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Saufnix  
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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 757 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
Leah Offline



Beiträge: 109

03.12.2006 23:56
RE: Alleingang II ?? Zitat · Antworten

Hallo ihr Lieben,

ich hatte auf Miss Rossis Tread geantwortet und daraus kamen dann auch Postings von euch an mich.
Ich versuche mal das in einen eigenen Tread zu kopieren, weil ich mich schon sehr gern darüber mit euch austauschen würde.

"Wesentlich häufiger finden sich bei Abhängigen sogenannte Ich-schwache Persönlichkeiten. Hier ist durch mangelnde Bestätigung und Förderung des Kindes, gelegentlich auch das übermäßige Verwöhnen des Kindes, das Ich zur Auseinandersetzung mit der äußeren und inneren Realität nicht ausreichend entwickelt. Die Affekttoleranz ist gering und auch die Affektdifferenzierung ist defizitär. Gefühle drohen das schwache Ich dann leicht zu überwältigen. Dieser drohenden Dekompensation wird durch die Einnahme des Suchtmittel begegnet. Neben der geringen Affekttoleranz, sind auch die Frustrationstolerenz und die Fähigkeit zur Realitätsprüfung gering. Die Ich-Grenzen gegenüber dem eigenen emotionalen Erleben und den Forderungen der Außenwelt sind brüchig. Bei sogenannten Ich-schwachen Persönlichkeiten ist also das emotionale Erleben gestört und nicht etwa die kognitiven Funktionen wie z. B. das Denken."

Haut genau hin Wie kann ich das ändern?

LG
Leah



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Bea60







Beiträge: 583
Dabei seit: 22.02.05
#17 | heute (7:28)

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Liebe Leah,

eine Therapie, bei der Dein Therapeut nichts über Deine Suchtproblematik weiss, halte ich schlichtweg für sinnlos. Viele Deiner Ängste dürften Ihre Wurzeln im Alkohol haben oder durch ihn verstärkt worden sein. Wenn Dein Therapeut das nicht weiss, wie soll er den richtigen Ansatz finden, Dir zu helfen???

Ich kann Dir nur dringend raten, hier endlich die Karten auf den Tisch zu legen.

Lieber Gruß
Beate



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RdTina
zufrieden trocken






Beiträge: 230
Dabei seit: 23.06.06
#18 | heute (14:40)

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Hallo Leah,
schliesse mich dem an. Das erste Übungsfeld bzgl. Ehrlichkeit Deiner Alkoholerkrankung gegenüber, ist der Therapeut. Um mit Dir gemeinsam einen Weg erarbeiten zu können, muss er wissen, was mit Dir los ist.
Würde mich interessieren, warum Du ihm diesen wichtigen Punkt immer noch verheimlichst.
Liebe Grüße, Tina
_______________________________
Alles im Leben hat seinen Sinn



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Lotte01
trocken





ICQ:
Beiträge: 336
Dabei seit: 04.08.06
#19 | heute (15:57)

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Hallo Leah,

ich will sogar noch ein Stück weitergehen und behaupte einfach mal, eine Therapie mit einem Therapeuten, dem man nicht 100 % vertraut, bringt überhaupt nichts. Schade um das Geld, die Hoffnung und die Zeit.

Deine Alkohlkrankheit ist doch nicht nur eine unwesentliche Randerscheinung, die man einfach mal so mit erledigt, wenn man gerade eine Therapie macht.

Von Anfang an habe ich mich auch nicht einfach so meiner Therapeutin öffnen können, weil mir zum damaligen Zeitpunkt noch so einiges ziemlich peinlich war und ich mich geschämt habe. Allerdings von meiner Alkoholkrankheit habe ich ihr schon am Telefon erzählt, als ich um den ersten Termin bat. Es sind auch nicht alle Therapeuten dafür qualifiziert, um mit Suchtkranken zu arbeiten.

Nur Mut Leah, danach wird es Dir besser gehen.

