Ich kenne das auch Seele. Bei mir ist es eine Mischung von Ärger auf alles und einen Zorn gegen alles, jeden und mich selbst. Am schlimmsten ist es, wenn mir die Menschen auf den Sack gehen. Immer taucht einer auf, wenn ich meine Ruhe will, sogar wenn ich mich auf dem Ko verkrieche rüttelt einer an der Tür. Immer kommt grad dann einer von rechts. Immer wenn ich komme, schaltet die Ampel auf rot, immer wenn ich mich entscheide doch noch schnell ein bisschen Gemüse zu kaufen, wollen alle anderen partout auch an dieses Fach...und und und. Ich dachte schon ich habe was an der Glocke, aber offenbar geht es nicht nur mir so.
Ich habe mir sagen lassen, dass die oft mit Überlastung zu tun hat. Sprich, ich brauche dringend eine Pause und vielleicht etwas zu essen und zu trinken.
Anders verhält es sich mit Stimmungsschwankungen. Nachdem ich den Thread von "polar Rolf" gelesen habe, fragte ich auch einmal in unserer Gruppe, bzw. bei unserer Sucht-Ärztin nach, ob ich zuletzt nicht auch so eine Depression hätte. Nein, habe ich nicht. Gott sei Dank. Aber durch die über lange Jahre gefrönte Sucht, kann ein deftiges Tief durchaus normal sein. Da heißt es für mich jetzt einfach (wenn es nur so einfach wäre! ) Kopfkino ausschalten und mich auf etwas gutes besinnen. Ich mache es mir schön, ich denke darüber nach wie gut es mir nun doch geht, freue mich über die gewonnene Freiheit von der Sucht, mache Entspannung oder ein heißes Bad, telefoniere mit jemanden, oder schau mir einfach einen aufheiternten Film an.
Hallo Toni, das hilft mir sicher erstmal über die nächste Zeit, wenn ich mir vorstelle, dass morgen der bessere Tag ist. Einen Versuch ist es allemal wert. Ich hoffe Du hast heute einen von den guten Tagen und wünsche Dir immer mehr davon. LG Seele
Hallo Andy, ja, in Deiner Beschreibung finde ich mich auch wieder. Zumindest habe ich selbst das Gefühl, dass man "absichtlich" meine Bedürfnisse nach Ruhe o.ä. übersieht, so empfinde ich das in dem Moment jedenfalls. Aber ich wäre doch dafür zuständig, klar zu machen, was ich jetzt möchte, oder? Was macht Seele stattdessen? Sorgt wieder gut für Andere. Und wird ihr das bewusst, bekommt sie eine Mortz-Wut auf alles, am meißten auf sich selbst.
Das ist etwas, das muß ich noch lernen: mich auf etwas Gutes besinnen, mir selbst mal etwas Gutes tun und sei es nur ein schönes entspannendes Bad. Selbst dabei stehe ich heute unter Strom und führe mir schon wieder meine nächsten Aufgaben vor Augen, die unbedingt noch erledigt werden müssen. Hüpfe dann sofort aus meiner so geliebten Wanne und weiter geht`s. Wer hält das auf Dauer durch? LG seele
mir ging es genauso. Allerdings war ich weniger gereizt. Ich hatte Depressionen und vom 2. bis zum 4/5 Monat war für mich die bisher schlimmste Zeit...
Obwohl es mir sau schlecht ging, empfinde ich diese Zeit jetzt als sehr wertvoll. Ich habe diese Zeit überstanden/überlebt also schaffe ich auch alles andere
hallo Seele, nach 4 Wochen kann es auch eine ganz normale alkoholisch bedingte Krise sein - 'Leber an Großhirn, wo bleibt mein Schnaps?'. Ich war ja Gamma-Typ, also alle 4 Wochen usw., meiune Krise trat nach genau 3 Zyclen ein, übelster Sorte, so wie plötzlich ohne Verstand. Aber nicht so wie Laune. Wenn es denn eine Krise sein sollte, dann geht diese auch binnen kurz wieder weg. Positiv finde ich, dass dir dein Zustand überhaupt als dramatisch wuselig auffällt. Grüßle Max
Diese "zyklische Wiederkehr" kenne ich auch. Während meiner ersten Therapie waren es genau drei Monate, als meine Test-Heimfahrt statt fand. Ich hatte mich regelrecht gesträubt gagegen. Und dann kam das Disaster.
