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Saufnix  
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Dieses Thema hat 55 Antworten
und wurde 8.516 mal aufgerufen
 Arbeitsplatz und Alkoholmißbrauch
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miezegelb Offline




Beiträge: 2.677

26.11.2006 18:23
#31 RE: Alkoholkranke Kollegen Zitat · Antworten

Zitat
Vielleicht trinkt der Abteilungsleiter ja selbst??
Anders kann man sich sein ignorantes Verhalten ja kaum erklären.





Hallo rubby,

ich denke so einfach kannst du dir das nicht machen.

Ich meine heute arbeite ich auch in so einer Firma wie sie der Mattias ungefähr beschrieben hat. Wo das gut geregelt ist.

wo ich damals arbeitete gab es natürlich auch Alkoholverbot, es hat sich blos niemand dran gehalten.

es wurde getrunken mehr oder weniger.

ich ja schließlich auch.

Und Lotte hat es ja auch gut beschrieben.

Der Abteilungsleiter, hat nichts weiter als durch die Blume gesagt - Wir haben Sie auch eine ganze Weile ertragen als sie gesoffen haben und sie arbeiten auch noch immer hier.

wenn er nämlich diese Regeln, die du jetzt für dich einforderst an dir angewendet hätte wärst du drausen un d würdest gar nicht mehr da arbeiten.

Was ich sagen will es geht um das eigene Gewissensproblem dabei.

Ich wäre, selbst wenn ich es gemacht hätte, wohl kaum ernst genommen worden von den anderen Kollegen.

>so was wie vor einem viertel Jahr, ist der jeden tag hier besoffen angekommen und jetzt will er uns Vorschriften machen<

Wie gesagt, ich bin in dieser Situation ganz gut bei mir geblieben, ich hab ein Problem mich hat es nicht gestört das die anderen trinken.

ich wäre nie auf die Idee gekommen von anderen jetzt etwas einzufordern was ich viele jahre selbst gemacht habe.

Wenn das für mich nüchtern ein Problem ist, dann sollte ich durchaus Möglichkeiten finden, wo ich meine Vergangenheit nicht ganz vergesse und die nicht ganz vergessen machen das mich die anderen auch ein ganzes Stück weit besoffen ertragen haben ohne mich auf den Bürgersteig abzusetzen

liebe Grüße
Ramona


Hermine 2 Offline




Beiträge: 3.177

26.11.2006 19:39
#32 RE: Alkoholkranke Kollegen Zitat · Antworten

Moin Ramona,
wieso gehst du davon aus, dass Lotte besoffen bei der arbeit war? Nur weil sie alkoholikerin ist?
Ich habe z.b. abends alleine auf meinem sofa die weinflaschen geleert. Ich war ganz sicher mit fahne vom vorabend unterwegs, u.U. auch mit restalk im blut. Aber getrunken hab ich tagsüber nicht.

Zitat
wenn er nämlich diese Regeln, die du jetzt für dich einforderst an dir angewendet hätte wärst du drausen un d würdest gar nicht mehr da arbeiten.



Und wieso hätte sie ihren job nicht mehr? Nur weil sie alkoholikerin ist?
Vielleicht wäre es ja ganz anders gewesen. Vielleicht hätte sie ja schon ehr aufgehört zu trinken, wenn ihr der chef die alternative von kündigung oder therapie geboten hätte.
Und das mit der gewissensproblematik verstehe ich ehrlich gesagt auch nicht so ganz. Muss ich, weil selbst alkoholikerin, einem anderen gewissen folgen als gesunde?
Oder darf es denn doch das meine eine sein?
Dürfen nasse alkis als kollegen mich nicht stören, weil ich selbst mal nass war? Bedeutet dieses stören, dass ich meine eigene vergangenheit vergesse?
Deiner argumentation verwirrt mich Ramona.
Ich habe für mich gelernt auf meine bedürfnisse zu achten.
Darf ich das bedürfnis, nicht mit trinkenden kollegen arbeiten zu müssen, nun nicht haben? Muss ich es unterdrücken, weil es mir als ehemals nasse nicht zusteht so zu fühlen? Oder soll ich mich eine runde aufs therapiesofa legen, weil ich bei solcher art bedürfnissen/gefühlen davon ausgehen muss, ein eigenes problem auf meine trinkenden kollegen zu übertragen?
Ich darf zwar eine fahne widerlich finden, muss sie aber hinnehmen und ertragen, weil ich selbst mal eine hatte?
Hingenommen hab ich als ich noch getrunken habe Ramona, jetzt mag ich das überhaupt und gar nicht mehr.
Aber vielleicht versteh ich hier ja auch irgendetwas völlig falsch.
Lieben gruss dir
Esther, zerwirrt