[ Editiert von Lotte01 am 03.12.06 15:58 ]
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Gruss Lotte


Leah Offline



Beiträge: 109

04.12.2006 00:49
#2 RE: Alleingang II ?? Zitat · Antworten

Hallo Zusammen,

so, das Kopieren hat ja funktioniert.

Hm, was ihr schreibt macht mich nachdenklich. Bisher war ich schon der Meinung, den Alkoholismus eher als Randerscheinung zu betrachten. Die ersten Angstzustände und Panikattacken hatte ich vor mehr als 1990, vor 16 Jahren. Da war ich aber von Alkoholismus noch weit entfernt. Zwischendurch war ich 10 Jahre völlig Panikfrei. Bis es auf einmal, oder eher langsam schleichend, im Sommer 2004 wieder anfing und sich heftiger als damals entwickelte. In dieser Zeit beendete ich eine Beziehung, die mir nicht guttat; und beschloß, nicht sofort wieder eine neue einzugehen, sondern ertmal mit mir selbst klar zu kommen und vielleicht auch herauszufinden, warum ich immer Bez. suche und finde, die sich als destruktiv erweisen. Diese Angstzustände begannen schon während der Bez. und machten mir auch sehr deutlich, dass hier was zu ändern ist. Offensichtlich war die Bez. nicht das Einzige, was zu ändern war oder ist. In der folgenden Zeit bemerkte ich dann, dass mit meinem Alkkonsum was nicht in Ordnung ist. Nach dem der Ex ausgezogen war, dachte ich; na gut, jetzt brauchst du keine Bierkästen mehr ranschleppen. Ging ne Weile gut, bis ich anfing erst einzelne Flaschen zu kaufen und letztendlich doch wieder beim Kasten war. Richtig Sorgen hab ich mir erst gemacht, als ich merkte, die Menge doch nicht so unter Kontrolle zu haben, wie ich dachte. Nahm ich mir vor, nur eins zu trinken, klappte das oft nicht. Nach dem das erste erstmal runter war, war der Vorsatz sooo wichtig dann auch nicht mehr. Dann kam ne ganze Weile Selbstberuhigung. Ach, so schlimm ist das doch nicht. Sooo viel trinkst du doch nicht. Unangenehme Begleiterscheinungen wie Scham und schlechtes Gewissen kamen dazu, mal den Laden gewechselt, mich auf zu Hause und mein Bier gefreut. Angst ganz gut unterdrückt damit.
Mist war nur, wenn Abends mal keins da. Dann kam die Angst schneller hoch. Zur Tanke gefahren. Scham und schlechtes Gewissen. Und immer öfter Morgens heftige Panik, Substanzlosigkeit, Schutzlosigkeit, zu wenig Widerstandsfähigkeit für die Angst und Alltagsanforderungen.

Nach einem dieser Morgende beschloß ich, dass damit Schluß ist. Und das ist es bis heute. Insofern geht es mir jetzt viel besser als da. Mit dem Alkohol aufzuhören heißt aber nun nicht, auch die Angst los zu sein. Ich kann sie spüren, muss sie nicht mehr sofort wegmachen, kann mir die Gefühle anschauen, die hinter dieser Angst liegen.

Und das ist es, was ich mit dem Thera bespreche. Diese Gefühle und wie ich im Allgtag mit ihnen leben und umgehen kann. Das klappt mal mehr, mal weniger gut.

Bedeutet das nun, dass ein Großteil meiner Angst auf dem Alkohol beruht? Auch, wenn diese Störung früher schon da war, ohne Alkohlismus? Ich weiß es nicht. Habe das Trinken eher wie eine Selbstmedikation gesehen.