Seit zwei Jahren spüre ich von diesem Rhythmus nichts mehr.
Dann kommt auch noch hinzu, dass wir November haben. Die Tage werden kürzer und selbst tagsüber wird es nicht mehr richtig hell, weil die dicken Wolken keinen Sonnenstrahl mehr durch lassen. Von der Kälte ganz zu schweigen.
Nun ist ja bekannt, dass es sehr viele Menschen gibt, die an einer Winterdepression leiden, ohne eine Ahnung davon zu haben.
Wer kann, fliegt in den Süden, um den Sommer zu verlängern und bald fängt die Skisaison an, die doch auch dazu benutzt wird, Sonne zu tanken, weil diese die Serotonin-Produktion anregt.
Dieses Jahr höre ich mal auf den dringenden Rat meiner Therapeutin und teile mir meine Energien in der dunklen Jahreszeit ein. Keine großen Anstrengungen, wie z.B. Wohnungsrenovierung oder Umzug, keine Blitzdiäten, keine traurigen Filme oder Bücher, oder Artikel lesen, die nur meine Grübelsucht am leben erhalten, keine Grundsatz-Problem-Lösungsdebatten, keine Schummer-Kerzen-Beleuchtung, sondern das große Licht anmachen und sowie doch mal die Sonne hervor kommt, schnell raus ohne Sonnenbrille umd ganz viel davon aufnehmen.
Hallo Seele, so wie Du, oder z.B. auch Andy, es beschreibt, kenne ich es auch nur zu gut von mir. Auch zyklisch, eventuell hormon- abhängig, fühle ich mich regelmäßig überfordert und genau dann scheinen die "Aufgaben" um mich herum bis in´s Unendliche zu wachsen und jeder roten Ampel oder auch der pupsenden Fliege könnte ich trotzig den Hals umdrehen...
Bin oft ungerecht in dieser Zeit und habe mir angewöhnt, bei den ersten Anzeichen mindestens einen Gang zurückzu- schalten, mir eine Nische zu suchen, zu schauen, worum´s hier wirklich geht oder was mir jetzt gut täte und es durchzusetzen, daß ich z.B. Ruhe für mich möchte.
Proritäten setzen und nicht andere für die eigenen schlechten Gefühle verantwortlich machen.
ich bin sicher, du überstehst das und zwar ohne. Daran kannst du dich nun gut üben und festigen.
Ich bin kein Spiegeltrinker gewesen, hatte auch nie mehr Druck nach dem Trockenlegen, aber es gab genug Herausforderungen, die ich vorher nicht überstanden hätte ohne Alk.
Da hab ich dann immer zu mir gesagt: 'Schau, das wär nun so eine Sachlage, bei der du saufen musstest früher und diesmal geht es ohne vorbei. Toll.'
Das war zwar Eigenlob, aber mir egal ob der stank (wie der Volksmund so sagt: Eigenlob stinkt). Hauptsache es war keine Alkohholfahne.
Recht hast du! Alkohol stinkt mit Sicherheit, bei Eigenlob ist mir noch nie etwas in die Nase gestiegen. Ok, wenn man es übertreibt, steigt einem vielleicht etwas zu Kopf. Aber das ist bei Alkohol auch wiederum schlimmer, als bei Eigenlob.
Womit sich der Kreis wieder schließt.
Ich denke heute, dass es mir besser ergangen wäre, wenn ich mich einfach öfter toll gefunden hätte und mich auch gelobt hätte. Denn so manches, was ich geleistet habe, war toll und heute steh ich dazu und kann es auch sagen, auch wenn's immer noch hin und wieder schwerfällt. Es ist halt nicht leicht, diese alten Glaubenssätze abzulegen, aber es geht. Schritt für Schritt...und es tut soooo gut!