miezegelb Offline




Beiträge: 2.677

26.11.2006 20:01
#33 RE: Alkoholkranke Kollegen Zitat · Antworten

Zitat
Ich habe für mich gelernt auf meine bedürfnisse zu achten.





hallo Estermine,

ja das hab ich eben auch.

und mein Bedürfnis war es eben nicht mehr zu trinken.

Die anderen haben dabei erstmalo keine Rolle gespielt.

Ich hatte ein Problem.

Und das mit der gewissensproblematik verstehe ich ehrlich gesagt auch nicht so ganz


...gibts ja warscheinlich sonst würde Lotte ja nicht hier schreiben.

Zitat
Moin Ramona,
wieso gehst du davon aus, dass Lotte besoffen bei der arbeit war?



hab ich niegends geschrieben, Esther.

aber Lotte, hat das geschrieben und hat damit warscheinlich
doch einen gewissenskonflikt.

Zitat
Ein Trinker ist in einem solchen Team eine Schwachstelle, weil nur bedingt teamfähig. Das kenne ich noch aus meiner aktiven Trinkerinnen-Zeit. Meine Launen waren einfach ekelhaft und meine Kollegen hatte da so einiges auszuhalten. Ich hatte dann oft ein schlechtes Gewissen und habe versucht das damit auszugleichen, mehr als andere zu arbeiten und Sonderaufgaben zu übernehmen, damit ich mich nicht völlig unbeliebt mache. Aus dieser Überforderung entstanden dann wieder neue Fehler, die wieder auf das ganze Team zurückfielen




Zitat
Dürfen nasse alkis als kollegen mich nicht stören, weil ich selbst mal nass war? Bedeutet dieses stören, dass ich meine eigene vergangenheit vergesse?



Natürlich dürfen sie das, aber das es stört hat mit hoher Warscheinlichkeit wieder viel mit dir zu tun, das du dich allzu sehr selbst wieder erkennst.

...und da kommt es halt darauf an was für Lösungswege du findest um gut mit deinem Gewissen leben zu können.



liebe Grüße
Ramona


Lotte01 Offline




Beiträge: 514

26.11.2006 20:12
#34 RE: Alkoholkranke Kollegen Zitat · Antworten

Zitat
Was ich sagen will es geht um das eigene Gewissensproblem dabei.



Absolut richtig. Und dahinter steht für mich ganz klar auch die Frage, wie gehe ich denn mit meiner Krankheit um?

Zitat
wenn er nämlich diese Regeln, die du jetzt für dich einforderst an dir angewendet hätte wärst du drausen un d würdest gar nicht mehr da arbeiten.



Möglich. Bin ich nun auf ewig zur Dankbarkeit verpflichtet?

Ich verstehe Dich sehr gut, Ramona. Das ist ja auch mein Dilemma.