Ihr schreibt, das es bedeuten kann, nicht ehrlich damit umzugehen, ist, wie ein Hintertürchen offen halten.
Darüber muss ich nachdenken.
Ich bin sehr froh, nicht mehr trinken zu müssen. Habe großen Respekt davor und nicht die geringste Lust, wieder damit anzufangen. Auch weiß ich ganz genau, ein Bier im Leichtsinn; und es wird nicht dabei bleiben. Diese Erfahrung habe ich schon gemacht, wenn ich mal für ein paar Tage nicht getrunken hatte.
Habe auch hier bei euch schon oft genug davon gelesen, dass einige, die jahrelang trocken, trotzdem wieder rückfällig werden. Diese Krankheit bleibt uns, egal wie lange nicht getrunken wird. Deshalb möchte ich es gar nicht ausprobieren.
Auch stelle ich aber manchmal eigene Sicherheitsvorkehrungen fest. Gestern Abend zum Beispiel war eine Party. Ich hatte nicht vor, dort Alkohol zu trinken; bin aber lieber mit dem Auto hin, um ganz sicher zu sein.
Heißt das, ich vertrau mir selbst nicht?

Suchtstrukturen sind auf jeden Fall noch da, kann ich z. B. nicht mit rauchen aufhören.

So ein Gefühl, mir selbst nicht zu trauen kenne ich vom Autofahren. Wenn ich Panik kriege auf der Autobahn, was meistens der Fall ist, habe ich Angst, irgendetwas katastrophales zu tun, nur um aus dieser Situation raus zu kommen. Ich tue es nicht; aber die Angst, die Kontrolle darüber zu verlieren ist da und macht jede Autobahnfahrt zu einer Blut,- und Wasseraktion.
Genauso ist es oft mit dem Alleinsein. Entweder lassen sich Vorkehrungen treffen und ich seh zu, möglichst nicht allein zu Hause zu sein, vor allem Abends; oder ich stell mich lang und breit drauf ein und krieg dann davon schon Angst. Angst, aufkommende Panik nicht unter Kontrolle halten zu können.

Das sind alles Situationen, in denen ich auf mich gestellt gestellt bin, und nicht genug Vertrauen habe, diese bewältigen zu können.

Liegt das nun am Alkoholismus; oder ist der Alk eher eine Folge davon?

Dazu fand ich den Abschnitt aus der Seite von dem Link den Miss Rossi hier hereingestellt hatte; und wo es um Ursachen von Alkoholismus ging interessant.

So, nun hab ich viel mehr geschrieben als ich eigentlich wollte. Und soviele Fragen gestellt. Bin für Antworten und Mitnachdenker sehr dankbar.
LG
Leah


Miss_Rossi Offline




Beiträge: 3.901

04.12.2006 01:15
#3 RE: Alleingang II ?? Zitat · Antworten

Liebe Leah,

das mit den Panikattacken während des Autofahrens habe ich auch. Bei begann das schleichend, vor etwa 5 Jahren. Ich, die das Autofahren so geliebt hat, habe plötzlich Angstzustände bekommen, vor allem auf der Autobahn und bei Nachtfahrten. Da ich vor 3 Jahren noch täglich 60 km zur Arbeit fahren musste, hatte ich da natürlich ein Problem. Mittlerweile bin ich mir ganz sicher, dass es von meinem unkontrolliertem Alkoholkonsum gekommen ist und ich hoffe sehr, dass sich das wieder legt. Ich kann diese Aussage natürlich nicht pauschalisieren, schließlich schreibst du, dass du das schon vorher hattest. Was deine Frage bezüglich der Passage aus dem von mir angezeigtem Link angeht, so würde ich sagen, dass das definitv ein Thema sein sollte, das du mit deinem Therapeuten besprichst.

Liebe Grüße und viel Kraft und Lebensfreude wünscht dir

MIss Rossi


Bea60 Offline




Beiträge: 2.438

04.12.2006 09:03
#4 RE: Alleingang II ?? Zitat · Antworten

Hallo Leah und Miss Rossi,

das mit den Panikattacken beim Autofahren kenne ich auch nur zu gut. Damals hatte ich bei größeren Fahrten dann schon einen Pikkolo im Handschuhfach - so als Sicherheit, wenn gar nichts mehr geht.

Auch Einkaufen bei Aldi etc. Wenn Leute mit vollem Einkaufswagen vor mir waren, hatte ich schon Schweißausbrüche. Hab dann meistens den Wagen stehen lassen und bin durch die Regale gelaufen - Wagen weiterschieben - durch die Regale - Wagen weiterschieben....

