Hierzu:

Zitat
(-) ohje - ich möchte den Punkt "Kind" dreifach gewertet wissen. Ich kann mir das nicht vorstellen. Wie soll das gehen. Meine Tochter könnte zeitweise von meiner Mutter betreut werden, die dann obwohl schwerbehindert kommen würde, aber die ist - entschuldige Mutter - dafür überhaupt nicht kompetent. Es wäre wie das Kind alleine lassen. So wie ich es aus meiner Kindheit beurteilen kann. Ich befürchte, und ich glaube zu recht, das es meiner Tochter nicht gut.



Wie hoch hast Du die Betreuung Deiner Tochter gewertet, als du getrunken hast und für sie und ihre Betreuung verantwortlich warst? Eine einfaches Minus oder auch dreifach?

Letztlich bist Du nur ein paar Wochen weg und wirst wieder kommen, klüger als zuvor, gefestigter als zuvor und mit Engergie für Dich und Deine Tochter als je zuvor. So wie Du es denn willst natürlich.

Für meine Entscheidung war genau diese Überlegung maßgeblich. Ich dachte mir, ich brauche jetzt alle Energie für mich während dieser Therapie. Für meine Kinder kann dann abends nur ein ganz kläglicher Rest übrig bleiben. Also lieber stationär und dann richtig.

Allerdings muss das jeder selbst wissen.

Viel Glück!


Lotte01 Offline




Beiträge: 514

04.05.2007 06:52
#5 RE: Stationär oder ambulant Zitat · Antworten



Ach so, ich vergaß noch anzufügen, es gibt doch auch Kliniken, da kann man die Kinder mitnehmen. Wäre vielleicht auch noch eine Variante für Dich.


Heizer Offline




Beiträge: 1.025

04.05.2007 06:53
#6 RE: Stationär oder ambulant Zitat · Antworten

Moin Helianta,

ich kann dir deine Entscheidung nicht abnehmen, kann dir aber schreiben wie ich meine Entscheidung getroffen habe...

Bei mir gingen ähnliche Dinge durch den Kopf wie bei dir als ich am Anfang stand. Ich wusste auch nicht was mich erwartete, ich konnte nur für mich sagen was ich nicht wollte... ich wollte nicht meinen Job verlieren...

...ich konnte damals gar nicht überblicken welcher Weg der beste für mich war... ich habe diese Entscheidung gemeinsam mit meiner Therapeutin bei der Suchtberatung in den ersten Gesprächen getroffen... ich war froh, dass dort jemand war, der mir zuhörte, der mich mit meinen Bedenken ernst nahm... dabei aber auch alle Möglichkeiten mit mir gemeinsam durchging und mich unterstützte, so wie ich es brauchte... ich habe dann 2,5 Jahre eine ambulante Therapie gemacht, für mich war es der richtige Weg...

Saufnix ist klasse... kann aber das persönliche Gespräch in einer Beratungsstelle nicht ersetzen...

Gruß

Heizer

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Ein neues Leben kann ich nicht anfangen, aber täglich einen neuen Tag...


Inessi Offline



Beiträge: 4.791

04.05.2007 07:29
#7 RE: Stationär oder ambulant Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Helianta
stationär:
(+) keine Versuchungen
(+) höhere Erfolgswahrscheinlichkeit
(-) Alltag bricht weg

ambulant:
(-) sehr hoch zu bewerten: die Erfolgswahrscheinlichkeit ist geringer.
(-) die Versuchungen lauern mehr. Auf jedem Heimweg komme ichan einer Vielzahl von Supermarkten und Kiosken vorbei, die einen förmlich anschreien: Kauf Dir was.
(+) Alltag läuft fast weiter



Moin Helianta,

also ich hatte mich für eine ambulante Suchttherapie entschieden, weil:

- es mir nix nützte, mich 16 Wochen unter eine "Käseglocke" (Klinik) zu verstecken, um mich dann vom Alltag mit all den plötzlich wieder vorhandenen Versuchungen "erschlagen" zu lassen.
- die Idee mich während und mit Hilfe der Thera mit meinem Alltag und den damit verbundenen Ritualen, Frust, Stress usw. direkt in Echtzeit sozusagen auseinander zu setzen, fand ich richtig gut

Es gibt keine wirkliche Statistik, die aussagt, daß eine Kliniktherapie höheren Erfolg hat. Du wirst danach entlassen und das wars. Im Gegenteil, hier hab ich das oft andersrum gehört von Ärzten und Therapeuten.