Geregelt ist doch duch unsere Betriebsvereinbarung eine ganze Menge. Da ist dieses beschriebene Stufenverfahren. Das kam bei mir nicht zur Anwendung, da wirklich niemand eine Ahnung davon hatte, dass ich getrunken haben. Wirklich niemand, ich habe später extra danach gefragt, weil ich mir das gar nicht vorstellen konnte. Und es war mein Abteilungsleiter der damals als ich ihn davon in Kenntnis setzte, dass ich jetzt für mindestens 3 Monate nicht da sein wäre, da ich Alkoholikerin bin und vor habe eine LZT zu machen, sehr erschüttert war und mir versicherte, dass er nicht den geringsten Verdacht hatte und mich für unheimlich mutig hielt, dass ich ihm davon erzählte. Er war bestürzt und hat sich damals sogar Vorwürfe gemacht, weil er nichts gemerkt hatte. Ich erzählte noch 5 anderen Kollegen damals davon, die ähnlich reagierten. Ich hatte damals einfach keine Lust mehr zu lügen. Natürlich hätte ich mir eine Geschichte ausdenken können, warum ich ein Vierteljahr nicht arbeiten kann. Die hätten mir alle geglaubt, doch ich wollte nicht mehr. Als ich wieder zurück kam und von anderen gefragt wurde, wo ich so lange war, habe ich wahrheitsgemäß geantwortet. Es waren nicht viele, die fragten. Alle waren erschrocken, doch es hat sich natürlich herumgesprochen. Ist nicht schlimm.

Auch ich habe prinzipiell kein Problem damit, wenn andere trinken. Ich bin auch nicht neidisch oder missgünstig. Ich habe auch nicht das Gefühl, das aushalten zu müssen, wenn andere trinken, da ich ja frei entscheiden kann, wenn es mich doch mal stört und Appetit aufkommt, entziehe ich mich dieser Situation. So lebe ich nun 15 Monate und das funktioniert richtig gut. Das ist mein Weg, damit umzugehen.

Mag sein, dass ich da empfindlicher bin, als andere. Aber so bin ich nun mal zur Zeit. Nächstes Jahr um die Zeit vielleicht gar nicht mehr.

Ich will auch nicht missionieren.

Vielleicht gibt es noch mehrere Kollegen, die abhängig sind und ihre Nischen gefunden haben. Sollen sie doch.Sie sind erwachsen. Aber mit zwei Kollegen muss ich zusammen sein und habe nicht die Freiheit, mich ihnen zu entziehen. Das ist genau der Punkt. Warum soll ich mich bei der Arbeit unwohl fühlen und sie nicht? Weil ich als Säuferin nicht das Recht dazu habe?

Ich habe auch keine Lust, co-abhängig daneben zu sitzen und ebenfalls weiter zu deckeln, so wie es bei uns üblich ist. Co-Abhängig, weil ich mir damit schade und den Betroffenen auch. Die Regeln, dieses Stufenverfahren, sind doch gar nicht so schlecht. Der Betroffene bekommt eine Menge Chancen und kann selbst entscheiden, ob am Ende die Straße steht.


Hermine 2 Offline




Beiträge: 3.177

27.11.2006 01:57
#35 RE: Alkoholkranke Kollegen Zitat · Antworten

Moin Lotte,
ich könnte dein gesamtes post mit unterschreiben. Genau so sehe ich es und ich handel ebenso, wenn alk mich stört, dann gehe ich. Missionieren ist auch nicht meins.
Und nur weil ich alkoholikerin bin, werde ich jetzt noch lange nicht zur co!

Moin Ramona

Zitat
und da kommt es halt darauf an was für Lösungswege du findest um gut mit deinem Gewissen leben zu können.



Mir ist deine sicht zu süchtigverständnismoralisch Ramona.
Und ein freifahrtschein nicht ins handeln zu kommen.
Wieso muss ich ein schlechtest gewissen haben, wenn meine firma sich einen trinkenden kollegen herzitiert? Ist solch weiterleiten von fakten jetzt petzen? Wenn ich mit diesem kranken kollegen konfrontiert bin? Nicht wirklich, oder?
Und da kann auch gerne spiegelung drin vorkommen. Das ändert aber nix an der gesamtsituation, dass es schwierig sein kann mit nassen zusammenzuarbeiten. Und wenn dies so ist, dann brauchen ja wohl die nassen auch hilfe. Ob sie sie annehmen ist ja ihre sache. Alles andere ist, wie Lotte ja auch schreibt, deckeln und co verhalten.
Ich kann deine sicht ein stück weit verstehen und denke es ist auch völlig okay, dass du auf die möglichkeit hinweißt, dass Lotte die probleme haben könnte, weil sie selber mal so war. Ich traue der Lotte da durchaus zu, zu differenzieren. Und auch alkis weisen grosse unterschiede auf. Sowohl im persönlichen, als auch im trink verhalten. Spiegeltrinken ist ja nun schon ne härte nummer.
Interessante diskussion übrigens.
Würde sehr gerne mal ein co meinung dazu lesen.
Euch beiden liebe grüße geschickt
Esthermine