Mir hat damals mein Therapeut mit einem Trick geholfen, der natürlich nicht immer funktioniert, aber bei mir war es echt super. Er hat mir geraten mir mal vorzustellen, was denn passieren könnte. Im schlimmsten Fall kippe ich mitten im Laden um, mehr kann es nicht sein. Er hat mir auch geraten, mit der Angst zu reden. Einfach zu sagen:
Komm doch, ich kenne Dich und weiss, Du gehst auch wieder. Komm einfach her.
Bei mir hat diese Technik geholfen und mittlerweile machen mir diese Situationen, die immer noch kommen, keine Angst mehr.

Wie gesagt, bei schweren Panikattacken wird es nicht wirken aber ein Versuch ist es wert.

Lieber Gruß
Beate


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

04.12.2006 09:37
#5 RE: Alleingang II ?? Zitat · Antworten

Hi Leah,

daß Du das Trinken mal als Selbstmedikation angefangen hast, scheint mir plausibel. Ein Medikament ist ursprünglich was, was man ganz einfach deswegen nimmt, weil man sich dadurch besser fühlt...kann man auf jeden Fall so sehen. Jede Form von "besser drauf kommen" ist ne Art von Selbstmedikation.

Irgendwo hab ich mal den schönen Satz gelesen, daß dieses Medikament dann zur Sucht wird, wenn mans auch noch nimmt, wenn man das ursprüngliche Problem gerade nicht hat. Du wirst ja nicht so viele Panikattaken gehabt haben, daß Du permanent trinken musstest, denke ich.

Dann kommt oft irgendwann auch noch so ein Umschlagpunkt, wo das ursprüngliche Problem immer dann auftritt, wenn Du die Droge absetzt, oder es vom Alkohol überhaupt erst ausgelöst wird, daß Du dann die Panik kriegst, wenn du getrunken hast.

Soweit, so gut, wenn Du nüchtern bist und das auch bleiben möchtest, ist es eigentlich zweitrangig, ob du dem Therapeuten davon erzählst, denke ich zumindest.
Kommt drauf an, ob du es ihm eigentlich sagen möchtest und Dich nicht traust - dann würd ich drüber nachdenken - oder ob du das Gefühl hast, daß es nicht notwendig ist, dann würd ichs bleiben lassen.

Es gibt sicherlich ne Menge Dinge, die Du dem Therapeuten nicht erzählst, weil gar keine Zeit ist oder es nicht zur Therapie gehört, also ne Lüge ist es ja nur dann, wenn er Dich fragt und Du verneinst das.

Ich hab nach 4 Jahren Trockenheit aus ganz anderen Gründen eine Therapie gemacht, hab dem Therapeuten auch von meinem ehemaligen Alkholproblem erzählt, und der meinte - obwohl, oder gerade weil, erfahrener Suchttherapeut - daß ich nach 4 Jahren so stocknüchtern bin, daß das nur dann noch ne Rolle spielen würde, wenns mich noch drückt. Sucht ist auch nur eine Persönlichkeitsdimension wie tausend andere, sie ist halt so lange dominant, solange man sie "aktiv pflegt".

Wenn Du ne Weile nüchtern bist, dann bleiben Dir die Dimensionen, die Du auch haben könntest, wenn Du eben nicht abhängig gewesen wärst. Auch "Gesunde" haben Probleme, wegen denen sie zum Therapeuten gehen, und andere Probleme. Man kann nicht alles auf die Abhängigkeit schieben, und deswegen muss man auch nicht überall drauf hinweisen.