Ich halte meine Gefühle aus und lasse sie raus, denn nur so kann ich lernen sie anzunehmen. Sie gehören nun mal zu mir und ich sage mir immer, das sie mir im Grunde genommen nichts anhaben können. Sie werden mich nicht umbringen. Sie sind da und ich nehme sie an.
Heute ist mir auch bewußt, das es in meiner ersten abstinenten Zeit, die Angst in mir war. Dieses Spannungsfeld, welches sich da in mir aufgebaut hat und dieser Druck in mir,den kenne ich ja nur zu gut und vor allem was bei der Explosion passierte. Ich habe es zugeschüttet.
Im Prinzip habe ich mir da selbst nicht getraut. Ich hatte Angst das nicht auszuhalten. Aber es geht, Du lernst damit umzugehen und vor allem wird es besser, da Du Dich und Deine Gefühle kennen lernst und diese auch anfängst zu verstehen.
Deswegen zitiere ich hier nochmal Maja, da ich mich dem anschliesse:
ZitatObwohl es mir sau schlecht ging, empfinde ich diese Zeit jetzt als sehr wertvoll. Ich habe diese Zeit überstanden/überlebt also schaffe ich auch alles andere
Am Anfang war alles noch so durcheinander im Kopf und ich wußte nicht, wo ich anfangen sollte und habe mir damit teilweise noch mehr Druck geschaffen. Deshalb finde ich es wichtig, gerade in der ersten alkoholfreien Zeit, diese Schwankungen bzw. die Launen erstmal auszuhalten. Das braucht alles seine Zeit bis es klarer wird.
Hallo Seele und vielleicht noch als tip: wenn du schon gassi gehst - geh ein bißchen schneller. blutdruck steigt, dir wirds warm und wärmer, vielleicht schaffst du es in einen leichten trab. das kurbelt die glückshormon-produktion an, streß wird abgebaut und alles sieht schon nicht mehr so grau aus.
mir fällt es auch manchmal schwer die gefühle auszuhalten die mich manchmal schlagartig überfallen. dann bestimmen ängste meine gefühle. ich seh mich dem unausweichlichen elend und der einsamkeit ausgeliefert. mittlerweise verspühre ich tatsächlich erleichterung wenn es vorbei ist. so nach und nach fallen da lasten von mir ab. ich will sie gar nicht weiter definieren. es spühre nur das es leichter wird mit der zeit weil ich weiß daß es auch heilsam ist die gefühle anzunehmen. wenn ich früher meine depressieven suffexesse zelebrierte und dabei rotz und wasser heuelte dachte ich auch das es was mit kartasis zu tun hätte...welch ein irrtum !
Hallo zusammen, erstmal ganz lieben Dank für Eure Antworten.
Seit gestern Abend geht es mir nun wesentlich besser, gott sei dank! Habe mich gestern entschieden, zu einem Meditationsabend zu gehen und der tat mir unglaublich gut. Keine stille Meditation, sondern Bewegungsmeditation, was mir ein richtiges Auspauern ermöglichte, ich spürte unglaublich viel Lebendigkeit, die ja auch in mir steckt. Danach fühlte ich mich wie neu geboren, keine Spur mehr von Frust, Aggression o.ä.. Aber das Beste ist......ich habe diesen sehr unangenehmen Zustand der letzten Tage nüchtern "ausgehalten" und das macht mich heute unglaublich stolz. Wäre mir vor gar nicht all zu langer Zeit noch nicht gelungen. Diese Tatsache läßt mich Luftsprünge machen und gibt mir Kraft für`s nächste Mal, wenn vielleicht wieder solche dunklen Tage auftreten. Ich weiß jetzt, ich schaffe das auch ohne Alkohol, das haben mir diese Tage gezeigt und von daher war es doch eine wertvolle Zeit.
Viele Eurer Ratschläge sind mir im Gedächnis geblieben und ich kann sie ja auch immer nachlesen. Also nochmal danke dafür. LG Seele
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und vielleicht etwas zu essen und zu trinken. 