miezegelb Offline




Beiträge: 2.677

27.11.2006 08:25
#36 RE: Alkoholkranke Kollegen Zitat · Antworten

Wieso muss ich ein schlechtest gewissen haben, wenn meine firma sich einen trinkenden kollegen herzitiert? Ist solch weiterleiten von fakten jetzt petzen? Wenn ich mit diesem kranken kollegen konfrontiert bin? Nicht wirklich, oder?



Hallo Esthermine,

du musst überhaupt kein schlechtes Gewissen haben.
es geht darum das du eins hast, und das kannst du nicht einfach mal ausschalten. Auch eben mit Recht und Gesetze nicht. Es geht auch eben nicht darum ob das petzen ist oder nicht, sondern wie du eben in Zukunft zufrieden in der Firma
weiterarbeiten kannst.

Das du letztlich recht bekommst ist schon klar und auch das eine oder andere durchsetzen kannst.

Bloß Recht zu bekommen macht dich nicht unbedingt zufriedener. Ich denke mal das Lotte auch weiterhin noch zufrieden in der Firma arbeiten will. und wenn du dich nun letztlich mit allen angefeindet hast, weil in der Firma die Bedingungen einfach nicht gegeben sind. Dann nützt dir dein Recht nicht allzuviel, wenn du morgens auf Arbeit kommst und siehst nur noch lange Gesichter wenn du kommst.


Dürfen nasse alkis als kollegen mich nicht stören, weil ich selbst mal nass war? Bedeutet dieses stören, dass ich meine eigene vergangenheit vergesse?

Zitat
Darf ich das bedürfnis, nicht mit trinkenden kollegen arbeiten zu müssen, nun nicht haben?



...mich haben die halt nicht gestört, weil ich mal nicht davon ausgegangen bin das andere nun einen Beitrag leisten müssen um das ich Zufrieden bin.
Die Erwartungshaltung an andere hat ich nun mal gar nicht erst.

Ich hab ja vorher schon da gearbeitet und hab mit gesoffen, warum sollt ich anehmen das die jetzt wegen mir aufhören

Das hat auch nix erstmal mit Co- Abhängigkeit zu tun, es ist ja eher Co- Abhängig wenn dir nun dauernd die anderen Alkoholiker die noch trinken im Kopf rumschwirren, als wenn davon deine Entscheidung ohne Alkohol zufrieden zu leben abhängig wäre oder die erstmal einen Beitrag leisen sollen das du glücklich wirst.

Mir waren mal der Rest der Alkohol trinkenden schlichtweg egal, das hatte einfach nix mit mir zu tun.
Ich hatte selbst genug Probleme, die nach dem Alkohl kamen.


Natürlich kannst du auf Arbeit das eine oder andere durchsetzen aber das es dich stört

Denn dahinter ist doch schon wieder bissel versteckt, wenn die anderen noch trinken kann ich nicht zufrieden leben.


Das es dich oder andere stört, das kannst du vieleicht in der Firma abstellen,(aber eben nicht überall) aber ansonsten liegen die Ursachen bei dir, dich beschäftigt halt der Alkohol wo er dir begegnet er hat noch eine Bedeutung irgendwie in deinem Leben.

Und das hat was mit dir zu tun mein ich und nicht mit den anderen.



liebe Grüße
Ramona

[ Editiert von miezegelb am 27.11.06 8:27 ]


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

27.11.2006 08:40
#37 RE: Alkoholkranke Kollegen Zitat · Antworten

Hi Lotte,

an Deiner Stelle würde ich mir kein moralisches Problem daraus machen, wenn ich einen Arbeitsplatz einfordere, an dem ich nicht mit trinkenden Kollegen konfrontiert werde.

Die Tatsache, daß Alkohol am Arbeitsplatz weder die Qualität der Arbeit noch das Betriebsklima verbessert, hat ja damit, daß Du selbst mal getrunken hast, gar nix zu tun. Und selbst wenn - dadurch, daß Du selbst Mist gebaut hast, wird der Mist der anderen trotzdem nicht besser.