Und was die Hintertürchen angeht - ich seh die Trockenheit nicht als Knast, in den ich mich selbst einsperren muss, ich muss auch nicht permanent auf mich aufpassen, sondern ich merke es, wenns gefährlich wird. Selbst wenn die Hintertür auf ist, zwingt mich niemand, sie auch zu benutzen.

der minitiger


Adda Offline




Beiträge: 850

04.12.2006 18:46
#6 RE: Alleingang II ?? Zitat · Antworten

Hallo Leah

bei mir zeigte sich die Angsterkrankung vor 11 Jahren. So ca. 5 Jahre vorher hatte ich für kurze Zeit starke Unruhezustände, die ich (und auch der Arzt) nicht als Panikattacken deutete. Als sie dann nach so 2 Wochen verschwanden beließ ich es dabei und kümmerte mich nicht darum.

Mein Alkoholproblem ist schon deutlich früher entstanden und halt in den letzten Jahren eskaliert. Missbräuchlich getrunken habe ich schon seit nunmehr fast 20 Jahren, zuerst als Anheizer für Parties, später dann zur Beruhigung und um mich und meine Ängste auszuhalten, noch später, weil ich meinte, z.B. die Sorgen um meine kranke Mutter nicht ertragen zu können. Dies war dann auch die Zeit in der ich begann, unter meinem Alkoholkonsum zu leiden. Davor fand ich mich zwar oft eklig, wenn ich zuviel getrunken hatte, fand auch meinen Umgang mit Alkohol manchmal bedenklich, wähnte ihn aber nicht als ursächliches Problem. Bei mir hat der Alkohol die Ängste übrigens verstärkt. Mit kräftigem Kater war ich gleichzeitig superängstlich und konnte mir nicht vorstellen, so manche einfach nur lästige Alltags-Situation auch nur im Ansatz aushalten zu können, die ich dann natürlich kräftig vermieden habe.

Während meiner Therapien (analytische Gesprächstherapien) trank ich selten und wenig. Alkohol war dort kein Thema, da es mir zu der Zeit auch nicht schwer fiel, nicht zu trinken, auch wenn es mir nicht immer gut ging. Angefangen habe ich danach jedes Mal wieder, wusste zu der Zeit auch schon, daß ich damit ein Problem habe, habe es für mich aber nicht formuliert, zwar angesprochen, aber nicht weiter zum Thema gemacht, da mich anderes drückte. In der ersten Therapie war für mich am wichtigsten (grob gesagt), meine Kindheits- und Eltern-Familien-Situation zu entschlüsseln und zu bearbeiten. Die Angsterkrankung trat dann ca. 2 Jahre später auf und war dann Inhalt meiner 2. Therapie. In der Zeit habe ich erstmals so etwas wie Eigenständigkeit gespürt.

Anfang diesen Jahres habe ich ein NLP-Coaching begonnen, in welchem verhaltensorientiert gearbeitet wurde. Das war für mich ein echter Glücksgriff. Inhalt war mein Suchtverhalten, eigentlich in erster Linie auf mein starkes Rauchen bezogen.

Schon kurz nach Beginn habe ich aufgehört zu Trinken, meinen Rauchkonsum habe ich auf die Hälfte reduziert. Konsum dieser Art wurde mir immer weniger wichtig, stattdessen bekamen die Sauf-/Rauch-/Perfektionismusgründe (und noch so manche mehr) Gewichtung mit den Fragestellungen: wie kann ich ihnen begegnen, was mache ich mit den entstandenen Lücken, wenn ich den „Stoff“ weglasse, wie kann ich mich stärken, dem stand zu halten, was will mir das Ganze sagen, worauf muss ich bei mir besonders achten und mich besonders kümmern, usw. Auch die Angst war Thema und ich konnte feststellen, daß bei mir Angst und Sucht ganz stark zusammengehören.

Mein „inneres Kind“ zeigte sich dabei von Mal zu Mal stärker und ich habe es genossen und soviel Freude dabei empfunden.

Ich habe dort für mich und mein Leben eine ganz neue Perspektive gewonnen, fühle mich inzwischen recht sicher mit mir und bemühe mich, inzwischen allein, dies weiter zu verfolgen. Angstattacken erlebe ich immer mal wieder, seltener und deutlich leichter als früher. Ich lebe damit ähnlich wie Beate, akzeptiere und begrüße die Angst wie „einen alten Freund“. Ist halt auch ein Teil von mir, immer mal wieder so zu reagieren, und gleichzeitig auch ein Weiser für inneren Konflikt oder eine „Baustelle“ von mir, wie z.B. Ungeduld.