Und ich wollte mein Kind (damals 13) nicht allein lassen. Auch rückblickend find ich gut, daß sie meinen Werdegang miterlebt hat, ich konnte sie mit einbeziehen.

Liebe Grüße.


Faust Offline




Beiträge: 5.519

04.05.2007 08:31
#8 RE: Stationär oder ambulant Zitat · Antworten

Hallo, Helianta,

Deine Gegenüberstellung zeigt erst einmal Deine Unsicherheit.
Und das ist verständlich.

Erfolgswahrscheinlichkeiten sagen nichts aus über den Einzelfall.
Es ist - nach meiner Erfahrung - der Eigenanteil,
der stärker über den Erfolg entscheidet.
Niemand kann Dich "trockenlegen".

In die Supermärkte wirst Du auch nach einer stationären Therapie wieder gehen müssen.
Und auch in der stationären Einrichtung gibt es Beschafffungswege,
die nur eine Armlänge weit entfernt sind.

Über die Offenlegung meiner Krankheit in meinem unmittelbaren Umfeld
habe ich mir die wenigsten Gedanken gemacht,
es wußten ohnehin mehr Leute,
als ich damals geglaubt habe,
dass da bei mir etwas gewaltig nicht stimmt.

Ein Gespräch zu diesem Thema in der Suchtberatungsstelle halte ich für empfehlenswert.
Aber auch das ist nicht das Zünglein an der Waage.

Voraussetzung in jedem Falle ist die eigene Kapitulation,
der K(r)ampf hört auf.
So war es bei mir.

Ich wünsche Dir, dass Du es schaffst.

LG
Bernd

[ Editiert von Faust am 04.05.07 8:33 ]

"Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. " (Bertrand Russell)


Horn Offline




Beiträge: 456

09.05.2007 21:16
#9 RE: Stationär oder ambulant Zitat · Antworten

Hallo Helianta,

eine ambulante Therapie ist wie Du schon richtig schreibst weniger erfolgversprechend als eine stationäre Therapie.
Außerdem ist eine ambulante Therapie sehr anstrengend, vor allem wenn Du nach der Therapie noch Heim, Kind und Alltag handeln musst. Eigentlich sollten die Abende dazu genutzt werden das am Tag behandelte zu verarbeiten.

Ich selbst habe in der stationären Therapie als großen Vorteil empfunden, dass ich abends noch mal im Kreis meiner Mitpatienten über die Themen des Tages nachdenken und diskutieren konnte. Und ich konnte auch mal abschalten und in Ruhe ein Buch lesen. Dazu kommst Du während einer ambulanten Therapie sicher nicht.

Ich kenne einige Leute die aus einer ambulanten Therapie in eine stationäre gewechselt haben weil Ihnen die ambulante Therapie zu anstrengend und damit auch nur bedingt von Nutzen ist.
Ich kenne aber auch Leute die gegen meinen Rat aus der stationären in die ambulante Therapie gewechselt haben. Als der Wechsel nicht mehr rückgängig gemacht werden konnte kam das große Jammern.

Fazit: Wenn es irgendwie möglich ist empfehle ich eine stationäre Therapie. Die ambulante Therapie ist aus meiner Sicht ein Notbehelf für Leute die unmöglich 3-4 Monate aus dem Alltagsleben auscheiden können.

Wobei ich mir bei diesen Leuten oft die Frage stelle: "was machen die eigentlich wenn sie heute einen Herzinfarkt bekommen und wochenlang in eine Reha müssen??"


Liebe Grüße
Werner

Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.


Inessi Offline



Beiträge: 4.791

10.05.2007 07:55
#10 RE: Stationär oder ambulant Zitat · Antworten

moin, moin.

hier mal ein LINK zur evtl. Entscheidungshilfe.

liebe grüße.


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