Ansonsten schreibst Du, daß in Eurem Betrieb eigentlich sehr wenig getrunken wird. Gibts da keine Möglichkeit für Dich, es so zu deichseln - oder offen zu fordern - daß Du mit nicht-trinkenden Kollegen zusammenarbeiten und -sitzen kannst? Dann ziehst Du halt nochmal um oder wechselst das Projekt nochmal, was wäre da so schlimm dran?


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

27.11.2006 09:01
#38 RE: Alkoholkranke Kollegen Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von miezegelb

Das es dich oder andere stört, das kannst du vieleicht in der Firma abstellen,(aber eben nicht überall) aber ansonsten liegen die Ursachen bei dir, dich beschäftigt halt der Alkohol wo er dir begegnet er hat noch eine Bedeutung irgendwie in deinem Leben.



ich tret Dir zwar ungern auf die Füsse, Ramona, aber wenn ich mich bei der Arbeit auf jemanden verlassen muss, auf den ich mich aus alkoholischen Gründen nicht verlassen kann, dann find ich die Feststellung, daß Alkohol irgendeine Bedeutung in meinem Leben hat, etwas trivial.

Es gibt einfach Jobs, da klebt man ziemlich dicht aufeinander, und da wird auch die Teamleistung bewertet, das heisst, wenn ein Teamkollege Mist baut oder nicht fertig wird, oder ne gemeinsame Entwicklung hat dann Schwachstellen...dann krieg ich selbst auch einen Anschiss oder Abstriche an der Prämie. Und das wirkt sich dann durchaus auf mein Wohlbefinden aus.

Du kennst ja den Spruch vom schwächsten Glied einer Kette, denke ich, und an dieser Stelle kann sich durchaus ein trinkender Kollege befinden.

der minitiger


miezegelb Offline




Beiträge: 2.677

27.11.2006 09:17
#39 RE: Alkoholkranke Kollegen Zitat · Antworten



Zitat
ich tret Dir zwar ungern auf die Füsse, Ramona,



ach immerzu minidischer

Zitat
Du kennst ja den Spruch vom schwächsten Glied einer Kette, denke ich, und an dieser Stelle kann sich durchaus ein trinkender Kollege befinden.




...das ist ja richtig minidischer, das Gewissensproblem von dem hier die Rede war erwächst ja daheraus das " du" auch mal das schwächste Glied in der kette warst und die anderen "mitgespielt" haben. Und du dann in einer Position kommst wo du nicht gerade gute karten hast den anderen gegen das Schienbein zu treten.

Zitat
ich tret Dir zwar ungern auf die Füsse, Ramona, aber wenn ich mich bei der Arbeit auf jemanden verlassen muss, auf den ich mich aus alkoholischen Gründen nicht verlassen kann, dann find ich die Feststellung, daß Alkohol irgendeine Bedeutung in meinem Leben hat, etwas trivial.



Ja gut so eine Arbeit hat ich damals nicht, und wie gesagt für die anderen hat ich echt keinen Blick zu dem Zeitpunkt.
Bei meinen Problemen nach dem Alkohol hat der Blick einfach nur bis zu den eigenen Schuhspitzen gereicht. Irgendwelche Auseinandersetzungen mit anderen hätten mir gerade noch gefehlt sozusagen

liebe Grüße
Ramona


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

27.11.2006 09:32
#40 RE: Alkoholkranke Kollegen Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von miezegelb
das Gewissensproblem von dem hier die Rede war erwächst ja daheraus das " du" auch mal das schwächste Glied in der kette warst und die anderen "mitgespielt" haben. Und du dann in einer Position kommst wo du nicht gerade gute karten hast den anderen gegen das Schienbein zu treten.



da würd ich mal sagen, die anderen haben mein Spiel auf ihre eigene Verantwortung mitgespielt, wenn es denn so war.