Was nun zuerst da war: die Anlage zur Angsterkrankung oder die Süchte kann ich für mich nicht beantworten und ist mir eigentlich auch recht egal. Ich trank, weil ich Angst hatte und ich hatte Angst, weil ich trank. Die Angst war bei mir schon sehr früh da, die Neigung, schlechte Gefühle mit irgendwas zu betäuben, auch.

Ich bin mit Defiziten aufgewachsen, die mir heute noch teils immense Probleme bereiten. Sucht ist für mich dabei ein Effekt, der zu meiner Person dazugehört und seinen Grund in einer Melange aus meinem ureigensten Charakter und erlerntem Fehlverhalten bzw. mangelnden Bewältigungsstrategien hat. Frustrationstoleranz hatte ich z.B. schon als Kind nicht, nur daß da leider niemand war, der mir zur Seite stand und mir beibrachte, daß und wie ich dies hätte aushalten können, ohne Angst, mich selbst dabei zu verlieren.

Heute will ich es lernen, dies auszuhalten, nicht durch streng vorgezeigten Weg sondern durch liebevollen und auch gütigen Umgang mit mir, den ich als Kind nicht gelernt habe. Mich selbst be-eltern – besser spät als nie!

Ganz lieben Gruß von Adda


Leah Offline



Beiträge: 109

04.12.2006 23:53
#7 RE: Alleingang II ?? Zitat · Antworten

Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für so vile ausführliche Beiträge.
Offensichtlich scheinen ja einige hier sowohl mit Alkohol, als auch mit Angst zu tun zu haben.
@Ada Danke für deine Geschichte. Bei mir war es auch so, dass der Alk die Angst verstärkte,ganz so, wie du es beschreibst. Ein Arzt hat mir erklärt, dass regelmäßiger Alkkonsum das vegetative Nervensystem schwächt, und so die toleranz für Altagsbewältigungen deutlich herabsetzt.Mit Kater oder nach zu viel Alk ist die wahrscheinlichkeit vermehrter Angst wesentlich höher als ohne. Das war es ja auch, was mich den Kreislauf stoppen ließ. Dieses grausige Gefühl, damit zur Arbeit zu müssen und nicht wissen wie den Weg dorthin überhaupt zu meistern. Ich habe das übrigens nie für Entzugserscheinungen gehalten und halte es auch jetzt nicht dafür. Ich hatte nie Entzugserscheinungen oder auch nur den leisesten Wunsch, morgens gegen diese Angst Alkohol zu trinken. Im Gegeteil, morgens kam dann Scham und ein Gedanke wie , nie wieder Alk. Das hielt aber meist max. 2 Tage an. Dann ging es mir wieder besser und die Welt war gerettet. Dann konnte ich ja auch wieder was trinken.

Du kannst sehr klar festlegen, warum du getrunken hast.
Hm. Missbräuchliches Trinken. Was genau ist das? Ab und zu zuviel Alk bei diversen Gelegenheiten? Das könnte dann bei mir auch hinkommen. Vielleicht hat die Angsterkrankung doch mehr mit Alk zu tun, als ich dachte?
Was genau ist NLP-Coaching? Hört sich erfolgversprechend an.Gegen starkes Rauchen könnte ich auch was brauchen, und Suchtstrukturen im Allgemeinen. Mit Schoki geht es mir auch oft so, einmal angefangen, muss die Tafel leer sein, bevor ich aufhöre.
Meine ersten Therapien gingen auch in die tiefenpsychologische Richtung, Kindheitserfahrungen etc.
Da war nur der Alkoholkonsum meines Vaters Thema und Auswirkungen, die das auf mein Kinderleben hatte, und heute auch noch hat. Zu der Zeit war mir aber auch selbst noch nicht richtig bewußt, ebenfalls ein Alkproblem zu haben. Da fingen allenfalls leichte Beunruhigungen an, die sich schnell verflüchtigen ließen.