Und ich mein, wenn ich nur mal zu Illustration den Schauplatz wechsle - ich kann schon mal schuldhaft einen Verkehrsunfall verursacht haben, deswegen kann ich das nächste Mal trotzdem unschuldig sein, und da würde es niemand falsch finden, wenn ich da auch mein Recht fordere. Und wenn ich da verarscht werde, fordere ich nach, das ist das Normalste auf der Welt.

Dafür, daß ich selbst getrunken habe, hab ich die Rechnung bezahlt, aber die Zeche des anderen muss ich doch nicht auch noch bezahlen. Verstehst Du, was ich meine?

der minitiger


Lotte01 Offline




Beiträge: 514

27.11.2006 09:36
#41 RE: Alkoholkranke Kollegen Zitat · Antworten

Guten Morgen minitiger,

als ich Deinen ersten Post von heut früh hier gelesen habe, musste ich doch lachen. Auf dem Weg zu Arbeit habe ich mir überlegt, nun paß bloß auf Lotte und mach aus Deinem Problem nicht noch ein moralisches Problem!

Danke!

Deine Einschätzung was die Teamarbeit angeht, trifft auch den Nagel auf den Kopf. Richtig. Mehr fällt mir auch dazu nicht ein.

Ich wollte noch kurz etwas schreiben, warum ich damals so in die Offensive gegangen und meinem Chef und einigen ausgewählten Kollegen von meiner Erkrankung erzählt habe. So geschrieben wie das in meinem Post steht, kommt nämlich der Eindruck auf, als wäre ich unheimlich stark und selbtbewußt gewesen. Zu diesem Zeitpunkt war ich das allerdings überhaupt nicht. Ein Häufchen Elend, mit einer völlig verzerrten Wahrnehmung von sich selbst, dass sich einfach nur dafür entschieden hat, zu leben.

Die Motivation warum jemand schließlich mit dem Trinken aufhört ist doch ganz unterschiedlich. Meine war ganz einfach zu überleben. Bevor ich fast auf allen Vieren zu meinem Arzt bin und ihn um Hilfe anflehte, weil ich nicht mehr trinken wollte, war ich kurz davor mich umzubringen. Das Hochhaus war schon ausgesucht, das Dach inspiziert. Es ist das Haus, in dem ich auch arbeite. Die Vorbereitungen liefen seit Monaten oder Wochen. Ich weiß nicht mehr genau. Mir fehlte die Kraft zum Leben, doch dabei wollte ich eigentlich so gern meine Kinder noch aufwachsen sehen, mit meinen Enkeln spielen und mich wieder verlieben. Es war glaube ich, der reine Überlebenswille der mich dazu führte, zu erkennen, dass ich bevor ich Leben kann und die Ursache für meine Depressionen zu erkennen und meine Depressionen in den Griff bekommen kann, unbedingt meine Sucht in den Griff bekommen muss. Darauf konzentrierte ich mich schließlich und dem habe ich alles untergeordnet. Das gab mir auch den Mut und die Kraft, offen zu sagen, ich bin Alkoholikerin und brauche Unterstützung, damit ich trocken bleibe und leben kann. Nicht mehr und nicht weniger. Von meinen Selbstmordabsichten weiss in der Firma auch niemand. Sehr wenige Menschen wissen davon. Das ist auch gut so.

In meiner Wahrnehmung habe ich nicht das Problem, dass ich im Gegensatz zu den meisten Menschen, nicht mit Alkohol umgehen kann, sondern dass Trinken für mich einfach tödlich ist, weil ich nicht ausschließen kann, dass sich dadurch meine Depressionen wieder so verschlimmern, dass ich tatsächlich vom Hochhaus springe.

Das muss jetzt alles auch niemand wirklich verstehen und nachvollziehen können. In die Offensive zu gehen, war auch gefährlich, ich hatte zwar die Hoffnung, dass mir Verständnis entgegengebracht wurde, doch ich konnte es nicht wissen. Letztendlich konnte allerdings nichts schlimmer sein, als ständig diese Lebensmüdigkeit zu spüren und Pläne für das eigene Sterben zu machen.