Ich versuche auch so mit meinen Ängsten umzugehen, dass ich sie als Teil von mir anneheme, begrüße wie alte Freunde wenn sie sich melden und sie mitnehme.Das verhindert oft, dass ein Angstgefühl zu einer Panikattacke wird. Diese Ängste sind auch konstruktiv. Sie zeigen mir etwas, machen mich auf etwas aufmerksam.
Nur auf der Autobahn fehlt mir diese Gelassenheit. Ich habe es auch schon hinbekommen, mir die Angst als Krähenvogel vorzustellen, der auf meiner Schulter Platz nimmt und mitfährt. Das ging ganz gut, erfordert aber solche Anstrengungen, dass ich oft ins Vermeiden falle.

@Minitiger Ja, du hast recht mit deinen Aussagen zur Selbstmedikation. Das Dumme an Suchtmitteln ist, dass man irgendwann davon süchtig wird. und klar hab ich dann auch angefangen zu trinken, wenn es mir gut geht. Permanente Angst hatte ich nicht. Diese Zustände und das angstvolle Grundgefühl mit Schwindel und Unwirklichkeitsgefühl kann schon tagelang anhalten. Permanent getrunken hab ich aber auch nicht. Immer am Abend. Oft auch, weil es mir gut ging. So Entspannungsbierchen etc. Auch bei vermehrtem Stress. Vermeintliche Gründe lassen sich immer finden.

Mit dem Thera. Eigentlich möchte ich es ihm schon sagen, zumal die Suchtstrukturen ja ganz eindeutig was mit meinem Verhalten zu tun haben. Und um Verhaltenstherapie geht es ja. Du sagst, ich soll drüber nachdenken, wenn ich mich nicht traue. Ich schäme mich. Und fühle mich als ein Totalversager, wenn ich das zugeben muss. Habe Angst vor Ablehnung und Vorwürfen. Rede über die Auswirkungen des Alkoholismus meines Vaters und greife selbst zum Alk. Ich müsste es doch eigentlich besser wissen. Das ist es, was mich davon abhält glaube ich. Vielleicht auch so ein Klischeebild des "Alkoholikers"; dass es eigentlich ja nicht gibt, aber doch in meinem Kopf sitzt. Da war mein Vater, der daran qualvoll verstorben ist; und eine Ehe mit Aggressionsausbrüchen,Flucht und so weiter. Das Bild will nicht auf mich passen. Oder, ich sehe mich nicht in diesem Bild.
Ich werde darüber nachdenken. Und möchte schon die Karten auf den Tisch legen.
Mut macht es, dass du Sucht nur als eine von vielen Persönlichkeitsmerkmalen siehst. Das bedeutet ja, dass ich in anderen Bereichen durchaus gut sein kann?

@Bea Angst und Panik beim Einkaufen sind mir ebenfalls sehr gut bekannt; hatte ich aber nun schon lange nicht mehr. Alk im Auto hatte ich nie. Das habe ich auch niemals miteinander verbunden. Außer, wenn man Bachblütennotfalltropfen dazu rechnet. Da ist ja auch Alk drin. Ja, auf diese Weise gehe ich auch mit den Attacken um, es hilft oft. Richtig Sch... finde ich es, wenn ich einige Panikfreie Wochen hatte, alles lief gut, die ganze Welt rund, und dann, aus unerfindlichen Gründen fängt der Mist wieder an. Es ist halt noch viel zu tun und auch Geduld gefragt.

@Miss Rossi Ich habe hier schon öfter gelesen, dass Panik aufhört, wenn der Alkkonsum aufhört. Bei mir leider nicht, aber wenn du deine Angst direkt darauf zurückführst, kann es ja sein, dass es dann auch aufhört. Ich wünsche es dir.

Ich sehe schon, es gibt noch viel zu überdenken. Auch den früheren missbräuchlichen Konsum, wenn es welcher war.
Danke euch erstmal

LG
Leah


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