Ich musste es auch erzählen, um aus dem Schichtdienst herauszukommen. Es wäre mir sonst nicht möglich gewesen, mitunter jeden Abend eine SHG aufzusuchen. Außerdem habe ich damals noch einen Beruf ausgeübt, der in verdunkelten Räumen ausgeführt wurde, ohne tagsüber Tageslicht zu bekommen und Pausen oftmals gestrichen wurden und die Schichten oftmals 10 h Stunden lang waren. Das war für mich einfach mal nicht mehr möglich.

Das war mein Antrieb. Der ist es noch heut.


miezegelb Offline




Beiträge: 2.677

27.11.2006 09:39
#42 RE: Alkoholkranke Kollegen Zitat · Antworten

Zitat
Dafür, daß ich selbst getrunken habe, hab ich die Rechnung bezahlt, aber die Zeche des anderen muss ich doch nicht auch noch bezahlen. Verstehst Du, was ich meine?






....verstehen tue ich das, vorallem heute.

Aber damals, als ich gerade aufgehört habe aber damals als ich gerade aufgehört habe war ich jemand mit einem ganz
migrigen Selbstwert, der eben nicht in der Lage war sich so zu behaupten, durchzusetzen und seine Interessen zu vertreten.

Ich musste mich auch erst entwickeln, warten bis ich fähig war solche Auseinandersetzungen zu führen.

Es hing praktisch wieder mit mir und meiner Trinkerei zusammen.

Weisste was ich meine

liebe Grüße
Ramona


miezegelb Offline




Beiträge: 2.677

27.11.2006 09:43
#43 RE: Alkoholkranke Kollegen Zitat · Antworten

Zitat
Ich musste mich auch erst entwickeln, warten bis ich fähig war solche Auseinandersetzungen zu führen.





...deshalb musst ich erstmal weitestgehenst bei mir bleiben und den Rest links liegen lassen.

liebe Grüße
Ramona


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

27.11.2006 10:02
#44 RE: Alkoholkranke Kollegen Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von miezegelb


Aber damals, als ich gerade aufgehört habe aber damals als ich gerade aufgehört habe war ich jemand mit einem ganz
migrigen Selbstwert, der eben nicht in der Lage war sich so zu behaupten, durchzusetzen und seine Interessen zu vertreten.

Ich musste mich auch erst entwickeln, warten bis ich fähig war solche Auseinandersetzungen zu führen.

Es hing praktisch wieder mit mir und meiner Trinkerei zusammen.

Weisste was ich meine

liebe Grüße
Ramona



ich glaube, ich weiss, was Du meinst, auch wenn das bei mir ein bissel anders war. Die meiste Zeit war ich ja ein sehr aktiver Trinker, will sagen ich wollte das so und hab das auch lautstark vertreten, hatte aber auch soweit die Kontrolle, daß ich beim Arbeiten eben nicht getrunken habe, insofern hat das an meinem Selbstbewusstsein wenig gekratzt.

Gut, über den Kontrollverlust musste ich schon auch mal nachdenken, es hat mir schon was ausgemacht, daß auch ich das nicht mehr steuern konnte, aber es war halt nicht so, daß ich mich jahrelang geschämt habe. Es war einfach die logische Konsequenz draus, daß ich lange gern und viel konsumiert habe.

der minitiger


miezegelb Offline




Beiträge: 2.677

27.11.2006 14:21
#45 RE: Alkoholkranke Kollegen Zitat · Antworten




...dazu wäre vieleicht noch zu sagen, das meine Alkohlkrankheit als solche nie irgendwie Mittelpunkt in meinem Leben war oder eine besondere Wichtigkeit hatte.

Ich wusste das ich nix mehr trinken konnte, es war nun mal Schluss und damit und ich hab mich um die probleme gekümmert die damit zusammenhängen, warum ich denn soviel gesoffen hab.

und als mir dann Schritt für Schritt besser ging, hat mir auch nix mehr gefehlt.

Ich hab das nie so als Mittelpunkt gesehen, das ich nun Krank bin und besondere Rücksichten brauch.

Es war halt Schluss mit Alkohol und das wars dann auch die Zusammenhänge um Sucht kam dann später mit dem leben.

Zu dem Zeitpunkt hat mich das alles weniger interessiert.

liebe Grüße
Ramona


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